Familie Cramer droht die Zerreißprobe. Dabei waren sie einst eine Vorzeigefamilie. Ein erfolgreicher Diplomatenvater mit einer schönen Frau und drei wohlgeratenen Kindern. Erst Jahrzehnte später, Mutter Maria ist längst gestorben und die Kinder erwachsen, zeigen sich die Risse im Familienfundament. Und als der Patriarch in eine Demenz schlittert, drohen aus den Rissen einstürzende Wände zu werden. Irgendjemand muss sich kümmern, doch wer? Luka ist als Fernsehreporterin kaum je zu Hause, Tom mit der Leitung seiner psychiatrischen Klinik beschäftigt, und Elena steigert sich in ihre Jugendliebe hinein, weil sie vor einer unangenehmen Wahrheit die Augen verschließt. In dem Glauben, von den anderen nicht verstanden zu werden, trägt jeder sein eigenes Päckchen – bis der Vater spurlos verschwindet.
Das Buch hat mich von Anfang an überzeugt. Ich fand die Geschichte über die Familie Cramer, sehr authentisch und mit den Problemen der einzelnen Familienmitglieder nah am echten Leben. Die 300 Seiten sind schnell verflogen und auch das Ende war für mich sehr realitätsnah.
Tolles Buch. Ab der Mitte bin ich fast durchgerutscht durch die Geschichte. Wie Familien so sind. Aber alle sind sich doch sehr zugeneigt und mögen sich bisserl konstruierte Schicksalsschläge, aber trotzdem toll zu lesen. Mir hat es sehr gut gefallen.
Als Hans Cramer desorientiert bei seiner Nachbarin vor der Tür steht, lässt sich nicht mehr übersehen, dass er an Demenz erkrankt ist und nicht mehr allein leben kann. Seine erwachsenen Kinder, um die 40 Jahre alt, leben verstreut in verschiedenen Städten; jedes wirkt überzeugt davon, die Geschwister hätten sich nun um Vater Hans zu kümmern. Luka, als Fernsehjournalistin im Ukraine-Krieg eingesetzt, steht unter dem Druck, täglich fehlerlos liefern zu müssen und dabei wie aus dem Ei gepellt vor der Kamera zu stehen. Hans als Facharzt für Psychiatrie betreibt eine Privatklinik, die sich aktuell als Klotz am Bein zeigt. Das Nesthäkchen Elena, Mutter einer kleinen Tochter, hat sich in eine Situation manövriert, die sie in einer Familie vordergründig erfolgreicher Akademiker nicht auszusprechen wagt. Mit wechselndem Focus auf die beteiligten Personen (die Mutter Maria ist bereits verstorben) entsteht das Bild einer Diplomatenfamilie, in der alte Kränkungen und Traumata den Kindern bis heute die Sprache verschlagen. Sie hatten sich stets der Karriere des Vaters unterzuordnen, der offenbar immer dann besonders lange Arbeitszeiten hatte, wenn seine Familie ihn einmal gebraucht hätte.
Fazit Die Cramer-Kinder finden sich in belastenden Situationen, die m. A. die Grenzen eines Unterhaltungsroman überschreiten, während Hans nachvollziehbare Lage zwischen hellen Momenten und kompletter Verstörung übererklärt wirkt. Eine Content Note an sensible Leser:innen halte ich hier für angebracht.
Hans Cramer, Botschafter a.D., war einst eine willensstarke und dominante Persönlichkeit. Man musste seinen Anweisungen folgen, und auch seine Familie blieb von seinem herrischen Regiment nicht verschont. Von außen betrachtet wirkte diese Familie wie eine perfekte Vorzeigefamilie: ein Vater, der weltweit tätig war, verheiratet mit einer wunderschönen Frau und gesegnet mit drei attraktiven Kindern – so dachte man zumindest.
