Im 23. Jahrhundert ist die Erde größtenteils unbewohnbar. Reiche Überlebende auf dem Trockenen streiten sich mit den Bewohnern schwimmender Inseln um die letzten Ressourcen. Ein Kolonisten-Raumschiff soll die Menschheit retten. Doch dann entdeckt eine Sonde ein außerirdisches Artefakt im Kuipergürtel. ein Humanoide im Kryoschlaf – Millionen von Jahren alt! Paläontologin Lea Lehora sucht mithilfe einer Quantenintelligenz nach der Lösung für ein Rätsel, das die Menschheit für immer verändern wird.
Andreas Brandhorst durfte den Dreiteiler Origin starten und hatte mich nach wenigen Seiten schon so neugierig gemacht, dass ich mir Band 2 und 3 gleich vorbestellen musste. Trotz störendem Esoteriktrip in die Tiefen des Pluto (nicht so meins) blieb die Spannung auf konstant hohem Niveau. Der ausgeklügelte Weltenbau, inklusive interessanter politischer Strukturen, überzeugte mich voll. Die Handlung setzt nach einer überstandenen Flutkatastrophe ein. Die plausible Herleitung von den Folgen des Klimawandels und deren kreative Umsetzung in ganz und gar unerwartete Zukunftsvisionen, bildeten das Kernstück der Geschichte. Beim Fund von Artefakten im Sonnensystem fürchtete ich erst die Neuauflage bereits bekannter Sci-Fi-Serien-Plots. Weit gefehlt. Die einzige Reminiszenz an Urgesteine wie Perry Rhodan fand ich in der, geschichtlich exakt 100 Jahre später als im Perryversum erfolgten, erfolgreichen Verhinderung eines Atomkriegs. Ansonsten war ich von der interessanten Charaktereauswahl sehr angetan. QI's, KI's und Transhumane ergänzten die vielseitigen Hauptprotagonisten ganz hervorragend. Dem Autor gelang die Einbindung sämtlicher Beteiligter so gut, dass ich selbst mit den Antagonisten mit litt. Andreas Brandhorst packte das, was Band 1 im Idealfall bewirken sollte. Mich mitzureißen und neugierig zu machen. Mission accomplished!
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Der erste Band der Origin-Trilogie wurde von Andreas Brandhorst, einem Autor, der mich in den letzten Jahren mit seinem Hang zur esoterischen SF eher genervt hat. Der Grund, warum mir dieser Roman, trotz meiner Vorbehalte gegen eine Brandhorst-Lektüre, gut gefallen hat, ist in erster Linie, weil es sich um Gemeinsachtswerk dreier unterschiedlichster Autoren handelt. Wahrscheinlich wurde bei AE deshalb bei der Erarbeitung des Exposés sein Hang zur ausufernden esoterischen Erzählweise ausgetrieben, was den Lesegenuss unheimlich gesteigert hat. Er liefert hier einen spannenden SF-Hard Sciene Thriller ab, der sehr viel Lust auf die Fortsetzungen macht. Auf einer Erde, die nach dem Klimawandel völlig überflutet ist (ähnlich wie bei Stephen Baxters "Flut" und "Arche") nur die Hochländer von Tibet und Südamerika sind wasserfrei, hier leben die "Trockenen", während die "Nassen" auf riesigen schwimmenden Städten auf dem Meer leben. Der Mars wird terrageformt und die Menschheit hat sich in einem fragilen Gleichgewicht vereint. Auf einem kleinen Objekt im Kuipergürtel wird eine Station gefunden, in der ein Kälteschläfer (der von einem Menschen der Jetztseit nicht zu unterscheiden ist) seit mehr als 20 Millionen Jahre schläft. Kurz vorher werden auf dem Saturnmond Enceladus und auf dem Mars ähnlich alte Objekte gefunden, die einen Rückschluss auf die Herkunft der Menschheit bietet. Diese Entdeckung ruft unterschiedliche Reaktionen unter den diversen Interessensgruppen hervor, bei der die Kälteschläfter einigen gegnerischen Kräften zum Opfer fällt. In den Tiefen des Neptuns wird das Archiv dieser frühen Menschen gefunden, um dessen Zugriff ein gnadenlosen Kampf entfällt... Wie bereits gesagt, ein toller Roman der eine dringende Lust auf die Auflösung dieser bizarren Geschichte bietet, denn es ist schon die Frage, wie eine Evolution einer ausgebildeten Menschenart des Homo sapiens von 20 Millionen Jahre vorstellbar ist, also lange vor dem Auftauchen der ersten Hominidenarten? Und wie kommt es, warum Schrift und Sprache (diese ersten Menschen beherrschten die frühen Keilschriftarten etc.) bis heute überdauert haben? Warum sind sie überhaupt über 90 LJ hierher gekommen? Fragen über Fragen, ich bin sehr gespannt auf die Auflösung !
