Vier Tage vor dem Höhepunkt des Sommers, dort, wo sich Louis Arthur Schongauer, einst düsterer Deutscher in Hollywood-Filmen, nach dem Tod seiner Frau zurückgezogen hat. Jetzt will er nur noch mit seiner Hündin leben, inmitten alter Oliven oberhalb des Gardasees. Doch dann strandet eine Reisebloggerin beim Wenden in seiner Zufahrt, und am nächsten Tag erwartet er eine Autorin, die ihn mit einem Porträt aus der Vergessenheit holen will: zwei Frauen mit Gespür für die Wunden in seinem Leben. Umso wichtiger wird ihm nun sein Tier, für das es nur ein Hier und Jetzt gibt … In Bodo Kirchhoffs neuem Roman geht es um die Sehnsucht nach dem Menschen, der uns erkennt, und die Abgründe, die sich auftun, wenn wir dieser Sehnsucht folgen.
Geboren 1948 in Hamburg; 1955 Umzug der Eltern in den Schwarzwald – ein Kulturschock. Ab 1959, nach Scheidung der Eltern, in einem christlichen Internat am Bodensee, auch ein Schock. Dort 1968 das Abitur gemacht, danach Ausbilder beim Militär und anschließend Eisverkäufer in Amerika.
Viele seiner zahlreichen Romane beschäftigen sich mit der Organisation von Intimität, etwa der Freundschaftsroman "Eros und Asche“ oder die Paar- und Liebesromane "Wo das Meer beginnt" und zuletzt sein großartiges Meisterwerk "Die Liebe in groben Zügen". Ein Roman unter anderem über „die unstillbare Sehnsucht nach Liebe: die einzige schwere Krankheit, mit der man alt werden kann, sogar gemeinsam“, den ein Kritiker als ein Liebesbrevier für Fortgeschrittene bezeichnete. Im Herbst 2014 erschien sein Roman "Verlangen und Melancholie“ und wurde von der Kritik einhellig als großes Werk gefeiert.
Dem Tode nochmal von der Schippe gehüpft, oder wie jemand nach dem letzten Strohhalm greift und nicht daneben. Schaurig-kitschig verstörendes Lehrstück.
Selbstzerfleischende männliche Protagonisten kennt die Gegenwartsliteratur zuhauf: bspw. Michel Houellebeq in „Vernichten“; Heinz Strunk in „Ein Sommer in Niendorf“; Emmanuel Carrère in „Yoga“. Bodo Kirchhoffs „Seit er sein Leben mit einem Tier teilt“ schlägt in dieselbe Kerbe:
[…] um sein Bereuen für neue Fragen zu nutzen, führt dazu, dass er Zeit braucht für eine Antwort, erst seinen Atem regulieren muss, um nicht zu schnaufen nach jedem Wort. Ich glaube, in meiner Nähe fühlt man die Möglichkeit des eigenen Scheiterns, sagt er nach einer Weile. Und zieht sich entweder bald zurück oder rennt dagegen an.
Rahmenhandlung: Louis Arthur Schongauer lebt nach seiner Karriere als Nebendarsteller, zumeist als Nazi in Hollywoodfilmen, in einem beschaulichen Haus in Italien, verwitwet, nachdem seine Frau Magda, berühmte Fotografin, beim Schwimmen im Meer ums Leben gekommen ist. Eines Tages erreicht ihn die Anfrage von Almut, einer Journalistin, die über ihn ein Porträt verfassen will. Wie es der Zufall so möchte, verreckt auf seinem Grundstück am Tag von Almuts Besuch das Wohnmobil einer jungen Reisebloggerin, deren Mutter Lilly, eine Talkshow-Masterin, bald auch noch dazustößt. Schongauers junge Hündin Ascha weiß plötzlich kaum noch ein und aus und hängt sich an die Reisebloggerin, während Schongauer sich nach und nach seinen romantischen Gefühlen zu Almut hingibt:
Alles ist vorläufig, man glaubt nur lange, es sei anders. Auch der Stent, den er voriges Jahr bekam, ist nicht der Weisheit letzter Schluss, nur ein Plastikröhrchen, das für eine Weile das Schlimmste verhindert. Almut könnte seine Tochter sein, aber er stellt sich vor, dass auch er sie verrückt macht, womit, das bleibt fraglich. Was weiß er schon über Frauen und die Liebe, was weiß er überhaupt – der Pizzicollo ist genau tausendfünfhundert Meter hoch. Der See ist dreihundertfünfundvierzig Meter tief. Er wird morgen fünfundsiebzig.
Schongauers Herz schlägt schwer. Die Schritte schmerzen und seine Einsamkeit auch. Wortkarg wie sein Nebendarsteller-Dasein gibt er Almut kaum etwas an die Hand. Er antwortet nicht. Er schafft es nicht, sich zu öffnen. Er bleibt, sexuell geladen, kommunikativ gehemmt und rudert um das eigene Begehren, bis es nur noch allzu offensichtlich wird. Sein Glück: Er sieht gut aus. Und noch mehr Glück: Almuts Ehe befindet sich in einer Krise. Ihr Ehemann schläft mit einer jüngeren, warum also, hofft Schongauer, sie nicht auch mit einem älteren?
