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Frag nicht nach Agnes

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Sie kannte nicht einmal den Namen ihrer Großmutter

Die junge Goldschmiedin Lilo hat ein sehr angespanntes Verhältnis zu ihrer Mutter, von deren familiären Wurzeln sie so gut wie nichts weiß. Als ein Schreiben auftaucht, das mit der Großmutter zu tun hat, stellt Lilo Fragen, und es kommt zum Streit. "Deine Großmutter hat mein Leben zerstört!", schreit die Mutter schließlich. Lilo ist sprachlos – und beginnt Nachforschungen anzustellen.

Als ihr Mann aus der Kriegsgefangenschaft zurückkehrt, hofft Agnes auf das lang entbehrte Eheglück. Aber Walter leidet unter Albträumen, verhält sich autoritär und abweisend. Agnes flüchtet sich in ihre Arbeit bei der französischen Besatzungsverwaltung, wo sie Anerkennung erfährt und ein Gefühl der Freiheit erlebt. Doch nach der Geburt der Tochter soll sie wieder an den heimischen Herd. Ihr Zuhause wird für sie zum Gefängnis. Als Agnes schließlich etwas über Walter erfährt, was große Sprengkraft besitzt, muss sie sich Will sie für ihren Traum von Selbstbestimmung kämpfen oder sich in ihr Schicksal fügen?

Ein bewegender Roman über die Geschichte unserer Mütter und Großmütter – und was ihr Schicksal für unser eigenes Glück bedeutet.

Die Autorin

Unter dem Namen Valerie Jakob schreibt eine der erfolgreichsten Übersetzerinnen von Romanen aus dem angloamerikanischen und französischen Sprachraum. Mit ihren Werken erzählt sie auf kluge und berührende Weise von den Verstrickungen einzelner Schicksale in den großen Lauf der Geschichte.

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Published March 6, 2025

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Displaying 1 - 4 of 4 reviews
Profile Image for Monika Caparelli-Hippert.
279 reviews3 followers
July 2, 2025

Irgendwie lese ich dieses Jahr recht viele neue Romane, die in der (Nach)-Kriegszeit spielen. Den 2. WK meine ich hiermit. Als ob es gerade eine Art kollektives Bedürfnis gibt, diese Jahre literarisch aufzuarbeiten und zu verarbeiten? Ich muss aber sagen, ich finde die meisten Romane sehr spannend und berührend – so auch diesen, dies gleich mal vorweg geschickt. Und bei diesem hier fühlte ich als „Kriegsenkelin“ mich auch direkt auf und mit dem Klappentext angesprochen: die Autorin Frau Jakob schreibt eine Geschichte über unsere Mütter und Großmütter, und wie sich diese Geschichten immer noch auf uns, die Nachfahren, auswirken. Okay, ich war interessiert :-)

Wir sind in Süddeutschland, im Badischen. Die junge Agnes ist die einzige Überlebende ihrer Familie, die vor Jahren aus dem nun wieder französischem Straßburg umgesiedelt wurde. Und nun hat sie bei einem Bombenangriff alle verloren. Sie wird bei den Steiners einquartiert, deren ältester Sohn Walter an der Front dient. Walter und Agnes heiraten ein paar Jahre später – nicht wirklich aus romantischen Überlegungen, aber praktisch gesehen passt es. Walter ist lange in Kriegsgefangenschaft, und als er zurückkommt, ist der Krieg längst vorbei – und Walter ein kriegstraumatisierter Veteran. Während Agnes in der Verwaltung der französischen Besatzung eine gute Stelle innehat und von einer neuen Zukunft träumt, ist Walter mit alten Kameraden unterwegs....die beiden leben sich zusehends auseinander. Als dann Tochter Monika auf die Welt kommt, soll Agnes zurück an den heimischen Herd. Es wird eine konfliktbeladene Zeit werden....

