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Unversehrt. Frauen und Schmerz

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»Ein Mann bekommt Schmerzmittel. Eine Frau etwas für die Nerven.«

Wie weiblicher Schmerz unterschätzt, übergangen und abgewertet wird. Eine feministische Erkundung

Männer sollen stark sein, Frauen sind es angeblich nicht. Dabei bekommen sie Kinder und schmerzhafte Perioden, sie leiden häufiger an chronischen Schmerzen und sind stärker von häuslicher und sexueller Gewalt betroffen. Gleichzeitig wird ihr Schmerz weniger ernst genommen und schneller Auf einen schmerzmittelabhängigen Mann kommen gut doppelt so viele Frauen.

Was müssen Frauen ertragen, und was tun sie sich selbst an? Gibt es eine spezifische Form von weiblichem Schmerz, und wenn ja, wo liegt sein Ursprung? Und wie könnte eine Welt aussehen, in der weiblicher Schmerz Gehör findet?

In ihrem ersten Buch »Unabhängig« zeigt Eva Biringer, wie sich vor allem Frauen mit Alkohol betäuben, um in einer gegen sie gerichteten Welt funktionieren zu können.

Mit »Unversehrt« legt Eva Biringer den Finger in die Wunde einer Gesellschaft, die den Schmerz der Frauen systematisch abwertet und gleichzeitig fetischisiert. In der Männerkörper in der Medizin noch immer die Norm sind, Schmerz als Währung für erbrachte Leistung und Lustgewinn akzeptiert ist, während seine unfreiwillige Variante betäubt oder disqualifiziert wird.

Ein autobiografisches Plädoyer, weiblichen Schmerz ernst zu nehmen und ein Aufruf an alle Frauen, ihn in etwas Machtvolles zu verwandeln.

256 pages, Kindle Edition

Published October 22, 2024

34 people are currently reading
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About the author

Eva Biringer

4 books8 followers

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Community Reviews

5 stars
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2 stars
9 (3%)
1 star
2 (<1%)
Displaying 1 - 30 of 63 reviews
Profile Image for Elena.
1,030 reviews409 followers
December 12, 2025
Eva Biringers Großmutter hat Schmerzen, schon ihr ganzes Leben lang. An vielen Tagen kann sie wenig tun, um sich von diesen Schmerzen abzulenken, doch der Gang zum Arzt bringt immer nur spöttische Sprüche, Fehldiagnosen und Medikamente, die nur oberflächlich oder gar nicht wirken. Ausgehend von der Geschichte ihrer Großmutter beschäftigt sich Eva Biringer in ihrem neuen Sachbuch mit weiblichem Schmerz, wie er immer wieder verkannt, ignoriert oder gar fetischisiert wird. Nach einer kurzen Einführung zum Begriff Schmerz im Allgemeinen widmet sich Biringer verschiedenen Formen weiblichen Schmerzes: Geburt, PMS, Endometriose und chronische Schmerzen, aber auch Femizide, partnerschaftliche Gewalt oder emotionaler Schmerz und selbstverletzende Verhaltensweisen stehen in Mittelpunkt. Das Sachbuch ist somit sehr umfassend und verknüpft für mich verschiedene feministische Spektren, mit denen ich mich bereits beschäftigt habe, miteinander. Eva Biringer legt immer wieder den Finger in die Wunde unserer Gesellschaft. "Unversehrt - Frauen und Schmerz" ist ein durchweg interessantes, sehr gut recherchiertes und leicht zugängliches Sachbuch, das ich allen empfehlen möchte, auch als Hörbuch. Es hat außerdem in diesem Jahr den NDR Sachbuchpreis gewonnen - in meinen Augen sehr verdient, greift es doch ein unglaublich wichtiges Thema auf!
Profile Image for Jennifer.
12 reviews2 followers
October 30, 2024
„Unversehrt“ behandelt einerseits autobiographisch die Schmerzgeschichte der Großmutter der Autorin, andererseits handelt es sich um ein Sachbuch, das sich mithilfe von vielen vielen Quellen dem Thema Frauen und Schmerz widmet.

Für das Buch sind einige meiner Post Its draufgegangen, weil es soso gut die Benachteiligung von weiblichem Schmerz darstellt. Es ist teilweise unfassbar, auf welche Arten und in welchem Ausmaß Frauen in der Medizin irrelevant sind. Ich hab echt viel mitgenommen und war stellenweise geschockt davon, was vielen Frauen in der Medizin widerfährt. Für einige Teile des Buches würde ich unbedingt ne TW aussprechen, da es auch viel um sexuelle Gewalt geht.

Allerdings hat mich am Buch etwas ganz besonders gestört, nämlich die ständigen Pauschalisierungen und der pseudo-Feminismus à la Sophie Passmann (die auch zitiert wird). Models werden als „bleich und ausgezehrt“ beschrieben; Frauen, die zum „Bauch-Beine-Po“ gehen, sind „traurig“ (= nicht gut), boxende Frauen hingegen „wütend“ (= gut). Solche Verallgemeinerungen finden im Buch immer wieder statt. Von dem selbstdeklarierten Feminismus erkenne ich da nicht so viel – stattdessen werden Frauen, die der Autorin nicht ‚wütend‘ genug sind, abgewertet. Sowas ist einfach unnötig, ganz besonders unter Frauen selbst. Und wer profitiert wiederum davon? Das Patriarchat.

