Kanko est une lycéenne étonnamment lucide et complètement désemparée, qui doit affronter une décision essentielle : partir, fuir l’enfer familial où sa mère se remet difficilement d’un AVC et son père a des accès de violence, ou rester et prendre soin de ses parents, ces êtres qui n’avaient pas été aimés, qui étaient blessés. C’est une décision qui engage la vie et la mort, celle d’aimer ou de haïr, de comprendre ou de condamner, et Kanko souvent préférerait devenir une chose inerte et insensible plutôt que de devoir démêler l’enchevêtrement de ses sentiments. Les funérailles de la grand-mère paternelle vont être l’occasion d’un voyage en voiture et de retrouvailles familiales. Le passé ressurgit, ses moments heureux et ses blessures cachées, de vieilles histoires douloureuses d’abandon et de désamour, qui ne se sont jamais refermées. Comment Kanko trouvera-t-elle une raison de vivre ? C’est un chemin d’émancipation et de réconciliation que suit Kanko en frissonnant, et nous avec elle, dans ce roman rayonnant de sensibilité, de clairvoyance, écrit par une autrice de vingt-trois ans.
Usami was born in Numazu, Shizuoka, and raised in Kanagawa Prefecture.She was awarded Bungei Prize for her first work Kaka (かか) in 2019. She was successively awarded Mishima Yukio Prize for the same work, which made her the youngest holder of the prize.She was also awarded the 164th Akutagawa Prize for her second work Oshi, Moyu (推し、燃ゆ).
„Du willst also sterben, ja? Und deine Eltern sind daran schuld, hm? Willst die Schule abbrechen? Widerlich. Deine Einstellung zum Leben ist widerlich. Jeder von uns würde am liebsten sterben. Jeder beißt die Zähne zusammen, bis es wehtut, und schuftet von morgens bis abends, als ginge es ums nackte Überleben, obwohl er sich in Wirklichkeit beschissen fühlt. Und jetzt machts du hier so ein Theater, nur weil deine Mutter krank geworden ist. Du bist doch nicht aus Zucker? Oder etwa doch? Bist Du ein Weichei? Wenn es dir so beschissen geht, dann verschwinde halt. Wenn du sterben willst, dann stirb. Aber beeil dich. Scheißtochter.“
Die siebzehnjährige Kanko, wie auch der Rest ihrer Japanischen Familie, ihre zwei Brüder und die labile, alkoholkranke Mutter sind der väterlichen Beschimpfungen, die auch ins Körperliche übergehen, ausgesetzt. Er ist ein Choleriker wie er im Buche steht und Prügeleien sowie verbale Beschimpfungen sind an der Tagesordnung - Kankos Brüder haben sich schon aus der prekären Familiensituation geflüchtet und nur noch Kanko ist übrig geblieben, die sogar noch Verständnis für das Verhalten ihres Vaters aufbringt. Sie fühlt sich verantwortlich für ihre Eltern, sieht sie als betreuungsbedürftig an, was eine Umkehr der Eltern-Kind-Rolle mit sich bringt - wären da nur nicht ihre Depressionen, unter denen sie zunehmend leidet.
„Alles verläuft sich. Verläuft und wiederholt sich. Eine durchschnittliche Hölle, butterweich und lauwarm. Für die vielen kleinen Übel, die man bei jedem Streit anrichtet, wird man auf ihren Grund gestoßen. Doch nicht die Schmerzen, die man erleidet, wenn man in den kochenden See aus Blut fällt, oder die Strapazen, die man durchsteht, wenn man am Ufer des Flusses zum Totenreich schwere Steine aufeinanderstapelt, machen diese Hölle so unerträglich, sondern die Tatsache, dass sie weitergeht.“
Während einer Autofahrt zur Beerdigung Kankos Großmutter väterlicherseits eskaliert die Situation vollends. Aufwühlende Ereignisse der Vergangenheit werden rekapituliert und es kommt zu gegenseitigen suizidalen Androhungen. Speziell in diesen Szenen erfährt man viel über die psychischen Gegenwartszustände der einzelnen Figuren.
„Kankos Reise“ ist ein Buch über transgenerationale Traumata (der Vater wurde als Kind selbst geschlagen und litt sehr unter mangelnder Aufmerksamkeit), über dysfunktionale Familien, aber auch über die Tücken von Depressionen und die Japanische Schweigekultur. Keiner der Figuren gelingt es, ihre Bedürfnisse oder Emotionen angemessen zu artikulieren und somit fehlt jegliche Grundlage zur konstruktiven Lösung von Konflikten oder zum Führen von gesunden zwischenmenschlichen Beziehungen. Geradezu schockiert war ich von der Intensität der Aggressivität der gegenseitigen Schuldzuweisungen und Vorwürfe der Figuren, in denen der Druck, der auf der Familie lastet, ein Ventil zu finden scheint. Der Text hat meine Empathie für die gravierenden Auswirkungen von Traumata wachsen lassen, auch wenn ich mir vielleicht mal eine Abweichung von der weiblichen Opferrolle gewünscht hätte. Fazit: Ein weiteres Werk meiner geliebten Japanischen Literatur, das ich als lesenswert erachte!