Doch hinter der Fassade litt die Familie unter dem Patriarchen. Seine Frau ging ihm aus dem Weg und suchte Trost in zahlreichen Affären. Nur die älteste Tochter, Luca, konnte es ihm jemals recht machen. Sie schloss ein Studium ab und wurde Auslandskorrespondentin – ein Beruf, auf den Hans stolz war. Gerne erzählte er anderen von ihren Erfolgen. Seine beiden jüngeren Kinder hingegen wurden von ihm kaum beachtet. Tom, der seit seiner Kindheit versucht hatte, seinen Vater zu beeindrucken, brachte es „nur“ zu einem Doktor der Psychologie. Dass er am Wannsee eine moderne Klinik aufgebaut hatte, ließ Hans völlig kalt. Und für seine jüngste Tochter Elena empfand er erst recht nichts. Zwei abgebrochene Studiengänge und ein uneheliches Kind – mehr wollte er über sie gar nicht wissen.
Heute besuchen die Kinder ihren Vater nur noch selten. Seit dem Tod ihrer Mutter gehen sie Hans, der mit dem Alter keineswegs sanfter geworden ist, aus dem Weg. Doch Hans beginnt, vergesslich zu werden. Er läuft in Badehose durchs Dorf zum Schwimmbad, das es seit 30 Jahren nicht mehr gibt. Die Kinder müssten eingreifen, doch alle drei sind zu sehr mit ihren eigenen Problemen beschäftigt: Luca hat bei einem Auslandseinsatz einen folgenschweren Fehler begangen. Tom trifft bei einem Patienten eine riskante Entscheidung. Und Elena hat eine Affäre mit dem Mann ihrer Cousine.
Wie das alles weitergeht und wo es am Ende hinführt, solltet ihr am besten selbst herausfinden.
Ein feinfühliger Roman mitten aus dem Leben. Ich habe das Buch mit großer Freude gelesen und konnte kaum abwarten, zu erfahren, wie es weitergeht. Der Schreibstil ist unglaublich flüssig und angenehm. Als kleinen Kritikpunkt möchte ich anmerken, dass der Roman mit zahlreichen ernsten Themen wie Demenz, Krebs, dem Ukrainekrieg, Scheidung, Suizid und einer problematischen queeren Liebesbeziehung ein wenig überfrachtet wirkt. Dennoch spreche ich für dieses Buch, das auch noch so wunderschön gestaltet ist, eine klare Leseempfehlung aus. 4½/ 5
In “Die andern sind das weite Meer” von Julie von Kessel bekommen wir einen Einblick in das Leben der Familie Cramer: Die drei Kinder Luka, Tom und Elena sind seit Jahren in alle Himmelsrichtungen verstreut und kämpfen mit ihren eigenen Problemen, während die Demenzerkrankung des Vaters zunehmend voranschreitet.
Die Autorin wechselt von Kapitel zu Kapitel die Perspektive zwischen allen vier Protagonisten und zeichnet dadurch ein facettenreiches Bild der persönlichen, aber auch der familiären Konflikte. Während Luka als Reporterin im ukrainischen Kriegsgebiet arbeitet und Tom mit der Leitung einer psychiatrischen Klinik ausgelastet ist, hadert Elena mit ihrem Familienleben. Alle drei geraten nach und nach in eigene, tiefe Krisen, die sehr gut herausgearbeitet werden und unterschiedlicher nicht sein könnten. Dass im Erwachsenenalter eben auch nicht immer alles nach Plan verläuft und man sich aufgrund von Fehlern, unliebsamen Wahrheiten etc. gegebenenfalls neu orientieren muss, wird gleichsam unterhaltsam wie auch einfühlsam beschrieben.
Um diese persönlichen Geschichten herum entspinnt die Autorin das zentrale Thema des Romans: die Demenzerkrankung des Vaters und deren Auswirkung auf das gesamte familiäre Umfeld. Wie Luka, Tom und Elena zu Beginn noch gekonnt ihre Augen davor verließen, dass die Erkrankung ihres Vaters voranschreitet und erst nach und nach realisieren, dass er zunehmend auf ihre Hilfe angewiesen ist, wird von Julie von Kessel eindrücklich herausgestellt. Mit ihrem lockeren Erzählstil gelingt es ihr, der Schwere der Thematik eine gewisse Leichtigkeit zu verleihen, die uns gut durch den Roman trägt.
Fazit: "Die andern sind das weite Meer" ist ein warmherziger Roman über das komplexe Gefüge einer Familie, der auf unterhaltsame Weise zum Nachdenken anregt.
