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After Woke

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Angesichts mancher Reaktionen auf das von unfassbarer Grausamkeit gekennzeichnete Massaker der islamofaschistischen Terrorgruppe Hamas am 7. Oktober 2023 in Israel stellt sich vielerorts die Frage: Ist es an der Zeit, sich von jeder Art von »Wokeness« konsequent zu verabschieden? Oder gilt es nicht vielmehr, wie Jens Balzer mit kenntnisreichem Blick auf die Geschichte dieses umkämpften Begriffs darlegt, sich auf die ursprünglichen Impulse der postkolonialen und queerfeministischen Theorien zu besinnen: auf das kritische Bewusstsein für das grundsätzlich Werdende, Hybride, Mannigfaltige, Ambivalente, das aller Formierung von Identität vorausgeht?

Eindrücklich weist After Woke einen Weg vorbei an erstarrten, essenzialistischen Identitätskonzepten und zeigt: Nur indem Identität allzeit als fiktiv, fragil, fluide begriffen wird, kann sie zu einem dringend benötigten Gegenentwurf werden zu den reaktionären Kräften des identitären Denkens, die sich gerade anschicken, die Herrschaft über die Welt zu übernehmen.

105 pages, Paperback

Published January 1, 2024

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209 people want to read

About the author

Jens Balzer

19 books10 followers
Jens Balzer (Alemania, 1969) es escritor y periodista. Doctorado en la Universidad de Hamburgo, ahora enseña crítica pop en la Universidad de las Artes de Berlín. Ha trabajado como columnista y redactor en distintos medios de comunicación, entre los que se encuentran Die Zeit, Berliner Zeitung, Rolling Stone y radioeins. Además, codirige el Popsalon del Deutsches Theatre y es asesor artístico del Donaufestival Krems. Es autor de una extensa bibliografía sobre crítica pop.

