Ein hoffnungsvoller Roman über die schwierige Zeit des Erwachsenwerdens
Der 17-jährige Kester hat gerade sein Abitur gemacht. Als Bester, obwohl er eine Klasse übersprungen hat. Während der Rest seines Jahrgangs das Ende der Schulzeit am Meer feiert, will er sich im Laufe des Wochenendes das Leben nehmen. Einmal will er es aber noch voll auskosten. Drogen, Tanzen, Sex – den totalen Rausch erleben. Aber dabei begegnet er einigen Gestalten der Nacht, lernt ihre Sorgen und Nöte, Wünsche und Träume kennen und gerät ins Wanken. Dafür sorgt nicht zuletzt Bruno, der Kester durch die letzten Stunden folgt. Ein junger, kultivierter Mann, der aussieht wie ein Galerist, der aber behauptet, ein Engel zu sein. Und schließlich findet ihn auch noch seine Mitschülerin Blanka, deren Leben ganz anders auf der Kippe steht als das von Kester ...
Der neue Jugendroman des vielfach ausgezeichneten Autors Nils Mohl
Es ist gar nicht so leicht, das Buch zusammenzufassen. Es geht um einen Teenager, der die beste Nacht seines Lebens erleben möchte, ehe er sich das Leben nimmt. Vom Erzählton her ist es aber gar nicht so drückend, wie es sich auf den ersten Blick anhört, sondern wie ein ganz lockeres Jugendbuch geschrieben.
Dabei finde ich die Herangehensweise besonders gelungen. Wir begleiten Kester durch die ganze Nacht und immer dann, wenn etwas passiert, das lebensgefährlich enden könnte, endet der Autor kurz vorher mit einem "Aber was, wenn es anders gelaufen wäre?". Heißt, es wird auf grau gedruckten Seiten der worst case beschrieben, der letztlich aber gar nicht eintritt - wie in diesen Kinderbüchern, bei denen man sich den Weg/das Ende aussuchen kann. Das war richtig gut durchdacht.
Die teils skurrilen, interessantan Charaktere, die er während seiner letzten Nacht trifft, überzeugten durch Authentizität, die Figurenentwicklung und dieses Aufeinandertreffen mit ganz eigenen Persönlichkeiten machten das Lesen richtig spannend. Innenschau und Figuren standen definitiv im Fokus.
Der flüssige, lockere und überhaupt nicht düstere Schreibstil haben mich von Anfang an gepackt, wobei der Plot zum Ende hin irgendwie etwas ins Philosophische ging und ich ehrlich gesagt gar nicht 100% verstanden habe, wie genau es ausging und ob der Protagonist überlebt hat - aber vlt ist das der Sinn der Sache? Dass es zur Interpretation offen bleibt?
Das Lesen hat definitiv Spaß gemacht, was merkwürdig klingen mag bei dem prägnanten Mental Health Plot, aber die Figuren machten es einfach so eigenwillig und interessant, dass ich es nicht anders sagen kann. Außerdem fand ich diese "was wäre wenn"-Message einfach unglaublich gut ausgearbeitet, sie regt definitiv zum Nachdenken an. Gefehlt haben mir so ein bisschen die tieferen Beweggründe des Protagonisten und dass das Thema Suiz1dgedanken nicht ganz so auf die leichte Schulter genommen wird von den handelnden Figuren.
**** Worum geht es? & Mein Eindruck **** Mohls Worte laden dazu ein, die eigenen Gefühle und Bedürfnisse – auch und gerade in jungen Jahren – ernst zu nehmen und die Tragweite von Entscheidungen sowie den Einfluss und die Macht eines Menschen auf das eigene Leben unter die Lupe zu nehmen. Das Buch strahlt trotz der erschütternden Selbstmordthematik viel Positives, Leichtes und damit Hoffnung aus. Die Rolle der Protagonistin bleibt bis zum Ende hin in Frage gestellt – was ist tatsächlich passiert und was war mehr ein Gedankenspiel? Ich denke, hier gilt es vor allem zu interpretieren, was mir persönlich Spaß gemacht hat. Da das Buch allerdings für ein jugendliches Publikum verfasst ist, hätte ich mir etwas mehr Klarheit gewünscht. Sprachlich ist es ansprechend und für die Zielgruppe gelungen gewählt. Stilistisch hat das Buch einiges zu bieten – die „Neustarts“ und die damit einhergehenden Zwischenkapitel mit direktem Bezug auf die mentale Gesundheit fand ich wirklich aufschlussreich, ebenso das Nachwort des Autors. Es unterstreicht die Botschaft. Die teils skurrilen Figuren und das damit ganz Eigene finde ich ansprechend – es schafft Aufmerksamkeit und macht das Nachdenken über das Ganze umso einfacher. Das Buch wiegt insgesamt thematisch schwer, obwohl es in mir Freude beim Lesen geweckt hat.
**** Empfehlung? **** Eine etwas andere Geschichte, die mit ihrer Thematik und Relevanz genau den Nerv der Zeit trifft. Dennoch würde ich das Buch nicht einfach einem Jugendlichen in die Hand drücken – es kann unter Umständen zu mehr Problemen führen. Stabile Jugendliche können hier Gedanken wälzen, und Erwachsene sich selbst wiederfinden.