Die Phantastik folgt oft altbekannten Pfaden, doch in »Neuropunk« findet ein Perspektivwechsel statt.
Wo Städte in der Asche versinken, Raumstationen in der Einsamkeit am Funktionieren gehalten werden und Internate bedürfnisorientiert arbeiten – da verstecken sich Geschichten, die sich dem konventionellen Erzählen entgegenstellen.
In neun Geschichten und zwei Gedichten zeigen die Autor*innen die Perspektive neurodivergenter Figuren, um sie Lesenden der Phantastik zugänglich zu machen. Welche Wege finden autistische Figuren? Was machen jene mit ADHS anders? Diese und weitere unsichtbare Behinderungen werden in dieser Anthologie erlebbar und uns von Mitherausgeber*in Saskia Dreßler in einem Essay nähergebracht.
"Neuropunk.Perspektivwechsel" is the first publication of the new publisher by the name of Weltenruder – and they weren't stingy concerning the design of the paperback edition. This anthology contains nine short stories and two poems of the more fantastic genres, framed by an essay and a glossary as a help to assess these texts especially for readers who might not yet have come into (much) contact with the topic of neurodivergence. For that is the connecting thread of the fictitious texts: the experiences of neurodivergent characters with and in the worlds they exist in. At least some of the authors might have drawn inspiration from their personal experiences for this, according to the mini-biographies.
The texts which stayed in my mind the most were those of Jol Rosenberg (I might have a weakness for androids, constructs, and AIs), skalabyrinth (plants and "experiment set-ups"), Len Klapdor and Julia Winterthal. I'll say a bit more about the last two next – beware of mild spoilers!
Len Klapdor - "Ihre Worte": Through a postapocalyptic world where humans are designated jobs via genetic profiling the narrating character embarks on a journey to do a friend a last favour without even knowing it. The character has to face what led their friend to her death and what she couldn't say when alive. What I liked about the story was that – despite some rather graphic horror elements – the approach to the friend's last secret happened very respectfully and sensitively. Julia Winterthal - "Wurzelkind": A story about how you sometimes have to befriend horrors to fight monsters. I was really worried that the outcast, hunted narrating character would come to a bitter end until the author, in the final paragraph almost, turned the horror into Chekov's horror, you could say. Amazing twist.
What I found noteworthy in general as well was that there weren't only content notes given for all texts, but also positive tags which is something I haven't seen that often yet. I'm definitely looking forward to the next publication by Weltenruder.
This entire review has been hidden because of spoilers.
Eigentlich wollte ich die Antho gar nicht lesen. Meine Erfahrung hat einfach gezeigt, dass vieles, was aus dieser Richtung der Phantastikbubble kommt, sehr schwierig bis hochproblematisch ist. Da ich aber selbst neurodivergent bin, habe ich trotzdem reingeschaut und … naja… dann einiges gefunden, worüber ich zwingend reden muss.
Positives Es gibt Triggerwarnungen und positive Inhaltshinweise vor jeder Kurzgeschichte.
Grundsätzliches Die Antho soll empowernd sein für neurodivergente Personen. Aus meiner Sicht, werden hier aber grobe Fehler gemacht. Schon im Klapptext steht, dass Neurodivergenz eine „unsichtbare Behinderung“ sei, was nicht korrekt ist. Nicht jede Neurodivergenz ist behindernd. Wie gesagt bin ich selbst betroffen und das behindert mich null, nicht im Alltag, nicht auf Arbeit, nicht in Beziehungen. Einfach, weil ich gute Wege gefunden habe, damit umzugehen – wie jeder andere Mensch auch. Ganz im Gegenteil: ich habe dadurch einige Vorteile, z.B. kann ich prima Multitasking und durch Hyperfokus kann ich mich schneller in sehr komplexe Themenbereiche einarbeiten. Hier wird aber dargestellt, dass Neurodivergenz grundsätzlich was Schlechtes sei und die betroffenen Personen ganz arm dran. Das finde ich nicht gut. Wenn man empowernd sein will, sollte man sich am besten nicht nur auf Negatives konzentrieren.
Ich weiß auch nicht, wie sich die veröffentlichten KGs „dem konventionellen Erzählen entgegenstellen“. Alle Geschichten lasen sich wie jedwede andere Prosa und Lyrik auch. Hier ist nix speziell oder unkonventionell.
