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Das Schwarz an den Händen meines Vaters

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»Motte« wird die Ich-Erzählerin von ihrem Vater genannt. Der Vater ist Arbeiter, Spieler, Trinker. Eigentlich hat Motte sogar zwei Väter: den einen, der schnell rennen kann, beim Spielen alle Verstecke kennt und sich auf alle Fragen eine Antwort ausdenkt. Und den anderen, der von der Werkshalle ins Büro versetzt wird, damit er sich nicht volltrunken die Hand absägt. Und das mit dem Alkohol, sagt die Mutter, war eigentlich bei allen Männern in der Familie so. Auch Motte trinkt längst mehr, als ihr gut tut. Schon als Kind hat sie beim Schützenfest Kellnerin gespielt und die Reste getrunken, bis ihr warm wurde. Jetzt, als junge Frau, schläft sie manchmal im Hausflur, weil sie mit dem Schlüssel nicht mehr das Schloss trifft. Ihr Freund stützt sie, aber der kann meistens selbst nicht mehr richtig stehen. Nur ihr Bruder, der Erzieher geworden ist, schaut jeden Tag nach ihr. Als bei ihrem Vater Krebs im Endstadium diagnostiziert wird, sucht Motte nach einem Weg, sich zu verabschieden – vom Vater und vom Alkohol. »Das Schwarz an den Händen meines Vaters« von Lena Schätte ist ein bewegender Roman über das Aufwachsen in einer Familie, die in den sogenannten einfachen Verhältnissen lebt und die zugleich, wenn es darauf ankommt, zusammenhält. Es ist ein harter, zarter Roman über die Liebe zu einem schwierigen Vater und den Weg ins Leben. 

192 pages, Hardcover

First published March 12, 2025

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About the author

Lena Schätte

3 books1 follower

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5 stars
229 (38%)
4 stars
267 (44%)
3 stars
90 (15%)
2 stars
10 (1%)
1 star
2 (<1%)
Displaying 1 - 30 of 70 reviews
Profile Image for Babywave.
350 reviews130 followers
April 17, 2025
Das war wirklich harte Kost.

Motte wird die Ich-Erzählerin von ihrem Vater genannt.
Sie erzählt von ihrer Familie. Abwechselnd sind wir innerhalb sehr kurzer Kapitel mal in der Kindheit der Protagonistin und dann wieder in der Gegenwart.
Wir erfahren, wie es ist in einer Familie aufzuwachsen, die keiner richtig sieht und wahrnimmt. Der Vater ist Alkoholiker. Die Familie hält zusammen und versucht, Dinge zu vertuschen…. So gut es eben geht.
Man erfährt, wie es ist, wenn sich diese Problematik durch Generationen zieht. Wie manche zum Glück verschont bleiben und andere wiederum den gleichen Weg einschlagen.
Ich möchte hier aber nicht allzu sehr vorgreifen.

Lena Schätte schafft es, den relativ kurzen Text mit seinen knappen Kapiteln, sehr authentisch und intensiv zu erzählen. Zwischendurch musste ich schon das Buch aus der Hand legen und pausieren. Mich hat das Schicksal der Familie tief bewegt. Vor allen Dingen hatte ich Mitgefühl mit den Familienmitgliedern, die trotzdem liebenswert beschrieben wurden. Die ihre Wunden und Verletzungen hatten.

Eine große Leseempfehlung.
Profile Image for Alexander Carmele.
475 reviews441 followers
September 7, 2025
Leider etwas ziellose, traurige Reise durch die Kindheit in einer Trinkerfamilie.
Longlist Deutscher Buchpreis 2025

Inhalt: 3/5 Sterne (Anamnese einer gebeutelten Trinkerfamilie)
Form: 2/5 Sterne (schlicht-karg, alltagssprachlich)
Erzählstimme: 3/5 Sterne (konfus-präsentisch)
Komposition: 3/5 Sterne (Reihung von Anekdoten)
Leseerlebnis: 3/5 Sterne (eindringlich-sentimental)
-->14/5 = 2,8

Ausführlicher, vielleicht begründeter auf kommunikativeslesen.com

Wie viele Romane erzählt auch Lena Schättes Das Schwarz an den Händen meines Vaters von der Abwärtsspirale einer Familie, in der der elterliche Alkoholismus nach und nach den Alltag bestimmt. Wie in Heinz Strunks Ein Sommer in Niendorf oder Ralf Rothmanns Die Nacht unterm Schnee verfällt auch hier ein Vater dem Alkohol und stellt seine Familie vor zunehmend großen, psychischen wie monetären Herausforderungen:

Barbara Blockberg kommt heim und schimpft mit ihr. Wenn du so zu mir bist, habe ich immer das Gefühl, du hast mich gar nicht mehr lieb, meint Bibi. Ach, ich hab dich doch immer lieb, sagt die Mutter. Dann hexen sie den Elefanten gemeinsam zurück in den Zoo, meine Mutter fängt an zu weinen und schlägt auf das Lenkrad. Als wir an der Ferienwohnung ankommen, ist es schon dunkel draußen. Mein Vater steckt uns ins Bett, ich trage noch meine Jeans, als er mir die Decke über die Knie legt. Sein Atem riecht scharf, sein Kuss ist nass und schwabbelig auf meiner Stirn. Wenn du so bist, hab ich das Gefühl, du hast uns gar nicht mehr lieb, sage ich, doch da ist er schon weg, zieht die Zimmertür mit einem Ruck ins Schloss.

Der Ton von Das Schwarz an den Händen meines Vaters bleibt kindlich, naiv, assoziierend und konfus. Die Ich-Erzählerin, die Tochter, erzählt die Geschichte ihrer Familie aus der Retrospektive, aber sofort wird klar, dass sie noch mitten in den Geschehnissen hängt. Sie erzählt im Präsens. Sie springt in der Geschichte in Echtzeit umher. Sie besitzt keine Rahmung, keine Perspektive. Sie hängt zwischen allen Seilen, voller Trauer, voller Rastlosigkeit und eigenen Fluchtversuchen in die Betäubung durch den Alkohol. Als roter Faden bleibt die Beziehung zum Bruder, die intakt zu bleiben scheint:

In der Mittagspause platzt er in mein Schlafzimmer. Auf, du faule Sau, und dann zieht er mir die Decke weg, klopft mir auf die Oberschenkel oder den Rücken, als wäre ich ein altes Pferd. Er sammelt die Kleidung auf, die ich in der Wohnung verstreut habe, und schmeißt sie in den Wäschekorb im Badezimmer. Mit der Klobürste lässt er die Kotzesprenkler in der Kloschüssel verschwinden und drückt die Spülung. Schaltet die Kaffeemaschine und das Radio an, nimmt sich einen Apfel und stellt sich kauend neben mein Bett. Bis ich aufstehe.