„Unversehrt“ vermittelt zahlreiche ultra wichtige Gründe, weiblichem Schmerz mehr Raum zu geben, Frauen zuzuhören und sie ernstzunehmen. Leider jedoch biegt der Text dann doch noch knapp ab und bastelt aus dem Stoff ein pseudo-feministisches Manifest, das nicht alle Frauen integriert. Schaaaade.
Profile Image for Isa ◡̈ .
232 reviews40 followers
October 21, 2024

»Wenn selbst eine Ausnahmedichterin wie Virginia Woolf beim Thema Schmerz um Worte ringt, wie ergeht es dann erst all jenen, die spätestens im Sprechzimmer verstummen?« 🤐 (S. 24)

In ihrem neuen Sachbuch »Unversehrt. Frauen & Schmerz« schreibt die Autorin Eva Biringer ausgehend von dem Wunsch dem Schmerz ihrer Großmutter eine Stimme zu verleihen, darüber, was es heißt in unserer patriarchalen Gesellschaft als Frau Schmerz zu verspüren. Sie legt den Finger gekonnt in unsere Wunde: Wie weiblicher Schmerz übergangen, kleingeredet, abgewertet und abgesprochen wird. ☝🏼

»Problematisch ist […], dass weiblicher Schmerz abgewertet oder übergangen wird und gleichzeitig immer dann interessant ist, wenn er sich als Geschäftsmodell eignet.« 🥵 (S. 54f)

Dabei greift sie allgemeine Glaubenssätze genauso auf wie wissenschaftliche Studien & Forschung und andere Autor*innen. Nach einer sehr gelungenen Definition und Annäherung an den Begriff ›Schmerz‹ werden u. a. Themen wie Geburt, PMS, Endometriose, chronische Krankheiten, emotionaler Schmerz, Femizide, verletzende Verhaltensweisen und -Muster, Medical Gaslightning, Eco-Gender-Gap aufgegriffen und in diesem feministischen Kontext beleuchtet und diskutiert. Selbstverständlich kommen so auch Misogynie und das Patriarchat auf ihre Kosten 😮‍💨 (richtig so 🤝🏼)

»Einige Formen des Schmerzes sind unvermeidlich und nur durch die menschliche Natur bedingt. Abr so viele unserer Schmerzen werden durch das gewalttätige Patriarchat, in dem wir leben und das unsere Autonomie und Menschlichkeit abwertet, sinnlos verschlimmert oder verursacht.« (S. 73)

Bereits nach den ersten Seiten war ich von dem Schreibstil der Autorin mitgerissen und auch, wenn ich bereits einige der von ihr zitierten Werke und Autor*innen gelesen habe, empfand ich dieses neue Buch als Bereicherung, neue Verknüpfung von feministischen Themen und Gedanken und habe es sehr gerne gelesen. 🩵

Große Empfehlung 💖 für dieses empowernde autobiografische Plädoyer, weiblichen Schmerz als das anzuerkennen, was er ist: Schmerz, unabhängig vom Gender. 💥
Profile Image for ➸ Gwen de Sade.
1,226 reviews112 followers
November 26, 2024
Grundsätzlich wichtiges Buch, aber für mich nichts Neues dabei und in ihrer Vollständigkeit fand ich „Die kranke Frau“ von Elinor Cleghorn um Welten besser. Teilweise weist die Autorin kritisierte Studien hin, zitiert sie aber trotzdem, das habe ich nicht ganz verstanden.

Die teilweise sehr unsensible Sprache hat mich auch öfter gestört.
Profile Image for Nina.
277 reviews12 followers
November 28, 2025
„Unversehrt“ zeigt eindrücklich, wie wenig der Schmerz von Frauen in Medizin und Gesellschaft ernst genommen wird und wie tief das Problem im System verankert ist. Für Einsteiger:innen ins Thema ist das super zugänglich und ein Augenöffner, aber auch mit Vorwissen nimmt man noch den ein oder anderen Aha-Moment mit. Insgesamt ein wichtiges, stellenweise sehr wütend machendes Buch.
Profile Image for maribelwhatever.
69 reviews12 followers
October 28, 2024
Ich hab so viel markiert in diesem Buch, ihr glaubt nicht. Eva Biringer leitet mit einer sehr persönlichen Geschichte ihrer Großmutter an und nimmt uns danach richtitg tief mit ins Hasenloch des weiblichen Schmerzes. Und mit richtig tief meine ich, dass ich zwischendurch weglegen musste, weil auf diesen Seiten SO viele Informationen stehen, dass mir der Kopf schwirrt. Manchmal musste ich ein paar Zeilen überspringen weil es mir zu doll/explizit wurde (hauptsächlich beim Thema FGM), manchmal war mir die Struktur ein bisschen chaotisch. T und CW für das gesamte Buch, aber hey, es geht um Schmerz! Es geht um Krankheiten, um solche, die eigentlich keine sind, um Schmerzen, die nicht ernst, oder zu ernst genommen werden, um Klischees und warum verdammt die Medizin immer noch nicht so weit ist in „Frauensachen“.

„Unversehrt“ ist für Menschen (Männer), die sich über diese Themen vorher noch niemals Gedanken gemacht haben, glaub ich unheimlich wertvoll, weil mit wie viel Wucht will man „unseren“ Schmerz in die Fre**e bekommen. Ich persönlich wusste schon viel und das meiste war „nix neues“ für mich, aber daran messe ich das Buch nicht. Ich befürchte, es werden, wie viele Bücher, die von einem viel breiteres Publikum gelesen werden sollten, hauptsächlich von den Betroffenen (Frauen*) gelesen. Beim Lesen war ich fast durchgängig wütend, was bedeutet, dass es einiges gemacht hat mit mir. Hoffentlich auch mit vielen anderen! Gut.

„Wir leben in einer zutiefst misogynen Gesellschaft.“ s. 57
Profile Image for Millane.
35 reviews11 followers
November 11, 2024
“Frauen empfinden Schmerzen. Männer auch, allerdings nicht auf die gleiche Art. […] Liegt es daran, dass sie auf andere Art leiden oder das Leben andere Arten von Schmerz für sie bereithält? (S. 18)

Mit dieser Frage setzt sich Eva Biringer in ihrem Buch ‘Unversehrt’ intensiv auseinander. Und gerade diese Frage war für mich ein ausschlaggebender Grund, das Buch zu lesen, denn Schmerz prägt nicht nur meinen Alltag, sondern auch den vieler meiner Freundinnen und weiblichen Bekannten.

