Wer weiß schon, was der Erzählerin in diesem halben Jahr wirklich geschah. Die junge Frau, die noch nicht einmal ihren Namen verrät, tischt uns eine Geschichte nach der anderen auf. Nur eins scheint klar: Sie hat Mann und Tochter für ihren Geliebten verlassen und nun zerbricht sie daran. Der Spiegel, den sie sich erzählend vorhält, scheint in Stücke gesprungen und in jeder Scherbe schillert eine andere Version. Trauer, Verlassenheit, Angst und Wut lassen sie die Welt als Apokalypse des Schmerzes erleben … Als dieser provokante wie hochliterarische Klagegesang erschien, rief er in Israel wütende Empörung hervor. Erst jetzt, fast 30 Jahre später, scheint endlich die Zeit reif für dieses frühe literarische Meisterwerk einer Weltautorin.
She has an MA in Bible studies and works as a literary editor at Keshet publishing house. On January 29, 2004, when she was returning to her home in Rehavia, Jerusalem, after taking her child to kindergarten, a Palestinian suicide bomber blew up a city bus as she was passing by. It took her four months to recover from her injuries. Shalev is married to Ayal Megged, son of Aharon Megged.
Shalev has published four novels, a book of poetry and a children's book. Her novels Love Life and Husband and Wife have received critical acclaim both in Israel and abroad. They have been translated into 21 languages and were bestsellers in several countries. Shalev has been awarded the Book Publishers' Association's Gold and Platinum Prizes, the German Corine Book Award (2001), the French Amphi Award, and the ACUM prize three times (1997, 2003, 2005). Husband and Wife was also nominated for the French Femina prize (2002), and is included in the French Fnac list of the 200 Best Books of the Decade.
wow, krass... Ein endloses wirres Gedankenkarussell. Man begreift, worum es hier geht, auch ohne Handlung. Ich habe es ganz gerne gelesen, weil es so irre und dennoch poetisch ist. Es hätte aber viel kürzer sein müssen.
Prätentiös, so die vernichtende Kritik einer Freundin, der ich begeistert den Roman empfohlen habe. Ich weiß genau, was sie damit meint. Kunstkacke, könnte man vereinfacht diesem experimentellen Text abstempeln. Dass er bei mir voll ins Schwarze getroffen hat, dass dieser überspannte Tag(alp)traum mich erreicht, liegt wohl vor allem an der intensiven, eher lyrischen als erzählenden Sprache und der surrealen Anmutung der geschilderten Situationen. Eine junge Ehefrau und Mutter hat einen Geliebten. Die Familie scheitert, auch die Beziehung zum Geliebten hat keine Chance mehr. Die Ich-Erzählerin mit den wechselnden Vornamen taucht ab in ein Gedankenkarussel: Was ist passiert? Warum? Wer trägt die Schuld? Wer bin ich? Wie kann ich, wie will ich weiterleben und wie ergeht es den anderen: Meinem mann, meinem Kind, Freunden … ? All diese Überlegungen überführt die Autorin in starke, oft rätselhafte Szenen, ein verbogenes Wunderland, schrullige Dialoge, eine Handlung, die vielmehr einer Traumlogik als realistischem Geschehen folgt. Ich war beim Lesen staunend gefesselt, auch wenn sich die ästetischen Kniffe im letzten Drittel etwas abnutzen.
„Jeder kann doch schließlich pfeifen, sag ich mir jetzt, als er wie ein seliger Erpel davonwackelt, jeder kann lieben, sich scheiden lassen, kann morgens aufstehen, Zöpfe flechten, den Fernseher anschalten, Honig lecken. Was also stimmt nicht mit mir? Ich pflückte einen Apfel und setzte mich unter den Baum. Schon lang hab ich mir nicht mehr eine so schwierige Frage gestellt. Das Wichtigste sind die Eltern, erin. nere ich mich. Wenn deine Eltern dich deformiert haben, bist du deform. Wenn sie dich fertiggemacht haben, bist du fertig. Wenn sie dich gekocht haben, bist du gekocht, wenn sie dich geschrumpft haben, bist du schrumpf. Wenn sie dich aufgeblasen haben, bist du eine Blase. Wenn sie dich engeln, bist du Engelchen. Wer, verdammt noch mal, hat ihnen diese Macht gegeben? Als du klein warst, waren sie um dich herum. Jetzt, wo du groß bist, hocken sie dir in der Seele. Du wirst sie nie mehr los. Andererseits, sage ich mir, erklärt das auch gar nichts. Jeder hat doch Eltern, was also stimmt nicht mit mir?“
Keine Ahnung, wie ich dieses Buch bewerten soll. Eine Aneinanderreihung von konfusen Traumsequenzen, in die man alles und nichts interpretieren kann. Ich musste sehr oft lachen, aber eigentlich ist es immer traurig. Verwirrend.
