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Die Stickerin

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233 pages, Hardcover

Published March 16, 2024

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Margrit Schriber

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Profile Image for LEXI.
100 reviews3 followers
April 7, 2024
Ein amerikanisch-appenzellisches Fairy Tale

„Sie war schon immer eigen. Anders halt. Besonders. Ein bisschen crazy!“

In ihrer aktuellen Neuerscheinung nimmt die Schweizer Autorin Margrit Schriber das Leben und Wirken einer außergewöhnlichen Frau aus Eggerstanden im Kanton Appenzell unter die Lupe. Den Einstieg in diese interessante Abhandlung bildet die Stobete der Erben im Rathaussaal von Appenzell, die nach dem Tod der exzentrischen Dollarmillionärin Maria Antonia Räss zusammenkommen. In unzähligen Rückblicken wird jede Facette dieser außergewöhnlichen Frau beleuchtet – beginnend von ihrer Kindheit als chancenlose Tochter eines Geißenbauern, geprägt von Entbehrungen und harter Arbeit. Den Hunger und die bittere Kälte im Webkeller ihres Arbeitgebers wird Maria Antonia Räss niemals mehr vergessen, aber auch die Heimat und die Liebe zu ihrer Familie bleiben bis an ihr Lebensende tief in ihr verwurzelt.

„Sie hat sich aus dem Nichts zu den Sternen katapultiert!“ und „Sie sprengte das appenzellische Maß!“ wissen ihre Hinterbliebenen zu berichten. Jene Frau, die sich selbst als „Crazy Woman“ bezeichnete, deren Herz für die Broderie schlug, die all ihre Träume und Hoffnungen in den Stoff stickte, war bereits zu Lebzeiten eine Legende. Mutig wagte sie den großen Schritt und wanderte aus, „mit nichts im Gepäck als einer Sticknadel aus englischem Stahl, einem Ballen feinstes Leinen aus Frankreich und der Appenzeller Tracht, aber in der festen Absicht, sich dort ein einigermaßen vernünftiges Leben zu sticken.“ Mit eisernem Willen, Fleiß und Disziplin, unzähligen schlaflosen Nächten voller Arbeit und einsamen Entscheidungen bahnte sich die tüchtige Schaustickerin aus der Schweiz ihren Weg an die Spitze. Maria Antonia Räss erschuf in New York ihr eigenes „Fairy Tale“. Sie griff nach den Sternen, gründete ein Broderiehaus und avancierte zur Königin der Spitzen.

Den Berichten der Verwandten entnimmt man Einzelheiten über ihren Werdegang, ihr kluges Taktieren, die enge Zusammenarbeit mit den Geschwistern in der Heimat und das Leben in Amerika. Das Liebesleben der sogenannten „Crazy Woman“, der Umgang mit ihren Angestellten, Bekannten und Freunden, aber auch die Auswirkungen des Krieges und der Erfindung der Papiertaschentücher auf ihre Broderie waren Themen dieses Buches und gekonnt in die Geschichte verflochten.

Maria Antonias Eskapaden und ihre Kontakte mit berühmten Persönlichkeiten brachten die Einwohner in der Heimat zum Staunen. Die Stickerin aus Eggerstanden wurde zu einer Frau von Welt – die Mode-Ikone brachte bei ihren Besuchen neben zahlreichen Aufträgen auch jede Menge Glamour in die Appenzeller Wellenhügel.

Über diese faszinierende Persönlichkeit zu lesen war keine Sekunde langweilig! Ich hatte dabei diese anziehende, kleingewachsene Frau mit dem herzförmigen Gesicht und den eindringlichen schwarzen Augen dank der Abbildungen im Buch auch tatsächlich vor Augen. Maria Antonia Räss hat sich ihren Weg mit einer Stahlnadel bis an die Spitze gebahnt und ihr eigenes Fairy Tale gelebt. Und dennoch blieb sie im Herzen stets eng mit ihrer Heimat verbunden.

