Kessie, Grit und Charly haben den Fortpflanzungsdrang ihrer Altersgenoss:innen seit jeher mit amüsierter Verwunderung beobachtet. Einen Kinderwunsch hat keine von ihnen je verspürt. Auch nicht das Bedürfnis, sich in eine monogame Paarbeziehung zurückzuziehen und nur noch als Wir durch die Welt zu laufen. Doch einige überraschende Ereignisse stellen nun, mit Mitte vierzig, noch einmal alles infrage: Charly, eine erfolglose Schauspielerin, bekommt ein Rollenangebot in einer anderen Stadt. Und stellt fest, dass sie schwanger ist – von wem, weiß sie nicht so genau. Grit fliegt aus ihrer WG und muss zu ihrem Freund ziehen, der sich das schon lang wünscht. Doch sie will ein Zimmer für sich allein, besser noch eine ganze Wohnung. Während ihr Freund auf der Suche nach ihrem zukünftigen Nest am Berliner Wohnungsmarkt verzweifelt, findet sie Zuflucht in einem Schrebergarten. Kessie kommt derweil ihrer Jugendliebe Nazim näher, als sie in die alte Heimat fährt, um ihre kranke Mutter im Pflegeheim einzugewöhnen. Der einzige Partner, der in den letzten Jahren an ihrer Seite war, war ihr Hund Pan. Jede der drei Frauen steht vor einer Entscheidung. Und die Gesellschaft scheint sehr genau zu wissen, wie sie ausfallen sollte.
Habe ich super flott durchgelesen, war angenehm zu lesen. Kessie und ihre Storyline mochte ich am meisten und sie tat mir auch total leid. Die eigene Mutter ins Pflegeheim unterzubringen ist schon schlimm genug, aber ich war froh, dass es Azim gab, der ihrer Story die nötige Wärme und Leichtigkeit gegeben hat, so dass es nicht nur noch deprimierend war. Charly fand ich prinzipiell ganz interessant, aber ihre Schwangerschaftstoryline inklusive hätte ich echt nicht gebraucht... Ich bin bei dem Thema aber auch mega empfindsam. Ja, ich bin pro-choice, aber ich selbst könnte das halt niemals tun und wills dementsprechend auch nicht gerne lesen. Viel spannender hätte ich gefunden, wenn es darum geht wie sie als Schauspielerin wieder Fuß fasst (auch grade als Frau 40+ die nicht den gängigen Schönheitsnormen entspricht) - leider war das nur eine Randnotiz. Auch ihre drei gleichzeitigen Liebhaber, die alle drei auch noch verheiratet sind, hätten sich für irgendeine Entwicklung / einen Konflikt angeboten... aber leider kam da auch nichts wirkliches. Etwas irritiert war ich davon wie sie dargestellt wird: Komplett graue Haare, unrasiert, ungepflegt, fehlende Zähne, etc. Ich bin auch über 40 und habe mich darin nicht wieder erkannt. Derart ALT und verlottert sehen wir einfach noch nicht aus. ;)
Mit Grit bin ich absolut nicht warm geworden... sie wirkt auf mich entsetzlich entitled. Sie verdient kein Geld, sieht auch nicht ein, wozu sie arbeiten sollte, möchte aber auch nicht bei ihrem Freund wohnen (weil iiiieh zu viel Nähe), stattdessen übernachtet sie kostenlos im Garten der Eltern ihres Freundes. (Gott, sie ist so eine Schnorrerin.) Dann ist sie aus unerfindlichen Gründen richtig sauer, als die ihr den Garten nicht einfach schenken wollen (!??) und ist dann auch sauer als ihre eigenen Eltern ihr das Geld nicht einfach schenken wollen, um ihn zu kaufen. Äääääh...? Woher kommt eigentlich diese Erwartungshaltung, dass alle Menschen ihr was schuldig sind? Vor allem weil sie selbst ja die ganze Zeit betont, dass sie unabhängig sein möchte.
