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Frankie

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Ein Teenager, ein soeben aus dem Gefängnis entlassener Großvater und eine geladene Pistole: Frank ist vierzehn, lebt in Wien, kocht gern und liebt die gemeinsamen Abende mit seiner Mutter. Aber dann gerät sein Leben durcheinander. Der Großvater ist nach achtzehn Jahren aus dem Gefängnis entlassen worden, Frank kennt ihn nur von wenigen Besuchen. Der alte Mann reißt den Jungen an sich, einmal tyrannisch, dann zärtlich, und Frank ist fasziniert von ihm. Am Ende stehen sich die beiden auf einer Autobahnraststätte gegenüber wie bei einem Duell. Michael Köhlmeier erzählt von einer Initiation, von Rebellion und Befreiung und der ewigen Faszination des Bösen – von einem Duo, das man nie wieder vergisst.

208 pages, Paperback

First published January 23, 2023

10 people are currently reading
151 people want to read

About the author

Michael Köhlmeier

94 books120 followers
Michael Johannes Maria Köhlmeier ist ein österreichischer Schriftsteller, Musiker und Moderator.
Er lebt als freier Schriftsteller in Hohenems und Wien.

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Community Reviews

5 stars
50 (11%)
4 stars
114 (27%)
3 stars
170 (40%)
2 stars
71 (16%)
1 star
13 (3%)
Displaying 1 - 30 of 58 reviews
Profile Image for Letterrausch.
302 reviews22 followers
August 8, 2024
Ich weiß nicht, was soll es bedeuten ...

Anfangs fand ich den Roman noch richtig gut. Frankies Opa kommt nach 18 Jahren aus dem Knast und wer denkt, die Geschichte würde sich daraufhin zu einer kuschligen human-interest-story entwickeln, der irrt gewaltig. Denn der Opa ist ein absoluter Graus. Herrschsüchtig, gewalttätig, aber eben auch faszinierend. Wie Köhlmeier hier die Erwartungshaltung des Lesers gegen den Strich bürstet, fand ich gut.

Wie aber alles in der zweiten Hälfte komplett die Bodenhaftung verliert, hat mich nicht mehr erreicht. Was sollte mir das Buch nun sagen? Letztlich habe ich weder über die Beweggründe des Opas noch Frankies irgendetwas Nennenswertes gelernt.
Profile Image for Buchdoktor.
2,364 reviews188 followers
January 5, 2023
Als Frank 14 Jahre alt ist, wird sein Großvater mütterlicherseits nach 18 Jahren Haft vorzeitig aus dem Gefängnis in Krems entlassen. Mörder, Bankräuber oder Justizopfer? könnte man sich als Leser fragen. Doch über die Tat darf zwischen Frank und seiner Mutter so wenig gesprochen werden wie über seinen Vater, der ebenfalls kein einfacher Mensch ist. Franks Mutter arbeitet als Schneiderin und Ankleiderin im Theater. Ein Beruf, der sie ausfüllt, auch wenn ihre Arbeitszeiten denkbar schlecht für eine alleinerziehende Mutter sind. Frank wirkt für einen 14-Jährigen zu selbstlos, zu empathisch, ihm scheint in der familiären Notgemeinschaft nichts anderes übrigzubleiben. Trotz Betreuung durch die Behörden und einen Bewährungshelfer tut sich Großvater Ferdinand in der modernen Welt sehr schwer. Der feinfühlige Frank spürt das Problem, aber einem großspurigen, manipulativen Menschen wie Ferdinand kann selbst er es nicht recht machen. Im Gegenteil, Frank scheint Ferdinands williges Opfer zu sein, ein Zustand, den die Mutter so besorgt wie passiv hinnimmt.

Michael Köhlmeier beschreibt ein Szenario im labilen Gleichgewicht, dessen verletzliche Figuren mit ihren Ausweichmanövern einige Geduld beim Lesen erfordern.
Profile Image for merle.
51 reviews5 followers
January 8, 2023
Mich hatte vor allem das Cover in Kombination mit dem aus nur einem Satz bestehenden Klappentext – „Ein Teenager, ein soeben aus dem Gefängnis entlassener Großvater und eine geladene Pistole.” – sehr neugierig auf den 200-Seiten-Roman gemacht.

Der erste und zweite Teil (von insgesamt fünf) konnte mich auch überzeugen, es gab eine gewisse Spannung und Schnelllebigkeit. Leider lies sowohl die Handlung, als auch die sprachliche Umsetzung und der Spannungsbogen sehr stark nach. Auch fand ich den Hauptcharakter für seine 14 Jahre an vielen Stellen zunehmend immer weniger authentisch. Auch empfinde ich den Klappentext als eine Art Spoiler für den Wendepunkt bei circa der Hälfte des Romans. Aus meiner Sicht ist in der Umsetzung der wirklich spannende Idee (siehe Klappentext) viel Potenzial ungenutzt geblieben.

Insbesondere der letzte Teil hat mich mit einigen Handlungen sehr verwirrt zurück gelassen und, um es kurz zu fassen und möglichst spoilerfrei zu bleiben, weiß ich leider nach dem Roman genauso viel wie vorher. Die wirklich interessanten Fragen wurden, auch wenn es zur Denkweise des Großvaters passt, auch dem*r Leser*in nicht oder in meinen Augen unzureichend beantwortet. Sehr schade, um die wirklich spannende Idee!
Profile Image for Janina.
866 reviews80 followers
May 27, 2023
Leider nicht mein Fall. Hat sich definitiv angefühlt, wie eine sehr männliche Interpretation des Erwachsenwerdens eines 14-jährigen Jungens. Nicht per se schlecht geschrieben, aber inhaltlich nicht wirklich begeisternd. Den Anfang fand ich interessant, aber es hat sich schnell genau so entwickelt, wie man es erwarten würde. Gerade die Männerrollen erscheinen mir hier sehr stereotypisch.

