Der neue große Generationenroman der Bestsellerautorin, von der Weimarer Republik bis heute
Lena eckt an, seit sie denken in der Schule, im Studium, in Beziehungen und in ihrem politischen Engagement. Als sie mit ihrer Mutter Anja die Wohnung der Großmutter ausräumt, entdeckt sie das Vermächtnis von Anjas Großtante Clara, über deren Leben stets der Schatten von etwas Unausgesprochenem lag. Im Berlin der 1920er-Jahre interessiert sich die junge Clara kaum für Politik. Selbst als 1933 alle Zeichen auf Sturm stehen, gestattet sie dem idealistischen Revolutionär Aleksei, im Hinterzimmer ihres Hundesalons geheime Treffen abzuhalten – ohne zu ahnen, in welche Gefahr sie sich und ihre Familie dadurch bringt. Endlich erkennt Lena, dass sie nicht die Erste in der Familie ist, die ein konfliktträchtiges Leben führt und dass es um mehr geht als nur um eine verheimlichte Liebe. Schließlich treffen Mutter und Tochter eine Entscheidung, die niemand in ihrer Familie nachvollziehen kann ...
Ein großer Generationenroman über drei bewegende Frauenschicksale, verbunden durch das generationsübergreifende Band einer Familie
Einfühlsam und authentisch erzählt Katharina Fuchs von einer außergewöhnlichen Frau in dunklen Zeiten – und von einer jungen Frau, die die Vergangenheit erkennen muss, um ihre eigene Zukunft zu gestalten. Denn Scham, Schuld und die Tragik des Zweiten Weltkriegs werden oft innerhalb einer Familie vererbt.
Ein für meinen persönlichen Geschmack etwas zu ausführlich geratener Familienroman.....trotz mancher Längen intensiv und emotional..!
Lena steckt in der Kriese...ihr Studium läuft schleppend und nun soll sie auch noch die Wohnung ihrer Oma ausräumen, denn diese ist in ein Seniorenheim gezogen. Sie stößt dabei auf Fragen, die ihre Familiengeschichte in neuem Licht erscheinen lassen.....
Eine durchaus ansprechende Lektüre, die aktuelle Geschehnisse aufnimmt...
Den neuen Roman von Katharina Fuchs habe ich mir von meinen Gutpunkten bei vorablesen geholt. Ich mag ihre Bücher sehr und freute mich sehr auf das neue Buch der Autorin. Wir haben es mit einem Generationenroman zu tun, der auf zwei Zeitebenen erzählt wird, die sich laufend abwechseln. Der Handlungsstrang aus der Vergangenheit beginnt vor genau hundert Jahren - passend zum Titel. Clara wächst in ärmlichen Verhältnissen bei ihrer Familie in Berlin auf. Sie arbeitet als Flaschenspülerin in der größten Bierbrauerei Berlins und unterstützt ihre Familie finanziell, seit ihr Vater seinen Arbeit verloren hat. Bevor sie ihren späteren Ehemann Willy kennenlernt, verliebte sie sich in den Exilrussen Alexei. Dieser ist Kommunist und agiert im Untergrund gegen die aufkommende NSDAP.
In der Gegenwart lernen wir Anja, 57 Jahre, ihre Mutter Elisabeth, 94 und Enkelin von Clara aus dem Vergangenheitsstrang, kennen, sowie die Töchter von Anja, Lena und Anabel. Anja arbeitet als Bibliothekarin an der Hochschulbibliothek in Bremen. Sie ist mit ihrem Job, bei dem sie eine Führungsrolle angeboten bekommt, der Versorgung ihrer Mutter und ihrer eigenen Familie restlos überfordert. Sie selbst bleibt dabei auf der Strecke. Ich konnte mich richtig in ihre Situation hineinfinden, denn vieles kam mir mehr als nur bekannt vor. Dazu kommt noch, dass die Wohnung von Elisabeth aufgelöst wird, die demnächst zum Verkauf steht. Vorher sollte sie jedoch noch ausgeräumt werden. Elisabeth ist vor kurzem nach einem Schlaganfall in Hamburg in ein Seniorenheim gezogen. So ist sie in der Nähe von ihrer Tochter Anja und deren Familie. Anabel ist die ältere der Enkelinnen von Elisabeth und Influencerin. Sie ist das totale Gegenteil ihrer Schwester Lena, die in Berlin studiert. Lena ist eine sehr zurückhaltende junge Frau, die früher gemobbt wurde und schwer Anschluss findet. Als ein Professor, bei dem sie den Unterricht sehr mochte, wegen antisemitischen Anfeindungen die Universität verlässt, fühlt sich Lena noch unwohler. Sie beginnt ihrer Mutter dabei zu helfen, die Wohnung ihrer Großmutter auszuräumen. Dabei findet sie alte Fotos und Dokumente, die viele Fragen aufwerfen. Lena weiß kaum etwas über die Vergangenheit ihrer Familie, die größtenteils totgeschwiegen wurde. Sie beginnt Elisabeth im Seniorenheim zu besuchen und auszufragen. Vor allem interessiert sie sich für Clara, die anscheinend in den 30iger Jahren einen eigenen Hundesalon hatte. Seit Lena selbst den Streuner Finn aufgenommen hat, fühlt sie sich mit Clara verbunden. Elisabeth sieht ein, dass sie endlich über das bis heute verschwiegene Familiengeheimnis sprechen muss, bevor es zu spät ist...
Katharina Fuchs erzählt sehr detailverliebt. Vor allem im Gegenwartsstrang war es mir manchmal zu ausführlich. Außerdem fand ich die Handlung manchmal zu politisch und vom aktuellen Geschehen überlastet. Der Konflikt zwischen Israel und dem Gazastreifen wird mir zu viel und zu oft erwähnt, wo doch die Vergangenheit von Clara im Mittelpunkt stehen sollte - auch wenn das Thema Antisemitismus den rote Faden zwischen Vergangenheit und Gegenwart bildet. Zusätzlich hat die Autorin viele weitere Themen in den Gegenwartsstrang gepackt, wie psychische Probleme, Alter, Verlust, Social Media, Nachhaltigkeit, Veganismus, Gender Care Gap usw.....
Der Vergangenheitsstrang ist mir hingegen zu kurz gekommen und vor allem am Ende ging es mir dann viel zu schnell. Gerne wäre ich noch länger in der Vergangenheit bei Clara verblieben, denn ihre Geschichte hat mich gepackt. Sie ist eine sehr starke Frau, die versucht ihr Leben besser zu gestalten. Am Ende werden die beiden Zeitebenen aber sehr gut zusammengeführt.
Die Kapitel sind mit den Namen der erzählenden Figur, dem Monat und der Jahreszahl gekennzeichnet. So weiß man immer, wo und bei wem man gerade ist. Der Schreibstil ist wie immer sehr bildhaft, atmosphärisch und detailverliebt. Ich mag ihn aber sehr und habe schnell in die Geschichte gefunden. Mit dem Erscheinen einer alten Bekannten aus "Zwei Handvoll Leben", nämlich der Schneiderin Anna, die Schwester von Willy, die im KaDeWe arbeitet, hatte ich nicht gerechnet und mich umso mehr gefreut.
Fazit: An meine beiden "Lieblings-Status" Romane der Autorin kann "Vor hundert Sommern" leider nicht anschließen. Mich hat die Geschichte, trotz einigen Kritikpunkten, gut unterhalten und ich vergebe 3 1/2 Sterne, die ich auf 4 Sterne bei anderen Portalen aufrunden werde.
Wir können die Vergangenheit nicht ändern, aber wir können versuchen, sie zu verstehen und daraus zu lernen. (Seite 530)
Katharina Fuchs wurde 1963 in Wiesbaden geboren und verbrachte einen Teil ihrer Kindheit am Genfer See, bevor sie nach Deutschland zurückkehrte. Nach ihrem Studium der Rechtswissenschaften in Frankfurt und Paris arbeitete sie als Rechtsanwältin und Justiziarin. Ihr bekanntestes Werk ist die Reihe Zwei Handvoll Leben sowie Neuleben, die stark von ihrer eigenen Familiengeschichte inspiriert sind. In ihrem neuesten Roman "Vor hundert Sommern" erzählt sie die Geschichte ihrer Großtante Clara und deren Einfluss auf drei Frauengenerationen ihrer Familie.
Worum geht's genau?