Sie containert (sie hat ja kein Geld), und da habe ich mich gefragt ob es kein Foodsharing in dieser Welt gibt? An keiner Stelle wird das als Option erwähnt, was mich als aktive Foodsharerin echt irritiert hat. Hallo, es gibt uns! Wir sind überall! Aber natürlich ist Foodsharing auch etwas, was man mit und für andere macht, und da sich in Grits Welt immer nur alles um Grit dreht, war ihr das vermutlich nicht ich-bezogen genug. (Sorry. Ihr merkt, sie hat mich echt genervt.)
Auf ihre Schwester ist sie megasauer, aus dem einfachen Grund, dass sie.... idk Kinder hat...? Da ihre Schwester eigentlich immer total nett dargestellt wird, aber das auch nie so richtig hinterfragt wird, wieso Grit so abweisend und aggressiv drauf ist, wurde sie mir leider noch unsympathischer.
Also ein paar interessante Ansätze und nette Gedanken, aber irgendwie versandet mir das zu sehr weil alle drei so ... festgesetzt sind in ihren Ansichten, dass keine Veränderung, keine Dynamik mehr möglich ist. Und dadurch ist man am Ende genau da wo man am Anfang ist, außer dass ein Hund ein paar Eier weniger hat. Hatte Potential, wurde leider zu wenig draus gemacht. Trotzdem unterhaltsam zu lesen.
"Wir sind Frauen, und wir haben keine Kinder. Von klein auf hat man uns darauf vorbereitet, dass wir uns eines Tages um andere kümmern und das als Erfüllung ansehen. Was wäre, wenn alle Frauen anfingen, dieses Wissen als Ressource zu nutzen - und zwar ausschließlich für sich selbst?"
Das Gras ist immer grüner auf der anderen Seite, meint man, und auf den ersten Blick könnte man denken, dass das Gras auf Seiten der Freundinnen Charly, Grit und Kessie etwas verwelkt ist. Charly, kurz vor der Menopause, wird ungewollt schwanger und weiß nicht, von wem. Grit muss aus ihrer Wohnung aus- und gezwungenermaßen bei ihrem Freund Arno einziehen, dabei will sie nichts mehr als Unabhängigkeit. Und Kessie muss sich mit der fortschreitenden Krankheit ihrer Mutter auseinandersetzen, sie im Pflegeheim unterbringen und stößt dabei auf ihre Jugendliebe, die ihr aufzeigt, welche Zukunft mit Ehe und Kind sie hätte haben können.
Alle drei setzen sich mit ihren Lebensmodellen auseinander, hinterfragen diese und müssen sich dem stellen, nicht allen Erwartungen gerecht zu werden. Quasi sowas wie ein Coming-of-age-Roman, aber mit Frauen Mitte vierzig, was mir sehr gut gefallen hat.
Das Schönste an dem Buch ist aber, wie die drei Frauen sich gegenseitig unterstützen, zwar nicht immer ganz harmonisch miteinander sind, aber stets das Beste füreinander wollen. Die Freundschaft von Charly, Grit und Kessie ist das, was bleibt und sich wie ein roter Faden durch das ganze Buch zieht.
4,5 Sterne Ich fand das Buch richtig toll. Habe es total verschlungen. Eine leichte Geschichte über Freundinnen und deren Leben in den Mitte vierzigern. Verbunden durch ihre Hunde und ihr alternatives Leben in Berlin. Genau das was ich grade gebraucht habe.
Kurzmeinung: Keine Ahnung, was die Autorin mir erzählen will. EIN MODERNER FRRAUENROMAN Drei Frauen in den Vierzigern schreiben sich in einem Gruppenchat prollige Nachrichten über ihre Befindlichkeiten. Niemand mache mir weiß, dass Frauen in den Vierzigern sich einer solchen vulgären Gassensprache befleißigen. Soll das lustig sein? Ansonsten sind drei Frauen in Berlin miteinander befreundet: mehr oder weniger alleinstehend, widerstehen sie dem Drang, sich zu etablieren oder was man gemeinhin so nennt, fester Partner, festes Berufsbild, festes Einkommen, festen Wohnsitz, ein gediegenes Leben. Das wollen sie alles nicht. Warum, bleibt im Dunkeln.
