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Ich möchte lieber nichts

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»Der erste Asket der Zukunft, der mir je begegnet ist, war eine Frau«, schreibt John von Düffel in seinem viel gelesenen Stundenbuch ›Das Wenige und das Wesentliche‹. Diese Frau, die Schottin Fiona, damals eine Philosophiestudentin, sucht er nun nach Jahrzehnten wieder auf. Im Gepäck hat er viele Fragen, die er mit ihr auf langen Stadtwanderungen in intensiven Gesprächen weiterdenkt: Wie leben wir richtig? Was ist das Wesentliche in einer Welt des Überflusses? Wie viel Konsumverzicht ist möglich? Und: Was hat das mit Freiheit zu tun? Zwei Tage verbringen sie zusammen in Edinburgh. Und es entwickelt sich daraus ein Gedankenaustausch über die zentralen Fragen unserer Zeit. Es folgt ein Briefwechsel, der nicht nur nach Antworten sucht, sondern auch Rätsel aufgibt. Wer genau ist Fiona eigentlich und wie ist ihr Leben seit dem Studium verlaufen?
Eine Geschichte über die Angst vor Veränderung, den Mut zur Abweichung und die Frage nach dem Einsamen und dem Gemeinsamen: Solitaire oder Solidaire?

208 pages, Hardcover

Published November 11, 2024

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About the author

John von Düffel

38 books16 followers
John von Düffel is a German dramatist, translator, and author.

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Displaying 1 - 5 of 5 reviews
Profile Image for Buchdoktor.
2,362 reviews187 followers
November 13, 2024
John von Düffel kommt nach 35 Jahren an seinen Studienort Edinburgh zurück, um seine damalige Kommilitonin Fiona zu treffen. Für eine Art Lebensbilanz möchte er mit ihr als einer von drei für ihn wichtigen Menschen sprechen, weil sie „sagt, was sie denkt“. Die Reise resultiert u. a. daraus, dass „ man nichts mehr glauben kann“ und von Düffel sich als Autor enteignet fühlt, weil inzwischen alle erzählen. Fiona, mit der er intensive philosophische Gespräche führte, beeindruckte schon damals mit dem leicht abgewandelten Bartleby-der-Schreiber-Zitat „Ich möchte lieber nichts“. Auch wenn Konsum und Manieren eine Klassengesellschaft entlarven, hatte Fiona weitere Gründe für ihren Konsumverzicht. Aus der erzwungenen Askese, sich beim Weggehen nichts zu bestellen, entwickelte sie eine philosophische/politische Haltung der Konsumkritik. Auf philosophischer Ebene knüpfen beide offenbar an, wo sie vor Jahren ihr Gespräch beendeten. Persönlich dagegen ist Zurückhaltung zu spüren, Fionas Situation als Arbeiterkind mit zahlreichen Geschwistern und Bildungsaufsteigerin zu berühren. John als Lehrerkind hatte offenbar keine Vorstellung davon, wie es ist, jeden Penny umdrehen zu müssen und trotz Stipendium im Bildungssystem nicht vorgesehen zu sein. Er ist Teil des Systems, das Studenten wie Fiona nicht mitdenkt. Man könnte sich fragen, warum der Icherzähler keinen Kontakt zu ihr gehalten hat und beide nicht wissen, welche Themen ihr Gegenüber heute bewegen. Fiona hat es geringfügig leichter, weil John eine googlebare Person geworden ist. John ist am Studienort mit seiner damaligen Einsamkeit und Außenseiterposition konfrontiert, seiner Rastlosigkeit, mit der er stets laufend oder wandernd unterwegs war und so letztlich mit dem Motiv für seine Leistungsorientierung. Heute besteht seine aktuelle Beziehung zu Fiona aus einer Reihe von „hätte“ – hätten sie damals über ihre Außenseiterrollen sprechen können, über Fionas Wut, hätte sich dann von Düffels Schreiben bis heute anders entwickelt? Bis Fiona von der theoretischen zur persönlichen Ebene gelangt, dauert es. Wichtiges bleibt ungesagt und wird erst durch einen Besuch ihrer Tochter Mariam bei von Düffel in Berlin entpackt.

Fazit
„Ich möchte lieber nicht“ ist u. a. ein hochinteressanter Beitrag zum Thema Klassengesellschaft, Bildungsaufstieg und Begabtenförderung. Es geht um Kapitalismus, Konsumkritik, um eine Gesellschaft, die Individualismus als Verkaufsstrategie einsetzt, aber auch um die Frage, wie ein Bildungssystem den blinden Fleck verhindern kann, mit dem der ausländische Student damals offenbar seine Welt wahrnahm.

