Muna Appelius a berlini fal leomlásának évében tölti be a tizennyolcat, és találkozik össze a húszas éveiben járó vonzó fotóssal és franciatanárral, Magnussal. Bár a férfi egyetlen közös éjszaka után eltűnik, Munát pedig lefoglalja az egyetem és a külföldi ösztöndíjak - gondolatai mégis folyamatosan a titokzatos Magnus körül forognak. Hét év elteltével újra összesodorja őket a véletlen, s a lány lassanként egyre mélyebbre merül a gyötrelmes és megalázó viszonyban. Mikor az egyenlőtlen, kínzó kapcsolat sorozatos verbális és fizikai erőszakba torkollik, Munának el kell döntenie, mihez kezd magával, az életével. Úgy tűnik, író lesz belőle - de ez már egy másik történet.
Terézia Mora biztos érzékkel szólaltatja meg a rajongás, függés, kiszolgáltatottság regisztereit megbízhatatlan elbeszélője, Muna szatirikusságot sem nélkülöző szólamán keresztül. S miközben feszült figyelemmel és együttérzéssel követjük a hősnő sorsának alakulását, a regény könyörtelenül szembesít azzal is, milyen képtelenül nehéz a mindennapokat átszövő hatalmi játszmákból kimenekülni.
Terézia Mora wurde 1971 in Sopron, Ungarn, geboren und lebt seit 1990 in Berlin. Für ihren Roman »Das Ungeheuer« erhielt sie 2013 den Deutschen Buchpreis. Ihr literarisches Debüt, der Erzählungsband »Seltsame Materie«, wurde mit dem Ingeborg-Bachmann-Preis ausgezeichnet. Für ihr Gesamtwerk wurde ihr 2018 der Georg-Büchner-Preis zugesprochen. Terézia Mora zählt außerdem zu den renommiertesten Übersetzer*innen aus dem Ungarischen.
Now Shortlisted for the German Book Prize 2023 Wow, this is a really challenging, nuanced novel about toxic relationships: Mora confines her readers to the inside of the mind of unreliable narrator and protagonist Muna, who does become a victim, but also a perpetrator - here, it is impossible to fully take a side, Muna does not fit the victim narrative, which does also make her an easy target for victim blaming when violence occurs. It's this complex psychological dynamic that makes this downward spiral of a story so compelling to read.
Blond, beautiful, big-breasted Muna describes her 18-year-old self as a kind of male fantasy, a projection surface. Growing up in a small town in the GDR as the only daughter of a widowed, alcoholic actress, she wants to become a journalist and, during an internship, falls in love with Magnus, a French teacher and photographer. Muna first creepily stalks him, she finally spends a night with him, and Magnus is very, very clear that he a) doesn't love her and b) doesn't want a relationship, but the guy becomes her life long obsession: Magnus is the only thing she really wants for the next twenty years, she makes him her whole world, her whole self - which is also a kind of psychological abuse.
But first, the wall comes down and he disappears. Muna crosses all lines to seek him out, to stalk him, no matter what he said (and she will do that again and again). She goes to study literature in Berlin, London, and Vienna, she has toxic relationships with a Scottish professor, a mentally ill guest in a bar where she works (the first man to physically assault her), she is followed by a student who keeps professing his love to her and basically does what she did to Magnus. Then, she coincidentally finds Magnus, both of them now stuck working in the precarious academic field, Magnus trying to get a good position, Muna just being adrift and offering Magnus to financially support him so he can write. They enter a toxic relationship, and ultimately, Magnus starts beating her.
The text is propelled forward by the question of what motivates Muna and Magnus: Very early on, it becomes clear that Muna is manipulative, that she disrespects realities or other people's wishes that oppose her own desires. She is also adrift and desperate for love. And because readers only see Magnus through her eyes, and she obviously tries to frame the narrative, it also makes them wonder: What is this guy's deal? Why does he, again and again, state that he does not love Muna and does not want marriage and children, but does not end it? Why does he stay to act out his anger, his disappointment, his apparent lack of self-control against Muna? Why does she allow him to publicly humiliate and privately assault her, why does she just refuse to believe his words? Because it would force her to define herself through herself, not via her pursuit of Magnus?
This is an exciting, nuanced text, and it does obviously achieve its goal, because the web is already full of simplistic takes from people who cannot deal with the narrative of battered girlfriend Muna also being a manipulative stalker who refuses to take no for an answer (which, of course, does not excuse the violence, but elevates the complexity of the toxic dynamic). Fascinating stuff.
Der Roman Muna besitzt als Rahmen eine absolute, selbstbezogene Form von Liebe. Muna, die Protagonistin, liebt Magnus bedingungslos, obwohl dieser ihr die meiste Zeit über, die der Roman von Leben Munas abdeckt, über 20 Jahre, die kalte Schulter zeigt. Sie will Kontakt. Sie sucht seine Nähe. Sie gibt alles für ihn auf. Hauptsache sie ist in seiner Nähe. Sie erträgt alles, denn er ist schön. Das ist alles, was sie am Anfang von ihm weiß, aber es ist genug, um ihn ein halbes Leben zu verfolgen:
Danke!, rief ich und stürmte an ihm vorbei, fiel durch die Tür ins Zimmer mit dem großen Tisch und den Regalen, wer im Raum war, schreckte hoch. So sah ich ihn zum ersten Mal, sich irritiert nach mir umdrehend: den schönsten Mann, den ich je im Leben sehen würde.
Muna kennt ihn nicht. Es ist Magnus, und es ist das Jahr 1989 in Jüris, einer kleinen Stadt in der Nähe von Magdeburg, einer Stadt eines Staates, den es bald nicht mehr geben wird, die DDR. Magnus‘ Schönheit überwältigt Muna derart, dass sie nicht aufhören kann, an ihn zu denken, und dies, obwohl er bald für Jahre aus ihrem Leben verschwindet. Magnus An- und Abwesenheit bestimmt fortan ihr junges Leben. Sie ist achtzehn. Er ist bereits Lehrer, möchte aber an die Universität. Als die innerdeutschen Grenzen sich lockern, flieht er, aber nicht ohne mit Muna vorher geschlafen zu haben:
Du kannst nicht gehen, du kannst nicht gehen! Wie kannst du mich entjungfern und dann einfach gehen? Ich kralle mir irgendwelche Klamotten (heule ich etwa schon wieder?), poltere in Hausschuhen die Treppen hinunter, aus dem Tor, hinaus auf die Straße, da ist er, er ist noch nicht weit gekommen. Das ungeduldige, genervte Gesicht, das ich aus der Redaktion kenne. Was soll das? Es sind Leute auf der Straße. […] Geh wieder rein. Es sind doch nur drei Wochen.