tw/cw: Gewalt, Tod, mangelnde Kommunikation, Manipulation, ungesundes Verhalten
Profile Image for Von Beust.
53 reviews
February 12, 2023
Frank Thaler einfach so als Loser zu bezeichnen, wäre zu weit gegriffen. Aber klar ist: Er hat ein so enges Verhältnis zu seiner Mutter, dass nur Ödipus seiner Mutter näher gewesen sein dürfte; und in der Schule hat er etwa so viele Freunde wie Robinson bevor Freitag angeschwemmt wurde. Was Frank aber hat, ist Humor – und einen Großvater, dem Frank aber erst so richtig kennen lernt, als jener nach achtzehn Jahren aus dem, Knast entlassen wird. Frank ist 14.
Franks Humor ist in Köhlmeiers Kurzroman allgegenwärtig – denn er ist der Erzähler jener Wochen seines Lebens, in dem Frank zu Frankie wird, dem Kindsein entwächst und völlig von der Rolle springt. Der Erzählton macht die Musik – er ist witzig, nah dran, reflektiert und cool, wenn der Teenager-Nerd auf seinen hartgekochten Opa trifft, der in seinem Enkel offenbar so etwas wie seine zweite Chance sieht. Denn von Anfang an traktiert der Opa seinen Enkel mit dem Erfolg des „harten Lebens“ (er schlägt ihn beispielsweise zusammen), das er freilich eigentlich selbst nicht kennt, denn Opa hat insgesamt 26 Jahre gesessen und nichts Bleibenderes geschaffen als eine Tochter, deren Talent zum Leben ebenfalls nicht ausgeprägt ist, wenn sie auch nicht kriminell geworden ist. Solche Anlagen überspringen wohl eine Generation …
„Frankie“ ist ein österreichisches Roadmovie ohne Alpensound, das so auch in Texas spielen könnte. Und es ist ein kurzes Stück über die Frage nach der Herkunft der Schuld, nach der Einsicht in Verantwortung – oder die Ablehnung derselben. Und nach der Kraft, die man benötigt, um sich von sich selbst befreien – ob mit oder ohne Damenpistole. Opas Anleitung zur Vergangenheitsbewältigung: Warum tun wir die Dinge, die wir tun? Egal, denn wir tun sie, weil wir sie tun.
Beim Lesen entfaltet die Geschichte dank der genialen Erzählstimme und den tollen Portraits von Frank (von innen) und Opa (von außen) ausgesprochen viel Freude.
Profile Image for clärchen.
36 reviews1 follower
Read
January 5, 2024
anfangs wirklich leicht zum reinkommen.
für mich zum ende hin ganz abstrus.
viele unbeantwortete fragen in meinem kopf.
Profile Image for Sang_reads .
21 reviews
May 3, 2023
Ein Junge und sein Großvater. Der Großvater kommt nach 18 Jahren Gefängnis wieder frei, der Junge wuchs bis dahin 14 Jahre wohlbehalten bei seiner Mutter auf.
Alles word auf den Kopf gestellt, jetzt wo auf einmal eine männliche Bezugsperson im Leben des jungen "Frankie" ist. Nur zeigt ihn diese vor allem die Abgründe des Menschseins....

Sehr literarisch, sehr besonders, aber ich glaube nicht dass ich es vollends verstanden habe, daher nur 3*
Profile Image for Judith.
131 reviews2 followers
November 15, 2025
*3,5
Ich mochte den Schreibstil, die Kurzweiligigkeit der Geschichte. Dennoch war ich ziemlich verstört vom den der Geschichte und tu mir deshalb schwer mehr Sterne zu vergeben.
Profile Image for Jenny.
104 reviews83 followers
February 19, 2023
Frankie, pardon: Frank, ist zarte 14 und lebt in Wien mit seiner Mutter, als sein Großvater Ferdinand nach 18 Jahren aus dem Gefängnis entlassen wird.
Frank lebt bis dahin ein angepasstes, von Routinen gezeichnetes Leben mit seiner alleinerziehenden Mutter. Sonntags Prater-Spaziergang und Tatort, mittwochs kochen. Ein kleiner halbseitiger Feinschmecker-Exkurs über die Notwendigkeit von Petersilie in Spaghetti aglio e olio. Die klassischen Themen eines 14-Jährigen also. Kurze Wege, ein kleines, sortiertes Leben. Ödipus winkt freundlich zwischen den Zeilen hervor.

Mit der Ankunft des Großvaters gerät diese sortierte Welt gründlich aus den Fugen und wird spürbar weiter: Auftritt Road Movie. Der Großvater, der darauf besteht, Frank „Frankie“ zu nennen, ist alles andere als gebrechlich oder altersmild. Mal beinahe liebevoll, mal brutal, auf jeden Fall unberechenbar, öffnet er Frank eine Tür zu einer abgenabelten Version seiner Selbst, wo Moral Verhandlungssache wird, wenn sie überhaupt noch Relevanz hat.

„Es kann sich niemand vorstellen, dass einer etwas tut und keinen Grund dafür hat. Das will sich niemand vorstellen. Aber halte einmal Gewissenserforschung, Frankie, ehrliche Gewissenserforschung! Lass dir Zeit. Lass dir lange Zeit und denke sehr genau nach. Und dann antworte: Hast du jemals etwas getan, weil du einen Grund dafür gehabt hast? Nicht nur etwas Schlechtes, auch etwas Gutes. War es nicht immer so, wenn du genau nachdenkst, dass du etwas getan hast, und hinterher hast du dir ausgedacht, warum du es getan hast?“

Diese eindringlich gehaltene Lektion Ferdinands zum Thema motivierten Handelns oder vielmehr der Illusion dessen, hat mein zur Assoziation neigendes Hirn an ein ebenfalls gerade gelesenes Buch erinnert. Free Will von Sam Harris. Darin geht es um die fragwürdige Existenz des freien Willens. In Kürze gesagt: Laut Harris und anderen Vertretern dieser Denkschule ist eigentlich immer schon entschieden, was wir Zehntel-Sekunden später zu entscheiden meinen. Unser Bewusstsein hoppelt als immer mit einiger Verzögerung unseren neuronalen Prozessen hinterher. Was die Idee des freien Willens zur Illusion verkommen ließe. Das Dilemma, dass sich daraus ergibt, ist eines, was auch im Buch Köhlmeiers verhandelt wird: Wie umgehen mit Schuld? Mit Verantwortung?

Köhlmeier legt Frank eine Sprache in den Mund, die manchmal lakonisch und eigentlich immer wunderbar schnörkellos ist. Sowieso hat jeder Charakter im Buch seinen eigenen Sound. Ökonomisch und gerade darum so fein gezeichnet, dass sie auf den Seiten lebendig werden.
So wird „Frankie“ zur ausgesprochen kurzweiligen Lektüre, ohne dass ihr Tiefe fehlt. Leichtigkeit mit ernstem Kern.

