Klima, Corona, Ukraine: Die immer schnellere Abfolge von Krisen hat etwas Endzeitliches. Längst ist klar, dass unser nicht-nachhaltiges Modell nicht mehr haltbar ist. Allerdings beteuern viele Klimaaktivisten und Nachhaltigkeitsforscherinnen, dass eine sozial-ökologischeTransformation das Schlimmste noch verhindern kann.
Dieses Versprechen, argumentiert Ingolfur Blühdorn, verkennt die Realität der Spätmoderne. Das öko-emanzipatorische Transformationsprojekt zerbricht selbst an seiner eigenen Logik und inneren Widersprüchlichkeit. Diese doppelteUnhaltbarkeit, so Blühdorns Diagnose, führt in eine neue Moderne jenseits liberaler Zentralwerte wie Mündigkeit und Partizipation. Diese Entwicklung ist längst im Gange, wird aber bislang nicht als große Katastrophe erfahren.
Soziologie hat schon immer ein Problem mit Qualitätsmanagement, gerade im Bereich von Großtheorie-Entwürfen, die ja meist wenig anderes als langatmig & unelegant formuliertes Chefredakteursfeuilleton sind. In diesem Meisterwerk des Schwall ins All wird das aber alles auf die Spitze getrieben: Es ist krass redundant, es wird seltsam bis verdächtig ungenau zitiert, Kapitel werden nur jeweils oberflächlich umformuliert zu neuen Kapiteln, um den Umfang des Buches aufzuplustern (was auch ein recht typisches Artefakt des Einsatz von ChatGP ist). Es gibt weder vernünftige Arbeit an den großräumigen Begriffen, die der Verfasser so liebt, für die meisten seiner als Fakten behaupteten Grundannahmen macht er sich null Mühe, irgendeinen Beleg empirisch arbeitender Wissenschaftler*innen herbeizuziehen, stattdessen verweist der Text mit großer Selbstliebe an vielen Stellen als Beleg immer nur wieder auf sich selbst. Die ZWEI Seiten Blühdorn-Werke im Literaturverzeichnis sind ein ganz guter Hinweis, um was es dem Autor v.a. geht. Wie so ein Werk von dubioser Qualität bei Edition suhrkamp landet, ein Rätsel.
Zitiere dich selbst, rekurriere auf Ulrich - Ulle - Beck. Zitiere manchmal Manow. Vergiss nicht, nur (!) dich selbst zu zitieren, gerade wenn es bessere aktuelle Texte zu dem Thema gibt (deine aber aus einer Qualifikationsschrift aus dem Jahr 2000 bestehen). Fertig ist die allgemeine, nicht-selbstreferentielle Theorie der 3. Moderne. Vergiss am besten noch, Begriffe zu erklären, wenn du sie eben in einem Handstreich erfunden hast. Als Abschluss: Lerne zitieren, wenn du all das nicht machen willst. Viele Grüße, deine Emma. Verschwendete Lebenszeit.
Gelesen für die Masterarbeit, einige interessante Ideen abgegriffen, nicht komplett zu Ende gelesen, aber mein bestes gegeben. Ich komme nicht aus der Soziologie und habe einiges nicht verstanden und teilweise war ich mir auch unsicher, was die Abkürzungen heißen, die ungefähr 50 Seiten zuvor mal eingeführt wurden. Aber gut.