Biringer eröffnet das Buch mit einem persönlichen Einstieg: dem Schmerz ihrer Großmutter, die ihr Leben lang unter gesundheitlichen Problemen litt, Medikamente als treue Begleiter sah und Tagebuchseiten voll mit Leiden schrieb. "Der Bauch meiner Großmutter sprach seine eigene Sprache. Warum hörte niemand zu?" (S. 16) Dieser Satz verdeutlicht die zentrale Problematik: Wie oft bleiben die Schmerzen von Frauen unsichtbar, weil niemand hinhört?

Mit einer großen Vielschichtigkeit zeichnet Biringer ein Bild von all den verschiednen Formen des Schmerzes, die Frauen erleben – körperlicher und seelischer Schmerz, ob durch Krankheiten, Menstruation, Geburt oder selbstzugefügte Verletzungen. Und vor allem der Schmerz, der Frauen vom Patriarchat zugefügt wird. So wird der Schmerz von Frauen nicht nur anders bewertet als der von Männern, sondern auch anders behandelt.

Das Buch wird durch aktuelle Studien und zahlreiche Fakten untermauert, aber auch durch eine historische Perspektive auf weiblichen Schmerz – von antiken Vorstellungen bis hin zu biblischen Bezügen, die bis heute noch die Medizin beeinflussen.

Auch wenn mir viele Fakten bereits bekannt waren, kann ich ‘Unversehrt’ absolut empfehlen – für Frauen als empowerndes Buch und für Männer, um besser zu verstehen, wie es ist, als Frau mit Schmerz im Patriarchat zu leben.

Profile Image for Rotschoepferin.
34 reviews3 followers
August 21, 2025
Besonders schön fand ich den Gedanken der Schwesternschaft im Schmerz.
Insgesamt war mir aber etwas langweilig weil für mich einfach wenig Neues dabei war.
Profile Image for Karina.
231 reviews3 followers
November 19, 2024
Wow, das war nicht ohne...
Die Autorin Eva Biringer erzählt uns in ihrem feministischen Werk 'Unversehrt' über Frauen und ihre Schmerzen.
Ihren vielen unterschiedlichen Schmerzen.
Sei er von anderen angetan, selbst zugefügt oder naturgegebener Schmerz.
So viele Frauen es gibt, soviel Schmerz gibt es auch. Schade ist nur wie oft der Schmerz nicht ernst oder wahrgenommen wird.
Der rote Faden des Buches bildet der Leidensweg der Großmutter der Autorin.
Viele Jahre hat Sie gelitten und nie fand jemand raus woran eigentlich.
Diese Tatsache nutzt Eva Biringer und macht auf die vielen ähnlichen Schicksale aufmerksam und versucht noch im Nachhinein dahinter zu kommen was die Großmutter wohl gehabt haben könnte.
Es werden etliche Fakten auf den Tisch geknallt. Die medizinische, kulturelle und historische Schmerzakte der Frauen wird durchleutet. Fakten rund um Misogynie und Femizide.
Die schockierend Wahrheit das weiblicher Schmerz sogar oftmals als attraktiv wahrgenommen wird.
Das zartbesaitete weibliche Wesen welches mit schlechter Konstitution, aber mit attraktiver blasser Haut und schmaler Silhouette Hilfe benötigt oder der kleine Stich zuviel beim nähen der Geburtswunden etc.
Auf oftmal sarkastische Art und Weise erfahren wir das Männer wirklich krank sind, aber Frauen meist 'Psyche haben', das schwache Geschlecht Schmerz von Natur aus auszuhalten hat und gynäkologische Probleme sehr viel weniger erforscht werden als zum Beispiel männliche Erektionsprobleme.
Kein Wunder, ist ein 'ordentliches rannehmen' der Frau doch schon oftmal die Lösung ihrer Probleme...
oder die der Männer 🤮.
Einige Fakten waren mir aus anderen Werken bekannt, einiges habe ich neu dazu gelernt und wie sooft bei solch einer Lektüre kam ich aus dem Kopfschütteln nicht mehr raus.
Ich finde das Buch richtig wichtig und richtig gut und kann nur empfehlen...Lest es!
Profile Image for Anici.
10 reviews
September 26, 2025
„Während wir damit beschäftigt sind, die an uns gerichteten Erwartungen zu hundertfünfzig Prozent zu erfüllen und uns trotzdem die meiste Zeit über minderwertig zu fühlen, damit, unseren Körper auf das aktuell angesagt Schönheitsideal zu trimmen und das Geld zu verdienen um all die Produkte zu kaufen, die dessen angebliche Unzulänglichkeiten kaschieren und dessen Verfall aufhalten sollen, dreht sich die Welt im selben Tempo weiter wie bisher, dem Tempo des Patriarcharts.“