Als Kanko/Kanako mit dem Kopf auf der Schulbank einschläft und erst aufwacht, als die Klasse für die folgende Stunde den Physikraum betritt, ist nicht mehr zu übersehen, dass die 17-jährige überfordert ist. Die Schülerin ist sich bewusst, dass sie an Depressionen erkrankt ist und die gesamte Familie Hilfe braucht, um die sie jedoch trotz ihrer Eloquenz nicht bitten kann. Obwohl Kanko ihre Situation begreift und in Therapie ist, kann sie offenbar nicht gesund werden, solange die Care-Arbeit auf ihr allein lastet. Kankos Mutter leidet 2 Jahre nach ihrem Schlaganfall noch immer an Lähmungen, trinkt und ist wieder zum verängstigten Kind geworden. Kankos Brüder wohnen nicht mehr zuhause; ihr Vater tritt wie ein leicht kränkbarer, gewalttätiger Psychopath auf, der nur seine eigenen Wünsche gelten lässt. Trotz des gehobenen Lebensstandards mit Haus, PKW und Schulgeld für die drei Kinder wirkt das Verhalten des Vaters ungewöhnlich kaltschnäuzig. Als die Familie eilig ans Sterbebett der Großmutter väterlicherseits nach Katashina reisen muss, erfährt der jüngste Sohn Pon schmerzlich, dass in dieser Familie niemand die Verantwortung trägt; denn er wurde vor der Abreise nicht erinnert, sein Asthma-Medikament einzupacken. Im Großeltern-Haushalt richtet der älteste Sohn inzwischen die Trauerfeier aus und alte Familien-Konflikte flammen auf. Kanko erkennt die vertrauten Muster einer Familie, die nach dem Tyrannenprinzip geführt wurde. Wer sich mit dem Großvater gut stellen wollte, musste verbreiten, seine Frau hätte ihre vier Kinder vernachlässigt. Dass eine Tochter als Jugendliche weglief, verwundert daher nicht.
Fazit In nüchterner Sprache erzählt Rin Usami aus Sicht der Tochter von einer japanischen Familie der Gegenwart, in der Empathie offenbar ein Fremdwort ist und bereits die Elterngeneration therapeutische Hilfe gebraucht hätte. Auch wenn die geschilderte Kälte schwer zu ertragen ist, die Kanko umgibt, habe ich bewundert, mit welcher Klarheit sie ihre Situation durchschaut.
Kanko ist 17 und depressiv. Ihre Mutter leidet unter den Folgen eines Schlaganfalls, ihr Vater hat immer wieder Wutausbrüche, die in verbaler und körperlicher Gewalt enden. Da ihre beiden Brüder bereits ausgezogen sind, bleibt sie allein mit den Eltern zurück und ist mit all der Gewalt, der Not und dem Leid der Familie konfrontiert. Als ihre Großmutter stirbt, macht sich die Familie auf einen gemeinsamen Roadtrip zur Beerdigung.
„Kankos Reise“ ist ein kurzes, introspektives Buch von nicht einmal 200 Seiten und beschreibt eine Zeitspanne von wenigen Wochen. Der Roman zeichnet ein bedrückendes Bild von Kankos Kindheit und Jugend. Beeindruckend fand ich die Schilderung der ambivalenten Beziehung zu ihren Eltern. Diese ist geprägt von Schmerz und Wut, aber auch Liebe und Zuneigung, was Kanko immer wieder reflektiert. Sie und ihre Brüder mussten in diesem schwierigen Umfeld schnell erwachsen werden, und jeder der drei geht auf unterschiedliche Weise damit um.
Die wechselnde Umgebung auf der Reise ist ständig präsent und begleitet die Geschichte unaufdringlich und stimmungsvoll. Die Autorin beschreibt nicht nur die sich verändernde Natur des ländlichen Japans, sondern auch Licht, Dunkelheit und die wechselnden Stimmungen der Tageszeiten. Die Enge des Autos und die vorbeiziehende Landschaft verstärken die leise, melancholische Atmosphäre noch.
Gelegentlich hatte ich das Gefühl, dass zu viel erklärt wurde und es gereicht hätte, bestimmte Dynamiken zu zeigen („Show, don’t tell“). Insgesamt eine intensive Geschichte, die mich während des Lesens bewegt hat, von der ich aber noch nicht sicher bin, wie stark sie nachwirken wird.
A tender and conflicted look at adolescence through the eyes of a Japanese girl with a troubled family. It's a sad novel, but a surprisingly potent one, considering how the author is still in her early twenties.
Kankos Reise is the German translation of a Japanese novel whose title translates to Kanko's Journey. Kanko is a seventeen-year-old girl living with her parents after her two brothers have already moved out. They all have their problems, and when their grandmother dies, the family embarks on a road trip to the funeral service.
It's a closer look at trauma and how family dynamics are affected by individual hardships. The setup made me think of 2022's German novel Dschinns, which also used the death of a family member to explore the feelings of each individual member as well as their relationships with each other. But the book at hand is a much quieter and more vulnerable ordeal, devoid of humour or lightness. Kanko suffers from depression, while her brothers have turned their backs on the family. The mother has never fully recovered from a stroke years ago, and the father is a violent man, taking out his moods on others. We learn that trauma is carried over from generation to generation, and how difficult it is to break free from it. While Kanko is smart for her age, recognising the problems her family has, she is also stuck with them, inevitably having to cope with what she's been handed.
It's still not without hope. Rin Usami's writing style is similar to that of many other contemporary Japanese authors: clean and almost sober, she unpacks feelings and events with a hard-hitting detachment that allows quiet moments to linger. I enjoyed how, over the course of the events, we unravel more and more issues within the family, figuring out for ourselves that it's not just Kanko who has mental health problems. The main question we're left with is whether there's an escape from this vicious cycle that keeps on spinning. But despite the heavy themes, there are moments of hope that add layers of depth to the novel.