Die Plot-Twists, vor allem aber das Ende sind so unabsehbar, dass man sich für Augenblicke in die totale erzählerische Anarchie gestoßen fühlt. Das ist Geschmackssache, konsequent ist es in einem Buch in dem die Aussparung von Handlungsmotiven programmatisch ist aber allemal. Um es mit den Worten von Opa Ferdinand zu sagen: Das Wort "Warum" ist „in Wahrheit ein beschissener Scheißdreck. Wir tun etwas. Fertig. Wir tun es, weil wir es tun.
79 reviews
January 17, 2023
Inhalt:
Frank ist vierzehn Jahre alt und teilt sich mit seiner alleinerziehenden Mutter eine kleine Wohnung in Wien. Zwischen Mutter und Sohn besteht eine enge Bindung, richtige Freunde hat er nicht. Als ein Großvater nach achtzehn Jahren aus dem Gefängnis entlassen wird, gerät Franks geordnetes und behütetes Leben plötzlich aus dem Gleichgewicht - und er auf die schiefe Bahn.

Meine Meinung:
Frankie von Michael Kohlmeier hat mich einerseits UMGEHAUEN. Das schreibe ich in Großbuchstaben, weil es wirklich selten vorkommt, dass ein Plottwist mich so kalt erwischt. Zwei Polttwists waren es um genau zu sein. Und keinen davon hätte ich auch nur ansatzweise vorausahnen können. Also Holla die Waldfee. Eigentlich müsste man allein dafür fünf Sterne geben.
Das Problem ist aber Folgendes: Am Ende sind mir zu viele Fragen offen geblieben und zu wenig, von dem was geschehen ist, hat wirklich Sinn gemacht. Auf Details kann ich an dieser Stelle nicht eingehen, weil das zu viel spoilern würde. Franks Figur ist trotz der geringen Seitenzahl sehr komplex gezeichnet. Aber gleichzeitig wirkt er irgendwie unrund auf mich. Einerseits ist er ein überbehüteter Junge, der geprägt ist von einem Mutter-Sohn-Verhältnis, das mir zumindest in Ansätzen fragwürdig erscheint, und seine Gedanken lesen sich vor allem in der ersten Hälfte der Geschichte eher wie die eines Elfjährigen als wie die eines Vierzehnjährigen. Andererseits wirkt er vor allem in der zweiten Hälfte des Buchs seltsam abgeklärt und gefühlsgedämpft.
Absolut positiv hervorzuheben ist, wie der Autor es schafft, auf so wenigen Seiten so komplexe Beziehungsstrukturen zu erzählen. Frank und die Mutter. Frank und der Vater. Frank und der Großvater. Der Großvater und die Mutter. Das alles hat mir unwahrscheinlich viel zu denken gegeben.
Je weiter man in der Geschichte voranschreitet, desto rasanter liest sie sich. Das Ende war furios, aber ich habe es nicht recht verstanden. Ich will damit nicht sagen, dass ich Franks Handlungen für unrealistisch halte, das tue ich nicht. Es geht mir nur darum, dass ich nicht recht verstanden habe, was ihn antreibt.
Es gibt eine bestimmte Passage innerhalb der Geschichte, einen Monolog des Großvaters, in dem er darüber spricht, dass es gar keine Begründung braucht, warum Menschen etwas tun, und dass es manchmal auch gar keine Begründung gibt. Vielleicht ist das ein Ausblick darauf, dass man als Lesender am Ende auch keine finale Begründung bekommt, warum Frank tut, was er tut, und wieso er die emotionalen Kapazitäten dazu hat.
Ich war nur aber leider schon immer eines dieser nervigen Kinder, die in Endlosschleife "Warum?" gefragt haben.

Fazit:
Wenn auch nicht ganz rund und manchmal unbefriedigend, ist "Frankie" von Michael Kohlmeier allemal ein lesenswertes Buch. Ein kurzes, knackiges "Snackbuch", wie man so schön sagt. Es bietet eine Menge Stoff, zum Nachdenken und Diskutieren. Wer nach einem ausgewachsenen Plottwist sucht, ist hier richtig. Die authentische Wien-Atmosphäre ist außerdem toll (I love Österreich).
Profile Image for Bianca Sandale.
559 reviews21 followers
February 19, 2023
Michael Köhlmeier sais: I feel like a teenager, a 14 years old.
well, he should be growing up then. Because he would be beaten up at school nowadays
Profile Image for Leselissi.
413 reviews60 followers
June 11, 2024
voll gut!
echt krass!
Ich kann behaupten, dass der Frankie einer der besten Buchcharaktere ever ist!
Lest das einfach!
Mehr hab ich nicht zu sagen.
2,266 reviews12 followers
January 24, 2023
Zum Inhalt:
Als der Großvater, den Frank kaum kennt, aus dem Gefängnis entlassen wird stellt dieser sein Leben komplett auf den Kopf. Denn er vereinnahmt den Jungen komplett, mal wie ein Tyrann, mal wie ein fürsorglicher Opa. Frank ist fasziniert und am Ende stehen die beiden sich auf einer Autobahnraststätte wie bei einem Duell gegenüber.
Meine Meinung:
Es gibt Bücher, bei denen man sich am Ende fragt, warum ein Buch geschrieben wird und warum man es lesen soll. Das hier ist für mich so ein Buch. Ja, ich fand es wirklich gut geschrieben und es war auch flott weg gelesen, aber mir persönlich hat das Buch nichts gegeben. Ich habe es gelesen und ich werde es schnell wieder vergessen. Mag sein, dass es irgendeine Botschaft gibt, aber bei mir ist sie nicht angekommen. Deshalb kann ich aus meiner Sicht das Buch nicht wirklich empfehlen.
Fazit:
Hat mich nicht erreicht
34 reviews15 followers
March 28, 2023
Ein 14-jähriger Junge, ein Autowrack mitten im Wald, ein Sommerhimmel – das Buchcover von “Frankie” lässt einen unwillkürlich an Tschick denken, Wolfgang Herrndorfs legendären Roadtrip/Coming-of-Age-Roman. Doch hier enden die Gemeinsamkeiten.

Frankie lebt in Wien in bescheidenen Verhältnissen mit seiner alleinerziehenden Mutter und heißt eigentlich Frank Thaler – wobei, ganz stimmt das nicht. Die Mutter änderte ihren Nachnamen, als Frankies Großvater vor 18 Jahren ins Gefängnis kam. Warum, wird Frank nie herausfinden, aber man ahnt, dass sein Opa nicht für ein Kavaliersdelikt dort landete. Und eben jener Opa wird jetzt aus dem Gefängnis entlassen und bringt die behütete, fast paradiesisch-unschuldige Idylle der beiden aus Kochen, Tatort-Schauen und Gesprächen durcheinander.

