Manchmal kommt es knüppeldicke. Diesmal für den Studenten Alo Bergmann. Sein Vater bricht beim gemeinsamen Abendessen in einer Gaststätte zusammen. Herzstillstand. Rettungssanitäter eilen herbei, Fred kommt auf die Intensivstation. Großes Drama. Nur Alos Opa Fidus ist erstaunlich guter Dinge. Der 93-Jährige findet nämlich, der Tod würde grundsätzlich überbewertet, er selbst sei ja schon dreimal gestorben, passiere eben hin und wieder. Steht Alos Großvater unter Schock? Doch da beginnt Fidus seinem Enkel bereits die abenteuerliche Geschichte seiner drei Ableben zu erzählen. Eine Geschichte voller Hoffnung, Eigenheit und Liebe, die vom Kriegsende in der Pfalz in das Barcelona Dalís und zurück führt. Kann das alles wirklich wahr sein? Alo beginnt nachzuforschen. Was er herausfindet, verändert sein Leben und das seiner Familie für immer.
Alo Bergmanns Vater Fred bricht mit einem Herzstillstand zusammen und wird in letzter Minute wiederbelebt. Wieder bei Bewusstsein, kann er aufgrund des Sauerstoffmangels in seiner Muttersprache nur noch fluchen. Freds Vater Fidus wirkt ungewöhnlich desinteressiert an diesem Drama, nimmt jedoch das Thema Nahtod eifrig auf. Er war dem Tod bereits dreimal nah, behauptet er, u. a. als 15-Jähriger, der aus dem Volkssturm der Nationalsozialisten desertierte und sich, im Versteck, in Liebesbriefen an seine große Liebe Klara neu erfand. Gemeinsam mit Klara (und nur für sie) zog er 1951 aus der Pfalz nach Barcelona, weil Klara nicht wie ein Dienstmädchen ein weiteres Kind ihrer Eltern aufziehen wollte. Die jüngeren Bergmanns haben von den Abenteuern in Barcelona offenbar noch nicht gehört. Ein begnadeter Geschichtenerzähler scheint Fidus zu sein, auch wenn Klara die Geschichten vermutlich etwas anders erzählen würde. Hannes Finkbeiner lässt seinen Icherzähler drei Geschichten aus dem Leben seines Großvaters erzählen, die Fragen aufwerfen: Was wäre wenn? … Fidus den Krieg nicht überlebt hätte, nicht im Eis eingebrochen wäre, nicht sein Leben lang als Bauarbeiter geschuftet hätte oder damals schon von Epigenetik gewusst hätte?
Fidus Abenteuer wirken besonders grotesk, wenn man die konkrete Vorstellung eines Feldpostbriefs der 40er des vorigen Jahrhunderts hat. Unabhängig vom gewagten Plot hätte ich mir eine klare Trennung zwischen Erzählstimme und Alltagsdialogen gewünscht, sowie einen geringeren Kitschanteil (Ihre Liebe zupft an den Saiten des Lebens.)
Eine Familiengeschichte mit starkem Anfang (herrlich irritierend, gefühl- und humorvoll) und gelungenen Charakteren. Nach der Hälfte langweilte ich mich allerdings zeitweise.