No Wisconsin - onde está como escritora-convidada pela Universidade -, a narradora deste livro recebe da senhora que lhe alugou o quarto o pedido para que conte a história do marido, que se encontra muito doente no hospital.
Embora fique relutante, a escritora acaba por ficar a saber o que aconteceu a Daniel - uma criança que, nos anos cinquenta, foi dada para adoção por uma telefonista solteira, ficando então à guarda de uma instituição. À medida que os dias passam, o médico e a assistente social apercebem-se, porém, de que o bebé é mestiço, o que representa um escândalo num lugar onde a população é maioritariamente branca e num tempo sujeito ainda a rigorosas leis de segregação racial. Caberá à assistente social investigar a paternidade de Dan, coisa que a mãe biológica se recusa a revelar. Mas, se o objetivo parece ser nobre, nem tudo parece corroborá-lo.
Anna Kim, born in 1977 in Daejeon, South Korea, has lived in Vienna since 1979, where she studied philosophy and theater studies. Her debut volume Die Bilderspur was published by Droschl in 2004, followed in 2008 by the novel Die frozen time. Afterwards she published invasions of the private in the essay series of the Droschl publishing house and the novel Anatomie einer Nacht (2012). In spring 2013 Kim started the art project »Rohbau der Zukunft_TM« with Anderwald-Grond.
In part for The Frozen Time, Anna Kim received the Heinrich Treichl Prize 2009, the Promotion Prize for Literature of the Republic of Austria (2009) and the Elias Canetti Scholarship (2009) and the European Union Prize for Literature (2012).
Abgebrochen. Nach einigen Seiten konnte ich den Bericht des Sozialamtes nicht mehr ertragen. Vieles darin fand ich sehr menschenverachtend und gleichzeitig auch staubtrocken. Ich bin mir sicher, dass sich genügend ähnliche Berichte auch in der Realität finden lassen. Ich muss sie nur einfach nicht in einem Buch lesen.
Das Buch könnte auch heißen: "Geschichte eines Kindes und einer Frau"
Das Buch besteht aus zwei deutlich voneinander getrennten Textteilen. Der erste Teil bildet die behördliche Suche nach dem Vater eines neugeborenen Jungen 1953 in Green Bay, USA, dessen Mutter eine Weiße ist, der aber "negroide" Züge aufweist, also (vermutlich) von einem Schwarzen gezeugt worden sein muss. Das Besondere an diesem ersten Teil (der sich später fortsetzen wird) ist einerseits das unverkennbar rassistische Gedankengut, das zur Bestimmung eines Menschen herangezogen wird. So wird der IQ des Kleinkinds mehrmals gemessen (!) und als schrumpfend bestimmt, da dies typisch für die Rasse sei. Auch die Mutter will den Vater von "Danny" Daniel geheim halten, um im Städtchen nicht sanktioniert zu werden, wenn der Erzeuger ein Schwarzer wäre. Außerdem ist der unerbittliche Protokollstil bemerkenswert, der aus der Feder einer rassistischen, bürokratischen "Jederfrau" stammt, die den Vater ausfindig machen und die Rasse des Jungen bestimmen soll.
Den zweiten Textblock bilden die Schilderungen der Autorin Franziska, die im Rahmen eines Schreibstipendiums 2013 nach Green Bay reist und dort zufällig auf Joan stößt, die spätere Ehefrau von "Danny" Daniel. Dieser ist nach einem Schlaganfall im Krankenhaus. Franziska "Fran" und Daniel "Danny" teilen sich das Schicksal des Außenseiters durch Herkunft, denn sie ist (wie die Autorin) die Tochter eines Österreichers und einer Südkoreanerin. Sie wird von Joan in den USA nun immer asiatisch gedeutet. Dadurch kommt es zu einigen Diskussionen und Erinnerungen Frans an ihre Kindheit. Allmählich fängt Fran Feuer für Dannys Geschichte und möchte dabei helfen, den Vater ausfindig zu machen.
