Ohnmacht ist kein gutes Gefühl. Aber sie gehört zu unserem Leben. Und sie kann ein Tor sein zur Gegenwart Gottes. Trotzdem antworten wir auf Ohnmacht oft mit Macht – und lassen so Gott außen vor. Auch Helfen kann eine Form von Machtausübung sein. Zumindest aus spiritueller Sicht ist dies jedoch keine gute Antwort. Wie aber sollen wir dann mit der Erfahrung von Ohnmacht umgehen, wenn wir anderen helfen? Aus seiner jahrelangen Erfahrung in der Begleitung von Menschen in Krisensituationen macht Lukas Fries-Schmid in Theorie und Praxis Notwendig ist eine andere Art zu helfen und ein neuer Blick auf Ohnmacht. Ohnmacht in unser Leben einzubeziehen, sie auszuhalten und nicht vorschnell eine Lösung herbeiführen zu wollen ist ein höchst aktives Tun. Etwas, das uns öffnen kann für Überraschungen, für neue, ungeahnte Lösungen, für die Gegenwart Gottes.
Ein Buch, das mich tief bewegt hat – weil es nicht an der Oberfläche bleibt, sondern dahin geht, wo es weh tut: in die Ohnmacht.
Ich habe mich in beiden Rollen wiedergefunden – als einer, der Hilfe braucht, und als einer, der oft helfen will oder sogar „muss“. Der Autor zeigt auf, wie leicht Hilfe zur subtilen Form von Macht über Beziehungen werden kann. Wie wir mit dem besten Willen etwas zurechtrücken wollen – und dabei oft übersehen, dass es um Beziehung, nicht um Reparatur geht.
Lukas Fries-Schmid lädt dazu ein, etwas ganz anderes zu wagen: stehenzubleiben, auszuhalten, nicht zu wissen. Er schreibt dabei leise, ehrlich und ohne Rezepte. Ganz am Schluss, eine radikale Frage: Gibt es Gott? Die Frage stresst mich irgendwie. Und der Abschied davon, Gott mit Worten erklären zu wollen, da kann ich mitgehen.
Diese Frage hat mich nicht losgelassen. Sie ist unbequem. Aber sie führt mich an einen Punkt, an dem nicht mehr der Anspruch steht, etwas lösen zu müssen – sondern das Leben zuzulassen, wie es ist. Und vielleicht genau dort zu entdecken: es geht nicht darum, Antworten zu finden. Sondern darum, sie zu leben.
Ein starkes Buch – nicht laut, aber nachhaltig. Und sehr empfehlenswert für alle, die sich ehrlich mit dem eigenen Helfen (und Scheitern) auseinandersetzen wollen.
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