Kirchhoffs Sprache „Seit er sein Leben mit einem Tier teilt“ bleibt durchweg zäh, widerborstig. Die ersten fünfzehn Kapiteln ziehen sich. Erst Lilly, die Talkshow-Masterin, bringt wirklich Schwung in die Abendgesellschaft. Sie trinkt zu viel, redet sich um Kopf und Kragen, aber lebt intensiv, offensiv, voller Sehnsucht und Selbstreflexion. Das beständige Schnaufen, Keuchen Schongauers deutet auf den drohenden Herzinfarkt hin. Doch je länger der Text gereicht, sich Schongauers Leben erschöpft, desto mehr kulminiert das Buch in eine kaum fassliche Intensität, die überraschenderweise selbst atemlos stimmt.
Wir sind allein, sagt sie, und etwas beruhigt sich in ihm, er könnte kaum angeben, was, nur dass sein Grauen vor dem Winter nachlässt, den er noch einmal erleben könnte, aber eigentlich vor dem, der er nachts im Winter ist, wenn er nach einem Körper greift, den es nicht gibt, und stattdessen sein Tier umarmt.
In „Seit er sein Leben mit einem Tier teilt“ geht es schlichtweg ums große Ganze, wo keine Lügen mehr helfen, kein schönes Nebendarsteller-Gesicht darüber hinwegtäuscht, dass da eine Leere und ein Nichts prangen, wo einst Leben gewesen ist. Schmerzhaft, brutal, radikal graben sich die Gedanken Schongauers in die Nichtwirklichkeit und den nahenden Tod, der ihn zu unvorhergesehenen Maßnahmen zwingt. In der Komposition, in der Dramaturgie schwer zu ertragen, nichtsdestotrotz überzeugend, ein Mahnmal, eine Warnung, ein Wink mit dem Zaunpfahl, Leben mit Leben, nicht mit Tod und Entschuldigungen zu begegnen. Heftig.
PS. Kleine Veränderung der Bewertung durch die längere Besprechung und Vergegenwärtigung. Der Roman von Kirchhoff benötigt einfach zu lange, um aus der Hüfte zu kommen. Das Ende bleibt nichtsdestotrotz beeindruckend.
Kirchhoff hat hier ein beeindruckendes Kammerspiel zwischen einem alten Mann und zwei Frauen unterschiedlicher Generationen geschrieben. Hervorragende Figurenzeichnung sowohl der jungen Frida als auch der 40erin Almut, des alten Schauspielers (der im Mittelpunkt des Geschehens steht) und seiner Hündin Ascha (ja, auch eine Hündin kann zu einer literarischen Figur werden). Ich glaube 3 Tage im Leben des Einsamen am Gardasee, mit allen Facetten der sogenannten Liebe ausgefüllt, des Begehrens und des Versagens wie auch mit der sentimentalen Erfahrung des Alterns und Alleinseins. Ich kann es als Lektüre empfehlen.
To, co Bodo Kirchhoff wyprawia tutaj z narracją, to rzecz wyjątkowa. Nie chciałam czytać tej książki, ale przyszła do mnie, wbrew obawom, że będzie to jedna z wielu tych książek, w których stary, biały mężczyzna z uprzywilejowanej klasy opowiada o zmierzchu swojego świata, ale to nie tak. Owszem, jest to nostalgiczne rozliczenie się z własną przeszłością, ale to co mnie najbardziej rozwaliło i zachwyciło jednocześnie, to hymn o stosunku człowieka do jego zwierzęcia. I jeszcze jedno: jeśli nigdy nie byliście nad jeziorem Garda, a w najbliższym czasie nie będziecie mogli odbyć podróży do tego miejsca, przeczytajcie tę książkę. To jest istna teleportacja TAM.
Ich mag ja ruhige Bücher in denen nicht viel passiert und die von Charakteren und Dialogen leben und dafür ist dieser Roman eigentlich ein gutes Beispiel. Ich fand hier einige Gespräche interessant und die Figuren gut gezeichnet.
Allerdings kam beim Lesen auch viel Frust auf: über die Schlussfolgerungen, die hier gezogene wollen, über die Weigerungen der Figuren, über etwas reden zu wollen, die dann aber prompt mit freigibigen Informationen ignoriert werden, über die Anmaßungen, mit denen Fragen gestellt und Mutmaßungen übereinander angestellt werden. Almut und Schongauer bestätigen sich gegenseitig eben nur eine Lebensansicht, die mir hier als zu allgemein, als die eine Wahrheit, dargestellt wird, und nicht nur als zwei Menschen, die zufällig ähnliches erlebt haben. Bei Frida und ihrer Mutter gibt es dann mehr Diskurs, wenn auch hier mit Frustpotenzial. Zusätzlich kommt mir das titelgebene Leben mit Tier zu kurz.