Auf einer allgemeinen Ebene hat mir die zweifache sprachliche Umsetzung des Themas gefallen. Besonders der Protokollstil mit seiner vorgeblichen Nüchternheit, aber durchschimmernden Menschenverachtung schafft es, ein beklemmendes Bild eines rassistischen Amerika zu erzeugen, in dem die Wertigkeit und Trennung der Rassen überhaupt nicht in Frage gestellt wird. Frans Erzählton dagegen ist angenehm elegant, sie beschreibt Einzelheiten durchaus poetisch. Allerdings krankt das Buch meiner Meinung nach daran, dass wir von Anfang an Komplize des Buchs sind und bis zum Ende in keinem Detail herausgefordert werden, unsere Haltungen zu reflektieren. Das Buch sagt uns durchgehend das, was wir mit dem Aufschlagen der ersten Seite aktiviert haben: Rassismus ist eine schreckliche Erfahrung, es gab ihn damals, es gibt ihn heute, heute äußert er sich anders. Mir persönlich ist das inhaltlich und "moralisch" zu dünn, zu einfach, zu gefällig. Ein Roman, der sich dem Beleg dieses Umstands widmet, ohne diesen Beleg in eine ansprechende Geschichte zu kleiden, mag als politisches Paper für junge Menschen dienen, als Roman verschenkt er die Möglichkeiten seiner Form. Es gab nämlich durchaus Stellen, die aufregend hätten sein können: Einmal gesteht Fran, dass sie ihre Mutter als Kind gerne provoziert habe; sie habe deren Worte absichtlich nicht verstehen wollen, um die Mutter mit deren schlechten Deutschkenntnissen zu konfrontieren und sie auszuschließen. Leider werden diese psychologisch dichten Passagen nicht ausgedeutet. Auch die Tatsache, dass Danny entgegen der rassistischen Lesart im College überaus beliebt ist und von seinen Lehrer als begabt bezeichnet wird, wird nicht kontextualisiert. Offenbar soll Danny hier als Individuum gegen die Gesellschaft ins Recht gesetzt werden, was ich menschlich nachvollziehen, aber erzählerisch nicht ganz begreifen kann.
Auf der speziellen Ebene haben mich einige Kleinigkeiten oft abgelenkt: die extrem vielen Personen im Protokollteil (die auch sämtlich mit Auflistung ihres Aussehens auftrumpfen), der in meinen Augen unnötige Reflex, auch Nebenfiguren eine melodramatische Vorgeschichte zu verpassen (die Tochter der Protokollführerin wird nach einer schmerzhaften Trennung 10 Jahre einsam in einer abgelegenen Hütte leben) sowie ein manchmal recht simpel gelöster Rassismus, wenn der gerade nötig ist, um die Story voranzutreiben (Frans eigener Vater stößt sie nach der Matura plötzlich von sich, sie solle endlich mal zur Mutter, ihre eigentliche Wurzel suchen, ob sie sich schon mal im Spiegel angeschaut habe, sie sei keine echte Wienerin...) Und die Tatsache, dass Fran die geheimsten Gedanken ihrer Mitmenschen auch in deren Kindheit kennt, hat mich zumindest irritiert, auch wenn ihr der Zaubertrick als Autorin natürlich zur Verfügung steht. Die letzten 30 Seiten sind voller inhaltlicher Wiederholungen, mir kam es so vor, als sollte dieses Buch künstlich über die Schallmauer von 200 Seiten gedrückt werden.
Ein Buch also, das nicht schlecht geschrieben ist, sogar erzählerisch einiges wagt (u.a. auch Gedankenstriche, um Erzählerwechsel zu markieren), das aber über die Zustandsbeschreibung zweier Fallbeispiele damals wie heute nicht hinauskommt. Ein Buch, das zwischendurch theoretische Passagen enthält, die identitätspolitische Forderungen enthalten, ohne dass diese in die Geschichte eingebaut werden, das mich (aufgrund der Kürze) gerade noch unterhalten und nicht gelangweilt hat, auch wenn es nicht mehr von mir wollte als mein Nicken.
In der "Geschichte eines Kindes" geht es um Rassismus, Adaption und Herkunft. Das Buch spielt größtenteils in den USA und ist aus zwei Perspektiven erzählt: die Erzählung einer Autorin, die zu einem Schreibaufenthalt in den USA ist und eine Erzählung durch Akten aus den 50er Jahren. Die Akten sind von rassistischer Sprache durchdrungen. Dazu gibt es ein Vorwort der Autorin. Das ist noch nachvollziehbar für mich. Problematisch ist der teilweise literarische Stil dieser Akten mit Beschreibungen und Dialogen. Das ist leider wenig glaubwürdig. Auch fehlen mir im Buch Widerhaken, die mich als Leser zum nachdenken über den Text hinaus anregen. Es ist alles klar und eindeutig. Aber es ist auch nicht alles schlecht an dem Buch. Die Form ist spannend, auch wenn die Umsetzung nicht ganz klappt. Die Geschichte ist interessant und packend.