Eine seiner ersten Handlungen besteht darin, Frank konsequent ‘Frankie’ zu nennen, gegen dessen ausdrücklichen Willen. Auch sonst kehrt sich dieser zumeist namenlos bleibende Großvater wenig um das Wohlergehen anderer. An einer Stelle sagt Frankie – pardon, Frank – über ihn: ‘Eigentlich müsste ich, wenn ich über ihn schreibe und ihn etwas fragen lasse, kein Fragezeichen setzen, sondern ein Rufzeichen. »Darf ich noch von dem Gulasch haben!«’

Dass es sich nicht um einen sprichwörtlich “netten Opa” handelt, wäre eine euphemistische Umschreibung. Doch gerade dieses mephisto-haft Böse zieht den altklugen Jungen auf unheimliche Weise an. Langweilig ist dieser Opa jedenfalls nicht: In der eintönigen Knastzeit hat er im Überfluss Zeit und Muße zum Nachdenken gehabt und seine etwas eigene, nihilistische Philosophie entwickelt:

Hast du jemals etwas getan, weil du einen Grund dafür gehabt hast? Nicht nur etwas Schlechtes, auch etwas Gutes. War es nicht immer so, wenn du genau nachdenkst, dass du etwas getan hast, und hinterher hast du dir ausgedacht, warum du es getan hast?


Nun soll nicht zu viel verraten werden, doch im Verlaufe dieser schmalen Novelle entwickelt sich ein skurriler, beinahe wildwest-artiger Machtkampf zwischen dem Jungen und dem Alten, und der ehedem so friedlich unbeschwerte Frank entdeckt eine ganz neue Seite an sich selbst – ‘Frankie’.

So spannend das klingen mag, lässt es einen seltsam unberührt zurück. Das hat sicherlich damit zu tun, dass die Figuren eher wenig Raum zur Identifikation bieten. Tatsächlich erinnern sie streckenweise eher an die Köhlmeier so an Herz gewachsenen Sagenfiguren denn an moderne, psychologisch ausgeleuchtete Roman-Charaktere. Dazu kommt, dass die Story etwas skizzenhaft bleibt: Viele gute Ideen sind angelegt und schemenhaft umrissen, werden jedoch nicht weitergeführt. Wenn sich der Vorhang schließt, bleiben – um mit Brecht zu sprechen – (fast) alle Fragen offen. Das mag natürlich einen philosophischen Reiz haben, und für Buchclubs ist dieser Band fraglos voller interessanter Gesprächsanregungen.

Doch was für die einen interessant erscheint, kann für andere unbefriedigend sein. Das gilt auch für die Sprache des Buchs. Köhlmeier bedient sich dieser in gewisser Weise souverän und stilsicher: Die Figuren werden in ihrem Sozio- bzw. dem (Wiener) Dialekt in beinahe lautmalerischer Präzision modelliert. Besonders der Großvater in seiner diabolischen Gerissenheit ist in knappen, doch lebendigen Worten lebendig porträtiert. Bei Frankies jugendlich-atemlosen Bewusstseinsströmen hingegen beschleicht einen bisweilen eine gewisse Langeweile. Kostprobe:

Als wir den Markt hinter uns gelassen hatten und an der U-Bahn entlanggingen, auf die man vom Gehsteig aus hinunterspucken kann, glaubte ich nichts mehr und war ratlos, und wenn ich ehrlich bin, fiel mir erst jetzt der Schinken ein, meine Depression war, ich würde nie wieder davon haben, weder von dem guten Schinken noch jemals von einer guten Wärmflasche, aber ich stellte mir nicht die Frage, warum ich eigentlich hinter ihm herging.


So wie dieser Satz wirkt auch das Buch merkwürdig unvollendet. Vielleicht wäre “Frankie” bei all seinen interessanten Aufhängern am Ende etwas mehr Einfallsreichtum zu wünschen gewesen.
486 reviews
February 26, 2023
Unheilvoller Roadtrip mit Halbwüchsigem und Großvater - gnadenlos ehrlich und direkt und trotzdem rätselhaft unklar

„In dieser Nacht machte ich die Erfahrung, dass man manchmal Dinge weiß, die man nicht wissen kann, aber man weiß diese Dinge nicht weniger deutlich, als wenn sie wissenschaftlich bewiesen wären. Es ist nicht so kompliziert, wie es sich ausspricht, das muss ich dazusagen. Es ist das Einfachste von der Welt, genau genommen.“

Frankie ist knapp vierzehn, als sein Großvater aus dem Gefängnis entlassen wird. Obwohl der ältere Mann sich hart und unsympathisch gibt, fühlt sich Frankie von ihm wie magisch angezogen, ist regelrecht fasziniert von seiner Persönlichkeit und seinem Leben. Gemeinsam unternehmen die beiden einen folgenschweren Ausflug, der Frankies Leben von Grund auf ändert…

Michael Köhlmeier schreibt aus Frankies Sicht in Ich-Form. Er erzählt flüssig, messerscharf und direkt, gewährt den Leserinnen und Lesern einen erschütternd klaren Blick in die Gedanken und das Innenleben seines Protagonisten.

Obwohl Frankie knallhart, offen und ehrlich schildert, was in ihm vorgeht, entwickelte ich beim Lesen keinen rechten Zugang zu ihm, verstand seine Beweggründe nicht, lernte ihn nicht wirklich kennen. Frankies Großvater Ferdinand erzählt aus seiner Zeit im Gefängnis. Er habe viel Zeit zum Nachdenken gehabt, erklärt er, habe sich oft nach dem Warum für Handeln gefragt. „Ich bin dahintergekommen, dass wir nicht etwas aus irgendeinem Grund tun. Das Ergebnis meines zehnjährigen Denkens lautet: Wir tun etwas. Fertig.“ Auch bei Frankie fragte ich mich oft nach dem Warum und überlegt zwangsläufig, ob der Großvater mit seinen Ausführungen nicht doch recht hat.