Daneben gibt es aber teils sehr gute Sätze und Ideen, die irgendetwas erfassen, was mit mir resoniert, obwohl diese Figuren so weit von mir als Person weg sind. Ich finde die Charaktere sehr glaubhaft und greifbar - echte Menschen sind nunmal auch frustrierend - außerdem fand ich den Stil sehr stimmig. Allerdings war das Buch einfach nicht packend, die Gespräche nicht durchgängig faszinierend genug, um den Frust auszugleichen. Manche Szenen waren für mich einfach ein bisschen langweilig.
Kein schlechtes Buch, aber mich konnte es nicht erreichen.
Ein passendes Buch für den Urlaub mit sehr malerisch beschriebenen Landschaften. Ich finde, es liest sich recht leicht. Jedoch fehlte mir der enge Bezug zu "seinem Tier". Bei diesem Titel hätte ich mir eine umschweifendere Beschreibung über das Zusammenleben mit einem Hund gewünscht und nicht nur, dass der Hund ab und zu, zwar auch herzlich aber dennoch zu oberflächlich, erwähnt wird. Ein anderer Titel hätte vermutlich besser gepasst, da es sich hauptsächlich mit der Vergangenheit und den vergangenen Beziehungen des L.A. Schongauers befasst.
„Vier Tage vor dem Höhepunkt des Sommers, dort, wo sich Louis Arthur Schongauer, einst düsterer Deutscher in Hollywood-Filmen, nach dem Tod seiner Frau zurückgezogen hat. Jetzt will er nur noch mit seiner Hündin leben, inmitten alter Oliven oberhalb des Gardasees. Doch dann strandet eine Reisebloggerin beim Wenden in seiner Zufahrt, und am nächsten Tag erwartet er eine Autorin, die ihn mit einem Porträt aus der Vergessenheit holen will: zwei Frauen mit Gespür für die Wunden in seinem Leben. Umso wichtiger wird ihm nun sein Tier, für das es nur ein Hier und Jetzt gibt …“
Als Hundebesitzer kennt man den wunderschönen Spruch „…Der Hund blieb mir im Sturme treu, der Mensch nichtmal im Winde“ (F. v. Assisi) und irgendwie geht es auch unserem Protagonisten Louis Arthur Schongauer so. Nach dem extremen Schicksalsschlag will er nur noch allein sein mit seinem Vierbeiner. Man kann es verstehen. Die Zeilen von Autor Bodo Kirchoff gehen tief unter die Haut und bewegen tief im Herzen. Louis bleibt aber nicht lange allein. Die beiden Bekanntschaften, Frida und Almut, bringen gewisse Abwechslung in sein Leben aber dennoch kann niemand seine Schmerzen über den Verlust heilen. Überhaupt, Kirchoffs Worte und sein Ausdruck sind wieder ausnahmslos feinfühlig, tiefgründig und hier und da an den passenden Stellen philosophisch. Man kommt beim lesen nicht drumherum sich selbst in Louis‘ Lage zu versetzen. Seine Hündin stets an der Seite. Seelentröster ohne Worte aber dafür mit viel Fell und einer Aura, wie sie nur eben Hunde haben. Da hilft kein Mensch, da hilft nur das Tier. Die beiden Damen indes bohren in Louis‘ Wunden. Das geht mal gut, mal tut es schmerzlich weh. Verständlich. Aber er ist nicht allein. Sein vierbeiniger treuer Begleiter empfindet den Verlust womöglich anders, vielleicht auch gar nicht, vielleicht spürt er nur wie Herrchen leidet. Keiner weiß es genau. Der Hund lebt im Hier und Jetzt und daran kann man sich eigentlich nur ein Beispiel nehmen. Nur ist der Weg zu dieser Einsicht, raus aus der Vergangenheit schwer, sehr steinig aber vielleicht doch machbar. Und dann kommen noch die alten Erinnerungen aus Hollywood, an die Filme, an die Stars und Sternchen…Kirchoffs Geschichte war ein Genuss an Leseunterhaltung. Kein normaler Roman, keine normalen Protagonisten und keine normale Situation werden hier beleuchtet. Und genau so ungewöhnlich groß und herausragend ist Kirchoffs Wortwahl und Ausdruck. Wahrlich ausdrucksstark und stets bestimmend. Das Ungewisse und jenes was wir nicht hervorsehen können, reißt uns gewaltig aus der Bahn aber genau dann liegt es an uns weiter zu leben, weiter zu existieren. Gerne auch mit Hilfe auf vier Pfoten oder Menschen die es gut mit uns meinen. Fazit: Ein absolutes Highlight gleich zu Beginn des Jahres 2024, welches ich mit viel Genuss gelesen habe, selbstredend stets mit meinem treuen vierbeinigen Begleiter an meiner Seite. 5 Sterne hierfür.