Der Roman "Vor hundert Sommern" nimmt uns Leser:innen mit in die 1920er Jahre, in eine Zeit des politischen Umbruchs und der persönlichen Konflikte. Als Lena mit ihrer Mutter Anja die Wohnung der Großmutter ausräumt, stößt sie auf den Nachlass von Clara, einer Frau, die in der Geschichte ihrer Familie immer im Schatten eines Geheimnisses stand. Clara, die als Hundesalonbesitzerin in Berlin lebt, gerät in den politischen Strudel, als sie mit dem idealistischen Revolutionär Aleksei geheime Treffen abhält – ohne zu wissen, welche Gefahren damit für sie und ihre Familie verbunden sind. In der Gegenwart muss Lena schließlich das Erbe ihrer Familie begreifen und erkennt, wie Scham und Schuld von Generation zu Generation weitergegeben werden. So entstehen immer wieder Konflikte, die es zu lösen gilt.
Meine Meinung
Die Struktur des Romans, die zwischen der Vergangenheit und der Gegenwart wechselt, hat mir gut gefallen. Besonders die Entfaltung von Claras Charakter in einer politisch aufgeladenen Zeit und ihre Rolle im Leben der Familie fand ich faszinierend. Clara ist eine mutige Frau, aber gleichzeitig auch eine Figur, die in der politischen Geschichte von Berlin der 1930er Jahre nicht ungeschoren bleibt. Ich konnte mich gut in die Herausforderungen hineinversetzen, mit denen sie konfrontiert war, und die Fragen, die sich daraus für ihre Nachkommen ergeben. Das Wechselspiel zwischen den Generationen und der Versuch, Geheimnisse aus der Vergangenheit zu entschlüsseln, war der zentrale Antrieb der Erzählung und sehr packend.
Was mich jedoch gestört hat, war die teilweise stereotype Darstellung von Frauenbildern. Besonders die Erwähnung von Alter und äußeren Merkmalen, wie sie in Bezug auf Adelheid und Marie. Diese Darstellungen fühlten sich unnötig und klischeehaft an. Das hat mich etwas aus der Geschichte gerissen, weil es einen unnötigen Fokus auf das Aussehen legte. Eine differenziertere und nuanciertere Auseinandersetzung mit den Frauenfiguren wäre wünschenswert gewesen.
Gleichzeitig hat die Geschichte in vielen Aspekten geglänzt. Besonders beeindruckt hat mich, wie die politische Ebene im Roman behandelt wird – sei es die Rebellion gegen das patriarchale System oder die schleichende Verführung von rechten politischen Strömungen. Katharina Fuchs hat dabei ein sehr gutes Gespür dafür, aktuelle gesellschaftliche Themen in den historischen Kontext einzubinden. Die Frage nach dem Umgang mit der Vergangenheit und der Aufarbeitung von Schuld und Verantwortung zieht sich als roter Faden durch das Buch und regt zum Nachdenken an.
Das Ende des Romans hat mich emotional sehr berührt, weil es eine unerwartete Wendung nimmt und mir gezeigt hat, wie vielschichtig das Erbe der Vergangenheit ist. Die Aufdeckung von Geheimnissen und die Erkenntnis, dass die Familie nicht Täter, sondern Opfer von Umständen war, war ein starker Moment in der Geschichte. Lena, die sich mutig den Geistern der Vergangenheit stellt, hat für mich eine enorme Entwicklung durchgemacht, die ich gerne weiter verfolgt hätte.
Fazit
"Vor hundert Sommern" ist ein emotionaler, tiefgründiger Roman über Familie, Schuld und die Auseinandersetzung mit der Geschichte. Katharina Fuchs gelingt es, ein Bild von Frauen im Wandel der Zeit zu zeichnen und aktuelle politische Themen sensibel in ein
Klappentext: Lena eckt an, seit sie denken kann: in der Schule, im Studium, in Beziehungen und in ihrem politischen Engagement. Als sie mit ihrer Mutter Anja die Wohnung der Großmutter ausräumt, entdeckt sie das Vermächtnis von Anjas Großtante Clara, über deren Leben stets der Schatten von etwas Unausgesprochenem lag. Im Berlin der 1920er-Jahre interessiert sich die junge Clara kaum für Politik. Selbst als 1933 alle Zeichen auf Sturm stehen, gestattet sie dem idealistischen Revolutionär Aleksei, im Hinterzimmer ihres Hundesalons geheime Treffen abzuhalten, ohne zu ahnen, in welche Gefahr sie sich und ihre Familie dadurch bringt. Endlich erkennt Lena, dass sie nicht die Erste in der Familie ist, die ein konfliktträchtiges Leben führt und dass es um mehr geht als nur um eine verheimlichte Liebe. Schließlich treffen Mutter und Tochter eine Entscheidung, die niemand in ihrer Familie nachvollziehen kann.
„Vor hundert Sommer“ ist ein bewegender Familienroman von Katharina Fuchs. Die Autorin hat mich schon mit einigen Romanen begeistert, auf ihr neues Werk war ich sehr gespannt.
Im Mittelpunkt stehen 3 Frauen und deren Schicksal. Die Leser*innen lernen Lena, ihre Mutter Anja und Anjas Großtante Clara kennen. Aber auch Elisabeth, die Mutter von Anja spielt eine Rolle in der Geschichte.
Lena eckt gerne an, egal ob in der Schule, im Studium oder in ihren Beziehungen. Was Lena nicht weiß, ein unsichtbares Band verbindet sie mit Clara, der Großtante ihrer Mutter. Anja und Lena müssen die Wohnung von Anjas Mutter räumen, da die betagte Frau in ein Heim umziehen muss. Dabei stoßen sie auf einen alten Koffer, der unerklärliche Dinge aus der Vergangenheit enthält. Es ergeben sich viele Fragen die sie der Mutter/Oma stellen wollen. So erzählt Elisabeth aus ihrem früheren Leben und kommt automatisch auf ihre Tante Clara, die ihr Leben geprägt hat zu sprechen.
In der 2. Zeitebene lernen die Leser*innen dann Clara gut kennen. Auch Clara eckte oft an, dabei war das meist ungewollt. Sie arbeitet in den 1920er Jahren als Flaschenspülerin, doch dann war sie so mutig und eröffnete einen Hundesalon. Mit Clara erleben die Leser*innen die schlimmen Jahre der NS Zeit. Vor allem sind es schwerwiegende Entscheidungen von Clara die sie in große Schwierigkeiten bringen.
Katharina Fuchs erzählt in ihrem neuen Roman eine Familiengeschichte über mehrere Generationen. Mich hat sowohl die Gegenwart als auch die Vergangenheit sehr berührt. Sehr authentisch erzählt die Autorin aus dem Leben von Clara und Elisabeth während der Nazizeit. Aber auch die Geschichte von Anja und Lena wird sehr realistisch erzählt. Obwohl die Gegenwart eine ganz andere Zeit ist, spürt man Verbindungen zwischen den Zeitebenen. Auch Lena lernt Antisemitismus kennen, auch sie weiß, was Mobbing ist. Natürlich ist Lenas Leben viel einfacher, weil die Zeit eben eine andere ist aber interessant fand ich die Verbindungen schon.
Wie schon in anderen Romanen verwebt Katharina Fuchs die Vergangenheit und die Gegenwart zu einer großen Geschichte. Dabei sind ihre Charaktere sehr lebendig. Im Nachwort erfahren die Leser*innen, dass Clara die Großtante von Katharina Fuchs ist und die Schwägerin von ihrer Großmutter Anna, die man schon in dem Roman „Zwei Handvoll Leben“ kennenlernen durfte.
Katharina Fuchs hat einen flüssigen und gut verständlichen Schreibstil. Ich bin nach wenigen Seiten ganz tief in die Geschichte eingetaucht und habe das Buch an zwei Abenden gelesen.
„Vor hundert Sommer“ ist einmal mehr ein Roman von Katharina Fuchs, der mich einfach nur begeistert hat.
In „Vor hundert Sommern“, der neue Roman von Katharina Fuchs, bin ich sehr leicht reingekommen. Die Autorin schreibt sehr flüssig und angenehm, außerdem hatte ich große Lust auf einen historischen Roman. Katharina Fuchs bedient sich dem Konzept von zwei verschiedenen Zeitebenen, welches für mich immer wieder gut funktioniert. Allerdings stelle ich nach einer Weile fest, dass mir die Anzahl der Perspektiven hier zu viele sind. Mir hätte es gereicht, wenn die Geschichte abwechselnd aus Sicht von Lena und Clara erzählt worden wäre. Außerdem war ich überrascht, dass es doch weniger historischer Roman ist, als gedacht. Mehr als die Hälfte der Handlung spielt in der Gegenwart. Hier ist es dafür wirklich sehr aktuell, denn die Geschichte spielt 2024 und behandelt politische Themen, die gerade sehr aktuell sind. Dadurch war „Vor hundert Sommern“ schon etwas besonderes für mich, denn ich lese selten Bücher, die so sehr im hier und jetzt sind, wie dieses. Die Autorin arbeitet die erschreckenden Parallelen von damals und heute heraus und schafft somit ein Werk, was den Leser nachdenklich stimmt.