Anna Kims Icherzählerin Franziska verbringt einen harten Winter als Writer in Residence in Green Bay/Wisconsin. Um mehr Ruhe zum Schreiben zu haben, zieht sie aus dem Stipendiaten-Appartment in ein Privatquartier bei Joan Truttman. Die Vermieterin spricht in plumper Art Franziskas asiatische Züge an, als wolle sie ihr förmlich aufzwingen, sie müsse mit ihrer „Gemischtheit“ ein Problem haben. Die pensionierte Lehrerin wird der jungen Autorin die Geschichte einer Kindheit anvertrauen, die unzweifelhaft die von Joans Ehemann Danny ist. Im Prolog verpflichtet die Erzählerin sich selbst, mit dem Geschenk respektvoll umzugehen, die Vorgänge aber auch nicht durch Beschönigung zu zensieren. Dieser Vorsatz könnte der wichtigste Teil des Buches sein, denn Franziskas Erzählung wechselt ab mit Aktennotizen zum Fall Danny T., die nicht nur das N-Wort enthalten, sondern die rassistische Einstellung, die Rasse einer Person könnte durch exakte Messverfahren festgestellt werden.
Als 1953 in Green Bay die ledige Telefonistin Carol T. einen Jungen zur Welt bringt und zur Adoption freigeben will, wird klar, dass die Frau mittellos ist und nicht vorhat, den Namen des Vaters preiszugeben. Der kleine Junge muss bis zur Klärung seines Falls im Krankenhaus bleiben (wo inzwischen eine ansehnliche Rechnung für den Aufenthalt aufläuft); für seine Geburtsurkunde ist seine Rassenzugehörigkeit zu ermitteln. An ihm werden „negroide“ oder „indianische“ Merkmale festgestellt, die sich ohne Vaterschaftstest natürlich nicht verifizieren lassen. Eine Adoption rückt mit dieser Behauptung in weite Ferne. Carol Truttman bestreitet steif und fest, mit einem Schwarzen oder Ureinwohner geschlafen zu haben, wirkt allerdings nicht sehr glaubwürdig. Nach langem, bürokratischen Hin und Her kommt Danny schließlich in eine Familie, die ihn in Pflege nimmt, weil sie sich seinen Lebensunterhalt als Adoptivkind schlicht nicht leisten kann.
Da die Case Workerin Marlene, die damals so emsig Dannys Herkunft ermitteln wollte, inzwischen wieder in Österreich lebt, bittet Carol ihre Mieterin, nach ihrer Rückkehr Kontakt zu der Frau aufzunehmen. Joan ist überzeugt, Marlene müsse mehr über Danny wissen, als in der Fallakte verzeichnet ist. Es stellt sich heraus, dass Marlenes Tochter in dem Wiener Bezirk lebt, in dem Franziska aufgewachsen ist. Beinahe interessanter als das, was Silvia über ihre Mutter und den Fall Danny T. zu erzählen hat, ist allerdings Franziskas Konfrontation als nunmehr Erwachsene mit ihrer eigenen abwesenden Mutter Ha.
Fazit Die beinahe manische Suche nach Dannys Herkunft zu einer Zeit, als (in Deutschland) schon Vaterschaftstests üblich waren, wirkt auf mich als Europäerin befremdlich. Die Fallakte Danny H. gibt tiefen Einblick in Einstellungen der 50er Jahre und deren Wirkung auf Adoptionsverfahren. Anna Kim will mit ihrer Dokumentation die Kehrseite von Sprache sichtbar machen – und das gelingt ihr in taktvoller, liebenswürdiger Weise. Wer sich für die Geschichte der Adoption und rassistische Einstellungen der 50er Jahre interessiert, sollte hier zugreifen.
Dieses Buch hat eine eigenwillige Erzählweise. Einerseits mochte ich den Wechsel zwischen persönlicher Erzählung und Akteneinträgen. Durch die nüchterne Sprache der Akten und die vielen verschachtelten Perspektiven wirkt das Ganze aber sehr distanziert. Das mag gewollt sein, hat für mich persönlich aber auch das Leseerlebnis blasser gemacht. Es ist definitiv ein faszinierender Roman, aber am Ende ergab sich für mich kein rundes Bild, sonder etwas zu viel Stückwerk.