Faszinierend an diesem Buch ist insbesondere die verknappende und verdichtende Sprache Bodo Kirchhoffs. Da ist kein Wort, kein Satz zu viel. Der alternde Protagonist wird von gleich zwei deutlich jüngeren Frauen gezwungen, auf sein Leben zurückzublicken, ohne dass dies so richtig gelingen mag. Am Ende stehen Abschied und Verzweiflung über ein kaum gelungenes Leben, das viele Fragen offen lässt.
Dieses Buch wollte ich langsam lesen, damit der Genuss andauert. Es ist der Schreibstil, der fasziniert. Egal ob es eine Handlung gibt und wie spannend oder wenig spannend sie ist. Wahre Schreibkunst!
Leider nicht mein Buch. Ein alternder Schauspieler (dem Schriftsteller wohl nicht unähnlich), alleinlebend mit seinem Hund, blüht nochmals auf, als zwei Frauen in sein Leben treten. Einerseits viel Selbstreflexion, anderseits jedoch sehr viel Tragik. Dennoch sprachlich überzeugend.
Dichter Roman, der sich vor allem den ewigen Themen Tod und Liebe widmet. Oberflächlich betrachtet geht es darum, dass das Suchen (und Finden) der Liebe trotz vieler Verluste auch im Alter nicht aufhört. Im Buch beschrieben am Beispiel des Protagonisten und ehemaligen Schauspielers Louis Arthur Schongauer, der nach dem Tod seiner Frau wie ein Eremit an den Hängen des Gardasees lebt. Dort sieht er sich dann mit den teils unerwartetem Besuch konfrontiert und er muss sich kurz vor einem fünfundsiebzigsten Geburtstag seinem bisherigen Leben und seinen zukünftigen Wünschen stellen.
Etwas künstlich fand ich die Exposition des Romans. Eigentlich ist Schongauer ein etwas abgehalfterter, in sich gekehrter Einsiedler mit verblasstem Ruhm, von dem eigentlich niemand mehr etwas wissen will, außer sein Haustier, eine Hündin. Doch dann tauchen plötzlich drei Frauen auf, sie sich alle brennend für ihn und sein Leben interessieren: eine unerwartet, aufgrund einer Autopanne direkt, Anfang 20, in einer ganz anderen Welt lebend als der Protagonist. Eine angekündigt, eine Autorin, die ein Portrait über den früher leidlich bekannten Darsteller schreiben will, auch deutlich jünger als Schongauer. Und dann noch die Mutter der jungen Reisenden mit Autopanne, eine extrovertiert, ja eher sogar egozentrische Persönlichkeit.
Für viel vergangene Lebenserlebnisse ist also gesorgt, und die sind besonders im Fall von Schongauer tragisch, starb doch seine Frau bei einem Badeunfall vor seinen Augen und eine ehemalige Geliebte durch Selbstmord. Auch die drei anwesenden Frauen haben natürlich eine reiche Vita, die vor allem durch das Verschwinden von Liebe beim Scheitern einer Ehe gekennzeichnet ist. Das Buch ist dann in weiten Teilen auch fast wie ein Kammerspiel, das im kleinen Häuschen Schongauers mit Blick auf den See spielt.
Neben dem Tod und der Liebe befasst sich Kirchhoff auch sehr stark mit den Themen Körperlichkeit und Seele. Letztere gesteht er fast eher seiner geliebten Hündin zu, bei Menschen ist er sich da nicht so sicher. Beziehungsweise ist er unsicher, wie nahe sich menschliche Seelen überhaupt kommen können. Das Streben nach körperlicher Nähe ist beim fast Fünfundsiebzigjährigen auf jeden Fall noch da, und so will er eigentlich von Anfang an mit seiner Interviewerin intim werden, während ihn mit der jungen reisenden eine platonische Zuneigung verbindet. Und bei allem fragt sich der herzkranke Mann immer, wie viel Zeit ihm eigentlich noch bleibt und was es in seinem Leben denn überhaupt noch Neues geben kann.
Man sieht: Hier sind einige Themen verpackt, und dem Autor gelingt die Behandlung all dieser Punkte sehr gut, nicht selten auch mit einer Prise Ironie, trotz des eher tragischen Grundtenors. Manchmal ist das Buch traurig, aber nie selbstmitleidig oder sentimental. Ein Urteil fällt Kirchhoff nicht und vermittelt auch keine Moral der Geschichte, außer vielleicht dass der Mensch eben lebt, solange er lebt, mit all seinen Sehnsüchten und Trieben. Insgesamt ein sehr starker, konzentrierter Roman, in dem kaum ein Satz zu viel ist.
Das Buch ist jetzt eh schon kein Titel, den ich mir im Laden angeschaut hätte, aber als Buchflüsterer habe ich darauf keinen Einfluss. Doch es ist nicht der Titel, der mich am meisten gestört hat. Der Autor setzt auf fehlende wörtliche Rede. Davon Leben jedoch Geschichten. Es hat dementsprechend nicht lange gedauert, bis mich genau dieser Aspekt total nervte. Ich finde es einfach anstrengend, komme einfach nicht an die Figuren heran und ja, ich war mehrfach davor, das Buch abzubrechen. Nach 50 Seiten habe ich es tatsächlich getan, denn ich habe mich echt unwohl gefühlt.