Essay Das Essay war sehr oberflächlich, was ich im Nachhinein den Quellen zuschreibe. Es findet eine rein philosophische Auseinandersetzung mit dem Thema statt. Dadurch entstehen Informationslücken. Im Essay wird darauf verwiesen, dass es für Neurodivergenz keinen ICD-11-Eintrag gibt. Das ist nachvollziehbar, weil Neurodivergenz einfach ein mega breites Feld ist und es gibt nicht DIE Neurodivergenz, die man dann in das ICD-11 eintragen könnte. Das heißt aber nicht, dass Neurodivergenz von der medizinischen Fachwelt nicht akzeptiert wird. Diesbezüglich wird auf 6A0 verwiesen (Neuronale Entwicklungsstörungen als Oberbegriff). Das ist nicht ganz korrekt. In diesem Abschnitt sind ALLE neuronalen Entwicklungsstörungen aufgeführt, auch solche, die NICHTS mit Neurodivergenz zu tun haben. 6A00 befasst sich bspw. mit Störungen in der Intelligenzentwicklung. Dabei handelt es sich um signifikante Störungen in den intellektuellen Funktionen und adaptivem Verhalten, die dabei weit unterhalb der Normalverteilung liegen – also quasi Intelligenzminderung. Das ist nicht Neurodivergenz. Es hätte im Essay auch Erwähnung finden müssen, dass Autismus Spektrum tatsächlich einen eigenen Bereich im ICD-11 hat, nämlich 6A02 sowie ADHD/ADD in 6A05. Das sind die zwei häufigsten diagnostizierten Störungen. Die Information ist demnach unvollständig und man bekommt den Eindruck, dass es überhaupt kein offizielles Bild der Störungen gibt.
Auch die Aussage, dass Depression zur Neurodivergenz gehören, ist nicht korrekt. Hier gibt es wissenschaftlich verschiedene Positionen, die ständig diskutiert werden. Dabei muss bedacht werden, dass Neurodivergenz nicht „heilbar“ sind, im Gegensatz zu Depressionen, wofür es Therapien und Behandlungen gibt, wodurch diese soweit abgemildert werden können, dass sie kaum bis gar nicht mehr auftreten. Das ist bei Neurodivergenz anders, wo das Gehirn eben permanent anders funktioniert. Was willst du machen? Das Gehirn austauschen? Depressionen tauchen aus versch. Gründen häufig bei neurodivergenten Personen auf. Das heißt aber nicht, dass Depressionen = Neurodivergenz ist.
Weiterhin wird in der wissenschaftlichen Forschung immer deutlicher, dass Neurodivergenz keine „Abweichung von der Norm“ ist, sondern etwas, das in jedem Menschen vorhanden ist, mit mehr oder weniger Ausprägung. Diese Diskussion hätte hier Erwähnung finden müssen.
Quellenkritik Ich hab mir alle Quellen angesehen. Neurodivergenz lässt grüßen. 1. Ahmed & Miller (2011) – wiss. Studie die sich mit Methoden befasst, um den Funktionsverlust bei älteren Erwachsenen vorherzusagen, z.B. Demenz. Hat nichts mit dem Thema zu tun. Das Journal hat zudem ein super niedriges SJR-Ranking, was auf geringe Qualität der dort veröffentlichten Studien schließen lässt. Als Quelle ungeeignet.
2. Arnold (2017) – Das Buch enthält 19 Kapitel von 21 Autoren (Arnold ist einer davon) über die Entstehung der autistischen Gemeinschaft und der Neurodiversitätsbewegung. Das ist kein wissenschaftliches Journal, sondern ein Buch mit Essays, die das Thema philosophisch untersuchen.
3. Chapman & Carel (2022) – philosophisches Paper über Autismus und die Wahrnehmung, dass solche Menschen nicht glücklich sein oder sich wohlfühlen können. Basierend auf Miranda Fricker (2006) „Epistemistische Ungerechtigkeit“.
4. Nerenberg (2020) – Buch, was ziemlich viel Kritik erfährt. Das Buch fokussiert sich auf Frauen (white, cis-het mit guter Bildung) und ordnet Verhalten in Neurodivergenz, das da nicht reingehört. Das Buch stellt neurodivergente als Opfer und Leidende dar. Als Quelle ungeeignet.
5. Singer (1999) – Singer ist Soziologin. Die Quelle ist ihre Abschlussarbeit, wo sie den Begriff „Neurodivergenz“ „erfindet“. Hier findet eine soziologische Auseinandersetzung damit statt, wo es rein um die Begrifflichkeiten geht.
6. Silberman (2016) – Autor ist nicht-neurodivergent. Buch verbreitet Falschinformationen über Hans Asperger und meint, Autismus wäre „nicht anders als Homosexualität“ und natürlich kann man Neurodivergenz „heilen“. Als Quelle ungeeignet.
Drei Quellen sind aus meiner Sicht für das Essay ungeeignet. Die anderen nähern sich dem Thema aus philosophischer Sicht. Es gibt keine Quellen aus psychologischer oder medizinischer Forschung, was hier jedoch sehr wichtig gewesen wäre.
Kritik der Kurzgeschichten Kommen wir aber endlich zur eigentlichen Kritik der Beiträge zur Anthologie. Ich gehe hier jeden einzelnen Beitrag durch. Unter jeder KG befand sich eine Art Zitat oder Untertitel, der mir als intelligenzverminderte Neurodivergente noch mal erklärt hat, was genau mit der KG gemeint ist.
1. Monia Girstl: »Unsere Flügel« Ein Gedicht, wo die Seele mit Flügeln verglichen wird. Eine abgedroschenere Variante ist der Autorin nicht eingefallen? Das Gedicht bewegt sich auf Mittelschul-Niveau. Konnte damit gar nichts anfangen.
