Mit Fakten und Fiktion erzählt Titus Müller eine große Geschichte vor dem Hintergrund historischer Ereignisse
Asta arbeitet als Dolmetscherin im Kurhotel »Palace« in Mondorf-les-Bains, wo die US-Armee gefangengenommene Nazi-Größen interniert. Am 20. Mai 1945 reist ein neuer Gast an. Er bringt 16 Koffer, eine rote Hutschachtel und seinen Kammerdiener mit. Es ist Hermann Göring, Oberbefehlshaber der Luftwaffe und Hitlers designierter Nachfolger. Asta übersetzt bei den Verhören, reist dann mit nach Nürnberg zu den Prozessen und wird jeden Tag im Gerichtssaal anwesend sein, die abscheulichsten Dinge zu hören bekommen und sie zudem ins Englische übertragen müssen. Umso empfänglicher ist sie für Leonhard, ein junger, sensibler Mann, der ihr sanft den Hof macht. Doch seine Vergangenheit ist undurchsichtig und er stellt verdächtig viele Fragen zu den Prozessen ...
Geboren am 15.10.1977 in Leipzig. Studierte in Berlin Literatur, Geschichtswissenschaften und Publizistik. 1998 gründete er die Zeitschrift „Federwelt“ und war bis 2001 Herausgeber und Redakteur, bei einer Gesamtauflage von 18.000 Exemplaren. Heute erscheint die Zeitschrift im Uschtrin Verlag. 2002 veröffentlichte Titus Müller mit 24 Jahren seinen ersten Roman „Der Kalligraph des Bischofs“. 2005 wurde er mit dem C.S. Lewis-Preis ausgezeichnet, dotiert mit einem fünfwöchigen Schreiburlaub auf der Isle of Wight. Im gleichen Jahr belegte er den zweiten Platz beim Würth-Literaturpreis der Universität Tübingen.
2008 erhielt sein Roman „Das Mysterium“ den Sir Walter Scott-Preis in Bronze als einer der drei besten historischen Romane der letzten zwei Jahre. Für den Roman „Nachtauge“ wurde er 2014 im Rahmen einer Leserumfrage zum Histo-König des Jahres gewählt. Im selben Jahr nahm ihn die Schriftstellervereinigung P.E.N. (PEN-Club) auf.
Titus Müller ist verheiratet und hat zwei Söhne. Er lebt mit seiner Familie im Hügelland zwischen Isar und Inn.
Wer ich bin "Als Kind grüßte ich jeden Morgen einen Mann, ohne ihn zu kennen. Es war eine Gewohnheit, die ich liebte. Nie haben wir ein Wort gewechselt, das kurze Heben der Hand machte uns zu Vertrauten. Wohin er ging, während ich zur Schule fuhr, weiß ich nicht. Nach meinem letzten Schultag sah ich ihn nicht wieder. Während des Studiums erfand ich ein neues Ritual. Ich entdeckte ein Schild am Nebeneingang zum Universitätscampus: „Post und Lieferanten“. Gebunden durch eine stille Absprache mit mir selbst, betrat ich das Gelände nur noch durch diese Hinterpforte. Nach meinem letzten Tag, als habe man darauf gewartet, wurde die Pforte mit einem schmiedeeisernen Tor verschlossen. Heute verwittert das Schild für „Post und Lieferanten“. Niemand braucht es mehr.
Ungelesene Bücher stelle ich nicht ins Regal, nur die gelesenen. Es ist mir gleich, ob ich dabei Buchreihen auseinanderreiße.
Ich tauche beim Schreiben in die Lebenswelt zurückliegender Jahrhunderte ein. Durch diese Reisen in eine Zeit von Seuchen, Schwertern und Dampflokomotiven sehe ich den eigenen Alltag mit neuen Augen. Wir leiden darunter, dass das Leben an uns vorbeirauscht. Wir arbeiten, schlafen, essen, arbeiten, schlafen, essen – und wünschen uns, wieder zu hören, wie am Morgen eine Amsel singt. Wir wünschen uns, die Ameise zu sehen, die eine Tannennadel schleppt. Wir wollen den Wind spüren, der über unsere Wangen streicht. All das ist jeden Tag da, die Amsel, die Ameise, der Wind. Nur wir sind blind geworden durch unsere Lebensgeschwindigkeit.