Das Kapitel 7 „wir bereiten unserem Körper schmerzen“ hat mir mit Abstand am besten gefallen. Da waren auch viele neuere Gedanken dabei. Der Rest des Buches ist zwar auch gut und interessant, aber vieles davon war mir nicht unbedingt neu und mir fehlte teilweise die Intersektionalität und vorallem Klassen Bewusstsein.
Trotzdem kann ich es empfehlen, es gibt viele spannende Fakten und ist sehr gut geschrieben!
48 reviews1 follower
January 22, 2025
Ein definitiv wichtiges Buch über weiblichen Schmerz, der gehört werden muss, der zur Sprache und zur Kritik an einem patriarchalen (Gesundheits-)System werden muss.
Nicht alles war Neues für mich und trotzdem konnte ich neue Fakten lernen.
Grundsätzlich mochte ich die Mischung zwischen Fakten und persönlichen Anekdoten, aber ich habe nicht immer mit den persönlichen Deutungen oder Schlussfolgerungen über einstimmen können.
Profile Image for Lisi.
34 reviews
Read
January 15, 2025
Die Erfahrung des Lesens dieses Buches fühlt sich für mich sehr zwiespältig an. Nicht nur, weil das Thema des Buches sehr unter die Haut fährt (und es sich teilweise wie ein Leidensweg anfühlt, den man aber (typisch masochistische Frau) ertragen will).
Einerseits finde ich das Thema irrsinnig wichtig, dringend und notwendig. Ich mochte die Darstellung der Autorin des Widerspruchs der "leidenden Frau" die "zu sensibel" ist und dann aber wiederrum in ihrem z.B. Endometrioseschmerz nicht gesehen wird, der "Kriegerin" die jeden Schmerz ertragen kann, "aber so schlimm kann es doch nicht sein" etc. sehr. Auch das verwobenes Geflecht aus narrativer, persönlicher Erzählung und dem Aufbereiten verschiedenster historischer und medizinischer Fakten empfand ich als sehr angenehm. Für mich persönlich war auch der Schreibstil sehr gut lesbar.
Andererseits sind Kritikpunkte für mich solche, die auch in anderen Reviews erwähnt wurden: die medizinischen Quellen sind teilweise etwas schwammig (quarks als Quelle anzugeben z.B.?) und die wissenschaftlichen "Fakten" verallgemeinernd präsentiert. Der rote Faden fehlt mir, teilweise wiederholen sich Dinge an Stellen, die sich für mich nicht natürlich anfühlen und damit wirft auch die Kapitelplanung fragen auf. Außerdem wirkt die feministische Perspektive im Vergleich zu anderen werken einfach etwas flach (und nicht so intersektional wie ich es mir wünschen würde), siehe Kommentar zu S.P.
Reclaim the Pain war mein Highlightkapitel, und das Ende war für mich sehr gelungen. Die ironische Liste mit den hirnrissigen, ach traurigen Tipps war lustig und schmerzhaft zu lesen und bei den Wünschen an ihre Oma, hab ich geweint und an die Frauen in meinem Leben denken müssen, denen ich so gewünscht hätte, gehört worden zu sein.
Definitiv eine Leseerfahrung wert.

(Gebe momentan keine Sternebewertungen)
Profile Image for Sini [on hiatus].
70 reviews2 followers
October 22, 2024
Der weibliche Schmerz

In ihrem zweiten Sachbuch »Unversehrt. Frauen und Schmerz« widmet sich die Journalistin und Autorin Eva Biringer ganz der Thematik weiblichen Leids.

Die Einleitung beginnt mit der Leidensgeschichte ihrer eigenen Großmutter. Einfühlsam und mit Bedacht geht Biringer auf deren Tagebucheinträge ein, welche Symptome für alle möglichen (fehldiagnostizierten) Erkrankungen protokollieren.

In ihrem umfangreich und sorgfältig aufgearbeitetem Buch führt uns die Autorin klar und deutlich vor Augen, wie tief verankert die Herabwürdigung weiblichen Schmerzes in unserer Gesellschaft ist. Um dies zu belegen, greift sie auch auf wissenschaftliche Studien zurück und analysiert diese gründlich.
Durch eine auf historische und gegenwärtige Fakten gestützte Recherche zeigt sie auf, wie Misogynie und das Patriarchat Frauen schon von Anbeginn der Zeit unterdrückten, nicht ernst nahmen, klein redeten, übersahen oder mundtot machten. Welche gravierende Folgen das ganze hat und wie wir auch heute, genauso wie noch vor hunderten von Jahren, darunter leiden, beleuchtet sie hier in einem feministischen Kontext.

Ein wichtiges und wachrüttelndes Werk, welches durch seine einfach verständliche Sprache einen guten Lesefluss erzeugt. Einzig der Inhalt, welcher einen nicht selten mit Wut oder Traurigkeit zurücklässt, ist schwer verdaulich. Mit zynischen Einschüben in Form von Fußnoten lockert die Autorin das Ganze zwischendurch jedoch wieder auf, ohne dabei das gerade Gelesene ins lächerliche zu ziehen.
Mein einziger Kritikpunkt ist, dass es streckenweise etwas wirr wirkt und keinem klar erkennbaren roten Faden folgt.
Dennoch kann ich das Buch jedem ans Herz legen, da es Aufmerksamkeit für ein unfassbar wichtiges Thema schafft!
Profile Image for _Le4_.
176 reviews
November 6, 2024
Das Buch “Unversehrt” behandelt den Schmerz von Frauen, der oft ignoriert oder kleingeredet wird. Dabei schreibt die Autorin über geschichtliche Fakten und wie sich das auf die Gegenwart bezieht und was auch heute noch passiert. Es betrachtet auch verschiedene Aspekte sowohl psychische, als auch verschiedene physische wie Dinge, die die Geschlechtsorgane, Schmerzmittel oder Schmerzen verursachende Schönheitsideale betreffen.

Ich fand das Buch war sehr gut thematisch fokussiert. Es hat sich gut auf das Thema Schmerzen spezialisiert und dieses in gute und verständliche Unterthemen unterteilt. Es besteht eine sehr gute Kombination aus geschichtlichen Fakten, wissenschaftlichen Studien und persönlichen Erfahrungen. Dadurch hat sich das Buch sehr ganzheitlich angefühlt.
Das Buch ist sehr frustrierend. Es zeigt schockierende Fakten der Vergangenheit auf, die einen wütend machen und wenn man dann denkt, na immerhin passiert das heutzutage nicht mehr, zeigt die Autorin, dass auch heutzutage immer noch höchst erschütternde Dinge passieren. Das Buch macht sehr wütend.
Ich fand es spannend, dass auch betrachtet wurde, dass weiblicher Schmerz zum Teil als erstrebenswert und ästhetisch oder zumindest nötig betrachtet wird und wie die Autorin sich das angeschaut hat.
Ich fand es sehr beeindruckend, dass die Autorin auch persönliche Erfahrungen mit eingebracht hat, die ich sehr bereichernd fand.