You need to be in the mood for a heavy and sad novel to find worth in this one, but it's one that made me really interested in Rin Usami's work. I'll have to pick up Idol, Burning sometime soon!
Thanks to NetGalley and the publishers for providing me with a digital copy of the book!
En lisant ce livre, je n'arrêtais pas de penser à la fameuse citation de Tolstoï "Toutes les familles heureuses se ressemblent, mais chaque famille malheureuse l'est à sa façon." Et je me suis dit qu'il avait tort. Clairement, toutes les familles dysfonctionnelles se ressemblent dans le fond parce que j'avais l'impression de voir ma propre histoire. Rin Usami décrit (encore une fois) à la perfection l'impact que peut avoir une famille violente et toxique sur un enfant. Les pensées de la narratrice m'ont frappée par leur justesse, notamment ce doute constant, cette oscillation entre tout est de ma faute, tout est de leur faute. Je devrais leur pardonner, je ne pardonnerai jamais. Et tous les jours, ça recommence.
J'avais vraiment l'impression d'être dans la voiture avec les personnages, de sentir la tension monter, de regarder le paysage en espérant que ça passera, d'entendre le mot de trop et de savoir que c'est trop tard, ça va vriller. Et puis le silence, on fait semblant qu'il ne s'est rien passé. Jusqu'à la prochaine fois. Rin Usami ne propose pas de solution, ne pointe pas du doigt tel ou tel personnage, mais pose la question de ce cycle infernal et comment l'arrêter? Est-ce même possible? Le roman se termine sur une petite lueur d'espoir, ce que j'ai apprécié. Le seul bémol pour moi était la narration très hachée, parfois je ne comprenais pas très bien quand on passait du présent au passé.
Vielen Dank an Verlag Kiepenheuer & Witsch für die Bereitstellung dieses Rezensionsexemplars über NetGalley. Die geäußerte Meinung ist meine eigene.
Kanko und ihre disfunktionale Familie müssen zur Trauerfeier ihrer verstorbenen Oma fahren. Man möchte meinen eine Fahrt würde nicht so ereignisreich sein können, doch die Familiendynamiken zeigen sich von ihrer besten Seite. Kankos Mutter hat seit ihrem Schlaganfall eine Amnesie und wurde zur Alkoholikerin. Ihr Vater wird schnell wütend und gewalttätig. Ihre Brüder hatten es nicht mehr ausgehalten und sind ausgezogen.
Schnell merkt man wie sehr Kanko unter ihren Eltern leidet. Jedoch gibt sie sich selbst die Schuld und hat sogar Mitleid mit ihren Eltern. Doch wann ist es genug?
Rin Usami stellt die Komplexität einer toxischen Familiendynamik sehr gut dar. Wir erleben wie Kanko in ihrem Leid sich zwar oft selbst die Schuld gibt und versucht ihren Eltern zu verzeihen. Kankos Gefühle sind sehr detailliert und realistisch dargestellt. Ich habe mich oftmals erwischt wie ich teils genau so fühle und denke.
Man stellt sich oft die Frage, wieso Kanko bei ihren Eltern bleibt. Was wir von außen oft nicht sehen, ist die Komplexität hinter dieser Frage.
Es ist ein kurzes Buch über mentale Gesundheit und die Frage: Wann ist die Grenze überschritten?
„Es tut weh, wenn die Sonne aufgeht. Es tut weh, wenn sie untergeht. Um am Leben zu bleiben, muss sie irgendjemandem oder irgendetwas die Schuld für ihren Schmerz geben. Doch wenn man den Schmerz, den Menschen anderen Menschen zufügen, immer weiter zurückverfolgt, stellt man irgendwann fest, dass so vieles nicht verhindert werden kann. Nicht alle Gewalt kommt von den Menschen. So wie die Sonne vom Himmel auf die Erde scheint und zur Lebensenergie unzähliger Geschöpfe wird, regnet auch Gewalt vom Himmel, geht in die Blutbahn über und wird weitergegeben.“ (S.151)
„Kankos Reise“ Ist ein komplexes und erschreckendes Familienporttait. Einer Familie, bei der Jeder seine eigenen Traumata mit sich trägt und die durch Generationen weitergetragen werden. Kankos Kindheit ist geprägt durch die Gewalt des Vaters, der sich gegen sie, ihre zwei Brüder und ihre Mutter richtet. Als die Mutter sich von einem Schlaganfall nie ganz erholt, verschärft sich die Situation weiter. Kankos Brüder sind beide schon ausgezogen, aber Kanko ist geblieben. Sie will erst ihren Abschluss machen und möchte ihre Eltern, trotz Allem, nicht alleine lassen. Depressive Phasen gehören bei ihr zum Alltag dazu. Als die Großmutter stirbt, begibt sich die Familie auf einen Roadtrip zur Trauerfeier und wir erleben nun hautnah mit, welche Dynamiken in der Familie herrschen und wie diese eskalieren.
„Alles verläuft sich. Verläuft und wiederholt sich. Eine durchschnittliche Hölle, butterweich und lauwarm. Für die vielen kleinen Übel, die man bei jedem Streit anrichtet, wird man auf ihren Grund gestoßen. Doch nicht die Schmerzen, die man erleidet, wenn man in den kochenden See aus Blut fällt, oder die Strapazen, die man durchsteht, wenn man am Ufer des Flusses zum Totenreich schwere Steine aufeinanderstapelt, machen diese Hölle so unerträglich, sondern die Tatsache, dass sie weitergeht. Dass sie nicht aufhört. Sich endlos wiederholt. Darin liegt das eigentliche Wesen der Hölle.“ (S.141 f.)