2. Kián KoWananga: »Zurück zur Natur« Es geht um einen Kobold/Klabauter Namens Puck (ach, echt, wie einfallsreich), der mit einem Kater zu einer „Ooaase“ läuft und sich dort alles vor den Arsch tragen lässt. Sehr simpler Schreibstil, eher für Kinder geeignet. „Ich bin reizüberflutet“ – tiefer wird’s hier nicht. Puck stört sich quasi an allem, sogar dass der Kater schnurrt. Katzen können das nicht einfach abstellen, dennoch soll der Kater das bitte mal lassen. An der Ooaase angekommen, kümmern sich alle nur um Puck und betüddeln ihn. Wie so ein unselbständiges Pissbaby.
3. Doreen Doose: »Eingeklemmte Flügel« Pissbaby gibt es auch hier. Auf einer Firmenfeier heult ein Fabelwesen die ganze Zeit rum, wie schlimm es doch für sie ist, wo sie doch so SPECIAL ist. Es wird am Essen gemäkelt, an weinenden Babys, an redenden Leuten. Alles scheint ein Problem für die Prota zu sein und die Leute sollen sich gefälligst an sie anpassen. Eigene Lösungen findet die Prota nicht, z.B. einfach unliebsame Zutaten aussortieren, geräuschmindernde Ohrstöpsel etc. Ja, ich verstehe die Metaebene der KG (auch ohne Untertitel), finde die Umsetzung aber schlecht. Die Prota ging mir dermaßen auf die Eierstöcke, ich hab sie gehasst.
4. skalabyrinth: »Blut und Blüten« Bin absolut entsetzt. Die Prota liebt Gärtnern und gießt ihre Blumen mit eigenem Blut vermischt mit Wasser. Sie findet den Anblick so toll, dass sie auch in Erwähnung zieht, sich selbst zu verletzten. An einer Stelle der KG ist sie emotional stark belastet, schneidet sich „zufällig“ und ist durch den Schmerz und den Anblick des Blutes gleich super beruhigt. Zusätzlich kommt hinzu: die Prota ist 14(!), was wir allerdings erst in der Mitte der KG erfahren. Von ihrem Vater wird ihr Verhalten als „Kink“ bezeichnet.
Ich habe Kinder in diesem Alter. Wenn eines davon sagen würde, dass es ein gutes Gefühl beim Anblick des eigenen Blutes verspürt, würden bei mir alle Alarmglocken schrillen. Das als „Kink“ zu bezeichnen, wäre das LETZTE, was ich machen würde! Das ist ein Symptom einer Psychischen Störung (z.B. Borderline) und die Prota gehört in eine Klinik. Ich bin wirklich fassungslos, dass SOWAS veröffentlicht wird! Das ist saugefährlich für Betroffene!
Abgesehen von diesem Problem verhält sich auch diese Prota wie ein undankbares Pissbaby. Alle Personen um sie herum betüddeln sie, gehen extra extra auf sie ein und haben übermäßiges Verständnis. Sorry, nicht von mir. Geh bitte in eine Klinik und bleib dort.
5. Len Klapdor: »Ihre Worte« Die Person hat hier einfach die Welt umgedreht. Neurodivergente Menschen werden bevorzugt behandelt, während -typische Menschen nur noch die schlechten Jobs abkriegen. Finde ich wenig kreativ. Die KG geht um einen Suizid einer nahestehenden Person, die nicht als neurodivergent diagnostiziert wurde. Der neurodivergente Prota findet die Person und kümmert sich um ihren toten Körper. Am Ende liefert er sich quasi fleischfressenden Robotern aus. Ich vermute, mit der KG sollte das derzeitige System kritisiert werden, was durchaus berechtigt ist. Die Umsetzung ist aber ein riesen FAIL.
--- Hier habe ich überlegt, die Antho abzubrechen, weil wir bisher null positive Repräsentation hatten. Alle neurodivergenten Protas waren bisher unselbständige Pissbabies, die sich auf möglichst brutalste Art verletzt oder suizidiert haben. Ich habe aber dennoch weitergelesen, in der Hoffnung, mal was Gutes zu finden. Hoffnung stirbt ja bekanntlich zuletzt. ---
6.Michael Schwendinger: »Die Perlenverkäuferin« Ein Gedicht „inspiriert“ vom Zauberlehrling – also abgekupfert. Allerdings nicht gut gelungen und der Reim gerät mehrfach aus dem Rhythmus. Die Erzählerin verbindet Zahlen mit Farben, um ihre Dyskalkulie zu überwinden. Ich weiß nicht, ob das so funktioniert. Ich kann halt nicht besser Prozentrechnung, wenn ich 100 gleich Rot und 50% dann in Grün denke. Sowohl Gedicht als auch Inhalt finde ich nicht sehr einfallsreich und kaum nachvollziehbar.