Was ich sammele, halte ich den Menschen hin. Kleine Fundstücke: eine Murmel, eine Vogelfeder, eine alte Bahnfahrkarte. Ich bin Sammler, Staunender und Entdecker von Beruf."
Ein überaus interessantes Buch....Im Mittelpunkt steht der Nürnberger Prozess gegen die Nazi Größen des 1000jährigen deutschen Reiches und die fiktive Dolmetscherin Asta.....
Der geschichtliche Kontext ist überragend ausgearbeitet....die Roman Handlung dagegen konnte mich nicht restlos überzeugen.....
Titus Müller, geboren 1977, studierte Literatur, Geschichtswissenschaften und Publizistik. Mit 21 Jahren gründete er die Literaturzeitschrift »Federwelt« und veröffentlichte seither mehr als ein Dutzend Romane. Er lebt mit seiner Familie in Landshut, ist Mitglied des PEN-Clubs und wurde u.a. mit dem C.S. Lewis-Preis und dem Homer-Preis ausgezeichnet. Seine Trilogie um »Die fremde Spionin« brachte ihn auf die SPIEGEL-Bestsellerliste und wird auch von Geheimdienstinsidern gelobt.
Meine Meinung: Als Asta nach Camp Ashtray kommt hat sie nur ein Ziel: Hermann Göring für das bestrafen, was er ihrer Familie angetan hat. Dafür geht sie Risiken ein, die man so sicher nicht erwarten kann und auch Asta ist sich nicht bewusst, mit welchen Mächten sie sich eingelassen hat. Sie schafft es als Dolmetscherin arbeiten zu können und wird dann auch mit zu den Nürnberger Prozessen genommen. Das was sie dort zu hören bekommt und übersetzen muss, fordert sie aufs Äußerste.
Asta war für mich anfangs ein wenig gewöhnungsbedürftig. Sie ist eine sehr forsche Frau, die nicht immer so handelt, wie es ihre Vorgesetzten von ihr erwarten. Sie verfolgt eigene Ziele, die sie um jeden Preis zu erreichen versucht.
Dem Autor gelingt es wieder einmal einen Teil der deutschen Geschichte lebendig werden zu lassen. Die Bilder aus den Nürnberger Prozessen sind ja weltbekannt und nun erfahren wir Details dazu. Die Abgebrühtheit der Angeklagten wird hier mit historisch belegten Informationen noch einmal deutlich gemacht. Dabei lernt man auch viel über den damals neu entstandenen Beruf der Simultandolmetscher, die damals hohen Strapazen ausgesetzt wurden.
Doch nicht nur die Prozesse und damit das historische Großereignis findet Platz im Buch, auch das Leben im zerstörten Nürnberg wird gezeigt. Leo, den Asta aus dem Kriegsgefangenenlager geholt hat, hat seine Familie in Nürnberg und kehr nach dem Krieg nach Hause zurück. Dort trifft er auf seine Familie , für die der Krieg auch alles verändert hat. Außerdem gerät er mit Asta in eine Verschwörung von Nazis, die immer noch nicht an das Ende des tausendjährigen Reichs glauben.
Mir hat das Buch wieder ausgesprochen gut gefallen. Der Autor liefert viele historische Fakten und doch kommen seine Protagonisten dabei nicht zu kurz und auch das Alltagsleben und die Einstellung der Bevölkerung kommt zu Sprache. So zeichnet er ein lebendiges Bild der unmittelbaren Nachkriegszeit. Zusätzlich habe ich wieder viele historische Details neu gelernt und mein Bild der damaligen Zeit erweitert.
Ich kann das Buch also wieder nur empfehlen. Jeder der Spaß und Interesse an gut recherchierten historischen Romanen hat, ist hier genau richtig!
Sehr anders als erwartet Ich bin bei Titel und Klappentext von einem historischen Roman ausgegangen, der mir Einblicke in die Nürnberger Prozesse verschafft und mich so etwas dazu lernen lässt. Bekommen habe ich einen durchaus spannenden und gut recherchierten Agentenkrimi zur Zeit der Nürnberger Prozesse. Grundsätzlich nicht schlecht gemacht, aber nicht das, was der Leserschaft verkauft wird.
