Rozděleny staletími, spojeny touhou po sebeurčení. Společenský román inspirovaný skutečnými osudy.
Píše se rok 1580. Abelke Blekenová žije v bažinatém kraji Hamburku, kde sama hospodaří na farmě a snaží se prosadit proti sousedům v době, která nepřeje nezávislým ženám. Téměř o pět set let později se Britta Stoeverová přestěhuje do bažinatých krajin se svým manželem a dětmi. Kvůli rodině se vzdala práce geografky a její nový domov je pro ni stále velkou neznámou. Během procházek nehostinnou krajinou se dozvídá o životě Abelke a se znepokojením si uvědomuje, že její problémy jsou až děsivě aktuální…
Britta ist vor Kurzem mit ihrem Mann und ihren beiden Kindern in die Hamburger Marschlande gezogen. Die Gegend und vor allem das Haus sind ihr noch fremd, zu viel musste sie aufgeben für dieses Leben. Ihre Vormittage verbringt sie mit Streifzügen durch die Marschlande, beobachtet die Natur und beginnt langsam, die Spuren der Vergangenheit in Bracks und Deichlinien zu lesen. Auf einem ihrer Spaziergänge bemerkt sie den Abelke-Bleken-Weg. Britta fängt an, zu dieser historischen Figur zu forschen, taucht immer tiefer in deren Leben ein und bemerkt, wie viele Parallelen es zwischen ihnen gibt, obwohl die andere Frau rund 500 Jahre zuvor, um 1580, in den Marschlanden lebte.
Jarka Kubsovas neuer Roman "Marschlande" beruht teilweise auf wahren Begebenheiten, denn Abelke Bleken gab es wirklich - genauso wie das unfassbare Leid, das man ihr zugefügt hat. Abelke Bleken führte etwa 1580 alleine einen Hof in den Marschlanden, wurde letztlich enteignet und als Hexe verbrannt. Jarka Kubsova verwebt diesen historischen Stoff meisterhaft mit unserer Gegenwart, sie gibt sowohl Britta, als auch Abelke eine Stimme und lässt die Geschichte abwechselnd auf zwei Zeitebenen spielen. Das Buch ist durchweg sehr spannend, das Setting in den Marschlanden ist rauh und zugleich wunderschön und mit den beiden Protagonistinnen konnte ich mich sehr gut identifizieren. Besonders gut hat mir die Entwicklung und Emanzipation von Britta gefallen. Die Autorin bespricht in ihrem Roman unter anderem Themen wie Carearbeit, Gender-Pay-Gap, Misogynie, Mobbing sowie Hexenverfolgung und lässt diese gekonnt in beide Zeitstränge einfließen. Ich habe "Marschlande" sehr, sehr gerne gelesen, der Roman hallt nach und ist unbedingt lesenswert!
Interessante und aufwühlende Geschichte in zwei Zeitebenen!
Da gibt es Abelke Bleken, die einen prächtigen Hof und das Hufnerhaus, mitten in den Marschlanden an der Elbe, von ihren Eltern geerbt hat. Eine starke Frau im Jahr 1570, die nicht in ihrem Stand heiraten will und auch sonst sehr eigenwillig und selbstbestimmt ist. Darauf folgt Ausgrenzung, Ungerechtigkeit und Armut.
"Den Scheiterhaufen zu errichten, dauerte länger als gewöhnlich. Ganze zwei Tage hatten die Männer daran gearbeitet. Dort in den Marschlanden lag das Dorf, aus dem die Hexe kam."
Und da gibt es Britta, einst mit vielen beruflichen Möglichkeiten ausgestattet, schwanger, Hausfrau und Mutter. Sie zieht mit Ihrer Familie, in der Gegendwart in die Marschlande, in ein Haus, das das Glashaus genannt wird. Sie beginnt ihr Leben zu hinterfragen und trifft eine Entscheidung. Darauf folgt Ungerechtigkeit, Übervorteilung und Demütigung.
Die Marschlande wurden von Jarka Kubsova wunderbar bildlich, als ruhig, düster, kahl und kalt beschrieben.
Die Geschichte wechselt zwischen den beiden und zieht immer wieder Parallelen. Bei Britta handelt es sich um reine Fiktion, bei Abelke allerdings ist es eine gut recherchierte wahre Geschichte.
Der Erzählstrang von Abelke hat mich völlig in den Bann gezogen und aufgewühlt, mich traurig und wütend gemacht, während ich die Geschichte von Britta nicht so mitreißend fand.