Michael Köhlmeier schreibt über Familie, Jugend, Pubertät, Schuld, Beziehungen, Macht, Gewalt, Kriminalität, den Reiz des „Bösen“, über Außenseiter, „richtige“ und „falsche“ Wege, über Unheil, Momente, die alles verändern können und vor allem über das „Warum“. Warum tun wir, was wir tun? Gibt es Gründe für unser Handeln? Oder konstruieren wir nicht vielmehr erst hinterher Rechtfertigungen für unser Handeln?
„Frankie“ ist ein Buch, das durch seine klare, direkte Sprache beeindruckt und besticht, gleichzeitig, aber so viele Fragen aufwirft. Ein deprimierendes, erschütterndes, knallhartes, verstörendes Buch, das gleichermaßen fasziniert wie abstößt.
Die kontroverse Geschichte wird mir sicherlich noch länger in Erinnerung bleiben. Ich bin mir allerdings selbst noch nicht ganz im Klaren, wie ich den Roman letztendlich einordnen soll. Ein bisschen ging es mir mit dem Buch da wohl wie Frankie mit seinem Großvater. Definitiv ist der Roman geeignet für das gemeinsame Lesen in Lesekreisen, denn er wird garantiert für einige Diskussionen unter seiner Leserschaft sorgen.
Profile Image for Johann Guenther.
806 reviews28 followers
February 9, 2023
KÖHLMEIER, Michael: „Frankie“, München 2023
Erstaunlich, wo Köhlmeier seine Themen für einen Roman immer herholt. Diesmal geht es in die Strafvollzugsanstalt Stein und nach Wien, wo Köhlmeier abwechselnd zu Vorarlberg wohnt. Der Titel „Frankie“ ist dem 14-jährigen Buben dieser Handlung gewidmet. Zur Hauptperson, beziehungsweise Aktion auslösenden Person wird aber der Großvater Frankies, der über 20 Jahre seines Lebens im Gefängnis saß. Frankie wohnt mit seiner Mutter zusammen. Sie haben ein gutes Zusammenleben. Nun tritt als Dritter der Opa in ihr Leben. Die Mutter will nicht, dass ihr Sohn mit dem „Verbrecher“ Opa Beziehungen hat. Opa wohnt nach Haftentlassung nur wenige Tage mit der Tochter und dem Enkel in deren Wohnung. Dann bekommt er eine eigene Wohnung zugewiesen. Frankie aber hält weiter Kontakt mit ihm. Obwohl er nicht weiß, „Wie Opa heißt. Nicht einmal seinen Vornamen kenne ich.“ (Seite 54) Das schriftstellerische Interesse Köhlmeiers flackert kurz auf, als Opa seinen Enkel fragt, ob er aus seinem Leben ein Buch schreiben kann. Der Neffe aber meint „Ich sei sicher gut im Rechtschreiben, er nämlich nicht. Nur die Idioten erzählen, was sie wirklich getan haben. Und nur die Vollidioten glauben, was man ihnen erzählt. So gesehen sei ich der Vollidiot in der Geschichte, die er mir aufgebunden hat.“ (Seite 75) Das Leben im Gefängnis sei ein sehr einfaches, so erklärt Opa das seinem Enkel: „Du brauchst nicht nachzudenken, wann und was es Essen gibt. Du brauchst nicht nachdenken, wo du schlafen sollst. Wann du arbeiten sollst. Wann du ins Freie sollst. Wann es ausnahmsweise Obst gibt. Wann es ausnahmsweise ein Glas Wein gibt. Über alles wird für dich nachgedacht. …. Erst die letzten zehn Jahre habe ich mir eigene Gedanken gemacht.“ (Seite 87)
Opa führt Frankie indirekt ins Verbrecherleben ein, sodass dieser am Ende den eigenen Opa erschießt, aber nicht erwischt wird; womit ich die Pointe eines Krimis vorweggenommen habe. Aber es ist ja kein Krimi, sondern ein Roman. Letztlich führt er sogar seinen leiblichen Vater, zu dem die Mutter keinen Kontakt mehr hat, hinters Licht. Als Leser stellt man sich am Ende die Frage „Wird eine verbrecherische Veranlagung vererbt?“
Profile Image for Arwen Rose.
58 reviews
July 22, 2023
ich bin höchst verwirrt

Was ich durch den Klappentext erwartet habe, war ein Coming of Age Opa-Enkel-Roadtrip. Witzig mit einigen zum Nachdenken anregenden Faziten. Was ich bekommen habe, war... ja, was war das? Also der Roadtrip startet in der Hälfte des Buches und endet nach etwa 3 Kapiteln bereits wieder und das kein bisschen zufriedenstellend. Mehr kann ich dazu nicht sagen, sonst werdet ihr gespoilert. Das Ganze ist aus der Sicht des 14-jährigen Frank erzählt. Seine Gedanken sind erwachsen und er denkt meiner Meinung nach realistisch. Manchmal sind auch ziellose Gedankengänge und spielerische Überlegungen dabei. Das fand ich sprachlich vom Autor sehr gut umgesetzt. Trotzdem hat Frank keine nachvollziehbare Entwicklung durchgemacht. Coming of Age? Mit solchen Ratschlägen erwachsen zu werden, würde ich keinem Jugendlichen zumuten wollen, schliesslich kommen diese von einem Ex-Häftling, der immer noch mit einer geladenen Pistole unterwegs ist. Franks Charakter beginnt als anständiger Junge, und dann lässt er sich durch solch einen Typen beeinflussen. Grossvater hin oder her, ich habe Franks Anziehung zu ihm nicht verstanden und seine Handlungen erschienen mir nicht schlüssig. F��r jemanden, der gerne über Gott und die Welt nachdenkt, handelt er sehr unüberlegt und ich habe bis zum letzten Satz nicht mit dem Ende gerechnet, das eingetroffen ist. Ja, es geht in dem Buch darum, dass es keine Rolle spielt, warum jemand etwas tut, sondern nur DASS jemand etwas tut. Das kann auch grundlos sein. Aber muss man deshalb die Ganze Logik und Charakterentwicklung über Bord werfen mit der Begründung, dass es egal ist? Ausserdem fand ich die Dialoge höchst unrealistisch. Die reden miteinander ohne miteinander zu reden. Kommt in der echten Welt hin und wieder vor, aber die ganze Zeit über?! Neben den Dialogen ist der Schreibstil jedoch sehr angenehm. Kurz und knackig, sodass man schnell durchkommt und trotzdem klare Bilder geschaffen werden. Das Buch hat mir leider neben dem (beschreibenden) Schreibstil nichts gegeben. 2,5 Sterne Ich habe gehofft, die Geschichte mit Tschick vergleichen zu können, was in weiter Hinsicht auch stimmen mag. Nur, dass Tschick eine wundervolle Coming of Age Story mit Freundschaft und Abenteuer ist. Frankie meiner Meinung nach weniger.
Profile Image for Lesereien.
257 reviews23 followers
January 14, 2023
Was passiert mit dem Leben eines Vierzehnjährigen, wenn der Opa nach 18-jähriger Gefängnishaft plötzlich darin auftaucht?

Frankie lebt zusammen mit seiner Mutter in Wien. Die Mutter arbeitet als Schneiderin an der Volksoper. Frankie geht aufs Gymnasium in seinem Viertel. Zu seinem Vater hat er keinen Kontakt mehr.

Es ist ein Mikrokosmos, den sich Mutter und Sohn geschaffen haben. Gemeinsam schauen sie sich abends Tierdokus an, haben bestimmte Tage ausgemacht, an denen der eine für den anderen kocht. Ihr Leben ist beschaulich, verläuft in geregelten Bahnen. Bis zu dem Tag, an dem sie den Großvater aus dem Gefängnis abholen.