Das Buch ist thematisch sehr solide. Manche feministischen Bücher verlieren sich in grundsätzlichen Grundlagen, statt das Thema ihres Buches im Blick zu halten, was dieses Buch nicht tut. Die Autorin hat ihr Thema sehr solide abgesteckt und dann die Fakten und Erzählungen gut nachvollziehbar und verständlich darum herum aufgebaut.
Profile Image for Carla.
1,023 reviews134 followers
November 3, 2024
"Jede Frau, die ich kenne, hat Schmerzen." (s. 73)

Erst kürzlich habe ich mich mit einer Freundin darüber unterhalten, wie normal Schmerzen für uns Frauen sind. Wie wir uns mit Schmerztabletten vollpumpen, damit bloß niemand merkt, dass wir uns eigentlich wegen schmerzhaften Regelbeschwerden ins Bett legen wollen. Wie oft wir durchs Leben "spazieren" und männlichen Mitbürgern gegenüber denken: "Du weißt gar nicht, wie viel Schmerzen ich gerade aushalte - und du wirst es auch nie verstehen."

An der weiblichen Existenz ist vieles schmerzhaft. Benachteiligung, Vorurteile oder auch einfach die Ignoranz gegenüber unseren Problemen. Eva Biringer führt uns in diesem Buch durch den Schmerz von Frauen, sie beginnt mit einem Bericht über ihre Großmutter, die unter einer mysteriösen, nie wirklich diagnostizierten Krankheit litt - ihr Leben lang. Die Autorin wird an einigen Stellen persönlich, auch in den Fußnoten. Das hat mir gut gefallen, Schmerz ist nämlich auch persönlich.

Viele geschichtliche Ereignisse rund um Frauengesundheit sind wirklich zum Augenverdrehen und Kopfschütteln, wenn es nicht so verdammt traurig wäre, dass Frauen so stark darum kämpfen müssen, ernstgenommen zu werden. Besonders gut hat mir auch der humoristische Leitfaden für einen Arztbesuch gefallen - als Frau mit einem nicht diagnostizierten Leiden kann ich dass so gut nachvollziehen.

Ich finde, dass das Buch einen wichtigen Beitrag zur Gesellschaft liefert. Ich fand den Schreibstil sehr angenehm zu Lesen und werde das Buch auf jeden Fall weiterempfehlen!

4,25/5
Profile Image for Laura.
88 reviews1 follower
October 12, 2024
„Unversehrt“ von Eva Biringer hat mich sofort in seinen Bann gezogen. Das Cover allein weckt eine stille Neugier – die Frau in Strumpfhose, das zerbrechende Ei in ihrem Schoß, es wirkt wie ein eingefrorener Moment voller Intimität und Zerbrechlichkeit.

Schon nach den ersten Seiten war mir klar, dass ich dieses Buch schnell verschlingen würde. Der Schreibstil von Biringer ist nicht nur flüssig, sondern auch angenehm direkt, sodass ich das Buch in nur zwei Tagen beendet habe. Es liest sich leicht, doch die Inhalte hallen nach und laden zum Nachdenken ein.

Als Frau fühlte ich mich oft tief angesprochen. Viele der Themen sind so allgegenwärtig und relatable, dass ich beim Lesen nicht selten innehalten musste. Mehr als einmal stockte mir der Atem oder Tränen sammelten sich in meinen Augen. Doch es wäre ein Fehler, das Buch nur für Frauen zu empfehlen – auch Männer könnten viel daraus lernen. Oft bleibt ihnen die systematische Unterdrückung durch das Patriarchat unsichtbar, was „Unversehrt“ eindrucksvoll zu beleuchten weiß.

Biringer behandelt eine erstaunliche Vielzahl an Themen – von Sprache, Herkunft, Medizin, Invalidierung über Selbstverletzung bis hin zur Fetischisierung. Besonders beeindruckend ist dabei, wie klar und strukturiert sie diese komplexen Themen aufarbeitet, sie einordnet und stets auf fundierte Quellen und Studien verweist. Dieses Buch ist mehr als nur persönliche Reflexion – es ist eine gesellschaftskritische Analyse, die auf fundiertem Wissen basiert.

Einzig ein Wunsch blieb für mich offen: Ich hätte gerne noch mehr über den Schmerz von Frauen in der Medizin und in Studien erfahren. Dieser Aspekt wurde zwar berührt, doch ich hätte mir eine noch tiefere Auseinandersetzung gewünscht. Trotzdem bleibt „Unversehrt“ für mich eine wichtige und berührende Lektüre, die ich uneingeschränkt weiterempfehlen kann.
Profile Image for Denise.
615 reviews9 followers
December 22, 2024
Puh! Das war mein erster Gedanke, als ich "Unversehrt. Frauen und Schmerz" von Eva Biringer beendet hatte.

In ihrem Buch beschreibt die Autorin den Alltag von Frauen und weiblich gelesenen Personen, wenn sie ihren Schmerzen Ausdruck verleihen. Und ohne zu spoilern: das ist nicht einfach. Jede Frau, die schon mal über Schmerzen während ihrer Periode gesprochen hat (klagen möchte ich nicht mehr schreiben, da es bereits abwertend klingt), kennt die Antworten ihrer Umgebung im Schlaf: Stell dich nicht so an. Bluten tut weh. Wir haben das alle überlebt.

Auch ich selbst fühlte mich ertappt und angesprochen. Wie oft habe ich meinen Schmerz klein geredet? Wie oft habe ich auf andere Frauen (!) herabgesehen, weil ich dachte "Ach komm, das bisschen Kopfweh!" Und diese Selbsterkenntnis tat weh. Eva Biringer zeigt schonungslos auf, wie Frauen in medizinischen Belangen kleingehalten werden, wie unser Schmerz entweder nicht ernst genommen oder glorifiziert wird.

