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Als wir an Wunder glaubten

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Deutschland Ende der 1940er Der Krieg ist endlich vorbei - doch in dem kleinen Ort Unnenmoor haben die Menschen kaum in ihr Leben zurückgefunden, wie auch im Rest des Landes nicht. Wanderprediger verkünden den nahenden Weltuntergang und versprechen zugleich Heilung und Erlösung. Die elfjährige Betty Abels und ihre Mutter Edith kommen gerade so über die Runden. Als Betty eines Nachts verschwindet und ihr Freund Willi grün und blau geschlagen im Ort auftaucht, gibt es nur eine Erklä Da sind Hexen am Werk. Bürsters neuer Roman erzählt von Menschen, denen die Orientierung abhandengekommen ist, und von ihrer Sehnsucht nach einem Leben ohne die Schatten der Vergangenheit. Als wir an Wunder glaubten ist ein Hörbuch über ein wenig bekanntes Kapitel deutscher Nachkriegsgeschichte, das einfühlsam von Katja Danowski interpretiert wird.

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Published September 14, 2023

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Helga Bürster

15 books2 followers

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2 (2%)
1 star
1 (1%)
Displaying 1 - 15 of 15 reviews
Profile Image for Elena.
1,031 reviews413 followers
October 3, 2023
Norddeutschland, Ende der 1940er Jahre: Während des Zweiten Weltkriegs haben Annie und Edith in dem kleinen Dorf Unnemoor zusammen gehalten. Beide mussten ihre Männer in den Krieg ziehen lassen, keiner von ihnen kam wieder nach Hause. Als der Krieg zu Ende ist, finden die Menschen im Dorf kaum in ihr Leben zurück - was Wanderpredigern und Verschwörungstheoretikern in die Karten spielt. Als Annies Mann nach fünf Jahren doch noch heimkehrt, statt Annie aber nur Edith im Kopf hat und wundersame Dinge im Moor passieren, ist allen klar, dass daran nur Edith und ihre Tochter Betty schuld sein können.

Helga Bürster schafft in ihrem neuen Roman "Als wir an Wunder glaubten" eine düstere, atmosphärische Stimmung, was einerseits an dem etwas unheimlichen Moor-Setting und andererseits an der auf wahren Begebenheiten beruhenden Geschichte rund um Edith und ihre Tochter Betty liegt. Wanderprediger, Hexenverfolger und andere Scharlatane hatten es während der Nachkriegsjahre leicht, Menschen für sich zu gewinnen - Glaubenssätze wurden durch den Krieg erschüttert, es herrschte Hunger und Verluste mussten bewältigt werden. Die Autorin fängt diese Atmosphäre gekonnt ein und verwandelt sie in eine Geschichte, die unter die Haut geht - vor allem, weil Helga Bürster zwar voller Mitgefühl, aber ohne etwas zu beschönigen schreibt. Auch die Zerrissenheit zwischen Weiter-So und Fortschritt findet durch die Trockenlegung des Moors ihren Platz in der Erzählung und spiegelt sich in allen Figuren des Buchs. Ich habe "Als wir an Wunder glaubten" gerne gelesen, ein intensiver Roman, auf den man sich erst einlassen muss, der dann aber in den Gedanken haften bleibt und den Bogen letztlich bis in unsere Gegenwart spannt.
Profile Image for Wal.li.
2,546 reviews68 followers
October 13, 2023
Moorhexen

Nach dem zweiten Weltkrieg ist das Leben nicht leicht im Norden Deutschlands. Die Menschen müssten sich ihrer Schuld stellen. Lieber stecken sie jedoch den Kopf in den Sand. Edith Abel hat keine Hoffnung mehr, dass ihr Mann wieder zurückkehrt. Ihre Tochter Betty ist ein kluges Mädchen, die hin und wieder mal eine Suppe zur Guste bringt. Zwar ist Guste als Dorfhexe verschrieen, aber sie erzählt die schönsten Geschichten. Auch Annies Mann ist vermisst und mit ihrem Sohn Willi hat sie es nicht leicht, denn er ist etwas zurückgeblieben und spricht nicht. Und eines Tages kommt doch noch ein Kriegsheimkehrer ins Dorf.