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Displaying 1 - 16 of 16 reviews
Profile Image for Frau Becker.
221 reviews48 followers
October 25, 2024
Wie kann eine sich als "woke" verstehende Community, die postkoloniale, queer-feministische Linke, die antisemitischen Gräueltaten des 7. Oktober als ignorieren oder gar rechtfertigen? Diese Frage stellt sich Jens Balzer in seinem Essay, ohne dabei, wie es gerade von rechtskonservativer Seite Mode ist, den Wokeness-Begriff in Bausch und Bogen zu verdammen. Im Gegenteil zeigt er hinsichtlich der Genese des Begriffs, dass es sich zunächst vor allem um die Bewusstmachung von Diskriminierungsmechanismen handelte, die letztlich auf den Abbau von Diskriminierung hinauslaufen sollten, und zwar im Sinne des herrschaftsfreien Diskurses, der der Blick öffenet für zuweilen komplexe Zusammenhänge von Privileg und Diskriminierung. Daraus wurde allerdings, insbesondere im Fahrwasser einer essentialistischen Identitätspolitik, ein "Wahrheitsregime" im Sinne Fouceaults, das sich durch ein manichäisches Weltbild von "gut" (Opfer von Diskriminierung) gegen "böse" (Privilegierte, und zwar nicht nur offen rassistisch/klassistisch/sexistisch Handelnde, sondern auch alle, die von diskriminierenden Strukturen profitieren). Ungeachtet der Tatsache, dass Menschen jüdischen Glaubens bei Angehörigen jeder "race" zu finden sind, wurden Juden auch von Teilen der schwarzen Bürgerrechtsbewegung (namentlich der "Nation of Islam") zur kolonialialistisch-rassistischen Gruppe der Privilegierten zugerechnet, der antisemitischen Verschwörungstheorie einer jüdischen Dominanz aufsitzend - oder diese gar instrumentalisierend, um im Rennen der "größten Opfer" die Nase vorn zu haben (etwa in der Aufrechnung der Opfer der Sklaverei gegenüber denen des Holocaust). Dies ging nicht nur auf Kosten einer unversalistischen Solidarität aller Diskriminierungsopfer, wokeness im ursprünglichen Sinne bedeutet ja Bewusstsein für jegliche Form von Diskriminierung. In dem Konflikt zweier im Grunde marginalisierter Gruppen glaubt man nun, im Sinne des Gut-Böse-Schemas, sich für eine entscheiden zu müssen, und so wird der Terrorismus eines queerfeindlichen, antiindividualistischen "Islamofaschismus" (verkörpert durch die Hamas) zum Befreiungskampf verklärt. Die gedanklichen Verrenkungen etwa Judith Butlers, selbst jüdischer Herkunft, entbehren dabei jeder Logik und scheinen dem Willen entsprungen, das Handeln der Hamas um jeden Preis als gerechtfertigten Freiheitskampf zu framen.
Das alles legt Balzer überzeugend dar, doch der letzten großen Frage steht auch er ratlos gegenüber: Warum diese Toleranz auf Seiten der westlichen Linken gegenüber der enormen Brutalität? Warum gab es kein Umdenken einer queerfeministischen Linken angesichts von Massenvergewaltigungen? Warum diese Ignoranz gegenüber dem Leid der Opfer? Weil alle "Zionisten" den Tod verdient haben? Eine solche Haltung steht nicht mehr auf dem Boden eines universellen Humanismus und ist mit der ursprünglichen Idee von "wokeness" nicht mehr zu vereinbaren. Die Rettung der woken Idee liegt in der Selbsthinterfragung, die aber dem Wahrheitsregime zuwider läuft.
44 reviews4 followers
October 24, 2024
Was macht die Linke nach dem 7. Oktober? „Wichtige Frage!“, bemerkt der ZEIT-Feuilletonist. Balzer trägt dazu jedoch weder viel Neues bei, noch gelingt ihm eine schlüssige Anamnese des Problemkomplexes, die das Verhältnis der zeitgenössischen Linken zum Antisemitismus in seiner widersprüchlichen Vielschichtigkeit einzufangen vermag.
Balzers Essay inszeniert sich sowohl als „kontroverse“, als auch vermittelnde Polemik. So schließt auf der einen Seite der Titel an das Spannungsfeld zwischen reaktionärem Woke-bashing und einem frustrierten, linken Emanzipationsversprechen an, während auf der anderen Erschütterung über die Abwege der aktivistischen Linken zum Ausdruck kommt, die sich um die Wahrung der eigentlich lauteren und erstrebenswerten Forderungen dieser Fraktion sorgt. So attestiert Balzer zwar (mehr oder weniger richtig), dass die Linke wieder einmal, nun nach dem 07. Oktober, an ihren eigenen Widersprüchen zu zerbrechen droht. Es gelingt ihm jedoch nicht zweierlei zu klären: wie verhält sich das zu anderen Teilen der Linken? Gibt es auch eine Linke, auf die das nicht zutrifft? Oder schließt das insgeheim ein, dass eine Linke, die sich queer, anti-rassistisch und postkolonial geriert, notwendigerweise eine Balzer‘sche Transformation durchlaufen muss? (Hier wird Balzer auch die von ihm zwar aufgeworfene aber selbst wenig beachtete Unterscheidung von akademischer und aktivistischer Linken zum Verhängnis.) Es gilt also dazu noch die andere Frage zu klären, ob diese Irrwege bereits von Anfang an in die theoretischen Belange dieser Strömungen eingeschrieben sind oder tatsächlich nur eine abwegige, „vulgarisierende Aneignung“ (22) eigentlich sinniger (und, wie der Autor nicht ermüdet zu betonen, wichtiger und richtiger) Erkenntnisinteressen darstellt.
Hier tritt dann aber auch gleich die zweite – noch schwerwiegendere – Leerstelle in Balzers Argument zu Tage. Er formuliert folgende Grundfrage: „Wie kann es sein, dass jemand, der sich selbst als Protagonistin der politischen Emanzipation versteht, keinerlei Mitgefühl mit den Opfern eines Massakers hat?“ (12) Die („woke“) Linke scheint sich „verirrt“ zu haben, sie ist „falsch abgebogen“ und hat ihren „politischen und moralischen Kompass verloren“ (21). Nun gilt zu klären: „Was ist es eigentlich, das hier falsch gelaufen ist? Was ist es, von dem man sich nach dem 7. Oktober verabschieden muss?“ (22)
Schade jedoch, dass es Balzer weder gelingt die Spezifizität dieser „Verirrung“ treffend zu beschreiben (sowohl immanent theoretisch als auch aktivistisch-politisch) noch sie zu erklären. Am gravierendsten ist hierbei das Versagen hinreichend zu entwickeln, warum diese „Verirrung“ denn überhaupt in dieser konkreten Form auftritt und darüber hinaus genau damit so erfolgreich zu sein scheint. Die unheilige Allianz von „Wokeness“ und Antisemitismus bleibt lediglich beschrieben, aber nicht schlüssig erklärt. Die („postmoderne“, emanzipatorische) Linke muss sich also ihrer eigenen Ideale und normativen Grundlagen wieder bewusst werden bzw. diese erneut kritisch reflektieren. Die Frage warum es dazu jetzt aber Balzers Essay braucht und wie er, der er sich selbst diesem Teil der Linken verschreibt aber anscheinend aus ungenannten Gründen von der Verirrung verschont geblieben ist, führt zu einem Problem: denn Balzers Reformaufruf lässt die von der zum „Wahrheitsregime“ geronnen „woken“ Linken geforderte epistemische Bescheidenheit bei ihm selbst vermissen. Dem Buch über den Antisemitismus der „postmodernen“ Linken fehlt es nämlich sowohl an einer zugespitzten Antisemitismustheorie als auch an einem Verständnis der transatlantischen Verstrickungen aktivistisch-linker Diskurse und Bewegungen. Dass eine solche Polemik das nicht in aller wissenschaftlichen Breite liefern kann ist klar; sie sollte dennoch versuchen den Anschub in die richtige Richtung vorzubereiten. Balzers Fazit lässt sich jedoch leider herunterkochen auf: „Wir sollten da vielleicht nochmal genauer drüber nachdenken.“ Ob man das jetzt mit einer Relektüre einschlägiger Texte beginnt, um diese mit der politischen Praxis abzugleichen, lieber gleich das Verhältnis von Spätkapitalismus, Globalisierung und Antisemitismus neu ausleuchtet oder doch erstmal die Diskursanalyse politischer Bewegungen der Gegenwart betont, bleibt ungeklärt; es ist nicht so, dass Balzer im Rahmen seines Essays diese Koordinaten notwendigerweise explizit abstecken sollte, dennoch bietet die Darstellung des Essays nicht einmal den Raum diese weiterführenden Fragen im Anschluss sinnvoll zu verhandeln. Bar jeder strategischen Anknüpfpunkte dient die Polemik hierbei mehr der Profilizität ihres Autors und weniger der debattenpolitischen Intervention.

