Lübeck 1375. Für Henrike bricht eine Welt zusammen, als ihr Vater, ein angesehener Hansekaufmann, völlig überraschend stirbt. Plötzlich steht die junge Frau ganz alleine da – und zu allem Unglück übernimmt der verhasste Onkel ihre Vormundschaft. Als dieser auch noch sämtliche Geschäfte des Vaters an sich reißt, keimt in Henrike ein schrecklicher Verdacht: Wurde ihr Vater etwa das Opfer einer grausamen Intrige? Sie beschließt, die Wahrheit aufzudecken – doch kann sie niemandem mehr trauen. Nur Adrian, ein junger Kaufmann aus Brügge, schafft es, zu ihrem Herzen vorzudringen …
Sabine Weiß wurde 1968 in Hamburg geboren und studierte Germanistik, Geschichte und Erziehungswissenschaften an der Universität Hamburg, bevor sie sich dem Journalismus und dem Schreiben von Romanen zuwandte.
Hansetochter (orig. Hansetochter) ist ein Historischer Roman von Sabine Weiß. Und ist 2014 in der deutschen Sprache im Bastei Lübbe Verlag als Taschenbuch mit 592 Seiten unter der ISBN 978-3-404-16887-3 für 9,99 € in Deutschland oder 10,30 € in Österreich erschienen.
Buchrücken:
Lübeck 1375: Für Henrike bricht eine Welt zusammen, als ihr Vater völlig überraschend stirbt. Plötzlich steht die junge Frau ganz alleine da - und zu allem Unglück übernimmt der verhasste Onkel ihre Vormundschaft. Als dieser auch noch sämtliche Geschäfte an sich reißt, keimt in Henrike ein schrecklicher Verdacht: Wurde ihr Vater etwa das Opfer einer grausamen Intrige? Sie beschließt, die Wahrheit aufzudecken - doch wem kann sie noch vertrauen? Einzig Adrian, ein junger Kaufmann aus Brügge, steht ihr zur Seite...
Erster Satz:
"Henrike hatte es niemandem gesagt, nicht einmal den wenigen Menschen, denen sie noch zu trauen vermag."
Meinung:
Henrike: Ist die 16 jährige Tochter des Hansekaufmanns Konrad Vresdorp und dessen verstorbener erster Frau Clara. Zusammen mit ihrem Bruder Simon darf sie dem Unterricht folgen, und saugt alles wissbegierig in sich auf.
Simon: Ist der kleine Bruder Henrikes und Sohn des Hansekaufmanns Konrad Vresdorp und dessen verstorbener zweiter Frau. Gesundheitlich ein zäher Junge, körperlich gern ein Opfer gleichaltriger Jungen..
Adrian Vanderen: Kaufmann aus Brügge. Geschäftspartner von Henrikes Vater, hält auch nach dessen Tod noch zu Henrike und ihrem Bruder.
Weitere Charaktere, die eine mehr oder mindere größere Rolle in diesem Roman spielen sind: * Hartwig Vresdorp mit Ilsebe und Nikolas und Telse (Onkel und Tante mit Kindern) * Asta, Henrikes Tante mütterlicher Seite, Gutshofbesitzerin in Travemünde.
Es ist die Zeit in der sich Brandenburg und Schweden um die Thronfolge Dänemarks streiten. Es ist das Jahr in dem der Kaiser samt Gattin Lübeck einen Besuch abstattet. Henrike ist voller Vorfreude auf die anstehenden Feierlichkeiten. Hat doch ihr Vater von einer Überraschung gesprochen, und dann dieses tolle neue Kleid, welches sie extra für den Ratsball bekommen soll. Doch dieses Glück soll nicht von Dauer sein. In der Nacht nach dem Ratsball wird Henrike durch Lärm im Haus geweckt, als Freunde der Familie ihren toten Vater ins Haus trugen. Es dauert nicht lang, und ihre verhasste Verwandschaft nistet sich in das Haus ihres Vaters ein und stellt den kompletten Hausstand auf den Kopf. Langjährige Angestellte werden vor die Tür gesetzt und durch neue Angestellte ersetzt. Henrike sieht mit Ensetzten das Andenken ihres Vaters schwinden. War er es doch, der großzügig seine Essensreste mit den Bettlern der Stadt geteilt hatte. Doch dies wird nun von ihrer Tante unterbunden. Auch das Essen wird immer fader. Neben ihrem Onkel steht zwar auch Symon Swerting als Vormund fest, doch dieser lässt das Zepter in Hartwigs Hand. Bald schon nimmt Henrike die Rolle der Cinderella ein. Wie Aschenputtel muss sie, die Tochter eines angesehenen Hansekaufmanns und Ratsherren niedere Arbeit verrichten. Weil sie aufbegehrt, weil sie das Andenken ihres Vaters bewahren will wird sie hart bestraft. Tagelang in die dunkle Kammer gesperrt wird sie plötzlich zu der bösen Tante Asta nach Travemünde geschickt um hier zu lernen wie sich junge Frauen zu verhalten haben. Asta steht ihr abweisend gegenüber, sie soll wieder nach Lübeck zurück. Ihre Meinung ändert sie erst, als sie in letzter Minute hinzutritt als Nikolas zum zweiten Mal versucht über Henrike herzufallen. Schützend stellt sie sich vor das junge Mädchen und hilft ihr über den Schock hinweg. Bis zum nächsten Tauwetter bleibt Henrike bei Asta und schließt Freundschaft mit der jungen Magd Katharine. Henrike macht in Lübeck gute Mine zum bösen Spiel, auch wenn ihr dies nicht immer gelingt. Aber noch mehr Angst als um sich selbst hat sie um ihren Bruder Simon, der viel zu jung schon mit auf die Reise muss.