Anhand beider Schicksale stellt sich die Frage, was hat sich für die heutige Frau in unserer Gesellschaft innerhalb der Jahrhunderte getan?
Schwankend zwischen 4 und 5 Sternen hab ich mich nun für 5 entschieden. Ein Buch, das trotz ein paar Schwächen zum feinen Lesestoff zählt und zum Nachdenken anregt.
Habe bei der Bewertung zwischen 4 und 5 Sternen geschwankt, trotz kleiner Schwächen im Gegenwartserzählstrang sind es 5 geworden.
Beide Zeitebenen - die wahre Geschichte von Abelke Bleken im 16. Jahrhundert und die der fiktiven Britta in der Jetztzeit - gefielen mir sehr gut, wobei der historische Strang, in dem die mutige Abelke sich um 1580 gegen den Aberglauben und Starrsinn der Zeitgenossen stellt und die damaligen Erwartungen an alleinstehende Frauen mit eigenem Hof selbstbewusst und mutig verweigert, mich noch stärker beeindruckt und erschüttert hat.
Sehr klar wird auch gezeigt, wie skrupellos u. ungerecht sich "Mächtige" wie Ratsherren und Vogte teilweise Bauern und Mittellosen gegenüber verhielten.
Albelkes (es gibt eine alleinstehende Bäuerin in Ochsenwerder/Hamburg der damaligen Zeit, die als Vorlage für die Protagonistin diente) aufrechte Haltung bewundere ich unter diesen Umständen sehr.
Britta, die mit der Famile auf's Land gezogene Geografin, bleibt dagegen etwas blasser, besonders die Schilderung ihrer Recherchen zu den Ereignissen im 16. Jahrhundert haben mir aber sehr gut gefallen. Die Parallelen beider Hauptfiguren sind deutlich, es geht auf beiden Zeitebenen um Gleichberechtigung, Gewalt (Mobbing), Unterdrückung.
Die atmosphärische Darstellung der kargen Landschaft ist Jarka Kubsova ebenfalls sehr gelungen, man atmet das Marschlandflair förmlich ein.
Zitat "Den Scheiterhaufen zu errichten, dauerte länger als gewöhnlich. Ganze zwei Tage hatten die Männer daran gearbeitet. Dort in den Marschlanden lag das Dorf, aus dem die Hexe kam."
Dieses lesenswerte, aufwühlende, wunderbar geschriebene Buch wird noch lange in mir nachhallen.
Muss mal wieder ein Bug bei GR sein, jetzt muss ich meine Gedanken demnächst nochmal nachträglich einstellen. Marschlande hatte mich sehr berührt, besonders der historische Teil, der von Albelke erzählt.
„Den Scheiterhaufen zu errichten, dauerte länger als gewöhnlich. Ganze zwei Tage hatten die Männer daran gearbeitet. Dort in den Marschlanden lag das Dorf, aus dem die Hexe kam.“
Schon dieser erste Satz zog mich in den Bann des Buches. Jarka Kubsova erzählt die wahre einer Hamburger Hexe, die vor 450 Jahren ermordet und zuvor verfolgt wurde.
Marschbäuerin Abelke Bleken lebte damals in Ochsenwerder auf einem uralten Hof und hatte mit den Folgen einer Sturmflut zu kämpfen - der Deich ihres Landes benötigte eine Reparatur und sie war auf die Hilfe von Männern angewiesen, die ihr den Hof abnehmen wollten - der Startpunkt einer Hexenjagd.
Jarka Kubsova stellt der Marschbäuerin Abelke eine Frau von heute gegenüber: Britta ist ihr heutiges Pendant - mitten in einer Ehekrise steckend gerät sie in dasselbe Drama wie Abelke damals. Jarka Kubsova gelingt eine perfekte Gegenüberstellung. Sie leitet jedes Kapitel mit einem Satz ein, der in beide Leben passt.
„Ein Bild von Abelke tauchte plötzlich in ihr auf, sie sah eine Frau zwischen leeren Feldern, die Hand zur Faust geballt, die Faust erhoben, drohend. Der gefährlichste Moment für eine Frau ist, wenn sie sich wehrt. Was folgte daraus? Dass man sich nicht wehren durfte?“
Man spürt das Unheil förmlich, dass Abelke damals widerfahren ist und hat das Gefühl, dass es sich auf Britta übertragen hat - trotz der 500 Jahre, die zwischen ihnen liegen. Doch haben die Unwägbarkeiten, die der heutigen Britta begegnen wirklich ihren Ursprung in der Vergangenheit?! Ein Grund zum Grübeln über die damaligen Ungerechtigkeiten, denen Frauen ausgesetzt waren. Es hat mir gezeigt, wie weit Aberglauben die Menschen treiben kann - mich hat es aufgewühlt und die Fäuste ballen lassen! Ein Buch, dass uns die Ungerechtigkeiten mit denen Frauen damals wie heute konfrontiert sind, bewusst macht - danke Jarka Kubsova für dieses wachrüttelnde Leseerlebnis!
