Else ist eine Frau, die wir von all ihren Seiten kennenlernen dü als sudetendeutsches vertriebenes Kind, bei ihrem sozialen Aufstieg, der angeblich nur ihrem Ehemann Willy zu verdanken ist, und bei ihrer emotionalen Emanzipationsreise, als sie entscheidet, heimlich einen Taxischein zu machen. Sie fährt uns stolz, fein und modern durch die Frankfurter Nächte der Sechziger- bis Achtzigerjahre und parkt uns in einer berührenden Szenerie an der Côte d’Azur, wo sie mit ihrer Enkelin auf eine letzte große Reise geht.
Jasna Fritzi Bauer und Katharina Zorn sind Künstlerinnen, Autorinnen, Filmemacherinnen. Sie arbeiten als Artistduo in den Bereichen Lyrik, Performance und Film mit einem Fokus auf gesellschaftskritische Themen. 2024 haben sie ihren ersten gemeinsamen Kurzfilm gedreht, der 2025 auf Festivalreise geht.
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“Else” von Jasna Fritzi Bauer und Katharina Zorn handelt Elisabeth oder kurz Else, die als Ehefrau und Mutter in den 1960er Jahren mehr will als das und kurz entschlossen ihren Taxiführerschein macht und zu Frankfurts erster Taxifahrerin wird. In Rückblenden aus einem Urlaub im Jahr 2010 an der Cote d’Azur mit ihrer Enkelin wird von ihrer Ehe bzw. ihrem Leben allgemein erzählt.
Hier bin ich wohl ein Opfer des Social Media Marketings geworden, denn ich hatte vor allem einen Fokus darauf erwartet, wie sie zur ersten Taxifahrerin wird und mehr aus diesem Lebensbereich, doch das wird überhaupt erst nach der Mitte des Buches überhaupt thematisiert und auch dann nur kurz hier und da angerissen. Der Fokus lag auf Beschreibungen des Familien- und Gesellschaftsgefüges in den 1960ern und der Handlung im Jahr 2010, in dem Else auf ihr Leben zurück blickt.
Richtig stimmig war jedoch für mich beides nicht. Der Teil der relativen Gegenwart war mir zu episodenhaft, aber letztlich inhaltsleer, da für meinen Geschmack zu viele Schauplätze und Begebenheiten eingeführt wurden, ohne dass sie handlungsrelevant waren (z.B. die ausführliche Erzählung des Formel-1-Rennens in Monaco, die auf einer zufälligen Begegnung beruhte und deren Sinn sich mir nur so halb erschlossen hat, dafür mit detaillierter Beschreibung, wer auf welche Sieger setzt und dann damit auch gewinnt - zu viele unwichtige Details). Gleichzeitig habe ich hier auch keine große Entwicklung in der Beziehung von Großmutter und Enkelin bemerken können, die doch wahrscheinlich das Ziel hätte sein sollen.
In dem Handlungsteil der 60er hatte ich ein enormes Problem mit der Taxigeschichte. Else macht heimlich den Taxischein, ohne dass ihr Mann das mitbekommt, in einer Zeit, in der verheiratete Frauen per Gesetz noch die Erlaubnis ihres Ehemannes benötigten, um einer Erwerbsarbeit nachzugehen. Dann arbeitet sie über zwei Jahrzehnte heimlich Nachtschichten und verdient heimlich Geld. Wie kann ihr Mann das nicht mitbekommen haben, trotz vieler Dienstreisen, wer hat hat sich in der Zeit um die kleinen Töchter gekümmert? In den vielen Jahren hat Else nicht ein einziges Mal zufällig jemanden gefahren, den sie kannte, wenn sie gesellschaftlich doch mit Tennisclub und angesehener Position ihres Mannes sicherlich in größeren Kreisen verkehrte? Es war auch keiner Zeitung eine Schlagzeile mit Bild wert, dass sie als erste Frau Taxi fährt, was jemand hätte mitbekommen können? Das finde ich sehr an den Haaren herbei gezogen und nicht gut erklärt bzw. aufgelöst. Genau wie die Szene in der Psychiatrie, bei der ich mir nicht vorstellen kann, dass sie tatsächlich so funktionieren könnte.