Hansetochter beginnt mit einem kurzen Einblick in das spätere Geschehen. Dies wirkte erst etwas irritierent auf mich. Fand ich aber an sich sehr gut gemacht. Durch diese Vorwegnahme einer in der Zukunft liegenden Handlung bleibt einem gar nichts anderes übrig, als direkt in die Geschehnisse einzusteigen.
Sabine Weiß hat, laut eigener Aussage, mit "Hansetochter" einen historischen Roman geschaffen dessen weibliche Hauptrolle keine real exisitierende Persönlichkeit war. Dennoch tauchen immer wieder genügend Nebencharaktere auf, die es damals wirklich gab, und die bedeutend in Lübeck mitgewirkt haben. Der Schreibstil der um Henrike und Simon aufgebaut wurde ist sehr flüssig, keinesfalls Altmodisch. Dennoch werden nach Möglichkeit Dinge mit den Bezeichnungen des Mittelalters benannt oder aber der ein oder andere Satz im typischen Platt geschrieben. Was sich aber gut "übersetzten" lässt. Auch wird meist ein ähnlicher Satz in Hochdeutsch gesprochen... Man muss also nicht unbedingt ein Hamburger oder aus der Gegend sein um dieses Buch zu verstehen. Langatmigkeit kam an keiner Stelle des Buches auf. Auch die für das Mittelalter typischen Vergewaltigungen und Verwaltigungsversuche haben nicht gefehlt. (Sie hielten sich in Grenzen und kamen nur zum Buchanfang auf). Die Kapitel an sich sind alle etwas länger gehalten. Man muss sich aber nicht durch diese hindurchquälen, da sie durch Absätze unterteilt sind, welche auch als Szenenwechsel genutzt werden. Wenn sich die Zeit oder der Ort ändert wird dies in einem komplett neuen Kapitel begonnen und es steht dann auch mit als Kapitelüberschrift dabei.
Das Cover ist zweigeteilt. Das untere Drittel ist beige und zeigt das Panorama Lübecks mit seinen Kirchen und dem Dom. In diesem Bereich kommt der in Rot gehaltene Titel sehr gut zur Geltung. Die oberen zwei Trittel weden von einem Fluss (die Trave?) eingenommen der durch Lübeck fließt. Im Vordergrund steht eine junge Frau mit langen blonden Haaren. Sie trägt ein teures grünes Kleid mit einem Gliedergürtel und einer wertvollen Halskette. Diese Frau soll vermutlich Henrike am Tag des Ratsballs darstellen.
Hansetochter eine gelungene Wiederbelebung der alten Hanse. Hätte ich dieses Buch nicht als Rezensionsexemplar erhalten, hätte ich mich allein schon wegen des Klapptextes auf die Suche nach diesem Buch gemacht. Ich bereue es nicht es gelesen zu haben. Und für alle Leser unter euch, die es nicht leiden mögen, wenn ein Buch gelesen aussieht. Dieses Buch hat auf dem Cover und dem Buchrücken kleine Einkerbungen welche verhindern, dass der Buchrücken beim Lesen geknickt wird. Meine Empfehlung richtet sich an alle Leser, die gern mal in vergangene Zeiten eintauchen. An all die Leser, die Geschichte nicht durch trockene Schulbücher lernen und erleben wollen.