Was mir gefallen hat: Titus Müller kann schreiben, flüssig, spannend, kommt man zügig voran. Er recherchiert gut, die historischen Charaktere wirken echt, passend, alles rund. Der Fakt, dass Simultanübersetzung durch die Nürnberger Prozesse gestartet ist und wie das für die Dolmetscher war, war mega interessant und gut erzählt.
Was ausbaufähig war: Ich mochte Asta nicht. Warum sie sich genau in die Situation verstrickt hat, ist für mich mäßig erklärt und das Ende, der Ausweg raus etwas einfach. Die Prozesse selbst sind mir zu kurz gekommen. Ein Roman, in dem die Dolmetscherin viel zu viel hört und verarbeiten muss, wäre toll gewesen und genug Stoff für einen Roman. Die Agentengeschichte hätt ich nicht gebraucht.
Leider durchwachsen, mit guten Ansätzen aber in eine Richtung, die nicht meine war.
Ein Buch, dass nicht so richtig wusste was es eigentlich sein möchte. Für einen historischen Roman kam man hier der Protagonistin nicht nah genug und konnte deren Emotionen nicht richtig mitfühlen, für einen Spionage-Thriller war es nicht spannend genug und für einen Bericht über die Nürnberger Prozesse fehlten dahingehend zu viele Details. Es wäre glaube ich besser gewesen der Autor hätte sich einem der Genre zu 100% gewidmet, dann wäre das ganze für mich stimmiger gewesen.
Dennoch war es ein insgesamt gutes Buch. Es hat Ausschnitte aus den Prozessen wirklich gut rübergebracht, insbesondere der Ablauf des Dolmetschens wurde gut erklärt. Auch das Verhalten der Angeklagten im Gerichtssaal war realistisch beschrieben. Was die Schuld-Frage angeht wurden hier zumindest einige Denkansätze aufgezeigt, aber dann letztendlich nicht weiter ausgeführt. Das Nachwort hat mir auch sehr gut gefallen und hat aufgezeigt, wie nah an der Realität diese Geschichte war. Obwohl ich die Liebesgeschichte nicht gefühlt habe und das Buch dahingehend einige Defizite hatte, kann ich es grundsätzlich empfehlen, um sich mit der Thematik vertraut zu machen.
Spannend und flüssig zu lesen, gut recherchiert und mit eingen Details, die mir bislang noch gar nicht bekannt waren. Der Autor hat mit den Hintergrund der Nürnberger Prozesse geschickt die (vermutliche) Stimmungen vieler Menschen eingefangen und bildhaft dargestellt. Wer einen gutern Roman mit historischem Hintergrund lesen möchte, der nicht allzu schwer ist (sofern das bei diesem Thema überhaupt möglich ist), der macht mit diesem Buch nichts falsch.
Also grundsätzlich einmal fand ich die Kern-Idee hinter dem Buch wirklich spannend, weshalb ich es überhaupt gekauft habe. Asta, die Protagonistin der Geschichte, ist Dolmetscherin und soll für die US-Armee die Verhöre von gefangengenommene Nazi-Größen im Kurhotel „Palace“ übersetzen. Dort trifft sie nicht nur namenhafte Gefangene, sondern auch Leo. Da ihr neuer Chef, nicht der Meinung ist, dass Asta diesen Verhören gewachsen ist, will er ihr auch zuerst ein paar Steine in den Weg legen und sie nicht gleich für die Verhöre einsetzten bzw. ihr die Informationen über die Gefangenen aushändigen. Zu ihrer Überraschung ist Leo, welcher als Gefangener im Hotel arbeitet, hingegen kooperativer und gibt ihr für Kleinigkeiten Informationen über die anderen Gefangenen.
Die „Liebesgeschichte“ zwischen den Beiden zieht sich noch stellenweise durch das Buch. Später haben sie Dates und Treffen, doch meiner Meinung nach sind die Momente zu wenig um die Gefühle die der Leser von Asta mitbekommt wirklich nachvollziehen zu können. Das ist an dieser Geschichte auch mein größer Kritikpunkt, natürlich handelt die Geschichte von den Prozessen, aber wenn man sogar im Klappentext teasert, dass da was passieren soll und es auch handlungsrelevant ist, dass sich zwischen den beiden Gefühle anbahnen, dann muss man das mehr ausbauen als es hier der Fall ist.