Auf einer zweiten Zeitebene sind wir im hier und heute bei Lilo, einer jungen Goldschmiedin, und Monika. Also bei Tochter und Enkelin. Deren Verhältnis ist leicht unterkühlt, was nicht daran liegt, dass keine Gefühle da sind, sondern daran, dass Monika ihre Gefühle nie zeigen konnte (Anmerkung: kommt das irgendwem bekannt vor? Die Nachkriegsgeneration, die emotional irgendwo Defizite hat? Ich sag es mal einfach so salopp.....?).
Eines Nachmittags liegt ein Brief auf dem Tisch, den Lilo sich anbietet, zur Post zu bringen. Ein Brief an die Familie Steiner. Den Teil der mütterlichen Ahnentafel, den Lilo nur namentlich kennt. Der Tabuteil der Familie. Die, dessen Namen man nicht sagen darf, zumindest nicht, wenn man Mama Monika nicht aufregen will. Aber dieses Mal siegt Lilos Neugier, und sie stellt auf eigene Faust ein paar Nachforschungen an, die sie am Ende zwar tief bestürzen sollen, die aber auch Klärung und schlussendlich eine heilende Wirkung haben. Klassische griechische Katharsis.

Ja, mehr zum Inhalt zu verraten wäre spoilern.

Ich fand das Buch grandios. Einmal angefangen habe ich das echt in einem Rutsch durchgelesen. Hat mich eine komplette schlaflose Nacht gekostet, aber das Buch hatte Sogwirkung. Ich fand es einerseits wirklich gut und flüssig und spannend geschrieben, es war historisch super recherchiert, aber andererseits habe ich festgestellt: das ist „mein Thema“. Auch wenn meine eigene Familiengeschichte komplett anders ist auf Sachebene, habe ich so viele Parallelen auf emotionaler Ebene entdeckt. Also, es hat mich komplett gefesselt; und natürlich hatten wir hier auch gleich drei interessante Frauencharaktere. Und ich denke, die Story von Agnes ist so, so typisch: als junges Mädchen den Krieg mitgemacht, so vieles verloren, immer wieder aufgestanden, Krönchen gerichtet, weitergemacht, Leben wollen, alle Schwierigkeiten gemeistert. Gearbeitet. Geld verdient, Haus und Hof geschmissen, während die Männer im Krieg waren – und kaum waren diese wieder zurück, sollten sie wieder ihre zaghaft angeworfenen beruflichen Karrieren aufgeben. Auch diesen Teil nimmt die Autorin sich thematisch an. Die vielen Frauen, die wieder an das heimische Herdfeuer mussten, und plötzlich durfte der Gatte wieder über komplett alles entscheiden, plötzlich waren wieder alle Rechte weg. Allein daran könnte man schon verzweifeln, und wenn dann die Ehe nicht wirklich glücklich ist....hmmmm....schwierig.

Also, Frau Jakob nimmt sich hier einem ganzen Schwung Unterthemen an, und herausgekommen ist eine sehr runde Geschichte. Und natürlich haben wir am Ende die Katharsis. Das wird im Nachwort auch noch einmal kurz erwähnt; die Traumata, die epigenetisch von einer Generation auf die nächste vererbt werden; in diesem Fall von Agnes auf Monika und dann auf Lilo. Epigenetik ist per se ein super interessantes Thema, kann ich jedem nur empfehlen, und mit dieser Geschichte bekommen wir einen kleinen Einstieg in dieses Thema – und einen mit positivem Ausblick, denn epigenetische Prägungen sind durchaus lösbar und heilbar, wie es uns am Ende Monika und Lilo vorleben.

Ich denke mir, die Zielgruppe für diesen Roman sind jetzt nicht unbedingt die ganzen jungen Leser und Leserinnen, aber für die, wie sagt man neudeutsch so nett, „Generation X“, dürfte gefesselt sein.

Große Leseempfehlung meinerseits!

Vielen Dank an den Verlag für das Rezensionsexemplar!

Profile Image for Sabrina.
525 reviews4 followers
September 22, 2025
Hui... Geschichte berührt - wie erwartet... guter Schreibstil und passende Zeitsprünge
1,397 reviews7 followers
March 28, 2025
Suche nach den familiären Wurzeln

Klappentext:
Sie kannte nicht einmal den Namen ihrer Großmutter.
Die junge Goldschmiedin Lilo hat ein sehr angespanntes Verhältnis zu ihrer Mutter, von deren familiären Wurzeln sie so gut wie nichts weiß. Als ein Schreiben auftaucht, das mit der Großmutter zu tun hat, stellt Lilo Fragen, und es kommt zum Streit. «Deine Großmutter hat mein Leben zerstört!», schreit die Mutter schließlich. Lilo ist sprachlos und beginnt Nachforschungen anzustellen.
Als ihr Mann aus der Kriegsgefangenschaft zurückkehrt, hofft Agnes auf das lang entbehrte Eheglück. Aber Walter leidet unter Albträumen, verhält sich autoritär und abweisend. Agnes flüchtet sich in ihre Arbeit bei der französischen Besatzungsverwaltung, wo sie Anerkennung erfährt und ein Gefühl der Freiheit erlebt. Doch nach der Geburt der Tochter soll sie wieder an den heimischen Herd. Ihr Zuhause wird für sie zum Gefängnis. Als Agnes schließlich etwas über Walter erfährt, was große Sprengkraft besitzt, muss sie sich entscheiden: Will sie für ihren Traum von Selbstbestimmung kämpfen oder sich in ihr Schicksal fügen?

