Dieses Fachbuch beschreibt die Neurologie eines Unternehmens als eine neue Dimension der Organisation und als Grundlage für den Erfolg in einer komplexen Welt. Es vergleicht Organisationen mit lebenden Organismen und stellt deren Neurologie als dritte Dimension neben Anatomie und Physiologie (Aufbau- und Ablauforganisation) dar. Diese dritte Dimension, die von der klassischen Organisationstheorie bisher übersehen wurde, schließt die Lücke zu einer vollständigen Struktur und klärt die Fragen, die mit dem bisherigen Organisationsverständnis nicht beantwortet werden konnten.
Die meisten Konzerne, KMUs, NGOs oder öffentlichen Institutionen bleiben in den beiden gängigen Dimensionen des Organisierens gefangen. Letztlich ist es aber allein die Neurologie, mit der Unternehmen Komplexität und Dynamik bewältigen. „Die dritte Dimension des Organisierens“ stellt Stafford Beers Viable System Model (VSM) vor und zeigt praxisnah auf, wie Vorstände ihr Unternehmen damit steuerungsfähig machen.
Das Buch richtet sich an Führungskräfte, die trotz agiler Prozesse mit dem Funktionieren ihres Unternehmens nicht zufrieden sind. Es basiert auf zahlreichen Beratungsprojekten und Management-Trainings in Europa, Asien und Amerika. Martin Pfiffner führt den Leser durch den Diagnose- und Gestaltungsprozess und illustriert Anwendungsfragen mit praktischen Beispielen. Für die 2. Auflage wurde das Fachbuch um eine durchgehende Fallstudie erweitert.
Ich kenne das Viable System Model (VSM) und die dahinterstehende Denkweise schon seit vielen Jahren, wir setzen es ebenso lange bei uns als Kirche erfolgreich ein und kürzlich habe ich mich nochmals vertiefter damit auseinandergesetzt. Mehr denn je bin ich überzeugt davon - gerade auch im Bezug auf den kirchlichen Kontext, in dem ich tätig bin. Mehr denn je finde ich es hilfreich über Organigramme und Kästchen hinauszudenken, die eigentlich kaum etwas über die Realität von Organisationen aussagen, geschweige denn über ihr Ziel, ihre Zielgruppe und ihren Zweck. Wir müssen anschauen und verstehen wie Steuerung funktioniert, wie die Relation und Kommunikation - das Dazwischen - ist. Dies alles muss möglich sein auch ohne einen starken Über-Leiter oder den ultimativen CEO. Dabei geht es nicht um keine Hierarchie, sondern eine Funktions-, keine Positionshierarchie und um die Organisation von Selbstorganisation. Mich fasziniert das! Wahrscheinlich auch deshalb weil die dahinterstehende Kybernetik eine systemische, letztlich eine relationalen Betrachtungsweise ist, was mein Lebensthema auch in anderen Feldern (der Theologie) zu sein scheint.
Aber nun zum Buch - ganz kurz. Eine Hervorragende Einführung und Hinführung zum VSM-Modell, das Komplexität, Zugänglichkeit und praktische Anwendung sehr gut balanciert. Damit wird es auch zum ganz praktischen Ratgeber in der Umsetzung. Bisher das Hilfreichste, was ich dazu gelesen habe. Wenn ich etwas kritisieren müsste, dann die Struktur. Vielleicht muss es so sein, aber der Autor wiederholt oft und dadurch wird man während des Lesens eines Themenbereichs oft vertröstet, dass dieses und jenes weitere dazu in einem späteren Kapitel folgt. Dadurch wird es schwierig das Buch auch als Nachschlagewerk zu verwenden.
Fazit: aus meiner Sicht Pflichtlektüre für jede Leitungsperson einer Organisation!