Eine seltsame Geschichte eines seltsamen Mannes in seltsamer Sprache erzählt. Berührend und abstoßend zugleich. Man sollte Thomas Mann mögen, sonst wird man sich schwer tun beim lesen.
"Eine Liebe fängt an, wenn wir das Glück, das jemand in uns auslöst, nicht länger in Schacht halten. Und wann endet sie? Wenn das Peinliche, das in jeder Liebe steckt, keine Rolle mehr spielt [...]."
Schongauer ist ein gealterter Schauspieler, für mehr als kleine Nebenrollen als Nazi hat es in Hollywood nie gereicht. Seine mittlerweile verstorbene Frau Magda hat es da zu mehr gebracht - sie war eine bekannte Tierfotografin. Nach ihrem Tod zog Schongauer an den Hang eines Bergers, irgendwo bei Verona. Wozu, das weiß er selbst nicht genau. Fern von alten Freunden und Kontakten, nur mit einer Hündin als Gesellschaft, verbringt der über Siebzigjährige hier seine Tage. Womit und warum - das bleibt lange im Unklaren. Als sich eine Almut Stein, Autorin, ankündigt, ein Porträt über Schongauer zu verfassen, bekommt der Alte so viel Besuch, wie schon lange nicht mehr. Denn am Abend vor der Anreise der Stein strandet auch noch die vierundzwanzigjährige Reisebloggerin Frieda mit ihrem Wohnmobil auf seinem Grundstück., Beide Frauen bleiben mehrere Tage bei ihm und verändern - jede auf ihre Art - Schongauers Blick auf sein Leben und seine Vergangenheit.
In "Seit er sein Leben mit einem Tier teilt" greift Kirchhoff bekannte Motive seiner (erfolgreichen) Vorgängerromane auf: Es geht - zumindest indirekt - um gescheiterte Beziehungen und Ehen. Almut lässt er an einer Stelle sogar darauf verweisen, dass lange Ehen und die Evolution nicht miteinander vereinbar sind. Außerdem finden sich die Elemente des Roadtrips, der Frauenbekanntschaft, die alles durcheinanderwirbelt, des einsamen Mannes und natürlich Italien als Schauplatz auch in diesem Buch. Stellenweise erinnert der Roman stark an die Novelle "Widerfahrnis". Schongauer ähnelt deren Protagonisten in gewisser Weise, In Kirchhoffs neuem Buch lassen sich einige starke, eindrückliche Szenen finden. So zum Beispiel das Unwetter, das kurz vor Mariä Himmelfahrt den Hang heimsucht. Oft erzählt der Autor so, als habe er eine Kamera dabei, und beschreibe dem Leser die Bilder, die er schießt - passend zum Beruf von Schongauers Frau.
Auf der anderen Seite ist der Roman aber seltsam ziellos, streifend, ohne wirklich anzukommen. Geht es um die Aufarbeitung der Vergangenheit, der Frage nach einer gescheiterten Existenz? Geht es um Schuld, die man auf sich lädt - durch Versuchungen, den man nicht widerstehen kann (darauf deuten zumindest die vielen Anspielungen auf italienische Kunstwerke hin)? Oder handelt der Roman von später Liebe? Vom gemocht werden, trotz allem? Durch diese Ziellosigkeit entstehen, gerade gegen Ende, einige Längen. Vielleicht hätte dem Roman etwas mehr Fokus gutgetan.
Obwohl es in "Seit er sein Leben mit einem Tier teilt" - anders als der Titel vermuten lässt - nicht an Frauenfiguren mangelt, ist die Melancholoie des Protagonisten doch sehr präsent. Unterstrichen wird das durch die fast durchweg negativ gezeichneten Frauenfiguren. Zwar ist die fürsorgliche Frieda mir von Anfang an sympathisch - allerdings erfüllt sie für L. A. Schongauer eher eine care-Funktion, geht einkaufen, kümmert sich um seinen Hund und erinnert ihn an eine alte Liebschaft, die böse endete. Almut hingegen ist dem Leser über weite Strecken des Buches unsympathisch, wird als EIndringling wahrgenommen und beschrieben. Dass sich Schongauer irgendwann ernsthaft für sie zu interessieren beginnt, bekommt der Leser erst verspätet mit. Denn diese Symapathie übernimmt der Erzähler nicht - und erhält damit eine merkwürdige Distanz. Besonders negativ ist dann noch Friedas Mutter gezeichent, eine Fernsehmoderatorin, die ebenfalls ein unerfülltes Privatleben in jeder Hinsicht führt. Ihr Auftauchen ist für mich nur in Teilen klar, hat sie doch für die eigentliche Handlung allenfalls die Funktion, eines der Motive zu spiegeln.
Insgesamt lässt Kirchoffs Roman viele Fragezeichen zurück. Ohne Frage ist das Werk sprachlich wieder ansprechend gestaltet und macht alleine deshalb Freude. Inhaltlich werden hier allerdings zu viele Themen angeschnitten.