Und dann gibt sie ihren geliebten Beruf spontan wegen eines Vorfalls mit ihrem Mann auf, führt aber weiter eine zufriedene Ehe mit ihm über mehrere Jahrzehnte - das nehme ich der Geschichte ebenfalls nicht ab.
Neben den inhaltlichen Schwachpunkten fand ich auch die Sprache oft nicht zu den Figuren passend oder zu belehrend/patronisierend. Im Spiegel der damaligen gesellschaftlichen Verhältnisse und dem Rollenverständnis ist natürlich vieles verständlich und auch der Konflikt wird deutlich. Das haben die Autor*innen gut herausgearbeitet. Auch war das Hörbuch kurzweilig und durch die beiden Erzähler*innen ansprechend eingesprochen. Für einen nachhaltigen positiven Eindruck reicht es jedoch bei mir leider nicht.
*Das Hörbuch wurde mir kostenfrei von netgalley zur Verfügung gestellt.
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Das Buch hat mir nicht gefallen. Die Geschichte zu simpel, sprachlich nicht überzeugend, zu viele Wiederholungen. Die Multimedia Inhalte sind allerdings sehr schön.
2.5 ⭐️ Die Geschichte hat viel Potential, allerdings hat mir der Fokus gefehlt. Auch sprachlich ist noch Raum nach oben. Man kann es sich aber schon mal anhören.
Ging erstaunlich wenig ums Taxifahren und erstaunlich viel ums Jahr 2010. Weiß nicht genau wieso wir den gesamten Urlaub in Frankreich nacherzählt bekommen mussten. Hat für mich nichts zur eigentlichen Geschichte beigetragen. Und die wörtliche Rede klang meistens recht unecht und gestellt. Aber eigentlich ein gutes Buch!!
Die Geschichte von 'Else' ist die einer Frau, die als Kriegskind mit den Eltern aus seiner damals noch deutschen Heimat in das Gebiet der heutigen Bundesrepublik fliehen musste. Ihre Heimat gehört heute zu einem anderen Land. An ihrem neuen Wohnort baut sich Else ein klassisches Leben auf, wie es von Frauen im Nachkriegsdeutschland meist erwartet wurde: Mann, Kinder, Haus, bitte immer hübsch lächeln und keine Ansprüche stellen. Erst mit zunehmendem Alter beginnt Else, sich ihre eigenen Wünsche einzugestehen und sie zu erfüllen, ihre Naivität aufzugeben und die Realität mit all ihren Chancen und Risiken zu erleben. Es ist eine Geschichte, die meine eigene Oma ähnlich erlebt hat, ein bisschen schlimm, ein bisschen schön. Die Geschichte an sich hat mir gut gefallen.
Ich habe 'Else' als eBook gelesen. Ich kann nur hoffen, dass jemand sich die gedruckte Version vor der Veröffentlichung mal gründlich angesehen und die vielen Fehler korrigiert hat. Groß- und Kleinschreibung? Egal! Zeichensetzung? Wen interessiert's! Es sind nicht einmalige Tippfehler, es zieht sich von Anfang bis Ende durch, und das macht mich wirklich sauer, weil es respektlos ist dem Werk gegenüber. Hat der Verlag sich bei diesem Buch das Lektorat komplett gespart? Das ist zumindest mein Eindruck, denn auch beim Satzbau hätte jemand mal eingreifen sollen. Stellenweise holpert und ruckelt es so sehr (nicht nur, aber auch wegen der willkürlichen Kommasetzung), dass ich Sätze mehrfach lesen musste um deren Bedeutung zu verstehen. Teilweise liest es sich wie ein Jugendbuch aus der Mitte des letzten Jahrhunderts (ich fühlte mich sprachlich an frühe Hanni-und-Nanni-Ausgaben erinnert), dann wieder wie eine Zeitungsreportage einer zweitklassigen Sonntagszeitung, dann wieder wie ein zeitgenösssischer Roman. Schon klar, dass bei zwei Autorinnen der jeweils persönliche Stil den Text einfärbt, aber auch das lässt sich mit einem guten Lektorat in einen flüssigen Text verwandeln.