„Unsere Ohren sind Stille gewohnt. Wir können jedes Geräusch herausfiltern. Bläss zottelt mit den klirrenden Milchtansen über den Schotterweg. Ein Bauer dengelt seine Sense. Die Schellen aufgescheuchter Geißen klingeln ihre wilde Sinfonie. Stickende seufzen beim Sticheln zum Himmel. Und gelegentlich klappert eine Schere, die auf den Beistelltisch gelegt wird. Wenn die Jüngste in eine Karotte beißt, sehen alle von der Arbeit auf. Abends flechten wir die Hände ineinander, dann schleift noch der Wind seine Schleppe übers Gras. Tannen orgeln. Und Regen trommelt im Nussbaum auf eine Million Tambourins. Von den Hagelgeschützen auf dem Ziegeldach nicht zu reden. Diese Geräusche nehmen uns den Atem. Sie sind unser Herzton. In der Ferne vermissen wir ihn. Sehnsucht zerreißt unsere Brust. Zum Sterben kehren wir in die Wellenhügel zurück.“

FAZIT: „Die Stickerin“ ist ein Roman über eine außergewöhnliche Frau, die mutig ihren Weg suchte und nach den Sternen griff. Die Lebensgeschichte dieser ebenso talentierten wie smarten Geschäftsfrau wurde mir von der Schweizer Autorin Margrit Schriber auf unnachahmliche Weise nahegebracht. Der brillante Schreibstil, eine bildhafte Beschreibung von Charakteren und Szenerie sowie die akribische Recherche der historischen Hintergründe machten dieses beeindruckende Werk zu einem herausragenden und überwältigenden Leseerlebnis. Ich hatte nie zuvor von appenzellischer Stickerei gehört und mich völlig unbefangen und neugierig in diese Materie vertieft. Nach Lektüre dieses Buches werde ich dieses außergewöhnliche Kunsthandwerk und die unermessliche Arbeit, die hinter diesen hochwertigen und zauberhaften Produkten steht, niemals mehr vergessen. Margrit Schriber hat die Geschichte der Maria Antonia Räss zu Papier gebracht und sie für alle Zeiten davor bewahrt, in Vergessenheit zu geraten.

Begeisterte fünf Bewertungssterne und eine uneingeschränkte Leseempfehlung!
Profile Image for Esther Niffenegger.
254 reviews4 followers
February 2, 2025
Maria Antonia Räss - Stickkünstlerin aus Appenzell - in New York

Wie konnte eine einfache Stickkünstlerin aus Appenzell die Herzen von Walt Disney und Coco Chanel gewinnen und ein Geschäftsimperium in New York aufbauen? Margrit Schriber nimmt uns in ihrem Roman mit auf die Spuren von Maria Antonia Räss, einer beeindruckenden Schweizer Pionierin des 20. Jahrhunderts.

Der Roman beginnt mit einer Erbschaftsverhandlung im Appenzeller Rathaus. In Rückblenden entfaltet sich das beeindruckende Leben von Maria Antonia Räss, die mit nichts als ihrem Talent und ihrer Entschlossenheit nach New York reist. Dort wird sie zur erfolgreichen Unternehmerin und führt ein florierendes Broderiehaus im Rockefeller Center. Dennoch bleibt die Verbindung zu ihrer Heimat, dem Appenzell, spürbar.

Die Geschichte hat mich fasziniert, besonders die authentische Darstellung der Protagonistin und ihrer Herausforderungen. Der Roman vermittelt nicht nur das Porträt einer Pionierin, sondern gibt auch spannende Einblicke in die Kultur und Geschichte des Appenzells. Der Sprachstil jedoch war für meinen Geschmack etwas spröde und liess stellenweise Lebendigkeit vermissen. Auch hätte ich mir gewünscht, dass die Grenzen zwischen Fiktion und Wahrheit deutlicher gekennzeichnet werden.

Ein inspirierender Roman für alle, die sich für starke Frauenfiguren, Schweizer Kultur und ein Stück Geschichte des 20. Jahrhunderts interessieren.
3 reviews
August 24, 2025
Die Charakteren sind flach. Dass die Stickerin ‚crazy‘ ist, kann man nur der stetigen Wiederholung dieser Aussage oder der Tatsache, dass sie in diesen Zeiten alleine in die USA ging entnehmen.
Sprachlich stellt das Buch eher eine Aneinanderreihung von Sätzen dar, als einem Roman mit einem roten Faden und einer Stingenz im Erzählen.
Vermutlich wusste die Autoren am Ende zu wenig über diese Frau und hat versucht, aus dem Wenigen etwas zu machen. Leider wurde es langweilig, repetitiv und flach.
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