Helene ist siebenundvierzig, Mutter zweier Teenager, attraktiv und beruflich so erfolgreich, dass sie ihren Mann Georg in den Schatten stellt. Einer der Gründe, weshalb er Helene nach fast zwanzig Ehejahren für eine andere sitzen lässt. Doch schon zuvor lag vieles im Argen. Wann haben sie zuletzt wirklich miteinander gesprochen? Kannten sie sich überhaupt noch? Die Trennung zieht Helene den Boden unter den Füßen weg. Wer ist sie, die immer getrieben war von dem Wunsch, anderen zu gefallen, wirklich? Die gute Tochter, die zwischen ihren Eltern vermitteln musste;die Ehefrau, die am Bild der heilen Familie festhält;die überforderte Mutter, die ihre Arbeit vermisst;die erfolgreiche Karrierefrau mit dem schlechten Gewissen den Kindern gegenüber? Dem Leben schutzlos ausgeliefert, steht Helene plötzlich vor der großen Aufgabe, herauszufinden, was sie eigentlich vom Leben will, was ihre Bedürfnisse sind. Und während sie sich auf die Suche macht nach sich selbst, bricht lange Verdrängtes hervor. Gelingt es Helene endlich, sich frei zu machen von den Lügen, die sie sich erzählt hat?
„Der Alltag ging weiter. Ich stürzte mich in meinem Job und reduzierte meinen Körperfettanteil auf zwölf Prozent, ich hörte auf, mich zu bemitleiden, und fing an, mich mit einem Leben zu arrangieren, für das andere töten würden. Eine weitere Made im Speck, die sich über ihr Maden-Dasein in der Ersten Welt beklagte. Anderswo starben Kinder an Hunger. In mir starben sie, bevor sie geboren wurden."
Wie geht weibliche Emanzipation in einer Gesellschaft, in der Schwangerschaft, Ehe, Karriere, Abtreibung, Fehlgeburt, Misogynie und Matrophobie nach wie vor stark stigmatisiert oder tief verwurzelt sind? Ist sie überhaupt möglich?
Am Beispiel von Helene wird deutlich, welche Belastungen und Erfahrungen FINTA (Frauen, Inter, nicht-binäre, trans, agender) Personen auch heute noch ausgesetzt sind. Sie werden mit anderen Anspruchshaltungen konfrontiert als Männer.
Im Buch werden zahlreiche Zitate präsentiert, die verdeutlichen, wie Helene versucht, jede Rolle gerecht zu werden: Tochter, Mutter, Ehe- und Karrierefrau. Doch dabei vergisst sie immer wieder: Wer ist sie, wenn sie nicht diese Rollen ausfüllt? Wenn sie einfach nur sie selbst sein kann - ein Individuum, ein Mensch. Anders ausgedrückt: Sie muss im Job perfekt sein, immer gut aussehen, und wenn ein Kind Probleme hat, wird dies auf die Mutter zurückgeführt. Frauen werden nicht einfach als Menschen betrachtet, sondern es wird von ihnen erwartet, dass sie ‚gebende‘ Personen sind. Das Muttersein bedeutet auch, ständigen Bewertungen, Vorurteilen und Idealen ausgesetzt zu sein und diese auch auf sich selbst anzuwenden.
Anhand von Helene - die meiner Meinung nach stellvertretend für viele FINTA-Personen steht - wird deutlich, dass die moderne Emanzipationsdoktrin für Frauen, heute nicht das ist, was sie sein sollte. Helene muss sich immer um die Kinder kümmern, oft unbewusst. Die Angst, eine schlechte Mutter zu sein, ist hoch. Und als wäre das Gefühl, eine schlechte Mutter zu sein, nicht genug, so scheint die Tochter sie zu hassen – zumindest die Rolle, die Helene innehat, nämlich die der Mutter. Die sogenannte Matrophobie - Angst davor, wie die eigene Mutter zu sein - ist kein neues Phänomen in der Gesellschaft. Bereits früh entwickeln Kinder eine Abneigung gegen die Mutterrolle, die kostenlose Sorgearbeit leisten muss. Denn die Mutterrolle wird in der Gesellschaft fast ausschließlich negativ konnotiert.
