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Als ich noch unsterblich war

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Wer in den zwölf weißen Bänden von Christoph Ransmayrs »Spielformen des Erzählens« nach dem klassischen Ton großer Erzählungen sucht, wird jene 13 Geschichten entdecken, die nun erstmals in einem Band versammelt sind. Die Entdeckungsreise führt von Irland in den Transhimalaya, aus dem oberösterreichischen Bergland zu den Bürgerkriegsschauplätzen Sri Lankas oder in die Sahara, in den Frieden afrikanischer Nebelwälder und ins Südchinesische Meer.

Das Leben selbst bestimmt den verführerischen Rhythmus der Erzählungen, das Entstehen und die Vergänglichkeit, den Aufbruch in die Welt und die Heimkehr ins Vertraute. In Christoph Ransmayrs Worten, durch seinen scharfen Blick, verwandelt sich die Welt in eine, die farbenprächtiger, detailreicher und ein wenig größer zu sein scheint, als wir sie kennen.

224 pages, Hardcover

First published February 28, 2024

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About the author

Christoph Ransmayr

41 books124 followers
Born in Wels, Upper Austria, Ransmayr grew up in Roitham near Gmunden and the Traunsee. From 1972 to 1978 he studied philosophy and ethnology in Vienna. He worked there as cultural editor for the newspaper Extrablatt from 1978 to 1982, also publishing articles and essays in GEO, TransAtlantik and Merian. After his novel Die letzte Welt was published in 1988 he did extensive traveling in Ireland, Asia, North and South America. In 1994 he moved to West Cork, Ireland, as a friend offered him to lease a splendid house at the Atlantic coast for a very affordable rent, and also because of the artists exemption in the Irish income taxation. In 1997 Ransmayr read his short story Die dritte Luft oder Eine Bühne am Meer, written for this occasion, as keynote speech for the Salzburg Festival. After his marriage in the Spring of 2006 Ransmayr returned to live in Vienna.

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Displaying 1 - 5 of 5 reviews
Profile Image for Torsten.
101 reviews41 followers
May 26, 2024
Eine großartige Zusammenstellung von 12a (13) mal mehr, mal weniger kurzen Texten. Größtenteils seiner Weißen Reihe entnommen.

Mein Höhepunkt ist "An der Bahre eines freien Mannes", ein berührender Text, in dem Ransmayr seinem Vater ein Denkmal setzt.

"Aber daß er unter diesen Leuten nichts werden wollte, machte ihn zu einem der gerechtesten Menschen meines Lebens."

Der letzte Text ist etwas länger und dreht sich um einen in einen Riffkalmar verwandelten Museumswärter, der über Leben, Evolution und die Bewohner der Oberwelt (= Menschheit) sinniert. Herrlich!