Aus drei Wochen werden Jahre, aber sie treffen sich wieder. Ein Auf und Ab beginnt. Es hört nicht auf. Magnus bleibt der bestimmende Faktor in Munas Leben. Sie hängt sich an ihn. Sie gibt alles auf, fragt nicht, duldet alles, was er mit ihr anfängt, erträgt Misshandlungen, erträgt Zurückweisungen, Beleidigungen, erträgt das Würgen, die Drohungen, das Eingesperrt-Werden, sinkt auf die Knie und betet ihn an. Terézia Moras Roman Muna lässt sich als Drogenroman deuten. Wie in Heroin chic von Maria Kjos Fonn die Protagonistin nicht vom Heroin die Finger lassen kann, vermag Muna nicht Magnus aus ihrem Leben zu verbannen, obwohl er es ihr so leicht wie nur möglich macht. Die Gewalt geht von ihm aus, aber die Bestrebung, zusammenzubleiben von ihr:
Dass er’s doch gewusst habe. In dem Moment, wo ich ins Frühstück reingelatscht kam. Hatten wir nicht besprochen, dass ich nicht herkommen und ihm auf die Pelle rücken und ihn ablenken und in unangenehme Situationen bringen würde? Und, was habe ich getan? Natürlich genau das! Jetzt wissen alle, dass er eine gewöhnliche und großmäulige Freundin hat, die sich entweder an jeden ranschmeißt oder sich mit jedem anlegt, aber sonst nichts Relevanz zu irgendetwas beizutragen hat! Er hat genug von diesem Zirkus! Ich soll zusehen, dass ich mich verpisse, er will mich hier nicht mehr sehen!
Aber sie geht nicht. Sie will nicht gehen. Sie erträgt lieber die Gewalt, als ihn gehen zu lassen. Problematisch an Muna wird die Ich-Perspektive, die einen psychologischen Hintergrund andeutet, diesen aber nicht einlösen kann. Kjos Fonn löst diese Problematik, indem sie Elise in Heroin chic die Drogen bejahen, ersehnen, mit vollem Bewusstsein und Verantwortung nehmen lässt. Es geht Elise um die Drogen, nichts als um diese, aber Muna geht es in Terézia Moras neuem Roman um Liebe, nicht ums Geschlagen-Werden. Sie wünscht sich Kinder, eine heile Welt, eine Schutzzone. Sie will gesehen, beachtet, gehört werden, und das von einem Mann, der sie schlägt, einsperrt und zu töten droht. Aus der Ich-Perspektive betrachtet lässt sich diese Ambiguität nicht lösen. Sie bekommt nicht, was sie will und will es trotzdem weiter, und dies nur, weil Magnus schön ist.
Vieles an Muna könnte auch an Elfriede Jelineks Die Klavierspielerin erinnern. Doch hier löst Jelinek das Problem mit einer distanzierten, auktorialen Perspektive – vermeidet bewusst das Ich als Handlungsträger, verobjektivert Erika Kohut in der narrativen dritten Person, um die Handlung für sich selbst sprechen zu lassen. In Muna aber spricht die Protagonistin, und ausschließlich sie, ohne sich an irgendeiner Stelle verständlich machen zu können. Sie spricht ins Leere, ins Defokussierte, ins Beliebige, und so zerschellt und zerspringt die Narration in Tausend Stücke und hinterlässt nichts als Irritation und Fremdheit und Unwohlsein, als Publikum auf seltsame Art von der Autorin gefoppt worden zu sein.
Muna Appelius macht ihr Abitur in einer ostdeutschen Kleinstadt kurz vorm Mauerfall. Der Vater tot, die Mutter eine Theaterschauspielerin und Alkoholikerin. Muna will Journalistin werden und hospitiert bei der Lokalzeitung. Sie lernt den wesentlich älteren Magnus kennen, der Fotograf ist und Französischlehrer. Was für ein Leben hätte Muna haben können, wenn sie diesem Mann doch nie begegnet wäre! Wir werden es nie erfahren, denn Munas Schicksal ist von ihrem 18. Lebensjahr an bestimmt von Magnus. Der lässt sie zwar schnell wieder sitzen, aber sie vergisst ihn nicht und als sie ihn mit Mitte 20 zufällig in Berlin wieder trifft, beginnen die beiden eine Beziehung, die geprägt ist von totaler Abhängigkeit ihrerseits und Gewalt, Missbrauch und unzähligen Demütigungen seinerseits. Ich hasste diesen Magnus beim Lesen abgrundtief und ich hasse ihn noch. Die Geschichte von Magnus und Muna ist auch deshalb eine so grausame, weil es tausende (Millionen?) davon gibt. Ein misogynes Würstchen von Mann, der Macht über eine Frau gewinnt, die nichts anderes vom Leben will (zu wollen scheint) als geliebt (begehrt?) zu werden und diesem Ungeheuer von Mann alles Recht zu machen.
Térezia Moras Roman entwickelt von Beginn an einen Sog, dem ich mich kaum entziehen konnte. Ich war so wütend beim Lesen, so oft abgestoßen (insbesondere auch von der schreienden Misogynie, mit der insbesondere in der ersten Hälfte des Buchs jede einzelne weibliche Figur erzählt wird) und doch konnte und wollte ich nicht aufhören zu lesen. Ich bin nicht sicher ob ich Muna mag, aber ich war durchgehend auf ihrer Seite und ich litt mit ihr. Es war ein ausgeprägtes Leiden, das ich stellenweise fast körperlich empfand.
Ich freue mich schon sehr darauf, mehr Rezensionen und Meinungen zu "Muna oder die Hälfte des Lebens" zu lesen. Ich möchte noch über so vieles reden. Ich gebe vier Sterne, weil dieses Buch etwas (mit mir) macht. Es ist nicht belanglos und es ist großartig geschrieben. Sollte Térezia Mora den Buchpreis zum zweiten Mal gewinnen, würde ich verstehen, warum. Ich gebe keine 5, weil ich so sauer bin. Und weil ich nicht ganz sicher bin, warum die Frauen hier (fast alle) so furchtbar schlecht wegkommen.