Ein Dorf wie wahrscheinlich viele, Unnenmoor in Norddeutschland. Etlichen Frauen fehlt der Mann, der gleichzeitig ein Täter und auch ein Opfer war. Die wenigen, die daheim bleiben durften, haben sich mitunter noch mehr zuschulden kommen lassen. Wenn da einer mit überzeugenden Worten kommt, glaubt man gerne. Vielleicht auch an Moorgeister, Hexen und das Wort des Herrn. Doch was, wenn nicht mehr unterschieden wird zwischen dem was sein kann, was hilft und was dann doch ehr Unsinn ist. Edith und Annie waren lange befreundet. Betty und Willi kommen gut miteinander aus. Doch ein Möchtegern Prediger bringt Missgunst, Niedertracht und Streit.

Insbesondere zu Beginn besticht dieser Roman mit seinen Beschreibungen der Situation in der Nachkriegszeit. Verzweiflung und Armut, aber auch ein kleines Glück, eine stille Übereinstimmung zwischen Alt und Jung. Die Beschreibung des Daseins von Kriegsversehrten, die krank, gehandicapt oder auch mit Gedächtnisverlust zu kämpfen haben. Das beeindruckt und zeiht einen in die Handlung hinein. Wenn es aber später darum geht, dass sich Menschen gewissermaßen selbst den Kopf vernageln, dann kann man das manchmal nicht nachvollziehen. Zwar gibt es auch im wahren Leben Beispiele genug, dass Menschen Spökenkiekereien glauben, doch auch davor steht man etwas ratlos. Dennoch hinterlässt der Roman einen bleibenden Eindruck. Es wird untermauert, dass Krieg Folgen hat und dass Krieg wirklich nicht erstrebenswert ist.

Das Hörbuch wird klasse und schön mit norddeutschem Einschlag vorgetragen von Katja Danowski.
133 reviews
September 14, 2023
Der Weltuntergang, der nicht kam
"In den Nachbardörfern ist die Welt auch schon untergegangen, aber keiner hat's gemerkt." (S. 13)

1949: Es ist eine Welt zwischen den Welten - in Unnenmoor tickt die Zeit noch anders. Es gibt kaum Strom, überall herrscht Armut und das einzige Telefon ist im Dorfwirtshaus zu finden. Die Menschen leben fest mit dem Moor verbunden, weit verbreitet ist der Glaube an Hexerei und die Moorgeister. Stetes Misstrauen beherrscht das Denken der Dorfbewohner/innen. Das bekommt auch Edith zu spüren, die mit ihren roten Haaren prädestiniert dazu ist, als Hexe verunglimpft zu werden. Besonders Fritz, der Dorfquaksalber, hat es auf sie abgesehen und hetzt ihre ehemals beste Freundin, Anni, und deren vom Krieg stark gezeichneten Mann Josef, aufs Übelste gegen sie auf. Doch Edith glaubt an das Gute und kämpft mutig - gemeinsam mit ihrem Lebensgefährten Theo und ihrer jugendlichen Tochter Betty - gegen die gesponnenen Intrigen an.

