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Der Traum des Philosophen

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Hat Immanuel Kant die Aufklärung nur geträumt? Ist in Roswell tatsächlich ein UFO gelandet? Leben wir in einer virtuellen Welt?
In den vorliegenden Erzählungen wimmelt es von skurrilen Erfindern, Verschwörern, Geheimagenten aus der Zukunft, Helden, die gegen Weltraumpiraten kämpfen oder sich gar auf die Suche nach dem Urstoff des Lebens begeben. Da ist die Story von der Freundschaft zwischen Kevin und dem Tyrannosaurus; die vom nicht stattgefundenen Attentat in Sarajevo; oder die von den schockierenden Mysterien der Quantenwelt.
Ein Kaleidoskop schräger Einfälle, ernsthaft bis komisch, mit einer Prise Philosophie, Sozialkritik und Nachdenklichkeit. Die Geschichten spannen einen Bogen über 42 Milliarden Jahre. Sie beginnen im Dunkel der Zeiten und erstrecken sich über die neue Genesis der Maschinen bis in die ferne Zukunft, wenn Tintenfische oder Mochis das Sagen haben werden.

Über den Autor

Peter Schattschneider ist Physiker. Neben seiner Forschungstätigkeit hielt er Vorlesungen in Wien, Paris und Peking, unter anderem zum Thema »How science inspires science fiction«. Er schreibt Fachbücher und SF. 1993 und 1995 erhielt er für seine Kurzgeschichten den Kurd-Laßwitz-Preis

310 pages, Hardcover

Published September 1, 2024

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About the author

Peter Schattschneider

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April 24, 2025
Der Hirnkost Verlag macht schöne Bücher, aber dieses ist ein besonders gelungenes Exemplar, wie übrigens auch »Apeirophobia« von Christian J. Meier.: Ein Hardcover mit Lesebändchen, gelungenem Titelbild und einigen feinen Designdetails, dazu fühlt es sich auch noch gut an. Es enthält ausgewählte Kurzgeschichten des Wiener Physikprofessors, der seit Jahrzehnten neben seinen wissenschaftlichen Arbeiten immer wieder Science-Fiction veröffentlicht.
Für die Geschichten hat er jeweils eine Einleitung und ein Nachwort (»Postskriptum« genannt) geschrieben, wobei das letztere sich mit der Physik hinter der Geschichte beschäftigt. Und da gibt es eigentlich immer etwas zu erklären. Denn ein Kennzeichen der Texte von Schattschneider ist, dass sie immer einen naturwissenschaftlichen Kern haben, oft eine neuere oder unbekanntere physikalische Theorie oder ein komplexes Konzept. Der literarische Text setzt sich dann damit auseinander und veranschaulicht die wissenschaftlichen Ideen. Ich erkenne übrigens neidlos an, dass dieses Spannungsfeld zwischen genauer wissenschaftlicher Spekulation und literarischer Ausarbeitung – eigentlich der Kern von »Science Fiction« – im Vorwort von Marianne Gruber wesentlich besser und klarer herausgearbeitet wird als hier von mir. Manchmal kommt bei all der Wissenschaft »das Menschliche« etwas kurz: Die Figuren überzeugen nicht immer oder sind manchmal vielleicht gar nicht so wichtig. Trotzdem hat es mir sehr gut gefallen, diese Wundertüte voller spannender Ideen zu lesen.
Sechs der zwölf Geschichten sind Erstveröffentlichungen. Die Wiederveröffentlichungen stammen zur Hälfte aus EXODUS, deshalb kannte ich sie schon. Von den restlichen sind zwei aus der »Werkausgabe Schattschneider« der Edition Bärenklau und ich muss gestehen, dass diese Werkausgabe komplett an mir vorübergegangen ist, was ich doch noch ändern sollte.

