Früher haben sie fast jedes Wochenende im alten Ferienhaus der Familie verbracht, heute treffen sie sich dort nur noch zu besonderen Anlä Cecilia, Jonas und Marika Ritter wohnen in alle Winde verstreut, leben ihre eigenen Leben, versuchen, ihre eigenen Krisen zu bewältigen.
Als die Eltern sich trennen, das Haus verkaufen wollen und damit ihr sicherer Hafen wegzubrechen droht, wollen sie ein paar letzte Wochenenden gemeinsam dort verbringen. Zwischen Loslassen und Festhalten, im Versuch, sich als Familie neu zu finden, stellen sich die drei der Frage, wer sie eigentlich sind, ohne das Ferienhaus an der alten Mühle.
Kristina Pfister wurde 1987 in Bamberg geboren und verbrachte schon als Kind zahlreiche schöne Ferientage auf den Campingplätzen Europas. Der Sommer ist für sie am schönsten mit den Füßen im Wasser. Deshalb studierte sie am Bodensee, fährt wenn möglich jedes Jahr ans Meer, und freute sich sehr, als sie 2018 ein Aufenthaltsstipendium im »Baltic Centre for Writers and Translators« auf der Insel Gotland bekam. Wenn sie nicht gerade an einem Strand zeltet oder auf schwedischen Inseln schreibt, lebt und arbeitet sie in Nürnberg.
Das war für mich ein schöner Sommer-Urlaubsroman. Ich habe die einzelnen Mitglieder der etwas verrückten Familie Ritter sehr gerne durch das Jahr begleitet und bin mit ihnen durch die kleinen und größeren Katastrophen gegangen. Die Autorin hat einen sehr angenehmen, lockeren Schreibstil ohne dabei zu seicht zu werden.
Ein wunderbarer Roman über die Schönheit und den Zusammenhalt von Familie, aber auch die Schattenseiten des Elternseins und Kinderkriegens aus Sicht verschiedenster Frauen.
„Nach dem Sommerregen“ erzählt die Geschichte der Familie Richter und behandelt die alltäglichen Probleme des Lebens. Sowohl die Eltern, als auch die drei Geschwister haben mit ihren Lebensentscheidungen zu kämpfen. Zentraler Punkt der Geschichte ist das Sommerhaus der Familie, in dem sich alle zu besonderen Anlässen versammeln. Sie alle haben ihre eigenen Sorgen und keiner möchte sich dem anderen anvertrauen und dort starten die Probleme...
Dieses Buch schreibt von Sorgen und Ängsten. Von vermeidlich falschen Entscheidungen und den Anstrengungen des Mutter seins bis hin zu Ehekrisen. Es ist ehrlich in dem, was es sagen will, und beschönigt dabei nicht. Die Menschen, um die es hier geht, sind nicht perfekt, aber das lässt sie so greifbar und lebendig wirken. Sie haben Probleme wie jeder von uns, wissen nicht, was sie tun sollen, oder fragen sich, was das Richtige in dem Moment ist. Dabei verletzen sie sich ungewollt gegenseitig mit ihren Worten, aber schaffen es auch nicht, offen und ehrlich über alles zu sprechen. Cecilia, die große, die immer alles schafft. Jonas, der mittlere, für den alles nur ein Witz ist. Und Marika, die jüngste, die für alle immer das kleine Käferchen geblieben ist. Vorurteile oder vielleicht auch nur alte Eindrücke, die sich gefestigt haben und schwer abzulegen sind, sich aber auf alle drei Geschwister und deren Dynamik untereinander auswirken.
Ich habe die Geschichte unglaublich gerne verfolgt, nicht weil sie besonders spannend geschrieben ist oder überraschende Plottwists mit sich bringt. Sondern weil sie ehrlich ist und man sich an der ein oder anderen Stelle in die Charaktere hineinversetzen kann. Der Aufbau der Geschichte, bei dem man nacheinander den Geschwistern folgt, gibt Stück für Stück mehr Aufschluss über deren eigenen Probleme und wie sie das Leben ihrer Geschwister wahrnehmen. Es zeigt, dass man innerlich im Chaos stecken kann, dass das eigene Leben am Zerbrechen ist und deine Geschwister trotzdem glauben, dass alles in Ordnung sei. Aber es zeigt auch, dass Familie am Ende doch immer für einen da ist und unterstützt. Und vielleicht ganz vielleicht bewegt es auch dazu, etwas offener über die eigenen Probleme und Sorgen zu sprechen und die Hilfe und Unterstützung der Familie anzunehmen, wenn man sie braucht. Ich würde diese Geschichte jedem empfehlen, der gerne Geschichten liest, die aus dem Leben stammen.
