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delulu

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»Wünschten Sie nicht auch, Sie würden sich weniger für sich interessieren?«

Res hat stets geglaubt, etwas Besonderes zu sein – so wie ihr Idol Frances Scott. Doch ausgerechnet an dem Tag, als sie diese größte Popkünstlerin unserer Zeit treffen soll, endet ihr Leben abrupt.
Auf der Folie von Film, Musik und Werbung der Jahrtausendwende zieht ihr Leben an ihr vorbei. Und wir tauchen ein in das Unterbewusstsein der westlichen Populärkultur. Wie selbstverständlich wird hier eine Existenz in ständiger Stimulation erwartet, die auf ein grandioses Ende hinauslaufen soll – das nie erreicht werden darf.
Im Delir trifft Res endlich Frances. In Lofts und Restaurants, bei Tennis Games und großen Auftritten. Es ist das letzte Aufglühen eines Traums aus einer Zeit, in der Pop scheinbar apolitisch nichts als Hedonismus verkaufte. Weder Res, die den Traum beschreibt, noch Frances, die den Traum verkauft, bestimmen seine Spielregeln. Sie streben danach, Produkt zu werden und Marke. Aber warum denn nur?
Sprachspielerisch ergründet »delulu« das gegenwärtige Begehren nach dem Gesehenwerden. Alles hängt mit allem zusammen in diesem filigran konstruierten Roman, der literally so bunt und plastisch ist wie ein Spielzeug.

247 pages, Hardcover

First published February 19, 2025

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About the author

Julia Friese

15 books4 followers

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Community Reviews

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1 star
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Displaying 1 - 3 of 3 reviews
Profile Image for Uralte  Morla.
367 reviews119 followers
June 12, 2025
"Alles, was sie ist, gesehen und gelesen hat, ihr ganzes Leben befindet sich in Sätzen und Bildern auf diesen Nervenbahnen." (Seite 42)

Res stirbt gerade. Weil sie im Sturz mit feuchten Fingern in die Steckdose gefasst hat. Vielleicht ist sie auch schon tot, aber irgendwo zwischen Diesseits und Jenseits, zwischen letzten Nervenzuckungen und Stillstand geht sie auf eine Reise. Um ihr großes Idol, die Popsängerin Frances Scott zu treffen und zu interviewen. Wie sie zu ihr kommt? Durch ein Rabbit Hole natürlich.

"Iss mich.Trink mich." (Seite 22)

Denn ähnlich wie Alice wird auch Res mal größer und mal kleiner, rauscht nicht nur durch Szenen ihres Lebens, sondern auch durch die Popkultur der letzten Jahrzehnte. Und immer geht es um eins: Das Berühmtsein. Das Gesehenwerden. Das Finden von Bedeutung in einer kapitalistischen Welt, deren Bedeutung sich nicht nur in Zahlen misst, sondern sich auch minütlich zu ändern scheint.

"Eine kleine Welt, die sich nur um mich dreht. Ist es nicht genau dieser Urzustand, den alle wiederherstellen wollen? Den wir betrauern? In Depression und Burnout." (Seite 208)

Julia Friese hat mit "Delulu" einen grandiosen Roman über unsere moderne westliche Welt geschrieben. Über die Versprechungen, über die Sehnsüchte, die sie weckt - und die Abgründe, die sie mitbringt, den Schmerz, den sie auslösen kann. Wir folgen Res in einer surrealen Abfolge von Bildern, jede Szene, in die sie stolpert ist dabei ein kleines philosophisches Essay, dessen Wahrheiten ich mir schon wieder ins Hirn tätowieren möchte.

Und der Text ist eine Osterwiese der Popkultur, Chapeau, wer alle Anspielungen erkennt.
Natürlich spielt Britney Spears als DER tragische Popstar immer wieder eine Rolle, Stanley Kubricks "The Shining" wird zitiert (ich muss den jetzt endlich mal gucken!) und Sofia Coppolas "Lost in Translation" ("It's Suntory Time") darf natürlich auch nicht fehlen. Verkörpert er doch das gleiche verlorene Grundgefühl zwischen Ruhmsucht und Einsamkeit wie der Roman.