Letzter Satz: "Liebe, Ehre und Freiheit waren es wert gewesen."
Mein Dank gilt Blogg dein Buch und dem Bastei Lübbe Verlag für diesen tollen Historischen Roman. Für alle, die nun auch dieses Buch besitzen wollen. Zu kaufen gibt es das Buch *hier*
Hansetochter von Sabine Weiß ist ein historischer Roman über das Leben in Lübeck zur Blütezeit der Hanse. Der Roman ist erstmals im Januar 2014 im Lübbe-Verlag erschienen. Im Frühjahr 2016 erscheint die Fortsetzung „Die Feinde der Hansetochter“.
Lübeck, 1375: Als Henrikes Vater plötzlich stirbt, reißen ihr Onkel und seine Familie das Erbe an sich. Gemeinsam mit Simon, ihrem Bruder, muss sie sich entscheiden, ob sie sich in ihr Schicksal fügt oder um ihr rechtmäßiges Erbe kämpft.
Charaktere: Sabine Weiß lässt uns in einem Zeitraum von einem knappen Jahr am Leben von den Kaufmannskindern Simon und Henrike, sowie des Kaufmannes Adrian aus Brügge teilnehmen.
Henrike ist ein junges, mutiges Mädchen im heiratsfähigen Alter. Von den Rückschlägen, die ihr wiederfahren, lässt sie sich nicht unterkriegen. Wie es sich für eine Kaufmannstochter gehört, besitzt sie einiges an kaufmännischem Geschick und kann so ihr Schicksal selber in die Hand nehmen. Dabei ist sie aber dennoch auf dem Boden geblieben und hat auch ein Herz für die Armen in der Bevölkerung.
Ihr Bruder Simon ist erst 12 zu Beginn der Geschichte und muss noch viel lernen, bis er ein echter Kaufmann ist. Aber auch er besitzt schon ein gutes Gespür für ein gutes Handelsgeschäft und hat ein Talent für Zahlen, während Henrike sich besser mit den Waren an sich auskennt. Im Laufe der Geschichte wächst er zu einem jungen, ehrgeizigem Mann heran, der aber durchaus auch etwas einstecken kann.
Adrian Vanderen ist ein erfolgreicher Kaufmann aus Brügge, der seine Handelsbeziehungen ausbauen möchte. Hierbei soll ihm Konrad Vresdorp, Henrike und Simons Vater, helfen. Als dieser plötzlich stirbt, ist er auf sich alleine gestellt und muss ohne einen Bürgen versuchen in Lübeck Fuß zu fassen.
Hartwig, Ilsebe und Nikolas Vresdorp sind der nicht so vorbildliche Teil der Vresdorp-Familie. Hartwig Vresdorp hat kein Gespür fürs Kaufmännische und setzt auf Betrügereien und Schmiergelder. Mit dem Erbe seines Bruders möchte er sich von seinen Schulden befreien. Seine Frau spinnt hierbei die Intrigen und schreckt vor nichts zurück. Ihr Sohn Nikolas ist durch die strenge Erziehung zu einem wahren Monster geworden, der andere gerne quält und beherrscht. Die Tochter Telse ist eher unscheinbar und missgünstig anderen gegenüber.
Meine Meinung zum Buch: Sabine Weiß versteht es Bilder im Kopf entstehen zu lassen. Ich war sofort in der Geschichte drin und konnte mir alles sehr gut vorstellen. Zu einem nicht unerheblichen Teil lag dies sicher auch daran, dass ich aus der Gegend komme und von daher die Altstadt von Lübeck recht gut kenne. Aber auch die Personen kann man sich gut vorstellen und man fiebert sofort mit ihnen mit. Dies gelingt ihr auch dadurch, dass sie die Charaktere aus verschiedenen Blickwinkeln beleuchtet, wie z.B. aus der Sicht des Gehilfen, der in Henrike verliebt ist. Darüber hinaus lässt sie den Leser an alltäglichen Situationen und Gedankengänge der Protagonisten teilhaben. Sehr interessant fand ich auch die detaillierten Beschreibungen eines typischen Kaufmannslebens zur Zeit der Hanse. Man erfährt etwas über die Warenprüfung, den Handel an sich oder auch die Handelsreisen auf den Koggen zu anderen Städten, wie Bergen oder Brügge. Auch über meine eigene Heimatstadt habe ich etwas Neues gelernt. Immer mal wieder streut die Autorin mittelalterliches Plattdeutsch in ihre Dialoge ein. Das hat mir auch sehr gut gefallen, gerade auch, weil es so wohl dosiert eingesetzt wurde, dass es den Lesefluss nicht stört. Ich fand