„Wenn einer den Teufel leugnete, war das verdächtig. Denn die Menschen zu überzeugen, dass es ihn gar nicht gibt, das galt ja als des Teufels größte List.“
Kurz und knapp: Philipp, Britta und ihre zwei Kindern ziehen in die Hamburger Marschlande. Als Geografin beobachtet Britta die Natur und Umgebung sehr aufmerksam. Sie entdeckt den Abelke-Bleken-Weg und begginnt an tiefgehende Recherchen und Forschungen: Abelke Belken lebte hier um die 1580, wurde als Hexe verbrannt. Britta bemerkt, dass es trotz der Jahrhunderte Parallelen gibt. Wer war Abelke? Und wer ist Britta?
In ihrem neuen Roman „Marschlande“ schreibt Jarka Kubsova über zwei Frauen, die nicht unterschiedlicher sein könnten und trotzdem Gemeinsamkeiten haben und empfinden: Ungerechtigkeit und Ausgrenzung. Kubsova beschreibt sehr präzise und klug diese absurde und doch schmerzhafte Realität dieser beiden Frauen. Sie verknüpft Abelkes Realität mit der heutigen und zeigt, wie die Ungleichheit der Geschlechter verteilt ist. Während Abelke zu ihrer Zeit versucht, die Unabhängigkeit zu bewahren, kämpft Britta gegen die verinnerlichte Abhängigkeit.
Um es nicht nur ein ausgezeichnetes Buch zu nennen, das nochmals deutlich macht, wie das Patriachat zum Verhängnis wird, sondern als beeindruckende Analyse der gesellschaftlichen Auswirkungen traditioneller Machtstrikturen. Die Autorin verdeutlicht in Romanform, was es für manche Frauen heißt, wenn sie sich trennen. Welche Rechte haben sie? Was steht ihnen überhaupt alles zu? Diese Machtstrukturen herrschen in uns und außerhalb.
Es hat so viel Spaß gemacht, ein solches Buch zu lesen. Denn ich lese ungern Romane, die in der dritten Person geschrieben sind. Aber dieser hier schaffte es mit dem überzeugten Schreibstil, und den historischen, feministischen Begebenheiten, mich in den Bann zu ziehen. Zwar kein Jahreshighlight, aber definitiv eine absolute Leseempfehlung.
„Sie stellte es sich kurz vor, wie es wohl wäre, wenn jede Frau, jedes Mädchen frei, stolz, sorglos durch die Straßen laufen könnte oder eben in einer Bildergalerie im Internet zu sehen, wäre, ohne etwas befürchten zu müssen, keinen abschätzigen oder lüsternen Blick, keine Verurteilungen, keinen herablassenden Spruch, einfach gar nichts, wenn sie einfach nur sein konnte, genau so, wie sie gerade sein wollte.“
Ein beeindruckendes und bedrückendes Buch. Ich habe mich beim Lesen gefragt, wie es sein kann, dass sich in 500 Jahren, die zwischen unseren Protagonistinnen Abelke und Britta liegen, so wenig getan hat. Wie sehr sie als Frauen unter der Übermacht der Männer leiden. Zwar heute aufgeklärter und mit mehr Möglichkeiten, aber im Kern geht es immer noch um die selben Fragen und dieselben Machtverhältnisse. Jarka Kubsova hat mir mit mancher Szene Schauder über den Rücken gejagt. Dieses Buch ist düster, traurig, hat starke Frauenfiguren, deren Geschichten in die Welt müssen, die gehört werden müssen! Absolute Leseempfehlung, aber macht euch auf was gefasst. 4,5 Sterne 🌟