Der Kommentar und das Leseerlebnis: Es ist nicht ganz leicht, sich personell in diesem Roman zurechtzufinden, da die Autorin die Protagonistinnen nicht in üblicher Weise einführt, einen nach dem anderen, sondern alle drei FrauenNAMEN immer wieder im selben Satz vorkommen. Allmählich sortiere ich sie dennoch auseinander, Grit schläft verbotenerweise zur Zeit im Schrebergarten, ihr Hund Herr Trott ist vor kurzem gestorben, Charly ist die Promiskuitive, die nicht weiß, von wem sie schwanger ist und die sich wie ein Baby verhält, weil ihr Riesenhund Bubba kastriert werden soll, damit er aufhört, andere Hunde halbtot zu beißen und Kessie muss sich um ihre Mutter kümmern, die ins Pflegeheim kommt und wird Hundchen Pan von ihr übernehmen. Diese Alltagsprobleme sind an und für sich schon nicht besonders spannend. Eine dialoglastige Romanführung macht es zudem quasi unmöglich, eine Innenschau der Protagonistinnen zu bekommen. Wie sind sie so geworden, wie sie geworden sind, was hat ihr Denken geprägt? Keine Ahnung. Sie sind wie sie sind. Und sie sind, wie sie selber zugeben, nicht besonders interessant. Positiv: Eine Entwicklung der Protagonistinnen deutet sich zaghaft an, zu zaghaft, und das Cover ist wunderschön.
Fazit: Der LowerClassTalk durchgängig im Präsens dargestellt, lässt Tiefgang, Spannung und Sprachkunst vermissen und glänzt leider durch Vulgarität. Die Hundchen reißen allein es nicht raus. Ich bin maßlos enttäuscht und vermisse etwas, was sich Erzählkunst nennt.
Ich habe mir das Buch im Anschluss an eine Lesung mit der Autorin gekauft. Die dabei entstandene Euphorie ist beim lesen wieder etwas abgeflacht. Im Buch gibt es interessante Ansätze, aber irgendwie werden die nicht richtig aufgenommen und verlaufen sich bzw. nur sehr oberflächlich thematisiert. Das ist total schade, die Figuren bieten glaube ich noch viel viel mehr, was nicht ausgeschöpft wurde. Die letzten Seiten fügen sich für mich nicht gut ins Buch ein und wirken sehr konstruiert, so als ob jede Figur selber nochmal unbedingt ihr Fazit ziehen muss. Eigentlich würde ich 3,5 Sterne geben, aber weil das nicht geht und das Buch mich beim lesen durchaus unterhalten hat, gibts 4.
3.5 🌟 eigentlich ja nicht so meins. sehr deutsch. sehr berlin. sehr viele hunde und hund-obsessed people. mag ich nicht so. aber iwie doch ganz süß und unterhaltsam, vorallem wenn man mal was entspanntes & nicht so tiefgründiges lesen will. fand es irgendwie sehr unrelatable obwohl es versucht hat sehr reletable zu sein. aber kessies storyline fand ich mit abstand am besten & konnte zumindest teilweise mitfühlen!! „wie geht das zusammen, so viel liebe und so viel gewalt?“
Mal ein erfrischend anderer Roman über Frauen, die bewußt einen anderen Lebensentwurf leben, als gesellschaftlich "gefordert". Läßt sich einfach so weglesen und hat mich sehr unterhalten.
Das ist eines von diesen fiesen Büchern, das zu Ende geht und dich allein lässt mit seinen wundervollen Figuren; von denen du noch so viel mehr erfahren und miterleben wolltest…
Ich hab mir mehr gewünscht. Mehr Tiefgang, mehr Geschichte. Alles ziemlich oberflächlich gehalten. Ziemlich stereotypisch über die Generation beziehungsunfähig.