Spoiler alert: Und dann gibt es noch die Sache der Fehlgeburt. Dieses Thema wird in anderen Büchern selten bis gar nicht offen besprochen. Es ist wichtig zu verstehen, dass in der Gesellschaft oft den Frauen die Schuld an einer Fehlgeburt zugeschrieben wird. Aus diesem Grund wird das Thema tabuisiert und findet kaum Raum, da man sich sonst der Angst aussetzt, es nicht richtig gemacht zu haben. Selbstzweifel und Schuldgefühle sind allgegenwärtig. Die Romantisierung der Mutter- und Schwangerschaft, sowie der Rollen als Karriere- und Ehefrau in anderen Büchern ist häufig ein Problem, da sie alles außer den unangenehmen Aspekten darstellen.
Kein Wunder also, dass viele FINTA – Personen der weiblichen Verausgabung ausgesetzt sind. Wenn Helene etwas ist, dann erschöpft. Sie ist erschöpft Mutter zu sein, erschöpft davon Tochter zu sein, erschöpft Ehefrau zu sein, erschöpft Karriere machen zu müssen. Und wenn sie nur ein einziges Mal ihrem Wunsch, ihrem tatsächlichen Verlangen als Mensch nachzugehen, nachgeben will, werden ihr nichts als verurteilende Blicke zugeworfen und Steine in den Weg gelegt.
„Ich hatte nie gelernt, wütend zu sein, das Gefühl zuzulassen. Traurigkeit kannte ich, Traurigkeit und Angst - Emotionen, die meine Eltern bereits in frühester Kindheit in mir angelegt, ja kultiviert hatten. "
Helene und Georg haben zwei Kinder, sind verheiratet und erfolgreich in ihren Berufen. Doch dann verlässt Georg die Familie. Er hat eine neue Freundin. Zurück bleibt Helene, die nun sich selbst und die gemeinsame Familie in Frage stellt, sich selbst in Frage stellt. Wer ist sie eigentlich? Was will sie vom Leben und wie hätte ihr Leben ausgesehen, hätte sie sich für einen anderen Mann entschieden? Auch sie hätte Georg schon vor Jahren verlassen können um mit Alex, ihrer Jugendliebe, zusammen zu leben. Sie hat sich jedoch für Georg, für ihre Familie entschieden. Aber aus welchen Gründen??
Anne Freytag schreibt sehr emphatisch über eine Ehe, die irgendwann aufhörte aus Liebe zu existieren. Die nur noch aufrecht erhalten wurde durch Pflichtgefühl, Erwartungshaltungen von Außen und einer eingerichteten Bequemlichkeit.
Die Dynamik innerhalb der Familie hat sie sehr fein beschrieben und nach und nach Gefühle der einzelnen Protagonist/innen entblättert. Außerdem hat sie wunderbar dargelegt, wie verdammt prägend unsere Kindheit ist und wie sehr die Erziehung unsere Basis für spätere Beziehungen bzw. für die Beziehung zu uns selbst ist.
Ich habe es sehr gern gelesen. Es hat zum Nachdenken und Reflektieren angeregt. Mich hat es persönlich dazu gebracht, in mich selbst und meine Gefühlswelt hineinzuhorchen. Familiendynamiken zu hinterfragen und den Fokus darauf zu legen, darüber nachzudenken, was man selbst vom Leben möchte und wie sich das innerhalb einer Ehe vereinbaren und umsetzen lässt. Manchmal hätte ich mir von der Autorin gewünscht, noch tiefgründiger zu werden und noch mehr hinter die Fassade Georgs und weiter in seine Seele blicken zu können. Alles in Allem ist dieses Buch definitiv eine Empfehlung.
