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We are Volcanoes

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Ein ökologisches Triumfeminat bilden die Schriftstellerin Rachel Carson (1907-1964), die Forscherin Lynn Margulis (1938 - 2011) und die Philosophin Donna Haraway (*1944), von deren Leben und Werk dieses Buch erzählt. Diese Öko-Visionärinnen haben beschrieben, wie eng verflochten menschliches und mehr-als-menschliches Leben auf der Erde ist und schon früh Natur und Kultur neu und anders gedacht. Gegen viele Widerstände haben die drei Biologinnen Fachgrenzen überschritten, neue Verbindungen zwischen naturwissenschaftlicher Forschung, Philosophie, Soziologie und Evolutionstheorie geschaffen und Fragen aufgeworfen, die heute wichtiger sind denn je, wenn es um das Überleben in der Zukunft geht. "Wir sind Vulkane. Wenn wir Frauen unsere Erfahrungen als unsere Wahrheit, als menschliche Wahrheit, einbringen, verändern sich alle Landkarten. Es entstehen neue Berge. Das ist es, was ich will - ich will hören, wie ihr ausbrecht." Ursula K. Le Guin

262 pages, Kindle Edition

Published April 8, 2024

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About the author

Charlotte Kerner

25 books2 followers
Charlotte Kerner, geboren 1950 in Speyer, studierte Volkswirtschaft und Soziologie in Mannheim, Studienaufenthalte in Kanada und der Volksrepublik China folgten. Als Buchautorin hat sie sich besonders durch ihre Frauenbiografien (alle im Verlag Beltz & Gelberg) einen Namen gemacht: 1987 gewann sie mit "Lise, Atomphysikerin" zum ersten Mal den Deutschen Jugendliteraturpreis, ihr Klon-Roman "Blueprint-Blaupause" erhielt die begehrte Auszeichnung im Jahr 2000. Diese Zukunftsgeschichte wurde mit Franka Potente in der Hauptrolle erfolgreich verfilmt und in 13 Sprachen übersetzt.

Charlotte Kerner lebt als freie Journalistin und Buchautorin in Lübeck.

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Profile Image for Buchdoktor.
2,363 reviews188 followers
May 7, 2024
Science Fabulation nennt Charlotte Kerner ihre Biografie dreier Visionärinnen, in der die Biografierten jeweils als Kommentatorin und Unterstützerin im Kapitel über die Dritte im Bunde auftauchen und damit ihre Wertschätzung demonstrieren. Die kommentierenden Kolleginnen illustrieren anschaulich Vernetzung im Denken, die noch thematisiert werden wird. Rachel Carson, Lynn Margulis und Donna Haraway ist gemeinsam, dass sie bereits als Kinder von einem Elternteil gefördert und ermutigt wurden. Bei Carson und Margulis waren es die Mütter, die die naturwissenschaftlichen Interessen ihrer Töchter förderten, Haraways Vater prägte seine Tochter, in dem er trotz schwerer Körperbehinderung seine Familie als Sportreporter ernährte und seiner Tochter Schreiben als Beruf vorlebte. Die drei unkonventionellen Denkerinnen (die beiden Jüngeren 30 Jahre später geboren als Carson) verbindet, dass die Zeit noch nicht reif war für alternative Lebensweisen, so dass es sie unnötig Energie kostete, Fassaden bürgerlicher Beziehungen zu wahren. Carson, die „Mutter der Ökologie“, die bereits Ray gerufen wurde, bevor Queerness offiziell existierte, konnte sich zwar hinter ihre Rolle als Ernährerin ihrer Mutter, der verwaisten Nichten und ihres verwaisten Großneffen zurückziehen, jedoch die Liebe zu ihrer Gefährtin Dorothy Freeman nicht offen leben. Margulis, bereits als Kind rebellisch und vermutlich hochbegabt, war kurz mit Carl Sagan verheiratet und in den 50ern ebenfalls zur Fassade einer Ehe gezwungen. Undenkbar wäre es gewesen, zuerst gemeinsam herauszufinden, wer man war und welche Beziehung daraus resultierte. Auch Haraway lebte seit den 60ern erst nach vergleichbarer Suche und Ehe schließlich in einer diversen Gemeinschaft.