Marschlande ist Jarka Kubsovas zweiter Roman. Ähnlich wie in Bergland verbindet sie wieder einen Teil der in der Gegenwart spielt mit einer Handlung in der Vergangenheit. Diese Vergangenheit liegt diesmal deutlich weiter zurück, nämlich im 16. Jahrhundert. Die Geografin Britta stößt durch Zufall auf den Namen Abelke Bleken und findet heraus, dass diese als Hexe verbrannt wurde. Britta ist fasziniert von der Geschichte und möchte unbedingt mehr über diese Frau erfahren. Gleichzeitig beginnt ihre eigene Ehe immer mehr zu bröckeln und sie muss versuchen, ihr Leben wieder neu in den Griff zu bekommen. Wie schon in Bergland fand ich die Mischung der beiden Erzählstränge wieder äußerst gelungen. Jarka Kubsova hat zwei sehr lebendige Frauenfiguren erschaffen, die beide auf ihre Art in der Abhängigkeit von Männern stehen, wenn auch durch völlig andere Umstände. Wie schon Bergland spielt auch Marschlande wieder in einer rauen, eher unwirtlichen Gegend. Da mir die Berge deutlich vertrauter sind als das Meer, konnte ich zu Bergland ein kleines bisschen mehr und besser Zugang finden. Das bedeutet aber keinesfalls, dass mir Marschlande weniger gut gefallen hätte. Beide Bücher sind wahnsinnig gut recherchiert und gleichzeitig extrem gut lesbar. Besonders gerne habe ich auch das kurze Nachwort gelesen. Gerade die Erklärungen zur Entwicklung der Frauen in Handwerksberufen und der "Erfindung der Hausfrau" fand ich extrem spannend.
Schätzungen gehen davon aus, dass im 16. und 17. Jahrhundert allein in Deutschland zwischen 50.000 und 60.000 Menschen infolge von Hexenprozessen ermordet wurden. Die meisten Opfer waren Frauen. Auch in Hamburg gab es Hexenverfolgungen. Überliefert wurden allein rund 100 Prozesse, bei denen die Frauen als vermeintliche Hexen gefoltert und auf dem Scheiterhaufen verbrannt wurden. Eine dieser Frauen war Abelke Bleken.
In ihrem neuem Roman »Marschlande« erzählt Jarka Kubsova die Geschichten zweier Frauen – aus zwei Jahrhunderten. Abelke Bleken lebte um 1580 im Hamburger Marschland und bewirtschaftete allein einen Hof. Sie wurde systematisch denunziert, enteignet und als Hexe angeklagt. Fast 500 Jahre später zieht Britta Stoever mit ihrer Familie in dieselbe Gegend, aus der Stadt nach Ochsenwerder ins Marschland. Das Haus, die Landschaft sind ihr fremd. Für dieses Leben musste sie zu viel aufgeben. Zwei Frauen, zwei Erzählstränge. Ihre Leben könnten nicht unterschiedlicher sein und doch eint beide der Kampf gegen Ungerechtigkeit und Ausgrenzung. Und der Wunsch nach einem selbstbestimmten Leben.
Kubsova verwebt die Schicksale der beiden Frauen zu einer fesselnden und bewegenden Geschichte. Die Sprache ist atmosphärisch und bildgewaltig – und hat mich in einen regelrechten Lesesog gezogen. Eindrucksvoll ist auch die unglaubliche Recherchearbeit hinter diesem Roman. Von der Historie rund um Abelke Bleken und den Hexenprozessen, das Leben am Deich, bis hin zum Marschländer Platt. Ich durfte Anfang September in den Genuss kommen, Jarka Kubsova persönlich zu lauschen und fand ihre Einblicke rund um die Recherche und Entstehung des Romans extrem beeindruckend. Ergänzt wird der Roman übrigens von einem sehr spannenden Nachwort.
Long story short: Ich habe »Marschlande« geliebt! Dieses Buch zählt definitiv zu meinen Highlights in diesem Jahr!
Danke @jarka_kubsova für dieses Werk! Es zeigt und erinnert, dass die Rolle der Frau noch immer ein Sog in die Ungerechtigkeit war und ist. Auch Danke, dass Du an die Verbrechen der Hexenverfolgung erinnerst und eine aktuellen Bezug herstellst.
i romanzi che rielaborano storie vere di donne accusate e condannate per stregoneria sono tra i miei preferiti in assoluto, ma in questo caso: che due palleeeee
"Der gefährlichste Moment für eine Frau ist, wenn sie sich wehrt."
