Jump to ratings and reviews
Rate this book

Schwimmen im Glas

Rate this book
Lore ist zehn Jahre alt und wächst behütet am Land auf. Ihr Vater ist Bürgermeister, ihre Mutter Sekretärin im Pfarramt, die beiden älteren Brüder interessieren sich hauptsächlich für sich selbst. Lores engste Bezugspersonen sind die Großeltern. Und dann gibt es noch Tante Ursula. Die lebt in der Stadt, kommt nur zu Besuch aufs Land und sorgt mit ihren Ansichten regelmäßig für hitzige Diskussionen im Familienkreis. Außerdem erwartet sie ein Kind – dabei hat sie keinen Mann. Lore findet Ursula faszinierend und besucht sie regelmäßig in der Stadt, wo sie eine ganz neue Welt kennenlernt.
Die erwachsene Lore von heute steht mit beiden Beinen im Leben, als sie unerwartet mit iher Vergangenheit konfrontiert wird …

Eva Lugbauer erzählt abwechselnd aus der Perspektive der aufmerksamen und heranwachsenden sowie der erwachsenen und emanzipierten Lore und zeigt, an welchen vermeintlichen Kleinigkeiten und Beiläufigkeiten sich die patriarchale Ordnung der Welt und überkommene Geschlechterrollen festmachen lassen und dass es trotz allem immer einen gangbaren Weg gibt.

243 pages, Kindle Edition

Published February 26, 2025

1 person is currently reading
49 people want to read

About the author

Eva Lugbauer

3 books1 follower

Ratings & Reviews

What do you think?
Rate this book

Friends & Following

Create a free account to discover what your friends think of this book!

Community Reviews

5 stars
8 (25%)
4 stars
19 (61%)
3 stars
3 (9%)
2 stars
1 (3%)
1 star
0 (0%)
Displaying 1 - 9 of 9 reviews
Profile Image for Alina_liest07.
132 reviews6 followers
March 9, 2025
Wunderschön erzählt und fein beobachtet
Lore ist zehn Jahre alt und wächst in einem österreichischen Dorf, zusammen mit ihren zwei Brüdern, auf. Die Familienstrukturen und Rollenverteilungen sind traditionell und von, teils unausgesprochenen, Regeln geprägt, sowohl zwischen ihrem Vater und Mutter, als auch ihren Großeltern. Doch es gibt noch ihre in der Stadt lebende Tante Ursula, die mit ihren feministischen Ansichten immer wieder für hitzige Diskussionen im Familienkreis sorgt – und durch die Lore eine ganz neue Welt kennenlernt…

Eva Lugbauer erzählt Großteils aus der Perspektive der kindlichen Lore, wechselt aber auch immer wieder in die spätere Jugend und in das Leben der erwachsenen Lore. Immer wieder schafft es die Autorin sehr elegant einen Bogen zwischen Gegenwart und Vergangenheit der Protagonistin zu spannen. Für mich liegt die Stärke des Romans in den vielen, scheinbar kleinen Momenten und Beobachtungen, die sehr eindrucksvoll zeigen, wie sich patriarchalen Strukturen und traditionellen Geschlechterrollen manifestieren.

„Weil nichts ist, und alles wird. Weil alles ein ständiges Werden ist.“

„Schwimmen im Glas“ ist fein beobachtet und wunderschön geschrieben. Es hat mich beeindruckt, die authentisch Lugbauer die Gefühlswelt der kindlichen Lore einfängt. Ich habe mich in vielen Momenten wiedererkannt und mitgefühlt.
Auch das Aufwachsen auf dem Dorf, die patriarchalen Familiendynamiken und Strukturen sowie das Unausgesprochene der Vergangenheit sind sehr treffend und einfühlsam dargestellt.

