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Unentdeckt: Roman

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Die heiligen Orte in den Anden beherbergten einst wertvolle Grabbeigaben. Heute findet man sie in den großen Sammlungen europäischer Museen. Dort wird Gabriela Wiener mit ihrem Erbe ausgerechnet ihr Ururgroßvater Charles Wiener, ein jüdisch-österreichischer Forscher, erbeutete im 19. Jahrhundert Tausende Artefakte. Als sie der väterlichen Linie ihres Stammbaums nachgeht, stößt sie auf patriarchale Heldenerzä die Legende des bescheidenen Deutschlehrers, der über Nacht zu Indiana Jones wird, aber in Peru Frau und Kind zurücklässt. Und die Parallelbeziehung ihres Vaters, in der dieser mit Vorliebe eine Augenklappe trug. Werden Vorstellungen von Liebe und Lust weitergetragen? – Ausgehend von ihrem Nachnamen wird Gabriela Wiener nicht nur zur Chronistin von Kolonialverbrechen, sondern auch zur Chronistin ihrer selbst. 

»Die vielleicht mutigste Stimme der neuen literarischen Generation lateinamerikanischer Frauen. Sie hat praktisch jedes heikle Problem erforscht, mit dem sich die heutige Gesellschaft herumschlägt.« The New York Times

192 pages, Kindle Edition

Published February 27, 2025

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About the author

Gabriela Wiener

40 books649 followers
Gabriela Wiener (Lima, 1975) es una escritora peruana, cronista, poeta y periodista, afincada en Barcelona desde el año 2003. Forma parte del grupo de nuevos cronistas latinoamericanos. Casada con el poeta y periodista Jaime Rodríguez Z.. Tiene una hija.

Estudió Lingüística y Literatura en la Universidad Católica de Lima, y un máster en Cultura histórica y Comunicaciones en Barcelona. Trabajó en el diario El Comercio. Fue miembro del consejo de redacción de la desaparecida revista Lateral. Colabora con una larga serie de medios, como Etiqueta Negra, El País o La Vanguardia. Es autora de dos libros de crónicas, y de la plaqueta de poesía Cosas que deja la gente cuando se va.

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1 star
1 (5%)
Displaying 1 - 7 of 7 reviews
Profile Image for Seitenmusik.
375 reviews17 followers
May 1, 2025
In ihrem vielschichtigen, autofiktionalen Roman „Unentdeckt“ verwebt Gabriela Wiener persönliche Familiengeschichte mit einer kritischen Auseinandersetzung mit Kolonialismus, kulturellem Erbe und Identität. Die peruanische Autorin und Journalistin ist bekannt für ihre schonungslos ehrlichen Texte über Sexualität, Mutterschaft und gesellschaftliche Machtverhältnisse. Mit „Unentdeckt“, das 2024 auf der Longlist des International Booker Prize stand, legt sie ein hybrides Werk zwischen Essay, Autobiografie und Reportage vor, das sie selbst als Akt der Spurensuche versteht.

Worum geht’s genau?
Im Zentrum des Buches steht die Frage: Welche Spuren hinterlässt koloniale Gewalt – kollektiv und persönlich? Ausgangspunkt ist die Figur von Charles Wiener, Gabriela Wieners Ururgroßvater, ein österreichischer Forscher, der im 19. Jahrhundert Tausende Artefakte aus Peru nach Europa brachte. Seine „Entdeckungen“ sind heute Teil großer europäischer Museumssammlungen. Für Gabriela Wiener wird dieser Mann zum Symbol kolonialer Gewalt und familiärer Scham. Während sie sich mit seinem Erbe auseinandersetzt, stößt sie auf Lücken, Unausgesprochenes und verdrängte Wahrheiten. Parallel entfaltet sie ihre eigene Geschichte: als Migrantin in Spanien, als Tochter eines Mannes mit Doppelleben, als polyamor lebende Frau mit vielen Fragen zu Begehren, Treue, Macht und Verletzlichkeit. So wird aus einer historischen Spurensuche ein tief persönlicher, oft schmerzhafter Reflexionsprozess.