Mir war am Anfang nicht klar, wohin die Geschichte steuert, sie hat mich aber vom ersten Moment an abgeholt. Die Schilderung der Familiendynamik fand ich sehr präzise und schön beobachtet und die aufgegriffenen Themen (Burnout/postnatale Depression, patriarchal bedingte innerfamiliäre Strukturen und den Umgang damit und die daraus resultierenden Folgen, was hält eine Familie zusammen) wahnsinnig spannend und anrührend erarbeitet und sprachlich toll umgesetzt.
Für die Dauer des Hörbuchs befand ich mich ebenfalls im Sommerhaus, hatte alles bildlich vor Augen und es war hinterher schwierig, die Geschichte loszulassen. Das einzige, was mich gestört hat, war, dass mir die zeitliche Einordnung der Einwürfe am Kapitelanfang zuweilen schwer fiel - was ist Vergangenheit (und wie lange her) und was Zukunft?
Nichtsdestotrotz eine ganz tolle Familiengeschichte, dass es mit großer Wahrscheinlichkeit in meine Favoritenliste für die zweite Jahreshälfte schaffen wird.
*Das Hörbuch wurde mir kostenfrei von netgalley zur Verfügung gestellt.
Ich kenne schon zwei andere Romane von Kristina Pfister und war nun neugierig auf das neueste Werk „Nach dem Sommerregen“, eine Familiengeschichte, die das ganz normale verrückte Leben spiegelt. An Vater Walters 70. Geburtstag, den die älteste Tochter Cecilia perfekt für ihn gestalten will, geht alles schief, was nur schiefgehen kann. Mutter Marianne kommt zu spät, mit Dirk im Schlepptau, an den Walter sich gar nicht erinnern will. Jonas kommt zwar mit Frau Julia auf die Party, denkt aber schon über Trennung nach, außerdem ist da noch die coole Nachbarin Billy. Die jüngste Tochter Marika überrascht alle mit ihrer ungeplanten Schwangerschaft, Freund Kai taucht auch auf, ebenso Per-Olov, der gar nicht versteht, warum Cecilia immer alles 130%ig haben will und trotzdem kein weiteres Kind in Aussicht ist und sie ein Geheimnis hütet. Nebenbei fackelt das Baumhaus der „Ritterburg“ ab, dem Sommerhaus der Familie. Es klingt alles klein, verwinkelt und abgewohnt, der Keller steckt voller Gerümpel, aber auch voller jeder Menge Erinnerungen, an die man sich gerne nach diesem Desaster gemeinsam erinnern möchte. Ach ja, Walter bekommt noch einen Herzinfarkt, um das Drama abzurunden. Die Eltern gehen mal wieder getrennte Wege, die Geschwister hassen und lieben sich, wie das bei drei Geschwistern wohl so ist, am besten in unterschiedlichen Konstellationen. Die dazugehörigen Partner P.O., Julia und Kai bleiben über kurz oder lang außen vor, es dreht sich vor allem um die 5 Ritters. Die „Kinder“, die inzwischen selbst erwachsen sind, erfahren auf Umwegen, warum Mutter Marianne sich damals eine Auszeit nahm, inzwischen können sie es wohl nachvollziehen, dass es eben einfach manchmal so sein muss, dass man auch nur mal an sich denkt, aber nicht darüber reden möchte. Nun geht es ihnen selbst so.
Das Buch mit seinen 352 Seiten lässt sich flüssig lesen. An manchen Stellen erkennt man sich wieder, es ist nicht immer alles supertoll und heile Welt, manchmal muss man der Realität ins Auge sehen, auch wenn das danach blau ist oder die Nase dick. Manchmal muss erst etwas passieren, damit man aufwacht und nach vorne schaut, aber dennoch auch zurück. Es geht um das Eltern sein, das Kind- und gleichzeitig Eltern sein, Geschwister-sein, Familie oder Paar sein, Einzelkämpfer und Teamplayer, Arbeitstiere und Tagträumer, Perfektionisten und Menschen, die das Leben nehmen, wie es kommt. Verlust- und Versagensängste, Wünsche und Träume, soll es bleiben, wie es ist oder wäre es anders besser? Die Ritters lernen nicht nur sich selbst sondern auch die anderen Familienmitglieder aus einer ganz anderen Sicht neu kennen.