Gewohnt hochwertige Kost von Christoph Ransmayr.
Profile Image for Johann Guenther.
806 reviews28 followers
August 4, 2024
RANSMAYR, Christoph: „Als ich noch unsterblich war“, Frankfurt 2024
Nach dem Lesen mehrerer allgemeiner Bücher ist es ein literarischer Genuss den Texten des Profis Ransmayr zu folgen. Dreizehn Geschichten, wobei er die 13 mit 12a bezeichnet, um nicht böse Geister wachzurufen. Schon im Vorwort erfährt man, dass seine Wiener Adresse nicht 13 sondern 12a war. Er verweist dabei, dass es in der Gründerzeit üblich war nach 12 12a und dann 14 in der Nummerierung zu verwenden. Mit dieser Tarnung sollte Unheil abgewendet werden.
Sehr schön gleich die erste Geschichte „Als ich noch unsterblich war“ (wie es auch im Titel des Buches heißt). Aus der Sicht eines kleinen Buben, der noch nicht lesen und schreiben kann erzählt er den Umgang mit einer Buchstabensuppe. Am Rand des Suppenteller reiht er sie auf, ohne zu wissen, was die einzelnen Abfolgen (dass dies Wort heißt, weiß er noch nicht) bedeuten und interpretiert selbst Dinge hinein und gibt den einzelnen Buchstaben Namen.
Im Kapitel „Der Sänger“ zeigt er einen irischen Mann, der seinen Zorn nicht herausbrüllt, sondern singt. Seine Frau ist von Irland nach Lourdes in Frankreich gefahren, was seiner Ansicht nach sinnlos ist. „Zweitausend Meilen! fuhr diese Kuh durch Irland, England und Frankreich in der Hoffnung auf ein Wunder, das der ältesten Tochter, die in Killarney im Rollstuhl saß, wieder auf die Beine helfen sollte … Die Gottesmutter anbetteln, aber das Haus verludern lassen, während ihr Mann auf einem Kutter dem Kabeljau bis nach Amerika nachschwamm, um dann in ein leeres, kaltes Haus zurückzukommen, in dem Tauwasserpfützen standen …“ (Seite 28/29)
Ransmayr ist ein weitgereister Mensch und das schlägt sich auch in seinen Erzählungen in diesem Buch wieder. Sie spielen in Sri Lanka, seiner Zweitheimat Irland, Tibet, in seiner Jugend in Oberösterreich, in der Sahara, in der Wiener Nationalbibliothek, wo er Unterlagen für eine Arktisreise aufarbeitet, Ruanda, Uganda, Kongo und nach China. Auch auf der Zeitachse wandert er vor und zurück.
Mit seiner Frau und Freunden aus Südtirol besucht er eine Primatenforscherin im Grenzgebiet zwischen Uganda, Ruanda und dem Kongo, um Gorillas zu beobachten. Der Schwerpunkt der Erzählung liegt aber bei einem kleinen Mädchen, das einen riesigen Wasserkanister schleppt, wo nebenan eine Wasserleitung Frischwasser zu europäischen Plantagen bringt. Die Landbevölkerung hat darauf aber keinen Zugriff. Sie trinken schmutziges Wasser aus einem Brunnen, das sie weit anschleppen müssen – wie eben dieses Mädchen.
Unter dem Titel „Arznei gegen die Sterblichkeit“ führt er mehr als eine Million Jahre in die Altsteinzeit zurück und folgt den Erzählungen eines halbnackten Mannes, der verletzungsbedingt nicht mit den Jägern mitgehen kann, sondern in der Höhle bei den Kindern und Frauen blieb.
Über den Vater zu schreiben ist für viele Schriftsteller und Schriftstellerinnen eine Herausforderung. Ransmayr macht es in diesem Buch unter dem Titel „An der Bahre eines freien Mannes“. Ob es der Vater des Autors ist oder ein erfundener Vater ist dabei nicht so wichtig. Es ist sehr emotionell und zeigt einen sehr willensstarken Vater, der dem Sohn ein Vorbild bleibt. Der Vater kam zwar aus einem armen Haushalt, war aber sehr begabt und ging ins Gymnasium. Er war ein sehr guter Schüler, weshalb ihm die Nationalsozialisten einen Platz in einer Eliteschule anboten. Er lehnte ab. Als ihn sein Sohn später fragte, warum er das nicht angenommen habe, antwortete er „Ich wollte unter diesen Leuten nichts werden.“ (Seite 144) Stattdessen wurde er an die Front geschickt und wurde beim Schwarzen Meer gefangen genommen und in ein Lager in Sewastopol auf der Halbinsel Krim gebracht. Er konnte Russisch und wurde als Dolmetsch eingesetzt. Er musste die Ansprachen des russischen Kommandanten für seine deutschsprechenden Gefangenenkollegen übersetzen. Es waren Worte wie „… keiner von euch Hunden wird seine Kinder, seine Frau, seine Heimat wiedersehen, bis nicht jeder Stein Sewastopols wieder an seinem alten Platz ruht und jedes erloschene Licht in den Fenstern der Stadt wieder leuchtet. Ihr Mörder … erleidet hier nicht die Rache, die ihr verdient, sondern Gerechtigkeit.“ (Seite 145) Oft wird der Briefträger für eine schlechte Nachricht, die er mit einem Brief bringt für schuldig erklärt. So erging es auch dem Vater, den seine Mithäftlinge für diese Worte verprügelten. Wieder in der Freiheit und zu Hause, schließt er sein Pädagogikstudium ab und wird Lehrer. Er ist anerkannt, man fordert ihn auf bei den Gemeinderatswahlen zu kandidieren. Als Newcomer wird er auf Anhieb Vizebürgermeister. Der alteingesessene Politiker will den Neuling nicht und verfolgt ihn. Da er als Bankenkassier verschiedenen Kleinunternehmern im Dorf Kredite gab, verklagt ihn der Bürgermeister. Er kommt vor Gericht und verliert seine Stelle als Lehrer. Er wird verurteilt, obwohl alle Schuldner mit Gewinn der Bank das Geld zurückgezahlt hatten. Die Strafe war mit der Untersuchungshaft abgedient. Der stolze Vater nimmt das Urteil nicht an. Er fühlt sich unschuldig. Er kämpft um einen Freispruch und erhebt gegen das Urteil Einspruch. Als Arbeitsloser nimmt er Hilfsarbeiten an. Vor den Mitbewohnern des Dorfs geniert er sich und arbeitet in der Nachtschicht, wo ihn keiner sieht. Nach fünf Jahren als Nachtarbeiter entschied das Berufungsgericht, dass er zwar die Befugnisse als Kassier überschritten hatte, er aber kein Betrüger sei. Er wurde freigesprochen. Er hätte seinen Dienst als Lehrer wieder aufnehmen dürfen. Ja selbst die politische Funktion in der Gemeinde wäre ihm wieder zugestanden. Jetzt, wo alles wieder in Ordnung war, starb die Ehefrau und Mutter. Obwohl der Vater sogar die Position eines Schuldirektors angeboten bekam, lehnte er ab, zog in einen anderen Ort, wo er bis zur Pension als normaler Lehrer arbeitete. Stolz steht der Sohn am Sarg des verstorbenen Vaters.
Die letzte Geschichte „Damen & Herren unter Wasser“ handelt von Menschen, die Unterwassertiere wurden. Der Erzähler dieser Geschichte, ein ehemaliger Museumswärter wurde ein Riffkalmar. Neben ihm treten in dieser Geschichte noch Menschen wie ein Ex-Wasserbettverkäufer als Garnele oder die Ex-Schwimmlehrerin Frau Horange als Kronenqualle auf.
Das Buch ist ein genussvoller Streifzug durch die Schreibkunst Ransmayrs. Eine Entdeckungsreise, die durch verschiedene Erdteile und Probleme führt.
Profile Image for Daniela.
466 reviews38 followers
December 21, 2024
Einige sehr ungewöhnliche, wenngleich sprachlich (wie immer bei Ransmayr) sehr ausgefeilte Kurztexte. Mir im Gedächtnis geblieben sind insbesondere:

die irischen Geschichten: "Der Sänger" und "Die dritte Luft oder Eine Bühne am Meer" - Geschichten und Geschichte der Menschen in West Cork - sehr schön, zum Wieder-Lesen.

"An der Bahre eines freien Mannes" - Geschichte über den Vater, einen gerechten Menschen, dem - in Anlehnung an "Kohlhaas" - Unrecht getan wurde. Sehr berührend.

"Als ich noch unsterblich war" - Text über die Kindheit, Buchstabensuppe, das Lesen und die Mutter, die an Krebs stirbt. Wunderschön der letzte Absatz: Traurig, voller Wehmut, aber zugleich legt sich am Ende eine tiefe Ruhe über die Leserin.

"Am See von Phoksundo" - Reiseerlebnis in Tibet - ähnlich wie mein Lieblingsbuch von Ransmayr "Der fliegende Berg".

"Floßfahrt" - Hintergrund zu "Die Schrecken des Eises und der Finsternis" über Julius Payer und seine Entdeckungsfahrt zum Kaiser-Franz-Josef-Land.

"Damen & Herren unter Wasser" - in Anlehnung an Kafkas "Verwandlung" - Menschen, die sich in Meereslebewesen in der Tiefsee verwandeln, alle mit einem ungewöhnlichen Faible für bzw. Angst vor dem Wasser - sehr schräg.

"Strahlender Untergang" - über ein Projekt, eine Art Laboratorium oder sollte man besser Käfig sagen, in der Wüste - äußerst verstörend.
Profile Image for Malinkas Tanz.
17 reviews
April 7, 2025
Das Hörbuch ist eine Katastrophe, das hält man nicht lange aus, diese gestelzte Art des Sprechens, der man genau anmerkt, wie gut sich derjenige dünkt, der es spricht... wieder ein Autor, der es nicht lassen kann, seine Texte selbst einzusprechen, ist schon bei Jenny Erpenbeck und anderen daneben gegangen. Schlimmer aber ist der Inhalt. Ich habe Ransmayr in seinen Anfängen geliebt, was war das besonders! Seine "Letzte Welt", erschienen in der 'Anderen Bibliothek', dann habe ich andächtig am Radio gesessen, wo sein Text "Der Totengräber von Hallstadt" vorgelesen wurde, nein, nicht von ihm. Und nun, Jahrzehnte später, hat sich jemand verwandelt in den berühmten Schriftsteller, dessen Texte ich nicht mehr lesen mag. Oder nur noch satirisch lesen kann: ja, jetzt ist er wieder in irgendeinem HOCHLAND unterwegs, oder im NORDPOLARKREIS, ja, du liebe Zeit! Dabei: der Anfang dieses Geschichtenbandes ist gut, verlockend in seiner Reflexion über die Macht der Sprache, der Schrift, die Buchstabennudeln am Tellerrand, am "Porzellanstrand", hach, ist das toll formuliert und gedacht... aber drei Geschichten später, widerwillig durchgehalten, dachte ich nur noch: jetzt such' ich mir ein neues Hörbuch.
Profile Image for yellowdog.
850 reviews
February 28, 2024
Dieses Buch von Christoph Ransmayr ist ein Schatz, denn es versammelt Geschichten, die verstreut erschienen sind und an die man als Leser sonst wohl nur schwer herankommt.
Ransamyrs Sprache ist so kraftvoll wie elegant. Er ist eine der großen literarischen deutschsprachigen Stimmen unserer Zeit.
Viele der Geschichten spielen in fernen Ländern. Ransmayr ist der Meister der Beobachtung des großen im kleinen. Das spürt man immer wieder, z.B. wenn er einen alten Fotografen besucht oder in Afrika ein Mädchen beobachtet, das eine schwere Last trägt, Hilfe von Weißen aber dankend ablehnt.
Das ist eine Geschichte aus Drei Geschichten zum Dank, die in diesem Buch alle enthalten sind.
Der älteste Text stammt von 1982 und hat mich besonders beeindruckt: Es handelt sich um die 4teilige Geschichte namens Strahlender Untergang.

Ein lohnenswertes Buch!
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