7.Jordi Bogenstein: »Bella Lugosi lebt« Erzkonservative Eltern nehmen ihr 11-jähriges Kind (!) 1979 mit zu einer Burlesque-Show (!). Das Kind selbst ist trans_fem und findet die Show mit halbnackten Menschen sehr erregend. Es mag Handschuhe und bekommt von den Artist erklärt, dies sei ein sex-Kink. Es fällt sehr oft das Wort "betörend". Später verwandelt sich das Kind in eine erwachsene Person, um mit den queeren Burlesque-Artists mitreisen zu können. Es wird betont, dass nur der Körper des Kindes 18 ist, aber das Gehirn immer noch auf dem Niveau eines 11-jährigen Kindes. Die Eltern wissen davon nichts und das Kind bleibt auf ewig verschwunden und vermisst.
Edit für besseres Verständnis: Ich weiß, dass Frühsexualisierung nicht zwingend mit Pädophilie zu tun hat, aber für mich fühlt sich das hier stark danach an. Kinder in dem Alter entdecken ihre Queerness durch super harmlose Dinge, z.B. Crush auf Klassenmitglied, aber nicht dadurch, halbnackte Menschen auf einer Bühne anzugaffen. Gerade vor dem Hintergrund, dass queeren Menschen ständig Pädophilie und Frühsexualisierung unterstellt werden, finde ich die KG extrem fragwürdig. Warum ist das Kind nicht gleich 18? Was hätte das verändert? Nichts. Aber es wurde sich bewusst für eine sehr junge Person entschieden, die nicht mal das Teenageralter erreicht hatte. Ich verstehe auch, dass dem Kind eine liebevolle Wahlfamilie gegeben werden sollte, um vor den schlechten Eltern zu fliehen. Bleibt dennoch grob Kindesentführung. Alle Faktoren im Kontext gesehen, finde ich diese KG untragbar.
Dann wird der Begriff „Neurodivergenz“ eingeführt, obwohl das ja erst durch Singer (1999) geschehen ist. Der Erzähl- und Schreibstil ist oberflächlich und am Ende wird alles nur noch schnell zusammengefasst. Was sollte das?
8.Donna Rider: »Drai« Ein*e Kapitän*in zieht einen Meermenschen namens TUNA (wie Thunfisch?) an Deck. Ich lieg am Boden. Ich habe ewig nicht gerafft, worum es hier eigentlich genau geht. Wir haben ein unendlich langes Vorspiel. Dann geht es um Schwärme, um ein Amulett, dann um Frühstück und sonst was. Zusätzlich zieht sich die KG lang wie Kaugummi und ich war echt genervt, weil das Ende einfach nicht kam. Die KG kam wir vor wie ein Zwischenkapitel in einer größeren Geschichte. Sie hatte keinen richtigen Anfang, kein richtiges Ende. Unglücklicherweise ist das eine der besseren KGs in dieser Antho.
9.Iris Leander Villiam: »Ara Waldkraut« Ein Wundertroll Waldkraut freundet sich mit einem Wunderfee Gewächs an. Es ist tatsächlich eine Geschichte, die mir gefallen hat. Ich hatte das Gefühl, dass hier jemand weiß, wovon geschrieben wird. Die Figuren waren sympathisch, auch wenn Ara wieder die meiste Zeit über sich selbst und ihr Dasein nachsinnt. Es war eine einfache Geschichte, die ich aber als cozy empfand.
10.Julia Winterthal: »Wurzelkind« Für Leute, die Schachtelsätze und möglichst komplizierte Schreibweise mögen. Prota wandert in ihre Hütte, wo sie als Einsiedlerin lebt. Sie wird verfolgt und bedroht, dann aber von einem Tier gerettet, das die Verfolgenden auffrisst. Es war eine sehr verwirrende Geschichte, wo ich teilweise auch nicht ganz hintergestiegen bin, was das soll und was das mit Neurodivergenz zu tun hatte. Die Prota hat auf mich nicht neurodivergent gewirkt.
11.Jol Rosenberg: »Das Lied der einsamen Maschine« Ein Android in Space hilft einem Menschenkind in Not. „Wenn ich ein Herz hätte, würde es schlagen.“ No shit, Sherlock. Hier wird besonders viel Wert auf die Vertonung von Geräuschen gelegt, wie bei einem Comic „Ksshhhh“, „Rummms, „Summmm“ etc. Das Kind wird furchtbar dargestellt, sodass ich unglaublich genervt war. Zwischendrin wird die 4.Wand durchbrochen. WTF. Da aber nichts Ekeliges drin vorkamm, zähle ich die KG zu den besseren Geschichten der Antho.