Das Buch lässt mich mit einem großen Fragezeichen und Ausrufezeichen zurück. Ein Zufallsfund in der Bücherei, einfach mal mitgenommen. Dem Klappentext nach dachte ich das Thema wäre nichts für mich (gerade mit dem 2. Kind schwanger, verheiratet und in der Doppelhaushälfte in einer Kleinstadt sitzend). Aber: der Schreibstil der Autorin ist so großartig, dass die 250 Seiten gerade so an mir vorbeigeflogen sind. Die Thematik ist ergreifend, die Freundschaft der Frauen stets im Mittelpunkt. Das Ende ist schön, ich bin sicher die Themen werden mir noch lange im Kopf rum spinnen.
Schöne Geschichte, die beschwingt und leicht erzählt wird. Im Kern geht es um Freund*innenschaft und in drei Erzählsträngen um "das gute Leben" und was sich die einzelnen Protagonist*innen darunter vorstellen. Super locker geschrieben, witzige Dialoge und zwischendurch immer wieder ergänzt mit Chatauszügen. Zu Beginn habe ich ein wenig gebraucht um reinzukommen und jetzt finde ich es schade, dass es schon vorbei ist.
Hab zu lange auf so ein Buch gewartet. Endlich zieht das mal jemand durch, ohne Klischees über Frauen ohne Kinder zu schreiben und ohne am Ende doch wieder auf den Weg einzubiegen, der gesellschaftlich erwartet wird. Hab es von vorne bis hinten geliebt, großer Schatz und großes Vergnügen. 5/5!
This entire review has been hidden because of spoilers.
Die Berlinerinnen Kessie, Grit und Charly gehen rasant auf die 50 zu und stehen sich durch ihre tägliche Hunderoute nahe. In ihrer Chatgruppe “Dogville“ sind die Dramen der Großstädterinnen zeitnah zu verfolgen. Die aktuell wohnungslose Grit will endlich einen Roman schreiben und entdeckt die wohltuende Wirkung eines Berliner Schrebergartens. Fünf Jahre nach ihrem letzten Buch lässt sich die Ebbe in Grits Kasse auch durch Containern abgelaufener Lebensmittel nicht mehr überdecken. Wie die Mohrrübe vor der Nase des Arbeits-Esels scheint die Lösung ihrer Probleme unerreichbar; denn die Eltern ihres Partners Anno werden den Garten teuer verkaufen – an irgendwelche Latte-Macchiato-Eltern, die sich aktuell noch auf Fernreise befinden. Im Gegenentwurf zu Grits alternativer Existenz setzt ihre Schwester Alice mit Ehe, dritter Schwangerschaft und Hundewelpen auf Kleinfamilie wie aus dem Bilderbuch.
Charly als Schauspielerin hat die „kleinen Rollen“ und das Gemäkel der Branche an ihrer androgynen Erscheinung endgültig satt und will nicht mehr von Sozialknete leben. Die Kastration ihres rüpelhaften Rüden Bubba muss dringend vorgenommen – und bezahlt – werden.
Kessie ist derweil mit Hund Pan unterwegs in die westdeutsche Provinz, um den Umzug ihrer Mutter in ein Pflegeheim zu organisieren. Obwohl Dolores mit Patientenverfügung und einem sicheren Platz auf der Warteliste des Heims alles richtig machen wollte, kann sie an dem Ort nicht bleiben. Sie wird dort nichts essen, von dem das Gesundheitssystem jahrzehntelang gepredigt hat, dass es Diabetes und Bluthochdruck verursacht! Als Kessie im Heim zufällig ihre Jugendliebe Nazim trifft, der dort seine demente Mutter besucht, treffen sich verwandte Seelen; aber Kessies Job ist nun mal in Berlin. Auch Nazims Mutter isst kaum noch, so dass er notgedrungen für sie persisch kocht. Was für eine Talentverschwendung, der Mann sollte eine Demenz-WG leiten.