In der Gegenwart studiert Lena im ersten Semester, doch ihre Introvertiertheit und Kontaktscheue machen es ihr schwer, Anschluss zu finden. Beim Stöbern auf dem Dachboden ihrer Oma findet sie alte Unterlagen und Gegenstände, wodurch ihre Neugierde, mehr über ihre Vorfahrin Clara zu erfahren wächst. Vor hundert Jahren lebte Clara in ärmlichen Verhältnissen. Geld verdiente sie mit der sehr beschwerlichen Tätigkeit des Flaschenputzens. Als sie ihren Job verliert, stellt sich dies als ihr größtes Glück heraus, denn die wohlhabende Familie Gerling engagiert sie als Hundesitter, wodurch sie Zugang zu neuen Kreisen und Welten erhält.
Das Buch hat fesselnd und voller Potenzial begonnen. Leider entwickelt sich die Geschichte nur sehr gemächlich und rückblickend hatte ich das Gefühl, dass kaum etwas passiert und dass es einfach wahnsinnig lange dauert, bis es Antworten auf offene Fragen gibt. Zum Beispiel findet Lena ganz am Anfang des Buches eine Waffe auf dem Dachboden und dieses Thema vergisst man mit der Zeit fast wieder. Einerseits passiert nicht wirklich etwas aufregendes und auf der anderen Seite passiert so viel, teilweise belangloses, dass es schwer fällt, den Überblick zu behalten. Insbesondere die Handlungsstränge um Lenas Schwester Anabel und Mutter Anja fand ich leider nicht besonders interessant. Anja schlägt sich durchaus mit realistischen Problemen herum, die aus dem Leben gegriffen sind, wie soll sie Familie und Karrierewünsche unter einen Hut bekommen, aber für mich waren weder ihre Überlegungen noch die von Influencerin Anabel fesselnd. Eine Verbindung zu Claras Leben konnte ich nicht wirklich erkennen und weiß deswegen nicht, warum wir über all diese Lebenskrisen so genau Bescheid wissen müssen. Seltsam fand ich außerdem, dass Claras Geschichte von Lenas Oma Elisabeth erzählt wird und zwar wahnsinnig detailliert, obwohl diese zu der Zeit noch nicht mal auf der Welt war. Das Erzählttempo von Elisabeth ist extrem gemächlich was kurioser Weise von Anja und Lena ebenfalls bemängelt wird. Mir ist es schwer gefallen, mich länger auf das Buch zu konzentrieren, weil es einfach keinen Spannungsbogen gibt und man sich so überschüttet mit Themen fühlt, die irgendwie nirgendwohin führen. Das Ende konnte es für mich dann auch nicht mehr rausreißen.
Es tut mir leid, aber diese Buch war für mich leider eine Enttäuschung.
Ihre Großtante Clara hat Katharina Fuchs zu ihrem Generationenroman „Vor hundert Sommern“ inspiriert. Dies verrät die Autorin zum Schluss dieses lesenswerten Buches ihren Lesern. Clara war die Schwägerin ihrer Großmutter Anna, beide sind sie reale Personen, andere Figuren dagegen sind fiktiv.
Wir sind im Berlin der 1920er Jahre, die vielzitierten Goldenen Zwanziger Jahre gingen an Clara und den ihren eher spurlos vorüber. Sie lebt beengt mit ihren Eltern und Geschwistern, sie trägt mit Flaschenspülen für eine Brauerei zum Lebensunterhalt der Familie bei. Eine Arbeit, die schlecht bezahlt wird und wenn die Frauen, die diesen Knochenjob tagein, tagaus erledigen, nicht spuren, werden sie kurzerhand entlassen, die nächsten Arbeiterinnen warten schon.
Hundert Jahre später sind es Lena und ihre Mutter Anja, die die Wohnung von Elisabeth, Anjas Mutter, in Berlin Charlottenburg ausräumen. Elisabeth hat sich entschlossen, die Wohnung aufzugeben, da sie mit ihren 94 Jahren zwar geistig fit, körperlich aber doch angeschlagen ist. Sie lebt nun in Hamburg in einem Pflegeheim in Anjas Nähe. Bei der Wohnungsauflösung entdecken sie alte Briefe und Fotos, auch eine Schusswaffe fischen sie aus ihrem Versteck. Weiß Elisabeth etwas darüber? Es muss wohl zu Claras Nachlass gehören, denn diese Wohnung war einst ihre.
Elisabeth erinnert sich, erzählt von Clara, um dann im nächsten Kapitel nahtlos in ihre Zeit überzugehen. Die beiden Zeitebenen verbinden sich hier aufs Beste. Das Buch ist spannend erzählt, es ist unterhaltsam, die kurzen Kapitel sind mit Orts- und Zeitangabe und mit Namen übertitelt. So hat man stets den Überblick. Vom Gestern zum Heute wechseln sich die Erzählstränge ab, jeder für sich ist interessant. Tief tauche ich ein in die Geschichte, durchlebe die gesellschaftlichen, die wirtschaftlichen und die politischen Verhältnisse sowohl in unserer als auch zu Claras Zeit. Bald haben die Nationalsozialisten das Sagen, ihre Schreckensherrschaft macht vor keiner Familie halt. Der Antisemitismus greift auch heute wieder um sich, Katharina Fuchs thematisiert dies neben der Familiengeschichte wie viele andere Themen, die uns auf den Nägeln brennen wie etwa den Nahost-Konflikt, die Erstarkung Rechter Parteien, Mobbing und den Klimawandel, Social Media und veganes Leben, um nur einiges zu benennen. Es sind Themen, die uns beschäftigen, die gut in die Geschichte eingebunden sind, jedoch überfrachten sie die Erzählung doch sehr. Hier wäre weniger mehr gewesen.
Nun, Elisabeth ist es, die ihr Schweigen bricht, die von der Vergangenheit erzählt. Man merkt, wie schwer es ihr fällt, sich nochmal alles zu vergegenwärtigen, die Erinnerungen sind zu schmerzlich. Lena fordert von ihrer Oma alles ein, nachdem sie Briefe gefunden und gelesen hat. Sie drängt sie regelrecht, meint an Anrecht auf ihre Vergangenheit zu haben. Und assoziiert dabei ihre Ängste mit ihrer Unkenntnis über ihre jüdischen Vorfahren. Gerade diese Sequenzen sind es, die das Anspruchsdenken der jungen Generation – auch wenn es einige wenige sind - widerspiegeln. Hier musste ich mit dem Lesen pausieren, um ein wenig Abstand zu der ansonsten lesenswerten Geschichte zu bekommen.
Claras Geschichte hat mich komplett abgeholt, auch zolle ich Elisabeth Respekt, dass sie trotz qualvoller Rückblicke dem Wunsch ihrer Familie entsprochen hat. Schlussendlich bewerte ich mit 3 ½ Sternen, die ich aufrunden werde.
Nachdem die letzten beiden Bücher dieser Autorin für mich so lala waren, nicht gut, aber auch nicht überzeugend, konnte mich dieses Buch nach einer eingewöhnungsphase wieder fesseln.
Elisabeth, Anjas Mutter und Lenas Großmutter, muss wegen ihres Gesundheitszustandes in ein Pflegeheim wechseln, was allen in der Familie schwerfällt. Ihre Charlottenburgerwohnung muss geräumt werden, um den Aufenthalt im Pflegeheim zu finanzieren. Beim Aufräumen stolpern Anja und Lena über einige Aufzeichnungen und Briefe, die Fragen aufwerfen, Fragen, die Elisabeth bisher vermieden hat zu beantworten.
Dieses Buch wird, wie häufig bei der Autorin auf zwei Zeitebenen geschrieben, zwischen denen fast genau hundet Jahre liegen.
In der Gegenwart wird über Elisabeths Familie berichtet, ihre Tochter und Enkeltöchter und den Belastungen unter denen Frauen häufig leiden, in der Vergangenheit wird die Geschichte von Clara erzählt, Elisabeth`s Tante, die eine zentrale Rolle in der Familiengeschichte spielt.
Mir hat dieses Buch sehr gut gefallen, da es sehr aktuelle Themen aufgreift, sie mit der Vergangenheit verbindet, wodurch sie noch mehr an Aktualität gewinnen.
Die Kritik, dass der Gegenwartstrang ein paar Themen zu viel behandelt , kann ich nachvollziehen, weil es mir auch aufgefallen ist, was ich zu Anfang auch etwas störend empfand, obwohl alle Themen relevant und wichtig sind. Nur ist es oft so, dass sie an Bedeutung verlieren, wenn man sie so nebenbei einwirft und nicht weiter vertieft, aber das hätte wohl den Rahmen des Buches gesprengt, ich habe die Botschaft aber durchaus verstanden, weil sich viele Leserinnen damit identifieren können. Die Stärke des Buches und das hat mich über viele kleine Fehler hinwegsehen lassen liegt aber in Parallelität der Geschehnisse zwischen Vergangenheit und Gegenwart und zwar durch das Thema Antisemitismus. In der Gegenwart wird es mit dem Universitätsleben in Zusammenhang gebracht, in der Vergangenehit mit den uns bekannten Geschehnissen der Nazizeit.