Für Asta ist es ein persönliches Anliegen, dass Hermann Göring seine gerechte Strafe erhält, doch auch er dürfte etwas in ihr sehen, so verlangt er, dass Asta all seine Verhöre im Kurhotel übersetzt. Im Endeffekt begleitet Asta ihn sogar bis zu den Nürnberger Prozessen, wo sie mit weiteren Dolmetschern der Sowjets, Brieten und auch Franzosen die Aufgabe übernimmt die Prozesse zu übersetzen. Besonders die Prozesse finde ich gut beschrieben, der Autor schafft es sowohl die Inszenierungen mancher Angeklagten (u.a. Göring) aber auch Momente wie das Video über die KZs ausdrucksstark darzustellen. Vor allem während der Prozesse aber auch wann immer Asta durch die verwüsteten Straßen geht wird sie immer wieder mit der Verständnislosigkeit, der Wut, dem Herausreden aber auch der Verharmlosung der Deutschen konfrontiert und das obwohl sie selbst eine sehr klare Meinung zu dem ganzen hat.
Durch das ganze Buch hindurch kommen viele Figuren zu Wort, innerhalb mancher Kapitel springt die Point of View zwischen den Charakteren herum, was mich auf Dauer ein wenig genervt hat. Natürlich ist es spannend mehrere Sichtweisen auf ein Geschehen zu haben, und zu beginn fand ich den Kontrast zwischen Astas Perspektive und die des 6 Jährigen Roberts sehr wichtig um ein Gespür zu bekommen wie privilegiert es Asta dank der Alliierten hat. Mit der Zeit wurden es meiner Meinung nach jedoch unübersichtlich viele Erzähler.
Der Roman an sich hat eine gute Erzählweise, ist flüssig geschrieben und fundiert recherchiert. Alles wirkt sehr realistisch und die Atmosphäre ist gut eingefangen worden. Das Einbauen der ganzen Geheimdienste macht die Sache noch einen ticken Spannender und gibt sowohl Astas Charakter aber auch der Geschichte einen guten Twist. Neben der Prozesse werden Asta und der Leser, vor allem dank Pfarrer Henry, immer wieder mit moralischen Denkanstößen konfrontiert. Und so plötzlich wie der Roman angefangen hat, hört er auch wieder auf, was ein wenig Schade ist aber viel Raum für Interpretation zulässt.
Titus Müller legt in seinem exakt recherchierten, sehr empfehlenswerten Buch „Die Dolmetscherin“ den Focus auf den ersten Nürnberger Prozess, in dem sich die 24 Hauptangeklagten der Planung, der Vorbereitung, der Einleitung und Durchführung eines Angriffskrieges, Verbrechen an der Zivilbevölkerung und Kriegsgefangenen sowie Massenmord in den Vernichtungslagern zu verantworten hatten.
Im Badeort Mondorf-les-Bains, im Großherzogtum Luxemburg, internierte die US-Armee führende Nazi-Größen. Mit Görings Anreise werfen wir einen ersten Blick in das Palace-Hotel, in dem die ersten Verhöre stattfanden. Es war im Mai 1945, kurz nach Deutschlands Kapitulation. Görings Größenwahn kommt durch, er gibt sich auch später, als er nach Nürnberg übergeführt wird, von sich überzeugt, verhöhnt und verachtet die Justiz, führt diese bei jeder sich bietenden Gelegenheit nur zu gerne vor. Er liebt dramatische Auftritte, wähnt sich noch immer – trotz seiner Degradierung - als Hitlers Nachfolger.
Die fiktive Figur Asta ist es, die als Dolmetscherin fungiert. Die gebürtige Deutsche ist in jungen Jahren in die USA ausgewandert, sie beherrscht beide Sprachen perfekt in Wort und Schrift und überzeugt mit ihrem Gespür für sprachliche Feinheiten. Zunächst wird sie in Luxemburg und dann in Nürnberg als Simultandolmetscherin eingesetzt. Ihrer Figur haftet etwas Düsteres an, auch für Geheimdienste ist sie interessant, sie lebt äußerst gefährlich.
