Nachdem ich vor rund 3 Jahren die Heidegger-Biografie von Lorenz Jäger positiv besprochen hatte, ist nun im April seine neue Schrift „Die Kunst des Lebens, die Kunst des Sterbens“ erschienen. Lorenz geht der Frage nach, was das gute Leben auszeichnet und was die Endlichkeit des Lebens im Hinblick darauf bedeutet. Dafür begibt sich Jäger auf einen wahren Streifzug durch die Geistesgeschichte, angefangen von der Bibel und den alten Stoikern, bis hin zu Georg Büchner, den Vordenkern des Silicon Valley, Ernst Jünger und Claude Levi-Strauß.
Doch was spannend und anregend klingt, ist leider schlecht umgesetzt. Es ist ein unglaublich langweiliges Buch und ich konnte wenig für mich mitnehmen und mir wesentliche Inhalte nicht einmal merken. Möglicherweise hängt dies damit zusammen, dass das Buch, anders als im Klappentext formuliert, gar nicht so eine „leichtfüßige Erkundung“ ist, sondern verhältnismäßig sperrig daherkommt, was angesichts des Themas ja auch nicht überraschen kann. Dadurch dass die Kapitel recht kurz ausfallen, kommt Jäger schnell auf ein gewisses Niveau, bringt dieses dann aber wenig unterhaltsam oder prägnant rüber. Ein kapitelübergreifender, roter Faden fehlt ebenso. Und obwohl „Die Kunst des Lebens, die Kunst des Sterbens“ nur 240 Seiten lang ist, kommt einem das Buch deutlich länger vor. Mehr als ein Kapitel habe ich vor Abschluss übersprungen.
Aus den genannten Gründen für mich leider einer der bisher größten Buch-Enttäuschungen des Jahres 2024!
Das Sterben beginnt in dem Moment, in dem man geboren wird. Es ist ein wichtiges philosophisches Konzept und eine praktische Lebensregel, aus der hervorgeht, dass man, wenn man ein erfülltes Leben führen will, keine Angst vor dem Tod haben sollte, der unsere einzige Sicherheit ist. Genau diese kurzen und etwas prosaischen Überlegungen bilden das Rückgrat von Jägers schwerfälligem philosophischen Essay, der den Leser an der Hand führt und seine Überlegungen mit einem reichen Florilegium von Zitaten verschiedenster Autoren untermauert. Eine interessante Lektüre, aber wenn das Ziel der Popularisierung war, wurde es nicht ganz erreicht.
Kunstfertigkeiten, wie die, zu leben und zu sterben, kann man keinem Menschen beibringen. Es sind Künste, die eine ausgeprägte Urteilskraft verlangen. Lorenz Jäger weiß, dass dies nur über lebhafte Beispiele gelingen kann und deshalb führt er uns bedeutende Episoden der abendländischen Kulturgeschichte vor. Ein Buch, dass nachdenklich macht und zwar im besten Sinne.