DNF nach 175 Seiten und 3 Sternen? Ja. Weil ich Vorlieben habe, wie auch Abneigungen und ich die nicht als Gesetz postuliert werde, darum. Was haben Octavia E. Butler und Andreas Brandhorst gemein? Ihre starke Neigung zu esoterischem Kram. Ihre Techniken sind von szientistischen und psychotherapeutisch anmutenden Komponenten, so wie transzendente Aspekte geprägt, mit denen ich mich in SciFi nur unter besonderen Umständen anfreunden kann. Dabei darf ich niemals das Gefühl haben missioniert zu werden! Es ist nicht von Belang, ob der Autor sich dessen bewusst ist oder nicht. Ich will das nicht und Schluss. Doch genau dieses Gefühl habe ich hier. Das, was interessant hätte sein können, klingt wie eine esoterische Techno-Religion. Es gibt kaum noch interessante Neuerscheinungen im SciFi-Bereich und ich hatte so gehofft, dass das wenigstens okay ist. Doch Andreas Brandhorst erfindet nur langatmig das Rad neu, wo andere vor ihm bereits erfolgreicher waren. Bei ihm plätschert die Story nur zwischen eingestreuten Actionszenen vor sich hin. Kürzen wäre gut gewesen. Stattdessen liefert er dem Leser weitschweifige Erklärungen um unwichtige Dinge. Zudem liest es sich altbacken. Vlt. Gebe ich dem zweiten Band, geschrieben von Joshua Tree, noch eine Chance. Eine Zusammenfassung dieses Buches wird es im Netz schon geben. Ich bin einfach nur gelangweilt und enttäuscht.
Es gibt Bücher, bei deren Lektüre man sich unwillkürlich fragt, ob die Science-Fiction sich noch für eine intellektuelle Disziplin hält oder längst zur Franchise-Ware geworden ist. Andreas Brandhorsts Origin – Die Entdeckung ist ein Roman, der beides versucht: das Denken und das Verkaufen. Und das macht die Sache, sagen wir: ambivalent.
Wir schreiben das 23. Jahrhundert, und die Erde hat sich – in einem ökologischen Crescendo aus Klimakatastrophe, Bevölkerungsdruck und technologischer Hybris – endgültig in einen Wasserplaneten verwandelt. Der Mensch, dieser ewige Parasit, hat sich notdürftig auf schwimmende Megastrukturen zurückgezogen, während die verbliebenen Landmassen zur Festung der Privilegierten geworden sind. Das klingt wie die Rückseite eines Greenpeace-Folders, funktioniert aber erstaunlich gut als Kulisse. Brandhorst skizziert eine Welt, die so kühl plausibel ist, dass einem das Grausen kommt – was für einen SF-Roman durchaus ein Kompliment darstellt.
Und doch drängt sich von Anfang an ein leiser Verdacht auf: All das haben wir irgendwie schon gelesen. Terraforming auf dem Mars, Kryoschlaf, interstellare Archepläne – Brandhorst ist kein Visionär, er ist ein Arrangeur. Ein Kompilator populärer Ideen, die er mit literarischer Betriebsamkeit zu einem Plot verwebt, der eher durch Quantität als durch Präzision besticht. Das ist nicht per se schlecht, aber es riecht eben mehr nach Writers’ Room als nach Autorengenie. Und wenn dann auch noch ein 20 Millionen Jahre alter Humanoider im Kuipergürtel auftaucht, der uns an unsere eigene Ursprungslosigkeit erinnert, ahnt man: Hier will jemand große Fragen stellen – etwa die, ob der Mensch womöglich gar nicht von der Erde stammt. Eine reizvolle Idee, gewiss, aber leider wird sie in einer stilistischen Trockenübung verhandelt, die kaum emotionale Wucht entfaltet.