Die Grundfragen des Buches bleiben also bis auf Weiteres ungeklärt. Es wurde einfach mal wieder ein bisschen Staub aufgewirbelt, sich als rationaler Weckrufer diskursiver Wahnvorstellungen profiliert, ohne dem angeklagten Phänomen analytisch auch nur irgendwie näher zu kommen. Der Anruf differenzierter Auseinandersetzung kann diese leider nicht ersetzen. Aber, wenig verwunderlich, schafft es der diskursethische Appell trotzdem immer zuverlässig in die Spiegel Bestseller-Liste, den NZZ-Feuilleton und natürlich auch mein Bücherregal.
Profile Image for Sophia Wordworld.
1,227 reviews23 followers
August 30, 2024
"After Woke" ist ein erst kürzlich erschienener politischer Essay des deutschen Autors und Journalist Jens Balzer, der in fünf Kapiteln eine tiefgehende und kritische Auseinandersetzung mit der Wokeness-Bewegung bitetet, die insbesondere im Zuge des Nahostkonflikts zwischen Palästina und Israel auf den Prüfstand gestellt wurde. Auf 108 Seiten analysiert der Autor nicht nur die Ursprünge der Wokeness, sondern auch die moralischen und ideologischen Herausforderungen, vor denen die Bewegung heute steht. Dazu schildert er zunächst welches Ereignis die Krise der Bewegung ausgelöst hat und welche Reaktionen von politischen und gesellschaftlichen VertreterInnen in seinen Augen den "moralischen Bankrott" der Wokeness darstellen. Danach untersucht er gründlich die Entstehung und Wortherkunft der "Wokeness" und versucht sich an einer allgemeingültigen Definition, bevor er in den kommenden Kapiteln auf Kritik an ihren VerterterInenn eingeht und Wünsche für die Zukunft äußert.

"So gesehen bezeichnet "Wokeness" erst einmal nichts anderes als eine Wachheit für gesellschaftliche Diskriminierungen mit dem Ziel, bestehende Ungerechtigkeiten zu analysieren und zu korrigieren."

Bereits der Definitionsversuch war dabei für mich sehr aufschlussreich. Denn obwohl es mittlerweile seitenweise Manifeste gegen die "Wokeness" gibt und diese gleichsam in Facebook-Rants wie in Parteiprogrammen auftaucht, mangelt es inmitten der Debatten an einer präzisen Beschreibung des Konzepts. Auch wenn ich mich selbst und meine Werte durchaus in der postkolonialen, queerfeministischen "Wokeness" vertreten sehe, waren mir beispielsweise die Ursprünge des Konzepts in der Black Community sowie die genaue Ableitung des Wortes neu, weshalb sich allein aufgrund der eingedämpften Zusammenfassung die Lektüre für mich gelohnt hat. Der Autor schreibt sehr präzise und erleichtert trotz manchmal verklausulierter Sprache die Lesbarkeit des Essays durch nachgestellte Anmerkungen, die Quellen wie Verweise auf weiterführende Lektüren beinhalten.

Auch seine nachfolgenden Analysen zum Nahostkonflikt, Postkolonialismus und zur Identitätspolitik sind sehr treffsicher, auch wenn ich ihm nicht unbedingt in allen Punkten zustimmen würde. Die unreflektierte und dogmatische Positionierung für eine der beiden Seiten in einem komplexen politischen, gesellschaftlichem Konflikt, dessen Wurzeln Jahrhunderte zurückreichen, wie ich sie in den vergangenen Monaten besonders in den sozialen Medien auch unter jungen, linken DenkerInnen beobachtet habe, fand ich ebenso erschreckend wie der Autor. Hier fokussiert er sich allerdings ausschließlich auf die Untergruppe derer, die sich in Folge des 7. Oktobers aufseiten Palästinas gestellt haben und versucht dafür Gründe in problematischen Denkmustern innerhalb der woken Linken zu finden. Die Gegenseite, die sich ausschließlich mit Israel solidarisiert und dabei vergisst zwischen palästinensischer Zivilbevölkerung und terroristischen Hamas zu trennen, lässt er hingegen unkommentiert und kritiklos.

Sehr wichtig finde ich aber seine Herausarbeitung des aufkommenden Antisemitismus´, der sich in verschiedenen Facetten der Bewegung zeigt. Jens Balzer zeigt hier auf, wie gefährlich es ist, wenn berechtigte Kritik an Machtstrukturen und Ungerechtigkeiten in antisemitische Denkmuster abgleitet und entlang einer postkolonialen "color line" in "gut und böse", beziehungsweise "weißer Kolonisator und indigene Unterdrückten" eingeteilt wird. Auch in zahlreichen anderen Beispielen wird deutlich, dass die Bewegung manchmal Schwierigkeiten hat, ihre eigenen Prinzipien konsequent zu verfolgen und dem eigenen Anspruch der ständigen Wachsamkeit und Selbstreflexion, der doch eigentlich im Zentrum der Wokeness steht, gerecht zu werden. Abschließend fordert der Autor demnach dazu auf, die Bewegung kritisch zu reflektieren und ihre Werte konsequenter zu hinterfragen, ohne jedoch ihre Errungenschaften und den Kern der Idee zu negieren. Die Botschaft: folgt die Bewegung weiterhin folgendem Grundsatz, kann sie wieder zum dringend benötigten Gegenentwurf zu rechten, identitären Kräften werden:

"Stay woke (wachsam bleiben) bedeutet einfach, auf alles zu achten, sich nicht auf das eigene Verständnis oder das eines anderen zu verlassen, zu beobachten, sich weiterzuentwickeln und alles hinter sich zu lassen, was sich nicht mehr weiterentwickelt."