Britta zieht mit Mann und Kindern aus der Stadt aufs Land, in die Marschlande. Und stolpert durch Zufall über die Geschichte von Abelke Bleken, die um 1580 in den Marschlanden gelebt hat. Sie forscht nach und die Geschichte von Abelke wird auch ihr Leben ändern
Ich mochte den Erstling von Jarka Kubsova, Bergland. Und auch Marschlande ist ein tolles Buch über starke Frauen. Ich konnte mich nicht entscheiden ob ich den Vergangenheitsteil über Abelke besser finde oder Brittas aktuelle Geschichte. Manchmal wurde ein bisschen mit dem erhobenen Zeigefinger erzählt aber die Kraft der Sprache und die Intensität der Geschichte machen das Buch absolut lesenwert . Eine Geschichte, die auf Tatsachen beruht, wie die Autorin im Nachwort erklärt. Eine Geschichte, die nachdenklich macht und schockiert. Eine Geschichte, die man so schnell nicht vergisst
Ein starkes Buch! Ich fand es spannend, etwas mehr zu den Gründen der Hexenverfolgung zu erfahren (als wirtschaftliches Mittel der Aneignung von Eigentum) und auch, dass Frauenschicksale hier sichtbar gemacht wurden. Die beiden Protagonistinnen die etwa 450 Jahre trennen waren gut beschrieben, man konnte sich in beide gut hineinversetzen. Die vielen Naturbeschreibungen passten zur Geschichte, waren aber glaube ich anfangs ein Grund, warum ich etwas brauchte, um in die Geschichte zu kommen.
Als die Geografin Dr. Britta Stoever mit Mann und schulpflichtigen Kindern nach Ochsenwerder an der Elbe zieht, stehen die Stoevers vor dem üblichen Spagat berufstätiger Paare. Philip, dem ihr hochmodernes Haus in den Marschlanden ein wichtiges Anliegen war, fühlt sich als unentbehrliche Führungskraft nicht für Haushalt und Kinder verantwortlich. Britta hat seit Jahren ihre Arbeitszeit reduziert und würde gern neu durchstarten. Eine Lehrtätigkeit an einer Hochschule setzt allerdings ihren vollen Einsatz voraus – und eine Neuverteilung der Care-Arbeit zwischen ihr und Philip. Unzufrieden mit ihrer (voraussehbaren) Situation befasst sich Britta im nebligen Herbst mit der geografischen Lage des Ortes an der Elbe – und mit der historischen Person Abelke Bleken, die 1583 in Hamburg als Hexe verbrannt wurde. Nach Abelke ist in Ochsenwerder eine Straße benannt – und Britta lernt passenderweise Ruth Grotjahn kennen, eine „Hiesige“, die sich dafür einsetzt, die Sichtbarkeit von Frauen in der Öffentlichkeit zu verbessern. „Männer erhalten für besondere Leistungen einen Gedenkstein …“, meint Ruth nüchtern zu dem Thema, ‚Frauen wurden eher in die Psychiatrie eingewiesen, wenn sie Ansprüche stellten‘, lässt sich der Gedanke fortsetzen.
Abelke Bleken war im 16. Jahrhundert eine angesehene, erfolgreiche Bäuerin, die ihren Hof allein führte und sich weigerte, ihren Besitz (zum Profit eines Ehemannes) geschickt durch Heirat zu vergrößern. Ihr Vermögen hatte bereits gierige Blicke auf sich gezogen, als in einer verheerenden Springflut der Deich zwischen ihrem Hof und der Elbe zerstört wird – und die Dorfgemeinschaft von ihr allein die Reparatur des Deichs verlangt. Einem (männlichen) Bauern wären in dieser Situation Tagelöhner zur Hilfe geschickt worden oder er hätte finanzielle Unterstützung erhalten. Dass niemand in der Not einen Finger rührt, wagen die Marschbauern offenbar allein gegenüber Frauen oder Hofbesitzern, die am Ende ihrer Kräfte sind. Das Ausgrenzen einer unbequemen Person aus der Gemeinschaft lässt knallharte finanzielle Interessen der Vereinigung der Deichgeschworenen vermuten, die ursprünglich ein Ehrenamt sein sollte.
Als Geografin kann Britta die Folgen der damaligen Flut in der Marschlandschaft von heute "lesen" und fängt sofort Feuer angesichts Abelkes Schicksals und der Auswirkung der Hexenverfolgung auf die gesamte Bevölkerung. Parallel zu ihrer Spurensuche führt ein aktueller Mobbing-Fall Britta den klassischen Ablauf von Mobbing vor Augen und die Rolle, die untätige Zuschauer darin spielen. Ein ungewöhnlicher Zufall. Jarka Kubsova demonstriert ihren Leser:innen damit eindringlich, dass es in Hexenprozessen zumeist nicht um konkrete Taten ging oder um Geständnisse, sondern darum, unbequeme Zeitgenoss:innen zu beseitigen.