Zwischendurch dann ist es Leo, den sie schon in Luxemburg als normalen Kriegshäftling kennenlernt. Ihre Wege kreuzen sich immer wieder, auch er kehrt zurück nach Nürnberg, zu seiner kleinen Familie. Und auch er hat noch eine Rechnung offen, die ihn in riskante Bahnen lenkt.
Titus Müller führt seine Leser von den ersten Verhören in Luxemburg hin zu der Anklage der vier alliierten Mächte, Robert H. Jackson (USA) ist einer der vier Hauptankläger. Die 24 Angeklagten sind hinlänglich bekannt, ich muss sie hier nicht näher bezeichnen. Im Roman allerdings werden uns neben Göring noch etliche der hohen Nazi-Funktionäre in ihren Eitelkeiten und ihrer menschenverachtenden Gesinnung und ihren Taten, die sie vehement leugnen, nähergebracht. Es ist schwer auszuhalten, was diese Massenmörder von sich geben, wie sie sich in ihrer Überheblichkeit auch im Angesicht der drohenden Verurteilung geben.
Und - wir sind im zerbombten Nachkriegsdeutschland. Da ist Leo, der seine Familie in einem Kellerloch wiederfindet. Der Krieg hat nicht nur Städte zerstört, jeder einzelne kämpft ums Überleben. Anhand seines Sohnes und seiner Frau wird die Tragik der Überlebenden offenbart. Und auch Asta hat ein Privatleben, das durch fremde Kräfte in eine äußerst gefährliche Richtung gelenkt wird.
Zunächst haben mich die Hintergründe der Nürnberger Prozesse interessiert. Gelegentlich musste ich innehalten und tief durchatmen, so manch Detail zeigt die inhumane Vorgehensweise der Nazis schonungslos auf. Dennoch will ich es wissen, wie zynisch sie waren, wie barbarisch sie agierten. „Die Dolmetscherin“ ist ein spannender, ein lebendig erzählter historischer Roman, der unsere Geschichte gut lesbar wiedergibt, der gelesen werden sollte.
Die Nürnberger Prozesse Klappentext: Asta arbeitet als Dolmetscherin im Kurhotel »Palace« in Mondorf-les-Bains, wo die US-Armee gefangengenommene Nazi-Größen interniert. Am 20. Mai 1945 reist ein neuer Gast an. Er bringt 16 Koffer, eine rote Hutschachtel und seinen Kammerdiener mit. Es ist Hermann Göring, Oberbefehlshaber der Luftwaffe und Hitlers designierter Nachfolger. Asta übersetzt bei den Verhören, reist dann mit nach Nürnberg zu den Prozessen und wird jeden Tag im Gerichtssaal anwesend sein, die abscheulichsten Dinge zu hören bekommen und sie zudem ins Englische übertragen müssen. Umso empfänglicher ist sie für Leonhard, ein junger, sensibler Mann, der ihr sanft den Hof macht. Doch seine Vergangenheit ist undurchsichtig und er stellt verdächtig viele Fragen zu den Prozessen.
„Die Dolmetscherin“ ist ein Roman mit realem Hintergrund von Titus Müller.
Die US-Armee inhaftiert die Kriegsverbrecher im Kurhotel »Palace« in Mondorf-les-Asta ist Dolmetscherin und muss die Verhöre und auch die Gespräche, während der Prozesse übersetzten. Unter den Inhaftierten ist auch Herman Göhring.
Mit Asta ist Titus Müller eine interessante Protagonistin gelingen. Asta hat schon für verschiedene Geheimdienste gearbeitet. Göhring hatte Asta schon als Kind kennengelernt. Eine nahestehende Verwandte von Asta, die wie eine Mutter zu ihr war, wurde von den deutschen gefoltert. Jetzt möchte sie die Schuldigen verurteilt sehen. Bei den Nürnberger Prozesse sitzt Asta mit im Gerichtssaal. Ihre Wut über die Ansichten und das Beschönigen der Schuldigen lässt Asta wütend werden.
Titus Müller schildert die Prozesse sehr interessant. Als Leser*in ist man im Gerichtssaal dabei. Manchmal ging es mir sehr an die Nieren. Es ist kaum vorstellbar, was Menschen anderen Menschen antun können.
