Ein Dorf wie viele Es gibt eine Selbstbedienungstankstelle, einen Laden und einen Haufen Einfamilienhäuser. Die Kirche ist leer, das Wirtshaus voll. Die Dorfmusik probt über dem Magazin der Feuerwehr. Kleine Dramen, großes Geschwätz. Etwas außerhalb wohnt die schöne Chantal, die eigentlich anders heißt und von Berufs wegen zu viel weiß. Freddy sammelt leidenschaftlich Käfer, die jung gebliebene Micha fährt samstagabends mit dem Bus in die große Stadt. Der pensionierte Dorfpolizist Lysser hütet ein dunkles Geheimnis – und der Vollenweider schreibt das alles auf. Und dann ist da noch Sandra, mal hell- und mal schwarzhaarig. Im Februar 1984, gerade mal sechzehn Jahre alt, verschwand sie am Unterhaltungsabend des örtlichen Musikvereins aus der Turnhalle – gemeinsam mit dem schönen Max. Vierunddreißig Jahre später bewegt diese eine Nacht die Gemüter noch immer. Zwölf Dörfler geben Einblicke in ihr Leben und mehr noch in das der anderen – in flüchtiges Glück und ängstlich gehütete Geheimnisse. Rebekka Salm verbindet die eng verwobenen Geschichten zu einer. Und alle sind sie wahr. So wahr Geschichten eben sein können.
Eine interessante kurze Geschichte, die ich mir aufgrund des Klappentexts jedoch ein wenig anders vorgestellt habe. Ich hätte mir ein wenig mehr „Action” gewünscht, da die Handlung an einigen Stellen sehr langatmig und beschreibend war. Auch der Aufbau des Buches, also die 12 verschiedenen Perspektiven, haben mir nicht zu 100% gefallen. Die Idee, einen Einblick in das Leben jeder Figur zu bekommen, finde ich grundsätzlich toll, jedoch hätte ich mir hier gewünscht, dass die Dörfler mehr miteinander interagieren und man als Leser nicht nach jedem Kapitel aus dem Geschehen „rausgerissen” wird und eine neue Perspektive folgt. An manchen Stellen brauchte ich ebenfalls einen Moment, um mich an die Figur und ihre Beziehung zu den andern Dörflern zu erinnern bzw. sie einzuordnen. Dennoch fand ich viele der Figuren sehr liebenswürdig und ihre Erfahrungen/ Schicksale sehr berührend Alles in allem ein solides Buch mit einem wunderschönen Cover!
Ein Dorf, deren Einwohner gerne unter sich sind und die Dinge so machen, wie man sie halt immer schon gemacht hat, und die verhängnisvolle Nacht damals nach dem Dorffest. Diese Nacht hängt noch heute über dem Dorf und alle sind sie irgendwie davon betroffen.
Rebekka Salm gelingt mit diesem kleinen aber unglaublich feinen Buch ein Meisterwerk an Erzählkunst. Gekonnt verbindet sie die vielen Geschichten der Dorfbewohner zu einer, ohne den Figuren ihre Individualität abzuerkennen. Sprachlich präzise und durchdacht präsentiert sich jede Seite als wahrere Lesegenuss. Dass sie daneben auch noch eine Geschichte erzählt, die durchaus sehr spannend daherkommt, setzt dem Ganzen noch das Sahnehäubchen auf.
Das Buch lebt von seiner dörflichen Verschrobenheit. Gespickt mit viel Lokalkolorit und Helvetismen, bzw. Dialektausdrücken, kommt “Die Dinge beim Namen” als perfekt abgerundetes Ganzes daher. Ganz, ganz dringende Leseempfehlung.
Eine wunderbar erzählte, inhaltlich aber furchtbare und ernüchternde Geschichte, die das Dorfleben in seiner klaustrophobischen Trostlosigkeit schildert: jede*r weiss alles über jede*n — oder meint es zumindest zu wissen. Und trotz dieses Wissens und dauerndem Hintenrumredens wird im Sinne eines scheinbar friedlichen Zusammenlebens geschwiegen, wo dringend gehandelt werden müsste.
Zwölf Menschen erzählen über eine längst vergangene Sommernacht und welche Auswirkung die Geschehnisse dieser Nacht immer noch haben. Rebekka Slam trifft mit ihren zwölf großartig inszenierte Charaktere genau die Eigenheiten und Mechanismen des Dorflebens. Aber vor allem zeigt sie, dass wir selbst die Geschichten, die wir glauben zu kennen, nie vollständig kennen. Bereits im Frühjahr vielleicht Platz Nummer eins der Liste Buch des Jahres gelesen.