Schauplatz des neuen Romans von Bodo Kirchhoff ist, wie schon in "Widerfahrnis" und in "Die Liebe in groben Zügen", Italien, dieses Mal Italien oberhalb des Gardasees, ein Haus von Olivenbäumen und Steinmauern umgeben mit Blick auf den See. Hierhin hat sich L. A. Schongauer, fast 75 Jahre alt und verwitwet, zurückgezogen. Einzige Mitbewohnerin ist seine junge Hündin.
Es ist Hochsommer, kurz vor Ferragosto, dem 15. August, ein wichtiger Feiertag in Italien, der heißeste Tag des Jahres und Wendepunkt des Sommers zum Herbst hin. Die 24 jährige Reisebloggerin Frida strandet mit ihrem Wohnmobil in der Auffahrt zum Haus Schongauers und muß tagelang auf die Reparatur des fahruntüchtigen Fahrzeugs warten. Fast zeitgleich erwartet Schongauer die 49jährige Almut Stein, eine Autorin, der er eher unwillig ein Interview zugesagt hat.
Schongauer bezeichnet sich selbst als knochigen Mann , älter als alt. Er, ein ehemaliger und eher unbekannter Filmschauspieler Hollywoods, möchte eigentlich nur seine Ruhe haben, zusammen mit seiner Hündin, einziger lebender Bezugspunkt nach dem tragischen Tod seiner Frau, einer berühmten Tierfotografin.
Diese erwünschte Ruhe wird gestört durch die zwei Besucherinnen, die im Verlauf des Romans immer mehr von Schongauer "erwünscht" sind und ihn aus seiner Einsamkeit aufschrecken. Schongauer öffnet sich den beiden Frauen, insbesondere der Autorin Almut Stein, die ein Porträt über ihn plant und der er peu a peu seine Lebensgeschichte erzählt. Einst der attraktive Deutsche, der in Hollywood nur als Nebendarsteller böse Nazischergen darstellen durfte und seine erste große Liebe tragisch verlor, als er zum einzigen Mal den "Guten" in einem Film darstellen konnte. Seine zweite große Liebe, die berühmte Tierfotografin, befreite ihn von dem ungeliebten Job des "bösen Nazidarstellers". Jetzt, als Witwer, ist seine Hündin, so scheint es, die letzte Liebe seines Lebens.
Was mir an diesem Roman wieder sehr gefallen hat, war die Art, wie Kirchhoff die typische Atmosphäre dieser wunderschönen Region Italiens beschreibt. Die Hitze des Hochsommers kurz vor dem Gewitter, "drückende Luft wie in Treibhäusern für empfindliche Pflanzen"; das Geräusch der Zikaden; die Vegetation aus Oliven- und Feigenbäumen, Zypressen, Rosmarin, Oleander; der stille See; eine Bootsfahrt zu einer einsam gelegenen Badestelle kurz vor den Felsen; Wetterleuchten und abrupter Wetterumschwung mit Sturm und Hagel.
Der Roman ist voller Symbolik, z. B. das fast verlassenen Herrenhaus eines Grafen am Seeufer, sogar vom Weltall aus sichtbar, im Dunkel liegend, ein Totenreich. Die bildhafte Sprache ist melancholisch, teilweise philosophisch. Schongauer betrachtet, ausgelöst durch die Fragen Fridas und vor allem Almuts, rückblickend sein Leben. "Ein dumpfes Gefühl, dass etwas fehlt, etwas verpaßt zu haben im Leben, von dem man nur ahnt, dass es existiert ?": eine Frage die Almut aufwirft. Aber am liebsten würde Schongauer wie seine Hündin im Augenblick leben, losgelöst von der Vergangenheit nur noch sein pures Dasein wahrnehmen.
Gegen Ende hatte der Roman einige Längen. Dennoch entfaltet er einen Lesesog, will der Leser doch endlich wissen, wie es mit dem alternden, von Herzschmerzen geplagten Protagonisten und seinem geliebten Tier weitergeht. Trotz des Sturms in der Mitte der Geschichte ist dies ein leiser Roman, schwermütig, altersweise und dennoch nicht hoffnungslos.
Es gibt einen Unterschied zwischen bewussten und unbewussten Aspekten von Büchern, die meine getroffene Auswahl beeinflussen. İch habe nie ein größeres Haustier als einen Goldfisch besessen und stelle mir oft vor, einen großen wuscheligen Hund an meiner Seite zu haben. Generell fühle ich mich in der Gegenwart von Tieren wohler, zeige meine Bewunderung aber nicht in Form von Streicheleinheiten und möglichst viel Körperkontakt nach außen. Wenn ich die Tierliebe anderer beobachte, fühlt sie sich wie ein warmer, weicher und haariger Zufluchtsort an.