Die Geschichte wird aus verschiedenen Perspektiven erzählt. Es kommen verschiedene Ansichten ans Licht. Aber die Gräueltaten sind nicht zu beschönigen. Auch wenn Herman Göhring, der ein guter Redner ist versucht die Menschen im Gerichtssaal auf seine Seite zu ziehen.
E gibt auch ruhigere Passagen in dem Buch bei denen man als Leser*in etwas durchatmen kann. Asta lernt Leo kennen und zwischen den beiden entsteht eine gewisse Anziehung.
Titus Müller erzählt die Geschichte schonungslos. Man spürt auf jeder Seite wie akribisch der Autor recherchiert hat. Er hat in dieser Geschichte Realität mit Fiktion so fein verknüpft, dass man es nicht mehr zu rennen vermag.
„Die Dolmetscherin“ ist ein sehr interessanter historischer Roman, den ich mit großem Interesse gelesen habe.
„Die Dolmetscherin“, ein Titel, der auf den ersten Blick eher unscheinbar daherkommt. Aber der Schein trügt, denn es ist kein leichter sondern ein gewichtiger Stoff, den sich Titus Müller, wie wir es von ihm kennen, für seinen neuen historischen Roman ausgesucht hat.
Die Handlung ist in den Jahren 1945/46 verankert, Hauptthema sind die Innenansichten auf die Nürnberger Prozesse, in denen die führenden Vertreter des NS-Regimes für ihre Verbrechen wider die Menschlichkeit zur Rechenschaft gezogen werden. Allesamt Unsympathen ohne Schuldbewusstsein, was in ihren Verhören deutlich zum Ausdruck kommt.
Die titelgebende Dolmetscherin ist (die fiktive) Asta Maschner, eine in Deutschland geborene junge Frau, ausgewandert nach Amerika und jetzt, getrieben von dem Wunsch nach Vergeltung, zurückgekommen. Neben ihrer Muttersprache beherrscht sie das amerikanische Englisch perfekt und übersetzt anfangs im Kurhotel im luxemburgischen Mondorf-les-Bains, dem „Internierungslager“ der prominenten Nazi-Größen, deren Verhöre. Doch damit nicht genug. Von Rachedurst für die Folter und dem Mord an ihrer Lieblingstante getrieben, setzt sie alles daran, auch bei den Nürnberger Prozessen als Simultandolmetscherin eingesetzt zu werden. Es gelingt. Aber was hat es mit ihren Verbindungen zum russischen Geheimdienst auf sich? Warum spielt sie ein doppeltes Spiel und setzt sich permanent der Gefahr aus, enttarnt zu werden? Und welche Rolle spielt Leo, ein Kriegsheimkehrer, der den Kontakt zu ihr sucht und offensichtlich auch an allen möglichen Informationen interessiert ist? Ist sie für ihn nur Mittel zum Zweck oder ist da mehr?
Die Handlung des Romans ist eingebettet in realistische Beschreibungen des Nachkriegsalltags. Die Städte sind von den Bomben zerstört, die Menschen leben in provisorischen Unterkünften. Die Kälte ist unbarmherzig, aber Brennmaterial kaum zu bekommen. Hunger ist ein ständiger Begleiter, man verkauft oder vertauscht das, was man in den Trümmern findet, für eine Rübe oder einen Kanten Brot, um den ärgsten Hunger zu stillen. Familien sind zerbrochen, was die Männer, die aus dem Krieg heimkehren, schmerzlich feststellen müssen. Bis zur Normalität ist es noch lange hin.
Ein beeindruckender Roman, der der insbesondere durch die Schilderungen der Verbrechen von Göring und seinen Kumpanen schmerzhaft zu lesen ist und nicht nur Astas Wunsch nach Vergeltung nachvollziehbar macht.
Ich mag diese historischen Romane mit hinzugefügter Handlung einfach (R. Harris Fan). Nebenbei so Manches zur Info und Kontrolle gegoogelt. Könnte nicht der letzte T. Müller Roman für mich sein. Als Luxemburger war die Handlung noch mal ein Quentchen interessanter! Ausser ein paar Unstimmigkeiten alles gut