Ich finde es immer wieder erstaunlich, dass wir aus der Geschichte nicht lernen, immer die gleichen Fehler machen, politische Ereignisse verdrehen und zu Ungunsten bestimmter Gruppen missbrauchen. Dass wir keine Unterschiede machen zwischen Menschen und politischen Fehlentscheidungen , wie sie die israelische Regierung sicherlich fällt, aber dafür auch Gegenwind aus der eigenen Bevölkerung bekommt. Man darf nicht vergessen, dass auch diese Regierung rechts ist. Es zeigt leider unsere gespaltene Gesellschaft, die nicht mehr bereit ist zu differenzieren. Meinungen manifestiert und alles "niederknüppelt" was anders denkt.So was macht mir Angst.
Mir hat der Vergangenheitsstrang auch etwas besser gefallen, als der in der Gegenwart, der manchmal etwas zu ausufernd war, doch er zeigt einmal mehr, wie traumatisiert die Kriegsgeneration war, dass sie lange oder auch gar nicht über die Geschehnisse der damaligen Zeit sprechen konnte.
Der Schreibstil und auch die Ausgestaltung der Figuren fand ich gut und so habe ich trotz kleiner Kritikpunkte das Buch gerne gelesen und empfehle es allen Freunden von Familiengeschichten mit politischem Interesse und bedanke mich bei der Autorin, dass sie auf das wichtige Thema Antisemitismus aufmerksam macht.
Inhalt siehe Klappentext. Ich habe von Katharina Fuchs bereits „Das Flüstern des Lebens“ gelesen und „Der Traum vom Leben“ gehört. Ihr Schreibstil gefällt mir gut und auch das aktuelle Buch lässt sich meist flüssig lesen. „Vor Hundert Sommern“ spielt im aktuellen Zeitstrang von Lena, Mutter Anja und Großmutter Elisabeth im Jahr 2024 in Berlin und Hamburg. Anja ist zu der Zeit 57 Jahre alt, Elisabeth geht auf die 95 zu und Enkelin Lena hat gerade die 20er-Marke erreicht. Anja lebt den Spagat zwischen Familie, mit erwachsenen Töchtern, die ihre Mutter dennoch brauchen, dazu Mann und Mutter, von denen die Mutter sie gerade mehr braucht, und natürlich ihrem Beruf, und sie selbst bleibt dabei selbst ziemlich auf der Strecke - was aber keiner merkt (oder merken will, weil es so bequem für alle ist). Der zweite Zeitstrang spielt 1924 bis in die 1930er Jahre in Berlin. Hier sind Elisabeths Tante Clara und deren Familie Hauptthema. Leider erkennt man, mit Abstand von 100 Jahren, wirtschaftliche und politische Parallelen zu heute, aber man darf die Augen nicht verschließen, dass sich damaliges wiederholt. Ich habe beim Lesen versucht, mich in die 3 Hauptakteurinnen hineinzuversetzen. Lena ist noch sehr jung, hat durch das frühere Mobbing, auf das nicht weiter eingegangen wird, ihr aber ziemlich an Selbstvertrauen geraubt, schon einige unschöne Zeiten erlebt und ist einfach sensibel, zurückhaltend, introvertiert. Man kann es ihr nicht verübeln, man sollte sie und ihre Gefühle ernst nehmen und respektieren. Mit Anja konnte ich mich am meisten identifizieren, ich kenne den Drahtseilakt zwischen Familie, Eltern und Beruf - keiner möchte zu kurz kommen, aber sie versucht leider, jedem alles recht zu machen, bevor sie endlich mal an sich denkt und endlich einen Cut macht. Diesen Schritt mit Ende 50 zu wagen, nicht nur morgens zum Eisbaden ins kalte Wasser zu springen, sondern auch auf beruflicher Ebene - mutig! Elisabeth hat ein langes Leben mit vielen Geheimnissen hinter sich, in dem viel passiert ist, aber auch viel totgeschwiegen wurde, das finde ich sehr traurig. Die Familiengeschichte ist meist angenehm zu lesen, manchmal ein wenig überladen und ausschweifend. Man hat den Eindruck, Elisabeth erzählt nicht Claras Geschichte, sondern ihre eigene, so ausführlich, wie sie nun endlich mit Details rausrückt. Dabei war sie doch damals noch nicht geboren bzw. später ein Kind … Mir gefällt der Mix aus Vergangenheit, obwohl genau diese natürlich einen bitteren Nachgeschmack hat, nicht nur für die damaligen Betroffenen, sondern auch für deren Nachkommen, wie sich nun herausstellt, und Gegenwart, wo sich nun leider einiges wiederholt. Anjas Mann und ältere Tochter spielen eher Nebenrollen, sind aber auch von Bedeutung für die Familie. Das Stöbern in der aufzulösenden Wohnung, in der Vergangenheit und die Parallelen zur Gegenwart zu erkennen, war abwechslungs- und aufschlussreich, man kann es sich als Nichtbetroffener gar nicht vorstellen, was damals geschah. Eine Familiengeschichte, die Geschichte lebendig werden lässt und dabei nachdenklich macht. Von mir bekommt „Vor hundert Sommern“ eine Leseempfehlung mit 4-4,5 Sternen.
Viele wichtige Themen in einer etwas hölzern erzählten Geschichte
Lena und ihre Mutter Anja räumen die Berliner Wohnung von Anjas Mutter und Lenas Großmutter Elisabeth aus, da diese nun in einem Pflegeheim lebt. Dabei stoßen sie auf Hinweise auf das Leben von Elisabeths Tante Clara. Die Hundefriseurin liebte während des Dritten Reiches einen russischen Revolutionär und schwebte dadurch aufgrund der politischen Zustände in großer Gefahr. Lena, die selbst in einer Krise steckt, ist fasziniert von Clara und versucht mehr über ihr Leben herauszufinden. Im Gespräch mit Elisabeth, die ihr Wissen zunächst nur zögerlich preisgibt, erfährt die junge Frau von einigen Geheimnissen in der Familie, die sie selbst ganz schön ins Grübeln bringen.
Erzählt wird, was aktuell in Anjas und Lenas Leben geschieht. Zudem wird in Rückblenden die Lebensgeschichte von Clara geschildert. Die Sprache ist im allgemeinen klar und gut verständlich, der Schreibstil wirkt aber mitunter etwas hölzern und wenig lebendig.
Die verschiedenen Figuren stehen an unterschiedlichen Punkten in ihrem Leben. Anja fühlt sich ihrer Familie gegenüber verpflichtet, erhält nun aber die Möglichkeit, ihre berufliche Karriere voranzutreiben. Lena zeigt sich generell sehr unsicher, fühlt sich in ihrem Studium nicht wohl. Sie hat Schwierigkeiten, mit anderen Menschen umzugehen und zieht sich deswegen häufig alleine zurück. Clara stammt aus einfachen Verhältnissen, sie ist leidenschaftlich und selbstbewusst. Ihr Leben ist stark von den politisch Zuständen in Deutschland geprägt. Die Figuren haben durchaus viel zu erzählen, machen aber auf mich ähnlich wie der Schreibstil einen etwas spröden, teils recht klischeehaft Eindruck.
Claras bewegte Geschichte und die ihrer Familie ist wirklich bemerkens- und mitteilenswert. Auch Hundeliebhaber kommen in diesem Buch voll auf ihre Kosten, denn sowohl Lena als auch Clara pflegen eine besondere Beziehung zu den Vierbeinern. Überhaupt spricht der Roman viele wichtige Aspekte an, allen voran Antisemitismus, der auch erschreckenderweise aktuell in Deutschland wieder aufkeimt. Nachdenklich stimmten mich in Verbindung damit zudem die Passagen über Meinungsfreiheit. Auch Lenas Probleme, sich in der aktuellen Welt selbst zu finden und zu orientieren und Anjas Zwiespalt zwischen Beruf und Familie sind spannende, relevante Themen. Der Roman will angesichts seines umfangreichen Themenspektrums viel, bleibt aber dabei teilweise an der Oberfläche. Zudem empfand ich gerade den Anfang als recht langatmig. „Vor hundert Sommern“ ist eine durchaus aufregende, interessante Geschichte, die nicht besonders mitreißend erzählt wird. Sie hat mich aber dennoch gut unterhalten. Wer Hunde und historische Romane auf zwei Erzählebenen mag, wird dieses Buch sicher gerne lesen.