'Else' ist kein schlechtes Werk. Der Zusatzcontent, der sich über QR-Codes oder direkten Link im eBook aufrufen lässt, ist super. Aber die eBook-Version, die ich gelesen habe, ist leider auf eine bedauerlich Art und Weise misslungen.
Zorn und Bauer haben hier wirklich ein kleines Meisterwerk geschaffen. Wie man an meiner Lesezeit sieht habe ich dieses Buch kaum weglegen können, auch weil es Parallelen zu meiner eigenen Familiengeschichte gibt. Daraus entspringt aber auch die Kritik an meinem Buch:
Das Buch redet über Emanzipation, dennoch fehlt mir die sichtbare Emanzipation des Hauptcharakters. Else macht den Taxischein in einer Zeit wo es für Frauen undenkbar war diesen Beruf auszuüben, holt ihre beste Freundin aus der Psychiatrie und gibt den Frauen im Tennisclub Konter. Trotzdem bleibt sie in der Machtprojektion ihres Mannes gefangen und kann sich daraus nicht lösen. Dass er sie einmal geschlagen hat nimmer sie hin, dass er im Bordell war spricht sie nie an, dass sie in dieser Beziehung vor allem Kindersitter und Köchin ist zieht sich durch die gesamte erste Zeitspanne des Buches.
Was fehlt ist die Entwicklung der Persona Else zwischen den zwei Zeitspannen. Evtl sind diese emanzipatorischen Prozesse zwischen dein zwei beschriebenen Zeiten passiert, dennoch wird am Ende nur beschrieben, dass ihr Mann „weicher und deshalb umgänglicher“ geworden sei. Eine wirkliche Entwicklung Richtung emanzipierte Beziehung war hier leider nicht rauszulesen.
Wichtige Lebensereignisse, wie z.B. die Flucht nach Deutschland, werden angedeutet aber nicht ausgeführt. Eine wirkliche Reflexion über das Leben hier vs. Im Sudetenland findet nicht statt, sondern wird auch nur punktuell angedeutet. Hier finde ich hätte man noch gut ansetzen können. Dies war ebenso mein Gefühl wenn es um Themen wie das Geld vom Taxifahren, den Golf als erstes Auto usw geht.
All in all, ich finde immer noch, dass Else ein sehr gelungenes Buch ist, nur manche Themen einfach zu oberflächlich behandelt werden. Die Autorinnen hätten hier meiner Meinung nach noch tiefer in die Materie rein gehen können, damit man die Lebenshintergründe und die Ursprünge von Elses Handlungen besser verstehen kann.
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Das Hörbuch Else erzählt aus dem Leben einer Frau, die sich in der Nachkriegszeit als eine der ersten Taxifahrerinnen in Deutschland eine eigene Freiheit erarbeitet. Das machte sie heimlich, während ihr Mann auf einer Dienstreise länger weg ist.
Diese Zeit, in der sie für sich selbst lebt und ihren Alltag selbstbestimmt gestaltet, fand ich besonders spannend. Leider war dieser (Lebens-)Abschnitt sehr kurz. Kaum ist der Mann zurück, wird sie wieder in das alte Leben gedrängt. Später taucht dieser Drang nach Anerkennung ihrer Selbständigkeit noch einmal ganz kurz auf, in dem Moment, als sie im Urlaub zu ihrer Enkelin sagt: "Ich bin Taxi gefahren!" Die Enkelin denkt, der Opa hätte den Urlaub bezahlt. Da merkt man, wie sehr Else immer im Hintergrund gehalten wurde.