Von den Erstveröffentlichungen gefiel mir »Aurora« am besten. Das ist eine Auseinandersetzung mit dem Problem, ob und wie wir erkennen können, ob wir in einer Simulation leben. Erzählt werden die Erlebnisse von Astronauten, die vermeintlich in einer Simulation den Saturnmond Enceladus untersuchen. Bestechend an der Geschichte fand ich die Beschreibung des Saturn und seines Mondes, sowie die technischen Details, wie genau die Simulation funktioniert und wie körperliches Empfinden passend zur simulierten Außenwelt stimuliert wird. Außerdem gelingt es Schattschneider hier, dass ich mit den Figuren empfinden konnte, dass es also nicht »nur« um ein technisches, sondern auch um ein menschliches Problem ging. Natürlich ist hier einiges nicht so, wie es scheint.
In »Verschränkung« werden die Geschehnisse aus »Aurora« fortgesetzt. Dabei versucht Schattschneider ein makroskopisches Beispiel für den quantenmechanischen Effekt der Verschränkung zu konstruieren. Ein Versuch, der aller Ehren wert ist; ich hatte aber trotz der Erläuterung im »Postskriptum« Schwierigkeiten, ihn nachzuvollziehen.
»Die seltsame Geschichte des Roswell–Zwischenfalls« ist eine gute Zeitreisegeschichte mit einem Handlungszirkel, der den beliebten Zeitreise–Knoten im Gehirn der Leser*innen erzeugt. Es geht, wie der Titel schon sagt, um den Roswell–Zwischenfall, also eine mutmaßliche Ufo–Beobachtung. Hier wird eine Erklärung für diesen Vorfall gebastelt und spannend erzählt. Insbesondere der im Jahre 1822 spielende Teil hat mir gefallen. Er erzählt das Schicksal eines weißen Jungen, der nach einem Überfall von Komantschen aufgezogen wird und dessen Lebensweg später mit dem in der Zukunft spielenden Teil der Kurzgeschichte verknüpft wird. Wie gesagt: Am Ende ist die Handlung rund und das Gehirn verknotet.
»Mahlstrom III« zeigt nicht zum ersten Mal, dass Schattschneider ein Faible für Arthur C. Clarke hat. Diese Geschichte ist eine Hommage an Clarke, der seiner Hard SF so einen wunderbaren Schuss »Sense of Wonder« geben konnte. Es geht um eine Astronautin, die auf einem Asteroiden in Lebensgefahr gerät und nun himmelsmechanische Kenntnisse braucht, um sich zu retten. So wird uns einiges über Bahnmanöver erklärt, über »Hohmann–Transfers« und »Oberth–Swingby–Manöver«. Weitere Erklärungen dazu gibt es im »Postskriptum«. Es gibt ein wenig Weltenbau drumherum, doch eigentlich hat den Autor vor allem interessiert, diese Manöver durchzurechnen und uns zu erklären. Das ist interessant und ich fand es toll, mal wieder technische SF zu lesen. Die Schwäche der Geschichte zeigt sich darin, dass ich nicht gelitten habe mit der Astronautin, die doch immerhin in Lebensgefahr schwebt.
»Dark Star« hat zwei Teile, die sich stilistisch deutlich voneinander unterscheiden. Im ersten Teil kehrt ein Raumschiffe nach vielen Jahren zur Erde zurück und stellt schon bei der Kontaktaufnahme aus einiger Entfernung fest, dass sich dort viel verändert hat. Dieser Teil hat einen ironischen Unterton: »So war also die Erde wüst und leer, und der Geist Gottes schwebte über den Wassern und wusste nicht so recht, was er tun sollte.« Zum zweiten Teil möchte ich nichts verraten, außer, dass hier vieles anders gesehen wird. Der physikalische Gehalt beschäftigt sich mit der Bedeutung von Längen– und Zeitskalen, der Abhängigkeit physiologischer Größen wie Reaktionszeit und Pulsfrequenz von der Körpergröße eines Lebewesens und was sich sonst noch ändern würde, wenn die Menschen deutlich kleiner wären. Als Perry Rhodan Leser fragte ich mich nach der Lektüre, schon ob die Siganesen in der Serie je richtig beschrieben worden sind. Ich fand dies zwar interessant, doch auch ein ein wenig wirr und mit zu vielen Erzählsträngen versehen. Das »Postskriptum« hat einiges zu erklären.
Ein ähnliches Thema wird amüsant und kurz in der älteren Geschichte »Scotty« behandelt, in der ein Tyrannosaurus Rex Klon aus dem Circus ausbricht und für Chaos sorgt. Geschrieben als Gerichtsprotokoll geht es im Kern um »Kleibers Gesetz«, das einen Zusammenhang herstellt zwischen dem Körpergewicht eines Lebewesens und seinem Energieverbrauch.
Die sechste Erstveröffentlichung heißt »Die Cygnischen Enttäuschungen« und ist irgendwie eine typische Schattschneider–Geschichte: wissenschaftlich fundiert mit origineller Grundidee, dabei keine leichte Kost, es wird Aufmerksamkeit vom Leser verlangt. Es gibt einige SF–Anspielungen, z.B. mehrfach auf Arthur C. Clarkes »Neun Milliarden Namen Gottes« oder auf »Rendevous mit Rama«. In der Anfangsszene wird sehr schön die Entstehung des Universums beschrieben und bei diesem Werden entsteht noch etwas Anderes (und das verrät eigentlich zu viel). Auf wenigen Seiten geht es in dieser Geschichte um grundlegende Fragen: Wie ist das Leben auf der Erde entstanden? Und wenn man die gleichzeitige Entstehung von Leben auf verschiedenen Planeten entdeckt, heißt das, dass hier ein Gott eingegriffen hat? Oder gibt es dafür eine andere Lösung? Das ist sehr interessant gemacht, enthält aber leider zu wenig Erzählung und zu viel Bericht.