Rassismus und Zugehörigkeit sind die Themen, die Anna Kim in ihrem Roman "Geschichte eines Kindes" verarbeitet. Der Roman der 1977 in Südkorea geborene, in Deutschland und Österreich aufgewachsene Autorin, war für den deutschen Buchpreis 2022 nominiert und behandelt mit der in Österreich und USA angesiedelten Geschichte aktuelle Themen. Erzählt wird diese in zwei Strängen. Die Protagonistin Franziska, eine österreichische Autorin mit koreanischen Wurzeln, besucht die USA und erfährt dort von ihrer Gastgeberin, die Lebensgeschichte ihres Mannes Daniel, beziehungsweise die schwierige Zeit als schwarzes Baby einer weißen Frau zu Zeit der 50er in Amerika. In der Zeit in dem Rassismus viele Bereiche des Lebens geprägt haben. Daniel soll zur Adoption freigegeben werden. Das Problem, er scheint nicht eindeutig weißer Abstammung zu sein, sondern wie in Behördensprache der damaligen Zeit formuliert, »indianisch«, »polnisch« oder »negrid«. Seine Mutter möchte die Identität des Vaters nicht preisgeben. Durch Aktenberichte bekommen wir Einblicke in die Zeit, in der die betreuenden Sozialarbeiter auf die Suche nach dem leiblichen Vater von Daniel sind, und bleiben als Leser sprachlos zurück. Sprachlos deswegen, weil wir es nicht glauben können, dass diese Geschichte genauso hätte passiert sein können. Die Mischung aus Roman und Reportag hat mir ziemlich gut gefallen, doch etwas mehr Roman hätte es meiner Meinung nach sein dürfen. Es stand verdient auf der Shortlist des deutschen Buchpreis.
Nie sposób, czytając tę książkę, nie kręcić głową. Powszechne jeszcze w latach pięćdziesiątych dwudziestego wieku mity, bo dziś wiadomo już, że to żadne teorie, o ludzkich rasach, są głupie, niewiarygodne, absurdalne - i okrutne. Nie łudźmy się, są nadal obecne, nadal decydują o ludzkich losach, o szczęściu i nieszczęściu. Anna Kim na podstawie autentycznej historii opowiada, co rasizm robi z człowiekiem. Opowiada o obcości, o prawdziwym lub narzuconym przez społeczeństwo wykorzenieniu. Świetna, nieoczywista rzecz.
acho que a tentativa de "poetizar" o conteúdo deste livro, especialmente quando o racismo é apresentado de forma tão superficial e complacente, não funcionou para mim. sorry
Ich fand das Buch nicht gerade leicht zu lesen, denn die Sprache der Bürokraite ist eben trocken und hölzern. Aber genau das wollte die Autorin wohl auch ausdrücken. Seitenlange Beschreibungen von Eindrücken der Frau vom Amt, die "den Fall " untersucht. Unbedingt will sie den leiblichen Vater des zur Adoption freigegebenen Kindes finden. Auch wenn man nicht so recht versteht warum eigentlich. Es hat sich eine nette Pflegefamilie gefunden, doch dieser wird das Kind eher ausgeredet, denn da es ein zur Hälfte schwarzes Kind ist, hätte es sowohl die Familie wie auch das Kind schwer. Ich fand das alles deshalb sehr interessant, weil es klar aufzeigt, dass der - nicht nur - institutionelle Rassismus früher dohc noch um einiges schlimmer war als heute. Die Sprache, in der die ethnischen Merkmale (breite Nase, wulstige Lippen etc.) genauestens aufgelistet sind, ist nahezu unerträglich, aber ich glaube der Autorin dass das wohl genau so war. Eher nicht so gelungen fand ich die Vermischung der eigenen Identitätsgeschichte der Autorin. Ich weiß dass autofiktionales Schreiben zur Zeit absolut angesagt ist, ich habe auch gar nichts dagegen. Nur fand ich hat es nicht wirklich in die Geschichte des Kindes hineingepasst. Gerne in einem eigenen Buch! Ich fand das Buch gut, aber noch verbesserungswürdig. Sterne zwischen 3 und 4 (aber das geht ja nicht)
Der Roman ist eine Mischung aus erzählter Geschichte und der Wiedergabe von Protokollen des Sozialdienstes der Erzdiözese des Ortes Green Bay, Wisconsin, USA. Die in Wien geborene junge Franziska verbringt 2013 den Winter als writer in residence in Green Bay und mietet ein Zimmer bei Joan Truttman, Ehefrau von Daniel, der nach einem Schlaganfall im Pflegeheim untergebracht ist.
Dieser Daniel, Danny genannt, wird im Juli 1953 in Green Bay als uneheliches Kind der damals zwanzigjährigen Telefonistin Carol geboren. Den Vater gibt die Mutter nicht preis und sie gibt das Kind, zu der sie keinerlei emotionale Beziehung hat, zur Adoption frei. Der Vater des Kindes ist dunkler Hautfarbe, die Mutter weißer Hautfarbe. Und genau hierum geht es in dem Roman: Um Herkunft, um Abstammung von den Eltern und um Beziehung zu den Eltern, alles unter dem Aspekt der Unterschiedlichkeit der Hautfarben der Eltern und die gesellschaftliche Sichtweise hierauf und deren Einfluss auf das Leben der Beteiligten.