Ein Buch für Frauen in der Mitte des Lebens. Einfühlsam und klug erzählt Anne Freytag von Helene und ihrer Lebensgeschichte. Helene hat zwei pubertierende Kids und einen Mann, der sie für eine jüngere Yogalehrerin verlassen hat. Dabei war sie sich im Stillen immer bewusst, dass nicht ihr Mann Georg die Liebe ihres Lebens war, sondern Alex, den sie aber nie frei lieben durfte. Warum macht es ihr dann so viel aus, dass Georg geht? Und was macht diese Entscheidung mit ihr und den beiden Kindern? Anne Freytag schreibt schonungslos ehrlich über Weiblichkeit, Missing Abortion, Fremdverliebtsein, Ehemüdigkeit, Rollen, die Frauen auf den Leib geschrieben werden und die großen Fragen des Lebens. Was passiert, wenn man als Frau ausbricht aus den Rollen und einfach das Leben lebt, das man selbst möchte, schonungslos und über Konventionen hinweg? Der gewohnt flüssige und lockere Schreibstil der Autorin ist hier etwas ernster und nachdenklicher als in anderen Werken, was m.M.n sehr gut zum Thema passt. Für mich ein Highlight.
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Dies war mein 2. Buch von Anne Freytag und definitiv auch mein letztes. Ich bin zwar nicht in der familiären Situation wie die Protagonistin, dennoch empfand ich die meisten Gefühle und Gedanken recht gut und realistisch beschrieben. Das erste Problem was ich jedoch hatte, war ständig von "Loch" lesen zu müssen wenn es um die neue Freundin des Mannes ging. Wenn sowas anfangs fällt, wenn die Wut noch frisch ist, kann ich es ja noch irgendwie nachvollziehen, wenn jemand aufgrund des Verletztseins absichtlich abwertend reagiert. Nach dem halben Buch aber immer noch das Wort lesen zu müssen, fand ich übertrieben. Mein größtes Problem an der Geschichte ist jedoch, dass Sex gefühlt an 1. Stelle im Leben aller steht. Würde man jegliche Szenen die etwas mit Sex zu tun haben rausstreichen, wäre das Buch nur halb so lang. Klar, es können alle machen was sie wollen und so oft sie wollen, aber bei einem Buch für 24€ will ich nicht die meiste Zeit davon einen Groschenporno lesen. Schon bei "Mein bester letzter Sommer" musste ich den Kopf darüber schütteln, wie das Thema in einem Jugendbuch behandelt wurde. Dass in "Lügen, die wir uns erzählen", welches an Erwachsene(!) gerichtet ist, die expliziteste Sexszene die Entjungferung der Tochter ist, hat mich einfach nur fassungslos gemacht. Muss sowas wirklich sein?! Ich weiß nicht, was mich am meisten verzweifeln lässt: dass eine Autorin so etwas überhaupt schreibt; dass ein Verlag so etwas veröffentlicht oder dass es in keiner einzigen Rezension die ich zu dem Buch gelesen habe überhaupt erwähnt wird, es also anscheinend als völlig "okay" und "normal" angesehen wird. Was ich dem Buch jedoch lassen muss, ist der Wechsel zwischen den Zeiten. Das ist sehr gut gelungen und bringt nach und nach Licht in die Verhaltensweise der Protagonistin. Das Ende war dann aber wieder völlig unglaubwürdig positiv konstruiert. Bei der Begründung vom Vater gegenüber des Sohnes habe ich mir nur "ach komm, verarsch dich doch selbst..." denken können. Es kann natürlich auch sein dass es extra so gemacht ist, um wieder eine neue Lüge einzubringen. Wer weiß.
Ach Anne Freytag, irgendwas machen deine Bücher schon mit mir. An einigen Stellen hat mich dieses Buch sehr bewegt, ganz besonders wenn die familiären Beziehungen im Fokus standen. Auch wenn Helene mir als Protagonistin nicht unbedingt sympathisch war, habe ich oft mit ihr mitgefühlt.