Fazit Wir haben hier einige KGs mit Kindern/Jugendlichen, die sexualisiert werden und denen Sex-Kinks angedichtet werden. Was soll das? Das grenzt hier teilweise hart an Pädophilie! Und das in einer Antho, wo eine marginalisierte Gruppe dargestellt wird. Insbesondere vor dem Hintergrund, dass gerade queeren Leuten Pädophilie, Frühsexualisierung und Kindesentführung ständig unterstellt wird, gerade wieder heutzutage aus der Rechten Ecke. Diese KG hatte quasi alles davon! Auch das Darstellen von Selbstverletzung bei emotionaler Belastung als sexuellen Kink finde ich respektlos Leuten gegenüber, die tatsächlich damit zu kämpfen haben. Es ist eine bewusste Entscheidung so junge Protas zu schreiben und diese dann mit Kinks und sexueller Erregung auszustatten. Das ist mehr als fragwürdig und ich hätte von der Verlegerin erwartet, dass sie die Problematiken erkennt und sowas nicht mit reinnimmt.
Ich habe auch den Eindruck, dass es in einigen Geschichten gar nicht um Neurodivergenz geht, sondern um Geschlechtsidentität und Selbstfindung. Klar, kann man machen, ist auch schön für Rep. Aber in einer Antho für Neurodivergenz, sollte auch Neurodivergenz im Mittelpunkt stehen. Hier habe ich oft das Gefühl gehabt, es hätte ein Wettbewerb zwischen den Teilnehmenden bestanden, bei dem es darum ging, wer die meisten und merkwürdigsten Pronomen verwendet und wie häufig diese in einen Satz passen.
Die Rep von Neurodivergenz ist unterhalb der Normalverteilung. Was soll mir die Anthos über neurodivergente Personen beibringen? Was sollen Leute sehen, wenn Sie dieses Buch lesen? Die Protas waren Großteils heulende Pissbabys, die nix allein können und von einfach jedem betüddelt werden müssen. Es wird sich kein Stück auf Stärken oder irgendwas Positives konzentriert, sondern konsequent Hürden, Schwierigkeiten und Defizite hervorgehoben. Als Betroffene macht mich das wütend! Ich fühle mich getrollt. Ehrlich!
Irgendwann waren meine Erwartungen so weit unten, dass ich eine KG schon gut fand, wenn einfach keine ekelhaften Sachen verarbeitet wurden. Laut Angaben waren nicht alle Teilnehmenden an der Antho auch neurodivergent. Das finde ich ok, da man ja Wissenslücken mit Recherche häufig ausbessern kann. Hier hatte ich den Eindruck, dass sich kaum bis gar nicht mit dem Thema befasst wurde oder die Leute können eben nicht gut darüber schreiben. Für mich ist das sehr verletzend.
Ich hoffe einfach inständig, dass niemand aus meinem näheren Kreis diese Antho liest, sonst denken die noch irgendeinen Scheiß von mir, der nicht stimmt.
Die Anthologie Neuropunk ist die erste Veröffentlichung des Weltenruder-Verlags, die mir freundlicherweise als Rezensionsexemplar zur Verfügung gestellt wurde – vielen Dank!
Es gibt 11 Geschichten, in denen neurodivergente Perspektiven eingenommen werden (ADHS, Autismus u.a.). Ziel dieser Anthologie war es, diese Perspektiven zu repräsentieren und ihnen eine Plattform in der Phantastik zu geben und natürlich dieses Erfahren ein klein wenig greifbarer zu machen.
Wenn man an das Thema Neurodiversität denkt, fällt einem wahrscheinlich zuerst die Ebene der Psyche oder des Gehirns ein, was auch auf dem Cover dargestellt ist. Wie beim Thema Behinderung auch wird oftmals erst das Individuum selbst fokussiert: Welche Rolle spielt der*die Behinderte in der Gesamtgesellschaft, welche Rolle *für* sie?
In dieser Anthologie sind die meisten Geschichten ebenfalls sehr nah am Selbst dran, nah an der erlebten Erfahrung neurodivergenter Figuren, aber: ich fand es gut, dass das Gesellschaftliche, die Communities und Found Families, im Sinne des sozialen bzw. kulturellen Modells von Behinderung, trotzdem viel Platz fanden. Das ergab für mich eine gute – und zugängliche – Balance.
Es gibt in dieser Anthologie Welten, in denen Figuren Hindernisse erst überwinden müssen, aber auch welche, in denen Neurodivergenz nicht die „Abweichung vom normalen“ darstellt, oder Welten, in denen sie sogar von Vorteil sein kann; Teilhabe an etwas, an Freundschaft, Partnerschaft, Community etc. war oftmals ein zentraler Faktor für die Geschichte. Alle Figuren verorten sich, oft auch in Bezug zu ihrem Körper und durch Sinneseindrücke, in ihrer materiellen Umwelt. Dabei standen Achtsamkeit auf diesen Körper und die Wahrnehmung im Vordergrund, was mich in Verbindung mit dem Thema der gesellschaftlichen Teilhabe am Ende stets positiv zurückgelassen hat.
Besonders in Erinnerung geblieben mir folgende Geschichten:
„Zurück zur Natur“ von Kián KoWananga ist eine kurze Tiefabel, die vom kleinen Kobold Puck erzählt, der in der Welt der Menschen quasi unsichtbar ist. Im Laufe der Geschichte lernt Puck wahrzunehmen, welche Umwelteinflüsse ihn negativ oder positiv beeinflussen und kann schließlich achtsamer mit sich selbst umgehen und seine Bedürfnisse äußern.