Dieses Buch ist ein Augenöffner. Ich kann die Lektüre, auch wenn sie teils hart ist, sehr empfehlen. Vor allem (aber nicht ausschließlich) Männern, die Partner, Vater, Bruder oder Freund einer weiblichen Person sind.
Profile Image for Alina.
11 reviews1 follower
November 1, 2024
Wenn ihr nur ein feministisches Buch lest - lest dieses.
Ich habe schon viel zu dem Thema gelesen und dennoch waren für mich viele neue schockierende Fakten dabei. Thematisch wird kompakt alles abgehandelt, von körperlichen zu seelischen Leiden, Krankheiten, Gewalt gegen Frauen und gegenüber sich selbst. Dabei geht es auch um Arten von Schmerz, an die man vielleicht nicht sofort denkt, wie Diäten oder unbequeme Schuhe.
Es ist kein leichtes Buch, sondern eins, das schwer verdaulich ist und sehr wütend macht. Aber genau deshalb ist es so wichtig und ich kann es nur jedem ans Herz legen. Die Autorin berichtet von persönlichen Erfahrungen, zitiert aber auch viel Literatur und gibt weiterführende Tipps zu Büchern und Filmen.
Lediglich das Cover hat mir persönlich nicht so gut gefallen, weil ich befürchte, dass es aufgrund des provokanten Bildes nicht so viele Leute anspricht.
Profile Image for Sophie.
117 reviews6 followers
March 6, 2025
o weni iz vo nütem würk überrascht bi gsi, da ig mi mit feminismus und mit schmerze scho lang beschäftige, hets mi definitiv widermau no meh hässig gmacht. Ha o einigi sache agstriche u würd ds buech definitiv witerempfehle.

Dr Oberbanger hani im letschte kapitu di sarkastischi liste gfunge uf was e frou muess achte das si bim arzt ernstgno wird. Ha huere müesse lache, ner ischmr bewusst worde ds, wi absurd ds alles o tönt het, s sehr oft leider würk genau so ablouft, ner ischmer z lache vergange.
Profile Image for hannah.
46 reviews
June 4, 2025
3.5 Sterne es war schon gut und einige Textstellen haben mich sehr emotional,traurig oder wütend gemacht andererseits war es mir persönlich an manchen Stellen zu medizinisch
Profile Image for Caren Buenz.
7 reviews
June 10, 2025
- alles was mir bleibt ist die Erinnerung an sie lebendig zu halten
25 reviews2 followers
January 7, 2025
// Leseexemplar von VorablesenDE zur Verfügung gestellt //

Das Thema, das die Autorin hier ausführlich behandelt, ist ungeheuer wichtig: nicht nur schildert sie, in welchen Formen Frauen in besonderer Weise mit Schmerz konfrontiert sind, sondern es wird auch beschrieben, wie die Gesellschaft und die Medizin mit diesem Schmerz umgehen. Dass es hierbei noch große Missstände gibt, wird schnell deutlich und auch gut mit Quellen belegt. Leider muss ich genau die Quellenarbeit etwas kritisieren - was angesichts des ausführlichen Quellenverzeichnisses widersinnig scheint. Aber gerade die nicht belegten Aussagen sind immer mal nicht korrekt (denn nicht jede Frau hat sich früher in Korsett-Tagen eine Wespentaille geschnürt, es handelte sich meist eher um Unterwäsche; deutsche Ärzt*innen schwören nicht mehr in allen Universitäten einen hippokratischen Eid; und ich bezweifle auch, dass der 'husband stitch' tatsächlich eine _häufige_ Prozedur ist). Solches vermeintliche "Allgemeinwissen" ebenso zu überprüfen, wie alle anderen Aussagen, hätte ich mir hier gewünscht. Leider war das Buch insgesamt für meinen Geschmack auch etwas zäh und langweilig, für mich hätte es eigentlich nur das letzte Kapitel gebraucht (Reclaim the pain), das der Aussage des Buches wohl am ehesten gerecht wird und sehr lesenswert ist.
Profile Image for Jenny .
45 reviews2 followers
September 7, 2025
Nicht viel Neues, aber trotzdem so wichtig und voller Informationen. Die Erzählung vom Schmerz der Großmutter war besonders berührend.
Profile Image for Loreena Holy.
50 reviews
April 1, 2025
Pflichtlektüre🙇🏼‍♀️
Hier geht es um den, Frauen schon immer begleitenden, Schmerz und wie dieser seine Rolle im Patriarchat gefunden hat. Ich konnte dort so viele interessante Sachen mitnehmen und Zusammenhänge ziehen, danke für diese tolle Aufklärung 🩷
Profile Image for Magdalena.
15 reviews1 follower
March 15, 2025
Die Prämisse des Buchs ist vielversprechend, so ist das Thema aktuell und allgemein wenig präsent. Das Cover finde ich auch fabelhaft!

Allerdings war für mich so gut wie nichts Neues dabei. Für ein Sachbuch fand ich die Recherche eher schwach. Der rote Faden hat mir teilweise komplett gefehlt (die autobiographischen Stellen waren dafür nicht stringent genug eingesetzt). Vieles Inhaltliche wurde mehrmals wiederholt, ohne dass das Argument daraus klar wurde.

Ich hatte mir für die feministische Perspektive außerdem etwas Innovativeres erhofft als eine Wiederholung der immer gleichen 3-5 Autor*innen. Auch die Lobeshymne an Sophie Passmann und die Vorstellung der emanzipierten verstorbenen Großmutter zum Schluss (à la „vielleicht wäre sie dann zum Frisör gegangen und hätte sich die Haare nicht von der Nachbarin schneiden lassen“ oder „sie hätte sich Perlenketten gekauft und nicht das Geld für ihre Kinder gespart“) finde ich fragwürdig. Den Kapitalismus in Frage zu stellen wäre wohl zu radikal 😅 Stattdessen haben wir es mit einem klassischen liberalen Feminismus zu tun, der nicht gerade intersektional ist, insbesondere in Bezug auf nichtbinäre Geschlechteridentitäten und Behinderung (obwohl Behinderung doch bei dem Thema sowas von naheliegend wäre). Im Hörbuch fand ich es zudem störend, dass viele Namen falsch ausgesprochen wurden.

Für Einsteiger*innen ist das Buch vielleicht niederschwellig und interessant, aber ich würde es nicht empfehlen.