Den Vogel schießt allerdings Charly ab, als ihr Schwangerschaftstest bedrohliche zwei Streifen zeigt. In ihrem Alter liegt die Wahrscheinlichkeit schwanger zu werden unter 1%. Obwohl Grits aktueller Mitbewohner Fritz ein wandelndes Gartenbuch zu sein scheint, hilft ihr das so wenig wie Kessie ihre Erinnerung an eine harte Jugend als Einwanderkind. Auch wenn der kapriziöse Tristan betont, einem weiteren Identitätswechsel in die Vaterrolle nicht abgeneigt zu sein, muss Charly allein über ihr Leben entscheiden.
Überschrieben mit den Phasen des weiblichen Zyklus (Menstruation, Follikelphase, Ovulation, Lutealphase, …) erzählt Stefanie de Velasco in fünf Kapiteln von einer Berliner Frauengeneration, die sich durch ihre Entscheidung für oder gegen Mutterschaft auf unterschiedliche Planeten zu katapultieren scheint. Ein Hund dagegen scheint dessen Halter:innen nur fester zusammenzuschmieden; Grit bleibt „Dogville“ auch nach dem Tod ihres Hundes verbunden.
Fazit Mit einer Riesenportion Humor kitzelt de Velasco Widersprüche moderner Großstädterinnen auf Identitätssuche hervor, ohne ihren Leser:innen die Hoffnung auf alternative Formen des Zusammenlebens zu nehmen.
Ein wunderbares Buch über Freundschaft, Hunde und die Frage, wo es noch hingehen soll im Leben
Mit "Tigermilch" gelang Stefanie de Velasco 2013 ein fulminantes Debüt. 2019 wurde "Kein Teil der Welt" veröffentlicht. Mit "Das Gras auf unserer Seite" erschien am 7. März 2024 bei Kiepenheuer & Witsch der dritte Roman aus der Feder der in Oberhausen geborenen Autorin.
Im Fokus ihrer Geschichte stehen Grit, Charly und Kessie - drei Frauen im "besten Alter", wie man landläufig sagen würde. Soll heißen: Drei Frauen in ihren Vierzigern. Sie befinden sich in einem Alter, das irgendwo dazwischen liegt - einerseits ist es noch nicht zu spät dafür, selbst ein Kind zu bekommen, andererseits ist da schon die Pflegebedürftigkeit der eigenen Eltern. Ja, die drei Protagonistinnen sind also im mittleren Alter, aber von Häkeldeckchen und der Schrankwand in Eiche rustikal glücklicherweise so weit entfernt wie Italien vom aktuellen EM-Titel. (Vielleicht würde dieser Vergleich der spanischstämmigen Stefanie de Velasco ein Schmunzeln entlocken.)
Mit Grit, Charly und Kessie hat die Autorin drei unverwechselbare und originelle Figuren geschaffen, die so gar nicht ins gesellschaftliche Weltbild passen: Nichts mit Ehe, Kindern, Doppelhaushälfte und dem Angekommen-Sein. Stattdessen suchen alle drei noch nach ihrem Platz im Leben. Dabei halten die Freundinnen fest zusammen - was immer da auch kommen möge. In ihrer WhatsApp-Gruppe "Dogville" wird der Leser von "Das Gras auf unserer Seite" Zeuge ihrer offenen, manchmal derben, aber doch immer liebevollen Kommunikation. Die "Dogville"-Nachrichtenverläufe bringen Extra-Schwung in die einzelnen Kapitel und führen dazu, dass man sich den drei Frauen noch näher fühlt. Der Name "Dogville" rührt übrigens von der Liebe des Dreiergespanns zu Hunden. Grit schreibt beispielsweise Verse für Hündinnen, die vor den einzelnen Kapiteln für ein Lächeln auf den Lippen der Leserschaft sorgen.
Jede der Freundinnen hat ihr Päckchen zu tragen, wie man so schön sagt. Während Kessie die Wohnung ihrer Mutter ausräumt, da die alte Dame ins Pflegeheim musste, und Grit sich fragt, ob es wirklich eine gute Idee wäre, in ihrer Beziehung mit Anno den nächsten Schritt zu wagen und mit ihm zusammenzuziehen, steht Charly vor dem Problem, dass sie schwanger ist und nicht genau weiß, von wem.