Drei Frauen in ihrer Landschaft. Die historische Figur Abelke Bleken, eine berufstätige Mutter der Neuzeit und eine Sozialhistorikerin, die sich für mehr Sichtbarkeit historischer Frauenfiguren einsetzt, führt Jarka Kubsova vor akurat recherchiertem historischem Hintergrund zusammen. Das Ausgeliefertsein der Marschbauern gegenüber den Wettergewalten, die Rolle einer selbstbewussten Hoferbin und die generelle Anerkennung der Leistung von Frauen verknüpft sie in runder, neutraler Sprache - mit wenigen authentischen Mundart-Dialogen.
Mit einem erhellenden Nachwort, inhaltlich und stilistisch ein hervorragender Roman.
Super interessantes Thema, aber insgesamt wirkt die Geschichte sehr steif. Selbst die emotionalen und tragischen Momente haben mich nicht wirklich erreicht. Dafür merkt man in jedem Kapitel, wie viel Recherche hinter diesem Buch steht. Das ist meiner Meinung nach Stärke und Schwäche zugleich, da der Erzählton dadurch sehr rational und unnahbar wirklich. Ist wahrscheinlich Geschmackssache, ob man diese Art von historischen Erzählungen mag.
,,Die Frauen waren tot, aber was immer ihnen widerfahren war, war noch immer in der Welt, in anderem Gewandt, zerstoben, verändert, aber es war noch da, es widerfuhr wieder, es widerfuhr anderen."
Zwei Frauen, getrennt durch fast fünfhundert Jahre, aber beide in den Marschlanden beim Hamburg leben. Um sie geht es in Jarka Kubsovas Roman ,,Marschlande": Abelke, die ,,ältere" der beiden Frauen schlägt sich als Hufnern ohne Mann oder Bruder auf einem Bauernhof in den Marschen durch. Eine Sturmflut wird ihr zum Verhängnis. Das Wasser nimmt nicht nur Hab und Gut, sondern unterspült den Deich. Als Anliegerin muss Abelke für den Schaden aufkommen, die Reparatur stemmen - zusätzlich zu der harten Arbeit auf dem Land. Britta findet sich in der Gegenwart auf fast dem gleichen Grund und Boden wieder, als ihr Mann ein Haus auf dem Land bauen lässt. ,,Eispalast" nennen die wortkargen Dorfbewohner den Neubau. Bald merkt auch Britta, dass sie in dem neuen Haus nur noch Kälte spürt. Denn mit ihrem Teilzeitjob im Home Office und der Kinderbetreuung ist sie weniger glücklich, als sie einst dachte, als diese Arbeitsteilung aus Vernunft getroffen wurde. Hatte sie nicht von einer wissenschaftlichen Karriere geträumt?
Kubsova lässt Britta in der Vergangenheit stöbern und schließlich auf Abelkes Geschichte treffen. Der Leser begegnet beiden Frauen abwechseln. Mit jedem neuen Kapitel findet sich auch ein Sprung in der Zeit. So lassen sich nicht nur einige Parallelen zwischen der Diskriminierung von Frauen - besonders den starken, eigenwilligen und selbstständigen - ziehen, sondern der Leser lernt auch einiges über die Geschichte der Bauern in den Marschlanden. Das ist nicht nur interessant, sonder lässt die einfühlsam gezeichneten Landschaftsbeschreibungen der Gegenwart noch einmal in ganz neuem Licht erstrahlen. Diese Bilder der herben Schönheit der norddeutschen Marschen und die fundierte Recherche - Abelke hat tatsächlich gelebt - machen die Stärke dieses Romans aus.
Den ein oder anderen Wermutstropfen gibt es dann aber doch, denn die Linie des fehlenden Feminismus in der Vergangenheit und in der Gegenwart geht nicht ganz auf. Tatsächlich mag die Anfeindung ihre Gestaltet gewechselt haben. Doch stehen die wirtschaftlichen Interessen und der Frühkapitalismus als unumstößliche Begleiterscheinungen in Abelkes Geschichte. Der Verlust ihres Hofes hatte auch damit zu tun, dass Großgrunbesitzer nach Land suchten, wie die Autorin im Nachwort eindrücklich beweist. Die dort aufgeworfenen Verbindung zwischen Enteignungen und Hexenprozessen in ganz Europa ist ein Ansatz, dem wissenschaftlich viel stärker nachgegangen werden sollte. Aber ist diese Schicksal tatsächlich mit dem einer Frau vergleichbar, die dem Mann den Rücken freihält und auf die eigene Karriere verzichtet? Mich überzeugt diese Verbindung bis zuletzt nicht vollständig.