„Wurzelkind“ von Julia Winterthal sticht wegen des Schreibstils aus der Anthologie hervor. Ich bin mir nicht sicher, ob ich alles verstanden habe, es war super atmosphärisch und das Motiv des „Monsters“ und der Rache gefiel mir richtig gut.
„Das Lied der einsamen Maschine“ verleitet mich dazu, mir endlich mehr von Jol Rosenberg anzuschauen. Zwischen Muderbot-Charme und Cyborg-Manifesto begleiten wir einen Androiden, der auf ein menschliches Kind stößt. Der Fokus der auditiven Geräuschwahrnehmung wurde interessant eingesetzt.
Insgesamt hat mir, wie in fast jeder Anthologie, die ich bisher gelesen habe, nicht jede Geschichte komplett zugesagt. Allerdings ist es mein ziem bei Anthos immer, einen gewissen roten Faden für mich rauszuarbeiten und mich mit diesem näher zu beschäftigen. Und das habe ich hier definitiv gefunden!
Ich vergebe daher 4 Sterne und bin gespannt, was wir aus diesem Verlag noch zu lesen bekommen.
‘*‘ Meine Meinung ‘*‘ Fantasy-Storys kennen wir alle, doch mit neurodivergenten Charakteren ist ein recht neuer Ansatz. Neurodivergenz bedeutet, dass die Nerven anders „verdrahtet“ sind. Dazu zählen unter anderem Autismus und ADHS. Wer schon mal „The Big Bang Theory“ geschaut hat, kennt Sheldon, und er ist ein gutes Beispiel für eine Ausprägung von Autismus. Das Vorwort von Saskia Dreßler gab einen guten Überblick und bringt Lesenden das Thema näher. Die Geschichten erzählen von Figuren, die ihre Welt anders erleben, und das in einem Fantasy-Setting. Deshalb hatte ich auch zwei oder drei Mal das Gefühl, dass ich die Story nicht wirklich verstehe, da die Welt eine andere ist und sie von dem neurodivergenten Charakter anders wahrgenommen wurde. Aber es ging trotz allem um die üblichen Themen wie Liebe, Freunde, Partnerschaft, also gefielen mir die Geschichten trotzdem. Es war sehr interessant, dass Neurodiversität nicht unbedingt das Leben behindert oder erschwert, sondern genau so bereichern, fokussieren kann. Diese Sichtweise gefällt mir sehr gut, denn alles hat zwei Seiten und es gibt garantiert eine positive. Klar, nicht jede Kurzgeschichte hat mir gleich gut gefallen, aber alle geben gemeinsam ein rundes Bild zum Thema ab und genau das ist ja das Ziel einer Anthologie. Ach ja, fast vergessen, jedes Kapitel bietet zu Beginn „positive Tags“ und „Content Notes“. So kann sich jeder überlegen, ob die Geschichte zum persönlichen Lesevergnügen geeignet ist. Ich gebe der Antho gern 5 Neurodiversitäts-Sterne. ‘*‘ Klappentext ‘*‘ Die Phantastik folgt oft altbekannten Pfaden, doch in »Neuropunk« findet ein Perspektivwechsel statt. Wo Städte in der Asche versinken, Raumstationen in der Einsamkeit am Funktionieren gehalten werden und Internate bedürfnisorientiert arbeiten - da verstecken sich Geschichten, die sich dem konventionellen Erzählen entgegenstellen. In neun Geschichten und zwei Gedichten zeigen die Autor*innen die Perspektive neurodivergenter Figuren, um sie Lesenden der Phantastik zugänglich zu machen. Welche Wege finden autistische Figuren? Was machen jene mit ADHS anders? Diese und weitere unsichtbare Behinderungen werden in dieser Anthologie erlebbar und uns von Mitherausgeber*in Saskia Dreßler in einem Essay nähergebracht.
Das hat mir gefallen! Ich lese ja selten Anthologien und Kurzgeschichten - ich weiß nicht warum, wahrscheinlich kenne ich da einfach sehr wenige. Diese hier hat mir insgesamt sehr gut gefallen. Der schöne Umgang von Personen und Wesen in den Geschichten miteinander hat mich richtig wohlfühlen lassen und möchte ich mitnehmen, während ich an "unangenehmeren" Stellen ebenso mitfühlen konnte.
Das Essay zu Neurodivergenz war für mich ein guter Einstieg ins Thema.
Die zwei Gedichte waren nicht ganz meins. Vielleicht ändert sich das, sobald sie mir vorgelesen werden :) - gerade manche Strophen in "Die Perlenverkäuferin" haben sich für mich beim Lesen leider etwas holprig angefühlt.