Meine Meinung
Gabriela Wieners „Unentdeckt“ ist vielschichtig aber - zumindest auch für mich - leider auch schwer zugänglich. Die erzählerische Struktur folgt keiner klaren Linie – sie besteht aus Fragmenten, essayistischen Gedanken, Erinnerungen, Reflexionen über koloniale Gewalt und intime Einblicke in das eigene Beziehungsleben. Diese Mischung ist mutig und bedeutsam, aber nicht einfach zu lesen. Der Stil wirkt oft sperrig, stellenweise fast hölzern, mit langen, verschachtelten Sätzen, die das Lesen erschweren. Ich musste viele Passagen mehrfach lesen, um ihren Sinn zu erfassen. Der Lesefluss war dadurch brüchig, das Buch fordernd – vielleicht zu fordernd für mich.

Dennoch hat mich die thematische Tiefe beeindruckt: Die Autorin erzählt von kolonialem Raub, rassistischem Trauma, Migration, familiären Lügen, polyamorem Leben und sexueller Selbstbestimmung. Sie spricht über die Scham, Nachfahrin eines Mannes zu sein, der Kulturgüter geplündert hat – und über die Verlegenheit, wenn ihre eigene Beziehung zwischen Offenheit und Eifersucht schwankt. Die Parallelen zwischen persönlichem und historischem Erbe sind aufwühlend – besonders die Verbindung von emotionaler Ehrlichkeit mit gesellschaftskritischer Wut. Das Buch verlangt den Leser:innen (und nicht zuletzt mir) viel ab, aber es ist wichtig, dass diese Perspektiven ihren Platz finden.

Die fragmentarische Form – mal autobiografisch, mal fast philosophisch, mal sachlich berichtend – wirkt gewollt und ist wohl Ausdruck von Wieners Zerrissenheit. Dennoch konnte ich oft keinen Zugang finden. Der Ton schwankt zwischen anklagend und zweifelnd, was auf der inhaltlichen Ebene nachvollziehbar ist, mich stilistisch aber verloren zurückließ. Es gibt starke, aufrüttelnde Passagen, keine Frage – aber auch viele, die mir fremd blieben. Vielleicht ist genau das Teil des Konzepts: dass sich marginalisierte Perspektiven nicht immer für alle lesbar machen müssen.

Fazit
„Unentdeckt“ ist ein bedeutendes Buch, das wichtige Themen wie koloniales Erbe, Identität, Sexualität und Rassismus verhandelt – mutig, unbequem und mit einer scharfen, wütenden Stimme. Doch der sperrige Stil und die fragmentarische Form erschwerten mir persönlich den Zugang. Deshalb vergebe ich 3 von 5 Sternen – für ein Werk, das wichtig, aber nicht für jede:n zugänglich & lesbar ist.
Profile Image for PiaReads.
321 reviews8 followers
July 21, 2025
3.5 ⭐ | Dieses Buch war auf eine schwer greifbare Weise anders. Gabriela Wiener bewegt sich gekonnt an der Grenze zwischen autobiografischem und autofiktionalem Erzählen – Wo endet dokumentierte Erinnerung, wo beginnt literarische Konstruktion?

Wiener stellt wichtige Fragen – nach Herkunft, kolonialem Erbe, familiärer Verstrickung und persönlicher Verantwortung. Sie begegnet ihrer eigenen Familiengeschichte mit schonungsloser Ehrlichkeit, zeigt sich selbst widersprüchlich, verletzlich, suchend. In dieser Offenheit liegt viel Kraft.

Überrascht hat mich, wie stark sich der Text zugleich auch um Beziehungen, Begehren und emotionale Verwicklungen dreht. Was zunächst wie eine historische oder politische Spurensuche beginnt, entwickelt sich auch zu einer sehr intimen Auseinandersetzung mit Trauer, Identität und Selbstfindung. Wer ein rein sachliches oder rein historisches Werk erwartet, wird möglicherweise irritiert sein – doch gerade diese Vielschichtigkeit macht das Buch besonders.

Ein kluges, tief persönliches Buch – und ein wichtiger Beitrag zur Aufarbeitung kolonialer Spuren im Privaten wie im Globalen.