Das Leben von Danny wird von seiner Geburt an hauptsächlich durch die Wiedergabe der Protokolle des Sozialdienstes der Erzdiözese des Ortes erzählt. Die amtlichen Protokolle, in denen das Kind und seine möglichen Väter anatomisch mit mathematischer Präzision vermessen werden, spiegeln den damaligen Blick der Gesellschaft auf das Problem. Das Kind bleibt in der Obhut der Diözese, bis sich nach langer Zeit endlich eine Pflegefamilie findet. Nach 60 Jahren trifft die Schriftstellerin Franziska zufällig in ihrer Vermieterin in Green Bay auf die spätere Ehefrau von Danny. Franziska ist ihrerseits Tochter einer Südkoreanerin und eines Österreichers und stellt nach ihrer Rückkehr aus den USA nach Wien weitere Nachforschungen über das Schicksal des Kindes Danny, insbesondere nach seinem Vater, an.
Der Roman verknüpft die Protokolle aus den Jahren ab 1953 mit der aus der Ich-Perspektive erzählten Aufarbeitung des Falles Danny durch Franziska ab 2013. Hierdurch wird der Einfluss des Umgangs der Gesellschaft auf heute als mixed people bezeichneten Menschen in den fünfziger Jahren und heute beleuchtet. Auch Franziska hat ein problematisches Verhältnis zu ihrer koreanischen Mutter, wobei fraglich bleibt, ob dies von der Tatsache herrührt, dass ihre Mutter asiatischer Abstammung ist oder in den Charakteren der Eltern und österreichischen Großeltern begründet ist. Möglicherweise beides. Die Wertung des Romans tendiert eher zu Ersterem.
Die diskriminierende Behandlung von Danny durch die amerikanische Gesellschaft in den fünfziger Jahren wird durch die Wiedergabe des Leidensweges des Kindes durch die kalte, amtliche Sprache der Protokolle sehr deutlich. Diese Protokolle werden in den fünfziger Jahren von einer ebenfalls aus Österreich stammenden jungen Frau gefertigt, die später nach Österreich zurückkehrt und dort Anthropologie studiert, heiratet, selbst zwei Kinder bekommt, zu denen kein inniges Verhältnis entsteht. Die leiblichen Mütter, sowohl von Danny als auch von Franziska und sogar der Tochter der Protokollantin werden als kaltherzig und beziehungsunfähig geschildert. Nur die spätere Adoptivmutter von Danny ist eine warmherzige Frau. Das war mir zu viel. Genau wie die Tatsache, dass die Protokollantin später ausgerechnet Anthropologie studiert.
Dem Roman ist dennoch der Blick auf den erschreckenden Rassismus der fünfziger Jahre gelungen und dessen Auswirkungen auf den Lebensweg von Menschen. Dass die Diskriminierung von Menschen, aus welchen Gründen auch immer, die Lebenswege von Betroffenen bis in die heutige Zeit prägt, wird deutlich gemacht. Letztlich hat mich der Roman jedoch nicht vollends "gepackt". Das mag an dem Stilmittel der Protokollwiedergaben, die sich mit der m. E. ansprechenderen Erzählweise der jungen Franziska abwechselten, gelegen haben. Ich vergebe 3,5 Sterne.
KIM, Anna: „Geschichte eines Kindes“, Berlin 2022 „Als Autorin werden mir von Zeit zu Zeit Geschichten geschenkt. Geschichten, die mehr sind als Geschichten, Geschichten, die Welten in sich tragen.“ So beschreibt die Autorin das vorliegende Buch in ihrer Einleitung. Sie sieht es als ein „äußerst kostbares Geschenk“, solche Texte zu bekommen und sie fühlt sich auch verpflichtet damit verantwortungsvoll und respektvoll umzugehen. Im ersten Kapitel erzählt sie dann, dass sie 2013 ein Semester als „Writer in Residence“ im mittleren Westen der USA verbrachte. Mit der ihr angebotenen Gästewohnung der Universität war sie unzufrieden und übersiedelte in ein Zimmer einer alten Dame, von der sie die Protokolle aus der Kindheit ihres Mannes bekam. Der Ehemann dieser Frau war ein weggelegtes Kind. Seine junge Mutter gab das Kind zur Adoption frei. Da sich aber herausstellte, dass es eventuell einen „colored“ Vater hatte und die Mutter nicht bereit war den Namen des Mannes zu nennen, wurde die Adoption beziehungsweise das Sorgerecht für das Kind sehr kompliziert. Experten arbeiteten an einer rassistischen Zuordnung, die aus heutiger Sicht befremdend wirkt. „Daniel hat nun eine leichte Trichternase, sie ist etwas breiter und derber im Vergleich zu unserer Nase. Die Obernase ist jedoch dabei, sich zu erheben. An ihr ist gut erkennbar, dass es sich bei ihm um ein Rassengemisch handelt – sein Gesicht erinnert an unseres, obwohl noch Primitives darin zu spüren ist.