"Seit er sein Leben mit einem Tier teilt" von Bodo Kirchhoff versprach auf den ersten Blick sofort, diese innige Beziehung zum eigenen Haustier ausloten. Tatsächlich nimmt Hündin Ascha die Rolle einer Gefährtin im Leben des ehemaligen Schauspielers L. A. Schongauer ein. Dieser lebt zurückgezogen auf einem steilen Pfad nahe der schönen Seen in Norditalien, einem beliebten Tourist:innenort für Deutsche und Europäer, besonders junge, alleinstehende Frauen. Zwei dieser Frauen, Frida, eine junge rebellierende Reisebloggerin aus gutbürgerlichen Verhältnissen und die mäßig erfolgreiche Journalistin Astrid, verbringen aufgrund persönlicher Umstände einige ereignisreiche Tage mit Schongauer. Die Ereignisse dieser Tage sind für meinen Geschmack zu zäh erzählt, da sich die Charaktere eher gegenseitig aufreiben als annähern und durchgehend eine kalte Distanz bestehen bleibt. Schongauer unternimmt eine malerisch schöne Bootsfahrt mit der Journalistin, die sich als Psychoduell zwischen den beiden entpuppt. Alle bereits existierenden und entstehenden Beziehungen haben etwas Obsessives, nur Aschas Präsenz bringt Ruhe in die Handlung. Schongauer hat jahrelang kleinere Nazirollen in Hollywood-Produktionen gespielt. Wir treffen einen vereinsamten alten Mann an, nachdem die Tierfotografin Magda, seine exzentrische Frau, während eines möglicherweise eigens verursachten Badeunfalls stirbt.
Es kommt nicht selten vor, dass mehr oder weniger berühmten Menschen kurz vor oder nach ihrem Tod eine letzte aufmerksame Geste in Form einer Biografie, eines Nachrufs gewidmet wird. Schongauer legt nur zögerlich den von Astrid geforderten Seelenstriptease hin, nachdem er das Gleiche von ihr, zunächst aus Trotz, dann als Gegenleistung, danach als umständliche Annäherung abverlangt. Liebe wird hier nie als Liebe transportiert, sondern als Obsession und Abhängigkeit.
Die so entstehende Charakterstudie über Schongauer ist interessant zu lesen. Der Zustand unüberwindbarer Einsamkeit und sein konsequenter Umgang damit hallen nach dem Lesen auf jeden Fall nach. Schongauer weiß manchmal nicht, wie er mit seinen Besucher:innen umgehen soll. Das liegt nicht nur am hohen Altersunterschied, sondern auch seinem Eremiten-Dasein. Fun Fact, seine einzige Nicht-Nazi-Filmrolle war die des Apostels Paulus, ich mochte die Metapher. Yes, letztendlich handelt es sich bei Schongauer um einen "old white man" (wie der Autor dieses Buches). Es ist auf den ersten Blick nicht fair, jemanden so zu reduzieren. Hinter dieser Bezeichnung steckt der Diskurs, welcher ausdrücklich will, wer und warum Mann sich dazu befähigt fühlt, Macht auszuüben und sexistische Verhaltensweisen zu verharmlosen. Auch Schongauer führte in der Vergangenheit eine nicht-altersgerechte asymmetrische Beziehung mit dramatischem Ausgang. Sein Vermögen jedoch besteht aus dem Erbe seiner Frau. Somit hat es Kirchhoff meiner Meinung nach geschafft, einen ausgewogenen Hauptcharakter zu schaffen.
Wenn euch der Plot catcht, lohnt sich das Lesen. Ansonsten Finger weg, I guess :) 3,5 (aufgerundet)
Ein großartiges, spätes Buch, ganz im Präsens erzählt, eindringlich und einfach in seiner Handlung und in der verlorenen Präsenz seiner Figuren. Es sind in diesem Buch vor allem Frauen, nach der niederschmetternden Männer-Bilanz von NACHTDIEBE, der Novelle davor. Und ein Mann, ehemaliger Nazi-Nebendarsteller mit gutem Aussehen und eindringlichem Blick, im Alter des Autors, der in einem Haus an einem Hang zum Gardasee lebt mit einer Hündin, an der Grenzlinie zwischen höchster Präsenz und daran vorbeilaufender Erinnerungen. Er wird 75. Jeder Satz in diesem Roman ist eine Welt, das Geschehen gleitet zwischen den Beistrichen, die Szenen laufen über klare Schnitte zusammen: Vergangenheit und Gegenwart, Wunsch und Hemmung, Körper und Sprache, Herz und Schmerz, letzteres wörtlich genommen, aber auch als Anklang an Schlager, die diesen Reim weniger kardiologisch angehen. Beim jungen Kirchhoff waren die Schnitte klar und einfach, beim späten sind es die Ränder, die um die Schnitte herum bloßgelegt werden. Selbst die schönsten und einfachsten Stellen sind wie von der „Grausamkeit des Augenblicks“ freigelegte Wundränder, „tatsächlich stürzen ihm die Dinge entgegen, im Grunde schon unabwendbar. Das Verhängnis ist ebenso selbstverständlich wie seine Verkennung, in jedem Satz werden die Abstände zwischen den Geschehnissen kürzer und d(r)inglicher, bis zu den unvermeidlichen Lösungen. Und gleichzeitig geschieht alles in großer Ruhe und unaufgeregter Geduld, fast Duldung.