Vielen Dank an den Verlag und NetGalley für das zur Verfügung gestellte Leseexemplar!
Profile Image for Karosreads.
87 reviews10 followers
June 7, 2025
Gabriela Wiener: Unentdeckt
Aus dem peruanischen Spanisch von Friederike von Criegern

Die englische Übersetzung des Romans „Unentdeckt“ war 2024 auf der Longlist des International Booker Prize

Wow, was ein Buch! Mit solch einer Wucht, Ehrlichkeit und Verletzlichkeit schreibt Gabriela Wiener über die gewaltvollen Kolonialverbrechen Ihrer Vorfahren und nimmt so die Leser*innen mit auf eine Reise zwischen Zeiten, Ländern und Kulturen. Der autofiktionale Roman beinhaltet im Kern Gabriela Wieners Auseinandersetzung mit ihrem Urgroßvater, Charles Wiener. Dieser war ein jüdisch-österreichischer Forscher, der im 19. Jahrhundert gestohlene Artefakte mit nach Europa brachte, die bis heute in den angesehensten Museen ausgestellt werde.

„Allein hier sein, hier, in Paris, am Fuße des Eiffelturms, im Saal eines ethnologischen Museums – das Merkwürdigste daran ist der Gedanke, dass all diese mir gleichenden Statuetten dem kulturellen Erbe meines Landes von einem Mann entrissen wurden, dessen Nachname ich trage.“ (S. 13)

Bereits anhand des ersten Satzes, ist die Schwere und die Scham, die sie mit sich trägt rauszulesen. Besonders gut erkennt man auch ihren bewussten Einsatz der Sprache, der gekonnte von Friederike von Criegern ins Deutsche übersetzt wurde: durch die vielen Verschachtelungen, liest man sehr viel langsamer, bewusster und kann sich regelrecht an Gabriela Wieners Stelle versetzen.

Während sie sich über den Roman hinweg mit ihrer Vergangenheit befasst, fließen auch gegenwärtige Probleme, Fragen und verdrängte Wahrheiten in ihre Auseinandersetzung mit ihrer Identität mit ein. Ein Vater, der ein Doppelleben führt; sie selbst, die ein polyamoröses Leben führt, einen latino Ehemann hat, sich in Spanien jedoch in eine weiße Frau verliebt, und somit anfängt ihr Begehren zu hinterfragen und reflektieren. Schnell wird deutlich, dass man es hier mit einem sehr dichten, vielschichtigen Roman zu tun hat. Gerade dadurch konnte ich mich so für das Buch begeistern. Durch die Fragmenthaftigkeit werden die Gefühle und die Zerrissenheit der Autorin akzentuiert und gekonnt untermalt. Besonders gut gefiel mir Mischung aus poetischer, direkter und emotionsvoller Sprache, gekoppelt mit den vielzähligen Fragen, die die Autorin über den Roman verteilt aufwirft.

Leider erschwerte es mir gerade die Verwendung langer, verschachtelter Sätze in einen Lesefluss zu kommen und ich erwischte mich immer wieder dabei, wie ich mit meinen Gedanken abdriftete. Da konnte mich auch die spannende Thematik leider nicht ausgiebig genug fesseln, was ich sehr schade finde. An dieser Stelle würde es mich tatsächlich interessieren, ob die Satzstruktur und Länge aus der Originalsprache übernommen, oder sich an den Möglichkeiten der deutschen Sprache und Grammatik bedient wurde.

Alles in allem was dies eine bereichernde Leseerfahrung. Ein unglaublich interessantes Buch, in welchem sich die Autorin von ihrer verletzlichen Seite zeigt, historische Geschehnisse mit ihrer persönlichen Vergangenheit verbinden, und so die Leser*innen mit auf eine Spurensuche durch ihre Vergangenheit nimmt. Ein Roman über Identität, Kolonialverbrechen und kulturelles Erbe. Auf jeden Fall empfehlenswert!
Profile Image for oupiapia.
36 reviews2 followers
April 11, 2025
Ein Buch, in dem persönliche Erfahrungen und historische Geschehen (kann man rekonstruieren?) geschickt miteinander verknüpft sind – von Frankreich über Peru bis nach Spanien. Begleite die Autorin auf einer intimen, sinnlichen und zugleich reflektierenden Reise durch Raum und Zeit.
Displaying 1 - 7 of 7 reviews

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