die gesamte Geschichte in sich schlüssig. Natürlich benimmt sich die Hauptperson nicht immer total typisch wie eine Kaufmannstochter der damaligen Zeit. Ich finde aber gerade in diesem Roman werden die Grenzen nicht überreizt, sodass es durchaus möglich erscheint, dass jemand zur Zeit der Hanse ein ähnliches Schicksal gelebt und gemeistert hat. Am Anfang des Buches gibt es ein kurzes Personenverzeichnis, dass die wichtigsten Personen vorstellt und auch historische Persönlichkeiten hervorhebt. Am Ende des Buches finden wir ein kurzes Glossar und eine Nachbemerkung der Autorin, in der sie aufzeigt, wie sie recherchiert hat und ob die Geschehnisse im Buch fiktiv sind oder so durchaus zur Zeit der Hanse hätten stattfinden können. Das einzige kleine Manko, das für mich aber nicht wirklich ins Gewicht fällt, ist der Schluss. Hier scheint es mir so, als ob gekürzt worden ist oder sich die Autorin kürzer fassen musste. Alles passiert plötzlich auf einmal und wirkt so ein wenig abgehackt. Halt irgendwie so, als ob keine Zeit oder keine Seiten mehr da waren. Wäre man da seinem Stil treu geblieben, wäre das Buch denke ich so 50-100 Seiten dicker geworden. Dies hätte meiner Meinung nach aber auch nicht unbedingt geschadet.
Fazit: Für mich ein sehr empfehlenswerter und informativer Roman über die Blütezeit der Hanse, in einer Stadt mit einem sehr schönen historischen Stadtkern.
Lübeck, 1375 Henrike ist die Tochter eines angesehenen Kaufmanns der Hanse. Das Leben hat es bisher gut mit ihr gemeint. Obwohl ihre Mutter kurz nach ihrer Geburt gestorben ist, erfährt sie durch ihren Vater Konrad Vresdorb eine sehr herzliche und gerechte Erziehung. Mit ihrem jüngeren Bruder Simon lernt sie von ihm das Kaufmannshandwerk und so geht alles seinen gewohnten Gang.
Als der junge Händler Adrian Vanderen zu Besuch kommt, um mit ihrem Vater Handel zu treiben, fühlt sich Henrike sofort zu ihm hingezogen. Auch freut sie sich sehr auf das bevorstehende Fest, das zu Ehren des Besuchs des Kaisers stattfindet. Doch der Abend der Feier wird ihr Leben von Grund auf ändern – ihr Vater wird tot auf der Straße gefunden und ihr Vormund, ihr Onkel, ist ihr alles andere als wohlgesonnen.
Meine Meinung
Schon der Prolog hat mich sehr neugierig gemacht. Hier erfährt man, dass die junge Kaufmannstochter Henrike alles verloren hat, doch der Weg, der sie ins Hurenhaus der Stadt Lübeck führt, soll dieses Schicksal wenden. Der bildhafte Erzählstil liest sich flüssig und man bekommt einen anschaulichen Eindruck der Zeit um 1375. Die vielen Ränkeschmiede und Intrigen sind oft vorauszusehen, dennoch konnte mich die Handlung fesseln. Erzählt wird aus verschiedenen Perspektiven, sodass man die Gedanken und Hintergründe zu den Charakteren gut nachempfinden kann.
Die Figuren sind nach einem stereotypen Muster gestrickt, trotzdem haben sie viele Facetten und wirken glaubwürdig. Henrikes Mutter starb, als sie im Krieg flüchten mussten, doch die junge Kaufmannstochter hat viel von ihrem Vater gelernt. Sie ist ein gutmütiger Mensch, sehr aufmerksam, was um sie herum geschieht und lernt schnell dazu. Ihre Naivität rührt von ihrem behüteten Leben her, trotzdem hätte ich mir manchmal gewünscht, dass sie logischer schlussfolgert. Aber sie entwickelt aus ihrer Notlage eine Stärke, ohne die sie ihren Weg nicht hätte gehen können. Adrian Vanderen, der Kaufmann aus Brügge, ist ein sehr mutiger, aufrichtiger junger Mann, der auch schnell Gefallen an Henrike findet. Die Umstände allerdings, die sich durch den Tod ihres Vaters ergeben, halten ihn von ihr fern. Asta war mir sehr sympathisch. Sie ist eine entfernte Verwandte von Henrike und führt alleine einen Hof etwas außerhalb der Stadt. Durch ihre robuste, herzliche Art habe ich sie gleich ins Herz geschlossen.