Der Ton bleibt hart, parataktisch, extrem reduziert, brutal auf den Punkt und zieht keinerlei Register der Betroffenheitssemantik. Schuldzuweisungen unterbleiben. Der Alkohol dringt von außen in die Leben ein und zerstört diese. Noch befindet sich die Erzählinstanz gar nicht in der Lage, sich einen Überblick über das zu verschaffen, worin sie sich befindet, woraus sie sich zu befreien sucht. Sprachlich fast auf Nullniveau, besitzt der Text dennoch eine gewisse erzähltechnische Strenge und eine durchgebildete Motivsprache, die ihn lesbar, fühlbar und interpretierbar werden lassen. Leider eher als eine Form der Anamnese, als Dokument und Zeugnis denn als ästhetische Durchformung und Überwindung.

Lena Schätte legt mit Das Schwarz an den Händen meines Vaters eine Vorform von Büchern wie Joseph Roths Die Legende vom heiligen Trinker (1939) und Émile Zolas Der Totschläger (1877) oder Malcolm Lowry Unter dem Vulkan (1947) vor.

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Details – ab hier Spoilergefahr (zur Erinnerung für mich):
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Inhalt:
●Hauptfigur(en): Motte, Mitte zwanzig?, im Ruhrgebiet, Putzkraft und Trinkerin.
●Zusammenfassung/Inhaltsangabe:
1.) Geschichte des Vaters. Er arbeitet in der Schwerindustrie und kommt durch diese mit schwarzen Händen von der Arbeit. Er hat ein Alkoholproblem, das dazu führt, dass er nach und nach die Jobs verliert, zu viel trinkt, dann auch noch an Geldspielautomaten das wenige Geld verliert. Nach und nach übernimmt der Alkohol überhand. Selbst Familienurlaube fallen ins Wasser, da er sich davon schleicht, um zu saufen. Die Mutter trennt sich mehrmals, aber kehrt zurück. Sie verlieren das Haus, ziehen in eine Wohnung, dann in eine Autobahnraststätte, die sie mehr oder weniger am Laufen halten, bis eine Konkurrenz eröffnet und die Gaststätte Pleite geht. Sie wohnen noch eine Weile darin, bis der Eigentümer das Gebiet verkauft. „Auf den Hund gekommen“ – der Vater und der Hund werden unzertrennlich. Der Vater zeigt Anzeichen einer schweren Krebserkrankung. Am Ende redet er kaum noch, nur noch mit dem Hund und der Tochter. Der Krebs ist soweit fortgeschritten, dass Chemotherapie nicht mehr hilft. Selbst der Hund hält nun Abstand. Er beschwört seine Tochter, sich um den Hund zu kümmern. Sie beerdigen ihn, einige wenige Bekannte kommen. Sie schütten Alkohol auf sein Grab.
2.) Geschichte der Mutter. Sie kümmert sich um die Kinder, leidet am Alkoholismus des Ehemannes, fühlt sich dem Bruder näher als der Ich-Erzählerin. Sie beginnt wieder zu arbeiten, in einer Wäscherei eines Hotels und als persönliche Betreuerin einer reichen Witwe, die Turmeule genannt wird. Sie hat Phasen völliger Erschöpfung, in denen sie apathisch herumliegt und die Kinder sie beim Arbeitgeber entschuldigen müssen, denn die Mutter ist bald alleinige Verdienerin in der Familie. Sie müssen wieder umziehen, dieses Mal in eine Raststätte, und kaufen als Trost den Kindern einen Hund aus dem Tierheim, den sie Alfi nennen. In der Raststätte baut sie sich etwas auf, aber die ökonomische Situation zwingt sie bald zur Aufgabe der Raststätte. Sie kümmert sich um den schwerkranken Ehemann, der sie zumindest nie schlägt. Sie weiß auch, wie später herauskommt, um seine Spielsucht. Als er stirbt, ist sie weniger traurig. Sie wirkt fertig. Ihr Versuch, die Normalität aufrechtzuerhalten, zehrt an ihr.
3.) Geschichte des Bruders. Etwas älter als die Ich-Erzählerin, beschützt sie, wirkt pragmatischer, stabiler als die Ich-Erzählerin, wird Kindergärtner, nimmt die Schwester bei sich auf, hat eine Beziehung mit Kata, die aber nach zwei Jahren scheitert. Er kümmert sich um seine Schwester, um die Mutter, bald um die Schwester. Er arbeitet im Kindergarten nebenan und hilft „Motte“ weiterhin am sozialen Leben teilzunehmen.
4.) Motte, die Ich-Erzählerin, fürchtet den Zerfall der Familie, leidet unter den Dysfunktionalitäten ihres alkoholsüchtigen Vaters, fühlt sich diesem aber näher, erlebt die Verzweiflung der Mutter, sucht Kontakt zum Vater aufrechtzuerhalten. Sie beginnt früh ebenfalls zu trinken, bei Schützenfesten, und hat dann einen Freund, der zu viel trinkt, von dem sich aber trennt. Sie kümmert sich nicht um ihn. Sie arbeitet als Putzkraft im Krankenhaus. Besäuft sich oft bis zur Besinnungslosigkeit. Nachdem der Bruder aber auszieht, stellt sie sich nach und nach der Sucht und holt sich Hilfe, verweigert sich dem Alkohol für lange Zeiten. Die Freundschaft mit Nancy geht dennoch in die Brüche. Eine Stelle zeigt, dass sie ihn vielleicht völlig überwindet. Nachdem der Vater stirbt, übernimmt sie den Hund, will zuerst, dass er stirbt, weil er stinkt, aber nach und nach gewöhnt sie sich an ihn.
●Kurzfassung: Vordergründig Vater-Tochter-Beziehung. Familie besteht aus drei Kindern, einer älteren Schwestern, eines etwas älteren Bruders und der Ich-Erzählerin.
●Charaktere: (rund/flach) – runde Charaktere, sie haben viele Seiten, sehr depressiv. Sie schaffen es nicht, ihren Dämonen zu entkommen. Sehr zärtliche Vater-Tochter-Geschichte, die sentimental und tragisch wirkt.
●Besondere Ereignisse/Szenen: Angriff eines Pfau während des Zoo-Besuches; der Hund, der den Vater wegen Chemiegeruch meidet; die kurze Anekdote wie der Großvater Mottes stirbt, nämlich sturzbetrunken auf dem Weg nach Hause, als er sich verläuft, stürzt und erfriert.
●Diskurs: Alkoholismus, Prekariat.
●Interpretation: Die Essenz der Fabel könnte lauten: der Großvater hat das Jackett vergessen, erfriert; der Vater geht als Jugendlicher in die Kneipe, nimmt das Jackett vom Haken, wirft es aber weg, wird selbst Alkoholiker, weil er nicht aus der Geschichte lernt, weil er die Geschichte, die Jacke, wegwirft; Motte dagegen nimmt aus dem zerbeulten Auto die Lederjacke des Vaters, schützt ihn; später nimmt sie die Lederjacke, nach der Beerdigung und schläft darin. Sie wird nicht vergessen, und deshalb wird sie auch aufhören zu trinken. Das Erbe der Familie wird man nicht los, indem man es vergisst oder wegwirft, sondern durchschreitet. Deshalb schlägt sie auch das Erbe gemeinsam aus, und dieses Erbe, das sie nicht antreten, wird ersetzt durch den Wackeldackel, den Motte in der Kneipe sieht, als sie den Drink dann nur bezahlt und stehen lässt.
… vgl. Strunks „Ein Sommer in Niendorf“, Streeruwitz „Auflösungen“, Rothmanns „Das Museum der Einsamkeit“, Strunks „Zauberberg 2“ … Alkoholismusthematik, insbesondere, da es um ein Paar geht, Rothmanns „Die Nacht unterm Schnee“. Leider fehlt der rote Faden, fehlt das Erzähl-Ich, Motte, zu sehr. Sie betäubt sich. Es gleicht einer Anamnese.
--> 3 Sterne

