Je mehr Freundschaften und Projekte, je fester der Job und die Partnerschaft, desto größer das Lebensglück? In ihrem aufrüttelnden Debattenbuch zeigt Sarah Diehl, wie trügerisch diese Vorstellung ist und warum vor allem Frauen immer noch zu wenig Räume zum Alleinsein haben. Dabei ist es nicht nur der Grundstein eines verantwortungsvollen Miteinanders – es ist die Triebfeder für Reflexion und Veränderung sowie ein elementarer Teil der Selbstfürsorge. Frauen hatten im Laufe der Geschichte kaum ein »Zimmer für sich allein«. Auch heute gilt die Kleinfamilie als Garant für ein glückliches Leben. Anhand von kulturhistorischen Betrachtungen, Interviews mit Frauen, aber auch Männern sowie der Erkundung verschiedener Lebensentwürfe offenbart Sarah Diehl die Fallstricke dieser Annahme. Dabei blickt sie ebenso auf die Bedeutung des Alleinseins innerhalb der Familie oder Partnerschaft wie in der Öffentlichkeit, in der Natur oder auf Reisen. Sie fordert den Erhalt der Einsamkeit und ermutigt alle, das Alleinsein immer wieder bewusst zu suchen. Denn so entziehen wir uns der Bewertung durch andere und erkennen unsere wahren Bedürfnisse. Alleinsein ist eine elementare Freiheitserfahrung, die allen ganz selbstverständlich zugänglich sein muss.
Den Ansatz in Frage zu stellen, dass sich die Welt paarweise zu bewegen und zu organisieren hat, gefällt mir sehr gut. Als Ermutigung auch gut, teilweise kam es mir vor, wie ein Coaching-Buch. Ich habe etwas mit der unklaren Textsorte gehadert. Generell hat es mir leider keine neuen Erkenntnisse gebracht. Die Themen wurden oft nur angerissen, blieben allgemein. Was mich gestört hat, waren manche Behauptungen, bei denen ich mich gefragt habe, woher die kommen. Es schienen eben nur subjektive Empfindungen zu sein, die als "das ist so" daherkommen. Teilweise fand ich "die Männer" so und Frauen so zu klischeehaft gezeichnet, es kam mir oft veraltet vor. Vielleicht ist mein Bild der diesbezüglichen Misere doch positiver als gedacht. Von Frauen als aktive Gestalterinnen der Gesellschaft, in der sie weiterhin stärker unterworfen sind, hätte ich gerne mehr gelesen anstelle von Techniken, die eine gezielte Unterwerfung im Sinn haben, es kam mir manchmal so vor (wie so oft), dass hier ein Mastersubjekt die Fäden zu ziehen scheint (was selbstverständlich nicht der Fall ist). Kapitalismus kennt das Buch kaum, nur Neoliberalismus. Das finde ich ein bisschen schade. Denn die Frage, wie ein Subjekt sich denn all dem, was ein Subjekt ausmacht im heutigen Kapitalismus, entziehen kann und "das gute Leben für alle" (ich nenn das jetzt Mal so) leben kann, bleibt unklar. Ist für ein Buch / Autorin auch eine zu große Frage, aber darum geht es letztlich. Dass Menschen sich kollektiv / kooperativ organisieren und dadurch dann zu "besseren Menschen" werden, ist bis jetzt, soweit ich weiß, eher noch nicht passiert.
Super sympathische Autorin, sehr interessantes Thema. Leider prallte eine Leseerwartung an einigen Stellen auf ein Buch, das einen anderen Charakter hat als ich erwartet hatte. 1. Ich hatte ein etwas "polemischeres" Werk erwartet, ein etwas schnippischeres Debattenbuch - stattdessen war das Leseerlebnis sehr gediegen, sachlich und an einigen Stellen fast schon wissenschaftlich. Hatte mir persönlich etwas mehr emotionale Aufgewühltheit, mehr Agitation erhofft. 2. Offenbar bin ich mit den geschilderten Autor:innen und Ideen schon so vertraut (woher eigentich?), dass mir schlicht nicht viel Neues aus der Lektüre hervorging. Ich fühlte mich also sehr in meiner Denke bestätigt - was ja auch mal ganz nett ist. Fazit: Mit falschen Erwartungen ans Lesen herangegangen, daher leicht enttäuscht - aber ein super Buch für alle, die sich mal grundsätzlich mit dem Thema "Alleinsein" auseinandersetzen und mit positiven Gedanken dazu unterstützen lassen möchten.