Besonders gut gefallen haben mir "Das Lied der einsamen Maschine", die Geschichte hat sich sehr kurzweilig angefühlt und ich mochte das Setting irgendwie. Außerdem fand ich "Blut und Blüten" ziemlich gut und ich weiß gar nicht so genau, warum. Gerade hier fiel mir die nachsichtige Art miteinander umzugehen auf und das mochte ich ja insgesamt gern.
Die Settings, Personen, Wesen und Umgebung mochte ich eigentlich bei allen Geschichten.
Bei "Drai" und bei "Wurzelkind" hatte ich das Gefühl, dass auf wenigen Seiten (zu?) viel passieren sollte und ich glaube, es ging mir manchmal zu schnell. Ich glaube, bei beiden Kurzgeschichten würde ich gern tiefer einsteigen! Kommt da vielleicht noch mehr? :)
Alles in allem sind das für mich 4 Sterne, weil ich das Leseerlebnis wirklich genoss!
Vorweg: Ich bin nicht neurodivergent, ich wollte diese Anthologie lesen, um mehr über Neuropunk und die Schwierigkeiten und Lösungen zu lesen, die Neurodivergenz mit sich bringt.
»Neuropunk« ist der erste Titel des Weltenrunder Verlags und erschien im März 2024. Die Anthologie umfasst ein Vorwort der herausgebenden Person Saskia Dreßler, 9 Kurzgeschichten, 2 Gedichte und ein Glossar.
In dem 10-seitigen Vorwort-Essey geht Saskia Dreßler auf Neurodivergenz im wissenschaftlichen Sinne ein. Was Neuropunk allerdings als literarisches Genre bedeutet wird nicht erwähnt. Genauso wenig wie es zu der Anthologie kam oder was die Hintergründe der Herausgebenden sind.
Jeder Beitrag beginnt mit einer Seite auf der der Autor*innen-Name, Titel, ein kurzes Zitat, Positive Tags und Content Notes stehen. Bei den Gedichten ist diese Seite ergänzt durch einen QR Code, über den man zu der Verlagswebsite kommt, auf der später die Gedichte eingelesen zu finden sein sollen. Was mir auffällt, ist die Unterteilung von Content Notes und Positive Tags. Content Notes (CNs) ist an sich ein neutraler Begriff, dass er hier den Positive Tags gegenübersteht, lässt ihn negativ erscheinen. Grundsätzlich ist es aber sehr gut, dass allgemein viele CNs hier aufgegriffen wurden. Hinter jedem Beitrag befindet sich die Vita der Autor*innen.
Die Anthologie startet mit dem Gedicht »Unsere Flügel« von Monia Girstl. Für mich ist das ein relativ schwacher Einstieg, denn Flügel und schnelles oder langsames Fliegen als Metapher für das »anders sein« ist so unglaublich ausgelutscht, dass es auf alles angewandt werden kann.
»Zurück zur Natur« von Kián KoWananga hat mich hingegen eher ratlos zurückgelassen. Hier wird die Geschichte des Kobolds Puck erzählt, der seit vielen Jahren in einem Garten lebt, sich aber nicht mehr wohl fühlt. Eine Rattenfamilie und die lauten Gartengeräte der Menschen machen das Leben schwer. Durch die Krähe Raab schließt Puck Bekanntschaft mit einer Katze und gemeinsam machen sie sich auf dem Weg zu einem besseren Ort. Über 17 Seiten hinweg erfahren wir davon wie schlimm es Puck geht und wie schlecht die Welt ist. Dabei verschwendet Puck aber nicht einen einzigen Gedanken an Raab, der offenbar dement ist und allein zurückgelassen wird.
Eine Figur, die sich nur um sich selbst dreht, haben wir auch in der nächsten Geschichte »Eingeklemmte Flügel« von Doreen Doose. Ja, die CNs weisen auf ein schlechtes Selbstwertgefühl und Zwangsgedanken hin, aber bei dieser Figur habe ich das Gefühl, sie macht sich das Leben unnötig schwer. Das Setting, eine Firmenfeier im Restaurant, ist sicherlich ein Großkampftag für viele neurodivergente Menschen, aber es gibt so viele Möglichkeiten, sich darauf vorzubereiten. Dazu kommt, dass wir hier schon wieder das Thema »Flügel« haben.
Diese beiden Geschichten bieten keine Lösungsansätze. Beide Storys basieren darauf, dass die Figuren selbst, nichts an ihren Umständen ändern können/wollen, sondern erst Hilfe von Außen kommen muss. Ich finde, das ist eine sehr resignierende Sicht auf das Thema, besonders, da es die ersten beiden KGs sind.
»Blut und Blüten« von skalabyrinth schlägt einen anderen Weg ein! In diesem futuristischen Setting wird die 14-jährige neurodivergente Mauk von ihrem Umfeld akzeptiert. Sie interessiert sich für Botanik und wird bisher zuhause unterrichtet, möchte aber den Schritt in eine Schule wagen, ein »Schnupperkurs« soll die Lösung sein. Mauk kennt ihre Probleme und weiß sie zu kommunizieren. Sie ist eigenständig und auf liebevolle weiße »schräg«. Probleme hatte ich in dieser Geschichte mit etwas anderem. Mauk schneidet sich aus Versehen und bekommt ein beruhigendes Gefühl, beim Anblick ihres Blutes. Ihr Vater bezeichnet das sofort als Kink, doch bei mir wedeln die roten Fahnen! Später mehr dazu.