Auf 169 Seiten begleiten wir Kanko - jede einzelne Seite ist intensiv und vollgepackt mit Schmerz, Schuld, Trauer und dem Wunsch nach Vergebung. Häusliche Gewalt, die Opfer-Täter-Rollen und deren Abhängigkeiten, und dem Wunsch danach „dass es aufhört“ - das sind die zentralen Themen dieses Buchs, die die Autorin schonungslos schildert und die innere Zerrissenheit der „Täter“ bzw. „Opfer“, der ewige Kreislauf, aus dem es so so schwer ist zu entkommen. Das Buch tut weh und wir erleben hier auch nicht die große Katharsis, sondern stecken fest in diesem „Dilemma“. Ich merkte, wie ich mich beim Lesen abgeschottet habe, aber nach dem Lesen der letzten Seite brachen die Schutzwälle dann doch ein und war ich tief ergriffen vom diesem „Ende“, das kein Ende ist. Ein wichtiges und sehr lesenswertes Buch, aber mit Vorsicht zu genießen wenn man sensibel auf Themen mit häuslicher Gewalt reagiert. Bei mir hat die Geschichte großen Eindruck hinterlassen und wirkt sie auch noch nach - das andere Buch der Autorin möchte ich nun auch unbedingt lesen!
3.5 Sterne - „Ihre Haut saugt Worte und Gewalt wie ein Schwamm auf, bevor ihr Verstand sie verarbeiten kann. Und da sie nichts begreift, kann sie auch keinen objektiven Blick auf die Dinge entwickeln […]“ (S. 109)
Kanko wächst mit ihren zwei Brüdern in einer dysfunktionalen Familie auf. Der Vater schlägt und beleidigt Frau und Kinder, als Freizeitaktivität steht strenges, gemeinsames Lernen auf dem Programm.
Als die Großmutter väterlicherseits stirbt, sind die Brüder bereits ausgezogen und die 17jährige, mittlerweile depressive, Kanko ist es, die auf der Fahrt zur Beerdigung zwischen den Eltern vermitteln will. Für sie sind die alltäglichen, auch gewalttätigen Auseinandersetzungen längst zur Normalität geworden. Fast scheint Kanko die Erwachsene zu sein, denn auch die Mutter hat gesundheitliche Probleme, die sie durchs Trinken zu betäuben versucht, was jedoch Ausraster nach sich zieht.
Bei der Beerdigung treffen nun alle Familienmitglieder wieder aufeinander, Streits, aufgebrochene Traumata, Zusammenbrüche, Unsicherheiten - all die häßlichen Seiten des Miteinanders treten wieder und wieder zutage.
Kann hier noch etwas gekittet werden? Kann sich Kanko von den Eltern lösen? Wer ist Opfer, wer ist Täter? Eine:n Schuldige:n zu finden scheint für die Familie wichtig zu sein, auch wenn dies ihre prekäre Situation nicht ändert. Denn glücklich ist hier niemand.
So deprimierend dieser Slice of Life-Roman doch klingt, so lässt sich doch auch ein Hoffnungsschimmer finden. Allerdings wird einem bis dorthin schon einiges zugemutet, so dass ich auch mal kurz durchschnaufen musste. Mir fiel es teilweise schwer, mich auf die heftigen Auseinandersetzungen einzulassen - wahrscheinlich spricht aber gerade das für die realistische Schilderung der Autorin.
Ein Roman, dem es gelingt, physische und psychische Gewalt in Familien und ihre Folgen eindrücklich darzustellen. Eine Leseempfehlung gibt es für diejenigen, die sich mit diesem harten Thema auseinandersetzen wollen.
Bücher von japanischen Autoren und Autorinnen stehen immer öfter auf meiner Leseliste. Das Land, die Leute, die Sprache und die Kultur Japans haben mich vor Jahren in ihren Bann gezogen und mich bis dato nicht mehr losgelassen. Obwohl die Bücher von den verschiedensten Personen geschrieben wurden und auch vielfältige Themen behandelt haben, gab es doch irgendwie eine Gemeinsamkeit. Die Bücher haben mich nachdenklich gestimmt, aber mich auch in eine positive Stimmung versetzt. Dieses Buch bildet hier die Ausnahme. Denn die Geschichte von Kanko ist sicher viel und man kann auch viel daraus mitnehmen, aber eine positive Grundstimmung sicher nicht. Bis zu einem gewissen Grad war mir das bereits vor dem Lesen bewusst. Denn der Klappentext verrät schon einige der bedrückenden Themen, die in dieser Geschichte behandelt werden: Depression, Alkoholismus, Gewalt, Überforderung. Wie sehr die Autorin Rin Usami aber in die Abgründe der menschlichen Psyche eintaucht war mir im Vorfeld nicht bewusst. Bewundernswert finde ich wie nüchtern die Autorin dabei vor geht. Es wird nichts beschönigt oder verborgen. Es gibt nicht die in vielen japanischen Werken verkommende blumige und poetische Sprache. Einfach, klar und mit wenigen Worten schafft es Rin Usami ein Familienbild zu erzeugen, dass nicht dysfunktionaler sein könnte. Erzählt wird die Geschichte aus Sicht der 17-jährigen Kanko. Und ich denke auch, dass ist es was mir besonders zu schaffen gemacht hat. Also nicht die Tatsache, dass die Geschichte von einer Jugendlichen erzählt wird. Aber wie es wird, wie normal der Umgang der einzelnen Familienmitglieder für Kanko ist. Ihre Normalität besteht aus emotionaler Kälte, Gewalt und Gehorsam. Mit knapp 180 Seiten fällt das Buch ungewöhnlich dünn aus. Wobei mir dies beim Lesen nicht wirklich bewusst war. Die Autorin schafft es auf diesen verhältnismäßig wenigen Seiten so viel unterzubringen, dass ich das Gefühl hatte, einen 500 Seiten Roman zu lesen. Meiner Meinung nach hat Rin Usami hier wirklich etwas großartiges erschaffen. Dennoch bin ich bezüglich einer Leseempfehlung sehr vorsichtig. Denn, obwohl ich das Buch auf jeden Fall als lesenswert empfinde, denke ich, dass man emotional gefestigt sein sollte um es Lesen zu können.