Ich habe das eBook parallel zum Hörbuch gelesen, beides hat mir gut gefallen, allerdings fand ich die Hörbuchversion noch etwas passender, weil entsprechend vertont noch näher am Geschehen. Ich vergebe 4,5 bis 5 Sterne mit Leseempfehlung.
Danke an NetGalley und den Fischer Verlag, die mir ein Rezensionsexemplar zur Verfügung gestellt haben. Meine Meinung ist davon jedoch unabhängig.
Dies war mein drittes Buch der Autorin, und auch wenn mir ihre anderen beiden Geschichten nochmal besser gefallen haben, so hatte ich auch mit diesem Buch eine gute Zeit.
„Man muss das Leben noch ein bisschen mit Leben füllen, solange es geht.“
In nach dem Sommerregen begleiten wir Familie Ritter – ja, alle Familienmitglieder – über einen Zeitraum von mehreren Monaten. Die Eltern und alle drei erwachsenen Kinder haben so ihre Päckchen zu tragen, das Buch ist sehr vielschichtig und abwechslungsreich. Erwachsensein und das Leben als erwachsene Person sind hier zentrale Themen. Neue Beziehungen, Trennung, es nochmal versuchen. Kinder kriegen, Kinder haben, plötzlich Stiefelternteil. All das begegnet einem hier in diesem Buch.
Zentraler Schauplatz ist dabei „die Ritterburg“, das alte Ferienhaus an der Mühle. Ein Ort voller Erinnerungen, und vielleicht ein Ort ohne Zukunft? Da die Eltern sich trennen und das Haus verkaufen wollen. Die Geschwister werden mit ihrer Vergangenheit konfrontiert – und der Klappentext beschreibt es eigentlich schon sehr gut: „Zwischen Loslassen und Festhalten, im Versuch, sich als Familie neu zu finden“.
Im Grunde hat mir das Buch gut gefallen. Ich mochte die Familie und wie sie ihre Konflikte ausgetragen haben. Das hat sich alles sehr real angefühlt. Allerdings fand ich, dass das Buch für den großen Zeitraum der Geschichte etwas zu kurz war. Knapp 320 Seiten sind nicht super wenig, aber bei so vielen Personen und Konflikten hätte ich mir mehr Zeit und an manchen Stellen mehr Tiefe gewünscht. Zudem sind die Kapitel mit Telefonaten bzw. Anrufbeantworter-Aufnahmen voneinander getrennt, was irgendwie eine schöne stilistische Idee war, aber gleichzeitig an manchen Stellen den Flow bei mir unterbrochen hat, sodass es teilweise fragmentiert gewirkt hat.
Nichtsdestotrotz eine schöne Familiengeschichte, nicht ganz so sommerlich wie die anderen Bücher der Autorin, aber gut zu lesen.
An dieser Stelle kann ich auch nur das Hörbuch empfehlen. Es wird von Leonie Landa gesprochen und mit ihrer wandelbaren Stimme ist sie für mich die perfekte Sprecherin für dieses Buch, bei dem es so viele Perspektiven und unterschiedliche Personen gibt, denen sie alle eine unverkennbare Klangfarbe verleiht.
Abschließend komme ich bei dem Buch auf 4 Sterne und freue mich auf weitere (Sommer-)Bücher der Autorin.