Helga Bürster entführt uns in "Als wir an Wunder glaubten" in einen mystischen Mikrokosmos der Nachkriegszeit in der Peripherie, der gleichermaßen brutal wie auch liebenswert ist. Ihren Schreibstil empfand ich als kühl, hart und distanziert, gleichzeitig schaffte sie es aber auch, mich durch die doch vorhandene Herzlichkeit und Wärme einzufangen. Stilistisch erinnerte mich "Als wir an Wunder glaubten" ob der besonderen Atmosphäre an den Schwedischen Schriftsteller Torgny Lindgren. Das Buch liest sich wie ein zeitgeschichtliches Märchen, die Protagonist/innen sind einfach, aber doch komplex gestrickt, die Moral steht stetig als verhandelbare Instanz an der Seite. Der Wahn, der manchen der Figuren innenwohnt, ist greif- und, aufgrund der dunklen Vergangenheit und den damit verbundenen schrecklichen Erlebnissen, nachvollziehbar. Die Natur hat im Roman einen ganz speziellen Stellenwert - das Moor scheint für die Menschen im Dorf eine besondere, magische und zugleich schöne wie auch schreckliche Macht zu sein, die aber letztendlich durch den Fortschritt in ihrer Existenz bedroht ist. Kontinuierlich wird die Vergangenheit und die Zukunft des Dorfes verhandelt, vermutlich um die Gegenwart zu verdrängen. Über allen Charakteren steht die Schuld, die sie im Nationalsozialismus durch aktive Teilnahme oder passive Ignoranz auf ihre Schultern geladen haben - doch gesprochen wird darüber nicht. Die Atmosphäre des Romans ist getragen von Negativität, dem Bösen und dem Unerklärlichen, die durchbrochen werden von dem Glauben an die Zukunft. Die Protagonist/innen sprechen oft in Plattdeutsch, was unübersetzt bleibt, aber so eingebaut wurde, dass es verständlich bleibt. Das spezielle Stil hat es mir anfänglich sehr schwer gemacht, in die Geschichte hineinzufinden, doch je weiter sie voran schreitet, desto fesselnder wurde sie. So schmerzlich es auch ist, die Ungerechtigkeit, die sich die Menschen selbst aufbürden, auszuhalten, so schön und bereichernd ist es, die Hoffnung auf eine bessere Zukunft zu begleiten.

Mein Fazit: ein absolut lesenswerter Roman, der etwas Zeit braucht um zugänglich zu werden. Getragen wird er durch eine mystische, düstere Stimmung, über der aber immer Hoffnung schwebt. "Als wir an Wunder glaubten" ist keine Lektüre wenn sich der oder die Leser/in nach einem heiteren, kurzweiligen Roman sehnt, aber umso lohnenswerter, wenn einer/m nach Literatur mit Anspruch zu mute ist.
102 reviews2 followers
April 9, 2024
Schauplatz des Romans ist Unnenmoor, ein kleines, abgelegenes Dorf im ostfriesischen Moor, in den Nachkriegsjahren.
Hier leben Edith mit ihrer Tochter Betty und Annie mit ihrem Sohn Willy. Die beiden Frauen waren schon immer Freundinnen, haben zusammengehalten und sich gegenseitig geholfen, als ihre Männer in den Krieg mußten. Beide hoffen auf deren Rückkehr und dass das Leben wieder wie vor dem Krieg sein wird. Doch nur Josef, Annies Mann, kehrt fünf Jahre nach Kriegsende als Invalide – er hat beide Beine verloren – aus russischer Kriegsgefangenschaft zurück. Vom Krieg traumatisiert, findet Josef nicht in das alte Leben zurück. Er beginnt zu trinken, Annie bleibt ihm fremd, stattdessen fühlt er sich zu Edith hingezogen. Annie gibt ihrer Freundin die Schuld an ihrem Unglück und glaubt, Edith habe sie und ihre Familie verhext.
Viele der Bewohner dieses rückständigen Dorfes sind ebenfalls sehr empfänglich für Aberglaube, Hexerei und magische Kräfte und beginnen Edith, einer eigenständigen, selbstbewußten und dazu noch rothaarigen (!) Frau, zu mißtrauen.

Helga Bürster ist es hervorragend gelungen, die Atmosphäre dieser abgelegenen, kargen Landschaft authentisch einzufangen. Sehr anschaulich beschreibt sie die Trostlosigkeit und den schweren Alltag in dem kleinen Moordorf. Auch der Einsatz des Plattdüütschen führt dazu, dass man sich direkt in die Geschichte hineingezogen fühlt.
Die verschiedenen Charaktere sind liebevoll und detailreich dargestellt – wortkarg, dickköpfig, teilweise schrullig – norddeutsch eben. Man trifft auf so verschiedene, eigenwillige Menschen wie die alte Guste, eine Kräuterfrau, die krumme Katie, die als Hausiererin durch die Dörfer zieht, Theo, den Zeitungsschreiber, und auch den Spökenfritz, der weiß, wie man das Unglück wieder los wird und sich das gut bezahlen lässt.