Form:
●Wortschatz: nicht außergewöhnlich, eher aus dem Alltag gegriffen, runtergeschrieben, keine künstlichere Überformung und Durchformung
●Type-Token-Ratio: 0,16 Mittelfeld - (Musil >0,25 - Genre < 0,1)
●Satzlängen-Verteilung-Median: 14 Wörter mit sehr geringer Standardabweichung von 5 Wörter. Sehr eindrückliche Parataxe. (bei Musil: 28 Wörter mit Standardabweichung 19 Wörter)
●Anteil der 1000 häufigsten Wörter: 83,3% - typisch für Alltagssprache mit hohem Wiederholungsanteil. (Musil/Mann <70% - Genre >80%)
●Wortartenverteilung: Adjektive 4% und Adverbien 2% - karg. (Adjektive - Musil 13%, Adverbien 7%)
●Stimmige Wortfelder: sehr stimmig.
●Satzstrukturen: nicht einfallsreich, eher mündlich tradiert.
●Wiederkehrende Motive/Tropen: „Mein Bruder und ich“ – fast ein Leitmotiv.
●Innovation: gering, fast gar nicht.
--> 2 Sterne

Erzählstimme:
●Eindruck: klarer Zeugenbericht, Selbstanalyse und Fremdanalyse, verworren.
●Erzählinstanz (reflektiert, situiert, perspektiviert?): schwierig, denn die Erzählinstanz geht in das erinnernde Ich komplett über, das Ich besitzt keine Übersicht, es memoriert.
●Erzählverhalten, -stil, -weise: betroffen, traurig, nachdenklich
●Einschätzung: Es handelt sich eher um eine Rede vor den anonymen Alkoholikern, die einzelnen Kapitel scheinen wie Sitzungen zu sein, das Ich, das trinkt, schafft keine Kohärenz, aber diese Inkohärenz wird inhaltlich aufgefangen
--> 3 Sterne

Komposition:
●Eindruck (szenisch/deskriptiv/Tempiwechsel): insgesamt wirkt der Text eher improvisiert, bis auf das Jacken- und Hunde-Motiv
●Extradiegetische Abschnitte: nein
●Lose Versatzstücke: nein
●Reliefbildung: starke Reliefbildung durch eindrückliche Szenen
●Einschätzung: alles in Präsens geschrieben, ad hoc erinnert, ad hoc niedergeschrieben, ziemlich wahllos, aber es baut sich eine Spannung auf, eine Art Intensität, die das Geschick der Trinkerfamilie zu durchbrechen versucht, auch die Bruder-Schwester-Beziehung hält den Text zusammen, insgesamt im Ton sehr überzeugend, leider wenig Komposition. Ein paar Motive überzeugen jedoch sehr. Eindringlich.
--> 3 Sterne

Leseerlebnis:
●Gelangweilt: nein
●Geärgert: nein
●Amüsiert: nein
●Gefesselt: ja, nachdenklich und traurig gemacht
●Zweites Mal Lesen?: eher nicht, dazu war es zu wirr, zu unentschlossen, zu wenig durchgeformt, zu sehr Bericht, zu sehr eine Rohmasse, die noch nicht durchreflektiert wurde. Eher eine Skizze, für mich.
--> 3 Sterne

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Profile Image for Sandra.
201 reviews49 followers
August 28, 2025
Wir lesen in diesem Roman die Geschichte der Tochter eines alkoholkranken Vaters und deren Beziehung zueinander. Sie erzählt, wie es zwei Versionen ihres Vaters gab, eine nüchterne, verlässliche und eine betrunkene, belastende und wie die erste mehr und mehr verschwindet.

Das Buch springt auf seinem Zeitstrahl hin und her, ist dabei aber gut darauf bedacht, die Lesenden mitzunehmen und nicht zu verwirren. Es werden in vielen einzelnen Szenen und kleinen Dialogen, die Familienverhältnisse beschrieben, vor allem die Entwicklung des Vaters und was das mit der Tochter und auch dem Rest der Familie macht. 

Es ist anrührend und ich bin der Erzählerin gerne durch die kleinen Abschnitte in ihrem Leben gefolgt. Aber es ist auch eine sehr unoriginelle Geschichte, meines Erachtens, zwar nicht direkt langweilig, aber eben auch nichts, was Erstaunen oder Lesehöhenfluge auslöst. Dafür ist es schon da gewesenen Romanen, insbesondere autofiktionalen, einfach zu ähnlich. Ein Teil von mir denkt: Ach Mensch, immer das selbe...