Die 17-jährige Kanko leidet unter Depressionen. Sie würde am liebsten nicht mehr zur Schule gehen und dafür in ihrem Bett bleiben. Von ihrer Familie hat sie keine Unterstützung zu erwarten. Seit einem Schlaganfall ist ihre Mutter, eine Alkoholikerin, halbseitig gelähmt und eine völlig andere Person geworden. Mit dem Vater ist so lange gut auszukommen, bis ihn die Wut packt und er zuschlägt. Als seine Mutter im Sterben liegt, macht die Familie sich gemeinsam im Auto auf den Weg. Auf engem Raum spitzt sich die Situation immer weiter zu und droht zu eskalieren.
Mit ihrem Debütroman „Idol in Flammen“ gab die heute 25-jährige Rin Usami bereits einen tiefen Einblick in die Psyche einer jungen Frau. In „Kankos Reise“ ist ihr das, meiner Meinung nach, noch besser gelungen. Aus dem Japanischen übersetzte auch dieses Mal Luise Steggewentz. Die Handlung wird völlig aus der Sicht der Protagonistin Kanko erzählt, was das Geschehen umso eindringlicher wirken lässt. Im Zentrum steht dabei die Fahrt zur Großmutter, es wird aber auch das Davor und Danach geschildert.
Kanko lebt in einer völlig dysfunktionalen Familie. Ihre beiden Brüder haben bereits das Elternhaus verlassen, der ältere mit einem großen Knall, der jüngere eher unauffällig und leise. Zurück bleibt Kanko, die immer wieder vermittelt. Zwischen den Eltern, den Eltern und ihren Brüdern – dabei ist sie diejenige, für die sich jemand einsetzen müsste. Ihre Depressionen haben ihr schwer zugesetzt, sie hat bereits versucht, sich das Leben zu nehmen. Doch in Kankos Familie scheint jeder nur mit sich selbst beschäftigt. Alles gipfelt in einer folgenschweren Autofahrt, deren Ausgang schockiert.
„Kankos Reise“ ist ein Roman über Depressionen, aber vor allem einer über ungesunde familiäre Beziehungen und vererbte Traumata. Im Verlauf der Handlung wird deutlich, dass nicht nur Kanko sich verloren fühlt, sondern auch Vater und Mutter. Ein fataler Kreislauf, aus dem es auszubrechen gilt, aber wie soll das gehen, wenn Eltern ihre Kinder im Stich lassen und auch die Geschwister nicht füreinander da sind? Ein emotionaler, teilweise schwer zu ertragender Roman.
Kankos Reise - Rin Usami Kiepenheuer und Witsch (KiWi Verlag)
*Werbung, Rezensionsexemplar
Die siebzehnjährige Kanko ist depressiv, kommt in der Schule kaum noch hinterher und Freunde hat sie ebenfalls nicht. Ihre Mutter ist nach ihrem Schlaganfall nicht mehr die Selbe und sie trinkt viel zu viel. Zudem hat sie einen gewalttätigen Vater und ihre Geschwister sind schon lange ausgezogen-geflüchtet. Nachdem die Großmutter väterlicher Seite stirbt, begiebt sich Familie zur Beerdigung. Dabei ist diese Reise viel mehr, schließlich hat jeder sein eigenes Päckchen zu tragen.
Es ist mein erstes Buch aus der japanischen Literatur, daher waren einige Begrifflichkeiten oder Wörter/Namen anfangs noch fremd. Aber ich kam gut rein und der Schreibtstil ermöglichte ein gutes Lesen. Es ist aus der Erzähler-Perspektive mit Blick auf Kanko geschrieben, wodurch der Hauptaugenmerk auf die Gefühle und Gedanken von Kanko liegen. Denn um die geht es in dem Buch vor allem. Weniger sind es die Dialoge, die die Geschichte vorantragen, sondern der zurückhaltende Schreibtstil, der so treffend und ehrlich ist, dass mich die Geschichte stark berührt hat. Ich konnte den Gedanken an den Leistungsdruck (der kulturell in Japan noch mal anders ist), das Gefühl der Depression und die eigene Identitätssuche sehr nachempfinden. Die Autorin (übrigens die jüngste Preisträgerin in der Geschichte des Yukio-Mishima-Preises) trumpft mit sprachlichen Sätzen, die einem direkt treffen. Habe ich zum Beispiel sogar ein paar Seiten markiert. Nur das Ende war mir zu abrupt und ich hätte mir da mehr gewünscht. An einigen Stellen gibt es keine abschließende Beantwortung und manches bleibt offen. Wer da kein Fan oder von langsamen Erzählungen ist, wird vielleicht nicht ganz glücklich mit dem Buch. Für die, die auf der Suche nach einfühlsamer und innengerichteter Literatur sind, die sich mit ernsten Themen auseinandersetzen, kommen hier auf ihre Kosten.