Muna wächst als Tochter eines an Lungenkrebs verstorbenen Vaters und einer alkoholkranken Mutter in einer ostdeutschen Kleinstadt vor der Wende auf. Da die Mutter Schauspielerin am Theater ist, findet Muna schon früh Zugang zur intellektuell-künstlerischen Szene und nimmt sich vor, Journalistin zu werden. Bei einem Praktikum lernt sie den viele Jahre älteren Magnus kennen, Französischlehrer und Fotograf, in den sie sich sofort verliebt. Die beiden verbringen eine Nacht miteinander, bevor Magnus in den Westen verschwindet. Muna setzt ihr Leben fort, zieht zum Studieren nach Wien - und trifft sieben Jahre später Magnus bei einer Theateraufführung in Berlin wieder. Die beiden beginnen eine Beziehung, die immer unberechenbarer und gewaltvoller wird.
Über mehr als drei Jahrzehnte begleitet Terézia Mora in "Muna oder die Hälfte des Lebens" ihre Protagonistin Muna durch eine Abhängigkeit von einem durch und durch misogynen Mann und eine toxische Beziehung, die von psychischer und schwerer physischer Gewalt geprägt ist. Viele Szenen im Buch sind kaum auszuhalten, vor allem die, in denen Mora einen Perspektivwechsel vornimmt, von Muna in Magnus schlüpft. Es fällt schwer, nachzuvollziehen, weshalb eine so kluge, wissbegierige und schöne Frau so besessen von einem Mann ist, der ihr von Anfang an zu verstehen gibt, dass sie für ihn ein Nichts ist. Genau das stellt für mich aber die Stärke des Romans dar, der 2023 auf der Shortlist des Deutschen Buchpreis stand. Auch Munas Leben zwischen Künstler*innen, Schriftsteller*innen und Kunstprofessor*innen hat mir gefallen. Trotzdem muss ich sagen, dass sich das Buch für mich sehr zäh angefühlt hat, ich habe oft Widerwillen verspürt, es in die Hand zu nehmen und weiterzulesen. Das liegt einerseits am Thema, das natürlich kein "schönes" Leseerlebnis verspricht, andererseits aber auch an den vielen literarischen Abzweigungen, die der Text nimmt. Ich bleibe mit gemischten Gefühlen zurück und glaube, dass es zwischen mir und Terézia Moras Stil einfach nicht so richtig gefunkt hat.
Es war ja zu erwarten, dass der neue Roman der Büchnerpreisträgerin auf die Longlist zum deutschen Buchpreis kommen wird. Mich konnte diese Frauengeschichte jedoch nicht wirklich begeistern und ich habe in Erinnerung, dass ich vor 10 Jahren, als Morda mit ihrem Roman Das Ungeheuer diesen Preis gewann, wirklich angetan war von der damaligen Geschichte. Jetzt also das Schicksal der Frau (?) schlechthin, die sich in Liebe und Leidenschaft einem Mann hingezogen fühlt, der aufgrund seiner psychischen Konstitution dies jedoch in keiner Weise entgegnen kann, sich im Laufe des Romans immer mehr als Arschloch erweist, während es mir als männlichen Leser unverständlich bleibt, warum sich Muna, die intelligente junge Frau nicht von dieser persönlich (aber irgendwie auch beruflich) gescheiterten Existenz lossagen kann, warum sie trotz vieler psychischer und dann auch physischer Verletzungen immer wieder zurückkehrt, sich in Sehnsucht verzehrt. Mora beschreibt das alles sehr gut, auch sonstige Beziehungsfäden im Roman, die nicht nur die heterosexuelle Angelegenheit betreffen (einige Frauenpaare kommen auch vor, ein Transmann, wenn ich mich nicht in der Personenbeschreibung irre ebenso). Jetzt könnte ich noch schreiben, dass die Alkoholikermutter natürlich auch nicht fehlen darf, ebensowenig wie der familiäre DDR-Bezug. Also ich glaube nicht, dass man mit diesem Roman - wenn er auch technisch gut gemacht ist - 2023 den Buchpreis wieder gewinnen kann. 19.9.2023: Ich werde sehen, wie es weitergeht, Terezia Mora hat sichtlich Fans in der Jury, jetzt ist sie mal auf der shortlist
"Muna" habe ich durch die Longlist-Leseproben entdeckt und da ich die Möglichkeit hatte, es über das @team.bloggerportal als Rezensionsexemplar zu bekommen, auch direkt angefragt. Das ging alles total schnell (danke! 🙏) - noch viel schneller lief dann allerdings die Lektüre. Und damit hatte ich wirklich nicht gerechnet. Meine klaren Longlist-Favoriten waren nämlich andere Titel. Long story short: Ich habe das Buch an zwei aufeinanderfolgenden Tagen verschlungen. Und habe mich schon beim Lesen gefragt, woher diese starke Sogwirkung kommt. Und nun wird's unangenehm: Es gibt viele Parallelen zwischen der titelgebenden Figur und mir. Außerdem war da auch Neid. Nicht auf die Männergeschichten (bzw. Manngeschichte), sondern auf ihre akademische/berufliche Laufbahn. Wie oft dachte ich so was wie "Wie cool!" oder "Ach, hätte ich doch auch ..." und ähnliches. (Auch wenn die vielen Jobs mit Sicherheit alle nicht so besonders gut bezahlt waren. 😅) Ihr merkt: Ich sag gar nichts zu der "Liebesgeschichte" mit Magnus. Die stand für mich bei der Lektüre auch fast nie im Fokus. Und das ermöglichte mir sehr wahrscheinlich auch, dieses Buch einfach nur lieben zu können. "Muna" ist bisher das einzige Buch, das ich von der Longlist gelesen habe. Daher habe ich natürlich keinen Vergleich. Aber ich habe mich aufrichtig gefreut, als die Shortlist erschien und werde am 16. Oktober ein bisschen die Daumen drücken. Von Terézia Mora hatte ich im Vorfeld noch nie etwas gehört. Hat jemand von euch schon etwas anderes von ihr gelesen, das ihr empfehlen könnt? #tereziamora #muna #munaoderdiehälftedeslebens #dieweiblichevariante #luchterhand #luchterhandverlag #bloggerportal #teambloggerportal #longlist2023 #shortlist2023 #longlistlesen #deutscherbuchpreis2023 #dbp2023 #rezensionsexemplar #whatiread #whatiread2023 #booksofinstagram #bookstagram #bücher #lesen #ausgelesen
Subtil und laut zugleich zeigt Muna oder Die Hälfte des Lebens beide Seiten einer wechselseitig toxischen Beziehung. Dass die titelgebende Protagonistin selbst ein äußerst ungesundes Verhältnis zu ihrem Geliebten hat, ist das, was Muna von ähnlichen Romanen abhebt. Gleichzeitig sind die vielen Arten, auf die Männer – allen voran ihr „Geliebter“ Magnus – sie manipulieren und verletzen, klar der Kern der Konflikte.