Generationentraumata - das ist wohl ein Thema, welches erst in den letzten Jahren wirklich den Weg in die Öffentlichkeit gefunden hat. Bei der sog. transgenerationalen Traumatisierung fühlen sich Menschen vermeintlich unbegründet seltsam und suchen eigentlich immer nach einem Grund. So auch Lena. Die angehenden Produktdesignstudentin hat schlimme Mobbingerfahrungen in ihrer Jugendzeit gemacht, doch geht die Suche nach ihrem Gefühl der Leere und des nicht dazugehören vielleicht noch tiefer? Ihre Mutter Anja arbeitet in der Bremer Bibliothek und versucht sich immer wieder am Spagat, allem gerecht zu werden. Da ist zum Einen ihre Arbeit, die unerwartete Aufstiegsmöglichkeiten bietet, ihr Mann Stefan und ihre erwachsenen Töchter Lena und Anabel, die trotzdem Kinder mit ihren eigenen Sorgen geblieben sind und ihre Mutter Elisabeth, die aufgrund ihres Gesundheitszustandes mit ihren über 90 Jahren nun im Altersheim Pflege benötigt. Dieser Schritt hat zur Folge, dass Lena und ihre Mutter in der Charlottenburger Wohnung von Elisabeth beim Ausräumen auf diverse Relikte der Familienvergangenheit stoßen, die erahnen lassen, dass die Kinder und Enkel noch lange nicht alles aus der Familiengeschichte wissen. Das Buch ist durch den ständigen Wechsel zwischen Vergangenheit und Gegenwart sehr kurzweilig, anfangs hatte ich ein wenig Bedenken, ob es nicht zu nah an unserem Alltag ist, da viele aktuelle politische Themen eine Rolle spielen, die man im realen Leben ja zur Genüge ertragen muss, soll Lesen für mich doch eine Ablenkung davon sein. Doch je weiter man liest und je tiefer man in die Familiengeschichte einsteigt versteht man, dass dieser Bezug zur Gegenwart wichtig und fast grundlegend ist, um die Vergangenheit zu verstehen. So taucht man bald tief in die Geschichte von Clara ein. Clara ist Elisabeths Tante und der Schlüssel zu vielen Geschehnissen in Elisabeths Familie. Und eigentlich habe ich mir bis zum Schluss die Frage gestellt: was ist passiert, dass Elisabeth so lang geschwiegen hat und jetzt an ihrem Lebensende den Drang verspürt, ihre Geschichte doch noch zu erzählen? Und bringt dieses auch für ihre Tochter und ihre Enkeltöchter die erhoffte Erleichterung? Katharina Fuchs hat es geschafft, dass in diesem Buch nach anfänglicher Skepsis versunken bin und die Figuren so lebendig wurden, dass man zu allen Szenen den Kopf voller Bilder hatte. Alles geht Hand in Hand zusammen und am Ende bleiben keine Fragen offen.
Die Wohnung eines alten Menschen auszuräumen ist immer mit vielen Emotionen und Erinnerungen verbunden. Anja teilt sich die Aufgabe mit ihrer Tochter Lena und gemeinsam stoßen sie auf einige Familiengeheimnisse. Und so begebe ich mich auf eine Zeitreise, die vor genau hundert Jahren begann.
Die Hauptfiguren des Romans, Lena, ihre Mutter Anja und die rätselhafte Großtante Clara, sind überzeugend und facettenreich dargestellt. Lena, die durch ihre rebellische und unangepasste Persönlichkeit auffällt, wird mit der Geschichte ihrer Vorfahren konfrontiert und entdeckt dabei die Konflikte und Geheimnisse, die das Leben ihrer Familie geprägt haben. Clara, eine junge Frau im Berlin der 1920er-Jahre, steht im Zentrum der Ereignisse in der Vergangenheit, als sie sich unbewusst in politische und persönliche Gefahren begibt, die weitreichende Folgen für sie und ihre Familie haben.
Die Handlung entfaltet sich spannend und emotional. Besonders bewegend ist die Darstellung der innerfamiliären Konflikte und der schwierigen Entscheidungen, die von den Figuren getroffen werden müssen. Gleichzeitig nehmen aktuelle Ereignisse der Gegenwart einen sehr großen Platz ein und Parallelen zur Vergangenheit werden leider sehr deutlich.
Der Schreibstil ist flüssig und lebendig und fängt die Atmosphäre der verschiedenen Epochen sehr gut ein. Das pulsierende Berlin der 20er Jahre, die düsteren Vorzeichen des Zweiten Weltkriegs und auch die Herausforderungen der heutigen Zeit – Katharina Fuchs lässt die Schauplätze und deren Stimmung lebendig werden. Sie beschreibt sehr detailliert und die Dialoge sind authentisch und glaubwürdig.
Die zentralen Themen des Romans – Familiendrama, Liebe, politische Verantwortung und das Überwinden von Generationenkonflikten – sind sehr gut miteinander verwoben. Der Roman regt dazu an, sich mit der Frage auseinanderzusetzen, wie die Vergangenheit unsere Identität und unsere Lebensentscheidungen prägt.
Die Reise durch die Geschichte, auf die Katharina Fuchs mich geschickt hat, ist spannend und emotional. Auch wenn mir manche Themen aus der Gegenwart etwas zu viel waren, habe ich das Buch gemocht.
Großmutter Elisabeth kann ihren Alltag nicht mehr allein bestreiten und zieht daher in ein Seniorenheim. Ihre Tochter Anja und Enkelin Lena kümmern sich darum die Wohnung von Elisabeth für den Verkauf zu räumen. Beim Durchsehen und Sortieren fallen ihnen allerlei Erinnerungsstücke in die Hände, aber auch ein paar Dinge aus Elisabeths Kindheit, die bei Anja und Lena einige Fragen aufwerfen. Warum wird über Elisabeths Vater nie gesprochen? Und warum wurden einige Bilder aus dem Familienalbum entfernt? Anja und Lena nehmen sich vor mit Elisabeth darüber zu sprechen, aber es scheint einiges in der Vergangenheit zu geben über das die alte Dame nicht gerne sprechen möchte. Werden Anja und Lena das totgeschwiegene Familiengeheimnis erfahren?
"Vor hundert Sommern" war für mich der erste Roman von Katharina Fuchs. Das nostalgische Cover gefällt mir gut und der Schreibstil ist flüssig und angenehm zu lesen. Die Geschichte wird aus drei Perspektiven in zwei Zeitebenen erzählt. Der Teil in der Vergangenheit wird von Clara - Elisabeths Tante - erzählt und spielt in den 20er und 30er Jahren. Die Kapitel zeigen dort sehr gut die politisch angespannte Situation der damaligen Zeit und die Anfänge der NS Zeit auf. In der Gegenwart lernen wir Anja und Lena näher kennen. Beide haben jede für sich ihre Probleme mit denen sie im Alltag kämpfen.
Die Kapitel über Clara haben mir sehr gut gefallen und mich gefesselt. Die Teile der Gegenwart hatten für mich jedoch vereinzelt ein paar Längen und mir persönlich waren dort auch zu viele "Probleme" reingepackt. Mir ist bewusst dass jeder Mensch sein Päckchen zu tragen hat aber trotzdem wurden mir da zu viele Themen untergebracht. Leider wurde ich auch mit Anja und Lena nicht so richtig warm, obwohl sie mit ihren Problemen, Stärken und Schwächen absolut aus dem Leben gegriffen und authentisch gezeichnet sind.
Letztendlich war es für mich aber dennoch eine unterhaltsame Geschichte, die mir einige gute Lesestunden beschert hat.
"Es sind die Ängste, die unserem Glück im Weg stehen - dabei entbehren sie häufig jeder Grundlage."
Der Roman "Vor hundert Sommern" von Katharina Fuchs erzählt die bewegende Schicksalsgeschichte dreier Frauen über mehrere Generationen hinweg. Die Erzählung beginnt mit der jungen Studentin Lena, die gemeinsam mit ihrer Mutter Anja die Wohnung ihrer Großmutter, die in ein Pflegeheim umgezogen ist, ausräumen muss. Dabei stoßen sie auf den Nachlass von Anjas Großtante Clara, über deren Leben schon immer ein unausgesprochenes Geheimnis lag. In Gesprächen mit ihrer Großmutter erkennt Lena schnell, dass Scham und Schuld aus längst vergangenen, dunklen Zeiten der deutschen Geschichte bis in die Gegenwart ausstrahlen und ihre eigene Familie beeinflussen.
Katharina Fuchs gelingt mit mit ihrem neuen Buch "Vor hundert Sommern" ein fesselnder Generationenroman, der sehr gekonnt historische Ereignisse mit persönlichen Schicksalen verknüpft. Geschickt verstrickt sie dabei die Vergangenheit mit der Gegenwart.