Fazit


"After Woke" von Jens Balzer regt zu einer notwendigen, kritischen Reflexion der Wokeness-Bewegung an und zeigt auf, wo sie ihre eigenen Prinzipien noch konsequenter verfolgen muss. Trotz seiner stellenweise etwas einseitigen Betrachtung des Nahostkonflikts bietet der Essay wertvolle Einsichten und Impulse für die Weiterentwicklung der Bewegung.

4,5 Sterne
Profile Image for Jan ☀️.
46 reviews16 followers
May 17, 2025
Auch für viele andere Menschen, die in der postkolonialen, queerfeministischen, »woken« Community – trotz aller Kritik im Detail – eine intellektuelle und politische Heimat gefunden zu haben glaubten (der Verfasser dieses Essays zählt sich dazu), macht sich in den Tagen nach dem 7. Oktober nicht nur Unverständnis und Entsetzen breit, sondern auch eine tiefe Enttäuschung und Traurigkeit. Und so kann man den Umgang der »woken«, postkolonialen, queerfeministischen Linken mit dem Terrorangriff der Hamas kaum anders bezeichnen denn als moralischen Bankrott; es ist ein Bankrott, der die politische Integrität dieser Linken ebenso infrage stellt wie die Legitimität, mit der sie zuvor – in oftmals hohem moralischem Ton – rassistische, homophobe, misogyne Diskriminierungen kritisiert hat.

Zu Beginn macht der Autor schon klar, dass die Solidarität mit den Hamas-Terroristen eine Zäsur für die deutsche Linke darstellt und dass die Daseinsberechtigung dieser Bewegung auf dem Spiel steht. Es ist umso notwendiger, dass Angehörige dieses modernen Zeitgeistes hart mit ihr ins Gericht gehen – bevor es die Falschen tun:

„Dass die ›woke‹ Linke einen moralischen Bankrott erlitten hat, das stellen aber natürlich nicht nur jene fest, die sich unlängst noch zu ihr zählten oder mit ihr sympathisierten, sondern gerade auch jene konservativen und reaktionären Stimmen, die sich zuvor schon über die von dieser postkolonialen, queerfeministischen, ›woken‹ Linken ausgehenden Zumutungen beklagt hatten. So ist nach dem 7. Oktober in vielen Texten zu lesen, dass der Postkolonialismus ein ›Monster‹ geboren habe. Die Empathielosigkeit und Heuchelei seiner Protagonist*innen nach den Massakern der Hamas zeige, dass es ›den Woken‹ mit ihrer Achtsamkeit niemals wirklich ernst gewesen sei. Vielmehr offenbare sich nun, was man vorher bereits geahnt habe: Dass es sich bei dieser theoretischen Strömung um nichts anderes handle als um die intellektuelle Marotte einer ökonomisch verwöhnten Jugend, die sich in den Wärmehallen des universitären Betriebs immer weiter von der realen Welt entfernt habe und die dabei – wie man an ihren antisemitischen Ausbrüchen sehen könne – den Prozess einer politischen Radikalisierung durchlaufen habe.“

Die Schadenfreude mancher Akteure vom konservativen bis zum reaktionären Lager ist nicht zu übersehen. Sie versuchen, eine politische Krise und eine – wenn auch breit gefächerte – politische Emanzipationsbewegung als intellektuelle Verirrung zu benutzen, während sie ihren eigenen eingeübten Blick auf die Welt wieder ins Recht zu setzen versuchen.

Da der Autor »Wokeness« an sich für wichtig hält, findet er, „dass man diese Idee gegen ihre falschen, selbstvergessenen Freunde ebenso entschlossen verteidigen muss wie gegen ihre ausdrücklichen Gegner.“

Der Autor versucht zunächst, Wokeness historisch herzuleiten und einen festen Kern zu finden, auf den man sich zurückbesinnen kann. Sprache ist dabei ein sehr wichtiger Pfeiler, denn man braucht „eine Sprache, die sich aus dem Konflikt mit einer rassistischen Gesellschaft ergibt, aus der Wachheit gegen rassistische Diskriminierung und aus dem Wunsch nach einer kulturellen Identität, die einerseits dabei hilft, sich in einer dadurch definierten Gemeinschaft gegen den Rassismus zu schützen, die sich andererseits aber auch dadurch auszeichnet, dass sie immer in Bewegung ist; eine Identität, die sich nicht aus der Bewahrung von Überkommenem ergibt, sondern aus der unermüdlichen Erschaffung von Neuem.“

Er zitiert außerdem Erykah Badu, die einst sagte:

„Stay woke [wachsam bleiben] bedeutet einfach, auf alles zu achten, sich nicht auf das eigene Verständnis oder das eines anderen zu verlassen, zu beobachten, sich weiterzuentwickeln und alles hinter sich zu lassen, was sich nicht mehr weiterentwickelt.“

Der Autor spricht von ersten offenen Entgleisungen der woken Bewegung im Jahr 2020 in den Vereinigten Staaten, wo es vereinzelt bei Demonstrationen zu antisemitischen Aussagen auf den Straßen von Los Angeles kam. Wobei der Autor aus meiner Sicht ein zu verkürztes Bild zeichnet: Er spricht von Plünderungen und Vandalismus in jüdischen Vierteln und an Geschäften jüdischer Menschen und deklariert dies als offenen Antisemitismus der Black-Lives-Matter-Bewegung insgesamt.

