Ein Aufwachsen mit dem Zauber und der Kraft der Musik – und die Geschichte einer Freundschaft, deren Innigkeit zerstörerisch ist. Die Ausnahmemusikerin Sophie Hunger schenkt uns einen so abgründigen wie poetischen, einen tragikomischen und raffinierten Coming-of-Age-Roman, der davon erzählt, was wir verlieren müssen, um etwas zu werden.
Ein Mädchen und ihr bester Freund Niemand. Als Kinder von Militärattachés ist ihr Aufwachsen geprägt von ständigen Ortswechseln. Vom Rhythmus der Musik getragen erleben sie Magie und Erschütterungen von Kindheit und Jugend. Am glücklichsten sind sie, wenn sie sich in ihrer Plattensammlung verlieren, wenn sie im Atlas die Welt nach Bandnamen neu kartografieren, wenn sie im Klavierunterricht Dezibelangaben herausbrüllen oder in Songs die Sätze finden, die schon immer in ihnen gelauert haben. Sie verstecken sich in der Musik und werden von ihr versteckt, aber immer haben sie einander.
Doch dann bekommt die Freundschaft Risse. Während Niemand eine Obsession für die Volkskunde der Walserinnen entwickelt, von denen die Erzählerin abstammt, und während sie selbst erste eigene Lieder schreibt, bahnt sich eine Katastrophe an.
Sophie Hunger gelingt es auf beeindruckende Weise, ihre besonderen Qualitäten als Songwriterin in einen vielschichtigen und bewegenden Roman über das Werden, die Freundschaft und das Elementare der Musik zu verwandeln.
Sophie Hunger's Walzer für Niemand is a book that doesn't just tell a story—it immerses you in an emotional whirlwind, drawing you into a world of toxic bonds, music as survival, and the eternal dance between closeness and distance.
Hunger's writing is both poetic and piercing. She captures the way relationships can become cyclical, the way we try sabotage time and yet, despite everything, try to remain bound to someone. The book paints a picture of love as something all-encompassing yet unfulfilling, a force that consumes rather than completes.
One of the most striking aspects of Walzer für Niemand is the way it intertwines music with survival. For the protagonist, music is not just a form of expression but a way to exist, to become, to escape, to make sense of a chaotic relationship and an unraveling self. The novel's language flows like a song—haunting, rhythmic, filled with echoes of past and present.
What makes this book so powerful is its ability to capture the paradox of human connection: we crave intimacy, yet we fear it; we need each other, yet we run. It is a never-ending waltz between attachment and escape, between the comfort of familiarity and the pain it brings.
This book left me feeling deeply moved, as if I had been given glimpses of my own past and emotions reflected back at me. It is a novel that lingers long after the last page, like a melody you can't quite shake. Walzer für Niemand is more than just a story—it is an experience, a song, a cycle of love and loss, and ultimately, a search for freedom.
If you've ever been entangled in a relationship that felt both inescapable and unsustainable, or if you see music as more than just sound but as a way of being, then this book will speak to you in ways that are both beautiful and devastating.
„Aber etwas war zerbrochen. Anstatt dass sie uns entführten, hingen einzelne Songzeilen bewegungslos in der Luft, Rauch in einem sauerstoffarmen Raum. Erst nur Versteile, dann aber ganze Refrains. Sie kommentierten uns, ließen sich über uns aus.“ (S.155)
Sophie Hunger ist bekannt als Songwriterin und Musikerin und nun hat sie ihren ersten Roman geschrieben. Beim Lesen könnte man sich die Frage stellen, ob der Roman autobiografisch ist; dies ist aber nicht so - es gibt einige Parallelen zur Protagonistin, aber der Roman ist rein fiktiv. Es ist eine Coming-of-Age-Geschichte, der ein intensives Freundschaftsthema zugrunde liegt, und das Finden der Identität durch und mit der Musik. Das Buch ist in der Du-Perspektive geschrieben, gerichtet an den „besten Freund“. Der Schreibstil ist sehr außergewöhnlich und einzigartig; Das Buch liest sich eher wie ein langer Songtext; poetisch, mehrdeutig, einem bestimmten Rhythmus folgend, Harmonien mit Dissonanzen, mal mitreißend, mal fremd, einen Sog entfaltend, mit einer gewissen Melancholie die unter Allem liegt. Es ist auf jeden Fall sehr speziell und man sollte in der Stimmung und offen für diese Art von Text sein. Mir war der Text zunächst fremd, dann hat er mich aber auch fasziniert und nicht mehr losgelassen und vom Ende war ich regelrecht geschockt. Ich würde das Buch als eine „Erfahrung“ beschreiben, nicht als „klassischen Roman“. Wer etwas Außergewöhnliches sucht, ist hier auf jeden Fall richtig!