Fazit: Ein sehr schöner Roman, der mich berührt hat und der, auch durch die bildhafte, fast poetische Sprache, noch länger im Gedächtnis bleiben wird.
Profile Image for Kirsten.
3,114 reviews8 followers
February 26, 2025
Die zehnjährige Lore hat eine glückliche Kindheit. Sie wächst in einem kleinen Dorf auf dem Land auf, in dem ihr Vater der Bürgermeister und die Mutter die Pfarrsekretärin ist. Lore verbringt einen großen Teil der Zeit mit ihren Großeltern, die sich um sie und ihre beiden Brüder kümmern, wenn die Eltern arbeiten.

Eva Lugbauer betrachtet Lores Geschichte abwechselnd mit den Augen des Kindes, das sie war und den Augen der Frau, die sie geworden ist. Das Kind sieht viele Dinge, aber sie erkennt sie oft nicht. Das fällt mir gerade beim Großvater auf. Wenn sie über ihn redet, wird vieles angedeutet, aber nicht ausgesprochen. Später wird die Betrachtung kritischer und ich lerne den Großvater als einen Mann kennen, der in starren Abläufen und Schubladendenken gefangen ist.

Sein Verhalten wirkt sich auch auf den Rest der Familie aus. Stellenweise hatte ich das Gefühl, als ob Lore nicht ernst genommen würde, dass man für sie eine bestimmte Rolle vorgesehen hatte und sich nicht vorstellen konnte, dass sie einen anderen Weg geht. Diese Erwartungshaltung macht Lore im Umgang mit anderen Menschen unsicher. Sie will gefallen und zieht sich aus Angst, die anderen zu enttäuschen, lieber zurück. Manchmal ist es schwer, ihr dabei zuzusehen. Sie will unbedingt alles richtig machen, aber sie weiß nicht, wie sie das anstellen soll.

Die erwachsene Frau hat nicht mehr viel mit dem Mädchen von damals gemeinsam. Vielleicht macht sie sich immer noch zu viele Gedanken über die Erwartungen der anderen, aber sie kann mittlerweile besser damit umgehen und hat ihren Weg gefunden. Sie ist mit sich und ihrer Vergangenheit im Reinen, auch wenn das das Kind von damals wahrscheinlich nicht erwartet hat.

Der Titel passt wunderbar zu Lores Geschichte. In einer Unterhaltung geht es um einen Fisch, der in einem Gurkenglas schwimmt: von allen beobachtet, gleichzeitig aber auch einsam.
Profile Image for Lesereien.
257 reviews23 followers
March 17, 2025
"Männer sind Genies. Frauen sind die Musen. Männer machen Arbeit. Frauen machen Essen. Männer machen Kunst. Frauen machen Wäsche. Männer machen. Frauen machen mit.”

Lore wächst in einem österreichischen Dorf auf. Während ihre Brüder im Wald herumtoben dürfen, verbringt Lore ihre Tage mit ihrer Großmutter. Am Beispiel der Großmutter lernt sie, was es bedeutet, einen Haushalt zu führen und den Ansprüchen des Großvaters stets gerecht zu werden und an ihrer eigenen Mutter erkennt sie, dass die Karriere von Frauen nicht an die der Männer heranreichen kann. Nur ihre Tante Ursula, die in der Stadt lebt, reist und malt, ist anders und zeigt Lore, dass auch ein anderes Leben möglich ist.

Es sind die patriarchalen Strukturen, die ihr Aufwachsen und ihre Sozialisierung prägen und es sind vor allem die Einschränkungen, die Lore wahrnimmt. Als Mädchen darf sie nicht das machen und wollen, was ihre Brüder machen. Aber dankbar sein soll sie trotzdem, denn auch das wenige, was sie darf, ist keine Selbstverständlichkeit.

Der Roman beobachtet mit klarem Blick, wie es ist, als Mädchen in einer Welt aufzuwachsen, die immer noch von Männern bestimmt ist. Er erzählt vom Ausbrechen, vom sich Widersetzen und zeichnet mit Lore und Tante Ursula das Leben von Frauen nach, die sich nicht den Regeln unterwerfen.