»Ihre Worte« von Len Klapdor hat mich sehr angesprochen, es ist fast schon ein Krimi. Gut und dicht geschrieben, auch wenn der Anfang etwas lang ist. Problem ist für mich nur, dass in dieser Welt Menschen in neurodivergent und nicht-neurodivergent aufgeteilt werden, aber das »Opfer« keines von beiden ist. Das ergibt für mich keinen Sinn. Auch dass das Opfer den besten Freund zu sich lockt, damit dieser die Leiche finden und begraben kann, ist … schwierig. (Eine CN für »erwähnten Kannibalismus« fehlt in dieser KG leider)
»Die Perlenverkäuferin« von Michael Schwendiger ist das zweite Gedicht dieser Anthologie. Hier werden die Farben von Ketten mit Zahlen verbunden und sollen so beim rechnen helfen. Auch hier bin ich etwas ratlos, aber es reimt sich ... irgendwie
In »Bella Lugosi lebt« von Joedi Bogenstein lernen wir Bella kennen, 11 Jahre alt, eigentlich eine magisch begabte Person, aber ihre Magie möchte sich nicht entfalten. Bellas Eltern sind extrem konservativ, trotzdem nehmen sie das Kind mit zu einer Burlesque-Show, bei der die Magie aus Bella herausbricht, als sie Handschuhe sieht. Sie will sich der Gruppe anschließen und als ihr gesagt wird, dass sie dafür zu jung ist, verwandelt sie sich in eine Erwachsene und dann kann sie sich doch anschließen … ich weiß gar nicht, wo ich bei dieser Geschichte mit den Problemen anfangen soll! Allen voran, geht es hier viel eher um sexuelles Erwachen als um Neurodivergenz. Aber viel schlimmer: Ein Kind im Körper eines Erwachsenen ist noch immer ein Kind! Und in einer Zeit, in der besonders Drag Shows vom rechs-konservativem Rand unter Beschuss geraten, direkt in das Narrativ reinzuspielen ist weine Wahl, die man durchaus überdenken sollte.
Sowohl in dieser als auch in der KG »Blut und Blüten« wird einem Kind/Jugendlichen von Erwachsenen ein Kink »angedichtet«. Im Fall von Bella sind die Erwachsenen sogar Leute, die Bella gerade erst kennengelernt hat. Es ist nichts einzuwenden gegen Kinks, aber die Art, wie diese in beiden KGs dargestellt werden ist mehr als irritierend.
Bei Mauk: Vater: Hast du dir mit Absicht in den Finger geschnitten? Mauk: Nein, aber ich mag, wie das Blut aussieht. Vater: Ja, dann hast du wohl einen Kink.
Bei Bella: Bella: Ich mag Handschuhe, sie sind schön und es fühlt sich gut an sie zu tragen. Burlesque-Darsteller: Ja, dann hast du wohl einen Kink.
Dass bei »Blut und Blüten« in den CNs von einem »unsexuellen Kink« gesprochen wird, macht es auch nicht besser. In beiden KGs wird das Alter der Protagonistinnen erst gegen Ende erwähnt. Anhand der Beschreibungen habe ich Mauk für eine erwachsene Frau gehalten, Bella für eine ca. 16-Jährige.
Die KG »Drai« von Donna Rider hat mir gut gefallen, die Neurodivergenz des Meermenschen, der sich schnell ablenken lässt und dann nicht zum Schwarm zurückfindet, ist gut beschrieben. Allerdings hat die KG das Problem, dass viele andere auch haben, sie liest sich wie eine Roman-Leseprobe. Sie hat keinen richtigen Anfang und kein wirkliches Ende.
»Ara Waldkraut« von Iris Leander Villiam ist wohl die Geschichte, die mir am besten gefällt und die sich wirklich auf Neurodivergenz und den Umgang damit konzentriert. Wir begleiten Ara, die im Wald eine Freundschaft schließt, gemeinsam erzählen sich die beiden, womit sie Probleme haben und probieren Lösungen aus.
»Wurzelkind« von Julia Winterthal hat mich sprachlos zurückgelassen. Ich bin nicht sicher, ob ich alles verstanden habe, was die Geschichte mir mitteilen wollte. Aber es ist in jedem Fall ein spannender Ansatz.
»Das Lied der einsamen Maschine« von Jol Rosenberg bildet einen schönen und sogar witzigen Abschluss für die Anthologie. Auch hier wird Neurodivergenz gut und fassbar beschrieben.
Zum Abschluss bleibt zu sagen: Eine Anthologie kann selten mit jeder einzelnen KG den Geschmack der Lesenden treffen. Hier kommen einige interessante Ansätze zusammen, aber so wirklich weiß ich noch immer nicht, was Neurodivergenz ist.