Eine berührende Familiengeschichte voller Tiefgang und Wärme Hans Cramer leidet unter zunehmender Demenz. Seine 3 erwachsenen Kinder haben alle ihre eigenen Probleme und wenig Zeit und Lust, sich mit dem Vater und seinen Problemen zu beschäftigen. Luka, seine älteste Tochter, reist als Kriegsberichterstatterin von Brandherd zu Brandherd, sein Sohn Tom ist Psychiater und Leiter einer Klinik und Elena, seine Jüngste ist mit ihren eigenen Sorgen und Nöten vollauf beschäftigt. Erst als der Vater spurlos verschwindet, kommen die Geschwister zusammen und müssen gemeinsam wichtige Entscheidungen treffen. Dieses Buch beherbergt wichtige und tiefgründige Themen wie Demenz, Zusammenhalt, Auseinanderdriften und Zusammenfinden. Abwechselnd erzählt Julie von Kessel aus der Sicht des Vaters und der jeweiligen Kinder, so dass der Leser eine breite Sichtweise erhält. Die Situationen sind realistisch und nachvollziehbar geschildert. Die einzelnen Charaktere wurden detailliert ausgearbeitet. Mit einem flüssigen und warmherzigen Schreibstil führt die Autorin durch diesen Roman. Mein Fazit: Dieses Buch ist keine leichte Unterhaltung. Doch es regt zum Nachdenken an und ist absolut lesenswert. 4 Sterne.
Ein schwerer Roman über einen Vater mit Demenz und seine drei Kinder, die alle auf ihre Art und Weise mit ihrem Leben zu kämpfen haben. Luka ist Kriegsreporterin, Tom ist Leiter einer psychiatrischen Klinik und Elena in ihrem Leben nicht richtig angekommen.
Die Themen waren schwer und haben sich über das Buch immer weiter aufgeschaukelt. Ich hätte mir mehr emotionalen Tiefgang zwischen den Geschwistern erwartet - hier tauchen wir jedoch erst im letzten Drittel etwas tiefer ein.
Insgesamt ein schweres Buch, dass sich mit vielen relevanten Themen befasst, jedoch aufgrund deren Fülle für mich etwas oberflächlich bleibt.
so ein schönes Buch (especially for me weil meine Oma ist auch seit Jahren etwas tüddelig und kann sich auch an alles erinnern, was vor tausend Jahren war aber nicht, was gestern war. Und ich bin auch das weite Meer weil das Leben immer dazwischen kommt und mein schlechtes Gewissen mich auffrisst und zerreißt.) Hans ist für mich auch einfach Hr. Pastewka Senior in der Pastewka Serie - nur, dass er nicht ständig „Dödel“ zu seinen Kindern sagt und kein Ferienhaus am Scharmützelsee hat. Und um alles perfekt zu machen, spielt das Buch auch noch in Bonn. Ich weine heiße Tränen, einfach nur perfekt
Zwei Töchter,ein Sohn leben entfernt von ihrem Vater, den so langsam aber sicher,die Demenz einholt. Jeder hat so seine Probleme, auch mit dem Vater. Erst als er stundenlang verloren gegangen ist, kommen sie alle zusammen und sprechen sich aus.
Sehr süsses Buch aber bisschen random? Zeigt die vielen Perspektiven einer Familie, warum Menschen so handeln wie sie es tun und wie mit Familientrauma umgegangen wird.
Schon wieder ein schönes Buch aus dem Eisele Verlag! Die Geschichte ist neu und wurde schon oft erzählt. Der Konflikt zwischen einem Vater, der ein Leben lang mit der Arbeit verheiratet war, und seinen drei erwachsenen Kindern, die bis heute mit der lieblosen Beziehung hadern und jeder sein eigenes Päckchen zu tragen hat. Aber der Roman ist sehr schön geschrieben und ich wollte einfach immer weiter lesen. Was ich aber nicht verstehe, ist wie der Titel zu dem Inhalt passt.
Grundsätzlich hatte ich Spaß beim lesen, v.a. in verschiedene und unterschiedliche Lebenswege der Geschwister reinzublicken - leider wurden mir die Themen teilweise zu oberflächlich behandelt, die jeweiligen Charaktere etwas überskizziert und das Ende hat meiner Meinung nach nicht viel Platz gehabt, sodass die „Wendung“ nur auf paar Seiten gequetscht wurde und die meiste Zeit nur ein leichter Aufbau stattfand.