Frankie kennt den Großvater nicht, weiß nicht, wie er heißt oder was er verbrochen hat. Aber er übt eine Faszination auf ihn aus und allmählich kommt es zu einer zögerlichen Annäherung zwischen den beiden. Der Großvater bringt ihm das Schachspielen bei und das Rasieren. Frankie vermacht ihm sein Buch über das Weltall. Doch dann läuft in einer Nacht alles aus dem Ruder und ein Roadtrip wird zum dem Punkt, an dem sich alles wendet.

Michael Köhlmeier erzählt aus Frankies Perspektive davon, wie ein Fremdkörper in ein Alltags- und Familienkonstrukt einbricht und das Leben eines Jugendlichen aus der Bahn wirft.

Es ist Köhlmeier gelungen, einen Roman zu schreiben, an dem jedes Wort an seinem Platz sitzt, jeder Satz stimmt. Alles fügt sich ineinander, ergibt ein erzählerisches Kunstwerk. Auf knappen zweihundert Seiten erlaubt es einem Köhlmeier tief in die Geschichte einzutauchen, Teil von Frankies Welt zu werden. Das ist deshalb bemerkenswert, weil sowohl die Perspektive eines Vierzehnjährigen als auch das Aufeinandertreffen von Großvater und Enkel als Elemente einer Geschichte das Potential in sich tragen, ins Unglaubwürdige oder Kitschige abzurutschen. Bei Köhlmeier passiert das jedoch an keiner Stelle. Er bewahrt die Balance, lässt einen Erzählfluss entstehen, dem man sich nicht entziehen möchte.

So sollte gute Literatur sein.
79 reviews
January 8, 2023
Das Leben des 14-jährigen Ich-Erzählers Frank Thaler ändert sich grundlegend, als sein Großvater nach 18 Jahren aus dem Gefängnis entlassen wird.

Wer ist dieser Mann, vor dem seine Mutter Angst zu haben scheint? Was hat er getan? Sein Verhalten gegenüber „Frankie“, wie er ihn beharrlich nennt, schwankt zwischen Versuchen der Vereinnahmung und Gewalt aus nichtigem Anlass. Er fasziniert und stößt den Jungen gleichzeitig ab.

Schließlich schenkt er Frankie eine Pistole und setzt damit eine ungeahnte Eskalationsspirale in Gang…

Michael Köhlmeier erzählt gekonnt die Geschichte eines durchschnittlichen Wiener Teenagers, der vermeintlich in die Fänge eines dämonischen Ex-Knackis gerät (so zumindest der Klappentext).

Doch was ich mich beim Lesen gefragt habe:

Wie vertrauenswürdig ist Frankie, der Ich-Erzähler eigentlich?

Er tut jedenfalls alles, um sich in ein gutes Licht zu rücken. Mustergültiger Sohn einer alleinerziehenden Mutter (kocht für sie, legt ihr Zettelchen mit netten Sachen hin…), kluges Kerlchen (Dokus auf 3Sat, reflektiertes Denken, altkluge Sprache), ein kleines bisschen könnte man ihn vielleicht als Außenseiter empfinden. Aber hinter dieser Fassade spürt man eine gewisse Dunkelheit hervorschimmern, die man nicht so richtig einordnen kann. Eine Neugier auf das Abseitige oder doch schon mehr?

Der Roman hat mich sehr gefesselt, an seinen besten Stellen musste ich an die roman durs von Georges Simeon denken, vielleicht gepaart mit einem Coming-of-Age-Roman. Die Handlung konnte überraschen, was der Klappentext kaum hätte vermuten lassen. Lesende, die sich eine klare Auflösung aufgeworfener Fragen wünschen, werden hier allerdings auf Granit beißen.

Insgesamt sehr gute Unterhaltung. War es am Ende vielleicht sogar ein Thriller? Je ne sais pas. Aber auf jeden Fall ist Frankie von Michael Köhlmeier eine klare Empfehlung wert.
92 reviews1 follower
January 22, 2023
Unerwartete Entwicklung
Frank ist ein Teenager, der mit seiner Mutter in einer kleinen Wohnung in Wien lebt. Ein einfaches, aber glückliches Leben.
Frank hilft im Haushalt, seine Mutter und er wohnen zufrieden miteinander.
Da Franks Großvater aus dem Gefängnis entlassen. Seit 17 Jahren saß er im Knast. Warum erfährt der Leser (und auch Frank) nicht. Jetzt tritt er plötzlich in Franks Leben.
Anfangs mutet das so an, als ob de Opa Franks neuer Mentor sein könnte. Als erstes beginnt er ihm Schach beizubringen.
Doch schnell wird klar, dass der Großvater kein Bilderbuchopa ist. Frank ist sich nicht sicher, ob er Kontakt möchte, oder nicht. Ein wenig fürchtet er sich vor dem unnahbaren Kauz. Die Mutter warnt ihn eher davor und möchte selbst auch nicht, dass ihr Vater eine Rolle in ihrem Leben spielt.
Anfangs empfand ich das Buch als heiter. Was dann noch so kommt: damit hatte ich nicht gerechnet. Da blieb mir die Schmunzelei aus der ersten Buchhälfte im Hals stecken.
Irgendwie geraten die zwei auf einen gemeinsamen Roadtrip. Mitten in der Nacht. Frank stellt sich ein tolles Abenteuer vor, doch das kommt alles ganz anders.
Frank wird innerhalb von Minuten erwachsen. Er macht Dinge, die er sich noch ein paar Wochen vorher nicht ausgemalt hätte. Ich mir auch nicht.
Mir bleiben die Protagonisten alle etwas fremd. Niemand, mit dem ich mich bis zum Schluss identifizieren kann. Das finde ich immer spannend, bin ich doch meist gewöhnt, dass ich mich eher einfinde in die Charaktere.
Ein Entwicklungsroman der ganz besonderen Sorte. Für mich das beste Buch von Köhlmeier bisher.
Profile Image for Erika.
84 reviews
May 13, 2023
Nur selten vergebe ich fünf von fünf Sternen. Bei "Frankie" von Michael Köhlmeier gab es für mich keine Zweifel.
Über 208 Seiten befinden wir uns in der Gedankenwelt des 14jährigen Frank und erleben aus seiner Sicht die wenigen Wochen bis zu seinem Geburtstag. Seine alleinerziehende Mutter und er haben sich ihr Leben eingerichtet. Die beiden sehen sich nicht übermäßig viel und gemeinsame Gewohnheiten und Rituale bestimmen ihren Alltag. Es wird auch nicht allzu viel miteinander geredet.
Doch dann kommt der Großvater ins Spiel. Nach achtzehn Jahren Haft wird er aus dem Gefängnis entlassen und stellt Franks Leben auf den Kopf. Für seinen Großvater ist er Frankie und dieser hat zwar Angst vor dem alten und gewaltbereiten Herrn, gleichzeitig ist er aber auch sehr fasziniert. Wie wird sich der neue Kontakt auf den scheinbar lieben Jungen auswirken?
Die verwendete Sprache entspricht der eines Vierzehnjährigen. Das mag für die Lesenden etwas gewöhnungsbedürftig sein, aber nur so lässt sich die Perspektive authentisch durchhalten. Ich persönlich mag sprachliche Abwechslung. Auf den 208 Seiten habe ich nie eine erwachsene Stimme durchgehört, es war immer die Perspektive eines 14jährigen Jungen. Und diese Perspektive ist nötig, wenn man die Geschichte wertungsfrei erzählen will, wenn man quasi Tatsachen für sich sprechen lassen will.
Es ist ein sehr spannendes, überraschendes und schockierendes Buch. Ein Buch, das viel mehr ist als eine Geschichte, die man liest und wieder zur Seite legt. Sie wirkt sehr lange nach.
Ich will gar nicht allzu viel verraten =) Von mir aber eine ganz klare Leseempfehlung.
Profile Image for literaturemari.
8 reviews
November 30, 2024
Im Endeffekt stecken wir in den Schuhen unserer Familienmitglieder. Wir sind gar nicht so anders. Wie viel nimmt man sich von unseren Eltern oder unsern Großeltern mit? Um es auf die Kante zu bringen: man ist eine Kopie einer Kopie, man ahmt nach und nach. Dinge werden weitergegeben. Wer hat die Verantwortung dafür? Wo steckt die Verantwortung oder auf wen kann man sie schieben? Auf die Stadt in der man lebt?