Manche Szenen wirkten etwas ungeschickt und umständlich beschrieben. Im ersten Drittel verliert sich die Autorin etwas in die detailreichen Beschreibungen über das Leben und den Handel – die zwar zu einem illustren Eindruck der Hanse verhelfen, die Handlung dadurch aber etwas in die Länge ziehen. Danach allerdings nehmen die Ereignisse zusehend an Fahrt auf und viele Wendungen geben dem ganzen wieder Schwung.
Einige gesellschaftliche Gepflogenheiten haben mich überrascht, da ich die Stellung der Frau in diesem Jahrhundert noch nicht als so gehoben angesehen hatte. Aber da kann ich mich natürlich täuschen.
Fazit
Eine schöne Geschichte, um in die Zeit der damaligen Handelsmetropole einzutauchen und ein unterhaltsames Abenteuer einer mutigen, jungen Frau, die sich gegen die Bevormundung einer strengen Gesellschaftsordnung behaupten muss. Die Entwicklungen sind meist vorhersehbar, trotzdem hat es nicht an abwechslungsreicher und kurzweiliger Spannung gefehlt.
Der Einstieg in diesen historischen Schmöker ist spannend und macht direkt Lust auf mehr, erfährt man doch im Prolog von einem Besuch Henrikes in einem Hurenhaus – jedoch als Junge verkleidet. Warum es zu diesem Besuch kommt, erfährt man aber erst 500 Seiten später, so dass über dem ganzen Roman eine Spannung und Neugier liegt, wie es denn nun zu dieser Situation gekommen ist. Das Buch liest sich sehr flüssig, es gibt viele Beschreibungen, insbesondere von Alltäglichkeiten und Handelsbeziehungen, aber auch von der Hansestadt Lübeck und der Umgebung. Manches war mir zu langatmig und hat den Roman ein bisschen in die Länge gezogen, gerade aber der Handel hat mich sehr interessiert und mir viele Informationen geliefert. So konnte ich mir alles genau vorstellen und war mitten in der Geschichte drin. Die Charaktere sind zwar an vielen Stellen sehr stereotyp gehalten, dennoch sind sie mir ans Herz gewachsen und ich habe mit ihnen gefiebert. Die junge Kaufmannstochter Henrike ist ein liebes und gutmütiges Mädchen, das wissbegierig vieles aus dem Handelsbereich lernen durfte und nun nach dem Tod ihres Vaters sehr unter der Gewalt und Brutalität des neuen Vormunds, ihrem Onkel, zu leiden hat. Sie ist mir wirklich sehr sympathisch, auch wenn sie manchmal ein wenig naiv an die Sache herangeht. Dennoch bewundere ich ihren Mut, sich gegen ihren Onkel zu stellen, wohl wissend, dass sie damit wieder neue Strafen und letztlich auch Leben riskiert. Adrian, ein belgischer Kaufmannssohn, der in Verhandlung mit Henrikes Vater stand, ist auch ein mir sympathischer Charakter, obwohl er ein bisschen wie ein Held in der ganzen Geschichte wirkt und keine schlechten Eigenschaften zu besitzen scheint. Aber ich mochte sein Beharren, sich in Lübeck einen guten Namen zu machen und natürlich auch seine Bemühungen, mit Henrike den Kampf gegen ihren Onkel zu bestehen. In dem Roman tauchen noch viele weitere Personen auf, manche davon haben tatsächlich gelebt, manche sind nur erdacht, aber geschickt in den historischen Rahmen eingewebt. Durch ein vorgestelltes Personenregister verliert man trotz der vielen Menschen jedoch nie den Überblick. Gewünscht hätte ich mir noch eine Karte insbesondere der Seewege und der Handelsrouten, Platz genug hätten die Innenseiten der Klappbroschur ja geboten.
Mein Fazit Ein angenehm und flüssig zu lesender historischer Roman, der im Milieu der Kaufmänner aus der Hansestadt Lübeck angesiedelt ist. Die Geschichte um Henrike, Simon und Adrian ist interessant und spannend und ganz nebenbei lernt man auch ein bisschen über die Blütezeit der Hansestadt im späten Mittelalter. Mag man also historische Romane und kann sich auch mit vielleicht etwas langatmigeren Beschreibungen anfreunden, dann kann ich dieses Buch durchaus empfehlen.
Die Bücher über real existierende Frauen von der Autorin fand ich besser, hier rutscht sie doch ziemlich in die üblichen Klischees von historischen Romanen ab.