Die Öko-Visionärinnen beeinflussten sich allein durch das Wissen, dass es die Kolleginnen und ihre Veröffentlichungen gab. Ihre Wege kreuzten sich im Marine Biological Laboratory Woods Hole in Maine, offenbar ein früher Think Tank unkonventionellen Denkens. Gemeinsam sind zwei der Rebellinnen formale Hürden (wissenschaftliche Apartheid) im Studium. Carsons konnte ihre Promotion nicht abschließen, weil sie als Ernährerin der Familie nicht Vollzeit studierte, Haraway arbeitete zunächst auf einer halben Stelle und konnte im Vergleich zu männlichen Kollegen erst mit jahrelanger Verzögerung veröffentlichen. Haraway profitierte zwar vom Sputnik-Schock und war durch Stipendien bis zur Promotion finanziell abgesichert, wurde während der McCarthy-Ära jedoch mit der Bewertung unkonventionellen Denkens und Lebens als staatsfeindlich konfrontiert.

Durch Kerners Biografie eines unkonventionell denkenden Triumvirats wird einerseits deutlich, wie Richtung und Verknüpfung des Denkens Veränderungen auf den Weg bringen kann, aber auch das Beharren „des Systems“ auf hierarchischen Strukturen. In Ursula Le Guins Theorie des Tragetuchs als Wiege der Kultur (1986) Am Anfang war der Beutel, auf die Margulis sich u. a. bezieht, werde ich sicher noch tiefer eintauchen.

Gerade da das Triumfeminat dem Marginalisieren von Wissenschaftlerinnen und deren Veröffentlichungen ausgesetzt war, sehe ich in Kerners Buch allerdings die Gefahr, dass weibliche Karrieren auch hier vom Publikum als glückliche Zufälle eingeordnet werden. Männer sind begabt und Frauen finden zufällig Förderer … Margulis und Haraways Karrieren wirkten für die Wirtschaftsunternehmen Universität sicher umsatzfördernd, als die Zeit reif war für Women’s Studies und History of Consciousness. Carsons Talent, wissenschaftliche Zusammenhänge verständlich zu formulieren, muss für die US-Fischereibehörde in den 30ern ein größerer Glückstreffer gewesen sein als die wirtschaftliche Absicherung für Carson selbst. Nicht wenige Fischer konnten zu der Zeit nur schwer Lesen und Schreiben, so dass das Denken in Ökosystemen dringend auf neuen Wegen vermittelt werden musste als durch amtliche Bekanntmachungen von Quoten und Schonzeiten.

Eine seriöse, leicht lesbare Gruppenbiografie (¼ des Umfangs sind Anmerkungen und Quellenangaben), die für feministische Naturwissenschaft, sowie Denken und Arbeiten in Netzstrukturen sensibilisiert.
Profile Image for Leah.
527 reviews70 followers
August 21, 2025
In "We Are Volcanoes" versucht Kerner eine neue Form der Biografie zu entwickeln, die nicht nur chronologisch erzählt, sondern essayistisch und experimentell vorgeht. Entlang der Lebenswege von drei Frauen – Rachel Carson, Lynn Margulis und Donna Haraway – eröffnet das Buch Perspektiven auf Wissenschaftsgeschichte, Ökofeminismus und die Rolle von Forschung im gesellschaftlichen Wandel. Alle drei haben mit ihren Ideen und Publikationen die Wissenschaft nachhaltig geprägt.

Besonders spannend ist, wie Kerner Theorie und Biografie miteinander verschränkt: Es geht nicht nur um die Fakten ihrer Lebensläufe, sondern um Denkbewegungen, Konflikte, Rezeptionen und die politischen Dimensionen ihrer Arbeit. Dadurch entsteht ein vielschichtiger Text, der klassische Biografien hinter sich lässt und mehr in Richtung literarischer Wissenschaftsessay tendiert.
Allerdings kann dieser experimentelle Zugang auch herausfordernd sein. Stellenweise verliert die Darstellung an Klarheit und wirkt eher kunstvoll verschlungen, was die Lesbarkeit für mich erschwert hat. Wer eine lineare, „klassische“ Biografie erwartet, könnte hier enttäuscht sein.
Deutlich wird aber in jedem Fall die übergeordnete Botschaft: die Dringlichkeit, wissenschaftliche Erkenntnisse im Hinblick auf die Klimakrise ernst zu nehmen und das Verhältnis von Mensch und Natur neu zu denken. In dieser Hinsicht ist das Buch nicht nur eine Hommage an Carson, Margulis und Haraway, sondern auch ein Appell an unsere Gegenwart.
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