Vor dieser Ausgangslage begleiten wir als Leser die Freundinnen auf 256 durchgehend unterhaltsamen und amüsanten Seiten. Ins Genre "Frauenroman" lässt sich "Das Gras auf unserer Seite" aber nicht pressen, denn das wäre einfach zu platt. Und platt ist dieses wunderbare Buch überhaupt nicht. Obwohl mit lockerem Mundwerk und herrlich rampensaumäßig erzählt, verbirgt sich doch eine große Frage hinter der Geschichte: Wo soll es noch hingehen in unserem Leben?
Und so stehen wir gemeinsam mit Grit, Kessie und Charly an verschiedenen Weggabelungen des Lebens, sind gespannt, wohin sie abbiegen werden und fiebern mit - bis zum wirklich schönen und kreativen Ende des Buchs.
Sie sind nicht mehr ganz jung, sie sind nicht sonderlich erfolgreich oder ehrgeizig und sie hadern gelegentlich mit den Umständen um sie herum: Charly, Kessie und Grit sind drei Freundinnen Mitte 40 in Berlin, selbst in einer Beziehung mehr auf Distanz bedacht und lassen echte Nähe vielleicht nur zu ihren Hunden und untereinander zu, egal ob sie sich persönlich sehen oder im Gruppenchat ihren Gefühlen und Gedanken freien Lauf lassen: Autorin Grit, die aber schon lange nichts mehr veröffentlicht hat und Recycling- und Lebensmittelretten-Anhängerin ist, Charly, deren Schauspielkarriere schon länger stockt und Kessie, die als Spanischlehrerin an einer Sprachenschule die einzige mit einem regelmäßigen Job ist.
Die drei Frauen sind die Protagonistinnen in Stefanie de Velascos Roman "Das Gras auf unserer Seite" und kämpfen mit größeren und kleineren Problemen - Grit mit der bevorstehenden Hochzeit ihrer jüngeren Schwester, der sie nicht recht verzeihen kann, dass sie das aus ihrer Sicht spießige Familienmodell gewählt hat, Kessie mit den Sorgen um die plötzlich pflegebedürftige Mutter, die sich im weit entfernten Heim im Rheinland einleben muss und Charly mit der Erkenntnis, dass sie schwanger ist, gerade als endlich eine Hauptrolle winkt.
Es gibt durchaus humorvolle Szenen in diesem Buch, auch gesellschaftskritische Anklänge, die dann leider nicht ausgebaut werden, etwa die Probleme von Kessie aus Spanien stammender Mutter mit der deutschen Küche im Pflegeheim und die Frage, wie weit Heime eigentlich auf die Bedürfnisse pflegebedürftiger Migranten eingestellt sind. Doch meist plätschert die Handlung vor sich hin, die Frauen sind wenig entscheidungsfreudig, selbst die Überlegungen Kessies, ob sie sich für oder gegen das Kind entscheiden soll, sind oberflächlich und ihre Denglisch-Aufgeregtheiten im Gruppenchat irgendwie spätpubertär. Fast wirkt es, als seien die Drei, die ja schon in der Lebensmitte stehen, immer noch nicht im Leben angekommen und probieren planlos rum. Dass dann ausgerechnet ein vernachlässigter Schrebergarten für neuen Aufbruch und Aktivität steht, hat mich dann doch gewundert. Sollte der den Frauen nicht als Symbol grün gewordener Spießigkeit gelten?
Insgesamt hat mich dieser Roman nicht so recht überzeugt. Die Figuren blieben oberflächlich und die Handlung kam nicht recht in Gang. Punkte wie Erwartungen speziell an Frauen und ihre Lebensentwürfe wurden zwar angerissen, blieben aber letztlich recht beliebig.
Die drei Protagonistinnen verfolgen zwar recht ungewöhnliche und unkonventionelle Lebensmodelle, aber dennoch habe ich mich von Anfang an mit ihnen verbunden gefühlt und konnte mich in sie hineinversetzen.