Trotzdem habe ich es, wie gesagt, eigentlich ziemlich gerne gelesen und kann es jedem weiterempfehlen, der oder die gut mit wenig innovativen Texten zurechtkommt.
Profile Image for le.lyssa.
161 reviews491 followers
April 6, 2025
In dem Buch begleiten wir Motte, die in einem Haushalt groß wird, in dem der Vater immer wieder zum Alkohol greift. Dass das Auswirkungen auf das Leben von Motte und ihren zwei Geschwistern hat, ist klar. Manche schaffen es sich von dem Erbe des Vaters abzugrenzen, andere treten unfreiwillig in seine Fußstapfen.
Das Buch ist (trotz des schambehafteten Themas) unglaublich schön geschrieben. Lena Schätte geht vorsichtig und ehrlich aber nicht abfällig mit der Sucht des Vaters um. Was ich auch gut fand, ist, dass sie die Alkoholsucht zwar als Grund für vieles beschrieben hat, aber nicht wertend mit ihr umgegangen ist - es wurden viel mehr die (unschönen) Momente beschrieben und den Rest kann sich jeder selbst denken.

Für 5-Sterne hat etwas für mich gefehlt. Ich habe an manchen Stellen das „große Drama“ gesucht - Wann kommt der Pageturner? Ich habe auch etwas nach der Orientierung im Buch gesucht - Was wird noch passieren? Worauf wird die Geschichte am Ende hinauslaufen? Es war (für mich) eine eher monotone Erzählung (von Motte‘s Kindheit & heutigem Leben). Dennoch eine große Weiterempfehlung!
Profile Image for Daniel.
73 reviews
November 7, 2025
Ein mitreißender Roman. In einem Rutsch gelesen und starke Verbundenheit mit der Protagonistin gefühlt.
Profile Image for Franziska.
68 reviews22 followers
September 14, 2025
In Das Schwarz an den Händen meines Vaters begleiten wir Motte, die mit einem Vater groß wird, der gleichzeitig liebevoll und zerstörerisch ist, je nachdem, ob er gerade nüchtern ist oder nicht. Der Alkoholismus zieht sich, wie so häufig, durch die ganze Familie.

Die kurzen Kapitel haben mir gut gefallen, weil man so immer schnell wieder ins Lesen kommt. Gleichzeitig war’s manchmal auch etwas bruchstückhaft, man springt dauernd zwischen Kindheit und Gegenwart. Das passt zwar zum Thema, aber manchmal hätte ich mir ein bisschen mehr roten Faden gewünscht. Trotzdem wirken diese Handlungsschnipsel so ehrlich und echt, dass man manchmal kurz innehalten muss.

Unterm Strich: authentisch und lesenswert.

Danke an Netgalley und S. Fischer für das kostenlose e-Book!
Profile Image for Anna.
605 reviews40 followers
October 17, 2025
Longlist Deutscher Buchpreis #10

Mein persönliches Ranking Platz 4 von 20 - und damit auf der exklusiven Anna Shortlist!

(English below!)

Das Schwarz an den Händen meines Vaters ist das zehnte Buch, das ich von der Longlist gelesen habe, und ich beginne, ein deutliches Muster zu sehen: Acht davon sind Auto-Fiktionen in der Ich-Form. Das ist insofern interessant, als mir dadurch mehr Besonderheiten der Erzählung auffallen und ich Stile und narrative Entscheidungen vergleichen kann. Allerdings ist es auch ein bisschen viel Autofiktion, und, wenn man gemein sein möchte, Betroffenheitsliteratur.

Nichtsdestotrotz hat Lena Schatte mich davon überzeugt, dass zwar nicht jedes Buch in der Ich-Form geschrieben sein muss, einige auto-fiktionale Bücher aber einfach sehr gut sind. Wir lernen bei ihr Motte kennen, die davon erzählt, wie ihre Mutter ihren Töchtern Dinge beibringt, die ihr Bruder nicht wissen muss:

„Sie bringt uns bei, dass Schnaps Ärger bedeutet. Dass Männer, die Bier trinken, harmlos sind: Sie tanzen und lallen und plaudern private Dinge aus, doch schließlich lassen sie sich ins Bett schubsen und schlafen friedlich ihren Rausch aus. Männer, die Schnaps trinken hingegen, werden aggressiv, suchen Streit, werden von der Polizei nach Hause gebracht oder kommen gar nicht erst heim.“

Mottes Vater verkörpert beide Typen von Männern – und manchmal ist er einfach ihre wichtigste Bezugsperson, ihr Papa. Aber je älter Motte wird, desto seltener sieht sie den Papa, den sie liebt, und desto enttäuschter wird sie. Als Erwachsene hat Motte selbst ein Alkoholproblem und einen Freund, der zu viel Schnaps und zu wenig Bier trinkt. Durch ihre Erzählung sehen wir, welche Auswirkungen Alkoholismus auf eine Familie hat: auf Motte, ihren Bruder, ihre Mutter, ihre Großeltern und die Beziehungen untereinander. Wir sehen, wie Traumata über Generationen weitergegeben werden und wie verschiedene Menschen unterschiedlich damit umgehen.

Das Schwarz an den Händen meines Vaters ist ein Roman über Familie, und in gewisser Weise ist er sehr liebevoll. Die Figuren sind nicht einfach, sondern komplex und machen Fehler, ohne das man als Leser:in den Respekt vor Ihnen als Menschen verliert. Als der Alkoholismus des Vaters überhand nimmt und er nicht mehr nur sonntags, sondern auch am Montag noch besoffen ist, verliert er seinen Fabrikjob, der seine Hände schwarz färbt. Der soziale Abstieg der Familie zeichnet sich in Umzügen, veränderten Freundschaften und immer mehr Problemen ab.

Die Prosa ist dabei direkt und geradlinig, hat aber ihren eigenen Rhythmus. Wir beobachten eine dysfunktionale Familie, die dennoch immer eine Familie bleibt, und hören einer Erzählerin zu, die genau beobachtet und gnadenlos beschreibt, was sie sieht (auch ihr eigenes Verhalten), ohne jedoch ihre Figuren zu verurteilen. Das wichtigste ist, dass sich die Menschen, die Beziehungen, wahr und real anfühlen.