Letztlich kam mir dieses Buch aber irgendwie unvollständig vor, es wurde viel gesagt, aber irgendwie ist gar nicht so viel passiert. Der Verlauf der Handlung hat für mich glaube ich einfach nicht so viel Sinn ergeben, was auch daran liegen mag, dass ich die beiden männlichen Hauptcharaktere recht langweilig fand und die Faszination der Protagonistin mit ihnen nicht wirklich nachvollziehen konnte. Ich hätte lieber mehr über Helene erfahren, über ihre Beziehung zu ihrem Bruder, ihrer Mutter, ihren Kindern und weniger darüber, wie zwei mittelmäßige Typen ihr Leben bestimmt haben. Ich hätte mir gewünscht, dass sie aus ihrem Alltag wirklich ausbrechen kann, sich wirklich unabhängig machen kann und das nicht nur auf den letzten Seiten etwas halbherzig abgefrühstückt wird.
In diesem Buch haben mir außerdem neben Helene und ihrer Tochter weitere tolle und starke Frauencharaktere gefehlt, die der Handlung sicherlich gut getan hätten. Das die meisten Frauen in dieser Geschichte entweder dümmlich oder extrem toxisch dargestellt wurden, mag vielleicht auch daran gelegen haben, dass die Protagonistin ziemlich unter internalisierter Misogynie zu leiden scheint und ihren Wert sehr von den Männern in ihrem Leben abhängig macht. Da spielen Frauen halt nicht so eine große Rolle. Das ist auf Dauer leider etwas anstrengend zu lesen, vor allem, wenn Männer einen eher wenig interessieren.
„Der Abschied tut weh, und er war überfällig. weil jede Entscheidung besser ist, als keine zu treffen. Selbst wenn man sich gegen den anderen entscheidet. Denn vielleicht entscheidet man sich damit endlich für sich.“
Georg verlässt seine Frau Helene, für eine Andere. Dadurch stellt Helene ihr ganzes Leben in Frage. In Rückblicken erfahren wir, wie sie die Beziehung erlebt hat und welche Höhen und Tiefen es gab.
Ein Roman, der mich sehr nachdenklich gestimmt hat und der mich Vieles in meinem Leben hat hinterfragen lassen. Ich mochte es, wie Anne Freytag das Thema Beziehungen, Kinder, Lebensentwürfe und Liebe darstellt und welche Fragen sie stellt. Die Geschichte wird aus Sicht Helenes und aus Sicht der Tochter dargestellt, was noch eine weitere Sichtweise ins Buch bringt. Ein bisschen zu kurz kommt mir die Männersicht, aber das Buch ist ganz klar feministisch angelegt und von daher ist das schon verständlich, so, wie es ist. Gut gefallen haben mir auch die veränderten Rollenbilder im Buch und vor Allem das große Thema von Schweigen und Lügen innerhalb einer Beziehung. Auch das Ende ist passend, wenn auch fast zu rund. Alles in Allem absolut lesenswert.
Ein Buch, welchem ich endlich mal wieder 5 Sterne gebe. Warum? Im Grunde wegen allem! Ein Plot, der scheinbar sehr alltäglich daherkommt. Scheinbar! Doch bereits auf den ersten Seiten wird mir bewusst, dass dieses Buch und seine Geschichte nicht alltäglich sein werden. Die Autorin hat eine beneidenswerte Gabe mit ihren Worten so situationsflexibel und leicht zu "spielen", dass noch so banale Momente zum Erkennen, zum Erinnern und zum Denken anregen. Die Metaphern und Vergleiche, die sie dabei ins Leben und damit in unsere Köpfe bringt, zeugen von einem sensiblen Gespür für Lebensmomente, an denen man im Geschehen des Alltags sicherlich achtlos vorübergehen würde. Durch die Geschichte rund um Helene und ihre Situation werden sie für uns alle zum Leben erweckt, sichtbar und schließlich bleibbar. Der Aufbau der Geschichte ist ebenfalls auf seine Weise besonders. Der Wechsel zwischen den Personen, Momenten und Perspektiven, den man durchaus als störend empfinden könnte, unterstützt bestens die Dynamik der Entwicklungen, aber vor allem die Intensität der Empfindungen und die Vollendung der Charakteren. So begleiten wir Helene ganz bewusst, tiefgreifend und verständnisvoll in ihrer äußeren und inneren Entwicklung. Doch nicht nur ihre Entwicklung wird sichtbar, auch die aller wesentlich beteiligten Figuren, die zu Helenes Leben gehören.