Als ich das Buch gekauft habe, hatte ich keine Ahnung, worum es in dem Buch geht. Ich hatte mal in "Idol In Flammen" reingelesen und dann wieder weggelegt, aber hier sah es für mich nach einer slice-of-life/coming-of-age-Geschichte aus. Der Titel und das Cover gehen in meinen Augen zumindest in diese Richtung. Ich lag komplett falsch.
Auf nur wenigen Seiten präsentiert Rin Usami den Lesern das Portrait einer dysfunktionalen, von emotionaler und physischer Gewalt geprägten Familie. Viele Faktoren spielen hier eine Rolle, wie Depressionen, Gewalt, Suizidgedanken, Alkoholabhängigkeit, erpflichtungsgefühle, Gaslightning und vererbtes, generationsbedingtes Trauma. Unsere Protagonistin Kanko steht zwischen den Stühlen, denn einerseits fühlt sie sich als letztes Kind im Haushalt ihren Eltern verpflichtet, andererseits sieht sie keinen Ausweg hinaus. Besonders spannend ist, wie psychologisch die Verbindung zu Familienmitgliedern aufgezeigt und gewertet wird, denn ziemlich schnell wird klar, dass es ein komplizierter Strudel aus innerfamiliären Emotionen und Verhaltensweisen sind.
Für mich war es ein Buch, dass auch sehr close to home war, da ich viele Situationen in diesem Buch persönlich erlebt habe und deshalb die zwiespältigen Gefühle der Protagonistin nachvollziehen konnte. Da es ein Portrait ist, kann man am Ende des Buches kein allgemeines Happy End erwarten, aber dennoch war ich mit dem Ende und der Lösung der Protagonistin für ihre Situation sehr zufrieden. Die letzten paar Seiten haben mich gerührt, da man letztlich miterleben konnte, wie sehr unbehandeltes Trauma eine ganze Familie zerstören kann.
Wahnsinnig beeindruckend, wahnsinnig tiefgründig. Ich bin jetzt auch soweit, dass ich "Idol In Flammen" gerne nochmal probieren möchte.
Kankos Reise“ ist das zweite Buch, das ich von der jungen und sehr talentierten japanischen Autorin Rin Usami lese. Ihr erstes Buch „Idol in Flammen“ hat mir schon hervorragend gefallen.
Wie auch in „Idol in Flammen“ steht in „Kankos Reise“ eine jugendliche Japanerin im Mittelpunkt. Seit eigener Zeit „funktioniert“ Kanko nicht mehr, ihr Körper macht nicht mehr mit, sie leidet an Depressionen, schafft es oft nicht in die Schule oder schläft dort im Unterricht ein. Ursache dürften ihre schwierigen Familienverhältnisse sein. Erfährt man am Anfang nur, dass Kankos Mutter nach einem Schlaganfall noch nicht wieder ganz ins Leben zurückgefunden hat, wird schnell klar, dass die Probleme in der Familie viel tiefer liegen. Kankos älterer Bruder ist ausgezogen und hat sich von der Familie distanziert und auch ihr kleiner Bruder ist nach einem Schulwechsel zu den Großeltern gezogen. Als die andere Großmutter – die Mutter von Kankos Vater – stirbt, trifft sich zum ersten Mal seit langem die ganze Familie auf der Beerdigung wieder. Schon auf der Reise dorthin brechen alte und neue Konflikte aus und das ganze Ausmaß der dysfunktionalen Familie – Gewalt, Streit, Herabwürdigung und schulischer Druck – kommt ans Licht.
Das Buch ist sicherlich keine leichte Kost, trotzdem hab ich es innerhalb von 2 Tagen verschlungen, so einen Sog hat es auf mich entwickelt. Das Geschehen in der Familie und Kankos Zerrissenheit, die ihre Familie trotzdem liebt und nicht wie ihre Brüder einfach aufgeben will, wird eindringlich geschildert. Die Sprache ist schlicht und sehr direkt, um so eindringlicher erleben die Leser:innen aber vielleicht gerade deswegen die Gefühlswelt der Familie, die durch vererbte Traumata nachhaltig geschädigt ist.
Ich hatte bereits viele, teils widersprüchliche Rezensionen zu dem Buch gelesen und war entsprechend neugierig, wie es mir gefallen würde.
Der Schreibstil war sehr angenehm und machte es mir leicht, in die Geschichte einzutauchen. Überrascht war ich von der Kürze des Buches – es ist recht dünn, enthält aber erstaunlich viel Inhalt.
Die behandelten Themen sind alles andere als leicht: Depression, Suizidgedanken, Gewalt, eine dysfunktionale Familie, ein negativer Umgang mit Krankheit und vieles mehr.
Diese Schwere verleiht der Geschichte eine sehr düstere Atmosphäre und lässt einen mehr als einmal sprachlos zurück – genau darin liegt aber auch ein besonderer Reiz.
Die Reise der Familie durch das Land bleibt auf einen kleinen Kreis an Personen und Orten beschränkt, was die bedrückende Stimmung des Buches zusätzlich unterstreicht.
Die Charaktere sind ausreichend skizziert, um ein Gefühl für die komplexen Beziehungen untereinander zu bekommen – auch diese sind alles andere als einfach.
Ich fand es sehr spannend zu sehen, wie schwierig es sein kann, in einem negativen Umfeld festzustecken, sich dessen bewusst zu werden und trotzdem handlungsfähig zu bleiben. Auch die Rollenverteilung zwischen Täter, Opfer und Mitwissenden ist eindrucksvoll dargestellt und regt stark zum Nachdenken an.