Für mich erreicht dieser Roman, was er sich vorgenommen hat. Er hat klare und wichtige Themen, aber ich hatte nie das Gefühl, dass diese wichtiger wurden als die Figuren selbst. Ich bin beeindruckt und würde mich freuen, Schätte auf der Shortlist zu sehen.

Überhaupt war in der ersten Hälfte der Liste sehr viel sehr Schönes dabei. Ich kann nur hoffen, dass die nächsten 10 genauso gut werden!
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German Book Prize Longlist # 10

This is the tenth book I've read from the longlist, and a clear trend has emerged: eight of them have been autofiction in the first person. This is interesting in that I notice more peculiarities of narration and can compare styles and narrative choices. However, it's also a bit much. I am looking forward to novels that are just… stories. Literary, constructed, made up stories without any claim to personal experience by the author.

Nevertheless, Lena Schatte has convinced me that, while not every book needs to be in the first person, some autofictional books are very good indeed. We meet Motte, who talks about how her mother taught her things that she did not teach her son. Men who drink beer are harmless; they dance, slur their words, and reveal private information, but ultimately, you can push them into bed, where they will sleep off their drunkenness peacefully. However, men who drink hard liquor become aggressive, look for fights and are either brought home by the police or don't come home at all.

Motte's father embodies both types of man – and sometimes he is her primary figure of attachment, her Papa. But the older Motte gets, the less she sees the Papa she loves and the more disappointed she becomes. As an adult, Motte has an alcohol problem herself and a boyfriend who drinks too much hard liquor and not enough beer. Through her narration, we see the effect that alcoholism has on a family: on Motte, her brother, her mother, her grandparents and on their social fabric. We see how trauma is passed down through generations and how different people cope with it in different ways.

Das Schwarz an den Händen meines Vaters (The Black on My Father's Hands) is a novel about family, and in a way, it is very tender and touching. The characters are complex and flawed. They are also working class: As the father's alcoholism takes over and his drunkenness spirals out of control from Sunday to Monday, he loses the factory job that turns his hands black. This fuells the family's social decline.

The most striking feature of this narrative is that the characters are real. The prose is direct and straightforward, but has its own rhythm. We observe a dysfunctional family that never stops being a family, and listen to a narrator who observes closely and describes what she sees unflinchingly (even her own behaviou), yet without judgement.

For me, this novel perfectly achieves what it sets out to do. It has clear and important themes, but I never felt like they became more important than the characters themselves. I am impressed and would like to see it on the shortlist.

All in all, this years list has given me many books worth reading. I hope the next 10 are just as good!
Profile Image for Verena Gangkofer.
40 reviews5 followers
August 26, 2025
4.5 Sterne
"Ich frage sie, ob sie nie getrunken hat. Nein, das ging nicht, schüttelt sie den Kopf. Ich hatte doch die Kinder und das Haus und die Arbeit in der Schneiderei, das wäre gar nicht gegangen." (S. 25)

Ein leises Buch, das mit klarer Sprache und sehr kurzen Kapiteln ein wenig Leichtigkeit in das schwere Thema bringt. Im Zentrum steht Motte, ihr Verhältnis zu ihrem Vater und ihrem Bruder - die sie beide sehr liebt und beide sehr braucht, wenn auch auf ganz unterschiedliche Weise. Weiter geht es um das Verhältnis ihres Vaters und Großvaters zum Alkohol und wie sich all das über Generationen auf die Familie, die Frauen und das soziale Umfeld auswirkt - bis hin zu Motte und ihrem Verhältnis zum Alkohol.

Das Buch erzählt Geschichten, die so oder so ähnlich in vielen Familien und vielen Generationen vorkamen/vorkommen und hallt (zumindest bei mir) nach.
Profile Image for Jessica Teschke.
14 reviews
March 15, 2025
Ich würde dieses Buch jeder Person ans Herz legen, die keine Lust mehr hat abgedroschene Floskeln über Sucht zu lesen. Lena Schätte entwickelt ein neues Vokabular für die Erfahrungen von erwachsenen Kindern aus Suchtfamilien und suchterkrankten Menschen gleichermaßen. Vergangenheit, Gegenwart, Zukunft der Protagonistin verschwimmen über drei Generationen - so poetisch, so schön, so grausam, so den Nagel auf den Kopf treffend. Ich habe selten ein Buch gelesen, in dem Sucht und Co-Abhängigkeit so adäquat repräsentiert wurde. Ich glaube, Lena Schätte beschreitet hiermit neue Wege, wie wir in Zukunft über Sucht reden. Ich hoffe, viele Menschen werden dieses Buch lesen!
Profile Image for Claire.
116 reviews
July 20, 2025
ein vater, dessen alkoholismus sich auf die ganze familie auswirkt. trotzdem hat die familie eine liebevolle, enge bindung und hält über all die jahre zusammen.
zwar etwas romantisiert geschrieben aber an sich fand ich das thema und den schreibstil mega promising.
die kapitel sind unchronologisch aneinandergereiht, was ich anfangs kreativ und spannend fand. leider konnte ich so aber nicht so eine richtige tiefe zu der geschichte aufbauen, weil man doch immer wieder etwas rausgerissen wird, das war schade.
hoffe, dass von der autorin noch mehr erscheinen wird.
Profile Image for Aki.
1,011 reviews
September 23, 2025
Sehr nüchtern erzählt. Sicher realistisch. Hat mich aber nicht so emotional mitgenommen wie Sonnenhang.
Profile Image for Sarah.
148 reviews12 followers
March 24, 2025
"Ich verliebe mich in einen trinkenden Mann, weil es wie zu Hause ist. Ich kenne das. Sie haben mir das Laufen und das Sprechen beigebracht und dass man bei Grün geht und bei Rot steht. Sie haben mir beigebracht, dass das, was zu Hause passiert, zu Hause bleibt. Wie man Erbrochenes schnell aus den Fugen und von den Autositzen bekommt, wie man lügt, so dass es alle glauben. Ich weiß, wie man einen Mann zurechtrückt. So, dass er am nächsten Morgen frisch geduscht und kerzengerade am Frühstückstisch sitzt und alles ein paar Tage gut ist. Ich weiß, was ich sagen muss, damit er Angst bekommt, dass ich gehe. Doch er weiß, ich gehe nicht, und die Angst nutzt sich bald ab.Ich kann das. Ich hab das gelernt."

