"Demokratie darf kein Luxus sein. Sondern Grundlage von allem – in unseren Schulen und in unserer Gesellschaft. Dafür werde ich kämpfen wie eine Löwin."
Die Psychologin und Bildungspolitikerin Marina Weisband ist davon überzeugt, dass Demokratie gelernt werden muss. Sie nur zu wollen, reicht definitiv nicht aus. Mit Demokratieförderung kann gar nicht früh genug begonnen werden, deshalb geht Marina Weisband in Schulen und arbeitet in verschiedenen Projekten mit Kindern und Jugendlichen. Denn unsere Schulen sind derzeit nicht gut aufgestellt. Viel zu selten bieten sie Gestaltungsspielraum. Statt selbständig zu werden, geraten Jugendliche in einen Zustand erlernter Hilflosigkeit – den sie auch als Erwachsene nicht mehr loswerden. Das wiederum ist ein ideales Einfallstor für Extremismus und Populismus.
Marina Weisband weiß auch aus eigener Erfahrung, wie wichtig es ist, Selbstwirksamkeit und Eigenverantwortung zu erfahren. Demokratie will immer wieder neu erkämpft und gelebt werden, sie ist kein Naturzustand. Nur wenn wir das begreifen, können wir Jugendliche befähigen, als mündige Bürgerinnen und Bürger unsere Gesellschaft zu gestalten.
Ein kluges Buch und eine großartige Idee. Die Prämisse ist einfach und doch sehr überzeugend. Demokratie und Verantwortung lernt man nur, indem man demokratisch handelt und Verantwortung bekommt. Weisband ist aber der sehr nachvollziehbaren Ansicht, dass beides in der Schule nicht stattfindet. Schüler:innen dürfen in der Schule eigentlich nichts. Insbesondere nichts Relevantes. Schüler:innen werden so, laut der Autorin, zur Passivität erzogen. Alle grundlegenden Ideen im Buch sind auch außerhalb der Schule anwendbar und wichtig, aber gerade in der Schule sieht die Autorin Potenzial für echte Veränderung. Die Kinder sind die Zukunft und damit die Kinder zu Bürger:innen heranwachsen, die Verantwortung übernehmen, Gemeinsinn voranbringen und ihre Lebenswelt aktiv gestalten, müssen sie dies üben. Schule muss der Ort sein, den sie aktiv und demokratisch mitgestalten. Ohne wenn und aber. Für die meisten deutschen Schulen sicher komplettes Neuland und eine große Herausforderung. Aber eine, und da stimme ich der Autorin voll zu, die sich lohnen würde. Vielleicht in Zeiten wie diesen, mehr denn je.
Demokratie "erlernen" ist meiner Meinung nach ein unglaublich wichtiges Thema für alle Schulen, daher war ich froh, ein Buch zu sehen, welches sich damit beschäftigt. Viele der Ansätze, die Marina Weisband liefert klangen für mich sinnvoll und schlüssig, allerdings kam mir das Buch teilweise zu sehr wie eine Werbung für das aula-Konzept vor. Das hätte man ein bisschen zurückschrauben können. Alles in allem aber eine interessante Lektüre.
[Ich habe ein Rezensionsexemplar vom Verlag erhalten.]