Es dauert überraschend lange, bis die Beziehung zwischen Muna und Magnus überhaupt dauerhaft entsteht. Davor begleiten wir Muna über hunderte Seiten durch ihr Leben und die vielen anderen Beziehungen, die ihren Charakter formen.
Viele der anderen Männer im Roman weisen vereinzelte Spuren von Magnus’ Mängeln auf. Männer, die handgreiflich werden, die eine geradezu krankhafte Abneigung gegen das Vatersein haben, die Muna auf andere Weisen gaslighten, führen zur nötigen Abstumpfung für eine toxische Langzeitbeziehung.
Magnus selbst ist für uns als Lesende ganz klar als wandelnde Red Flag erkennbar. Gleichzeitig schafft der Roman es, zu vermitteln, wieso Muna ihm zumindest zu Beginn der Geschichte hoffnungslos verfällt. Im weiteren Verlauf ist der disconnect zwischen Munas Begierde und unserem Mangel an Verständnis für sie ein wichtiges Werkzeug, um diese Beziehung so grotesk zu färben wie sie eben ist. Auch im Erzählstil und der Sprache steiger der Roman immer weiter die Entfremdung von der eigenen Protagonistin.
Muna selbst, die wir seit ihrer Kindheit kennen, ist wie viele heranwachsende Frauen als people pleaser sozialisiert und möchte vor allem Männern gefallen. Sie erkennt dieses Verhalten an sich – aber meist entweder einen Moment zu spät oder ohne sich dagegen wehren zu können, weil der Stachel eben auch im echten Leben oft zu tief sitzt, um solch erlernte Muster einfach abzulegen.
Besonders gut gefielen mir die vielen subtilen Darstellungen männlichen Egoismus, die sich durch die gesamte Erzählung ziehen. Momente wie Magnus’ leichte Verärgerung, kein gutes Sonnenlicht mehr für Fotos zu haben, weil Muna sich den gesamten Tag um die potenziell lebensverändernden Folgen eines beidseitig verschuldeten Malheurs beim Sex kümmern musste.
Das Setting im akademischen Umfeld mag zuweilen blasiert erscheinen, doch ist es ein wunderbares Beispiel für eine männerdominierte Domäne und bietet gleichzeitig eine Karrierelaufbahn mit vielen möglichen Stationen in unterschiedlichen Ländern. Auch, dass akademische Laufbahnen so stark auf Eigeninitiative basieren, passt erzählerisch dazu, dass Muna dauerhaft ihre eigenen Ambitionen ihren Beziehungen zu Männern unterordnet.
Nicht zuletzt zeigt Muna auch die Probleme eines Nicht-Akademikerkindes im akademischen Umfeld: Ihre Leistungen sind stets solide bis sehr gut; sie muss sich aber deutlich mehr reinhängen, braucht ewig für jede Etappe und lebt trotz vieler Nebenjobs in prekären Verhältnissen. Zudem hat sie keine klare Vorstellung, was sie in der Wissenschaft interessiert, weil die Wissenschaft nicht ihre Heimat ist. Da schlägt dieser Rahmen erneut den Bogen zu den Männern, die ihr oft und gerne die nötige Richtung für Promotionsschwerpunkte und Co. vorgeben.
Muna steht kurz vor dem Abitur als ihre Mutter ins Krankenhaus muss. Zum ersten Mal auf sich allein gestellt, streift sie durch die Stadt. Während eines Praktikums lernt sie Magnus kennen, älter als sie, Lehrer und Fotograf. Muna glaubt, es sei für immer. Doch in der Zeit der Wende verschwindet Magnus. Es ist schon ein unglaublicher Zufall, dass sich Muna und Magnus nach sieben Jahren wieder begegnen. Wieder ist Muna Feuer und Flamme. Sie und Magnus müssen ein Paar werden und sein. Doch reicht es für ein ganzes Leben, wenn nur eine Hälfte die ganze Überzeugung hat?
Eine nicht ganz einfache Jugend ist es für Muna. Ihr Vater starb früh, ihre Mutter muss wegen ihrer Alkoholkrankheit in die Klinik und dann kommen die Umwälzungen durch den Fall der Mauer. Und Muna gewinnt und verliert Magnus beinahe an einen Tag. Es ist schon viel, was auf die junge Frau einprasselt. Wie wird Muna ihren Weg wählen? Muna studiert, geht ihren Weg über Berlin nach London und Wien. Was könnte sie alles erreichen. Doch wirft sie alle Pläne über Bord, nachdem Magnus wieder in ihr Leben tritt. Was ist sie alles bereit zu geben, kann sie nichts dafür erhoffen? Schon währen ihres ersten Urlaubs wird klar, dass sich einige Hoffnungen bald zerschlagen werden.
Für den Deutschen Buchpreis 2023 ist dieser Roman einer bekannten Autorin sicher zurecht. Das Buch liest sich äußerst gut. Welche Gedanken und Wünsche die junge Muna dazu treiben, mit ihren Entscheidungen, was Männer oder auch ihr berufliches Fortkommen angeht, dermaßen daneben zu greifen, ist nicht immer nachvollziehbar. Man denkt sich, bleib doch am Ball oder ergreif lieber die Flucht. Aber Muna rennt nicht, wo sie sollte, sie plant nicht, wo es sinnvoll wäre. Sie flieht die sympathischen Menschen und ergibt sich den Widerlingen. War diese Zeit wirklich so? Oder ist Muna einfach ein spezieller Mensch, deren Staat untergegangen ist? Sie macht aus einer Jugend, die hipp hätte sein können, die einen Aufbruch hätte darstellen können, eine spießige und abhängige. Dieser Roman hat etwas, weil er etwas auslöst. Was das ist wird auf unterschiedliche Leser unterschiedlich wirken. Doch irgendwie sind Gedanken der Schriftsteller, die eine Reaktion hervorrufen, immer sehr lesenswert und sie bilden sicher einigen Gesprächsstoff.