"Das Auto meines Vaters steht direkt vor dem Haus, die Fahrertür steht noch offen. Er sitzt im Flur auf einer Treppenstufe, atmet schwer, hält sich den Bauch. Der Karton steht vor ihm auf dem Boden. Na, ist Mama nicht da?, sage ich. Er nickt nur. Wenn du dich umbringen willst, dann versteh ich das, will ich sagen. Dann mach ich dir keine Vorwürfe, möchte ich sagen. Aber bitte nicht so. Bitte nicht hier. Bitte nicht so, dass Mama dich finden muss. Bitte, Papa. Bitte. Doch das sage ich nicht. Ich hebe nur den Karton voller Flaschen hoch, ziehe eine heraus und stelle sie ihm vor die Füße. Ich denke, das reicht für eine kleine Party. Dann gehe ich und nehme den Rest mit. Ziehe die Haustür hinter mir ins Schloss und werfe die Autotür im Vorbeigehen zu. Damit der Schnaps nicht bei mir zu Hause ist, in der Nacht nach mir ruft, halte ich ein paar Straßen weiter an einem Glascontainer. Die Flaschen zerschellen laut, und der Geruch steigt zu mir auf. Ich ziehe ihn ein und lehne mich mit der Stirn ans kalte Blech des Containers."

"Manchmal geht mein Vater betrunken mit ihm spazieren und kommt lange nicht wieder. Dann bekommt meine Mutter Angst, und wir laufen mit Taschenlampen durch den Wald neben der Autobahn, bis wir ihn finden. Auf einer Parkbank schlafend oder im Gras liegend. Ich seh mir nur die Sterne an, sagt er dann."

"Und da heule ich. So laut wie ein Kind heulen würde, bis im Wohnzimmer alle still sind."
Profile Image for Glitterregen.
88 reviews6 followers
October 28, 2025
Davon habe ich mir leider mehr erwartet. Ich konnte mich in keine der Figuren wirklich reinfühlen (da fehlte einiges an Tiefe) und der Plot konnte mich leider auch nicht überzeugen. Ich verstehe, dass das "Auseinanderrreissen" der Geschichte bzw. die unchronologische Erzählweise eine stilistische Überlegung der Autorin war, aber für mich hat sie leider nicht funktioniert.
Profile Image for Bücherwolf.
164 reviews10 followers
September 10, 2025
"Das Schwarz an den Händen meines Vaters" ist das erste Buch, das ich beim Longlist-Lesen gelesen habe. Mir ist sofort nach ein paar Seiten wieder eingefallen, warum genau das jedes Jahr meine Lieblingszeit als Buchhändler ist.
Der Roman ist ein stiller und berührender Bericht über eine Familie, die durch den Alkoholismus des Vaters definiert wird und die zwischen Scham und Zusammenhalt dennoch irgendwie koexistiert.

Eine ganz besondere Verbindung hat die Ich-Erzählerin "Motte" mit ihrem Vater. So wird sie von ihm liebevoll genannt. Denn wo ihr Bruder oder ihre Mutter verzweifeln, findet sie irgendwie einen Weg zu ihrem Vater und bildet mit ihm in schwierigen Situationen ein geschlossenes Team. Doch für sie gibt es eigentlich zwei Väter. Einmal der, der schnell rennen kann, beim Spielen alle Verstecke kennt und sich auf alle Fragen eine Antwort ausdenkt. Dann gibt es noch den Vater, der von der Werkhalle ins Büro versetzt wird, damit er sich nicht volltrunken die Finger bei der Arbeit absägt, betrunken Autounfälle baut und nächtelang weg ist. Je älter sie jedoch wird, desto mehr rückt der erste Vater in die Vergangenheit. Und je erwachsener sie wird, desto mehr trinkt sie auch selbst, kennt ihre Grenzen nicht, ist die erste, die komplett betrunken dumme Dinge tut und schläft manchmal im Hausflur, weil sie das Schlüsselloch nicht mehr trifft. Als bei ihrem Vater Krebs diagnostiziert wird, beginnt sie, sich vom Vater und dem Alkohol zu verabschieden. Auf ganz stille Weise.

Wow! Was für ein berührender Roman, der ganz ruhig ein so intensives Thema behandelt. Wie ist es, mit einem Vater aufzuwachsen, der immer mehr dem Alkoholkonsum verfällt und letztendlich nicht mehr wiederzuerkennen ist?
Er spricht auf so viele Arten Gedanken und Wünsche aus, die Kinder, die in genau solchen Familien aufwachsen, irgendwann in ihrem Leben einmal haben.
Er thematisiert die Scham, wenn fremde Personen den betrunkenen Vater sehen, wenn man über ihn spricht und wenn er so betrunken ist, dass er nichts mehr hinbekommt. Gleichzeitig geht es jedoch darum, wie man als Kind diesen Vater dennoch auf eine komplizierte Art und Weise liebt aber trotzdem an der Hilflosigkeit ganz still verzweifelt. Es geht um die Mutter in solchen Familien, die sich um alles allein kümmern muss und nach jedem weiteren Ausrutscher des Vaters die Koffer packt und sich trennen möchte - nur um dann doch wieder zurückzukommen.
Und letztendlich geht es darum, wie Alkoholismus stumm weitervererbt wird. Wie die Kinder selbst ein ungesundes Verhältnis zu Alkohol entwickeln. Dies wird auf symbolische Weise mit der Geschichte des Großvaters und des Vaters genial dargestellt.

Allgemein ist der ganz ruhige Ton, das stille Leiden, das in der Sprache steckt, das Gewaltige an diesem Buch. Es spiegelt die Gefühlswelt des Kindes perfekt wider und macht die Geschichte zu einer Erzählung mit Tiefe und Symbolik.
Durch die sehr kurzen Kapitel und der geringen Seitenanzahl ist der Roman perfekt dafür gemacht, an einem Tag verschlungen zu werden!