Und so könnte es ewig weitergehen. Von Werbung und Werbedeals (Fanta, Cola, Sprite, Frühstücksflocken), über Selbst- und Fremdvermarktung bis hin zur eigenen Selbstzerfleischung.
"You, sagt er, are nothing but Public Relations." (Seite 233)
Man muss natürlich Lust haben, sich durch diesen Text zu graben, der keine stringente Geschichte erzählt und neben all der Freude, die er bringt, in seiner Art auch anstrengend ist. Aber die Anstrengung lohnt sich so sehr! Denn dieser Roman ist nicht nur klug und hoch literarisch, sondern auch so gesellschaftlich relevant, dass es weh tut. "Delulu" ist ein Roman wie die Foryoupage auf TikTok, wie das Zappen durch Fernsehsender - nur mit einem integrierten, intelligenten Kommentar.
Und ja, ich habe mich erwischt gefühlt. Und ja, ich hoffe auch immer noch auf den großen Durchbruch auf Social Media. Da kann ich noch so klug wissen, dass es darauf im Leben nun wirklich nicht ankommt!

Lest das mal bitte alle! Und alle Jurys dieser Welt: Bitte gebt dem Roman sämtliche Preise! Danke!

"Res ist eine Zuschauerin. Kein Main Character, keine Protagonistin. Sie unterliegt, wie alle hier, einer Täuschung." (Seite 216)
Profile Image for Dunja Brala.
595 reviews41 followers
April 5, 2025
Dieses Frühjahr ist voller literarischer Crazyness. Ich habe den Eindruck, dass mich jedes 2. Buch auf die Probe stellt, ganz nach dem Motto: Bist Du schlau genug für diese Art der Lektüre? Manchmal bin ich mir nicht sicher, ob die Autor*innen mich veräppeln oder herausfordern wollen - vermutlich beides. Auch Julia Friese, die mir mit MTTR ein Highlight beschert hat, scheint ein sehr besonderen Tee getrunken zu haben, während sie dieses Buch schrieb. So viel Alice im Wunderland, Joker und Britney Spears steckt in den 247 Seiten. Da hieß es für mich irgendwann nur los- und fallen lassen in einen Rausch, der weder Plot noch lineare Erzählkunst bietet.

Okay. Also… delulu. Wo fang ich an? Wahrscheinlich am besten mit einem tiefen Seufzer. delulu ist kein Buch, das man „einfach so“ liest. Die Geschichte beginnt damit, dass die Hauptfigur Res stirbt. Eigentlich will sie ihr großes Idol Frances Scott treffen. Doch eine nicht näher benannte Todesursache katapultiert uns mit ihr in einen Strudel, der psychedelischer nicht sein könnte. Wir sind plötzlich mitten im „Delir“ – ja, das ist anscheinend so eine Art popkultureller Zwischenraum zwischen Leben und Tod, durchsetzt mit Memes, Filmtropen und absurden Gedanken. Klingt abgefahren? Ist es auch. Aber nicht auf die „Oh mein Gott, das hat mein Weltbild verändert“-Art, sondern eher wie ein wilder Insta-Feed, den man nachts um 2 durchscrollt und danach vergisst, was Realität war.

Ich hatte beim Lesen ständig das Gefühl, irgendwas nicht zu kapieren – und das Buch hat sich auch NULL Mühe gegeben, mir zu helfen. Figuren tauchen auf, verschwinden wieder, Gedanken springen von Nostalgie zu Feminismus zu Fanfiction zu… Müsli? Ja, Müsli kam auch irgendwie vor. Oder war das nur in meinem Kopf?