“ (Seite53) Für Adoptiv- oder Pflegeeltern ist es ein Hindernis, ein andersfärbiges Kind anzunehmen. So wird etwa bei einem interessierten Pflegeelternpaar vermerkt: „Ein farbiges Kind sei ein Risiko: Walt, der in einer Stadtverwaltung arbeite, habe einen Ruf zu verlieren. Es würde viel Gerede um Daniel (dem Baby) geben.“ (Seite 58) Selbst die katholische Einrichtung fand es „unverantwortlich, ein herrenloses Kind in eine bestehende, gesunde Familie zu bringen.“ (Seite 62) Die Verschiedenheit im Aussehen ruft auch bei der Autorin, deren Mutter Asiatin und der Vater Europäer ist, viel Nachdenkliches hervor, dem sie im Text Platz einräumt. Eine aus Wien stammende Sozialarbeiterin war mit der Betreuung des Mischling-Babys verantwortlich. Bis zur Klärung der Vaterschaft blieb es in der Obhut eines kirchlichen Hauses. Die junge Sozialarbeiterin arbeitete sehr genau und dokumentierte alles. Als Kim die Protokolle bekommt, ist der 1953 geborene Mann allerdings ein Pflegefall geworden. Anna Kim arbeitete sich durch die übergebenen Unterlagen, führte viele Gespräche und fand in Wien die Tochter der ehemaligen Sozialarbeiterin. Aus all dem Material wurde dieses sehr spannende Buch zusammengestellt. Es zeigte auch, dass die Rasse eines Menschen in den 30er Jahren des 20. Jahrhunderts nicht nur unter den Nationalsozialisten Deutschlands wichtig war, sondern auch im so freien Amerika. Im Buch sind die Texte der Protokolle unverändert abgedruckt. Sie geben dadurch einen Einblick in die Denkweise der damaligen Zeit. In Amerika wurden andere Rassen – wie in Deutschland die Juden – nicht ermordet, aber doch gemieden. Normalerweise ist die Zeit eines „Writers in Residence“ dazu da, um ungestört an einem Manuskript zu arbeiten. Anna Kim kam aber mit viel neuem Material aus ihrem USA Aufenthalt zurück und letztlich entstand dieses Buch. Ein Zeitzeugnis, das sich über zwei Kontinente erstreckt. Ob man sich dieses wertvollen Ergebnisses auch im Gastgeberland bewusst ist ?
Mich hat die Geschichte eines Kindes von Anna Kim auf verschiedenen Ebenen sehr beeindruckt.
Das auf Tatsachen basierte Buch handelt von einem Jungen, der zur Adoption freigegeben wird und dessen genetische Herkunft Fragen aufwirft, da die hellhäutige Mutter den Vater nicht angibt. So wird einerseits der behördliche Umgang mit dem Fall "Dave" in Form von Aktennotizen geschildert, mit dem Hintergrund seiner Zeit und der rechtlichen Situation und den gesellschaftlichen Geflogenheiten. Die Kühle der amtlichen Mitarbeiter_innen, die hier zum Ausdruck kommt, die Vehemenz, mit der scheinbar notwendiger Rassismus und Diskriminierung vorangetrieben werden, ohne auf das Wohl Betroffener Rücksicht zu nehmen, spiegelt sich auch in der Geschichte der Erzählerin wieder, und auf einmal sind wir nicht mehr weit weg in Amerika, sondern mitten in Wien. Deren Leben, in angenehmer Erzählform beschrieben, erzeugt ein stilistisches Wechselbad, das stets zum Nachdenken zwingt. Hier wird deutlich, dass die Veränderung von Begriffen allein, die in ihrer Zeit selbstverständlich waren, uns noch nicht aus Rassismus und Vorurteilen führen.
Und schließlich gibt es noch die Ebene der Mütter und des Mütterlichen und die Auseinandersetzung mit der romantischen gesellschaftlichen Vorstellung eines direkten Zusammenhangs dieser beiden Begriffe wird hier gründlich hinterfragt.
Ein gutes Buch, um sich kritisch mit Fragen nach eigenen Identitäten und Glaubenssätzen auseinanderzusetzen.