„Er“ - L.A. Schongauer - hat sich nach dem Tod seiner Frau mit seiner Hündin „Asha“ - die er tatsächlich mehr tot als lebendig aus einem Aschehaufen gerettet hat - auf sein Anwesenden inmitten alter Olivenbäume, oberhalb des Gardasees zurück gezogen… Seine Mutter, eine Deutsche wurde von seinem Vater, einem amerikanischen GI verlassen und war als alleinerziehende Mutter überfordert. Seinen Lebensunterhalt verdiente er als Kleindarsteller bärbeißiger Nazinebenrollen in diversen Hollywoodfilmen. Die Ruhe, die er in seinem Häuschen fernab der Touristenströme erhofft und sucht wird sehr nachhaltig gestört als eine junge Reisebloggerin mit ihren Wohnmobil bei ihm strandet. Als sich dann auch noch eine Journalistin, die vom Alter her seine Tochter sein könnte, anmeldet, um Nachforschungen über sein Leben anzustellen, über das sie schreiben möchte, ist so halt gar nichts mehr mit Ruhe und Einsamkeit…
Nicht nur die Episoden aus seinen Leben, auch die höchst interessanten Biographien der beiden Frauen machen Spaß. Ich mag Kirchoffs Art zu schreiben und zu fabulieren - er versteht es meisterhaft zu fesseln, auch ohne großer action… Ein bisschen schmunzeln musste ich schon, über den Satz von Adam Soboczynski im letzten Literarischen Quartett: „Es ist einer der besten Romane, in denen so gut wie gar nichts passiert…“ Es ist es eine Liebesgeschichte genauso wie ein Buch über das BuchSterben und noch so viel mehr…
„Er weiß nicht, was in ihr vorgeht, er weiß oder spürt im Moment nur, dass zwei Menschen mehr Stille verbreiten, als einer.“ 😍
„…die die wir lieben, sind unsere Geiseln, hat sie zu ihm gesagt, aber ich will auch nicht, dass du mich freigibst. Also liebe mich weiter und verzeih mir.“ 😍
Auch wenn ich ziemlich verliebt in seine Art und Weise Geschichten zu erzählen bin, ist es jetzt erstmal genug von alten Männern die auf ihr Leben zurück blicken…😉
Sehr schönes ruhiges Buch um einen alten Herrn, der am Gardasee in seinem Häuschen mit einem Hund lebt. Er wartet auf eine Journalistin, die ihn interviewen will und bekommt Besuch von einer jungen Frau mit ihrem Wohnmobil, das kaputt geht.
Sprachlich fand ich das so so toll, thematisch bin ich etwas ratlos zurück geblieben. Was ich absolut und vollkommen unterschreibe: man sollte das Leben mit einem Tier teilen.🐶
Vielleicht lese ich es noch einmal, dieses neue Buch von Bodo Kirchhoff, das mich so berührt hat wie keins seiner anderen… Es geht ums Altern, um Liebe, um Beziehungen, da ist der Gardasee und dieses Tier… alles in allem wunderschön, tiefgründig und sprachlich wie immer unübertroffen.
Ein Buch, das mit Dialogen ohne direkte Rede auskommt. Hier habe ich meist mehrere Seiten überblättern können und der Geschichte trotzdem folgen können.
Ähnlich der ‚Widerfahrnis‘ … Alter Mann trifft auf jüngere Frau, Frau trifft auf Mann .. Hier auf zwei, eine jung, im Wohnmobil in der Welt unterwegs, bloggend und, weil verfahren, vor seinem Grundstück strandend, die andere älter, Autorin, die über ihn, als Schauspieler fast ausschließlich in Nebenrollen den Nazi spielend, einen Artikel über sein Leben, seine Schauspielerei und den Tod seiner Frau schreiben möchte. Beide Frauen sind mir zunächst unsympathisch, denn fast jede an den Mann gerichtete Frage/Bemerkung enthält unterschwellig eine negative Unterstellung.
Schongauer, der nach dem Tod seiner Frau alleine und zurückgezogen, nur mit Ascha, seiner Hündin, an seiner Seite, am Gardasee lebt, verbringt die nächsten Tage mit den beiden Frauen. Und, na klar, er und Almut, die Autorin, entwickeln leise Gefühle füreinander. Absehbar und daher etwas langweilig. Letztendlich trennen sich die Wege, Fridas Automobil ist repariert, die Reise geht weiter. Schongauer, weil das Herz krank ist, übergibt Ascha in Fridas Hände und Almut, nach einem Stelldichein mit Schongauer, reist ebenfalls ab. Ohne Spannungsbogen, alltäglich, unspektakulär … Wort- und detailverliebt, ähnlich ‚Widerfahrnis‘ … Haste dies gelesen, haste das gelesen. Naja …