Das Paradoxon zwischen der Unschuld und der Machtwahns eines 14-Jährigen Teenagers kommt hier stark zum Ausdruck:
Frank bewegt sich zwischen der harmlosen Neugierde zur Tierwelt bis hin zu der Faszination der Machtausübung, bis hin zu der Entfremdung der eigenen Familie. Was tun wir, wenn wir nicht einmal mehr wissen, mit wem wir sprechen?

Frankie teilt uns mit, wie sehr auch der eigene Name mit der Selbstakzeptanz zu tun hat. Wenn Menschen dich bei einem Namen nennen, mit dem zu dich nicht identifizierst, wirst du dann gesehen?

Frankie ruft uns auch den Unterschied zwischen romantisierter Vorstellung und der nüchternen Realität ins Gedächtnis. Während Frank gerne träumerische und romantisierte Zukunften erdenkt, holt ihn doch die Realität zurück, welche ihn gefühlstaub werden lässt.

Geschrieben aus der Sicht des 14-Jährigen Teenagers mitsamt des Gedankenchaos und der Diskrepanz zwischen Gedanke und Ausspruch, Frankie verspricht anfangs einen oberflächlichen Krimi, hat aber einiges in sich und biegt in eine komplett andere Richtung ein, als vorerst erwartet.
Profile Image for Jakob NiemalsKalt.
12 reviews
February 23, 2023
In diesem Roman erzählt der vierzehnjährige Frankie von seinem Leben nachdem sein Großvater aus dem Gefängnis entlassen wird.
Sein Großvater, ein manipulativer Charakter, übt großen Einfluss auf Frankie aus. Oft wird angesprochen, dass Frankie stark fasziniert von dieser Gestalt ist, aber die Ursache nicht ergründen kann. Nach und nach färbt das Verhalten des Alten auf seinen Enkel ab.

Ich habe noch kaum etwas gelesen, in dem die Gedanken eines Teenagers so authentisch dargestellt werden.

Im ersten der fünf Teile werden die Protagonisten vorgestellt. Mit ihren Eigenheiten und abnormen braucht es etwas Geduld um in diese Welt einzutauchen.
Teile zwei, drei und vier sind für mich die wirkliche Handlung. Da wird phasenweise so authentisch aus der Perspektive eines vierzehnjährigen berichtet, wie ich es noch nie gelesen habe. Hier finden auch geniale Absätze statt, der Stil ist ansprechend und man kann mit Leichtigkeit dem roten Faden der Erzählung folgen.
Nur am Schluss fällt für mich das Niveau drastisch. Es wirkt, als ob sich die Handlung überschlagen würde und alles noch hektisch zu einem Blockbuster gemacht werden soll. Auch die Authentizität von Frankie nimmt ab, seine Handlungen wirken wirr und nicht verständlich. Auch wenn das vermutlich beabsichtigt war, hätte mir ein besinnliches Ende im Stil des restlichen Buchs besser gefallen.
1,044 reviews9 followers
December 29, 2022
Wie ein Film
Frank lebt allein mit seiner Mutter, sie haben eine besondere Beziehung jeder kann sich auf den anderen verlassen. Der Vater ist schon lange weg, die Unterschiede zwischen den beiden waren wohl zu groß. Dann kommt nach achtzehn Jahren der Großvater, der Vater der Mutter aus dem Gefängnis frei. Über siebzig ist er mittlerweile und Frank hat ihn noch nie richtig gesehen oder gar kennen gelernt. Die Tochter will sich um ihn kümmern, aber er ist ein unbeugsamer, eigenartiger Mann, er fordert und befiehlt ihr, als ob sie sein Dienstbote ist. Gleichzeitig bemüht er sich um den Jungen. Auch nicht auf eine normale Art und Weise. Eher wie Zuckerbrot und Peitsche.
Für mich war es eine Erzählung wie Menschen beeinflusst werden können. Die Tochter hatte anscheinend keine gute Beziehung zu ihrem Vater, es wirkt fast wie Angst, wie sie sich verhält. Der Junge versucht zu Beginn sich dem Einfluss zu entziehen. Diese drei Figuren haben eine Art Dreiecksbeziehung die sehr negativ wirkt. Vielleicht liegt es an der Erwähnung der Waffe im Klappentext, dass ich nichts anderes erwartet habe. Trotzdem hat mich das Ende überrascht.
Das Buch wirkte wie eine Filmerzählung, öfter hatte ich eine Szene wie ein Video im Kopf als ob ich sie schon irgendwann mal gesehen habe.
Profile Image for Margarethe.
572 reviews
January 16, 2023
Aufgrund des Covers bin ich davon ausgegangen, dass es ein Roadtrip mit Enkel und kriminellen Opa wird, der dem Enkel das Leben zeigt jenseits der abgetretenen Pfaden- aber es kommt anders.
Der Opa kommt nach 18 Jahren aus dem Knast seine Tochter will nichts mit ihm zu tun haben, sein Enkel lehnt ihn ab und ist trotzdem fazsiniert.
Es kommt zu einem kurzem Roadtrip aber der Höhepunkt sieht anders aus.
Schuld und Verzweiflung.
Sprachlich mag Köhlmeier ein Meister sein, aber seine Figuren haben mich nicht überzeugt, die Mutter auf der einen Seite liebevoll und doch abwesend. Der Frankie, mit 14 Jahren altbacken, altklug und doch fragt sich der Lesende -ist der wirklich 14 oder eher 12?
Die Geschichte istaus seiner Perspektive erzählt, da er aber nicht wirklich als 14jähriger aus diesem Jahrhundert erscheint, erscheint sie manchmal arg merkwürdig.
Beim Opa wäre mir ein kleiner Sympathiefunken ganz lieb gewesen, aber er bleibt ein Arschloch ohne jemals seine Geschichte auch nur ansatzweise zu ergründen. Warum?
Es bleiben viele Fragen und wenige Antworten.
Das Ende ganz knapp und und so weit, wohin mit den Fragen?