Im Bundesstaat Wisconsin bringt im Jahr 1953 die junge Carol Truttmann ein Kind zur Welt und gibt es sofort zur Adoption frei. Kurz darauf hegen die betreuenden Schwestern des Babys den verheerenden Verdacht, dass es sich bei dem Säugling um ein farbiges Kind handeln könnte, auch wenn die Mutter beteuert, es wäre weiß. Das ist ein Skandal, denn es gilt die totale Rassentrennung. Die Behörden begeben sich auf die Suche nach dem Vater des Kindes. Diese, auf einem wahren Fall beruhende Geschichte über Rassismus und Adoption, wird unter Zuhilfenahme von Originaldokumenten erzählt. Sie schildert die fatale Auswirkung der totalen Rassentrennung, die es auch heute noch in einigen Teilen der USA gibt. Der Roman erzählt in zwei Erzählsträngen. Einmal geht es um die Ich-Erzählerin Franziska, einer österreichischen Autorin, die in den USA bei einer alten Dame lebt. Zum anderen um die Umstände einer Adoption eines farbigen Kindes. Im Vordergrund stehen die Bemühungen des Sozialdienstes, den Kindesvater auszumachen. Dabei werden alle Tabus gebrochen, Privatsphären durchdrungen, ja sogar Familien und Existenzen zerstört. Der Autorin ist es gelungen, dieses eindringlich zu schildern. Mein Fazit: Ein erschütternder Roman, der nachdenklich stimmt. 4 Sterne und eine Leseempfehlung.
Das Buch war für mich hoch interessant geschrieben und gestaltet. Die Erzählsprache ist eher trocken und gleicht eher einer Dokumentation. Tatsächlich liest man auch seitenweise Notizen/Berichte, die mitten ins Buch platziert sind.
Anfangs dachte ich, dass es sich um eine einfache Geschichte eines Kindes geht, welches hauptsächlich mit Rassismus kämpfen muss. Aber es ging um viel mehr; Das Buch schildert verschiedene Situationen, wo die Rolle des Kindes verschiedene Fragen und Probleme aufwirft. Zum Beispiel die damalige Situation als nicht verheiratete Mutter und ihrer Umgebung, wo sie selbst als halbes Kind wahrgenommen wird. Oder auch die Situation der Erzählerin und ihrer fast-Mutter-Tochter-Beziehung zu ihrer Bezugsperson in Ihrer Unterkunft. Oder wie sie nicht nur das Leben des verstoßenen schwarzen Kindes verfolgt, sondern auch über ihr eigenes Leben sinniert. Es hat mir unglaublich gefallen wie tiefgründig und vielfältig das Thema Kind behandelt wurde.
Allerdings waren Teile des Buches sehr langatmig und schwierig zu lesen, auch wenn die Lektüre insgesamt lohnenswert war. So interessant die Berichte auch waren, waren diese zum Teil viel zu detailliert und repetitiv.
** Dieses Buch wurde mir über NetGalley als E-Book zur Verfügung gestellt **
Es geht rasant weiter, da heuer die Romane kurz und kompakt gehalten erscheinen, beim deutschen Buchpreis. Hier nun die Bearbeitung des Themas rassische Diskriminierung anhand der Lebensgeschichte des Daniel Truttmann, dessen Mutter den Vater nicht verrät, der aber möglicherweise ein Afroamerikaner ist, eine schlimme Sache in der Welt der weißen Amerikaner, auch wenn sie christlich konfessionell eingestellt sind und sich jetzt um den Säugling kümmern müssen, von dem die Mutter nichts wissen will. Vermischen tut die Kim die Geschichte mit der Rassentheorie des Nationalsozialismus und seiner wissenschaftlichen Erklärungsversuche, die von der 1919 geborenen Marlene Winckler aus Wien an ihren amerikanischen Arbeitsplatz übernommen werden. Verbissen versuchen die christlichen Sozialarbeiter diesen Vater ausfindig zu machen, damit ja keine Pflegefamilie vielleicht durch die Aufnahme eines negroiden Kindes Schaden erleide. Ein Leben lang wird Daniel diese Diskriminierungen merken, auch wenn er schlussendlich eine liebevolle Pflegefamilie (weiß) findet. Da hat die Anna Kim ein angeblich auf wahren Grundlagen beruhendes sehr gutes Buch geschrieben.
Ich fand die Ausgangslage dieses Buchs extrem interessant und die Geschichte selber auch, aber die Umsetzung in einen Roman eher weniger. Dieser Roman besteht aus Akten von den Sozialdienstleister die Versuchen die Rasse eines Kindes das zur Adoption freigstellt wird zu erläutern. Es handelt sich hier hauptsächlich um WM, die das Kind erst zur Adoption freigeben will sobald sie beweisen kann welche Rasse es ist. Dann kommt noch die Perspektive der “Autorin” in der modernen Zeit dazu. Sie versucht über diese Kind, Daniel, zu Erfahrung und erlebt nebenher auch ähnliche Erfahrungen zur Entfremdung ausgrund ihres Aussehens, erwartete “Herkunft” und kulturellen Status. Somit dreht es sich in diesem Buch um interessante Themen, die soziale Konstruktion der Rasse wird entblösst und die Relevanz der Vorturteile bis ins Heute dargestellt, aber ich finde es schwiereig zu sagen was es gebracht hat dies in einem Roman so zu wiederspiegeln. Wäre ein Sachbuch mit mehr Evidenz dazu besser gewesen? Weshalb hat die Autorin sich so sehr daran gehalten die Ereignisse zu wiederspiegeln? Oder hat sie dies garnicht gemacht und spielt nur mit dem Leser?
