»Carolin Würfel erzählt mit Wut und Verve von Frauen, Müttern, Töchtern. Von unserem Hunger nach Freiheit und unserer Sehnsucht nach Geborgenheit, unserer Angst und unserem Mut.« Annabelle Hirsch
Eine Frau bucht ein Ticket, setzt sich eine Frist. Im Sommer ist Schluss, schreibt sie in ihr Tagebuch. In der neuen Stadt am Meer, unter gleißender Sonne, will sie den Erwartungen entkommen, nach denen sie ihr Leben zu lange ausgerichtet hat. Sie will keine Kinder, sie will Sex, will kompromisslose Freiheit. Aber kann sie die alten Muster einfach abstreifen? Was weiß sie von den widerständigen, duldenden, hadernden Frauen ihrer Familie, deren Leben sich ihrem eingeschrieben haben, von Anna und Rosa, Ella und Viola, von ihrer Mutter Romy? Carolin Würfel verknüpft den schnellen Puls der Gegenwart mit der Geschichte dreier Generationen Frauen, bis die Muster weiblichen Lebens hervortreten, die der Hauptfigur im Nacken sitzen. Ein vielschichtiger Roman über die Frage, ob wir wirklich frei sein können.
"Schmerz [...] wird nicht kleiner mit der Zeit. Auch das ist ein übles Gerücht. Man gewöhnt sich einfach an ihn." (Seite 30)
Die namenlose Ich-Erzählerin in Carolin Würfels "Zuhause ist das Wetter unzuverlässig" ist voller Schmerz. So viel, dass sie ihr Leben beenden möchte. Im Sommer soll es soweit sein, bis dahin sind es 40 Wochen, die sie irgendwo im warmen Süden verbringt. Dort, so hofft sie, kann sie, weit weg von Familie und Alltag, den Schmerz zumindest mildern. Doch so einfach ist das nicht. Trotz neuer Freundschaften und Verliebtsein, trägt sie ihre Geschichte immer mit sich. Diese Familiengeschichte dreier Generationen, die geprägt ist von Verlust, Überforderung, unerfüllten Träumen und weitergegeben Traumata. Da ist ihre Urgroßmutter Rosa, die ihr Kind fortgibt und selbst ins Meer geht. Ihre Großmütter Elke und Viola, die restriktive und liebesarme Kindheiten erlebt haben. Ihre Tante Alice, die an der Welt zerbrochen ist und schließlich ihre eigene Mutter Romy, die selbst eher ein Kind, als Mutter ist. Irgendwo gibt es auch noch ihren Vater Paul, doch der ist, wie alle Männer der Familie, abwesend, übernimmt keine Verantwortung. Eine Leerstelle, die sich noch zusätzlich auf die Ich-Erzählerin gelegt hat. Wie umgehen mit all diesem vererbten Schmerz? Wie nicht daran zerbrechen? Diese Fragen stellt Carolin Würfel in ihrem grandiosen Roman, der mich mehr als einmal tief erschütternd zum Weinen gebracht hat. Weil ich mich zu oft darin wiedergefunden habe, und, weil er so gut beschreibt, was transgenerationales Trauma wirklich bedeutet. Dabei schafft Würfel den Spagat, die Geschichte der einzelnen Frauen gleichzeitig sachlich und gefühlvoll zu erzählen. Sie weder nur als Opfer oder nur als Täterinnen darzustellen, sondern immer als komplexe Menschen, die sie eben sind. Ich hatte Mitgefühl mit ihnen, war trotzdem wütend auf sie - ohne in dieser Wut zu versinken. Ich finde immer noch nicht die richtigen Worte für diesen Roman, der mir das Gefühl gibt, für mich geschrieben worden zu sein und der ein definitives Jahreshighlight ist. Lest ihn bitte alle!
Ein Buch, das drei Generationen Frauen einer Familie in den Blick nimmt. Auf unterschiedliche Arten erzählen sie ihre Biographien und gegenwärtigen Gedanken und kommen so den transgenerationalen Mustern auf die Spur. Die Ich-Erzählerin hat immer wieder so wahnsinnig pointierte, witzige Sätze formuliert. Das Buch wurde immer besser, leider fiel es mir manchmal allerdings schwer, mir die Protagonist:innen und Side Storys zu merken.