Die Geschichte erzählt sehr gut, wie schnell Menschen, die sich hoffnungs- und orientierungslos fühlen sowie Angst vor dem Neuen/Unbekannten haben, dem Aberglauben verfallen und schnell einen Sündenbock finden. Ein durchaus beklemmender Bezug zur aktuellen Lage ist ebenfalls gegeben. Anscheinend brauchen manche Menschen in schwierigen Zeiten Sündenböcke, denen man die Schuld für alles in die Schuhe schieben kann. Früher waren es Hexen, heute sind es die Regierung, Migranten, etc. Man glaubt vielleicht nicht mehr an Wunderheiler, dafür folgt man kruden Verschwörungstheorien.
Alles in allem ein sehr lesenswertes Buch, das ich uneingeschränkt empfehlen kann!
1,287 reviews3 followers
December 6, 2023
Ich höre sehr gerne Hörbücher über die vergangene Zeit und auch Hexen üben noch heute eine Faszination aber auch Grausen aus. Ich war deshalb sehr auf diese Geschichte gespannt und auch wenn sie anders war als erwartet, so hat sie mir, gerade zum Ende hin gut gefallen.

Die Geschichte handelt von Deutschland Ende der 1940er Jahre: Der Krieg ist endlich vorbei - doch in dem kleinen Ort Unnenmoor haben die Menschen kaum ihr Leben zurückgefunden, wie auch im Rest des Landes nicht. Wanderprediger verkünden den nahenden Weltuntergang und versprechen zugleich Heilung und Erlösung. Die elfjährige Betty Abels und ihre Mutter Edith kommen gerade so über die Runden. Als Betty eines Nachts verschwindet und ihr Freund WIlli grün und blau geschlagen im Ort auftaucht, gibt es nur eine Erklärung: Da sind Hexen am Werk.

Die Handlung hat es mir nicht ganz leicht gemacht in die Geschichte hineinzufinden, denn immer wieder kommen andere Personen zum Zug und ein relativ häufiger Wechsel der verschiedenen Perspektiven findet statt. Zum Ende hin werden die Stränge dann aber nach und nach zusammengeführt und dies hat mir dann wirklich gut gefallen und konnte mich berühren, vorallem die Geschichte von dem Heimkehrer ohne Gedächtnis.

Ich hatte mir die Geschichte eigentlich etwas mystischer vorgestellt mit mehr Hexenglauben und Hexenverfolgung, aber das war es nicht, Stattdessen wird sehr viel über das Leben während des Weltkriegs berichtet und welche Auswirkungen diese Zeit auch auf den Glauben und den Aberglauben der Menschen hatte. Ich persönlich habe das so nicht gewusst und deshalb habe ich durch dieses Hörbuch wieder etwas Neues dazulernen dürfen.

Die Sprecherin hatte eine angenehme Stimme und ich habe ihr gerne zugehört. Sie hat die Geschichte schön lebendig vorgelesen.

Fazit: Ein Roman, der vorallem am Anfang nicht ganz einfach ist, aber mit jeder Minute hat es mir dann besser gefallen.
Profile Image for Petra Sch..
391 reviews2 followers
December 10, 2023
emotionale Geschichte aus der Nachkriegszeit

Anfangs habe ich leider etwas länger gebraucht, um in die Geschichte hineinzukommen. es hat mich irgendwie nicht so gepackt und meine Gedanken sind immer wieder abgeschweift, sodass ich einiges bestimmt nicht mitbekommen habe.
Aber als dann Betty kam, hat mich die Geschichte gefesselt - als sie die 50 Pfennig gestohlen hat, aber nur, weil die Münze so schön geglänzt hat. Und ihr schlechtes Gewissen danach... es ist so bewegend und zeigt die Situation der Menschen in der damaligen Zeit sehr gut. Besonders in dem kleinen Örtchen Unnenmoor, das tief im Moor liegt, quasi abgeschieden vom Rest Deutschlands, wo man nur für sich und ums Überleben kämpft. Und die Frauen auf die Rückkehr ihrer Männer nach dem Krieg warten.