Zwar trifft der Autor zumindest zum Teil einen Nerv – linker Antisemitismus ist seit dem 7. Oktober auch auf deutschen Straßen offen zu finden. Die Erzählung, Jüdinnen und Juden seien an Kapitalmärkten übermäßig verstrickt und interessiert daran, den Hyperkapitalismus der Zeit am Leben zu halten, ist nicht neu. Außerdem geht der Autor in seinem Buch auf viele wichtige Autorinnen und Autoren ein, die der Meinung sind, dass die Gründung eines physischen Staates für Juden kolonialistisch und reaktionär sei – während dieselben Personen sichere Räume für Frauen, Homosexuelle und andere marginalisierte Gruppen fordern.

Ich habe allerdings damals die Diskussion um den Antisemitismus der BLM-Bewegung verfolgt, und zur Wahrheit gehört auch: Die Riots richteten sich gegen alles, was aus Sicht der Akteur*innen nicht zur Kernbewegung gehörte. Es ging darum, das ganze System infrage zu stellen, da man sich von ihm keine Gerechtigkeit erhoffte. Dass dabei manche Akteure dies instrumentalisierten, um ihren Antisemitismus auszuleben, bedeutet aus meiner Sicht ausdrücklich nicht, dass die Bewegung grundsätzlich antisemitisch war. Dieser Punkt kam mir im Buch zu kurz. Der Autor scheint, aus Überzeugung von seinem Argument, eine sachliche Darstellung an dieser Stelle bewusst zu vermeiden.

An anderen Stellen gelingt ihm dies jedoch, wenn er schreibt:

„Erstens: ›Der Postkolonialismus‹ als solcher ist keineswegs antisemitisch; dies scheint mir eine selbstverständliche, geradezu triviale Aussage zu sein, aber sie muss offenbar noch einmal getroffen werden angesichts der Angriffe auf ›den‹ Postkolonialismus nach dem 7. Oktober, die grundsätzlich nicht trennen wollen zwischen einem aktivistischen Milieu innerhalb und außerhalb der Universitäten und einer akademischen Disziplin.“

Viele dieser Akteur*innen, von denen der Autor spricht, haben ihren eigenen Idealen und ihrer eigenen Sache so großen Schaden zugefügt, dass die Frage bis heute offen bleibt, ob „woke broke“ ist, wie die NZZ einst schrieb.

Das erkennt der Autor, wenn er auf jene postkolonialen Akteur*innen verweist, die unwillig oder unfähig waren, den Terror der Hamas zu benennen:


„Dazu waren sie schlicht zu überzeugt von ihrem manichäischen Weltbild, von der Unterteilung der Menschheit in Unterdrücker und Unterdrückte – und von ihrer moralischen Überlegenheit, von der unangreifbaren Wahrheit ihrer Überzeugungen.
Doch angesichts des Anschlags der Hamas wäre auch etwas anderes denkbar gewesen: nämlich das Eingeständnis einer Erschütterung, einer Unsicherheit; das Eingeständnis, dass diese unfassbare Tat die Dichotomie von Schwarz und Weiß, von Unterdrückten und Unterdrückern, von Subalternen und Privilegierten infrage stellt.
Es wäre auch möglich gewesen, sich selber daraufhin zu überprüfen, ob man das eigene Denken nicht ebenso dekolonisieren müsse, wie man es von ebenjenen Menschen erwartet, deren Geständnisse man bislang gerne abgenommen hat.
Stattdessen aber steht der Feinfühligkeit und der Präzision, mit der im Wahrheitsregime des Postkolonialismus noch den unscheinbarsten ›Mikroaggressionen‹ und ›strukturellen Rassismen‹ nachgespürt wird, eine auffällig aggressive Verweigerung gegenüber allen Arten der Selbstbefragung entgegen, was die eigenen antisemitischen Vorurteile und Stereotypen angeht.
So begegneten etwa im Kulturbetrieb viele postkolonial und antirassistisch inspirierte Akteur*innen, die jahrelang die Etablierung von antidiskriminatorischen Sprach- und Verhaltensregeln an öffentlichen Kulturinstitutionen ausdrücklich begrüßt und vorangetrieben hatten, ausgesprochen gereizt auf jedweden Versuch, solche Regeln nun auch auf die Bekämpfung antisemitischer Stereotype anzuwenden.“

Die Konsequenz dieser Erkenntnis ist für den Autor dementsprechend:

„Ein Postkolonialismus, der auch nach dem moralischen Bankrott vieler seiner Akteurinnen nach dem 7. Oktober eine relevante philosophische und politische Praxis und eine relevante gesellschaftliche Stimme bleiben will, muss sich unbedingt in seiner eigenen Situiertheit begreifen und in seiner Verstrickung in binäres Denken selbst analysieren; er muss sich von der Überzeugung verabschieden, als einziger politischer Akteur überhaupt das Funktionieren der Welt und ihrer politischen Konflikte vollständig zu durchschauen; er muss demütiger werden und sowohl in der Militanz seiner Sprache und seines Auftretens abrüsten wie auch in der moralischen Selbstüberhöhung, aus der diese Militanz ihre vermeintliche Legitimität zieht; er muss den Schematisierungen entkommen, welche die Transformation des postkolonialen Denkens zu einem Wahrheitsregime mit sich gebracht hat.
Seine Akteurinnen müssen sich daraufhin befragen, ob sie nicht selber in solchen stereotypen und mithin diskriminierenden Vereinfachungen gefangen sind, die sie der politisch anderen Seite unentwegt unterstellen – nicht selten mit der fixen Idee und dem Vorwurf, dass jeder, der nicht ihre Ansichten teile, deswegen ein ›Rassist‹ sei.“

Für den Autor ist der Kern von Wokeness das, was Judith Butler als De-Essenzialisierung beschrieben hat:

„Die große Leistung von Judith Butler besteht darin, diese Abwesenheit einer geschlechtlichen Essenz – und das heißt ja: die Unmöglichkeit der Rückkehr zu einer geschlechtlichen Ursprünglichkeit – epistemologisch ausgeführt zu haben.
›[Was wir Essenz oder materielle Tatsache nennen, [ist] nichts anderes […] als eine aufgezwungene kulturelle Option, die sich als natürliche Wahrheit getarnt hat‹, schreibt Butler schon in einem frühen Text aus dem Jahr 1985, ›Variationen zum Thema Sex und Geschlecht‹.
Oder anders gesagt: Was wir als natürliche Begründung individueller und kollektiver Identität ansehen, das ist nichts anderes als ein dialektischer Effekt kultureller Konventionen, innerhalb derer ›Natur‹ als das Andere der Kultur erschaffen wird.
Ein realistischer Blick auf kulturelle und individuelle Identität kommt also gar nicht umhin, die Hybridität, das Unreine, Vermischte als Grundlage von allem anzuerkennen.“

Was bedeutet das im Konkreten? Wie kann die Woke-Bewegung sich aus dieser Sackgasse befreien?
In Anlehnung an Habermas’ „Mit Heidegger gegen Heidegger denken“ sagt der Autor, man soll Woke gegen Woke denken. Diese Akteure haben sich von den universalistischen Gedanken ihrer Bewegung befreit, damit sind sie – gemessen an ihren eigenen Maßstäben – „raus aus der Bewegung“. Die Cancel-Culture-Aktivisten sollten einfach gecancelt werden, aber: Das macht die Anliegen ausdrücklich nicht weniger richtig:

„Angesichts dieses Konkurses wäre es ein Leichtes, sich dem Ressentiment gegenüber all jenen zu überlassen, die vorher in hohem moralischem Ton Privilegien kritisiert und Sprechweisen untersagt haben:
Du willst mir sagen, dass ich das N-Wort nicht benutzen darf, obwohl du dich selber gerade als vorurteilsbeladener Antisemit entpuppt hast?
Aber dieses Ressentiment führt nirgendwo hin.
Denn es ist ja immer noch richtig, das N-Wort nicht zu benutzen; es ist immer noch richtig, sein Verhalten, seine Sprache auf rassistische Stereotype zu überprüfen – auch wenn die Priesterinnen des antirassistischen und postkolonialen Wahrheitsregimes sich gerade als Heuchlerinnen, als Protagonist*innen eines selektiven Humanismus entlarvt haben, als Menschen also, denen es in Wahrheit nicht um die Solidarität mit allen marginalisierten Gemeinschaften geht, sondern vorrangig darum, ihre eigenen Interessen im Kampf um Anerkennung durchzusetzen – und sei es, indem sie ihren eigenen Opferstatus über den aller anderen stellen.“

An sich ein sehr schöner Essay, der sich mit dem Ursprung der Woke-Bewegung beschäftigt, mit ihrer Entwicklung, mit der Frage: Was ist der wahre Kern der Bewegung? – und mit der Feststellung, dass man keinen „Kern“ braucht, um eine Daseinsberechtigung zu haben. Und dass dieses Chaos manchmal ein zufriedenstellender Ausgangspunkt sein kann, weil man sich sonst dabei ertappt, wie die kritisierten Akteurinnen und Akteure doch genauso in Schubladen denken und sich von der Suche nach der Wahrheit entfernen – mit ihrem Wahrheitsregime –, wie sie es anders Denkenden schon immer vorgeworfen haben. Viele "Woken" müssen wieder ihr eigenes Weltbild demonstrieren, sowie sie es von vielen anderen wünschen.