Profile Image for Seitenmusik.
381 reviews19 followers
December 24, 2024
"Jahrtausendelang wurde der weibliche Körper per se als schwach, krank und behandlungsbedürftig angesehen. Daran hat sich nur wenig geändert. Wenn Frauen ihre körperliche Versehrtheit offenbaren, wird ihnen oftmals nicht geglaubt." (Seite 189 - Buchzitat)


Eva Biringers Sachbuch „Unversehrt. Frauen und Schmerz“ beleuchtet eindringlich, wie weiblicher Schmerz in unserer Gesellschaft systematisch abgewertet, ignoriert und fetischisiert wird. Die Autorin, geboren 1989 in Albstadt-Ebingen, studierte Kunstgeschichte und Theaterwissenschaft und schreibt als freie Autorin über Stil- und Kulturthemen für renommierte Zeitungen wie "Die Zeit" und "Welt am Sonntag". Biringer, die in Wien und Berlin lebt, bringt ihre Expertise und persönliche Erfahrung in dieses wichtige Buch ein.

Worum geht’s genau?

Das Buch setzt sich mit der gesellschaftlichen, medizinischen und kulturellen Wahrnehmung von weiblichem Schmerz auseinander. Frauen, die häufiger unter chronischen Schmerzen leiden und stärkeren Belastungen wie Menstruationsbeschwerden, Endometriose oder häuslicher Gewalt ausgesetzt sind, erfahren oft weniger Verständnis und Unterstützung als Männer. Ihre Schmerzen werden schneller als psychosomatisch abgetan, weniger intensiv erforscht und oft einfach medikamentös ruhiggestellt. Eva Biringer zeigt anhand persönlicher Erlebnisse, wie ihrer Großmutter, deren lebenslanger Schmerz ignoriert wurde, und einer beeindruckenden Fülle an Studien, wie patriarchale Strukturen diese Missstände fördern. Sie beleuchtet außerdem die Fetischisierung von Schmerz und wie Männerkörper weiterhin als medizinische Norm gelten.

Meine Meinung

Für mich ist „Unversehrt“ eines der eindringlichsten Bücher des Jahres. Die Lektüre ist wie ein Schlag in die Magengrube – nicht wegen Effekthascherei oder sprachlicher Tricks, sondern durch die gut recherchierten Fakten, die sowohl erschütternd als auch wütend machen. Biringer nähert sich dem Thema Schmerz aus unterschiedlichsten Perspektiven: philosophisch, gesellschaftlich, medizinisch und autobiografisch. Besonders berührend fand ich den roten Faden des Buches – den Schmerz und die gesundheitlichen Probleme ihrer Großmutter, der nie ernst genommen wurde. Dieses Element schafft Nahbarkeit und eine (persönliche) Verbindung zur Autorin.

Der Autorin gelingt es, komplexe medizinische und gesellschaftliche Zusammenhänge verständlich zu erklären, ohne dabei den feministischen Kern der Botschaft zu verlieren: Schmerz bei Frauen wird nicht nur bagatellisiert, sondern systematisch übersehen, was tödliche Konsequenzen haben kann. Die Darstellung, dass chronische Erkrankungen wie Endometriose oder Menstruationsbeschwerden immer noch kaum erforscht sind, macht mich fassungslos – ebenso wie die Tatsache, dass patriarchale Gewalt und der Ausschluss von Frauen aus medizinischen Standards bis heute existieren.

Trotz meines eigenen Vorwissens konnte ich aus dem Buch viel Neues lernen, denn Biringer hat eine Fülle an Studien und historischen wie aktuellen Beispielen zusammengetragen. Die Stärke des Buches liegt in seiner Klarheit und Eindringlichkeit. Es ist ein feministisches Plädoyer, das mit Fakten überzeugt, ohne zu polemisieren.

Fazit

„Unversehrt“ ist ein tief bewegendes, faktenreiches und unverzichtbares Buch, das sich mit einem wichtigen, oft vernachlässigten Thema auseinandersetzt. Es regt zum Nachdenken an und ruft zum Handeln auf. Eva Biringer hat hier ein Meisterwerk geschaffen, das feministisches Bewusstsein schärft und einen unverzichtbaren Beitrag zur Diskussion über weiblichen Schmerz leistet. Nicht weniger als 5 von 5 Sternen.
Profile Image for Merle.
1,526 reviews
December 3, 2024
Danke an Vorablesen und den HarperCollins Verlag, die mir ein Rezensionsexemplar zur Verfügung gestellt haben. Meine Meinung ist davon jedoch unabhängig.

„Unversehrt“ gehört zu dem Genre von Büchern, die zwischen Sachbuch und Memoir stehen. Uns erwartet hier eine gut recherchierte Abhandlung über weiblichen Schmerz in all seinen Facetten, die eingerahmt wird durch die schmerzlichen Erfahrungen der Großmutter der Autorin. Dadurch ist das Buch nicht zu steril, sondern gewinnt an persönlicher Note, obwohl die Struktur etwas wirr erscheint.

Wie bereits erwähnt fand ich das Buch sehr gut recherchiert, und auch das Literaturverzeichnis und die Quellenempfehlungen am Ende waren sehr ausführlich und aussagekräftig.

Inhaltlich sind die Kapitelnamen wenig aussagekräftig, aber es werden grob folgende Themen behandelt: Sprechen über Schmerz, Schmerz (Gewalt) an Frauen, Schmerzen haben, Schmerz betäuben (Betäubungsmittel), dem Körper Schmerz hinzufügen (Beautystandards z.B.), Emanzipation von Schmerz. Nicht alles davon hat mich gleich interessiert, und nicht mit allem davon habe ich gerechnet.

Dem Buch fehlt eindeutig eine Triggerwarnung bezüglich sexualisierter Gewalt, da dieser Abschnitt super überraschend und sehr explizit daherkommt. Auch die Kapitel rund um Gewalt bei Schwangerschaft und Geburt haben mich echt geschockt, da sie mich unvorbereitet erwischt haben.