Und dann ist noch der Handlungsstrang um den Mann, der sein Gedächtnis im Krieg komplett verloren hat (und nicht nur das), und der aufgrund eines Rings, den er in der Hostentasche hatte, sein Zuhause sucht.
Auch wenn man als Leser bald weiß, in welche Richtung sich dies entwickelt, ist auch diese Storyline äußerst emotional und berührend.

Die Charaktere sind überhaupt alle detailreich gezeichnet, und man kann sich gut in diese hineinversetzen. Auch diesen großen Aberglauben zur damaligen Zeit kann man verstehen und sich ein gutes Bild vom Leben nach dem Zweiten Weltkrieg machen, auch was technische Entwicklung betrifft, die Moorbewirtschaftung und den Umweltschutz betreffend, und die sozialen Strukturen in so einem abgeschiedenen Dorf.
Die Sprecherin Katja Danowski verleiht den Figuren Leben. Mir gefällt ihre Sprechweise und Intonation.


Fazit:
Eine emotionale und bewegende Geschichte der Bewohner eines Moordorfes zur Nachkriegszeit, die zwischen Überlebenskampf und Aberglauben ihren Weg im Leben suchen.
13 reviews
October 26, 2023
Der Roman "Als wir an Wunder glaubten" von Helga Bürster ist ein beeindruckendes Werk, das die Leserinnen und Leser in die Nachkriegszeit eines kleinen norddeutschen Dorfes entführt. Die Autorin schafft es, die Atmosphäre dieser Zeit und des Ortes mit eindringlichen Beschreibungen lebendig werden zu lassen. Man fühlt sich mitten in das Geschehen hineinversetzt und erlebt die Entbehrungen, die Unsicherheiten und den Aberglauben der Dorfbewohner hautnah mit.

Besonders faszinierend fand ich die Entwicklung der Figuren, insbesondere der Frauen Annie und Edith. Die beiden sind starke, vielschichtige Charaktere, die mit den Herausforderungen der Nachkriegszeit auf unterschiedliche Weisen umgehen. Ihre Freundschaft, die in der Kriegszeit eng war, wird auf dramatische Weise auf die Probe gestellt. Das Buch zeigt auf eindrückliche Weise, wie Menschen in Zeiten der Not nach Erklärungen für ihr Leid suchen und wie leicht Aberglauben und Hexenverfolgung entstehen können.

Der Schreibstil von Helga Bürster ist flüssig und zugleich atmosphärisch dicht. Die Verwendung des Norddeutschen Dialekts verleiht der Geschichte Authentizität, auch wenn es anfangs gewöhnungsbedürftig sein kann. Doch gerade diese Details machen die Handlung und die Figuren lebendig und greifbar.

Insgesamt hat mich "Als wir an Wunder glaubten" tief berührt und emotional ergriffen. Die Geschichte ist eine Mischung aus historischem Drama, mystischer Atmosphäre und zwischenmenschlichen Konflikten. Sie zeigt auf eindringliche Weise, wie Menschen in Zeiten des Umbruchs und der Unsicherheit nach Hoffnung und Erlösung suchen. Das Buch ist ein lesenswertes Werk, das noch lange nachwirkt und zum Nachdenken anregt.




