Abelshauser shows how German history after 1945 was shaped by economic developments - some rooted in political decisions, some determined by markets and international entanglements. And hey, people who think that economic questions are boring: You are part of the market yourselves!
Wirtschaftsgeschichte ist ein Nischenhobby. Man muss die eigene Geschichte verstehen, um die Gegenwart zu verstehen und zu gestalten. Die große Überraschung war für mich, in diesem Detail zu lesen, wie sehr die USA Deutschland halfen, das zu werden, was wir sind. Der Marshallplan bedeutete weniger materielle Hilfe als politische Rahmenbedingungen, die europäische Integration verwandelte uns vom Objekt der Besatzungspolitik zum aktiven Gestalter, und der Koreaboom gab den dynamischen Impuls. Abelshausers Kernthese: Deutschland erlebte keine "Stunde Null". Das volkswirtschaftliche Produktionspotenzial war weniger zerstört als angenommen, und die kooperative Marktwirtschaft mit ihren Verbänden, Banken und Institutionen funktionierte bereits seit dem Kaiserreich - eine historische Pfadabhängigkeit, die das Kriegsende überdauerte. Ludwig Erhard wird kritisch beurteilt, denn die Soziale Marktwirtschaft hatte Lenkungslücken bei Rüstung, Kohlepolitik und Strukturwandel. Abelshauser zeigt Steuerungsdefizite auf, auch wenn er die Globalsteuerung der 1960er als besseren Ansatz sieht, wobei er auch dessen Grenzen anerkennt, aber weniger als das Lenkungsdefizit des deutschen Wirtschaftssystems, wobei das Argument kritisch begleitet werden kann, dass dennoch interveniert wird und es Phasen gibt wo mehr oder weniger Markt oder Staat den "Trend" wechseln. Er benennt natürlich auch die Herausforderungen der Wirtschaftspolitik durch neue Entwicklungen und die Staatsorganisation selbst. Abelshauser hat mir viele Details gegeben, die ich so nicht kannte - es verdient ein nochmaliges Lesen, um gewisse Dinge selbst zu recherchieren, da er diese intersubjektiv interpretiert. Trotz der dezidierten Kritik an Ludwig Erhard und "seiner" Sozialen Marktwirtschaft beendet er die 2004er Auflage skeptisch wegen des "Reformstaus" und der langsamen Anpassung der kooperativen Marktwirtschaft an die marktökonomischen Realitäten einer sich wandelnden Welt. Das Buch ist wohltuend kritisch und zeigt: Deutschland ist strukturkonservativ mit Stärken und Schwächen