Zuletzt der Titel. Selten habe ich erlebt, dass ein Titel so passend gewählt ist und sich so deutlich als Roter Faden durch eine Geschichte und deren Entwicklung zieht.
Anne Freytag eine Entdeckung für mich und ein Vorbild im Umgang mit Sprache und wie man diese wie eine sanfte Decke über, einen liebevollen Spiegel vor, eine vorsichtige Ausgrabung von Momenten und alltäglichen Widrigkeiten in sich selbst nutzen kann, um sich und seinem Leben trotz allen Enthüllungen liebevoll reflektierend und wertschätzend verzeihend zu begegnen und, um so an jeder neuentdeckten authentischeren Version zu wachsen.
Das Buch zeigt, wie gewinnbringend es ist und, dass es niemals zu spät ist danach zu streben, auch oder gerade dann nicht, wenn man glaubt, da gäbe es nichts zu finden. Das größte Geschenk für uns selbst, sind wir selbst! - in unserer eigen, unverstellten und authentischen Form, trotz oder gerade wegen unserer perfekten Imperfektion.
Ein sehr emotionaler, vielschichtiger Roman um das Rollenbild der Frau, Familienstrukturen, Partnerschaft und was in einem Familienalltag noch davon übrig bleiben kann und um eine nicht gelebte Liebe und ihre Auswirkungen auf die Partnerschaft und die persönliche Entwicklung. Und manchmal gibt es eben nicht den einen Weg, kein schwarz oder weiss und dann führen die Wege trotzdem wieder zusammen. Ich glaube, dass die partnerschaftlich unerfahrene Leserin sich hier nicht identifizieren kann. Wer wie ich mitten im Leben steht und Höhen und Tiefen erlebt hat, wird nachdenklich gestimmt. Auch mochte ich den Schreibstil, die Sätze, die doch mehr sagten als nur ihre Worte allein.
Das Buch ist sehr gut geschrieben und lässt sich gut lesen. Es beschäftigt sich u.a. mit der Frage "Was wäre, wenn", dem Spagat zwischen Pflichtgefühl und eigenen Bedürfnissen, der Prägung durch die eigene Kindheit und Schwierigkeiten bei der Kommunikation. Gern mehr davon!
„Der Abschied tut weh, und er war überfällig. weil jede Entscheidung besser ist, als keine zu treffen. Selbst wenn man sich gegen den anderen entscheidet. Denn vielleicht entscheidet man sich damit endlich für sich.“
Ein absolutes Meisterwerk von einem Buch. Bin noch nicht in der Lage Worte zu finden, wie Anne Freytag mich mit ihren Worten zum Nachdenken gebracht hat: Darüber was es bedeutet eine Frau zu sein: Mädchen, Tochter, Mutter. Über richtige und falsche Entscheidungen. Aus gewohnten Muster ausbrechen. Man selbst sein. Verletzen und verletzt werden. Gut und Böse. Ich weiß nur, dass ich nach diesem Buch nicht mehr dieselbe Person bin wie vorher.
Ich fand das Buch hervorragend, ein außergewöhnlicher schöner Schreibstil mit wunderschönen Umschreibungen, einer realistischer Story nach meinem Geschmack nur zu wenig Dialoge. Sehr empfehlenswert 🥰
Am Anfang habe ich gebraucht um rein zu kommen und die verschiedenen Zeitstränge haben mich zwischenzeitlich verwirrt, da sie ab und zu ohne Kennzeichnung von den zwei Hauptzeitsträngen abgewichen sind. Sonst war das Buch mal ein ganz anderes Buch, vielleicht gibt es schon ganz viele solche Bücher und ich hab sie nicht gelesen weil sie nicht von Anne Freytag sind aber das Buch war einfach anders. Ich habe vorallem die Familienebene in dem Buch geliebt. Das Missverstanden und verletzt fühlen auf allen Ebenen, dass gemeinsam erlernte und verabscheute Verhalten, dass der Beziehung im Weg steht. Freytag zeigt perfekt die verschiedenen Wahrheiten von Eltern-Kind-Beziehungen auf, dass Eltern auch nur Erwachsen verletzte Kinder sind die zum Ersten Mal Eltern sind und trotzdem mit der nötigen Verantwortung des Elternseins. Diese Beziehung werden in mir noch weiter arbeiten. Generell liebe ich in allen Bücher von Freytag die generelle leicht depressive allgemeine Stimmung. Jedes der Bücher verbinde ich mit der Wohnung oder dem Haus in dem sie gewohnt haben, ich könnte da gedanklich immer wieder zurückkehren.