Die Sprache ist teilweise genial, dann wieder komplett wirr. Manche Sätze wollte ich markieren, andere hab ich fünfmal gelesen und dachte nur: Hä?! Es fühlt sich an wie ein literarischer Fiebertraum – und ich war leider nicht immer bereit, da mitzufiebern. „Rot gelackte Durian benachbart rot gelackte Ananas. Aus den großen Früchten brechen noch größere Lampenschirme, hauchdünn wie Briefpapier, aus denen sich Damen mit über die Schultern fallenden Pelz Zigaretten drehen, bevor sie auf zerbrechlichen Absätzen über den nassen Asphalt dahingehen.“ (S.50) Capice? Dann aber auch: “Die Bühne ist dem Kinderzimmer nachempfunden , indem ich meinen ersten Song geschrieben habe, also, wie ich es mir damals vorgestellt habe. Das Kinderzimmer als Puderdose in glänzend Türkis und Sorbetgelb. Eine aufklappbare Spieldose in deren unteren Becken der Ozean liegt.“ (132)Toll!

Man könnte sagen, delulu ist wie Ulysses von James Joyce – aber mit Internetzugang und Popkultur-Trauma. Beide Bücher lassen einem das Gehirn auf halber Strecke verdampfen, beide ignorieren sowas wie klare Handlung komplett. Joyce läuft halt in Dublin rumläuft und sinniert in Form von inneren Monologen, Res hingegen schwebt durch ein surreal-digitales Jenseits, das eher nach Flower Power 2014 klingt als nach literarischem Kanon. Wenn Ulysses die Bibel des literarischen Bewusstseinsstroms ist, dann ist delulu das Meme davon – mit Glitzerfilter. Julia Friese nennt es ein Requiem auf eine vergangene Zeit.

Was man dem Buch aber wirklich lassen muss: Es ist vollgestopft mit kulturellen Referenzen – also so richtig. Es ist, als hätte jemand eine endlose Popkultur-Playlist auf Shuffle gestellt und den Stream direkt ins Buch kopiert. Von Britney über Abbey Road bis zu Zehner-Jahre Ästhetik und schiefen Trends ist alles dabei. Wer da nicht mindestens drei Online-Leben gelebt hat, bleibt öfter mal ratlos zurück. ich hab irgendwann aufgegeben den Spuren zu folgen, dazu waren es einfach zu viele. Aber genau das scheint auch Teil des Konzepts zu sein: Res existiert in einem Zwischenraum, in dem Identität, Erinnerungen und kulturelle Prägungen zu einem einzigen, flirrenden Brei verschwimmen. Das ist clever – theoretisch. Praktisch ist’s manchmal, als würde man einen Inside-Joke lesen, bei dem man den Ursprung nie mitbekommen hat.

Wer auf stringente Storys steht oder klare Charakterentwicklungen braucht, wird hier auf halber Strecke verloren gehen. Wer aber Lust auf ein total verrücktes, überdrehtes Gedankenexperiment hat – go for it. Ich werde mich auf jeden Fall nicht direkt dem neuen Kracht zuwenden, sondern brauch jetzt erstmal was mit einem deutlichen Plot.

Meine Rezensionen geben immer ehrlich meine eigene Einschätzung wieder, unabhängig davon, ob ich das Buch selbst gekauft habe oder es mir vom Verlag oder den Autoren zur Verfügung gestellt wurde
Profile Image for Janina.
867 reviews80 followers
March 7, 2025
Delulu, ein passender Titel. Sprunghaft, träumend vor/nach dem Tod, Revue passieren. Eher eine Aneinanderreihung von Szenen und Momenten, die wie ein Cocktail zusammengemixt werden. Fiebertraum, der Logik des Träumens folgend statt im realen Befinden verankert zu sein. Inhaltlich hat es mich nicht gepackt, ich habe eher einzelne Sätze gemocht. Ich hatte etwas das Gefühl, als würde hier Konzept vor Leseerfahrung stehen, was den Genuss beim Lesen etwas eingefordert hat. Trotzdem als Autorin bestimmt spannend zu schreiben, bereit zu sein, einfach mal auszuprobieren. Ich fand auch interessant, dass Farben hier direkt als rot, orange, lila, schwarz, gold etc. benannt wurden anstatt wie oft durch assoziierten Dingen indirekt die Farbe im Kopf zu erzeugen. Interressant, aber nicht für mich, ist mein neutrales Urteil. Ich bin auch nicht zu enttäuscht, weil ich etwas crazy schon erwartet habe und MTTR, das so gelobt wird, noch auf meinem Lesestapel habe.
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