Ich musste die Kunst des Vergessens lernen, die ich doch beherrschte, schließlich konnte ich im Nu alles vergessen, was meine Mutter mir sagte (...). Ich stellte mir vor, dass alles, was Mutter mir sagte, bereits der Vergangenheit angehörte. Ich könnte ihr dann mit einem Verständnis begegnen, das ihr gebührte, wüsste ich, spräche sie aus der Vergangenheit, doch mehr über ihre Sorgen und Gründe. (...) Wäre alles, was sie sagte, bereits vergangen, spräche sie als Gestorbene mit mir.
Ja, so denkt man als Kind. Das ist die Lebenswelt eines kleinen Jungen, so muss das aussehen. Rhabarber, Rharbarber, schicke Worthülsen, fragwürdiger Sinn, Hauptsache, es sieht nach Tiefgang aus.
Ist es auch wahr, dass man vergessen muss, um erinnern zu können, nö, ist es nicht. Wenn es vergessen ist, ist es weg. Hier wird mit Sprache hantiert, aber es wird nicht gesprochen, das Material Wort bleibt sperrig und wenig sinnlich, und wie das Beispiel zeigt, ist es mit der Sinnhaftigkeit auch nicht übermäßig weit her.
Sowas gilt wohl in Deutschland als Literatur. Mir ist das zu verquast und unevokativ, auch wesentlich zu ununterhaltsam. 300 Seiten in diesem Stil? Leute, das Leben ist zu kurz. Deutscher Buchpreis sollte kein Problem sein.
DNF@9%, neuer Spitzenreiter. Meinen Dank an Netgalley und den Verlag.
Ein Roman, der genau gelesen werden möchte, denn da schimmert so einiges unter der Oberfläche empor. Mich hat insbesondere das Kapitel "Apfelkuchen" sehr berührt.