Dieses Buch zu lesen war so heilsam, es hat direkt in mein Herz gesprochen. Für alle, die gerne alleine sind und Ruhe und Alleine-Sein mögen, eine unbedingte Leseempfehlung. <3
Ein wirklich tolles Buch übers Alleinsein, Einsamkeit und die gesellschaftlichen Konnotationen/Erwartungen dazu.
Ich hab mich oft und in vielen Aussagen wieder gesehen und würde behaupten, dass dieses Buch einigen (auch in der Politik) die Augen öffnen könnte. Das hat mir auch alles wieder gezeigt, wie viel Arbeit noch vonnöten ist, um die gesellschaftlichen Normen rund um die "klassische Kleinfamilie" zu durchbrechen.
Was mir aber gefehlt hat, war der Einbezug marginalisierter Gruppen, da ich glaube, dass es doch sehr stark für weiße Frauen (von einer weißen Frau) geschrieben wurde. Wie hoch stehen die Chancen, dass marginalisierte Gruppen diesen Impulsen aus dem Buch nachgehen können? Viel hört sich für mich also dennoch nach eher privilegierten Impulsen an, ABER es ist auch die Utopie, dass hoffentlich irgendwann mal alle allein sein können, um Raum für sich zu schaffen.
Dieses Buch war zur richtigen Zeit am richtigen Ort. Es begleitete mich beim Allein Sein, zeigte mir wie schön und wertvoll Einsamkeit sein kann und ließ mich verbunden fühlen mit der Natur und mit allen möglichen Dichtern und Denkern von Hannah Arendt über Virginia Woolf und Sara Maitland bis hin zu Henry David Thoreau und natürlich mit der Autorin selbst und allen Menschen, die dieselben Worte, die ich in dem Moment las, schon gelesen hatten. Das Buch hat es geschafft viele meiner Gedanken und Gefühle, für die ich nicht die richtigen Worte gefunden habe, auszudrücken. Es gab mir aber auch viele neue Denkanstöße. Ich werde noch lange über die Dinge, die ich gelesen habe nachdenken.
Ich habe nicht gewusst, wie sehr ich auf dieses Buch gewartet habe!!! Schon mit dem ersten Satz war klar, dass ab sofort die Latte für feministisch-relevante Bücher 📚 richtig hoch liegt. Ich habe das ewig Gleiche, das andere Autorinnen ankreiden schon sehr satt, aber Sarah Diehl öffnet neuen Denkansätzen die Schleusen. Bitte als Pflichtlektüre vorschreiben!!!
Dieses Buch sollte jede Person gelesen haben, egal ob sie viel und gern oder ungern allein ist. Es hat mich total ermutigt, mich diesem Druck, den einem die Gesellschaft auferlegt, wenn man z.B. „zu lange“ single ist, zu entziehen. Es war so schön und bereichernd, so viele verschiedene Perspektiven zum Thema Allein sein zu lesen und sich teilweise in ihnen wiederfinden zu können.
Habe lange gebraucht, fand viele Gedanken klug, aber konnte mit der Form irgendwie nicht - vielleicht bräuchte ich persönlich irgendwie wenigwr Freiheit und mehr Struktieriertheit?
Vor dem Lesen dachte ich, es würde sich um einen weiteren Ratgeber zur Selbstoptimierung handeln, doch ich wollte dem Buch eine Chance geben. Diehl beeindruckte mich dann tatsächlich direkt im ersten Kapitel mit einer kritischen Interpretation von Irmgard Keuns "Gilgi". Hier wurde ich allerdings auch das erste Mal stutzig: Keun zählt zu den wichtigsten deutschen Schriftstellerinnen; ihre Bücher waren Bestseller in den 30er Jahren und lebten ab den 60ern bis heute noch einmal auf. Sie als "in Vergessenheit geraten" (19) zu bezeichnen, ist daher schlichtweg inkorrekt. Solche Ungenauigkeiten ziehen sich weiter durch das Buch. Wenn Diehl bspw. in "Muße und Faulheit" eine direkte Verbindung von Luthers Arbeitsethos zur Rassifizierung und Unterdrückung der Menschen im Kolonialismus zeichnet, fehlen hier nicht nur Quellenangaben, sondern vor allem eine Darstellung die der Komplexität dieses Diskurses gerecht wird. So ein Thema lässt sich nicht in ein bis zwei Absätzen abhandeln. Genauso problematisch empfinde ich die Idealisierung der Eremitinnen und Mystikerinnen, die sich durch den gesamten Text ziehen. Deren Lebensweise außerhalb der Gesellschaft wird extrem romantisiert und entzieht sich