"Wenn es nichts Besseres gab als diesen Roman, um auf der Shortlist für den Deutschen Buchpreis zu landen, ist es schlecht bestellt um deutschsprachige Literatur" oder "Was bitte haben diese Jurymitglieder geraucht?!".
Ich hatte hohe Erwartungen an dieses Buch. Eine preisgekrönte Autorin, ein spannendes Thema, überwiegend gute Kritiken. Und in der Tat wird hier etwas erzählt, was in den wenigen gelungenen Teilen des Buches durchaus verstört: nämlich von einer einseitigen Liebe einer jungen Frau, die in einer toxischen, von Gewalt geprägten Beziehung mündet, wenn man hier denn von einer "Beziehung" sprechen kann. Das Thema tut weh und wird tatsächlich zu wenig literarisch behandelt. Insofern ist es durchaus zu loben, dass Terezia Mora sich diesem Thema widmet. Leider hat sie damit allen Opfern häuslicher Gewalt einen Bärendienst erwiesen.
Denn die Entwicklung einer jungen, klugen, engagierten, talentierten, selbstständigen Frau hin zur fanatisch versessenen, psychisch labilen, sexuell hörigen und widerstandslosen Figur ist auf keiner Seite glaubwürdig. Wir als Lesende erfahren über schier endlos viele staubtrockene, langweilige Seiten Episoden aus Munas Werdegang, von denen die meisten völlig irrelevant für das sind, was das Buch zum Ende hin, im letzten Drittel, eigentlich erzählen will. In absolut keiner Weise gelingt es der Autorin auch nur annähernd, zu beschreiben, warum sich Muna nach nur zwei Treffen am Anfang des Buches so sehr in diesen Mann verliebt - oder sich vielmehr in einen oft absurd anmutenden Liebeswahn rein steigert - obwohl sie ihn dann erst einmal sieben Jahre (und wir sie Hälfte des viel zu langen Romans) nicht zu Gesicht bekommt.
Spätestens aber als dann klar wird, um was für eine Art Mann es sich dabei handelt, sind die Handlungen der ohnehin mäßig sympathischen Hauptfigur wirklich in keinster Weise mehr nachzuvollziehen. Sympathieträgerin bleibt Muna zwar, aber hauptsächlich nur deswegen, weil andere relevante Figuren noch unsympathischer sind.
Zwar wird es das Geschilderte insofern geben, als dass es vermutlich für Außenstehende nicht nachvollziehbar ist, wenn sich jemand in allen Bereichen so sehr verändert für einen anderen Menschen, der einen manipuliert, ausnutzt oder im schlimmsten Fall sogar Gewalt anwendet. Aber in diesem Buch kommen diese Entwicklungen immer so plötzlich, ohne jeglichen literarischen Aufbau und meistens nach etlichen Passagen uninteressanter Wiederholungen, herbei, dass es einfach jede Glaubwürdigkeit verliert und die Lesenden dadurch auch jedes Mitgefühl abhanden kommt. Das kann nicht im Sinne der Autorin gewesen sein.
Dazu kommen Aneinanderreihungen von Klischees und Stereotypen aus dem Künstlermilieu, die man schon tausendfach (besser) gelesen hat und eine bestenfalls als mangelhaft zu bezeichnende Sprache. Allein die schlichte, nicht im Ansatz poetische Sprache hätte niemals auf einer Shortlist landen dürfen. Es sei denn, man stellt wirklich gar keine Ansprüche mehr an anspruchsvolle Literatur.
2 Sterne meinerseits für den Versuch, ein wirklich relevantes Thema literarisch aufs Tableau zu bringen sowie für einige wirklich verstörende, dringliche Passagen, die wehtun.
Aber wenn 3/4 eines Romans am Thema vorbei geschrieben und inhaltlich unrelevant sind, sind die drei Sterne, die ich ursprünglich vorhatte zu vergeben, einfach nicht zu rechtfertigen.
Daher im Fazit: 2 Sterne, keine Leseempfehlung meinerseits und vor allem: nicht im Ansatz würdig für eine Buchpreis-Nominierung. Da gibt es wirklich so viel Besseres!
Schwere Kost zum Teil, leider. Muna Appelius ist Tochter eine alkoholkranken Theaterschauspielerin und muss daher schnell selbstständig werden, die Bindung zwischen Beiden ist quasi nicht mehr vorhanden. Sie leben kurz vor der Wendezeit in Jüris, einer fiktiven Kleinstadt in der DDR. In ihrem Freundeskreis gibt es viele unterschiedliche schillernden Charaktere, sie hat allerdings ein Händchen für seltsame Männer, die sich ihr gegenüber übergriffig verhalten. Dies zieht sich durch den Roman. Zusätzlich verliebt sich sich bei der Arbeit in einem Magazin in einem Professor, der ebenfalls an dem Magazin mitarbeitet, Magnus Otto. Nach einer Reise bleibt er verschwunden und Muna sucht immer weiter nach ihm. Die Beiden finden sich wieder, nach sieben Jahren, zufällig in Berlin und daraus entsteht eine toxische Liebesbeziehung die von seiner Seite mit vielen Varianten der körperlichen, wie seelischen Misshandlung geprägt sind. Wir begleiten die Beiden nach Wien, Berlin, Basel, Saint Nazaire und viele Orte mehr und Muna will nicht wahrhaben was vor sich geht.
Nach 50 bis 100 sehr guten Seiten, wird es schwer weiterzulesen. Muna wird einfach sehr naiv, verzweifelt und in vollkommener Abhängigkeit zu Magnus dargestellt. Sie folgt ihm nach seinem Bedingungen auf Schritt und Tritt obwohl er sie manipuliert und misshandelt. Am Ende war ich immer wieder zwischen Abbruch und endlich ist das Buch zu Ende.
Schade, aber mit Sicherheit ein schwieriges, wichtiges Thema. 2,5 Sterne, aufgerundet.
