Ein tabubrechendes Memoir über Sex und darüber, was es heißt, heute eine junge Frau zu sein.
Wenn es etwas gab, das Joy Delima von klein auf faszinierte, dann war es Sex. Aber genau darüber lernte sie kaum zu sprechen. Es folgten Jahre der Scham, des Unverständnisses und vor allem des großen Mangels an Lust. Die Schauspielerin und Kolumnistin Joy Delima schreibt verletzlich, mit Humor und entwaffnender Offenheit über ihre Erfahrungen, die denen so vieler auf der Suche nach ihrer eigenen Körperlichkeit gleichen. Sie spricht über die Orgasmuslücke (bei heterosexuellen Paaren haben 95% der Männer immer einen Orgasmus beim Sex, aber nur 65% der Frauen), über den Einfluss von Pornokonsum und über die fehlende Aufklärung über den weiblichen Körper. Sie zeigt an ihrer eigenen Lebensrealität als junge Frau, wie schwer all die feministischen Ideale von Selbstbestimmung umzusetzen sind und spricht damit vielen Millennials aus der Seele.
3,8! Fand das Buch echt super angenehm zum lesen, hab es quasi in einem Tag inhaliert. Musste bei manchen Stellen schmunzeln, bei manchen mitleiden und auch häufig (wie immer bei dieser Thematik) den Kopfschütteln, weil es sich manchmal anfühlt als hätte die Welt sich nicht weiterbewegt und wie viele Menschen oft ähnliches erleben. Das kann auch manchmal tröstlich sein, weil man sich denkt: Hey ich bin nicht alleine, vielen geht es ähnlich. Deswegen finde ich Bücher wie diese so wichtig! An manchen Stellen fand ich jedoch, dass ich das Gefühl hatte, dass nicht wirklich recherchiert wurde, sondern ab und an Behauptungen aufgestellt wurden, die ich gerne mit Studien belegt hätte. Ansonsten super Lesevergnügen! Zudem möchte ich noch anmerken, dass ich es bewundernswert finde, in einem Buch so viel über die eigene Lebensgeschichte zu schreiben. Das bestärkt sicher viele Menschen, denn wie schon oben geschrieben, man fühlt sich dadurch weniger alleine!
Joy Delima erzählt in vielen kurzen Anekdoten über Sex und Orgasmen. Dabei zeigt sie auf, wie wichtig Grenzen bei dir selbst und anderen sind, zu welchen Veränderungen Kommunikation führen kann und leitet uns an etwas weniger verklemmt (auch uns selbst gegenüber) zu sein. Ich bin viel schneller als erwartet zum Ende des Buches gekommen. Statt wie erwartet hier und da eine Anekdote einzuschieben, habe ich große Teile auf einmal gelesen. Die Texte sind einfach sehr gut zu lesen. Mit viel Charme und wenig Trockenheit. Hier sind generell alle gut bedient, aber vorallem, wenn man interessiert ist gewisse Muster bei sich selbst zu durchbrechen und das ganze Thema rund um Sex für sich selbst zu enttabuisieren, sollte man hier zugreifen
In Komm doch mal spricht Joy Delima radikal offen und mit viel Humor über ihre persönliche Reise durch die Themen Sexualität, Orgasmusschwierigkeiten und Online-Dating. Dabei räumt sie mit gängigen Mythen über weibliche Lust und Sexualität auf und schafft Raum für eine ehrliche Auseinandersetzung mit Tabuthemen. Sie erzählt von schmerzhaften Erfahrungen, wie Gewalt und Missverständnissen in sexuellen Beziehungen, und davon, wie wichtig Einvernehmlichkeit und Offenheit sind. Dabei ermutigt sie Frauen und Menschen mit Vulva, ihren sexuellen Appetit zu entdecken und darüber zu sprechen. In kurzen Kapiteln beleuchtet sie Themen wie Entjungferung, weibliche Lustlosigkeit und die Rolle des männlichen Gegenübers in der sexuellen Begegnung.
Delima, Jahrgang 1994, ist nicht nur Autorin, sondern auch Schauspielerin und Theatermacherin. Sie hatte Hauptrollen in Netflix-Produktionen wie „Dirty Lines“ und „Happy Ending“ und schreibt Kolumnen für die niederländische Zeitschrift Volkskrant.
Meine Meinung
Zunächst einmal muss ich die Offenheit von Joy Delima hervorheben. Es erfordert viel Mut, solch intime und oft schmerzhafte Erfahrungen öffentlich zu teilen. Ihr Ansatz, wichtige Tabuthemen anzusprechen und dabei ihre persönlichen Erlebnisse als Grundlage zu nutzen, ist beeindruckend und hat sicherlich das Potenzial, Gespräche anzustoßen, die lange überfällig sind.
Allerdings hat mir beim Lesen etwas gefehlt: Fakten und Zahlen, die Delimas Aussagen zusätzliches Gewicht verliehen hätten. Sie erwähnt zwar hin und wieder Studien, doch es fehlen die konkreten Quellenangaben. Ein Vergleich zu Anika Landsteiners Buch "Sorry not Sorry" zeigt, wie eine gute Mischung aus persönlichem Bericht und wissenschaftlichen Erkenntnissen aussehen könnte. Dort sind persönliche Erfahrungen mit fundiertem Wissen unterlegt, was den Aussagen zusätzliche Glaubwürdigkeit verleiht. Diese Ebene habe ich bei Delima vermisst.
Positiv hervorzuheben ist, dass die Autorin durchgehend gendergerechte Sprache verwendet, was mir gut gefallen hat. Auch der Schreibstil ist angenehm leicht und flüssig, die kurzen Kapitel machen das Buch sehr kurzweilig und leicht lesbar. Trotz der Leichtigkeit der Sprache werden extrem wichtige Themen zur weiblichen Sexualität angesprochen – von Lustscham bis hin zur Rolle des Partners oder der Partnerin. Es gibt viele wertvolle Stellen, die ich mir während des Lesens markiert habe.
Allerdings hatte ich das Gefühl, dass sich einige Themen und Aussagen wiederholen, was dem Buch stellenweise etwas die Dynamik genommen hat. Es wirkte teilweise, als ob das Buch in einem Kreislauf feststeckt, ohne wirklich weiterzukommen. Dies führte bei mir dazu, dass sich gewisse Passagen langweiliger angefühlt haben.
Obwohl Delima viele relevante Themen behandelt und die Mischung aus Essay und Sachbuch ein interessantes Konzept ist, hat sie bei mir nicht vollständig funktioniert. Vielleicht lag es an meiner eigenen Erwartungshaltung, die sich mehr auf ein klassisches Sachbuch eingestellt hatte. Dennoch bleiben die angesprochenen Inhalte wichtig und wertvoll, weshalb das Buch durchaus lesenswert ist – auch wenn es für mich persönlich nicht vollends „klick“ gemacht hat. Ich vergebe daher 3 von 5 Sternen.
offene, ehrliche Herangehensweise an das Thema, schön das die Autorin den Mut hat so offen über ihr Sexualleben und ihre Lust zu erzählen. Erschreckend wie oft ich mich hier wiedergefunden habe und wie gering das Verlangen nach Verständnis der weiblichen Sexualität ist. Toll, hat sie immer wieder Fakten über den weiblichen Körper und Sexualität gebracht, das hat mich sogleich motiviert, mich weiter zu beschäftigen mit mir selbst.