den realen Lebensumständen dieser Frauen. Während Mechthild von Magdeburg bspw. höchstwahrscheinlich einer adeligen Familie entstammte (Quelle: Wikipedia u.a.), eine hohe Bildung genossen hatte und sich freiwillig dem Eremitinnendasein hingab, dürften andere Frauen eher Opfer gesellschaftlichen Ausschlusses geworden sein, was sie zu einem Leben im Kloster oder in Einsamkeit verdammte. Die Entscheidung, sich zurückzuziehen und allein im Wald zu leben, wird in den meisten Fällen wohl eher Flucht vor einer misogynen Umwelt gewesen sein, statt "selbstgewähltem Alleinsein". Damit komme ich auf meinen größten Kritikpunkt zu sprechen: Dieses Buch strotz vor unreflektierter Privilegiertheit und wirkt dadurch an vielen Stellen komplett entpolitisiert trotz scheinbar politischer Thematik. Obwohl Diehl in der Einleitung und im ersten Kapitel fordert, dass mehr Perspektiven von Frauen Beachtung geschenkt werden sollte (15-16), bezieht sie sich dann im Großteil des Buches trotzdem auf die Arbeiten weißer, alter Männer. Diehl beweist Ignoranz gegenüber strukturellen Problemen wie Rassismus und Klassismus—da hilft es auch nicht mehr eine Handvoll Schwarzer Autor*innen oder Autor*innen of Color zu benennen. Sie schreibt das Buch für eine (weibliche, weiße) Zielgruppe, der die Ressourcen zur Verfügung stehen, sich der Leistungsgesellschaft mit all seinen Facetten von 40-stündiger Lohnarbeit bis zur Carearbeit zuhause zu entziehen. Die Beispiele, die Diehl im Laufe des Textes heranzieht, beschreiben dann fast ausschließlich außerordentlich privilegierte Lebensrealitäten. Praktische Handlungsanweisungen zum "Alleinsein" könnte es im Rahmen dieses Buches daher gar nicht geben. So reiht sich der Text in eine Gruppe von Büchern ein, die letztendlich nur der Selbstdarstellung dient. Um Verwirrung von Vornherein zu vermeiden, hätte das Buch eher "Das Privileg, allein zu sein" heißen sollen. Die Frage, die sich mir zum Schluss stellte, ist, ob "Alleinsein" denn wirklich das Ziel sein sollte. Oder ob es eher darum geht, in Zeiten von gesellschaftlicher Entzweiung und Isolation "bei sich zu sein", um dann unterstützend in der Gemeinschaft wirken zu können.
Ich habe alles andere von diesem Buch erwartet und hatte durch die Überraschung, hinsichtlich der vielen feministischen Aspekte sowie auch der wissenschaftlichen Schreib- und Denkweise alle Erwartungen nach den ersten paar Seiten über Bord geworfen und mich in etwas mir ganz neues hineingestürzt. Das Buch hat mir in vielerlei Hinsichten die Augen geöffnet, mich im wahrsten Sinne des Wortes ermutigt, dass ich auf dem richtigen Weg bin und lange über Jahre hinweg erarbeitete gesellschaftliche Strukturen einfach nicht zu meinem Herzen passen.
Ich kann dieses Buch zu 100% weiterempfehlen und hoffe, dass so viele Menschen wie möglich es ohne Erwartungen lesen, damit so viele wie möglich sich einen Freiraum zum gesunden Allein-Sein schaffen können.
Liest sich wie eine Dissertation. Die ersten Kapiteln hatten für mich wenig Bezug zum Leben und endlose Zitate und Zusammenfassungen über andere Bücher. Die letzten Kapitel fand ich besser und interessant.
Ich habe es nicht ganz gelesen, sondern für mich besonders passende/interessante Abschnitte herausgepickt. Diese waren jetzt nichts komplett neues, aber gut lesbar und spannend geschrieben sowie sehr bestärkend. Bei passender Gelegenheit sicher ein wiederholtes bzw komplettes Lesen wert!
Diese Buch ist wirklich eine Enttäuschung: unstrukturiert kreist es um das Thema ohne wirklich zum Punkt zu kommen. Die Autorin hält sich ewig mit Kapitalismuskritik auf dem Level eines proseminars auf und biegt mal hierhin mal dahin ab - was es jetzt mit dem Alleinsein auf sich hat lässt sich nur erahnen. Die ausführen zu zora neale Hurston sind oberflächlich, ihr Umgang mit sexismus höchst fragwürdig. Und auch der Schreibstil macht das Buch nicht zu einem Genuss.