Das Buch war für mich eine der positivsten Überraschungen beim Buchpreis 2023, schön, dass es auf der Shortlist steht. Die Geschichte der Titelheldin Muna ist sehr vielschichtig und differenziert und ähnelt damit ihrer unzuverlässigen Protagonistin, die selbst zugibt, nicht immer alles (richtig) zu erinnern. Muna wächst mit einer labilen Mutter auf und verliebt sich früh unglücklich in einen Mann, mit dem sie schließlich eine toxische Beziehung eingeht. Er hält sie klein und misshandelt psychisch und physisch. Doch Muna ist nicht nur Opfer, sondern übt Gewalt auf ihre Weise aus. Im ersten Drittel war mir das pacing teils etwas zu behäbig, das Durchhalten hat sich aber gelohnt - eine später Enthüllung, die das Ausamß von Munas Verhalten zeigt, hat mich ziemlich umgehauen.
Mehr zum Buch in unseren ausführlichen Besprechungen @ Papierstau Podcast:
Dieses Buch hat mich viele Nerven gekostet, meistens eher im negativen, aber am Ende hat es mich doch irgendwie berührt (ich hab am Ende bei der einen Stelle geweint... "Ich bin das nicht gewohnt, Daniela! Ich bin das nicht gewohnt!").
Die Geschichte von Muna ist bedrückend und einfach nur tragisch. Ich glaube zu einer richtigen Rezension bin ich noch nicht bereit, mal schauen ob das morgen nach dem Seminar dazu anders ist. Aber ich kann ja schon mal sagen, dass das Buch definitiv nicht so schlecht war wie am Anfang, ich am Ende meine Genugtuung bekommen habe und mich in Zukunft ein bisschen mehr mit dem Thema Victim Blaming beschäftigen möchte!
Zwei Sterne dafür, dass ich nach diesem Buch gerne den Kontakt zu jeglichem männlichen Wesen abbrechen möchte (noch mehr als sonst). Keine fünf Sterne, weil Muna den Preis für ✨most delusional human being✨ gewinnt. ... Gurl... Try therapy.
Címszereplőnket, Munát az 1989-et követő 20 évben kísérjük figyelemmel a regényben, miközben felnő, kipróbálja magát sokféle karrier-szerepben, és egy hosszú, gyötrelmes kapcsolatban van egy nála kb. 10 évvel idősebb férfival, Magnusszal.
Muna és Magnus kezdettől (számomra) kényelmetlen, a regényben pedig fokozatosan bántalmazóvá váló kapcsolata adja a történet és Muna felnövésének gerincét. Ha pszichológiai és kapcsolati szempontból nézzük a viszonyt, Terézia Mora már-már szakirodalmi igényességgel mutatja be a tipikus bántalmazó kapcsolatot és a felemás hatalmi dinamikát.
Ami viszont érdekessé és irodalmivá teszi a könyvet az az, ahogy Muna szemével látunk mindent - hogy mennyire beszűkül Magnusra (akiről kb semmit nem tudunk, az pedig, hogy mi vonzza Munát benne, nekem végig rejtély maradt), hogy hogyan hat a szüleivel való kapcsolata az énképére, és az, hogy ha nem is tudatosan, de mennyire képtelen arra, hogy Magnuson kívüli identitással definiálja magát. Ez a beszűkültség csodálatosan megjelenik például az idő kezelésben, ahol gykran kapkodtam a fejem, hogy mennyi idő is telt el. Kicsit olyan, mintha Muna csak akkor lenne jelen az életében, amikor Magnusról beszélhet, pedig körülveszi a történelem, a barátai, a munkái, az írói ambíciói.
Az utolsó fejezetet el kell olvasnom még egyszer, mert bár napokkal ezelőtt befejeztem, még mindig nem tudtam megfejteni, mi történt ott pontosan.
Ich wollte diesen Roman schon seit fast einem Jahr lesen, kam jedoch nie dazu. Dadurch dass jetzt jedoch das Taschenbuch erschien, nahm ich dies als Anlass, um es endlich zu lesen. Wie ich bereits schon einmal gesagt habe, mag ich Beziehungsromane auf eine ganz besondere Art und Weise. Muna liebt Magnus. Sie möchte nur ihn und niemand anderes. Das wusste sie schon bei ihrer ersten Begegnung. Doch Magnus ist unantastbar, kalt und brutal. Muna ist jedoch nicht bereit, ihn einfach gehen zu lassen. Und so beginnen die 20 aufreibendsten Jahre von Munas Leben, die in emotionaler und körperlicher Gewalt ihren Höhepunkt nehmen und sie letztendlich sogar für die Liebe zu Magnus sterben würde. Muna ist die Protagonistin. Sie erzählt diesen Roman aus der Ich-Perspektive und spricht von Zeit zu Zeit Magnus direkt an. Es ist also anzunehmen, dass Muna diesen Roman Magnus gewidmet hat. Diese beiden Komponenten waren für mich sehr interessant. Durch die Ich-Erzählung von Muna, der Frau, die die Gewalt von Magnus erträgt, kann der Leser sich optimal in ihre Haut versetzen und kann all die Verletzungen selber hautnah miterleben. Dadurch dass Muna Magnus aber so sehr liebt und sie diesen Roman für ihn geschrieben hat, gibt sie immer wieder nur sich selbst die Schuld und beschuldigt ihn nur sehr selten oder erkennt auch nicht, dass er toxisch oder gewaltbereit ist und angezeigt gehört. Dadurch entsteht eine intensive Dynamik der einseitigen Erzählung. Der Leser ist also gezwungen, sich selbst zu überlegen, wie er Magnus oder diese ganze Beziehung einschätzt, da auch Muna auf ihre eigene Art toxische Verhaltensmuster besitzt. Dies ist bereits allein dadurch zu erkennen, dass sie so besessen von diesem Mann ist, um ihm einen 400 Seitigen Roman zu widmen. Ab diesem Moment an, in dem sie Magnus trifft, gilt jeder Atemzug und jeder Gedanke ihm, sie ist nur noch die Nebenfigur in ihrem eignenen Leben. Und genau das behandelt Terézia Mora in ihrem Roman. Die totale Abhängigkeit der eigenen Existenz von einer anderen Person. Durch die Art und Weise wie Muna sozialisiert wurde (Das Buch beginnt zur Zeit des Mauerfalls), immer auf die Beachtung von Männern hinarbeitend und sich selbst in den Hintergrund stellend, lässt sich die Protagonistin als eine Art Stellvertreterin vieler Frauen in unserer Gesellschaft deuten. Durch ihre