Das war jetzt das zweite Buch innerhalb kürzester Zeit in der es um eine Frau in den vierzigern geht, die mit der Fruchtbarkeit zu kämpfen hatte und dann von ihrem Mann für eine andere Sitzen gelassen wurde, welches ich gelesen habe. Das erste war deutlich besser. Ich fand außer Jonas eigentlich alle Charaktere unsympathisch besonders wie Helene mit dem Thema Fremdgehen umgeht. Emotionales Fremdgehen ist immer noch Fremdgehen. Was an Alex sie so sehr fasziniert hat (außer den herausragenden Sex den die beiden haben) ist mir auch nach beenden des Buches noch nicht klar. Auch ihren Ehemann finde ich… spannend. Das Ende für die beiden ist mir total unverständlich und es wirkte ein bisschen so wie als wollte die Autorin unbedingt einen Plottwist einbauen den es definitiv nicht gebraucht hätte. Auch fragt man sich warum in einem Erwachsenen Buch dermaßen ausführlich das Sexleben eines Teenagers beschrieben wird aber sowieso stand das Thema Sex über allem und es gab kaum ein Kapitel in dem es nicht thematisiert wurde. Von emotionaler Bindung ist dabei aber nicht die Rede. Schade eigentlich hätte das Buch wirklich viel potenzial gehabt.
Ich war mal wieder begeistert von Anne Freytags Schreibstil. Sie kann Situationen und Gedanken so schön formulieren! Allein deswegen fand ich das Buch toll. Aber auch die Geschichte hat mich beeindruckt. Es geht um Helene, Ende Vierzig, Autorin. Die Ehe zu ihrem Mann ist monoton und zwischen den Beiden ist keine liebevolle Zärtlichkeit mehr vorhanden. Stattdessen sind sie frustriert, genervt und haben kein Verständnis mehr für die Handlungen des anderen. Ihre Ehe ist im Arsch. Schließlich wird Helene von ihrem Mann betrogen und anschließend verlassen. Sie muss sich in ihrem neuen Single Leben mit ihren zwei Kindern zurecht finden. Dabei ist sie von ihrem Mann zutiefst verletzt und zu ihren Kindern hat sie keinen Zugang mehr. ihr geringes Selbstwertgefühl (das durch ihre giftige Mutter ausgelöst wurde und sie immer noch verfolgt) verschlimmert die Situation und dann ist da noch ihre alte Jugendliebe Alex. Alex hat sie damals mit 19 in Paris kennengelernt und nie wirklich vergessen. Einmal hätte sie ihren Mann fast für Alex verlassen, als sie sich zufällig wieder getroffen haben. Dann kam aber die Schwangerschaft mit ihrer Tochter Anna dazwischen. Eine Schwangerschaft, mit der Helene nach etlichen Versuchen und zwei Fehlgeburten nicht gerechnet hatte. Ihre Tochter bringt sie wieder näher zu ihrem Mann. Doch nur kurz, bevor es wieder bergab geht. Nun stellt sich Helene die Frage: Wie wäre ihr Leben wohl verlaufen, wenn sie sich für Alex entschieden hätte? Eine Frage, die Helene nicht beantwortet kann. Was sie aber kann: nochmal neu starten. Und das alleine. Sie kauft sich ein kleines Haus im Wald. Bemüht sich um Beziehung zu ihren Kindern und lernt das erste Mal seit langer Zeit wieder sich selbst kennen. Sie kann sich wieder fühlen. Nach Jahren, in denen sie sich vorkam, wie eine leere Hülle und sich selbst etwas vorgespielt hat.