Japan wird oft mit Unauffälligkeit, Disziplin und einer gewissen Romantisierung verbunden. Dieses Buch zeigt jedoch deutlich, dass es auch dort Probleme und Tabus gibt, über die kaum gesprochen wird, die aber dringend mehr Aufmerksamkeit benötigen.
Ich kann das Buch absolut empfehlen – man sollte sich jedoch bewusst sein, dass es thematisch eher düster ist.
Tiefgründige Reise durch Isolation, Verantwortung und Hoffnung
In Kankos Reise von Rin Usami wird die Geschichte der siebzehnjährigen Kanko erzählt, die mit den Herausforderungen des Erwachsenwerdens ringt. Sie fühlt sich sowohl in der Schule als auch zu Hause überfordert und isoliert, leidet unter Depressionen und trägt zudem die Verantwortung für ihre alkoholkranke Mutter, die mit den Folgen eines Schlaganfalls kämpft.
Der Roman begeistert mit einer sensibel erzählten und emotional tiefgehenden Geschichte. Die Authentizität und Vielschichtigkeit der Hauptfigur Kanko beeindrucken und fesseln gleichermaßen. Ihre Gefühle von Isolation und Überforderung werden so eindringlich beschrieben, dass jede Emotion spürbar wird. Die klare, poetische Sprache der Autorin öffnet ein Fenster direkt in Kankos Gedankenwelt. Es gelingt Rin Usami meisterhaft, Themen wie psychische Gesundheit, familiäre Belastungen und die Suche nach einem eigenen Platz in der Welt mit großer Feinfühligkeit und Tiefe zu behandeln. Dabei bleibt die Erzählung stets spannend, da die inneren Konflikte der Protagonistin und ihre Entwicklungen konsequent im Fokus stehen. Besonders berührend ist die detailreiche Darstellung von Kankos Beziehung zu ihrer Mutter und ihrer Umwelt, die gleichzeitig bedrückend und nachvollziehbar wirkt. Das Buch regt nicht nur zum Nachdenken an, sondern lässt auch Raum für Hoffnung und Empathie.
Kankos Reise ist ein beeindruckendes Highlight, das lange nachhallt. Es zeigt eindrucksvoll, wie Literatur tief in die Gefühlswelt der Leser eintauchen kann und sie nachhaltig berührt.
„Kankos Reise" von Rin Usami hat mich schon wegen des Covers angesprochen. Die wenigen, kräftigen Farben stechen sofort ins Auge, und man kann vermuten, dass die Person darauf Kanko selbst ist. Obwohl es sehr schlicht gestaltet ist, finde ich es unglaublich ausdrucksstark, genau wie die Geschichte im Inneren. Erzählt wird die Geschichte aus der Sicht der 17-jährigen Kanko, die an Depressionen leidet und in einem schwierigen familiären Umfeld aufwächst. Sie lebt mit ihrem gewalttätigen Vater und ihrer alkoholkranken Mutter zusammen, die nach einem Schlaganfall auf Hilfe angewiesen ist. Ihre beiden Brüder sind längst ausgezogen, sodass Kanko sich nicht nur um ihre Mutter kümmern muss, sondern auch zunehmend mit ihrem eigenen Leben überfordert ist. Als ihre Großmutter stirbt, begibt sich die Familie auf eine gemeinsame Reise zur Beerdigung: eine Fahrt, die alte Wunden aufreißt und verborgene Konflikte ans Licht bringt. Was mir besonders gut gefallen hat, war der Schreibstil. Rin Usami erzählt mit einfachen, fast nüchternen Sätzen, was die Geschichte noch eindringlicher macht. Es gibt keine übertriebenen Beschreibungen oder künstlich erzeugte Dramatik. Dadurch wirkt die Geschichte real und nah. Das Buch ist stellenweise schockierend und traurig. Themen wie Depression, familiäre Gewalt und Einsamkeit werden hier sehr stark beschrieben. Dennoch schwingt in all der Schwere auch ein Hauch von Hoffnung mit. Kankos Reise ist ein Buch, das lange nachhallt. Wer sich auf eine tiefgehende Geschichte einlassen möchte, sollte es unbedingt lesen.
Das Buch erschien 2022 in Japan und wurde von Luise Steggewentz aus dem Japanischen ins Deutsche übersetzt.
TW: Kankos Reise spricht Depressionen, Traumata und Gewalt sehr deutlich an. Kanko ist 17 Jahre alt, leidet unter Depressionen und möchte nicht mehr zu Schule gehen. Als ihre Großmutter väterlicherseits verstirbt, begibt sie sich zusammen mit ihren Eltern auf den Weg zur Beerdigung. Dort treffen sie dann auf Kankos Brüder, welche beide nicht mehr daheim wohnen.
Im Laufe der Geschichte kristalliert sich heraus, dass ihre Mutter einen Schlaganfall hatte, von dem sie sich nie richtig erholt hat und zudem Alkoholikerin ist. Der Vater führt ein strenges Regiment und drillt seine Kinder auf Erfolg. Geschieht etwas nicht nach seinem Willen, schlägt er seine Kinder und erniedrigt sie außerdem psychisch. Die Familie ist komplett dysfunktional und die beiden Brüder zogen daher von daheim aus und wollen möglichst wenig mit den Eltern zu tun haben. Bei einer gemeinsamen Autofahrt kommt es dann zum Eklat.