Das liegt wohl am Schreibstil der Autorin. So frisch und frech, dass ich das Buch am liebsten in einem Rutsch durchgelesen hätte.
Der Chat zwischen den Abschnitten ist sehr locker und witzig und ich sehe ihn als gelungenen Übergang zwischen den einzelnen Szenen. So sind irgendwie irgendwie immer alle dabei, obwohl sie zum Teil an unterschiedlichen Orten sind.
Überhaupt kommen mir die Figuren so vor, als hätten sie etwas Autobiografisches. Ich wette, in jeder von ihnen steckt irgendetwas aus der Realität der Autorin.
Den Titel finde ich ebenfalls äußerst gelungen. Zunächst hat er meine Aufmerksamkeit erregt, denn normalerweise ist es doch das Gras auf der anderen Seite, das immer in den Fokus der Begierde rückt, weil man da nicht so ohne weiteres herankommt.
Dieses Buch heißt jedoch „Das Gras auf unserer Seite“ und das trifft es genau. Denn schließlich geht es hier nicht darum, dass sich die Protagonistinnen groß verändern oder verbessern wollen, geschweige denn „nach Höherem streben“. Trotzdem entwickeln sie sich weiter – auf eine sehr sympathische Art und Weise.
Fazit: Ich hätte am liebsten noch weiter gelesen, aber das Buch war leider zu Ende.
Das Gras auf unserer Seite von Stefanie de Velasco, kam zur richtigen Zeit in mein Leben! Am Anfang fande ich den Stil etwas ungewöhnlich, da es nicht wirklich eine in sich geschlossene Geschichte ist. Es ist vielmehr als würde man kurz in das Leben von Grit, Kessie und Charly hineinspringen, sie eine Zeit lang begleiten und sie dann wieder verlassen (auch wenn es einem sehr schwer fällt), während ihre Leben ganz normal weitergehen. Am Ende war aber genau dieser Stil, der mich überzeugt hat, da er einen ganz normalen Alltag mit seinen kleinen und großen Herausforderungen zeigt. Er zeigt, wie das Leben von mittelalten Frauen auch ohne Familie aussehen kann, ohne es ständig als "anders" oder "alternativ" darstellen zu müssen. Ich konnte mich gut in die drei hineinversetzen und wäre gerne Teil ihrer Hundegang.
Die fliegenden Wechsel zwischen den drei Protagonistinnen sowie der sehr realistische Chat der Freundinnen waren mal etwas anderes als immer gleicher Fließtext. Es war so schön, mal ein empowerndes Buch zum Thema kinderfreies Leben zu finden, bisher habe ich diesbezüglich eher melancholisch angehauchte Geschichten gelesen. Dieses Lebensmodell wurde durch drei recht verschiedene Charaktere gut dargestellt, und es wurde gezeigt, dass nicht nur die klassische Familie als soziale Gemeinschaft einen Wert hat. Ich bin mir nicht sicher, ob die "klassischen" Mütter, die ihren Lebensstil in den sozialen Netzwerken als den einzig wahren verteidigenden, das auch so sehen, aber ich finde, es braucht diese Bücher - um zu zeigen, dass auch andere Lebensentwürfe ihre Berechtigung haben.
Eine zeitgenössische Geschichte über drei Frauen im mittleren Alter, meinem Alter, das bietet für mich hohes Identifikationspotential. Sowas lese ich selten und darum freut es mich sehr, dass es das Buch gibt. Ich hatte erwartet, dass ich mitgenommen werde in Gefühle und Gedanken der Figuren und dass die besondere Zeit im Leben vor der Menopause zu einer Entwicklung bei den Figuren führt. Die drei Frauen stehen auch an Punkten, die das total gut anbieten. Mir hat gefallen, wie wenig dramatisch die Frage eines Schwangerschaftsabbruchs verhandelt wurde und wie wenig äußere Erwartungen die Entscheidung der Figur beeinflusst haben. Ich mochte, wie leicht das Buch sich lesen lies und dass es so viel Leichtigkeit mitgegeben hat.