Ich mochte es sehr, das die Protagonistin hier mal Ende Vierzig war, Themen wie Fehlgeburten, das realistische Muttersein angesprochen werden (und auch die Gedanken zugelassen wurden, dass es Momente gibt, in der man es eventuell bereut Mutter geworden zu sein und im gleichen Moment diese Große Liebe zu seinen Kindern trotzdem existiert) und das es für eine Selbstfindung/Befreiung nie zu spät ist.
Mich hat es gefreut, wie man Helenes Fortschritt mitverfolgen konnte und auch die ihrer eigenen Kinder, die sich mit ihren Eltern versöhnen konnten und ihren eigen kleinen Platz gefunden haben.
Genau wie sophie, fand ich es aber iwie schade, dass Helene und Alex nicht mehr zueinander gefunden haben. Aber ich glaube auch (so wie es im Buch geschrieben wurde), dass manche Menschen vielleicht nur für einen gewissen Zeitraum in dein Leben passen und das auch gut so ist. Und ich fand auch, dass Helene nach den vielen Jahren einer unglücklichen Ehe, mal noch ein bisschen mehr Zeit für sich gebraucht hätte. Der Sex mit ihrem Mann hätte ich nicht gebraucht! Also @Sophie: ich versteh deine Kritik voll! Hab mir dasselbe gedacht!
Insgesamt ein wirklich tolles Buch, dass ganz ehrlich ein Leben von einer Frau beschreibt, die sich von ihren Rollen als Ehe- Karrierefrau, als Mutter und Tochter zu befreien versucht - um einfach mal Helene zu sein.
Ich konnte mich zwar nicht mit einer Frau mitte 40 identifizieren, aber irgendwie konnte ich trotzdem total gut in die Gedanken von Helene reinfinden. Anne Freytag hat mal wieder schöne Worte gefunden <3
Anne Freytag hat sehr schöne und tiefe Gedankengänge über das Leben in einer Ehe, mit Kindern, was wäre wenn... Es wurde mir gegen Ende etwas zu langatmig.
Hat mir sehr sehr gut gefallen- genau so bücher will ich lesen. Schöner Schreibstil, spannende Zeitsprünge, tolle, tiefgehende, mehrebenenvolle Beziehungen und Lovestorys, viele Gesellschaftliche Themen. Spannender Rollenkonflikt der Hauptperson, viel Misogynie, viel Care Arbeit Konflikt, Emanzipation, Eltern-Kinder Beziehungen - an allen Ecken irgendwas und generell toll unperfekte Charaktere. Hab mir die letzten Kapitel auf mehrere Tage aufgespart, weil ich nicht wollte, dass es endet.
Ich fand das Buch sehr gut. Neben den “the one that got away” vibes wurden auf zweiter Ebene viele sehr wichtige Themen aufgemacht, die zum Nachdenken und Reflektieren anregen.
Bis auf das Ende mochte ich das Buch sehr. Das ist mir zu rund und harmonisch. Ich mag, dass die Hauptfiguren alle ihr Lügenkonstrukt und ihre zurückgehaltenen Emotionen aufbrechen konnten und sich weiterentwickelt haben, Mutter und Tochter (und Vater und Sohn - da bekommt man auf Grund der Erzählsicht nicht so viel Einblick) endlich zueinander finden. Aber vielleicht versteh ich auch einfach die „Liebes“Geschichte von Helene und Georg nicht. Mag auch hier an der einseitigen Perspektive von Helene liegen. Aber 3/4 des Buches findet sie ihren Mann eigentlich nicht gut und sobald er eifersüchtig wird und sie Alex hinter sich lassen kann, findet sie ihn wieder interessant? Passt für mich irgendwie nicht zum feministischen Charakter des restlichen Buches.
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Nach "Blaues Wunder" mein zweites Buch von Anne Freytag und wieder bin ich ganz begeistert! Ich mag ihren Schreibstil und ihre Art Geschichten zu erzählen echt super gerne – flüssig, spannend und unterhaltsam. Mit den Figuren, die sehr authentisch und interessant gestaltet sind, kann man wirklich toll mitfühlen. Absolute Empfehlung!!