Die Nominierung für den Deutschen Buchpreis ist also durchaus nachvollziehbar. Die Tiefe, die in diesem kurzen Roman über ein so komplexes Thema steckt, ist wirklich bemerkenswert. Ich habe den Roman wirklich aufgesogen und geliebt!
Profile Image for Kayleigh.
15 reviews
September 30, 2025
In diesem Roman werden viele Erinnerungen und Momente der ich-Erzählerin wiedergegeben, die vom Alkoholismus ihres Vaters erzählen, wie sie darunter leider und schließlich selbst süchtig wird. Erzählt wird ungeschönt, ungefiltert und ehrlich, es tut weh, die Zeilen zu lesen. Das ist das Schöne an dieser Geschichte. Es fühlt sich sehr echt an. Die Kapitel waren sehr kurz und es wurde von sehr vielen kleinen Einzelmomenten erzählt, die sich zu einem großen Ganzen zusammensetzen. Gleichzeitig hatte ich damit aber auch Schwierigkeiten, die Kapitel zeitlich einzuordnen und mir die Charaktere ihrem Alter entsprechend vorzustellen. Vielleicht liegt aber genau darin die Kunst und die Message dieses Romans. Die Erinnerungen daran, was vor und was nach dem Alkohol war, verschwimmen miteinander, lassen sich manchmal nicht mehr voneinander trennen, lassen einen verwirrt zurück.
Profile Image for ms_svensson.
46 reviews8 followers
June 18, 2025
Was für eine ehrliche, schmerzhafte und berührende Lektüre.

Motte, die Ich-Erzählerin, wächst in einer Familie auf, in der Alkohol allgegenwärtig ist. Ihr Vater ist Fabrikarbeiter, Spieler und Trinker. Die Sucht begleitet die Männerfamilienlinie seit Generationen. Motte selbst kämpft ebenfalls mit ihrer Beziehung zum Alkohol. Als bei ihrem Vater unheilbarer Krebs diagnostiziert wird, begibt sie sich auf eine erschütternde Reise aus Erinnerung, Abschied und dem Wunsch, sich selbst von familiären Prägungen zu befreien.

Lena Schätte schreibt mit einer beeindruckenden Klarheit und Zärtlichkeit. In leisen Tönen und mit kurzen, prägnanten Kapiteln erschafft sie eine Spannung die zwischen Hoffnung, Abschied und Rückfall schwankt.

Der Roman überzeugt in der psychologischen Tiefe. Schätte zeichnet ein Bild einer Familie in der Krise, ohne in klassische Täter-Opfer-Narrative zu verfallen. Stattdessen zeigt sie, wie komplex und verflochten emotionale Dynamiken in suchtbelasteten Familien sind.
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44 reviews3 followers
September 6, 2025
Uff ❤️‍🩹 hoffe es landet auf der Shortlist
Profile Image for Buchdoktor.
2,364 reviews188 followers
March 11, 2025
Die Frauen in „Mottes“ Familie lernten von klein auf, dass Männer trinken und prügeln. Aufgabe der Ehefrauen ist es, die Kinder ruhig zu halten und als Co-Abhängige nach außen ein Lügengebäude aufrechtzuerhalten, von dem alle wussten, dass es eine Maske ist. Schon der Großvater der Erzählerin war alkoholabhängig. Über drei Generationen kannten die Familien kein anderes Leben als das der Ausgrenzung im Dorf. Als Papakind fühlt Motte sich dem Vater eng verbunden, dessen Arbeiterhände nie ganz sauber zu schrubben waren. Als ihm aufgrund seiner Sucht gekündigt wird, beginnt der endgültige Abstieg der Familie, der mit dem frühen Tod des Vaters endet. Mottes Mutter konnte auch mit zwei Arbeitsstellen kaum gegen die Kosten seiner Sucht an verdienen. Heute hat „Motte“ nur noch zu ihrem Bruder Kontakt - und auch sie ist alkoholsüchtig.

Lena Schättes Debütroman erzählt auf wechselnden Zeitebenen über drei Generationen Alkoholkranker. Dabei scheinen Gegenwart und Vergangenheit miteinander zu verschwimmen, als würden wir als Leser:innen Mottes Gedankensprüngen folgen – oder als wäre die Unterscheidung in Gegenwart und Vergangenheit unwichtig. Beeindruckt hat mich die Autorin mit den Momenten, in denen Lenas Gefährdung als Kind und ihre Sucht als Erwachsene für Außenstehende nicht mehr zu übersehen war, die Tür zu Hilfe jedoch nicht weit genug geöffnet wurde.
Profile Image for Kira.
73 reviews6 followers
November 19, 2025
Nüchterne Erzählung einer Familie mit generationsübergreifendem Alkoholproblem. Trotz oder gerade wegen des nüchternen Schreibstils macht es einen doch sehr emotional und nachdenklich. Wo ich jedoch meinen Vorrednern zustimmen muss, es ist etwas ziellos, vielleicht soll es auch gerade die Problematik des Alkoholkonsums aufgreifen, ich hätte mir jedoch was anderes gewünscht. Am Ende geht es viel um den Vater, dabei hätte ich gerne noch mehr über das Leben der Ich Erzählerin gehört, aber es scheint mir das ihr Leben mit dem Leben des Vaters endet. Ich hätte da gerne noch ein paar Seiten mehr über sie gehört, dafür einen Stern Abzug.
Aber sonst eine Empfehlung, es lässt einen getrübt und nachdenklich zurück. Stark wie man solche Emotionen beim Leser erzeugt ohne emotional im klassischen Sinne zu schreiben. Von daher auch wieder hier, wohl verdienter Platz auf der Longlist des deutschen Buchpreises.
Profile Image for Jule.
343 reviews14 followers
August 2, 2025
Ein Text über Alkohol in der Familie, der ohne Klischees und Übertreibungen auskommt. Wie selten gibts das eigentlich. Gut erzähl, die Zeitsprünge haben mir allerdings etwas zu schaffen gemacht und meinen Lesefluss erschwert.
Profile Image for Prusseliese.
429 reviews20 followers
September 2, 2025
berührende Familiengeschichte aus der Perspektive der Tochter eines alkoholkranjen Vaters
Profile Image for silja.
63 reviews26 followers
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August 22, 2025
Was für ein großartiges, bewegendes, intensives Buch! Mein absoluter Favorit für den Buchpreis und eine unbedingte Leseempfehlung.
Profile Image for tollpatschki.
107 reviews7 followers
June 22, 2025
so sanft, liebevoll und trotzdem irgendwie ungeschönt wird glaube ich selten über suchterkrankungen geschrieben (tbh, ich bin auch einfach ein sucker für vater-tochter-geschichten)
Profile Image for Oktober.
278 reviews
September 1, 2025
“Das Schwarz an den Händen meines Vaters” von Lena Schätte handelt vom Alkoholismus in der Familie der Protagonistin, insbesondere ihrem Vater und ihr selbst und den Auswirkungen dessen über mehrere Generationen hinweg.
Ich fand es einerseits faszinierend, in die Erfahrungs- und Erlebniswelt der Figuren einzutauchen (Hauptfiguren, die selbst unter Alkoholismus leiden und dies auch nicht beschönigen, findet man in der Literatur selten), allerdings auch verwirrend, da auf mehreren Zeitebenen erzählt wird und man im jeweiligen Kapitel oft erst einmal herausfinden muss, auf welcher man sich gerade befindet, weil sich Vieles ähnelt. Gleichzeitig wurde mir nicht tief genug auf die namenlose, vom Vater nur “Motte” genannte Protagonistin eingegangen. Dieses lückenhafte Erklären hat bei mir den Eindruck thematischer Unvollständigkeit hinterlassen und war mir inhaltlich insgesamt zu flach.
Der Aspekt des generationenübergreifenden Umgangs mit Alkoholikern in der Familie und wie die Hauptfigur von kleinauf nur lernt, mit diesen Männern umzugehen und in die gleichen Beziehungsmuster fällt, wie die anderen Frauen in den Generationen vor ihr, finde ich aber toll erzählt und berichtenswert.