Profile Image for Martina Weiss.
485 reviews5 followers
October 15, 2024
Das Buchcover, eine Buchbesprechung im Radio und die Tatsache, dass die Geschichte in Wien spielt hatten dafür gesorgt, dass ich es unbedingt lesen wollte.
Frank ist vierzehn und lebt mit seiner Mutter ein eingespieltes Leben, sein Vater besticht durch quasi Abwesenheit. Freunde hat er keine und am liebsten guckt er Tierfilme im Fernsehen oder kocht.
Und dann tritt Franks Opa in sein Leben: ein frisch entlassener Langzeithäftling, nennt ihn Fränkie und ist grob, unfreundlich und völlig auf dich selbst konzentriert.
Frank fühlt sich gleichermaßen von ihm vor den Kopf gestoßen und, aus Ermangelung einer Vaterfigur, extrem von ihm angezogen.
Michael Köhlmeiers großer Schachzug ist die Erzählweise - die Geschichte ist nicht nur alleine aus der Sicht des jungen Teenagers erzählt, sonder der Leser sitzt tief drin im Kopf des Jungen und nimmt teil an seinen Monologen und seiner inneren Zerrissenheit.
Das Buch liest sich so wunderbar erfrischend leicht, trotz der extremen Story, ein Lesevergnügen der ganz besonderen Art, das ich am liebsten von Quentin Tarantino verfilmt sehen möchte.
Sicherlich nicht jedermanns Geschmack, aber dennoch empfehlenswert.
808 reviews7 followers
January 11, 2023
Wendepunkte im Leben von Jugendlichen

Ein 14-jähriger Gymnasiast Frank aus Wien steht im Mittelpunkt. Seine berufstätige, ihm gegenüber liebevolle Mutter wirkt ängstlich gegenüber ihrem eigenartigen, sturen, kriminellen Vater, der nach 18 Jahren aus dem Gefängnis kommt, mittlerweile 71 Jahre alt. Viele detailreiche Überlegungen des Jungen zu fast alltäglichen Dingen, geschwängert von österreichischer Wortwahl, lassen den Roman relativ spannungslos daher fließen, jedoch mit einem für mich überraschenden Ende. Wie können Menschen wie der despotische Großvater Jugendliche wie Frank in die bösartige, negative Richtung beeinflussen? Welche Rolle spielt die Abwesenheit eines biologischen Vaters im Leben junger Menschen? Solche Fragen zu Verantwortung und auch Schuld treten bei mir auf. Dieser sehr detaillierte, beschreibende Schreibstil wirkt etwas ermüdend auf mich. Das Cover zeigt den Waldrand der Autobahnraststätte mit dem gestohlenen PKW, dem Ort der Konfrontation mit dem Damenrevolver – dem eigentlichen Wendepunkt von Frank – passend gewählt.
Profile Image for lesemama.
1,609 reviews1 follower
March 2, 2023
Zum Hörbuch:

Frank lebt mir seiner Mutter in einer kleinen Wohnung. Deren Vater, Franks Großvater, wird nach 18 Jahren aus dem Gefängnis entlassen. Frank hat keine Erinnerung an ihn, er saß länger ein, als Frank alt ist.
Dann fahren die beiden mit einem gestohlenen Auto weg. Was dann passiert ist äußerst verwirrend für den Jungen.

Meine Meinung:

Ich war neugierig auf die Geschichte, eigentlich mag ich Roadtrips ganz gerne. Aber diese Geschichte war irgend sehr seltsam. Dazu noch der Sprecher, das Hörbuch wurde vom Autor selbst gelesen. Er sprach sehr langsam, dagegen kann man zum Glück etwas mit der Abspielgeschwindigkeit tun, aber er sprach auch im Dialekt und das fand ich sehr ungewöhnlich und auch unpassend.
Die Story hatte meiner Meinung nach keinen roten Faden, es war eine Aneinanderreihung von Worten, die Frank gerne hörte. Das Ende fand ich total unpassend und alles in allem war es sehr langatmig mit wenig Aktion. Es hat mich einfach nicht unterhalten können.
Profile Image for Sabrina _lesewesen.
277 reviews9 followers
January 8, 2023
Wenn der Frankie mit dem Opa - dann wird es sehr unterhaltsam! Nach 18 Jahren wird der Opa des 14jährigen Franks aus dem Gefängnis entlassen. Was Frank von diesem Großvater halten soll, weiß er nicht.
Im weiteren Verlauf scheint er sich gleichzeitig abgestoßen und angezogen von dem 70jährigen zu fühlen. Eigentlich ist Frank ja ein mustergültiger Sohn, der allein bei seiner Mutter in Wien lebt, Tierfilme guckt und das Mittwochskochen übernimmt. Tatsächlich klingt das ein wenig zu brav für einen Teenager. Auch dass er in dem Alter noch zu seiner Mutter ins Bett krabbelt, weist auf eine seltsame Beziehung zur Mutter hin. Aber trotz dieser für mich unrealistischen Darstellung des Erzählers war das Buch vor allen Dingen sehr fesselnd. Immer wieder treffen Frank und der Opa aufeinander, scheinen sich anzunähern, verfallen ins Grobe. Zu keiner Zeit ist man sich sicher, wie es mit den beiden ausgeht. Und genau das hat das Buch für mich so lesenswert gemacht!
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