This entire review has been hidden because of spoilers.
Ich mochte das Buch. Ganz normales Leben dreier Frauen in ihren Vierzigern in Berlin. Und doch Geschichten, die viel zu wenig erzählt werden. In einer Welt, in der uns allen vermittelt wurde, dass man als Frau nur ein gutes Leben lebt, wenn man heiratet und Kinder kriegt, finde ich es einfach schön zu sehen, dass es auch andere Lebensentwürfe geben kann. Aber vor allem zeigt das Buch, wie wichtig es ist, Beziehungen zu pflegen. Familie kann vieles sein. Und man darf sie sich selbst aussuchen. Lasst euch von niemandem etwas anderes erzählen.
ich fange mal positiv an: schön, dass man andere weibliche Lebensentwürfe als Familie, Haus, Teilzeitjob in den Fokus stellt. doch dann kommt sofort das "aber": keiner der Lebensentwürfe der Protagonistinnen wirkt irgendwie realistisch, ist sehr viel Luft und Liebe ohne Liebe, dafür mit Sex. Und: über eine ihrer Protagonistinnen greift die Autorin Mütter im Allgemeinen stark an. ist ja OK, darf jede sehen wie sie will, aber mich hat's schon unangenehm berührt.
Das Buch fängt sehr süß an. Ich hatte die ganze Zeit das Gefühl, ich kenne die Charaktere. Alles spielt an Orten in Berlin, die man mit Glück kennt und macht die Geschichte sehr nahbar. Am Anfang hatte ich das Gefühl, die Charaktere seien sehr echt, gegen Ende aber fand ich, ging das etwas verloren (also so letztes Kapitel rum). Sehr cool ist das Kapitelkonzept. Bis auf die Hauptkapitel fließt die Story die ganze Zeit weiter; sehr coole Idee.
Ziemlich gut und schnell zu lesen. Das Buch thematisiert durch die Freundschaft von 4 Frauen in den 40ern spannende Themen: Entscheidungen gegen Kinder, gegen Beziehung oder auch das Älterwerden der Eltern und deren Pflege. Insgesamt war es aber mir dann doch öfter zu oberflächlich und die Tatsache, dass statt Kinder dann diverse Hunde eine große Rolle spielen zu Klischeehaft.
Hmmm, das habe ich mir anders vorgestellt. Hatte erwartet mich mit mindestens einer Frauen irgendwie identifizieren zu können, mitfühlen zu können, aber das war nicht der Fall. Die Sprache in dem Chat war mir viel zu vulgär, zwischendurch wusste ich nicht, sind das Frauen 40+ oder Teenager? Auch ihr Verhalten war teilweise schwierig. Ne, da habe ich mehr erwartet.
Leicht zu lesen, unangestrengte Lektüre. Mich hat das Buch weder mitgerissen, noch extrem gelangweilt. Was mich stört, ist vor allem, dass die Frauen/Charaktere nicht gut weg kommen. Es wirkt, als seien Frauen, die keine Mütter sind, verlottert und haltlos. Sie haben nur sich, leben ein belangloses und bedeutungsloses Leben.
Grundsätzlich gut zu lesen und unterhaltsam, teilweise aber ein bisschen zu gewollt und zu sehr Berlin.
Ich hätte mir mehr Komplexität gewünscht, so richtig tief geht es nicht. Auch die emotionale Identifikation mit den Frauen oder einer der Frauen hat bei mir nicht so richtig eingesetzt, weil die Freundschaft und die Entscheidungen eher an der Oberfläche behandelt wurden.
Großartig! So lustig und auch etwas melancholisch. Ich liebe einfach alles an diesem Buch, und das, obwohl ich wirklich keine Hundeliebhaberin bin. Unbedingt lesen!!
Unterhaltsam, aber auch nicht viel mehr. Es gibt interessante Ansätze, bleibt aber dann leider oberflächlich. Schade, Frauenfreundschaft die gewollt Kinderlos sind hätte Potenzial.