In ihrem Erstlingswerk versammelt Zeruya Shalev ungeordnet und wirr in einem literarischen Flickenteppich und wilden Bewusstseinsstrom all die Themen, die sie in ihren späteren Romanen genial und sprachmächtig ausleuchtet, etwa die Frage, was Familie ist und ausmacht. Das liest sich in "Nicht ich" zuweilen anstrengend, wird Shalev-Fans aber nicht abschrecken, weil die Autorin hier ihre großen Prosawerke vorbereitet.
Mag die Autorin sonst sehr, aber das Erstlingswerk kann man kaum lesen. Sehr wirr - da lieber mit späteren einsteigen, bevor man die Freude an ihrem Schreiben verliert.
Ich bin eine begeisterte Shalev Leserin. Ihre Sprache, ihre Kultur und die Art, wie sie das Leben von Frauen beschreibt, macht mir Freude beim Lesen. Dieses, ihr erstes, Buch habe ich nicht verstanden. Es ist in einer Art Fiebertraum-Gedankenstromtechnik verfasst. Sprache, Denken und Emotionen sind bis an den Rand der Verstehbarkeit getrieben worden. Ein Roman als abstraktes Gemälde in grellen Farben, mit wilden Formen. Muttersein, Frausein, Geliebtesein, Tochtersein, Geschiedenesein wirbeln in einem psychotischen Tanz in einer dystopischen Welt. Fast kommt es mir vor, als hätte sie aus den seelischen Zutaten all ihrer Romane eine für mich ungenießbare Speise zubereitet.
Eine verworrene und kreative Erzählung. Es bleibt eine Vielzahl an Fragen!
**** Worum geht es? **** Die Autorin berichtet von ihrem Leben, den Anfängen und dem emotionalen Chaos in dem sie nun steckt, ihrem Leben als Mutter und Ehefrau. Sie berichtet von ihrer Unzufriedenheit und dem wankelmütigen Entschluss sich scheiden zu lassen. Sie wird begleitet von Verlustängsten, dem Gefühl langsam vor sich hin zu sterben und den zertrümmerten Erwartungen in der Kindheit.
**** Mein Eindruck **** Eine Erzählung die polarisiert und ich kann tatsächlich beide Pole nachvollziehen. Ist die Erzählung verwirrend? Ja, mir war häufig nicht mehr bewusst wo oben und unten ist, wo ich anfange und aufhöre. Ich denke aber auch, dass es genau das ist, was die Autorin auslösen möchte. Ich konnte mit ihr mitfühlen, dies ermöglichte mir ihr bildlicher Schreibstil ohne Wenn und Aber. Ist die Erzählung ein literarisches Kunstwerk? Ja, ich habe eine Vielzahl fantastischer Sätze markiert, die für sich ein ganzes Buch darstellen. Ist es Zeit für die 30 Jahre alte Geschichte? Ja, denn die Autorin war ihrer Zeit damals mehr als voraus und spiegelt mit ihrer Wortwahl und der Thematik ein Gefühl wieder, dass auch heute noch viele Menschen begleitet und bewegt. Lässt sich diese Thematik einfach von der Hand lesen? Nein, und ich glaube genau da fängt ein Kunstwerk an Lesende abzuschrecken oder eben auch zu begeistern. Mich konnte der Stil abholen und ins Staunen versetzen, allerdings bleiben für mich auch einige Szenen ungeklärt. Hierfür hätte ich mir ein klar formuliertes Nachwort fürs Verständnis gewünscht.
**** Empfehlung? **** Wem empfehle ich das Buch? Einer offenen Leserschaft, die sich mit einem Buch auf der Metaebene befassen möchte. Lesende, die die Botschaft in der Verwirrung erkennen und literarische Kunst zu schätzen wissen. Das ist kein einfaches Werk, jemand der ein Buch rein genießen möchte, sollte hier wohl die Finger von lassen.
Ein Buch wie ein Schrei, ein Wimmern, Ausdruck unendlichen Leids. Der Verlust ihrer Familie macht der Ich-Erzählerin zu schaffen. Kann sich ein Mensch so irren? Auf diesen verheerenden Irrtum kann nur verheerendes Leid folgen. Alle diese schönen Erinnerungen an den Ehemann und die kleine Tochter kehren sich ins Gegenteil um. Das Leben als dunkelgraue undefinierbare Masse.
Man muss sich extra drauf einlassen, also richtig Es war auf jeden Fall nicht, was ich erwartet habe (glaube keine erwartet auch das) aber wenn man sich auf die Absurdität einlässt und die Symbolik und Metapher wahrnimmt ist es richtig gut