Obwohl mir klar war, dass der Autor sich ausdrücklich nur mit dem 7. Oktober beschäftigt und der fehlenden Solidarität gegenüber Jüdinnen und Juden, konnte ich durch sehr viele Aussagen das Gefühl nicht loslassen, dass der Autor seinerseits nicht in der Lage war, Aggressionen, Kriegsverbrechen und Menschenrechtsverletzungen seitens der korrupten israelischen Regierung zu benennen. Heute erschien zum Beispiel der neue Spiegel mit dem neuen Leitartikel, in dem über die Unterwanderung des Rechtsstaates durch die rechts- bis rechtsextreme Regierung des israelischen Premierministers geschrieben wird – der an manchen Stellen mit Viktor Orbán verglichen wird. Ganz unabhängig von der Instrumentalisierung des Hungers von fast zwei Millionen Menschen im Gazastreifen als Kriegswaffe, was schon letztes Jahr ein Grund dafür war, Netanjahu als Kriegsverbrecher vor dem Internationalen Gerichtshof zu verurteilen. Dass solche Überlegungen ebenfalls in Antisemitismus und grundsätzliche Ablehnung der westlichen Weltordnung münden können, wird hier total außer Acht gelassen.

Ich fand es mutig und sehr begrüßenswert, wie der Autor auch von Antisemitismus bei marginalisierten Gruppen sprach und gezeigt hat, dass bestimmte unbequeme Wahrheiten ausgesprochen werden müssen. Umso schöner fände ich es, wenn auch das Gefühl der Unsichtbarkeit vieler Menschen aus dem Nahost (mit denen ich tagtäglich in Austausch bin) ernst genommen würde – ein Gefühl, das sie sehr anfällig macht für die Propaganda der terroristischen Hamas. Diese Menschen stellen nicht nur die Politik des Staates Israel infrage, sondern gleich den ganzen Staat.

Bei Juristen, aber auch bei vielen Historikern, ist der Satz verbreitet: „Verstehen heißt nicht billigen.“ Denn manchmal ist es notwendig, die Welt aus den Augen anderer zu sehen – auch wenn ihre Weltanschauung meilenweit von der entfernt ist, wie der Autor oder ich die Welt sehen würden. Ich hätte mir vielleicht mehr Ehrlichkeit und mehr Mut in diesem Detail gewünscht: die Anerkennung, dass diese Bankrotterklärung nicht nur auf schon vorhandenem Antisemitismus basiert, sondern dass dieser nicht im luftleeren Raum entsteht. Viele Menschen ziehen aus realer Ungerechtigkeit schlicht die falschen Schlüsse. Nur wenn man das Problem richtig erkennt, kann man es auch lösen.

Ansonsten: sehr guter und informativer Essay.
4/5
Profile Image for Rosen de Almeida.
65 reviews5 followers
December 31, 2024
Der Essay macht einen wichtigen Punkt: Link, die es nach 7. Oktober verpasst haben, solidarisch zu sein bzw sich im Gegenteil explizit antisemitisch gezeigt haben sollen in sich gehen und die Ansprüche, die sie sonst an andere auch an sich stellen. Antisemitismus auszuklammern aus der Betrachtung von Macht-und Unterdrückungsverhältnisses ist naja, antisemitisch. Was mir nicht so gut gefällt ist das seltsame Kategorisieren von Gruppen als "postkolonial" bzw "woke", beides keine Selbstbezeichnungen bzw heutzutage rechte Schimpfrede. Dieser Zug homogenisiert auch, wo Haltungen und Handlungen ein Spektrum sind um der Zuspitzung willen. Dass Balzer selbst Teil dieser Gruppe sein möchte, also von innen heraus kritisiert, nehme ich ihm wegen Sprache und Argumentation nicht ganz ab. Auch dass der Essay möglicherweise jenen in die Hände spielt, die ein grosses Interesse daran haben, postkoloniale und Gender Studies zu eliminieren, ist ein Risiko, für das er trotz Differenzierung und Abgrenzung im Essay IRL nicht die nötige Sensibilität zu haben scheint. Anders kann ich mir nicht erklären, wie er sich von der Taz-Terf Feddersen auf einem Podium zu dem Thema moderieren lässt.

Ungeachtet dessen hoffe ich sehr, dass sein Appell Gehör findet.
Profile Image for himbeerbuch.
424 reviews41 followers
October 15, 2024
War okay, ich bin generell keine große Liebhaberin von (politischen) Essays - besonders, wenn sie sich an Begriffen und Theorien abarbeiten. Auch wenn die Zielgruppe jetzt eher eine breitere ist und der Essay zugänglich sein soll, manches war doch ziemlich pauschal gehalten und teilweise hatte ich das Gefühl, es wurde sich eher auf Internetdiskussionen bezogen, was okay ist, aber das wurde dann nicht so richtig eingeordnet. Indigenität wurde so z.B. sehr einseitig dargestellt, was ich auch schon in Balzers letztem Essay kritisiert habe (außerdem wurde wieder das I-Wort ausgeschrieben, why...). Wichtig anzumerken ist auch, dass sich Balzer hier eher auf eine US-Amerikanische und europäische Perspektive der Post Colonial Studies bzw. dem Postkolonialismus bezieht, nicht auf eine dekoloniale Forschungsperspektive (die in anderen Teilen der Welt eher verbreitet ist). Trotzdem finde ich die Kernaussage natürlich super wichtig - dass selektive Solidarität unter uns "woken" definitiv kritisiert gehört und dass es das höchste Gut sein sollte, eine universalistische Solidarität anzustreben - die Handlungsaufforderung am Ende, dass es dringend (utopische) Gegenentwürfe zu reaktionären Kräften braucht, war richtig gut 💯
Profile Image for Jakob Palmer.
91 reviews8 followers
June 1, 2025
Plädoyer für eine nachmetaphysische antiessentialistische Rückbesinnung der postkolonialen queerfeministuschen, identitätspolitischen Linken nach dem 7. Oktober