Kankos Reise ist keine leichte Kost. Deutlich geht die Autorin auf die Themen Depressionen, Traumata, auch generationsübergreifend, und Gewalt ein. Ein Happy End gibt es nicht, es lässt jedoch eine leise Hoffnung zurück. Mir hat das Buch gefallen, es lässt sich erahnen, weshalb die 25jährige Autorin Rin Usami schon Preise gewonnen hat. Ich hätte mir ein anderes, weniger offenes Ende gewünscht.
Manchmal bin ich überrascht wie nah an der westeuropäischen Welt, Romane aus Japan geschrieben sind. Bei Kankos Reise ist es etwas anders, denn das, was die Autorin Rin Usami in Kankos Reise beschreibt, dürfte selbst für japanische Verhältnisse ungewöhnlich sein.
Im Mittelpunkt steht die siebzehnjährige Kanko, die mit ihrem Leben hadert. Der Roman beginnt damit, dass sich die Familie zusammenfindet, um an der Beerdigung ihrer Oma teilzunehmen. Auf dieser Fahrt gibt es immer wieder Rückblicke, in denen Kanko offenbart, wie empathielos sie aufgewachsen ist und mit welchen Widrigkeiten sie zu kämpfen hat. Anders übrigens als der Leser, der mit der Hauptfigur mitleiden dürfte.
Allein die Szene, in denen sie mit ihren Eltern im Kofferraum des Autos nächtigen, um Hotelgebühren zu sparen, zeigt ein wenig die teils absurden Situationen, in denen sich der Teenager bewegt. Hin und wieder kam bei mir schon die Frage auf, über was die Autorin dort schreibt. Am Ende wird es versöhnlicher und die Leserschaft findet ein Ende, das ganz gut zu diesem Roman passt.
Kankos Reise beeinhaltet einen absurden Roadtrip, Erwachsene die teilweise sehr komisch, aber nicht im guten Sinne sind und viele Fragezeichen die bei mir geblieben sind. Jeder einzelne aus der Familie schleppt sein eigenes Päckchen mit sich rum. Es geht hier um Gewalt, Krankheiten und komplexte Familiestrukturen. Die Figuren fand ich allesamt leider zu blaß beschrieben und damit einfach nicht greifbar um sich in diese hinzuversetzen. Das war wahrscheinlich bewusst so gewollt. Das Ende fand ich leider auch sehr komisch und hab mich lange gefragt was mir das Ende eigentlich sagen soll? Vielleicht das man am Ende die Hoffnung nicht aufgeben soll? Eigentlich hätte jede Person aus dieser Geschichte sein Traumata in einer Therapie behandeln lassen sollen, vielleicht wäre dann auch die Kommunikation in der Familie anders gewesen.
"Alles verläuft sich. Verläuft und wiederholt sich. Eine durchschnittliche Hölle, butterweich und lauwarm."
Kanko hat Depressionen, schläft viel und geht nur noch selten zur Schule. Ich dachte, es geht darum und wie sie den harten Anforderungen nicht gerecht wird. Aber vielmehr geht es um den Kreislauf der Gewalt in einer hoch dysfunktionalen Familie. Um Kankos Kampf damit und sich selbst, die Hin-und Hergerissenheit, sich selbst zu befreien und es dann doch nicht zu können. Familie ist alles und treibt einen in den Tod.
"So wie die Sonne vom Himmel auf die Erde scheint und zur Lebensenergie unzähliger Geschöpfe wird, regnet auch Gewalt vom Himmel, geht in die Blutbahn über und wird weitergegeben."
Mich hat das ganze unglaublich berührt und es ist sicher nichts für zwischendurch. Und auch wenn das alles sehr hart klingt, kann Kanko am Ende doch noch die Sonne spüren.
German: Dieses Werk ist nichts für jedermann, der Schreibstil einfacher gehalten, das aber passend zu der Thematik, welche mit der Depression der Protagonistin Kanko und ihrer Familie im allgemeinen mit einhergeht. Ebenso unaufgeregt und schlicht wie die erzählte Sprache ist das Leben der armen 17 jährigen Kanko, welche dauerhaft unter ihrem familiären Umfeld leidet, wodurch ihre Depression erst zutage trat. Wie es ja in der Regel der Fall ist, rührt eine Depression aus vielen vorhergegangenen Generationen, so auch in diesem Fall. Interessant wird das Buch aber genau an den Stellen, in denen Kanko reflektiert und ihre Gutherzigkeit den Leser berührt. Kanko ist Handlungsunfähig auf sämtlichen Ebenen und das macht das Lese Erlebnis an den gewollten Stellen auch intensiv. Einen Versuch sollte man dem Werk allemal geben, auch wenn es nicht unbedingt lebensverändernd ist.
War interessant zu lesen, ist aber kein „Muss" Die Kurze Geschichte von Kankos Reise mit ihrer zerrütteten und alles andere als perfekten/gesunden Familiendynamik fand ich persönlich interessant mitzuverfolgen. Da alles aus der Sicht von Kanko beschrieben ist, taucht man gut in ihre Gedankenwelt ein. Das Buch bringt einem eine Version von depressivem Verhalten und ihrem Auslöser näher & kann dadurch auch ein Trigger für den ein oder anderen sein! Alles in allem fand ich es interessant zu lesen, ist meiner Meinung nach aber auch kein „Highlight".
livre très complexe sur les conséquences des violences familiales faites sur des enfants. Raconté par une jeune fille psychologiquement bloquée, qui ne sait si elle doit abandonner ses parents (père très violent, mère malade et alcoolique) ou bien rester pour les aider.