1,044 reviews9 followers
September 11, 2023
Der Krieg ist zu Ende, ein neues Zeitalter fängt an. Auch für ein kleines Dorf im Moor. Schon ewig leben die Menschen dort mehr schlecht als recht. Trotzdem mussten die Männer in den Krieg und die Frauen und Kinder blieben zurück
und hoffen nun auf die Rückkehr der Väter und Männer, auch fünf Jahre nach dem Ende.
Annie und Edith waren Freundinnen genau wie ihre Männer. Nun ist nur einer wieder zurück gekehrt. Schwer versehrt und mit wenig Erinnerungen an sein früheres Leben. Im Dorf rumort es, der Fortschritt hält Einzug und gleichzeitig tauchen die uralten Geschichten wieder auf.
Wer profitiert von der Zwietracht die auf einmal herrscht?
War es früher die alte Guste ist es nun die jugendliche Betty die als Erzählerin aus ihren eigenen Erinnerungen fungiert.
Nur nach vorne schauen funktioniert nicht, man muss auch das Vergangene im Blick haben. Sei es das Gute und auch das Böse haben Einfluss auf die Gegenwart und Zukunft.
Diese Elemente verwebt die Autorin meisterhaft, sind es alte Geschichten über Moorgeister, Erinnerungen an glückliche Tage, Schuldgefühle, Gier und Aberglaube alles gehört in ihrem Buch zusammen, nichts kann ohne das Andere auskommen. Spannend weil es nachvollziehbar ist wie die Menschen sich an das kleinste bisschen Hoffnung klammern, spannend weil es so einfach ist einen Schuldigen zu suchen und zu finden. Spannend zu lesen weil es immer noch so leicht scheint, auch nach den leidvollen Erfahrungen, Menschen zu verführen und die Vernunft außer acht zulassen.
Das Buch ist zwar ein Rückblick, aber man kann es auch als einen Ausblick betrachten.
79 reviews
September 30, 2023
Helga Bürster entwirft in ihrem Roman Als wir an Wunder glaubten das Panorama eines ostfriesischen Moordorfes kurz nach dem Ende des 2. Weltkrieges.

Das Dorfleben in Unnermoor ist geprägt von Hunger, dem Fehlen der im Krieg gebliebenen Dorfbewohner und auch der vertuschten Erinnerung an das nahegelegene Außenlager eines KZ, in dem Dorfbewohner zu Tätern wurden.

Weltuntergangspropheten haben an diesem Ort in dieser hoffnungslosen Zeit ebenso wie Wunderheiler und Wanderprediger Hochkonjunktur. Der Aberglauben blüht.

Als Annis Mann 1949 den Weg zu ihr und dem behinderten Sohn Willi zurückfindet, ist er ein anderer, der Krieg hat ihm die Beine und zeitweise auch die Erinnerung genommen. Seine Gefühle gelten weniger seiner Frau, als vielmehr Edith, der hübschen Frau seines neben ihm im Schützengraben gestorbenen Freundes.

Für Edith braut sich derweil Unheil zusammen, als viele Dorfbewohner beginnen, die Witwe und ihre Tochter Betty für alles Schlechte im Dorf verantwortlich zu machen und sie als Hexen zu brandmarken. Denn der Glaube an Moorgeister und Hexerei sitzt tief…

Währenddessen zieht auch in Unnermoor der „Fortschritt“ in Form von Maschinen wie dem „Mammut“ ein, die das Moor trockenlegen und das Dorf radikal zu verändern beginnen.