Von den Wiederveröffentlichungen fand ich z.B. »Der Traum des Philosophen« sehr gelungen. Diese Geschichte ist eine originelle Auseinandersetzung mit der bekannten Frage, ob wir in einer Simulation leben und beginnt mit einer sehr schönen Szene, in deren Zentrum der Philosoph Immanuel Kant steht. Dann bekommen wir erst einmal »Das Simulationsargument« des schwedischen Philosophen Nick Bostrom erläutert, samt Internetquelle und Originalzitaten. Das ist typisch für Schattschneider, der sich nicht scheut, in einer SF–Kurzgeschichte wissenschaftliche Artikel zu zitieren und in den Nachworten schon einmal Formeln und Schaubilder zeigt. War schon der Kant–Teil der Geschichte voller Anspielungen, so wird das in den folgenden Teilen, die in der Zukunft spielen, noch stärker, wobei nicht alle satirischen Seitenhiebe nötig gewesen wären. Es geht nun darum, wie wir feststellen könnten, ob wir in einer Simulation leben und was wir dann tun könnten. Wie dies gelöst wird und was das mit Kant zu tun hat, sei hier nicht verraten. Ich fand, dass alleine die Idee, warum Kant umgebracht werden sollte, die Lektüre der Geschichte mehr als wert war, erklärt diese Idee doch, welche Bedeutung der Königsberger Philosoph für uns hat.
In eine ähnliche Richtung geht »Das Szalay–Fragment«, eine Alternate–History Geschichte aus der Sicht der Person, deren Zeit geändert werden soll. Es gibt ein Dokument, in dem eine Zeitzeuge berichtet und dies wäre keine typische Schattschneider Geschichte, wenn er nicht doch noch handfeste Wissenschaft einbauen würde, wie z.B. die Mathematik–Universum–Hypothese (MUH) und die Bostrom–Hypothese, die beide im Postskriptum erläutert werden.

Aus der EXODUS bekannt ist »Schneller als Licht«, eine ganz klassische SF–Story: Ein etwas schräger Professor stellt eine neue Erfindung oder Entdeckung vor, die er einem anderen und damit uns erklärt. Natürlich passiert beim Experiment etwas besonderes und ein Beispiel für Vorbilder wäre »The Billiard Ball« von Isaac Asimov. Spannend ist wieder das »Postskriptum«, in dem die physikalische Theorie hinter der Geschichte erläutert wird. Eine Änderung der Feinstrukturkonstante würde das Leben für uns im Universum ziemlich unmöglich machen. Besonderes Gimmick ist der dort erwähnte wissenschaftliche Artikel von Gregory Benford zu Tachyonen. Der schrieb nämlich den Roman »Timescape« (deutsch als »Zeitschaft«), in dem mittels Tachyonen eine Nachricht in die Vergangenheit geschickt wird. So verschwimmen immer wieder die Grenzen zwischen SF und Wissenschaft und es gibt Referenzen hin und her. Sehr schön.
Ebenfalls aus EXODUS bekannt ist die Zeitreise–Simulations–Geschichte »42 Milliarden Jahre«, die vollgestopft ist mit Anspielungen aus SF, anderer Literatur und Wissenschaft. Simuliert werden soll die Entstehung des Lebens, man will große Fragen beantworten, aber es wird ein Paradoxon mit katastrophalen Auswirkungen erzeugt. Hat mir Spaß gemacht.
Abgeschlossen wird der Band durch die ebenfalls schon bekannte Geschichte »Genesis Reloaded«.
Ich fand es sehr unterhaltsam, wie hier die Maschinenintelligenzen miteinander umgehen und wie letztlich aus einer falschen Übersetzung eine Schöpfungsgeschichte entsteht. Die Namen sind gut gewählt und die Technik ist sehr gut beschrieben.

In einem gut gemachten Buch befindet sich ein bunter Strauß von Geschichten für diejenigen, die den »Science« Anteil an der SF zu schätzen wissen.
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