Das Hörbuch ist insgesamt angenehm zu hören, stellenweise auch leicht, aber inhaltlich bleibt einiges offen. Besonders die Beziehung zwischen Else und der Enkelin nach dem Urlaub wird nicht weiter vertieft. Ich hätte gern mehr darüber erfahren, warum der Kontakt abbricht oder sich verändert.
Gelesen wird das Hörbuch von Jasna Fritzi Bauer und Elisabeth Günther. Beide bringen viel Gefühl und Klarheit in die Geschichte, jede auf ihre eigene Weise. Das verleiht den Figuren Tiefe und macht das Zuhören sehr lebendig.
Trotzdem bleibt Else als leise und eindrückliche Geschichte im Kopf. Eine Hörempfehlung für alle, die sich für weibliche Biografien, Nachkriegsgeschichte und stille Emanzipation interessieren.
Die beiden storylines, die abwechselnd von einander erzählt wurden haben mir gut gefallen und haben es immer spannend gehalten. Zwischendurch waren es mir ein paar zu viele Klischees. Die Message des Buches finde ich an sich auch sehr schön, ich liebe es, Geschichten über (starke) Frauen zu lesen, manchmal wirkte es aber zu perfekt, zu ideal, zu gezwungen künstlerisch (mehrmalige Wiederholung, es sei alles wie im Film) auch wenn manchmal die dunkelen Seiten gezeigt wurden. Das war an manchen Ecken zu offensichtlich erzählt. Trotzdem eine wunderschöne Geschichte, in die ich mich durch die dazu kommenden Medien sehr reinfühlen konnte. Das fand ich sehr gelungen. Nicht nur eine Geschichte, sondern Verbindungen mit Gefühlen, Gerüchen, Musik und Geschichte untermalt. Das hat mir sehr gut gefallen.
Nachfolgend Spoiler:
Das Ende hat mich ein bisschen gebrochen, aber ich glaube es hat die Geschichte gut abgerundet. Und die Art, wie es beschrieben wurde, hatte eine Leichtigkeit, die ich gut annehmen konnte. Es hat mich berührt und dankbar zurückgelassen.
Ich mochte dieses Buch sehr. Else, eine Frau aus der Generation unserer (Groß-)Mütter, lebt ein für diese Generation wohl typisches Leben - und auch wieder nicht, denn sie schafft es, sich ihre Freiheiten zu nehmen. Die 60er und 80er des vorigen Jahrhunderts sind gut getroffen. Die Reise mit ihrer Enkelin im Jahr 2010 zeigt Else nochmal von ihrer freiheitsliebenden und genussfreudigen Seite.
Die Zeitsprünge waren für mich gut nachvollziehbar, die Sprache war nicht hochliteratisch, aber dem Inhalt angemessen und gut zu lesen.
Diese Geschichte hat die besten Zutaten für eine berührende Geschichte in sich! Ich habe beim lesen dieses Romans gelernt, (viel) gelacht und auch geweint… Der Roman Else berührt und zeigt wie schön und zerbrechlich das Leben ist ♥️ Ganz ganz klare Leseempfehlung!!!
3.5⭐️ Die Geschichte von Else als Protagonistin gefällt mir gut! Ich mag die Art, wie sie charakterisiert wird und ihre Welt als Frau der 60-80er Jahre einordnet und reflektiert. Der Erzählstrang mit Emma wirkte hingegen teilweise etwas balangloser und konstruiert. Ein schönes Buch.
bin unschlüssig bei diesem hier, wollte es so gern lieben, aber naja. emma war bisschen unrealistisch als 18 jährige und iwie schreiberisch hats mich auch ned geholt
Keine Ahnung, hab erwartet, dass mehr Taxi gefahren wird? Aber das war wirklich nur ein kurzer Moment in der Geschichte. Ansonsten war mir der Monacourlaub einfach zu lang erzählt und der Schreibstil hat mich genervt.