Die Protagonistinnen sind vielschichtig und authentisch gezeichnet, ihre Konflikte und Beweggründe erscheinen nachvollziehbar. Der Schreibstil ist lebendig und atmosphärisch, sodass man sich mühelos in die verschiedenen Zeitebenen hineinversetzen kann. Historische Details fügen sich nahtlos in die Handlung ein, ohne jemals belehrend zu wirken. Der Bezug zur gegenwärtigen politischen Realität ist beunruhigend offensichtlich.
Das Buch ist ein äußerst anrührender Roman über Mut, über persönlichen Verlust und den möglichen Einfluss längst vergangener Ereignisse auf die Gegenwart.
Unbedingt Lesenswert.
Und leider: "Auch heute bleibt die Geschichte erschreckend relevant."
Katharina Fuchs erzählt in ihrem Roman eine Familiengeschichte, die über mehrere Generationen hinweg prägend ist. Dabei erzählt Elisabeth über die Vergangenheit ihrer Tante Clara, die Anfang des 20ten Jahrhunderts aufgewachsen ist und eine wichtige Person in Elisabeths Leben war, auch wenn sie ihrer Familie kaum etwas über sie erzählt hat.
In drei Handlungssträngen begleiten wir die Frauen nun also bei ihrer Reise in die Vergangenheit. Aus Anjas und Lenas Sicht erfahren immer wieder etwas über die Geschehnissen in der Gegenwart, Claras Kapitel spielen im Jahr 1924/25, sowie 1933. Während man durch Clara einen Blick auf die kritischen politischen Entwicklungen und auch soziale Stellung der Frau zu ihrer Zeit erhält, schocken Anjas und Lenas Kapitel immer wieder mit vergleichbaren Entwicklungen und Antisemitismus in der heutigen Zeit.
Aber natürlich enthält dieser Roman neben dem dunklen Familiengeheimnis auch viele wunderschöne Momente, freudige Ereignisse und zeigt vor allem, wie stark die Frauen der Familie eigentlich sind. Der Schreibstil ist dabei super angenehm zu lesen und ich bin nur so über die Seiten geflogen. Neben den total spannenden Geschehnissen rund um Clara, habe ich aber auch total gerne die Entwicklung von Lena und Anja mitverfolgt und fand es super, wie die unterschiedlichen Generationen aufgegriffen und wiedergegeben wurden.
Ein wirklich packender historischer Roman, der noch einmal deutlich unterstreicht wie wichtig das Verständnis für die Vergangenheit auch heute noch wichtiger den je ist. Und auch wenn er größtenteils fiktiv ist, fand ich sehr gelungen, wie die Autorin auch ihre eigene, reale Familiengeschichte mit in das Buch eingebunden hat.
Vor hundert Sommern ist so ein Buch, das man aufschlägt, kurz reinschmökert – und plötzlich ist es drei Uhr morgens, die Kaffeetasse leer und das Herz randvoll. Katharina Fuchs hat mal wieder zugeschlagen und liefert eine Familiengeschichte, die sich wie ein Zeitraffer durch ein Jahrhundert deutscher Geschichte zieht, ohne jemals trocken oder altbacken zu wirken.
Clara, diese Hundesalonbesitzerin mit Herz und Haltung, ist keine klassische Heldin, aber genau das macht sie so fesselnd. Ihre Geschichte zieht einen mitten hinein in die brodelnden 20er Jahre, lässt die düsteren 30er erschauern und reicht mit ihren Konsequenzen bis in die Gegenwart – und ja, da wartet dann Lena, die Nachfahrin mit eigenen Dämonen im Gepäck.
Da wird nicht mit Pathos gekleckert, sondern mit Emotionen geklotzt. Alte Briefe, geheimnisvolle Andeutungen und so manche schwer verdauliche Wahrheit machen das Aufräumen von Omas Wohnung zu einer regelrechten Schatzsuche – mit einem ziemlich heftigen Erbe am Ende.
Der Roman ist wie ein Spaziergang durch die Geschichte mit einem Glas Rotwein in der Hand: mal gemütlich, mal bedrückend, manchmal schwindelerregend, aber immer mit Stil. Die Figuren sind keine platten Pappkameraden, sondern echt, lebendig, kantig – wie das Leben eben.
Was Fuchs wirklich draufhat: Vergangenheit nicht nur zu erzählen, sondern spürbar zu machen. Und das so, dass man auch nach dem letzten Satz noch da sitzt und denkt: "Wow. Das muss ich erst mal sacken lassen."
Für alle, die Familiengeheimnisse, starke Frauen und historische Tiefgänge mögen – und für die, die glauben, dass ein Hundesalon keine Bühne für Revolutionen sein kann.
Ganz großes Gefühlskino zwischen Buchdeckeln – bitte mehr davon!
„Vor hundert Sommern“ ist ein bewegender Roman über das Leben von drei Frauen der im Taunus lebenden Autorin Katharina Fuchs.
Die Handlung beginnt in der Gegenwart im Winter in Berlin. Anjas Mutter Elisabeth ist aus ihrer Wohnung in ein Pflegeheim gezogen. Nun beginnt sie gemeinsam mit ihrer Tochter Lena die Wohnung auszuräumen. Dabei stoßen sie auf sie auf Erinnerungsstücke von Elisabeths Tante Clara, die vor ca. 100 Jahren einen Hundesalon hatte. Anja spricht ihre Mutter darauf an, die sich daraufhin an schmerzende Zeiten mit schrecklichen Ereignissen erinnert. Im Anschluß wechselt die Handlung in die Vergangenheit und es geht mit Clara im Berlin der 1924er Jahre weiter.
Der Schreibstil von Katharina Fuchs liest sich angenehm und ist lebendig. Sie vermittelt die Atmosphäre der Gegenwart ebenso gelungen wie die der Vergangenheit. Dabei tauchen wir tief in das Leben der Protagonistinnen ein. Jede von ihnen wird authentisch und facettenreich beschrieben. Die Wechsel zwischen den Zeiten sorgen für Spannung und Abwechslung.
Der Roman ist fiktiv, aber die Autorin hat sich durch ihre Großtante Clara, die die Schwägerin ihrer Großmutter Anna war, inspirieren lassen. Thematisch geht es um Familiengeheimnisse, Schweigen innerhalb der Familie, Schuld, Scham, historische Ereignisse, gesellschaftliche Gefahren und Zwänge, die die Gegenwart belasten.
Mich hat das Buch gefesselt und mit ihrem Nachwort hat es die Katharina Fuchs zu einem gelungenen Leseerlebnis abgerundet.
Familiengeheimnisse, seit Generationen verschwiegen.- einfühlsam aufbereitet Das Cover mit lesender, junger Frau im Baum erinnert passend an eine Hauptfigur im Generationenroman, der sich hauptsächlich mit dem bewegenden Schicksal dreier Frauen einer Familie befasst. Auf zwei Erzählebenen – 1924 und 2024 – geht es jeweils im Wechsel von Gegenwart und Vergangenheit um politische und historische Entwicklungen sowohl im heutigen universitären Rahmen in Richtung Antisemitismus, Unterdrückung der Meinungsfreiheit nicht nur auf sozialen Medien, Hasspropaganda als auch nach 1924 um das Nazi-Regime. In Berlin, Hamburg und Bremen erstehen realistisch und einfühlsam beschriebene Szenen besonders um Clara in Berlin-Charlottenburg, die nach 1924 unter dem Erstarken der NSDAP sehr bedrückend wirken. Die Darstellung des gefährlichen Alltagslebens von Juden, Halbjuden, Kommunisten, Gewerkschaftlern und in Mischehen regt sehr zum Nachdenken an, erfährt doch die damalige Hass- und Gewaltwelle mancherorts nach 100 Jahren ein erneutes Erstarken. Durch das Auffinden rätselhafter Gegenstände wie z.B. Fotos, Briefen oder einer Pistole beim Entrümpeln von Claras Wohnung wird geschickt ein Spannungsbogen entlang den stückweisen Enthüllungen der Seniorin Elisabeth gespannt. Die Figuren sind alle menschlich, sympathisch und realistisch gezeichnet. Der feinfühlige Schreibstil lässt die oft beklemmende Atmosphäre von Schuld, Hass und Gefahr nachempfinden. Empfehlenswert!
„Vor Hundert Sommern“ hat mich wirklich emotional mitgenommen und zum Nachdenken angeregt. Die Art, wie Katharina Fuchs die Geschichten von Lena, Anja und ihrer Großmutter Elisabeth miteinander verwebt, ist so packend und gleichzeitig tiefgründig. Besonders berührt hat mich, wie Lena mit ihren Ängsten und dem Mobbing in ihrer Jugend kämpft, und ich konnte mich in ihrer inneren Zerrissenheit gut wiederfinden. Auch Anjas Dilemma, zwischen Familie und Karriere hin- und hergerissen zu sein, hat mir sehr nahegelegt, wie herausfordernd dieser Spagat sein kann.