4,5 ⭐ Mir hat das Buch richtig gut gefallen. Vor allem der Handlungsstrang in der Vergangenheit, der sehr erschreckend war. Ich habe mit Protagonistin regelrecht mitgelitten. Unglaublich welcher Willkür sie ausgesetzt war und wie sehr sie darunter leiden musste. Den Erzählstrang in der Gegenwart hätte es wegen mir nicht unbedingt gebraucht.
Ein großartiges Buch das mir sehr nah gegangen ist. Auf nahbare Weise wird die Geschichte einer Frau in der Gegenwart mit der Geschichte einer Frau in der Vergangenheit verknüpft. Man meint oft, wir wären gesellschaftlich weit gekommen. Nach dem Lesen dieses Buches ist mir wieder bewusst geworden, dass Fortschritt immer relativ ist und was Frauen betrifft haben wir noch einen langen Weg vor uns, bis wir von Gleichstellung sprechen können.
„So ging man hier mit wilden Dingen um, sie konnten sonst schnell gefährlich werden. Das ganze Gebiet war gezähmt, planmäßig kultiviert, kontrolliert und an die Kandare genommen.“
Das Landleben am Beispiel von zwei emanzipierten Frauen gestern und heute. Das ist in beiden Zeiten eine Mischung aus Frust und Aufbegehren.
Als die Geografin Dr. Britta Stoever mit Mann und schulpflichtigen Kindern nach Ochsenwerder an der Elbe zieht, stehen die Stoevers vor dem üblichen Spagat berufstätiger Paare. Philip, dem ihr hochmodernes Haus in den Marschlanden ein wichtiges Anliegen war, fühlt sich als unentbehrliche Führungskraft nicht für Haushalt und Kinder verantwortlich. Britta hat seit Jahren ihre Arbeitszeit reduziert und würde gern neu durchstarten. Eine Lehrtätigkeit an einer Hochschule setzt allerdings ihren vollen Einsatz voraus – und eine Neuverteilung der Care-Arbeit zwischen ihr und Philip. Unzufrieden mit ihrer (voraussehbaren) Situation befasst sich Britta im nebligen Herbst mit der geografischen Lage des Ortes an der Elbe – und mit der historischen Person Abelke Bleken, die 1583 in Hamburg als Hexe verbrannt wurde. Nach Abelke ist in Ochsenwerder eine Straße benannt – und Britta lernt passenderweise Ruth Grotjahn kennen, eine „Hiesige“, die sich dafür einsetzt, die Sichtbarkeit von Frauen in der Öffentlichkeit zu verbessern. „Männer erhalten für besondere Leistungen einen Gedenkstein…“, meint Ruth nüchtern zu dem Thema, ‚Frauen wurden eher in die Psychiatrie eingewiesen, wenn sie Ansprüche stellten‘, lässt sich der Gedanke fortsetzen.
Abelke Bleken war im 16. Jahrhundert eine angesehene, erfolgreiche Bäuerin, die ihren Hof allein führte und sich weigerte, ihren Besitz (zum Profit eines Ehemannes) geschickt durch Heirat zu vergrößern. Ihr Vermögen hatte bereits gierige Blicke auf sich gezogen, als in einer verheerenden Springflut der Deich zwischen ihrem Hof und der Elbe zerstört wird – und die Dorfgemeinschaft von ihr allein die Reparatur des Deichs verlangt. Einem (männlichen) Bauern wären in dieser Situation Tagelöhner zur Hilfe geschickt worden oder er hätte finanzielle Unterstützung erhalten. Dass niemand in der Not einen Finger rührt, wagen die Marschbauern offenbar allein gegenüber Frauen oder Hofbesitzern, die am Ende ihrer Kräfte sind. Das Ausgrenzen einer unbequemen Person aus der Gemeinschaft lässt knallharte finanzielle Interessen der Vereinigung der Deichgeschworenen vermuten, die ursprünglich ein Ehrenamt sein sollte.