Mit kurzen Kapiteln und Lesebändchen, allerdings zu asketisch kleinem Druck, ein wichtiger Impuls.
310 reviews
August 5, 2025
Dieses Thema - toxischen Konsum einzudämmen - liegt mir sehr am Herzen, aber dieses Buch war eine ziemliche Enttäuschung. Die einzigen lesenswerten Seiten sind die Briefe 6 bis 8 von Fiona (S. 152-160). Dafür gibt es zwei Sterne. Der Rest - Johns Eiertanz um Fiona, incl. wiederholter Übergriffigkeiten, seine aus der Position eines privilegierten Auslandsstudenten selbstinszenierte seelische Malaise mit immer denselben gebetsmühlenartig wiederholten Floskeln - kann dem nichts Hilfreiches hinzufügen. John versteht Fiona einfach nicht, das ist offensichtlich, jeder diesbezügliche Versuch scheitert. Man hofft ein bisschen, dass Fiona und diese Geschichte fiktiv sind, einfach zur Ehrenrettung des Autors.
Es gibt definitiv eine mächtige Industrie, die die Konsummaschinerie am Laufen hält, indem den potenziellen Konsument:innen suggeriert wird, dass sie nicht genügen. Aber man muss schon unterscheiden zwischen menschenverachtender Industrie und (z.B.) Ein-Personen-Firmen, die mit ihren Produkten die Welt wirklich zu einem besseren Ort machen wollen. Wer das Privileg hat, über genügend Geld zu verfügen, hat die Verpflichtung, diejenigen zu unterstützen, die es wert sind. Nur mehr einmal pro Tag zu essen und Konsum generell zu vermeiden – was soll das irgendjemandem bringen? Nicht das sich kasteiende Individuum, das sich selbst auf die Schulter klopft, weil es sich so vorbildlich kasteit, ist die Lösung, sondern – wie Fiona ja sagt – eine strukturelle Veränderung.
This entire review has been hidden because of spoilers.
Profile Image for Marina.
211 reviews4 followers
May 29, 2025
»Was ist dir gerade wichtiger, Freiheit oder Sicherheit?»


Diese und ähnliche Fragen stehen im Zentrum des Romans, in dem der Protagonist seine frühere Kommilitonin Fiona wiedertrifft, 35 Jahre nach dem gemeinsamen Studium in Schottland. Er sucht sie auf, nicht nur um Erinnerungen aufleben zu lassen, sondern vor allem, um Antworten auf Fragen zu finden, die ihn seit Jahrzehnten beschäftigen. Doch das Wiedersehen bringt Ernüchterung: Vieles, woran er geglaubt hatte, entpuppt sich als Illusion. Fiona, die ihn damals mit ihrem Freigeist tief beeindruckte, lebte unter ganz anderen Voraussetzungen, als er angenommen hatte.

Das Buch kreist um zentrale Fragen unserer Gegenwart: Wie frei sind unsere Entscheidungen wirklich? Was bedeutet Konsumverzicht, als Haltung oder als Zwang?

Ein philosophischer Roman, der zum Nachdenken anregt, auch wenn er stellenweise etwas zu sehr gefallen wollte und in der zweiten Hälfte etwas an Kraft verliert. Die Sprache und Erzählweise hätten an manchen Stellen flüssiger sein können, dennoch bleibt das Buch eine spannende Lektüre, die wichtige Fragen stellt und nachdenklich stimmt.
Profile Image for Nouvel Diamant.
540 reviews14 followers
December 29, 2024
Ich fand dieses Buch nicht so gelungen:

Mir wäre lieber gewesen, wenn ich diesen Inhalt als - breitere - philosophische Abhandlung hätte lesen können ohne anekdotische, biografische Schilderungen.

Für mich war dies in dieser - kurzen - und als oberflächlich empfundenen 'Geschichte', wenig erhellend...
Profile Image for Andreas Kopp.
8 reviews
August 31, 2025
Auf den 200 Seiten habe ich leider nur 40 Seiten das bekommen was ich wollte und erwartet habe: Einen Diskurs über Konsum und Konsumverzicht. Dieser war sehr ausführlich und befriedigend, leider tröstet das nicht darüber hinweg über 100 Seiten über etwas gelesen zu haben, was ich nicht wissen wollte.
Displaying 1 - 5 of 5 reviews

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