Für nen so kurzen Essay wirklich nice, obwohl der Rekurs auf Habermas bisschen konstruiert war und ich die Kritik, gerade der deutschen anti-Rassismus Literatur wirklich nicht nachvollziehen konnte
Damit war dann auch der Begriffs des foucaultschen wahrheitsregimes nen ziemlich starker
Profile Image for Ralph Schneider.
7 reviews
October 3, 2024
Ein sehr wichtiges Buch gerade heute! Berechtigte Kritik an einer Bewegung, die sich leider von ihren ursprünglichen Zielen entfernt hat - und ein Weckruf, diese ursprünglichen Ziele nicht aus den Augen zu verlieren.
4 reviews
March 23, 2025
Fabelhaftes Essay. Eine inhärente Kritik des linken Wokeismus durch sich selbst.
Profile Image for Sarah.
20 reviews1 follower
October 23, 2024
Bruder sagt quasi wir sollen bissl Fenster auf kipp machen
Profile Image for Meike.
Author 1 book4,957 followers
February 20, 2025
Philosopher Balzer ponders the moral brankruptcy of the ideological wings of the woke and the postcolonial movement as illustrated by the reactions to the attack of islamofascist terror organization Hamas on Israel on 10/7/23. By replacing the actual, progressive root of the concept of wokeness, namely a constant critical awareness of the state of the world and one's own attitudes (as the term was used by Erykah Badu in "Master Teacher"), wokeness has been turned into a truth regime (Michel Foucault), so a rhetorical power tool that is employded as a means to govern: The majority vs. the subaltern - where do you stand? This essentialist, quasi-religious dualism is anachronistic, as it ignores the postmodern insight that all cultures are hybrid and ever-changing, that people cannot and should not be put into boxes because of their skin, their sexuality, their religion.

During the Hamas attack, the terrorists killed, abducted, and raped innocent people, Jewish people they do not consider human at all - and while Hamas is of course not the same as the Palestinian people, it is outrageous to claim that this terror attack was some effort to fight white settler colonialism and stand up for justice: Postcolonial forces arguing that terrorists are freedom fighters when they torture and slaughter innocent civilians who belong to a historically persecuted minority have lost their moral compass, Balzer rightfully argues. The claim that Jewish people are white and thus part of the colonial oppressors (really? and all Muslims are brown? and how did the Holocaust happen?) is abused to let antisemitism run free. Balzer also points to queerfeminists who justify Hamas tactics, so people who claim to defend the rights of people Hamas persecutes: Good luck explaining to an islamofascist that trans rights are human rights.

Balzer wants to protect the original idea of wokeness: A state of viewing the world and oneself critically in order to promote a more egalitarian society, not a means to categorize people and execute discursive power. The author points to Jürgen Habermas' concept of discourse ethics to fight essentialism and Manichaeism. Sure, one could argue that Balzer does not talk about failures of Israeli politics, but the short volume only aims to show how antisemitism has found its way into allegedly progressive movements, and the dubious moral justifications - and it does make this argument convincingly.
Profile Image for Sven.
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June 12, 2025
„ Die »Dekolonisierung« zielt auf Nämliches: Sie will die Gesellschaft befreien, indem sie die Menschen von Vorurteilen befreit, die sie vermeintlich über andere Menschen erheben und sie von diesen trennen.

Aber schon in den Siebzigern verliefen sich die Technologien der Dekonditionierung irgendwann in der moralisierenden Selbstüberhöhung einer vulgarisierten Ideologiekritik: Viele Theoretiker*innen traten mit der unerschütterlichen Überzeugung auf, dass sie - und nur sie - das »falsche Bewusstsein« durchschaut hätten, das die verblendeten Massen von der wahren Erkenntnis der Realität abhalte.

Aus dieser moralischen Selbstüberhöhung resultierte nicht zuletzt das manichäische Weltbild der K-Gruppen und des militanten Arms der »revolutionären Linken«, etwa der Roten Armee Fraktion. So ist es nicht allzu verwunderlich, dass, wer heute die Pamphlete mancher postkolonialer Aktivist*innen liest, sich in mehr als unbehaglicher Weise an die alten Kassiber von Ulrike Meinhof und Andreas Baader erinnert fühlt.“
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Profile Image for Jack B.
19 reviews
November 15, 2024
Longwinded - lots of abstract words, not as much concrete information. But it's an interesting topic, I just wish that, while he did say what he thought about many things, he would have said more about those things themselves, rather than assume we know what he is referring to.
Profile Image for David.
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October 29, 2024
"Solidarität mit der Identitätspolitik im Augenblick ihres Sturzes" (S. 89)
16 reviews
May 4, 2025
Leseempfehlung, e (Philosophie-) Lexikon in dr nöchi z ha würd uf jedefall hälfe
Profile Image for D.
18 reviews
September 20, 2025
Interessanter Essay zu den Themen Identitätspolitik, Wokeness, Queerfeminismus und Postkolonialismus.
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