Es ist eine unglaubliche Entdeckungsreise. Daniel Kehlmann, Autor des Weltbestsellers »Die Vermessung der Welt« und des historischen Zauberromans »Tyll«, führt uns tief hinein in das Werk des unbekanntesten Großmeisters der deutschen Leo Perutz.
Voller Verehrung, Begeisterung und mit tiefer Kenntnis stellt uns Kehlmann die Bücher jenes Mannes vor, der 1882 in Prag zur Welt kam, in Wien studierte, in Kaffeehäusern schrieb und in derselben Versicherungsanstalt wie Franz Kafka sein Brot verdiente. Leo Perutz war ein bedeutender Vertreter sowohl der großen osteuropäisch-jüdischen Erzähltradition als auch der Wiener Moderne. Sein Meisterwerk ist der Roman »Nachts unter der steinernen Brücke«.
Kehlmann beschreibt eindrücklich, welch tiefe Spuren Perutz in seinem eigenen Werk hinterlassen hat. Und teilt mit uns seine Verblüffung darüber, dass dieser Mann heute nicht zu den berühmtesten Romanciers seiner Sprache gehört. Mit diesem Buch könnte sich das ändern.
His novel Measuring the World (German: Die Vermessung der Welt) was translated into more than forty languages. Awards his work has received include the Candide Prize, the Literature Prize of the Konrad Adenauer Foundation, the Heimito von Doderer Literature Award, the Kleist Prize, the WELT Literature Prize, and the Thomas Mann Prize. Kehlmann divides his time between Vienna and Berlin.
Das ist das langweiligste Buch, das ich aus der Reihe „Bücher meines Lebens“ gelesen habe. Kehlmann fasst die Handlungen der Romane und Erzählungen Perutz so detailliert zusammen, dass man gar nicht die Notwendigkeit sieht, die Werke noch selbst zu lesen. Die Analysen über die Detailverliebtheit Perutz‘ selbst können mich leider auch nicht vom Hocker reißen, so wird Kehlmanns Buch leider nicht zur erhofften Anregung, es noch einmal mit Nachts unter der steinernen Brücke zu versuchen.
Gelernt habe ich nur, dass Kehlmann seine Begeisterung für Perutz wohl von seinem Vater hat, der sich um die Verfilmung von Perutz‘ Werken bemühte.
Nun habe ich mit „Über Leo Perutz“ von Daniel Kehlmann zwei Fliegen mit einer Klappe geschlagen - denn ich habe bisher weder ein Buch von Perutz, noch von Kehlmann gelesen. Aber wer war denn Leo Perutz und was machte ihn aus?! Perutz war ein deutschsprachiger, jüdischer Schriftsteller, 1882 in Prag geboren, war er im bürgerlichen Leben als Mathematiker unterwegs. Nachdem es in Vergessenheit geraten war, erscheinen seit den 1980ern vermehrt Neuauflagen seines Werks und zahlreiche Leser*innen sind auch heute begeistert von seinen Büchern, darunter auch Daniel Kehlmann: „Perutz ist der große magische Realist der deutschen Literatur. Er ist jemand, der im Grunde das macht, was Gabriel García Márquez und Jorge Luis Borges auch für sich entdeckt haben: nämlich, das Wunderbare, das Unbegreifliche und Magische mit – wie Marquez es nennt – unbewegtem Gesicht zu erzählen.“
Kehlmann hat in mir die Begeisterung für Perutz und sein Werk erst entfacht, indem er voller Begeisterung von dem Mann erzählt, der sogar mit Franz Kafka in der selben Versicherungsanstalt arbeitete. Sein unumstrittenes Meisterwerk ist wohl „Nachts unter der steinernen Brücke“, den er 1924 in Wien zu schreiben begann und 1951 in Tel Aviv fertig stellte, wohin er 1938 flüchtete. Es besteht aus 13 Kurzgeschichten, die im 17. Jahrhundert angesiedelt sind, die aber letztlich alle verknüpft sind. Der jüdische Geschäftsmann Mordechai Meisl und der römische, auch für Böhmen zuständige Kaiser Rudolf II., die das Judentum in Prag im 16. Jahrhundert zu seiner Blüte führten, stehen im Fokus der Geschichte. Kehlmann schildert die einzelnen Geschichten und rührt damit kräftig die Werbetrommel für Perutz, der auch in seinem eigenen Werk tiefe Spuren hinterlassen hat, denn er hat alle Bücher von Perutz gelesen und sich inspirieren lassen für sein eigenes Schreiben. Begründet ist dieses Interesse wahrscheinlich auf seinen Vater, den Theaterregisseur Michael Kehlmann, der Werke Perutz‘ aufführte und sogar einige Romane verfilmen ließ.
Wer sollte also „Über Leo Perutz“ als Lektüre in Erwägung ziehen?! Ich würde es allen Leser*innen empfehlen, die mehr über den Autoren der Wiener Moderne und der osteuropäisch-jüdischen Erzähltradition und seine Werke erfahren möchten. Für mich war alles, was Daniel Kehlmann kenntnisreich und voller Begeisterung in „Über Leo Perutz“ geschildert hat, vollkommen literarisches Neuland, meine erste Perutz-Begegnung quasi. Und ich kann Euch sagen: Er hat mich mit dem Büchlein ins Antiquariat getrieben und ich bin jetzt stolze Besitzerin dreier Leo Perutz Werke: „Nachts unter der steinernen Brücke“, „Sankt-Petri Schnee“ und „Meister des jüngsten Tages“. Jetzt muss ich nur noch entscheiden, welches mein Einstieg in die Perutz-Welt sein darf (Tipps dazu gerne in die Kommentare :-)) Einziges Manko von „Über Leo Perutz“: Ich hätte dem Buch aus der „Bücher meines Lebens“-Reihe des Kiepenheuer & Witsch Verlages mehr Umfang gewünscht. Von mir gibt’s eine klare Leseempfehlung, egal ob Ihr bereits mit dem Werk Perutz‘ vertraut seid, oder wie ich komplette Neulinge, es ist auf jeden Fall lesenswert!
