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Thomas Struth Walking

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The latest title of the LiberArs series is dedicated to German artist Thomas Struth (Geldern, 1954), regarded as one of the most prominent contemporary artists, who with the title ""walking"" makes us participants of a powerful reflection on architecture and its evocative power. Walking through the streets of different places and countries, Struth fixes his gaze on how architectural spaces inform us about the stances taken by their inhabitants to populate them. Decisions that create the structure and soul of cities. Images that represent a particular way of looking at what is around us.

196 pages, Paperback

First published November 1, 2013

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Thomas Struth

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Profile Image for Philipp Holstein.
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February 4, 2015
Wer sich die Fotografien in diesem Buch angeschaut hat, wird demnächst beim Stadt-Spaziergang häufiger an Thomas Struth denken. Das ist ja ohnehin ein Ausweis der Wirkmacht eines Künstlers, dass einem dessen Name just dann in den Sinn kommt, wenn man etwas sieht, das man in seinen Arbeiten zum ersten Mal wahrgenommen hat, das dort überhaupt erst in einen Zusammenhang gebracht und also buchstäblich „ent-deckt“ wurde. Bei Thomas Struth sind das Hauseingänge und Straßenecken.
„Walking“ heißt das neue Buch des Fotokünstlers, und es hat ganz zufällig dasselbe Format wie die Reclam-Ausgabe von Rousseaus „Träumereien eines einsamen Spaziergängers“. Auch Struth flaniert, schreitet durch die Straßen großer Städte und fotografiert Ansichten, über die jeder andere zumeist rasch hinwegblicken würde. Es sind Orte des Übergangs, die Struth herausstellt, des Übergangs zwischen drinnen und draußen, privat und öffentlich, leise und laut.
Die Bilder sind in den vergangenen Jahren in Düsseldorf, Berlin, München und New York entstanden, und jedes ist präzise komponiert. Menschen kommen nur auf drei Bildern vor und dort auch nur am Rande. Im Mittelpunkt stehen stets architektonische Details wie Türen, Treppen, Geländer, Fenster, Fassaden, Häuserkanten. Zudem Muster, Strukturen, Steinsorten, Lichtfall und Bänke. Struth zeigt die Stadt als Lebewesen, sie dient ihm als stumme Zeugin für die Anwesenheit des Menschen.
Der 60-Jährige studierte in den 70er Jahren an der Kunstakademie Düsseldorf zunächst Malerei. Und obwohl er das Fotografieren lediglich als Hilfestellung benutzte, empfahl ihm Gerhard Richter 1976, er möge doch in die Fotoklasse von Bernd Becher wechseln. Heute gehört Struth mit Andreas Gursky und Thomas Ruff zu den weltweit bekanntesten Becher-Schülern. Noch bis Endes des Monats zeigt etwa das Metropolitan Museum Of Art in New York ein Best-of seiner zumeist in Bilderserien zusammengefassten Arbeiten. Aufnahmen mächtiger Urwälder hängen dort neben Familienporträts, Blumenbilder neben Studien aus Hightech-Labors.
Vielleicht kann man sagen, Struth ist der Humanist unter seinen Kommilitonen. In seinen zwar unsentimentalen, aber durchaus gegenwartsseligen Arbeiten ist zuweilen eine sanfte lyrische Note wahrnehmbar, er reflektiert über die Beziehungen des Menschen zu seinem Ort und seiner Zeit. Struth findet die Geschichte, die der Betrachter mit dem Fotografen teilt. Er macht die dünne Schicht durchlässig, die die Kunst von der Gegenwart trennt.
In den Bildern, die der Band „Walking“ versammelt, kann man noch die Traumata erahnen, die der Zweite Weltkrieg verursacht hat, und man erkennt die architektonischen Lösungen, die zu ihrer Heilung ersonnen wurden. Man sieht hin und fragt sich, wer wohl auf die Idee gekommen ist, gerade diesen Brückenpfeiler aus Beton gießen zu lassen. Man fragt sich, wer ein grell grünes Rolltor in ein hundert Jahre altes Gebäude hat bauen lassen. Und man fragt sich außerdem, ob die vielen Graffittis auf dieser und ähnlichen Fassaden die logische Folge solcher Brutal-Ästhetik sind.
Diese Bilder sind eigentlich nicht für eine Buchveröffentlichung gemacht worden, deutet Struth in seinem Nachwort an. Es sind Zufallsarbeiten, so cool wie intim. Und wer sich auf sie einlässt und sie zu lesen versteht, findet darin Informationen über Sozial- und Kulturgeschichte der vergangenen Jahrzehnte. Man entdeckt die Schichtungen der Historie. Was Struth vorlegt, ist Architekturkritik im besten Sinn, meistens neutral und manchmal von erheiternder Ernsthaftigkeit. Es ist eine Schule des Sehens.
Das Projekt „Walking“ hat etwas Fragmentarisches – es könnte ewig weiterlaufen, die Bilder tragen keine Titel, werden keinen Städten zugeordnet, bleiben trotz des dokumentarischen Charakters im Ungefähren. Struth betont das Ausschnitthafte, er pocht nicht auf die Wahrheit in seiner Beschreibung der Realität. Gerade das macht sie so faszinierend. Kunstwerke zielen ja weniger auf Information über die Welt, sondern auf Information über die Haltung des Künstlers zur Welt. Die Darstellung der Welt ist lediglich ihr Mittel, nicht ihr Zweck.
Da ist nichts Didaktisches in diesen Aufnahmen. Und dennoch vermitteln sie Erkenntnis. Wir sind von den Entscheidungen anderer Leute umgeben, sagen sie. Andere haben vor uns unseren Lebensraum geplant.
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