Loslassen Das Cover bleibt dem Stil der Bücher von Kristina Pfister treu und hat somit einen direkt Wiedererkennungswert. Marika, Jonas und Cecilia, drei Geschwister, drei unterschiedliche Leben. Gemeinsam ist ihnen das Verbergen bzw. Ignorieren von persönlichen Problemen. Sie treffen aufeinander im alten Ferienhaus der Eltern. Der Ort, an dem sie als Kinder ohne Sorgen waren. Jetzt ist die familiäre Idylle gefährdet. Die Eltern wollen sich trennen und das Haus verkaufen. Mit lockerem, aber nicht seichten Schreibstil begleiten wir die drei durch das Jahr. Erleben die Probleme und Konflikte untereinander, mit den Eltern und Partnern. Jedem Kapitel ist ein, in kursiver Schrift gehaltener Teil, vorgestellt . Der Inhalt gibt dem Leser immer einen kleinen Informationsvorsprung. Dieser Weg zu erzählen hat mir gut gefallen. Die Atmosphäre in und um das alte Ferienhaus ist mal ernst, mal heiter und lässt Bilder im Kopf entstehen. Die Charaktere sind sehr lebendig und wirken aus dem Leben gegriffen. Auch die familiären Knackpunkte sind nicht konstruiert oder gestellt. Alle Beteiligten müssen lernen loszulassen, sich ihrem Leben zu stellen. Kristina Pfister hat hier einen sehr schönen Familienroman geschrieben.
„Nach dem Sommerregen“ ist eine ansprechende Geschichte über Familie und Zusammenhalt. Wir bekommen viele verschiedene Perspektiven, die alle ihren eigenen Stil und Charakter mit sich bringen. Die Protagonisten sind komplex und authentisch. Jeder hat seine eigenen Probleme, mit denen er zu kämpfen hat und gleichzeitig gibt es Probleme, die die gesamte Familie und ihre Dynamik betreffen. Alles wirkt sommerlich und melancholisch, kombiniert mit Humor und Ernsthaftigkeit. Die Beschreibungen der Umgebung und Natur sind wunderschön und die Autorin hat mich damit verzaubern können. Eine erfrischend ehrliche, authentische und humorvolle Geschichte. Die Sprecherin des Hörbuchs „Leonie Landa“ ist lebhaft und angenehm. 3.75*
Vielen Dank an den Verlag „Argon“ für die Bereitstellung des Rezensionsexemplars über NetGalley. Diese Rezension ist meine freie Meinung in eigenen Worten.
Kristina Pfisters Bücher sind für mich eigentlich purer Eskapismus, da ich ihre Art, Dinge, Orte, Menschen und Situationen zu beschreiben so wunderschön finde. Dieser Roman konnte mich jedoch nicht überzeugen. Die häufig bemühte Gemütlichkeit wirkte auf mich überzogen, besonders im Kontrast zu inszenierten „Dramen“, die in ihrer Konstruktion wenig glaubwürdig erschienen und sich so im echten Leben kaum abspielen würden. Einige Konflikte lösen sich binnen weniger Seiten auf, andere hingegen werden unnötig in die Länge gezogen. Tiefgründige Themen und teils erschütternde Szenen werden zwar angedeutet, bleiben jedoch unzureichend ausgearbeitet und hinterlassen dadurch viele offene Fragen. Die Figuren – allen voran die Protagonistin – bleiben blass; eine nachvollziehbare Entwicklung ist bei keinem Charakter erkennbar.
Ich habe selten einen Sommerroman mit einem solchen Tiefgang gelesen. Die Geschichte der kleinen Familie in ihrem Sommerhaus liest sich sommerlich leicht, greift aber in den vier Kapiteln unterschiedliche Themen aus dem Ernst des Lebens auf. Das Buch erzählt vom Loslassen und Festhalten, kritisiert die Anforderungen an Frauen in der “klassischen” Mutter- und Beziehungs-Rolle und zeichnet die Lebenswege der Charaktere realitätsnah. Die Familienmitglieder bringen alle ihre eigenen “Probleme” mit ein, bewältigen diese auf verschiedenste Weise und schaffen so eine fliesende Transformation der Beziehungsstrukuren zwischen den Charakteren. Kurzweilig, unterhaltsam und bewegend!
Ein schönes Buch, welches schnell und einfach gelesen werden kann. Die Charaktere sind schön ausgearbeitet, teilweise richtige Persönlichkeiten in denen ich mich und meine Geschwister wiederfinden konnte. Der sehr deskriptive Schreibstil war manchmal ein bisschen anstrengend.
ein netter Sommerroman, jedoch zu viele Protagonist*innen auf einmal und wichtige Themen, die angeschnitten werden, aber dann nicht in die Tiefe gehen.