mentale Stärke, ihrem beruflichen und akademischen Erfolg und das Meistern unzähliger Probleme, die Frauen in unserer Gesellschaft bewältigen müssen, wird Muna aber auch fast zu einer Heldin ihrer Zeit. Eine Frau, die einen gewalttätigen Mann überlebt hat, die die totale Abhängigkeit erlebt und ihre Folgen verspüren musste. Sie ist aber auch nur fast eine Heldin. Denn sie bleibt den ganzen Roman hinweg unfassbar naiv und hat selbst zum Ende des Romans noch nicht erkannt wie sehr Magnus ihrem gesamten Leben geschadet und sie zerstört hat. Dies liegt aber natürlich darin begründet, mit welchen Werten und Normen Frauen sozialisiert werden und wurden. Dass stets der Mann im Vordergrund steht und die Frau schuld ist, wenn der Mann nicht glücklich oder wütend ist und, und, und. Es muss natürlich kurz erwähnt werden, dass durch Magnus auch das männliche Pardon der Sozialisierung aufgezeigt wird. Das Objektifizieren von Frauen (Magnus ist nur mit Muna zusammen, weil sie seinem Typ entspricht), der ständige Machtmissbrauch und der Wunsch nach Kontrolle über eine Frau und so weiter. Das Lesen des Romans hat mir unglaublich viel Spaß gemacht. Ich hätte den Roman wegen seiner Handlung am liebsten an einem Tag verschlungen. Der Schreibstil hat dies jedoch für mich nicht wirklich möglich gemacht. Nicht weil er schlecht war, sondern weil er den Leser so ruhig und gemächlich durch die Lebensgeschichte dieser Frau mitnimmt und es für mich gar nicht erlaubt, durch diese zu rasen. Dadurch wurde das Lesen zu einer ganz besonderen, genussvollen Aktivität. Insgesamt entsteht ein Gesamtwerk, das das Leben einer Frau aufzeigt, die Probleme bewältigen muss, die durch die Art und Weise entsteht, wie sie sozialisiert wird und was daraus alles folgt. Es geht um ein Leben in voller Abhängigkeit zur Beachtung einer männlichen Person und dessen Folgen. Ein genial konstruierter Roman.
mit dem buch windet sich manch ein gefühl im inneren, verzieht das gesicht, will schreien, hallt stumm und unendlich wider. obsession krümmt die zeit und zieht ihren roten faden toxischer liebe hindurch. dort hängt er im leeren raum, bindet sich nirgends fest und kann nicht losgelassen werden. bleibt vielmehr in einer ungewissen faust.
Einfach nur frustrierend durch und durch. Ich bin eigentlich großer Fan davon, wenn man sich mit den Protagonist:innen in Büchern nicht zu 100% identifizieren kann, doch aus dieser toxischen Beziehung mit einem Mann, die bis zum Ende des Buches andauert, kann ich wirklich nichts ziehen.
Während Muna ihr Abitur in einer ostdeutschen Stadt namens Jüris macht, geschehen vielerlei Dinge. Um die Haushaltskasse zu unterstützen fängt Muna einen Nebenjob in einer Redaktion an, wo sie Magnus, den Französichlehrer und Fotograf kennenlernt. Man kann hier das Wort Kennenlernen auch nicht unbedingt anwenden, denn Magnus ist wortkarg, beachtet Muna kaum und strotzt vor Desinteresse ihr Gegenüber. Dieses Verhalten hält Muna nicht davon ab ihn monatelang zu beobachten, bis sie am Ende weiß, wann er wo was macht und wo er eigentlich wohnt. Wir haben ein Wort für dieses obsessive Verhalten, das uns aus dem Englischen bekannt ist. Genau! Letztendlich schafft es Muna, dass Magnus sich ihr hingibt. Sie hat es geschafft, sagt ihr? Nein, denn Magnus verschwindet nach ihrem Zusammenkommen für mehrere Jahre - ohne ein Wort, von der Bildoberfläche.
Während Magnus Abwesenheit bekommen wir mit, wie sich Munas Leben weiterentwickelt, welche Wege sie eingeht, um ihre Karriere zu planen, mit welchen Menschen sie Kontakt hat und wie sie sich ihnen gegenüber verhält etc.
Als Muna nach etlichen Jahren Magnus bei einem Event wieder begegnet, ist es, als wären keine Jahre vergangen. Die beiden werden zu einem Paar und die Probleme, die eigentlich schon vorhersehbar waren, fangen an. Munas Abhängigkeit und Obsession erreichen einen Level, die mich in ziemlicher Hinsicht schockiert, wütend und fassungslos gemacht haben. Ihre Darbietung, als sie Gewalt widerfährt oder gedemütigt wird sind schrecklich, vor allem weil man sie aus Prä-Magnuszeiten so nicht unbedingt kennt. Muna Appelius ist der größte Beweis, dass Liebe blind macht! Ja und Magnus? Bei ihm zählen nur seine eigenen Bedürfnisse, die mit physischer und psychischer Gewalt dominieren. Und obwohl er offensichtlich keine Liebesbekundungen macht, kein Interesse an einer Familiengründung hat, lässt er Muna ebenfalls nicht los.
Es ist mein erster Terézia Mora Roman. Ihr Schreibstil ist sehr anders, als den ich normalerweise lese. Es gibt keine wortwörtliche Anwendung der direkten Rede. Man liest alles aus Munas Sicht. Die Ich-Perspektive schafft deshalb einen intensiven Einblick in Munas Gedankenwelt, die mit der Zeit aufgrund der Umstände ziemlich anstrengend werden können. Gleichzeitig werden Gedanken, die sie nicht denken soll durch durchgestrichene Sätze vermerkt, welche wiederum das problematisch obsessive Verhalten der Protagonistin unterstützen.
Muna oder die Hälfte des Lebens ist in der Shortlist für den diesjährigen deutschen Buchpreis. Am 16. Oktober wird das Siegerbuch bekanntgegeben.
Muna Apelius dorasta w niewielkim mieście w NRD. Ojciec zmarł na raka, a matka jest aktorką w miejscowym teatrze i alkoholiczką. Tuż przed maturą podejmuje próbę samobójczą, ale Muna świetnie sobie sama radzi, podczas gdy matka przebywa w szpitalu. Dziewczyna zdaje maturę i rozpoczyna praktyki w miejscowym czasopiśmie. Tam poznaje Magnusa – fotografa i nauczyciela francuskiego i od razu się w nim zakochuje.