Es fehlt an Figuren, an echten Charakteren, an Stimmen, die nicht nur These oder Funktion sind. Brandhorsts Menschen sind mitunter so blass, dass man sich fragt, ob sie bereits digital generiert wurden. Die Erzählung springt zwischen wissenschaftlichen Briefings, politischen Planspielen und technologischen Exkursen, während man als Leser auf den Moment wartet, in dem das Herz dieses Romans zu schlagen beginnt – vergeblich. Selbst der Plot, der sich streckenweise als Thriller tarnt, bleibt erstaunlich unthrilling. Viel Bewegung, wenig Konsequenz. Und das Tempo? Mal zähflüssig wie der Schlamm eines versunkenen Kontinents, mal überhastet wie ein NASA-Start mit Budgetkürzung.
Was man dem Roman jedoch zugutehalten muss: Er ist Teil eines trilogischen Experiments, das drei deutsche Science-Fiction-Autoren – Brandhorst, Joshua Tree und Brandon Q. Morris – gemeinsam angehen. Dass dieses Modell die Eigenheiten des jeweiligen Autors zu bändigen vermag, ist hier deutlich spürbar. Brandhorsts sonst gerne mal esoterisch abschweifende Prosa bleibt diszipliniert, beinahe nüchtern – was den Roman lesbarer, aber nicht zwingend eindrucksvoller macht.
Man kann diesem Buch also weder Genialität noch völliges Scheitern attestieren. Es ist ein Werk, das solide komponiert, technisch versiert und gedanklich ambitioniert daherkommt, aber dabei selten über das hinauswächst, was man erwarten würde, wenn man drei bekannte Namen auf ein gemeinsames Cover klebt. Origin – Die Entdeckung ist wie eine Netflix-Serie mit großem Budget und mittelmäßigem Drehbuch: Man schaut weiter, weil man wissen will, was kommt – nicht, weil man sich erinnert, was war.
Lesenswert? Durchaus. Unvergesslich? Leider nein. Aber man darf gespannt sein, ob die Folgebände die Versprechen einlösen, die dieser Auftakt nur andeutet. Sollte das gelingen, könnte Origin mehr werden als die Summe seiner Einzelteile. Sollte es scheitern, bleibt es immerhin ein anständig gebautes Denkmodell in einem Meer aus Konventionen.
Am Ende dieses Buchs findet sich eine Zeitlinie, in der beschrieben wird, was von unserer Gegenwart an bis zum Jahre 2241 passieren wird. Es ist gar nicht mal so verkehrt, diese „Historische Übersicht“ zuerst zu lesen. Notwendig ist es nicht, aber der Leser kommt vielleicht schneller in der Geschichte an, in der zwei wesentliche Dinge ganz zu Beginn passieren.
Zum einen scheint eine Frau auf einer Forschungsstation in der Umlaufbahn des Neptun lebensmüde zu sein und stürzt sich in die Tiefen der sehr lebensfeindlichen Atmosphäre. Zum anderen entdeckt ein bekannter Wissenschaftler einen Humanoiden auf einem 20 Millionen alten Artefakt und arbeitet ungewohnt unwissenschaftlich.
Nach und nach kristallisieren sich zwei wesentliche Parteien heraus, die gegeneinander zu agieren scheinen. Der Autor fügt nach und nach Figuren seiner Geschichte hinzu, die an Komplexität gewinnt und mit zahlreichen Gedankenspielen aufwarten kann. Ich finde es erstaunlich, dass die „Silurianer-Hypothese“ nicht erwähnt wird, denn sie beschreibt, was wir heutzutage vorfinden würden, gäbe es in der Vergangenheit der Erde eine Zivilisation.
Auf der Erde ist indes auch etwas Interessantes passiert. Der Meeresspiegel ist nämlich nicht um die heutzutage prognostizierten 20 m gestiegen, sondern um mehrere hundert Meter. Dies soll dadurch passiert sein, weil Wasser, das im Erdinnern eingeschlossen war, einen Weg nach draußen gefunden hat. Laut meiner Netzrecherche kein besonders wahrscheinliches Szenario, aber das lässt die Verhältnisse auf der Erde etwas dramatischer erscheinen.
Fazit Ich habe absichtlich nur wenig von der Handlung gespoilert, weil ich finde, dass diese sich deutlich spannender entwickelt, je weniger die Leserschaft weiß. Eines kann ich allerdings sagen, dass der Leser, der gerne in Science-Fiction-Welten unterwegs ist, in der die Menschheit den Weg ins All und ins Sonnensystem geschafft hat, voll auf ihre Kosten kommen.