Als Geografin kann Britta die Folgen der damaligen Flut in der Marschlandschaft von heute "lesen" und fängt sofort Feuer angesichts Abelkes Schicksals und der Auswirkung der Hexenverfolgung auf die gesamte Bevölkerung. Parallel zu ihrer Spurensuche führt ein aktueller Mobbing-Fall Britta den klassischen Ablauf von Mobbing vor Augen und die Rolle, die untätige Zuschauer darin spielen. Ein ungewöhnlicher Zufall. Jarka Kubsova demonstriert ihren Leser:innen damit eindringlich, dass es in Hexenprozessen zumeist nicht um konkrete Taten ging oder um Geständnisse, sondern darum, unbequeme Zeitgenoss:innen zu beseitigen.
Drei Frauen in ihrer Landschaft. Die historische Figur Abelke Bleken, eine berufstätige Mutter der Neuzeit und eine Sozialhistorikerin, die sich für mehr Sichtbarkeit historischer Frauenfiguren einsetzt, führt Jarka Kubsova vor akurat recherchiertem historischem Hintergrund zusammen. Das Ausgeliefertsein der Marschbauern gegenüber den Wettergewalten, die Rolle einer selbstbewussten Hoferbin und die generelle Anerkennung der Leistung von Frauen verknüpft sie in runder, neutraler Sprache - mit wenigen authentischen Mundart-Dialogen.
Mit einem erhellenden Nachwort, inhaltlich und stilistisch ein hervorragender Roman.
---------------------------- „Marschlande“ ist eines jener Bücher, bei denen ich nicht genau festmachen kann, warum sie mir eigentlich gut gefallen haben.
Mir haben grundsätzlich beide Zeitebenen gefallen, wobei ich bei Brittas Ebene (in der Gegenwart) bis zur Hälfte des Buches gebraucht habe, bis sie begonnen hat, mich zu interessieren. Abelkes Zeitstrang hat mich vom ersten Satz an gepackt gehabt. Ich hatte so sehr gehofft, dass ihre Geschichte doch anders ausgeht, als durch den Prolog angedeutet. Jarka Jubsova hat die beiden Zeitebenen gelungen miteinander verwoben. Man baut eine starke, emotionale Verbindung zu den Charakteren sowie ihrer Umgebung auf, da es der Autorin gelingt, die Schönheit und die Bedrohlichkeit dieser einzigartigen Naturlandschaft der Marschlande zu verweben. Zeitgleich ist es bemerkenswert, wie Jubsova die inneren Kämpfe der Charaktere mit den äußeren Herausforderungen der Marschlandschaft verknüpft, was der Erzählung eine zusätzliche Dimension verleiht.
„Marschlande“ ist ein eindringliches literarisches Werk, das einen schnell in seinen atmosphärisch dichten Bann zieht. Ein Stern Abzug, da ich eben bis zur Hälfte des Buches gebraucht habe, um an dem Zeitstrang der Gegenwart und Britta Interesse zu entwickeln.
“Marschlande” is one of those books where I can't pinpoint exactly why I actually liked it.
I basically liked both time levels, although it took me until halfway through the book to become interested in Britta's level (in the present). Abelke's timeline had me gripped from the very first sentence. I had hoped so much that her story would turn out differently than the prologue suggested. Jarka Jubsova has successfully interwoven the two time periods. You build up a strong emotional connection to the characters and their surroundings, as the author succeeds in interweaving the beauty and menace of this unique natural landscape of the marshlands. At the same time, it is remarkable how Jubsova links the internal struggles of the characters with the external challenges of the marshlands, adding an extra dimension to the narrative.
“Marschlande” is a haunting literary work that quickly draws you into its atmospherically dense spell. One star deduction because it took me until halfway through the book to develop an interest in the present day and Britta.
Neri Pozza si conferma una garanzia. Bello il parallelismo passato/presente con la contrapposizione di problemi "da donne" ma tra loro differenti. Mi è piaciuto il risveglio e la presa di consapevolezza della protagonista del presente. Diciamolo insieme: per far finire un matrimonio o una relazione non è necessario che l'uomo tradisca o sia violento, se mancano il rispetto e la condivisione e ci si sente completamente soli in coppia, BASTA E AVANZA (anche se ci sono dei figli di mezzo). Non dobbiamo sempre annullare noi stesse per la felicità altrui, è stato fatto da troppe donne nei secoli. So che molti uomini non sanno accettare un rifiuto e che ci ammazzano per un nonnulla ma meglio morire da libere che una vita imprigionate nella più misera infelicità. Per quanto riguarda la protagonista del passato è abominevole quello che le hanno fatto. Brucerei con le mie mani tutti quelli coinvolti nei processi alle streghe, miserabili infami farabutti.