Mitte der 50er Jahre bringt die unverheiratete Carol Truttmann ein Kind zur Welt. Sie gibt es in staatliche Obhut. Den Vater verschweigt sie…
„Geschichte eines Kindes“ war mein erster Roman von Anna Kim und lässt mich nachdenklich zurück.
Die Autorin setzt sich in ihrem Roman mit den rassistischen Überzeugungen der USA in den 50er Jahren auseinander. Der kleine Daniel, von seiner Mutter verstoßen, wird zum Spielball der Behörden, da seine Herkunft nicht zweifelsfrei als „weiß“ bestätigt werden kann. Die Nachforschungen zu seiner Abstammung werden in einem sachlichen und trockenen Behördenton wiedergegeben. Genau das jagte mir immer wieder Schauer über den Rücken.
Anna Kim bedient sich zudem der Sprache der damaligen Zeit und reproduziert somit auch rassistische Begriffe. Ob dies wirklich notwendig ist, vermag ich nicht zu sagen. Es fühlte sich beim Lesen allerdings sehr unangenehm an.
Leider zerfasert die Geschichte im letzten Drittel. Sie dreht sich dann mehr um Daniels Ehefrau und um das Schicksal der Sozialarbeiterin, die für Daniel zuständig war. Dadurch verblasst dessen Geschichte.
Não sei dizer se gostei ou não. Incomodou-me imenso à linguagem utilizada para se falar das pessoas negras naquela altura como se se tratassem de coisas sobretudo numa zona onde a população era maioritariamente branca.
O ato da adoção não foi o que mais me chocou mas sim o motivo e as consequências desse ato, ao não se saber onde se pertence e dos esforços que fazemos para nos encaixarmos.
Achei inteligente a forma como está escrito este livro e pareceu-me que a escritora quis manter o máximo de verdade nele, uma vez que é baseado em fatos reais.
No entanto a meio do livro achei chato, moroso e com detalhes demais.
Wahre Lebensgeschichte eines unehelichen Mischlingskindes, das von seiner Mutter zur Adoption freigegeben wurde. Bis er ein Jahr alt wurde, wurde nach seinem Vater geforscht, um die genaue Rassenzugehörigkeit zu ermitteln.
An equally important theme (one being racism) in this book is biological parents that leave their children to fend for themselves - it's what binds together all main characters, the narrator, Danny, Joan, later Sylvia. The only mother who feels comfortable in her role is a foster mother.
„Was passiert, wenn man in seinen Wünschen die Unscheinbarkeit pflegt? Was, wenn man seine Hoffnungen eindampft, bis kaum noch etwas übrig ist?“
Dieses Buch beruht auf einer wahren Lebensgeschichte, die sehr deutlich die Folgen von Rassismus aufzeigt und wie es ist, als 'fremd' wahrgenommen zu werden. Die "Rasse" bzw. die Herkunft/Abstammung ist das komplette Buch über ein sehr großes Thema.
Der Roman spielt zum einen 1953 in den USA und in der Gegenwart in den USA/Österreich. Die Behördensprache 1953 ist extrem rassistisch und der Sozialdienst/Krankenschwestern beginnen mit der Segregation bereits bei Neugeborenen! Die verschiedensten Körpermerkmale werden mehrmalig untersucht und bewertet. Säuglinge werden zudem mehreren Intelligentestes unterzogen - mit eine Vorhersage ihres Bildungsweges,…
Mich hat die Geschichte sehr berührt, aber Schreibstil hat mich leider nicht richtig gefesselt. Die Zeitschiene ab er Geburt von Daniel bis zur Adoption ist als Aktennotizen des Sozialamtes dargestellt. Das ist recht trocken. Zwischendurch gibt es gute Textpassagen der, im Buch recherchierenden, Protagonistin Franziska mit österreichischen und koreanischen Wurzeln, die ebenfalls überall 'fremd' ist.
@Suhrkampverlag vielen Dank, für dieses Rezensionsexemplar! (Meine Meinung hat diese Tatsache nicht beeinflusst.)