*Das Buch wurde mir kostenfrei von netgalley zur Verfügung gestellt.
Profile Image for Dunja Brala.
595 reviews41 followers
September 12, 2025
Ich habe zu älteren Herren, die in der Kneipe sitzen und schon nachmittags Bier trinken ein ambivalentes Gefühl. Einerseits finde ich das tragisch und auch ein wenig abstoßend, oft versteckt sich hinter einer spießigen und normalen Fassade Alkoholismus, der mit einigen Bier täglich inklusive ein paar Schnäpsen daherkommt. Meinem Empfinden nach kann man da schon von Abhängigkeit sprechen. Andererseits hab ich als Kneipenkind viel Kontakt zu solchen Männern gehabt und – man möge es mir glauben oder nicht – viele gute Gespräche gehabt. Meistens wollten die nur erzählen und irgendwie habe ich ein Herz für diese Spezies.

Die namenlose Erzählerin in diesem Text hat es da härter angetroffen. Ihr Vater ist das, was man einen Hardcore- Alkoholiker nennt. Ohne geht nicht! Und dafür verspielt er Haus, Hof, Job und fast seine Familie. Für die Erzählerin fühlt es sich an, als ob sie zwei Väter hat: den Fürsorglichen, Lustigen, der Geschichten erzählt, sie zum Lachen bringt oder mit ihr kleine Abenteuer erlebt. Aber auch den Volltrunkenenen, der sich in Klamotten aufs Bett legt, schon mal nicht nach Hause kommt und aus den Augenwinkeln zur Kenntnis genommen wird. Eigentlich gibt es auch noch einen dritten Vater: der, der mit einem dicken Schädel aufwacht, Lügengeschichten erfindet, um seine Ausfälle zu erklären und dafür auch unsere ICH Erzählerin grenzenlos manipuliert oder sie als Komplizin zu gewinnen versucht.

Als erwachsene Frau trinkt sie selber, möchte sich erst in den Vater reinfühlen und rutscht nach und nach in die gleiche Krankheit. Sie ist ein Papakind, das merkt man schnell und umso schmerzhafter ist mit anzusehen, wie sich ihre Liebe und Sorge in Verachtung und Flucht verwandelt.

Lena Schätte erzählt den sozialen Abstieg einer Familie aufgrund von Alkoholismus und wendet einen pragmatischen Ton an. Sie versucht jegliche Gefühlsduselei außen vor zu lassen und schafft es trotzdem, den Text sehr nahbar zu machen. Der Bruder ist der einzige Dreh und Angelpunkt, der einem ein Lächeln ins Gesicht zaubert. Seine unbeschwerte Art, die er sich wie auch immer erhalten konnte (oder ist sie nur Fassade?) macht die Personenzeichnung abwechslungsreich. Man hat zwar eine ungefähre Ahnung davon wie die Mutter sich fühlen mag doch sie blieb mir am weitesten weg – mal abgesehen von der Schwester, die nur am Rande vorkommt.
Durch das ist nicht schlimm, denn dies ist eine Geschichte von Vater und Tochter, die in den von Ihm verschuldeten, prekären Verhältnissen versuchen das unmögliche zu schaffen - sich eine positive Beziehung zu erhalten. Dass dieser Roman nicht lösungsorientiert arbeitet, fühlt sich ebenfalls als Plus an. Es ist kein Ratgeber, sondern die Darstellung von Familienleben, wie es das in Deutschland tausendfach gibt.

Mich hat diese Geschichte sehr berührt, es gab Momente, da standen mir die Tränen in den Augen. Und ich musste an die vielen Familien denken, die ich kenne, denen ähnliches widerfahren ist.

Ich empfehle das Buch allen die einen knappen Erzählstil mögen und die die Augen vor viel gelebten Realitäten nicht verschließen möchten.
Profile Image for Sarah.
27 reviews4 followers
October 19, 2025
Die Ich-Erzählerin berichtet über ihr Leben, ihre Kindheit mit einem Vater, einem Arbeiter, der mehr trinkt, als gut für alle ist und über ihr Erwachsenenleben, in dem sie auch gern mal viel zu sehr über die Strenge schlägt.
Der Titel ist relativ schnell erklärt, hat etwas mit dem Job des Vaters zu tun. Doch als Leser ist man schnell in der eigentlichen Thematik drin. Der übermäßige Alkoholkonsum einiger Protagonisten in diesem Buch und dass es beinahe selbstverständlich ist. Wer weiß, wie es ist, einen Alkoholiker in der Familie zu haben, kann dieses Buch so gut verstehen. Erschreckend real erzählt die Autorin.
Doch dann ist da noch die tiefe Liebe, die "Motte", wie die Erzählerin von ihrem Vater genannt wird, genau diesem entgegenbringt. Hier wird der Zwiespalt zwischen dem Abscheu des sich ständig wiederholenden vernichtenden Verhalten des Vaters und der alles umfassenden Liebe eines Kindes so gut nachvollziehbar auf den Punkt gebracht.
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