Ich habe es sehr geschätzt, wie die Geschichte von Clara erzählt wurde – eine junge Frau, die in einer politisch turbulenten Zeit Entscheidungen treffen musste, die sie und ihre Familie für immer prägten. Ihre Geschichte war so gut beschrieben, dass ich förmlich mit ihr mitgefühlt habe, besonders als die politischen Ereignisse sich immer mehr zuspitzten. Das langsame Aufdecken der Familiengeheimnisse hat mich regelrecht gefesselt und mich immer weiter in den Bann gezogen. Besonders das Thema von Trauer und Schuld, das über den Generationen liegt, hat mich nachdenklich gestimmt. Es hat mir gezeigt, wie wichtig es ist, sich mit der eigenen Geschichte auseinanderzusetzen, auch wenn diese manchmal schmerzhafte Wahrheiten bereithält. Dieses Buch hat mir nicht nur eine fesselnde Geschichte erzählt, sondern mir auch einen Blick auf die komplexen Verhältnisse von Familie, Geschichte und Trauma gewährt.
Das generelle Geschehen find ich interessant. Eine Familiengeschichte, die aus 3 Perspektiven erzählt wird. Auch das Cover gefiel mir gut, lebhaft und bunt.
Die Darstellung der Szenerie, die Wohnungen, der Arbeitsstätten ist so gut gelungen, dass ich mich teilweise zurückversetzt gefühlt habe zu Momenten mit meiner Oma. Ich finde vor allem aber die Kapitel der Vergangenheit interessant, Lenas waren mir etwas zu langatmig und das obwohl ein scheinbar sehr schlauer Hund ihr Begleiter ist.
Ich mag aber leider den Erzählstil irgendwie nicht. Das hab ich mir dauerhaft gedacht. Er ist so…gewöhnlich, die Charaktere irgendwie so langweilig. Klar ihnen wurden wie in Lenas Fall interessante Hintergründe gegeben, mentale Gesundheit und ein spezielles Studium, aber ihr Charakter, der war flach. Auch fand ich das Einbeziehen von Zeitgeschehen zwar klasse, aber irgendwie hat es mich nicht so abgeholt, oftmals fühlte es sich zu viel an. Genauso wenig mochte ich das Einbeziehen zB des “Zufallsfunds” von Claras Notiz an Mathilde auf dem Dachboden. Das war alles doch schon etwas weit hergeholt und irgendwie unnötig, da Anja ja schon an der Reaktion ihrer Mutter gemerkt hat, dass irgendwas vorgefallen ist und somit auch der Leser.
Alles in allem hab ich mir also leider mehr erhofft. Dennoch war das Buch aber ein angenehmer Zeitvertreib.
Eine Geschichte von drei Frauen auf zwei Zeitebenen
In diesem sehr umfangreichen Buch wird die Geschichte von Clara, die vor hundert Sommern gelebt hat und von Anja und Lena aus der heutigen Zeit, erzählt.
Meine Meinung
Dies ist mein erstes Buch dieser Autorin und mir gefällt ihr Schreibstil. Er liest sich leicht und flüssig und die Personen und Handlungen werden sehr gut erklärt und verständlich beschrieben. Was mich gestört hat sind die extrem vielen Probleme, die sie in dieses Buch gepackt hat. Da wäre der zweite Weltkrieg der eigentlich schon genügend Stoff bietet, dann der Gaza Israel Konflikt, Veganismus, das Frauenbild und die Mehrfachbelastung dieser und noch weitere Probleme welches jedes einzelne ein ganzes Buch füllen würde. Da wäre weniger sicher mehr gewesen.
Ich habe gehofft, dass die Geschichte über Clara einen größeren Teil einnimmt, denn dieser war wirklich extrem spannend. Leider wurde ich diesbezüglich enttäuscht. Die Geschichte von Anja und Lena hat bestimmt mehr als die Hälfte eingenommen. Der Wechsel zwischen den einzelnen Kapiteln und Zeiten hat des öfteren die Spannung genommen, was ich extrem schade fand. Mit den Töchtern bin ich überhaupt nicht warm geworden. Da hat mir Clara und Anja besser gefallen.
Leider kann ich nur 3 Sterne vergeben. Kann man lesen, aber da gibt es sicher bessere Mehrgenerationen Bände
"Vor hundert Sommern" von Katharina Fuchs erzählt die Geschichte einer Familie aus Sicht der Frauen über einen Zeitraum von 100 Jahren.
Der Roman beginnt im Jahr 2024 mit Anja und ihrer Tochter Lena und springt dann immer wieder zurück in die Vergangenheit, um die Geschichte von Anjas Großtante Clara zu erzählen, beginnend im Jahr 1924. Inspiriert wurde die Autorin dabei von der wahren Geschichte genau dieser Großtante Clara, was das Buch für mich gleich noch viel interessanter macht.
Stark sind vor allem die Rückblenden aus Claras Sicht und die Erzählung aus dem Berlin vor 100 Jahren zur Situation der Frauen in einer politisch angespannten Zeit. Es ist immer wieder spannend, in diese Zeit einzutauchen.
Nicht richtig abgeholt haben mich leider viele Kapitel der Gegenwart. Hier habe ich die Dialoge oft konstruiert empfunden und ich hatte das Gefühl, die Autorin versucht wirklich alle Themen, die unsere (weibliche) Gesellschaft zurzeit beschäftigen, im Roman unterzubringen. Das war mir einfach zu viel. Auch die Figuren haben mich nicht erreicht.
Als ich darüber aber hinweg gesehen habe, konnte ich auch wieder gut in eine spannende und bewegende Geschichte abtauchen und fühlte mich von dem Roman dennoch gut unterhalten.
Die Bücher dieser Autorin mag ich sehr gerne, und auch dieses war wieder eine emotional tiefgehende und berührende Familiengeschichte mit historischem Hintergrund. Es ist ein Mehrgenerationenroman, der auf zwei Zeitebenen spielt: Die Geschichte erstreckt sich über 100 Jahre und beleuchtet das Leben mehrerer Frauen einer Familie. Sie wechselt zwischen den 1920er/1930er Jahren (Claras Geschichte) und der Gegenwart (Lena und Anja). Beim Ausräumen von Großmutter Elisabeths Wohnung entdecken Lena und Anja rätselhafte Gegenstände, die ein lange gehütetes Geheimnis ans Licht bringen. Die historischen Beschreibungen sind sehr detailliert und gut recherchiert, und die Figuren wirken authentisch. Die Geschichte berührt, ist jedoch keine leichte Lektüre. Themen wie Schuld, Verlust, Nationalsozialismus, Antisemitismus, die Rolle der Frauen in den 1920er/30er Jahren, aktuelle gesellschaftliche Entwicklungen und Traumata werden behandelt. Zwischendurch gab es einige Längen, doch insgesamt ist es ein einfühlsamer Roman, der in Erinnerung bleibt.
In ihrem Roman erzählt die Autorin ein Stück ihrer persönlichen Familiengeschichte und verwebt historische Ereignisse, Fiktion und persönliche Schicksale.
Die Handlung besteht aus zwei Zeitebenen. In der einen wird die Gegenwart beschrieben und in der anderen die Zeit vor ca. 100 Jahren. Die 90-jährige Elisabeth muss in ein Pflegeheim umziehen. Ihre Tochter Anja und ihre Enkelin Lena helfen beim Ausräumen ihrer Wohnung und es tauchen viele Erinnerungsstücke auf. Anhand dieser erinnert sich Elisabeth an ihre Großtante Clara und beginnt zu erzählen. Es geht um die damalige Politik, schwierige Arbeitsverhältnisse, Frauenrechte, Antisemitismus, Krieg, Inflation, Kommunismus und natürlich die persönliche Familiengeschichte. Dabei deckt Elisabeth ein Familiengeheimnis auf, dass nicht nur sie belastet.
Der Klappentext greift leider sehr weit vor und lässt vermuten, dass der Schwerpunkt der Handlung in der Vergangenheit liegt. Dem ist nicht so. Es werden ebenso viele aktuelle Themen der Gegenwart angesprochen.
Gegenwart und Vergangenheit werden letztendlich gelungen zusammengeführt und mir hat dieser Roman, trotz anderer Erwartungshaltung, gut gefallen.
Anfangs war ich sehr enttäuscht, von dem Schreibstil, da er sehr einfach und nicht sonderlich lyrisch war, aber das hat sich im Laufe des Buches gebessert
Frau Fuchs‘ erste Romane haben mir wahnsinnig gut gefallen, daher standen die Nachfolger quasi auf der "Auto-Replenish-Liste". Aber entweder sie hat jetzt einen anderen Schreibstil oder mein Geschmack hat sich geändert.