Wusste bis zum Ende nicht, was ich von diesen Buch halten soll. Viele Geschichten von Menschen, später kenne wir den Zusammenhang aber bis dahin hatte ich schon die Hälfte vergessen. Interessante Perspektive aus der DDR. Die Ich-Erzählerin bleibt fern und oberflächlich, was Schade ist.
Ich mag Generationenromane, vor allem wenn es um die verschiedenen Verbindungen zwischen Frauen geht und Männer nur eine Nebenrolle spielen. Dazu noch Eindrücke aus der DDR, ich fand’s gut verwoben und erzählt.
. Suchst du nach einen Roman voller Melancholie? Einen Roman über die Sehnsucht nach Ausbruch und Freiheit? Dann ist „Zuhause ist das Wetter unzuverlässig“ genau das Richtige für dich! Es ist ein Roman, der zum nachdenken anregt über sich selbst und die Erwartungen der Gesellschaft an Frauen! 4/5⭐️
. Aber worum geht es genau… Eine Frau setzt sich eine Frist: Im Sommer ist Schluss. In der neuen Stadt am Meer will sie den Erwartungen entkommen, nach denen sie ihr Leben zu lange ausgerichtet hat. Aber kann sie die alten Muster einfach abstreifen?
. In „Zuhause ist das Wetter unzuverlässig“ verfolgen wir die Geschichte der Ich- Erzählerin in der Gegenwart in Form von Tagebucheinträgen. Dazwischen befinden sich die Kapitel der anderen Frauen, die in der Vergangenheit spielen. Wir bekommen so als Leser Einblicke in die Gefühlswelt der Protagonistinnen, jedoch finde ich dies hätte an einigen Stellen tiefer gehen können. Zwar kommt die Melancholische Stimmung gut rüber, jedoch fehlte für mich an einigen Stellen etwas Tiefe. Die Lebensgeschichten der Frauen plätscherten irgendwann nur so vor sich hin. Die Message ist dennoch erkennbar… wir sollten für uns versuchen die Vergangenheiten unserer Vorfahren aufzuarbeiten, um uns nicht von Jahrhunderte alten Traumata auffressen zu lassen und mehr versuchen den richtigen Weg für uns zu finden, der uns glücklich macht. Sprachlich gefällt mir der Roman sehr gut und er war angenehm zu lesen. Der Aufbau mit den Sprüngen zwischen Tagebucheinträgen und den Zwischenkapiteln ist wirklich gut gelungen. Trotz der kleinen Schönheitsfehler ein gelungener Roman, den ich wirklich empfehlen kann. Vorausgesetzt die Themen Suizid, häusliche Gewalt und Unterdrückung sind keine Problem.
Die namenlose und auch leider namenlos bleibende Ich-Erzählerin des Buches reist am 01. Januar 2022 in eine ferne Stadt (ebenfalls nicht genannt), in der das Wetter zuverlässig gut ist, um dort vielleicht ihr Leben zu beenden.
In mehreren Erzählsträngen wird ihre Familienkonstellation erzählt und dabei der Fokus auf die Frauenfiguren gelegt. Alle Personen in dem Buch bis auf die Ich-Erzählerin haben Namen. Alle Orte werden nicht genannt, aber schnell wird klar, dass ein Teil der Familie in der ehemaligen DDR gelebt hat. Dies wird allerdings nicht in den Fokus gerückt, es ist zwar durchaus für die eine oder andere Person wichtig für ihr Leben, wird aber nicht tiiefer behandelt. Leider ist das symptomatisch für den kurzen Roman. Vieles wird nur am Rand gestreift, Konflikte angerissen, Selbstmord(e) beschrieben ohne weiter auf Motive oder innere Zerrissenheiten der Personen einzugehen. Die Ich-Erzählerin schreibt viel und nervt mich leider von Anfang an. Sie ist für meinen Geschmack eine wirklich sehr unsympathische, überspannte Person, unversöhnlich, überheblich und voller seltsamer Gedanken und - ich mag sie wirklich gar nicht.
Die anderen Figuren sind etwas nachvollziehbarer gezeichnet, bleiben aber ebenfalls für meinen Geschmack zu nah an der Oberfläche und ich vermisse Tiefe und Bezug zu ihnen.