Helga Bürster hat ein stimmungsvolles und authentisches Buch über eine Dorfgemeinschaft zwischen Orientierungslosigkeit und der Hoffnung auf einen Neuanfang, zwischen Aberglauben und Fortschrittsgläubigkeit geschrieben.
Profile Image for Karina.
232 reviews3 followers
September 14, 2023
Anni und Edith sind Freundinnen und haben gemeinsam mit ihren Kindern, der pfiffigen Betty und dem geistig zurückgebliebenen Willi, die schweren Kriegsjahre gemeistert. In der ostfriesischen Moorlandschaft Unnenmoor war das Leben noch nie so ganz einfach. Auch schon vor dem 2. Weltkrieg nahm das Moor mehr als das es seinen Bewohnern gab. Diese rauhe und zugleich mystische Umgebung ist daher der perfekte Nährboden für Geister, Hexen, Verschwörungen und Scharlatanerie.
Was so harmonisch beginnt, fängt nach der Heimkehr von Annis Mann Josef an zu bröckeln. Er kehr schwer gebeutelt und mit ausgeprägten Kriegstrauma zurück und macht Anni das Leben nicht wirklich leichter.
Gleichzeitig beginnt eine absurde Hexenjagt und man ist immer wieder erstaunt wie leicht sich Menschen manipulieren lassen.
'Als wir an Wunder glaubten' von der Autorin Helga Bürster hat mir gut gefallen.
Ich und auch einige andere, wie ich schon vernommen habe, verstehe den Hahn auf dem Cover zwar nicht, aber das ist gar nicht schlimm.
Das Buch war sehr gut zu lesen, hatte einige netter Facetten, tolle Charaktere und war zu keiner Zeit langweilig.
Ich finde es lesenswert und kann es mit ruhigem Gewissen empfehlen.
Profile Image for Estrelas.
931 reviews
November 19, 2023
In einem kleinen Ort in Norddeutschland herrscht in der Zeit nach dem 2. Weltkrieg so etwas wie Aufbruchsstimmung, als die Maschinen kommen, die das Moor trockenlegen sollen. Und doch hängen die Anwohner noch im Aberglauben alter Zeiten fest, wo es Moorgeister und Hexen gibt. „Schließlich war Krieg gewesen und die Sünden, die begangen worden waren, wogen so schwer, dass da nichts zu vergeben war. Der Teufel würde sie alle holen. Zwar sprach das keiner laut aus, aber viele dachten so.“
Im Laufe des Romans folgen wir unterschiedlichen Dorfbewohnern, wie dem Mädchen, das noch seinen Platz in der Welt sucht, oder der Frau, die als Hexe verschrien ist. Wir begegnen aber auch einem Mann, der aus dem Krieg zurückkehrt und aufgrund des Traumas sein Gedächtnis verloren hat. Die Zusammenführung dieser Handlungsstränge hat mir gut gefallen und einen Gänsehautmoment verschafft.
Die Sprecherin schafft es, den Situationen durch das Verstellen der Stimme oder die Aussprache des Plattdeutschen Authentizität zu verleihen. Auf Dauer war mir die Atmosphäre vielleicht etwas zu düster, doch fand ich es durchaus interessant, mittels Fiktion ein durchaus realistisches Phänomen der Zeit zu ergründen.
Profile Image for Hannah.
110 reviews11 followers
September 28, 2023
Das Buch lebt von der Atmosphäre die mit der ersten Seite aufgebaut wurde und über die gesamte Länge des Buches bestand. Eine Atmosphäre die das düstere und kühlnasse vom Moor fast schon spürbar transportiert.

Die Verwendung vom Plattdeutsch transportiert einen direkt an Ort und Zeit.
Es scheint aber kaum möglich, dass vor so kurzer Zeit, diese Art von Aberglaube und Verschwörungen der Wirklichkeit entsprach. Man muss sich manchmal beim Lesen wieder bewusst werden in welchem historischen Kontext das Buch handelt und nicht etwa zu weiter entfernter Vergangenheit

An manchen Stellen wünschte ich mir ein wenig mehr von der Hintergurndgeschichte lesen zu können. Warum handeln die Protagonisten so wie sie handeln, welche Ereignisse haben zu diesem Charakter geführt.

Das Buch ist für alle, die ein atmosphärisches Buch für die kalten Tage sucht.

Profile Image for Maximilian Stein.
70 reviews3 followers
October 25, 2023
Ein Buch über Aberglaube, Not und die Suche nach einem Sündenbock. Wenn ich solche Geschichten lese bin ich immer wieder froh in einer aufgeklärten modernen Welt zu leben. Obwohl mich trotzdem manchmal das Gefühl beschleicht, dass wir diese Denkmuster immer noch nicht überwunden haben.
53 reviews
April 8, 2024
Packend geschrieben, das Ende kam mir dann aber ein wenig zu abrupt, auch wenn ich nicht konkret benennen kann, was mir gefehlt hat.
Profile Image for Valerie.
306 reviews11 followers
May 22, 2024
Norddeutschland Ende der 1940er Jahre: in dem kleinen Dorf Unnenmohr hielt man während dem Krieg zusammen. Nun ist der Krieg vorbei, die Dinge ändern sich langsam, das Moor soll trocken gelegt werden. Die Männer sind noch nicht wieder heimgekehrt. Manche versuchen, nach vorne zu schauen. Doch immer noch gibt's im Dorf Verschwörungstheorien und Aberglauben, welche viel Schaden anrichten...

Ich habe "Als wir an Wunder glauben" als Hörbuch gehört. Die düstere Atmosphäre des Romans wird sehr gut wiedergegeben. Ich konnte mich schnell hineinfinden. Die Geschichte ist spannend und führt schliesslich bis in die heutige Zeit hinein. Sehr empfehlenswert.
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