Die Autorin widmet sich wichtigen Themen, fasst kluge Gedanken, erzählt stringent und nachvollziehbar. Deshalb: Eine Empfehlung!
808 reviews7 followers
March 1, 2025
Liebevolle, aber auch still hinterfragte Erinnerungen einer emanzipierten Frau
Das Selbstporträt, das Hannelore Moser, kurz Lore, als Schulkind malt, beschreibt sehr gut ihre bisherige, als einengend und ungerecht empfundene Lebenssituation als stummen Fisch mit Schuppen und goldenen, silbernen, bunten Flossen, gefangen in einem Gurkenglas mit Deckel, der über einen aggressiven Stachel einen gelben, eitrigen, krankhaften Schleier abgibt. Und das Gurkenwasser im sie eingrenzenden Glas ist ihr beschränktes Universum. In ruhigem Schreibstil hinterfragt Lore von Kindesbeinen an ihre wohl behütete, patriarchalisch geprägte Welt. Frauen sollen z.B. dankbar sein für unzählige Zugeständnisse der Männer, für deren Entgegenkommen. Und wofür sollen Männer dankbar sein? Besonders der Großvater wirkt prägend auf Lore in seiner Welt voller festgefahrenen, überkommenen Geschlechterrollen. In ihren mit Bedacht geführten Gesprächen – auch über Kriegserlebnisse - fallen viele tiefgehende Gedankenstriche und der Einsatz der Wörter aber, eigentlich, wirklich auf. Tante Ursula bildet als künstlerisch veranlagter, außerhalb allgemein gültiger Normen lebender Stadtmensch den hitzigen, feministisch argumentierenden Kontrapunkt in der Familie. Das Leben der erwachsenen, emanzipierten Lore wird nur in Bruchstücken beleuchtet.
Ein einfühlsamer Erinnerungsroman!
Profile Image for Aus Liebe zum Lesen.
269 reviews8 followers
April 27, 2025
„Du glaubst, das eine sei möglich und das andere nicht, eine Geschichte sei wahr und die andere erfunden. Du weißt noch nicht, dass selbst die wahren Geschichten immer erfunden sind.“

Heute habe ich einen ganz besonderen Buchtipp für euch: „Schwimmen im Glas“ von Eva Lugbauer. Ich weiß nicht, ob es daran liegt, dass sich wie die Protagonistin Lore Ende der 80er geboren wurde, aber mich hat das Buch komplett geflasht.

Lore wächst in einem beschaulichen Zuhause in einem kleinen Ort in Österreich auf. Im Nachbarhaus wohnen die Großeltern, die mit ihren konservativen Ansichten großen Einfluss auf Lore haben. Aber zum Glück gibt es auch noch Tante Ursula, die in der Stadt wohnt und mit ihren feministischen Ansichten das Familienleben aufwirbelt.

Mich konnte die Figurenzeichnung durchweg überzeugen und das obwohl man die Charaktere nur durch Lores oft noch kindlich eingeschränkten Blick und nur in wenigen Zeilen kennenlernen kann. Dennoch habe ich zu allen konkrete Bilder im Kopf. Und genau da sind wir auch bei der größten Stärke des Buchs: der einzigartigen Sprache.

Eva Lugbauer schafft es unvergleichlich, aus Worten Bilder zu machen. Exemplarisch möchte ich folgenden Satz zitieren: „Es ist schwierig zu denken, wenn dich jemand mit großen Augen ansieht und ein Fragezeichen sich um dich schlingt.“