Alles in allem ist das Buch keins, das einen aufmuntert oder ablenkt, keins, das ich gern gelesen habe und keins, das ich empfehlen kann. Einzig der Schreibstil überzeugt und es gibt ein paar Sätze, die mich nachdenklich gemacht haben, aber insgesamt reichte das für mich nicht aus, um das Buch wirklich gern zu lesen und empfehlen zu können.
„Schon am Morgen nach dem Aufwachen viel mehr Gefühle, als der Tag überhaupt verbrauchen kann.“
„Ich nickte die ganze Zeit und sagte, dass wir über den weiblichen Körper in Krisen und Kriegen viel zu wenig sprechen, dabei sei der weibliche Körper schon immer eines der Kriegs- und Krisengebiete schlechthin. Mit und an ihm und über ihn würden Konflikte seit eh und je ausgetragen.“
„Bemerkenswert, dass man sich mit der Abwesenheit von Vätern abfindet, aber die Fehler von Müttern kaum verzeihen kann und sie ihnen ständig vorhält. Warum hast du nicht? Warum bist du nicht? Das dominierende Gefühl gegenüber einer Mutter ist Groll. Und Enttäuschung. Aber gegenüber einem abwesenden Vater regiert vor allem der Schmerz, die kindliche und demnach fast niedliche Traurigkeit. Komm, nimm mich in den Arm, schau mich nur kurz an. Warum ist das so? Warum sind unsere Ansprüche an Väter so gering und an Mütter so hoch? Bei einem Vater hofft man stets darauf, dass er sich bessert, man wünscht es sich, aber man erwartet es nicht, während man von einer Mutter alles verlangt, sie fast ausschließlich an ihren Fehlentscheidungen und Fehltritten misst. Ich lasse mich aus über Mütter und Großmütter und all ihre Unzulänglichkeiten, aber wo sind die Männer, die Väter, die Großväter? Ihre Stimmen, ihre Gedanken, ihre Wahrheiten? Ihr Teil des Spielfeldes bleibt gespenstisch still und leer. Sie haften für nichts. Wir haben sie entlassen, freigesprochen. Nein, nein, hat alles nichts mit dir zu tun.“
„Was ist Muster, was ist Befreiung? Ich will für die Befreiung plädieren, aber bin korrumpiert. In einer Beziehung bei sich zu bleiben ist so schwer. Und das ist gar nicht seine Schuld. Wir lassen uns nicht nur durch andere korrumpieren. Wir korrumpieren uns selbst. Das ist Liebe, beziehungsweise unsere Vorstellung davon, und das ist noch so ein Muster, das man vielleicht nie loswird.“
„Es gibt so viele Fragen, die wir nie stellen, außer wenn wir allein sind. Es gibt so viele Themen, die wir vermeiden, obwohl sie uns dabei helfen könnten, Klarheit zu gewinnen. Wir könnten sie aussprechen, ansprechen und Antworten einfordern, aber das tun wir nicht. Warum nicht? Weil wir genau wissen, dass wir keine echten Antworten, ehrlichen Antworten bekommen würden, selbst wenn wir betteln und flehen.“
„»Kann schon sein, dass du am Ende ein gebrochenes Herz haben wirst, aber immerhin hast du wieder Liebe gespürt und weißt, dass dein Herz funktioniert. Das hat auch einen Wert.«“
Die Protagonistin der heutigen Zeit lebt auf ihr geplantes Ende hin, während die Frauen früherer Generationen mit unterschiedlichen Herausforderungen kämpfen. Ihre Krise fasst die Tagebuchschreiberin für mich am besten mit diesem Satz zusammen: „ich bin verloren gegangen und weiß nicht mehr, wo ich hingehöre.“ Die eigentlichen Beweggründe für einen Selbstmord konnte ich aus ihren Zeilen nicht herauslesen. Stattdessen berichtet sie von belanglosen Begegnungen oder Mahlzeiten eher oberflächlich in der Zeit bis zum Tag X und erwähnt berühmte Selbstmorde des jeweiligen Tages. Da werden die weiteren Handlungsebenen konkreter, was die Probleme angeht. Was tun mit einem Kind, wenn man sich kaum selbst ernähren kann? Wie leben in einem Land, das durch eine Mauer getrennt ist? Anstrengend dabei ist jedoch, dass hier sehr viele Frauen eingeführt werden, die schwer auseinanderzuhalten sind. Ich kann mir vorstellen, dass der Stil besser funktioniert hätte, wenn die Abschnitte mit Figuren und Jahreszahlen gekennzeichnet und dem Roman mehr als 200 Seiten Raum gegeben worden wären. In der vorliegenden Form wirkte er zu vollgepackt, was Vieles nur angedeutet und den Überblick verlieren ließ. Trotz schöner Momente habe ich mit diesem Buch gehadert.