Ich habe noch nie etwas von Leo Perutz gehört. Aber ich habe schon drei Bücher von Daniel Kehlmann gelesen, der mit diesem dünnen Büchlein ein Sachbuch über das Gesamtwerk und Leben des in Vergessenheit geratenen Autors Leo Perutz vorgelegt hat. Perutz war relativ erfolgreicher Autor zur Zeit der Weimarer Republik. Als dann unter den Nationalsozialisten Perutz‘ Verlag Zsolnay als „jüdisch“ erklärt wurde, konnten Perutz‘ Bücher nicht mehr publiziert werden und er geriet in Vergessenheit. Als er in der Nachkriegszeit mit seinem Hauptwerk Nachts unter der steinerneren Brücke an seine alten Erfolge anknüpfen wollte, scheiterte er. Der Roman wurde – unter anderem von seinem Verlag – als „zu jüdisch“ für das Deutschland der fünfziger Jahre erklärt und wurde nur unter Widrigkeiten veröffentlicht. Der Erfolg blieb wenig überraschend aus. Daniel Kehlmann nennt Leo Perutz als einen seiner bedeutendsten Einflüsse. Insbesondere Nachts unter der steinerneren Brücke wollte Kohlmann mit seinem Werk Ruhm in Struktur und Aufbau nacheifern. In welcher Weise der große Literat Kehlmann über sein Vorbild Perutz berichtet, ist beeindruckend und mitreißend; die Sprache, mit der er die Raffinesse Perutz‘ Geschichten beschreibt, fesselnd. Schade, dass es nicht länger war.
Das Thema „Leo Perutz“ hat mich seit Kehlmanns Frankfurter Vorlesungen noch nicht losgelassen. Nun habe ich also auch noch dieses kurze Buch (ca. 100 Seiten) von Kehlmann über die Werke Leo Perutz’ gelesen. Es liest sich extrem schnell runter. Der Zeichensatz ist großzügig gewählt. Das Buch kann wohl als ein Lobpreis beschrieben werden. Kehlmann versucht, die erzählerische Genialität von Leo Perutz darzustellen. Dafür paraphrasiert er verschiedene Werke. Besonderer Fokus liegt auf dem Buch „Nachts unter der steinernen Brücke“. Ähnlich wie bei den Frankfurter Vorlesungen wird die Inspiration für Kehlmanns eigene Werke deutlich. Es macht in diesem Sinne nicht nur Lust auf die Werke von Perutz, sondern kontextualisiert auch Kehlmanns Bücher. Für mich sehr interessant. Ich habe es als Mängelexemplar für 10 Euro gelesen; der handelsübliche Preis von 20 Euro ist schon sehr happig für die Kürze des Buches. Trotzdem sehr interessant, diese Einblicke in die Inspiration eines aktuellen Autors zu erlangen.
„Handlung ist das, was in einer Geschichte passiert – nicht Sprache, nicht Form, nicht Gestaltung, sondern das, was tatsächlich vor sich geht. Handlung ist also das in der Literatur, was selbst nicht Literatur ist.“ (Zitat Pos. 83)
Thema und Inhalt Dieses Buch ist das sechste Buch aus der Serie „Bücher meines Lebens“, herausgegeben von Volker Weidermann. Daniel Kehlmann schreibt über den österreichischen Schriftsteller Leo Perutz, der ihn begeistert und geprägt hat. Im Vorwort, verfasst von Volker Weidermann, erfahren wir, dass Daniel Kehlmann in seinem Roman „Ruhm“ einer seiner Figuren bewusst den Namen Leo gegeben hat und diesen Roman in der Form des Werkes „Nachts unter der steinernen Brücke“ von Leo Perutz verfasst hat.
Umsetzung Leo Perutz wollte nicht durch die Biografie seines Lebens bekannt sein, sondern durch sein literarisches Werk. Dieser Einstellung folgt Daniel Kehlmann in diesem Buch. In neun Kapiteln bringt er uns Leo Perutz über vier seiner Romane wie „Der schwedische Reiter“ und vor allem „Nachts unter der steinernen Brücke“ näher, ein Roman, den Daniel Kehlmann als metaphysisches Puzzle bezeichnet. Daniel Kehlmann schildert, wie Leo Perutz an den einzelnen Romanen gearbeitet hat, definiert dessen Herangehensweise an die Stoffe, Handlung, Erzählformen und sprachliche Umsetzung. Punktuelle Besprechungen und Erläuterungen der Inhalte werden durch kurze Auszüge präzisiert und ergänzt. Eine Aufstellung der Lebensdaten von Leo Perutz, das Quellenverzeichnis und die Angaben zu den Fußnoten im Text finden sich am Ende dieses Buches.
Fazit Ein Schriftsteller schreibt über einen Schriftsteller. Dies bedeutet nicht nur viel interessantes, neues Wissen, das dazu anregt, die Romane von Leo Perutz zu lesen, sondern auch sprachliches Lesevergnügen.