Wie auch schon in „Unser kostbares Leben“ hat Frau Fuchs hier für meinen Geschmack viel zu viele Themen verarbeiten wollen: Nazizeit, Rassegesetze, TikTok/Booktok, Hammas, Judenfeindlichkeit, Social Media im Allgemeinen - um nur *einige* zu nennen. Letztendlich konnte das meiste nur angeschnitten, aber nicht wirklich beleuchtet werden. Zu viel gewollt und für mich nur wenig erreicht.
Wahrscheinlich bin ich viel zu genau, aber Bibliothekarin wird hier als Ausbildungsberuf geschildert, eine Veganerin isst ohne jegliche weitere Erklärung Honig (mit einer Erläuterung hätte ich ja noch damit leben können), Moodle als Campusmanagement-System dargestellt (auch um wieder nur einige zu nennen). Ist das denn niemandem vor Veröffentlichung aufgefallen?
Ich fand die Geschichte viel, viel, viel zu langatmig und aus zu vielen Perspektiven erzählt. Die Sprache hat mich bisweilen doch arg an wirkliche Kitschromane erinnert ("Ahnen", "zarte Röte" etc.) Obwohl ich mehr als 500 Seiten mit den Protagonistinnen verbracht habe, kann ich mir trotzdem kaum ein Bild von ihnen machen und wollte das Buch letztendlich einfach zu Ende bringen. Und das hat immerhin 12 Tage gedauert, weil ich mich teilweise einfach nicht aufraffen konnte weiterzulesen und etwas anderes gelsen habe.
Kann man/frau lesen. Kann man/frau aber auch genauso gut lassen. Ich werde bei den nächsten Romanen von Frau Fuchs jedenfalls aussetzen.
Lena räumt mit ihrer Mutter die Wohnung ihrer Oma aus. Neben bereits bekannten Möbeln und Erinnerungsstücke findet sie auch Unbekanntes. Dinge die nie erwähnt wurden. Auf Fragen fängt die Großmutter langsam an zu erzählen. Geschichten von vor hundert Jahren, Geschichten von ihrer Tante Clara die Schwester ihrer Mutter. Sie erzählt von Geschehnissen die sie selber erzählt bekommen hat. Denn als die Geschichten beginnen war die Großmutter noch nicht geboren. Die Erzählungen aus der Weimarer Republik beginnend im Sommer 1924 sind sehr lebendig. In der Gegenwart erfahren Anja und Lena nicht nur eine Familiengeschichte sondern auch in ihrer Umgebung wie aufgeheizt die politische Situation hier ist. Wir ziehen oft Paralellen zur Weimarer Republik wenn wir über den Rechtsruck in Deutschland sprechen. Die Autorin macht deutlich das es gravierende Unterschiede gibt. Zum Beispiel wissen wir aus der Geschichte warum wir die Sprache und Ideen der Afd als brandgefährlich betrachten sollten. Damals hatten einige ein Unbehagen, ein diffuses Gefühl der Angst aber es wird schon nicht so schlimm werden Gedanken. Eine solche Armut und Verzweiflung wie sie für viele Menschen in der Zeit alltäglich war, kennen wir gar nicht. Gleichzeitig erleben wir durch Lena als Studentin und Anja als Angestellte an einer Universität wie das Weltgeschehen die Stimmung aufheizt und durch soziale Medien viel Hass und verbreitet wird. Immer wieder stellt die Autorin Gegenwart und Vergangenheit gegenüber. Im Heute Lena und Anja, damals Clara und ihre Freundinnen. Die Frauen sind sehr unterschiedlich in ihrem Wesen, Gehabe und Denken. Sie haben offentsichtliche Stärken und Schwächen und dann treffen sie Entscheidungen die fast im Gegensatz dazu stehen. Die Figuren sind sehr sympathisch, ihre Schicksale berühren, ich würde gern mit ihnen befreundet sein. Die ungeheure Vielfalt in diesem Buch, die vielen angerissenen Themen, zeigen das, damals wie heute, wir Frauen mehr leisten als man uns zutraut. Das macht diesen Roman rund, es gibt einen roten Faden auf dem alles aufgereiht ist. Jedes Detail wird von allen Seiten betrachtet und mit dem nächsten verbunden. Eine erzählerische Fähigkeit die sich auch in den anderen Romanen der Autorin wieder findet.
Wenn Geheimnisse zur Last werden Katharina Fuchs hat hier einen Familienroman geschrieben, der auf zwei Zeitebenen spielt. Klappentext und Titel lassen einen historischen Roman vermuten, aber dieser spielt zu großen Teilen in der Gegenwart. Elisabeth, Mutter und Oma, lebt seit kurzem im Altersheim. Beim Ausräumen der Wohnung stoßen Anja und Lena auf viele Erinnerungsstücke, die Fragen zur Vergangenheit aufwerfen. Schnell kristallisiert sich heraus, dass Elisabeth ein Geheimnis bzw. Schuld mit sich trägt. Stück für Stück erzählt sie die Geschichte von Tante Clara. Es ist die Zeit zwischen zwei Kriegen. Die Zeit, in der Hitler und seine NSDAP immer mehr an Einfluss und Macht gewinnen. Hetze und Antisemitismus gewinnen die Oberhand. Wir tauchen ein in die damalige Lebenssituation, gehen der Frage nach, ob die erlebten Traumata vererbt werden können. Ich hätte mir für die Geschichte von Clara mehr Raum gewünscht. Die Kapitel, die in der Gegenwart spielen, greifen eine Vielzahl an aktuellen Themen auf. Den Angriff der Hamas, Antisemitismus, Mobbing, Rolle der Mutter in der Familie, Leben im Alter, Social Media, um nur ein paar zu nennen. Für mich war es eine Überfrachtung an Themen, die die leise Geschichte um Clara erdrückt haben. Den Personen fehlte es zum Teil an Tiefe, da sie sehr klischeehaft agierten. Ein Roman, der sich gut lesen ließ, aber meinen Erwartungen nicht entsprochen hat.
Vor Hundert Sommern erzählt eine Familiengeschichte mit Geheimnissen. Im Jahr 2024 erleben wir Elisabeth, die über 90jährige Großmutter, ihre Tochter Anja und deren Familie Ehemann Stefan und die beiden Töchter Lena und Anabel. Als Elisabeth ihre Wohnung in Berlin verkaufen lässt und endgültig in ein Seniorenheim zieht, kommen bei ihr viele Erinnerungen hoch und sie erzählt ihrer Tochter Anja und ihrer Enkelin Lena die Geschichte ihrer Familie und vor allem ihrer Tante Clara, beginnend mit dem Jahr 1924 - also vor genau 100 Jahren (Sommern).
Ich habe etwas gebraucht, um in das recht umfangreiche Buch reinzukommen. Die beiden Töchter Anjas waren mir lange Zeit leider unsympathisch aus verschiedenen Gründen und blieben für mich auch teilweise nicht nachvollziehbar. Anja ist meine Lieblingsfigur gewesen, da ich mich mit ihr und ihrer Rolle als berufstätige Mutter erwachsener Töchter und Tochter einer pflegebedürftigen Mutter sehr gut identifizieren konnte. Der Vergangenheitsstrang um Clara hat mich lange am meisten gefesselt, wurde dann am Schluss etwas abrupt beendet.
Zudem gibt es einige Logik-Lücken und Figuren, die mir zu eindimensional gezeichnet wurden. Und kleine Warnungen, falls man wie ich kein Hundemensch ist - es gibt echt VIELE Stellen über Hunde und Hundefriseure bzw. Hundegrooming, was mich wirklich leider einfach nicht abgeholt hat.
Ansonsten ein gut lesbares Buch, mit dem ich zufrieden bin, aber nicht absolut begeistert.
Das Buch spielt in der heutigen Zeit und vor genau hundert Jahren. Als Leser bekommt man Einblick in die frühere Zeit. Das schöne ist, dass aus drei Perspektiven geschrieben wird. Es geht um die Oma Elisabeth, die ins Altersheim kommt und sich dort erst einmal zurechtfinden muss. Es geht um Anja, die Tochter von Elisabeth, die in einer Bibliothek arbeitet und sich um den Umzug von Elisabeth von ihrer Wohnung in das Altenheim kümmert. Und es geht um Lena, die Enkelin von Elisabeth, die mitten im Studium steckt und die Wohnung von der Oma Elisabeth ausräumt. Besonders spannend ist es alle drei Frauen gemeinsam zurück blicken. Sie betrachtet das Leben von Elisabeths Tante Clara, die im Buch aus ihrer Sicht im Jahr 1924 erzählt. Schnell finden sich Parallelen zwischen den Leben der vier Frauen und es wird ein großes Geheimnis aufgedeckt.