Die Erzählerin flieht aus ihrem Leben und möchte einen letzten Sommer erleben - und frei sein.
Das Buch ist in Tagebuchform geschrieben, und dazwischen gibt es immer wieder Ausschnitte aus der Vergangenheit. Es wird dargestellt, wie Trauma von einer Generation zur nächsten weitergegeben wird. Den Schreibstil fand ich eher anstrengend zu lesen, gerade die Tagebucheinträge waren teilweise etwas wirr. Dadurch dass es so viele Charaktere in verschiedenen Zeitebenen gab, müsste man schon etwas aufpassen und hat einige auch nicht richtig kennengelernt. Das fand ich aber nicht ganz so schlimm - schlimmer fand ich eher, dass man die Erzählerin nicht so wirklich kennengelernt hat. Dies ist sicher auch durch die Tagebuchform verstärkt worden, denn da kann sie ja auch Teile weglassen, die sie nicht schreiben mag. Insgesamt wusste ich bis zum Ende des Buches nicht so recht, was ich davon halten soll. Es werden sehr viele Schicksale von Frauen gezeigt, die sehr eingeengt und unglücklich waren, und nur am Ende gab es für einige kleine Hoffnungsschimmer. So richtig aufgearbeitet wurde die Situation der Erzählerin auch nicht, aber da wurde vielleicht auch absichtlich viel offen gelassen.
„Was ist Muster, was ist Befreiung“? (S. 129) Es geht um Frauen verschiedener Generationen, die mit den Mustern und Bestimmungen hadern, in die sie hineingeboren wurden, und um ihre Suche nach ihrem eigentlichen selbst und dem Versuch, auszubrechen.
„Sie habe […] kapiert, wie stur, stumpfsinnig und sinnlos es sei, sich an Strukturen, Systemen, Personen abzuarbeiten, die einen nicht sehen und nicht sehen wollen.“ (S. 206)
Die Verbindung zwischen den Protagonistinnen wird erst nach und nach ersichtlich, was teilweise etwas schwer fällt, deshalb 1 ⭐️ Abzug. Ansonsten sehr berührende Geschichten, die dazu anregen, selbst darüber nachzudenken, in welche Muster, Gesellschafts- und Familiensysteme wir hineingeboren wurden und inwieweit uns diese vll Halt gegeben, aber auch eingesperrt haben. Für Fans von Vigdis Hjorth ein Muss!
ganz viele Emotionenn und vor allem generationstrauma und wie diese schleichend übertragen werden. Mich hat die gefühlsvolle Sicht aller sechs Frauen gefesselt, wie sie ihr Bestes gaben, alles richtig machen wollten und dabei ganz viel äußerlichen, gesellschaftlihcen Druck verspürten und somit (teilweise) ihre Träume aufgaben, zurücksteckten und sich selber vergaßen. Und schließlich vor allem funktionierten. Es hat mich erschüttert. Wie dadurch nicht nur sie, sondern auch ihre Kinder ihre Traurigkeit und die viel zu hohen Erwartungen übernahmen und das ein Loch hinterließ. Es ist aber dennoch nicht zwingend nur ein trauriges Buch. Es ist ein Buch übers Leben, übers älter werden, erwachsen werden und übers bei sich bleiben und sich selber verzeihen.
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viel mutter-tochter/familienbeziehung aber auf eine entspannte weise transportiert, bisschen ddr, viel Leben– habe leider manchmal den überblick verloren wegen vieler perspektiven und zeitstränge, aber ansonsten gern gelesen
Musste leider nach der Hälfte Schluss machen, weil alle Figuren einfach so unglücklich mit ihren Leben waren, dass ich nicht mehr weiterlesen wollte… uffi