Ganz große Leseempfehlung von mir!
2,266 reviews12 followers
March 4, 2025
Zum Inhalt:
Lore wächst behütet auf dem Land auf. Der Vater ist Bürgermeister, die Mutter, Pfarrsekretärin. Die älteren Brüder interessieren sich hauptsächlich für sich, so dass Lores engste Bezugspersonen ihre Großeltern sind. Und dann gibt es noch ihre Tante Ursula, die in der Stadt lebt, ein Kind erwartet und mit ihren Ansichten immer polarisiert und Lore total fasziniert. Als mittlerweile erwachsene Person steht Lore mitten im Leben, als sie unerwartet mit der Vergangenheit konfrontiert wird.
Meine Meinung:
Im Wesentlichen wird die Geschichte aus Sicht der jungen Lore erzählt mit Einschüben aus der Jugend und auch als Erwachsene. Sie lebt in einem patriachalischen Umfeld und berichtet viel über die Verhältnisse, erlebt auf der anderen Seite aber auch die Freiheit bei ihrer Tante Ursula, die sie als sehr angenehm empfindet, da sie in der dörflichen Umgebung als Mädchen bei weitem nicht alles darf. Irgendwie fühlte ich mich teilweise schon an die eigene Kindheit erinnert, denn auch ich bin ein Dorfkind. Den Schreibstil mit den Wechseln zwischen einer jungen Erzählweise und dann doch wieder anspruchsvolleren Erzählweise hat mir gut gefallen.
Fazit:
Kindheit im Dorf
Profile Image for Jannehanne.
69 reviews
April 9, 2025
In dem Roman geht es um Lore, die in kleinen Sequenzen aus ihrer Kindheit erzählt. Ländlich aufwachsend in den 90er Jahren in Österreich, zwischen Eltern- und Großelternhaus pendelnd. Es gibt keine Unterteilung in größere Kapitel. Nur Absätze markieren die gedanklichen Wechsel. Beim Lesen stellt sich schnell ein Fluss ein. Vieles bleibt aus dem kindlichen Verständnis und dessen unschuldigen Betrachtung heraus offen und unerklärlich. Und dennoch begleitet einen als Leser eine Ahnung, was der Großvater wohl erlebt haben mag, wie die Beziehungsqualitäten zwischen den Erwachsenen sein mögen, welche Rollenbilder Männer und Frauen in sich tragen. Schwimmen im Glas - ein poetischer Ausdruck über die Begrenztheit der Lebens- und Erlebensmöglichkeiten vor allem von Frauen in einem patriarchalem Umfeld. Ich mochte den leisen, feinfühligen Ton der Autorin, wie die Fragezeichen in der Luft hängen bleiben, vieles nicht ausgesprochen wird. Letztendlich waren es mir manchmal fast etwas zu viel Fragezeichen und Verbleiben in der Vorahnung beim Lesen. Dennoch ein lesenswertes Buch vor allem für diejenigen, die eine teilweise poetische Sprache schätzen.
246 reviews
May 21, 2025
Du ließt Seite 10, 11, 12 und erkennst, dass für Jungen und Mädchen andere Regeln gelten ...

Die Autorin schafft hier einen starken Roman über das Erwachsenwerden, über das Befreien von Klischees und Erwartungen, das Ablegen von vorgeschriebenen Rollenbilder. Über Selbstreflexion und stillem Beobachten.

Lore ist ein Mädchen, das schon früh erkennen muss, dass für sie und ihre Brüder andere regeln gelten, dass sie anders von den Onkeln behandelt wird und nicht alles mitmachen darf. Einfach nur, weil sie eben ein Mädchen ist. Dann ist da noch Tante Ursula, die sich den Regeln der Geschlechterrollen nicht unterwirft und von der Familie daher belächelt, kritisiert oder ausgeschlossen wird.

Der Schreibstil war für mich erst einmal Gewöhnungsbedüftig, macht aber den Charme des Buches aus und hebt sich somit auch deutlich von anderen Romanen dieser Art ab. Jedenfalls eine starke Geschichte, die zum Nachdenken anregt und viele Dinge, die leider nach wie vor noch in den Köpfen der Normorientierten Gesellschaft festhängt, genau auf den Punkt bringt.
Profile Image for Chiara.
60 reviews
May 18, 2025
dieses buch hütet einen teil meiner kindheit - und zeigt gleichzeitig auf die starren grenzen des patriarchats. mal sanft, mal knallhart, immer witzig.
ganz besonders. 4,5/5.
Displaying 1 - 9 of 9 reviews

Can't find what you're looking for?

Get help and learn more about the design.