„Frag nicht nach Agnes“ ist ein Roman über das Schicksal der drei Generationen umfasst von Valerie Jakob.

Die Geschichte hat zwei Zeitebenen. Es fängt in der Gegenwart an, wo die Leser*innen Lilo kennenlernen. Sie besucht ihre Mutter Monika, die Geburtstage hat. Es kommt zu einer Meinungsverschiedenheit und Lilo lässt ihre Mutter mit ihren Freundinnen alleine feiern. Lilo nimmt aber einen Brief mit, der eigentlich verschickt werden soll. Doch der Name im Adressfeld, Frank Steiner, zieht sie magisch an. Steiner ist der Name ihrer Großmutter, die sie nie kennengelernt hat. Auch ihren Großvater kennt Lilo nicht. Ihre Mutter wurde schon als Kleinkind weggegeben und hatte nie Kontakt zu ihren leiblichen Eltern. Gerne würde Lilo mehr über ihre Wurzeln erfahren.

Im 2. Erzählstrang lernen die Leser*innen Agnes, die Großmutter von Lilo kennen. Es geht zurück in die Vergangenheit. Agnes wurde im Krieg ausgebombt und stand völlig alleine, ohne jede Familie da. Zum Glück wurde sie von der Familie Steiner aufgenommen. So lebte Agnes bei dem Ehepaar Carl und Frieda Steiner, mit im Haus wohnt noch Ernst der Sohn der Familie und eigentlich auch Walter, aber der ist im Feld,. Nach kurzer Zeit wird Agnes so etwas wie die Haushaltshilfe der Familie. Als Walter auf Heimaturlaub kommt, bittet er Agnes sich gut um die Eltern zu kümmern. Kurz darauf bekommt sie per Post einen Heiratsantrag und es folgte auch schnell die Hochzeit. Als Walter dann aus der Gefangenschaft in Russland nach Hause kam, arbeitete Agnes bei französischen Besatzern. Walter spielte sich schnell als Herr im Hause auf, wie es früher üblich war, der Mann hat das Sagen. Das führte schließlich zur Zerrüttung der Ehe und die kleine Monika musste in Pflege gegeben werden.

Valerie Jakob erzählt die Geschichte sehr authentisch. Sie spiegelt die Situation und die Rechte der Frau in den 1950er Jahren sehr gut wider. Mich hat der Erzählstrang, der Vergangenheit und das Leben von Agnes sehr berührt.
Aber auch der Erzählstrang in der Gegenwart und das Leben von Lilo ist sehr authentisch beschrieben. Lilo suchte in den Bundes- und Landesarchiven nach Agnes und Walter Steiner.

Valerie Jakob hat sehr unterschiedliche Charaktere erschaffen. Es ist interessant sie nach und nach kennenzulernen. Über Monika und ihr Leben hätte ich gerne etwas mehr erfahren aber das hätte wahrscheinlich den Rahmen gesprengt. Hier geht es vorwiegend um Lilo und Agnes.

Valerie Jakob hat einen angenehm zu lesenden Schreibstil, der mich ganz tief in die Geschichte eintauchen ließ.

„Frag nicht nach Agnes“ ist ein Familienroman, der mich sehr berührt hat und den ich mit großer Freude gelesen habe.
14 reviews
March 31, 2025
Nazi-Vergangenheit, Frauenrechte, Erbschuld ...und das alles in einem Buch.
Anhand zweier Generation wird das alles sprachlich so wunderbar erzählt. Und die Nachkriegsgeneration als Bindeglied zeigt auch, wie weit die Folgen reichen.
Ich fand's toll. Die Figuren haben Tiefe und entwickeln einen eigenen Charakter, die Sprache ist ungekünstelt und ehrlich. Hab das Buch nahezu ohne Pause gelesen, weil ich unbedingt wissen wollte, was mit Agnes passiert ist, dieser wunderbaren Person.
Displaying 1 - 4 of 4 reviews

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