Besonders gut fand ich die Kapitel zu Frauen im Gesundheitssystem, wo es um Falschdiagnosen und weibliche Krankheiten wie Endometriose ging – tatsächlich hatte ich vom Titel des Buches her auch gedacht, dass es eher vermehrt um solche Themen gehen wird, und nicht um die „Schmerzen“ des Balletttanzens und Schönheits-OPs, die ja im Bereich der Ästhetik verordnet sind.

Im Großen und Ganzen habe ich die Kapitel über die anderen schmerzvollen Themen auch als interessant empfunden, eben weil es einen als Frau dann doch betrifft. Trotzdem finde ich, dass das Buch besser mit konkreten Kapitelnamen oder zumindest Triggerwarnungen auf seine Themenvielfalt hätte aufmerksam machen sollen.

Ein weiterer Kritikpunkt, den ich habe, sind die immer wieder aufkommenden Pauschalisierungen über „die Frauen“ – eine andere Rezensentin nannte es „Pseudo-Feminismus à la Sophie Passmann“ und irgendwie fand ich das treffend. „Stöckelschuhe“ werden per se abgewertet und sind ein Ausdruck von „Gewolltwerden“, so wie Tattoos, und nur wütende Frauen sind emanzipierte, also gute Frauen… Solche Aussagen sind nicht feministisch (wie die Autorin meint), sondern ganz im Gegenteil misogyn. Das fand ich schade und hätte ich nicht gebraucht.

Insgesamt ist „Unversehrt“ ein aufrüttelndes Buch, welches sich mit Frauen und Schmerz in verschiedenen gesellschaftlichen Bereichen auseinandersetzt und die Augen öffnen kann. Der Stil ist einfach und modern, aber schießt manchmal mit der Wortwahl am Feminismus vorbei. Die Struktur und Themenwahl hätten besser sein können und ich bin ehrlich – ich habe auch eher andere Inhalte erwartet.

Ich schreibe diese Rezension übrigens erst ca. 1 Monat nachdem ich das Buch gelesen habe (ein Glück für meine guten Notizen haha), und ich muss zugeben, dass es kaum in mir nachgehallt hat. Nachhaltig mitgenommen habe ich so gut wie gar nicht, weil ich schon viele der angesprochenen Dinge wusste, sodass ich „Unversehrt“ eher als Einstiegslektüre in das Themengebiet verorten würde. Und so lande ich bei 3.5-4 Sternen.
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October 21, 2024
Eva Biringers Buch Unversehrt. Frauen und Schmerz ist ein leidenschaftliches und provozierendes Werk, das sich mit einem Thema auseinandersetzt, das in unserer Gesellschaft häufig übersehen oder heruntergespielt wird: weiblicher Schmerz. Biringer stellt in ihrem Buch eine kraftvolle These auf, die durch sorgfältige Recherchen und persönliche Erfahrungen gestützt wird – dass der Schmerz von Frauen in der medizinischen, gesellschaftlichen und kulturellen Wahrnehmung systematisch abgewertet wird.

Der Klappentext gibt bereits einen Eindruck von der Wucht, die dieses Buch entfaltet. Biringer führt den Leser in die Realität vieler Frauen, die körperlichen Schmerz anders erleben als Männer, nicht nur aufgrund biologischer Unterschiede, sondern auch aufgrund gesellschaftlicher Erwartungshaltungen und tief verwurzelter patriarchaler Strukturen. Der schockierende Vergleich, dass auf einen schmerzmittelabhängigen Mann gut doppelt so viele Frauen kommen, zeigt, wie leicht der Schmerz von Frauen ruhiggestellt und ignoriert wird, anstatt ihn ernst zu nehmen und zu behandeln.

Besonders eindrucksvoll ist Biringers Fähigkeit, das Thema sowohl analytisch als auch persönlich aufzuarbeiten. Sie verwebt ihre eigenen Erlebnisse geschickt mit historischen und soziologischen Fakten, was das Buch sehr zugänglich und emotional macht. Diese autobiografischen Elemente machen das Werk greifbar und verleihen seiner feministischen Analyse zusätzliche Tiefe. Es ist ein Plädoyer, das Frauen ermutigt, ihren Schmerz zu erkennen und ihn in eine Quelle der Stärke zu verwandeln – eine Botschaft, die heute aktueller ist denn je.

Biringer beleuchtet dabei nicht nur körperliche Schmerzen wie Menstruationsbeschwerden oder Geburt, sondern geht auch auf den emotionalen Schmerz ein, der durch häusliche und sexuelle Gewalt verursacht wird. Sie kritisiert scharf die Rolle der Medizin, in der Männerkörper immer noch als Norm gelten, während Frauen mit Schmerzmitteln und Beruhigungsmitteln abgespeist werden. Diese medizinische Ungleichbehandlung ist ein zentraler Punkt, der Leserinnen wie Lesern die Augen öffnen wird.

Die Rezensionen von Prominenten wie Friederike Kempter oder Verena Altenberger zeigen, wie sehr das Buch bewegt und wütend macht. Es ist ein Werk, das zur Selbstreflexion zwingt und gleichzeitig den Anstoß zu gesellschaftlichen Veränderungen gibt. In diesem Sinne ist Unversehrt nicht nur ein Buch über Schmerz, sondern ein Aufruf zur Revolution, zur Wiederaneignung des weiblichen Körpers und seiner Bedürfnisse.

Fazit: Unversehrt ist eine erschütternde und befreiende Lektüre, die aufzeigt, wie tief verwurzelt die Missachtung weiblichen Schmerzes in unserer Gesellschaft ist. Es ist ein Buch, das Frauen eine Stimme gibt und zugleich ein Appell, den Schmerz nicht zu verdrängen, sondern ihn zu nutzen, um Macht und Autonomie zu erlangen. Ein wichtiger Beitrag zur feministischen Literatur, der in keiner Diskussion über die Ungleichbehandlung der Geschlechter fehlen darf.
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