Mi ha catturata nello scorrere della lettura ed alla fine non riuscivo a mollarlo, pagina dopo pagina. Una scrittura essenziale, talvolta fin troppo, con punti stilistici che mi hanno entusiasmata, come quando lei racconta cosa lui le ha inflitto durante una lite, ma mettendosi nei panni dell’uomo. Una pecca i troppi personaggi che si incontrano, ma in fondo….una metà della vita è piena di molte persone. La fine della Germania dell’est è tratteggiata con bravura, ha il b/n di alcuni film e la tristezza squallida dell’oltrecortina
Bardzo dobre studium toksycznego związku, w którym nie ma partnerstwa i równości, a z jednej strony jest podlotkowata zaborczość, granicząca ze stalkerstwem, z drugiem przemocowość, chłód i protekcjonalne traktowanie. Potwornie irytująca, angażująca emocjonalnie lektura, znakomicie opisana przez Therezię Morę, autorkę znaną i cenioną, nagrodzoną już raz Deutscher Buchpreis. Czy Mora zdobędzie tę nagrodę po raz drugi, okaże się za kilka dni.
In 4 Tagen durchgelesen, tolles Tempo, mitreißende Geschichten, wirklich gut - am Ende aber auch so, dass man nicht mehr weiß, was eigentlich alles passiert ist - wie bei einem richtigen halben Leben.
Klappentext: Muna liebt Magnus. Ob und wen Magnus liebt, ist schwer zu sagen. Was geschieht mit einem Leben, das man in Abhängigkeit von einem anderen führt? Muna steht vor dem Abitur, als sie Magnus kennenlernt, Französischlehrer und Fotograf. Mit ihm verbringt sie eine Nacht. Mit dem Mauerfall verschwindet er. Erst sieben Jahre später begegnen sich die beiden wieder und werden ein Paar. Muna glaubt, in der Beziehung zu Magnus ihr Zuhause gefunden zu haben. Doch schon auf der ersten gemeinsamen Reise treten Risse in der Beziehung auf. Im Laufe der Jahre nehmen Kälte, Unberechenbarkeit und Gewalt immer nur zu. Doch Muna ist nicht gewillt aufzugeben.
„Muna“ von Terézia Mora ist ein Roman über eine toxische Beziehung. Die Autorin hat es mit Muna bis auf die Sportlist des Deutschen Buchpreis geschafft.
Im Mittelpunkt steht Muna. Nach dem Tod ihres Vaters lebt Muna alleine mit ihrer Mutter in der DDR. Die Mutter ist Schauspielerin und nach dem Tod ihres Mannes dem Alkohol vollends verfallen. So ist Muna schon früh auf sich selbst gestellt und genießt ihre Freiheit. Nach dem Abitur möchte Muna Journalistin werden und fängt auch bei einem Magazin an. Dort trifft sie auf Magnus und verliebt sich in ihn. Sie verbringt eine Nacht mit Magnus, doch dann ist er plötzlich verschwunden. Muna ist unglücklich doch ihr Leben geht auch ohne Magnus weiter. Muna studiert und besucht verschiedene Länder. Zurück in Berlin läuft ihr Magnus über den Weg. Sofort beginnt in Muna such wieder das Karussell zu drehen. Ein Verliebtsein erfasst sie, bis hin zur völligen Abhängigkeit. Magnus hält Muna wohlweislich auf Abstand. Je unnahbarer er wirkt je verzweifelter liebt Muna ihn. Bis alles in einer toxischen Beziehung endet.
Terézia Mora erzählt die Geschichte aus Sicht von Muna. So bekommt man als Leser*in die Ich-Erzählerin nicht mehr aus dem Kopf. Auch als ich das Buch beendet hatte war Muna immer noch in meinem Kopf. Oft schweifen jetzt noch meine Gedanken ab zu Muna. Mir ist es unverständlich, dass eine Frau, die so viel Gewalt erfährt immer noch an ihrer Liebe festhält. Das sie nicht dem Mann die Schuld gibt sondern sich als unwürdig sieht. Leider geht es mehr Frauen so als man denkt. Ich hätte Muna oft schütteln können. Ich war wütend auf Magnus weil er so gewalttätig war und auch auf Muna, die sich das alles gefallen ließ.
Zu Beginn der Geschichte ist ja noch alles in Ordnung. Muna trifft Magnus und verliert ihn wieder aus den Augen. Sie geht ihren Weg der so schön hätte weitergehen können. Doch dann treffen die Beiden sich wieder.
Terézia Mora erzählt die Geschichte schonungslos. Man ist beim lesen in den Gedanken von Muna. Verzweifelt zwischen Liebe, Abhängigkeit und Gewalt.
Der Schreibstil von Terézia Mora ist flüssig und gut verständlich. Das Thema nicht immer ganz einfach zu lesen. Manchmal hat mich das Unverständnis zu Munas Entscheidungen im lesen verharren lassen.
„Muna“ ist der Auftakt einer geplanten Trilogie und ich bin gespannt auf den nächsten Band.
Rezension zu "Muna oder die Hälfte des Lebens" von Terézia Mora.
Herzlichen Glückwunsch zur Nominierung der Shortlist des Deutschen Buchpreis 2023. Und damit geht mein Long- bzw. Shortlistlesen 2023 weiter.
Eine Geschichte über eine toxische Beziehung zwischen Muna und Magnus. Muna wächst in einem kleinen Dorf in der DDR auf, und lernt Magnus, einen Französischlehrer und Fotografen, kurz vor ihrem Abitur, kennen. Sie werden allerdings erst sieben Jahre später ein Paar.
Ich bin sehr hin- und hergerissen. Es ist ein intensives Leseerlebnis. Intensiv, indem man als Leser:in alle Emotionen direkt fühlt. Gerne Muna zur Einsicht bewegen möchte, ihr helfen möchte. Und dennoch war es für meinen Geschmack zu viel. Zu viel von den Themen, die in diesem Buch eine Rolle spielen. Zu viel der Naivität. Ich habe das Buch gerne gelesen, bin mir aber auch sicher, dass der Inhalt nicht lange hängen bleiben wird.
Buchdetails: erschienen am 30.08.2023 im Luchterhand Verlag - gelesen als Hardcover - 448 Seiten - 25,00 €
Die erste Hälfte hat mich sehr an "Die Idiotin" von Elif Batuman erinnert, nur nach Berlin, London und Wien versetzt. Die toxische Beziehung in zweiten Teil war schwer zu lesen, aber sehr gut dargestellt, das Ende fand ich etwas enttäuschend.