Ich kannte Sophie Hunger nur vom Namen her, habe ihre Musik noch nie gehört, wahrscheinlich hätte ich das Buch besser verstanden, wenn ich mehr über sie und ihre Musik gewusst hätte. Besonders am Anfang habe ich nicht so richtig durchgeblickt, worum es eigentlich geht, mit der Zeit konnte mich "Walzer für Niemand" dann aber doch irgendwie fesseln. Der poetische Schreibstil hat mir, auch wenn ich nicht ganz alles verstanden habe, gut gefallen, durch die kurzen Kapitel kam ich trotz dem eher anspruchsvollen sprachlichen Niveau superschnell voran und verlor die Motivation nicht. Die irgendwie traurige/melancholische Atmosphäre des Buches hat mich ebenfalls abgeholt, genauso wie der anekdotische Erzählstil. Mit den Figuren konnte ich zwar nicht so richtig warm werden, ihre Ansichten und Verhaltensweisen fand ich teilweise sehr befremdlich, trotzdem war ich interessiert daran, wie es mit ihnen weitergeht. Insgesamt eine originelle Leseerfahrung, die ich allen, die sich für Themen wie Musik und Freundschaft interessieren und offen sind für etwas experimentellere Bücher, empfehlen kann.
Ich habe ja gewusst, worauf ich mich mit einem Werk Sophie Hungers einlasse, sei es mit ihrer Musik oder erst recht mit ihrem Buch. Bin ich jetzt klüger oder vielleicht irgendwie weiter? Ich weiß es noch nicht. Vielleicht werde ich es noch erfahren, vielleicht auch nicht. Möglicherweise ist es aber auch das, was Sophie Hunger will.
Walzer für Niemand ist ein Drogentrip mit einem Schuss Ornithologie. Die Erzählerin erzählt von ihrer Kindheit als entwurzelte Tochter von Militärataschees der Eidgenossenschaft. Sie wuchs mit einem Niemand auf, ein imaginärer Freund, real und solid, zum Pferdestehlen. Zu dritt, mit einer betrunkenen Taube in der Handtasche, ziehen sie durch die Clubs. Dazwischen erfahren wir sehr viel über die Walserinnen, in Einschüben zwischen den Kapiteln. Die Zwischenkapitel sind noch kürzer und abgespaceter als die bildhaften Erzählungen, die dem Leser viel Raum lassen für Interpretation, ähnlich einem Musikkonzert. Wirklich abgefahren aber ist, dass in den Ferien, analog dem Roman 'Wackelkontakt' von Wolf 🐺 Haas, immer das passiert, was im Buch gerade beschrieben wird: Tauben treten auf und Sprachspiele, zum Beispiel.
Wie bewertet man ein Buch, welches man nicht versteht? Werde es sicherlich wieder lesen. Muss es sicherlich wieder lesen. Das Lied war schon früher sehr verwirrend, aber das Buch übertrifft alles. Ich finde es extrem eindrücklich, wie es eine Person schafft, mehr Verwirrung in den Raum zu legen als zu nehmen. Verwirrung ist ein so lustiges Gefühl. Immer wieder muss ich an das Buch denken, aber verstehen? Wirklich verstehen tut es warscheinlich nur Sophie Hunger selber. Naja wer weiss das so genau.
Ein aussergewöhnliches Buch so künstlerisch und kreativ wie Sophie Hungers Musik. Sehr poetisch geschrieben - immer mal wieder berührend, immer mal wieder verwirrend/irritierend und verstehen bzw. fassen konnte ich das Buch bis zum Schluss nicht. Möglicherweise war das auch gar nicht die Intention der Autorin? Wer sich drauf einlassen mag, kann bereichert werden.
I am still figuring out whether she is always reffering to a sibling/best friend or her own second identity. I didn't look it up, because I felt like that's the whole magic about it. I really enjoyed reading it and would 10/10 recommend for people who like something new and enjoy lyrical style. Thank you Sophie!
Ich weiß dass ich das Buch noch ganz oft Lesen muss. Ich fühle mich verstanden obwohl ich nicht alles verstehe. Die Behutsamkeit der Sprache ist so beeindruckend.