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Mit dir, da möchte ich im Himmel Kaffee trinken

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"Siehst du Mascha, ich bin deinem Rat ich war klug und hielt mich an Wunder." Und es ist ja auch ein Wunder, dass Elisa ihr katastrophales Leben bisher immer noch gemeistert hat. Sie erzählt der von ihr so bewunderten Dichterin Mascha Kaléko leicht von schwierigen Dingen, von ihrer Zeit im Heim, obdachlos auf der Kölner Domplatte, immer auf der Suche nach Geborgenheit, die sie lange nur in Büchern fand. Aber auch von ihrer unbedingten Sehnsucht nach Liebe, von ihrer Vorliebe für kleine Reetdachhäuser, für schaumigen Cappuccino, für Bücher, von Männern, von Freundschaft und vor allem davon, dass alles möglich ist. Eine literarische Liebeserklärung an eine große Dichterin und an all die Wunder, die das Leben bereithält.

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Published March 11, 2025

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Sarah Lorenz

1 book15 followers

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2 stars
51 (4%)
1 star
11 (<1%)
Displaying 1 - 30 of 188 reviews
Profile Image for Literatursprechstunde .
196 reviews93 followers
June 22, 2025
„Mit dir da möchte ich im Himmel Kaffee trinken“ erzählt die Geschichte von Elisa, die während sie sich durchs Leben kämpft, immer wieder mit ihren Gedanken an Mascha Kaléko wendet. Zudem wird jedes Kapitel eingeleitet mit wundervollen Zeilen der Dichterin.

„Nirgends finde ich mich so wieder wie in ihren Gedichten. Wäre ich Ärztin, so würde ich bei leichter Schwermut ein Rezept für Maschas Gedichte ausstellen.“

Ich selbst habe Mascha Kaléko mehr oder minder durch einen Zufall für mich entdeckt - es war nämlich das Büchlein „Wir haben keine andre Zeit als diese“ in der Weihnachts-Überraschungskiste meines Lieblingsantiquariats und ich hab’s so geliebt, dass ich so auch auf Sarah Lorenz mit ihrem Debüt aufmerksam geworden bin und ihr auch fortan gefolgt bin (sie heißt dort Buchischnubbel und macht die süßesten Storys - sucht uns z.B. jeden Abend die cutesten Orte zum Schlafen aus).

Als junges Mädchen zieht es Elisa von ihrer nicht mehr so wohl behüteten Heimat zur Kölner Domplatte. Zwanzig Jahre später reflektiert sie in ihrem Werk diese Zeit nicht unkritisch - das nötige Feingefühl spürt man immer wieder, wenn sie sich an Mascha wendet. Das Leben hat sie nicht verschont - und obwohl sie frohen Mutes loszog, um Punk zu werden und Heroin zu testen, sieht sie sich recht schnell konfrontiert mit der Härte solch eines Lebens. Obdachlosigkeit und die Übergriffigkeit von Männern sind nur Beispiele von den vielfältigen Grausamkeiten, die ihr auf ihrer Suche nach Geborgenheit begegnen. In Rückblicken erzählt sie uns von ihrer Zeit im Heim, dem Verhältnis zu ihren Eltern oder wie weh es tut Freundschaften zu verlieren.

„Nach der ganzen Zeit noch, Liebeskummer in Freundschaften wird unterschätzt. Der romantische vergeht eines Tages. Immer. Die Wunde über die fehlende Mutter, den fehlenden Vater, die Freundin, die keine mehr ist, diese Wunde bleibt.“

Würde ich so unterschreiben, das sind Erfahrungswerte, die das Leben schreibt und davon hat Elisa reichlich. Aber ebenso wie ihr Herz von Verlust geprägt ist, ist sie offen für die Liebe und sehnt sich schon nach einer Wiedevereinigung im Himmel, mit ihren Liebsten, die dort schon auf sie warten, und natürlich mit Mascha:

„Wenn ich dann dort eintreffe, hoffentlich erst so in ca. 50 Jahren, wird mich ein Wimmelbuch voller Menschen, die mich wirklich geliebt haben, erwarten. Mit dir, da möchte ich im Himmel Kaffee trinken, Mascha. Zück den Kalender!“

Mir ist dieses Buch genau im richtigen Moment in die Hände gefallen - denn es war tröstend und lebensbejahend, zudem auch eine Ode ans Lesen, denn Bücher nehmen für Elisa einen ebenso großen Stellenwert in ihrem Leben ein, wie sie es für mich tun.
Ich finde Sarah Lorenz‘ Buchidee - ihr Leben reflektierend Mascha Kaléko zu erzählen - gelinde gesagt genial, brillant, grandios!!

Abschließen möchte ich mit einem Mascha Kaléko Zitat (Elisas und vielleicht auch Buchischnubbels Lieblingssatz):

„Die Nacht, in der das Fürchten wohnt, hat auch die Sterne und den Mond.“
Profile Image for Alexander Carmele.
475 reviews428 followers
June 26, 2025
Trotz arger formaler Mängel eine quälend-intensive, dennoch verspielte Exorzismus-Story

Inhalt: 4/5 Sterne (heftige Widerstandsstory)
Form: 2/5 Sterne (karg, aber rhythmisch)
Erzählstimme: 2/5 Sterne (wütender Trauerklos)
Komposition: 5/5 Sterne (langsamer Exorzismus)
Leseerlebnis: 5/5 Sterne (Reise durch Finsternis)


Mit dir, da möchte im Himmel Kaffee trinken heißt Sarah Lorenz' Debütroman. Vordergründig handelt es sich um einen Vertreter des Coming-of-Age und bekommt von Caroline Wahls Erfolg mit ‎22 Bahnen und Windstärke 17 Rückenwind. Prekäre Kindheitserfahrungen führen auch in Lorenz‘ Roman zu heftigen Gefühlsausbrüchen und radikalen Lebensentscheidungen:

Ein paar Monate vor meinem 14. Geburtstag nämlich, da habe ich meinen schwarzen Eastpak-Rucksack gepackt und die Wohnung mit dem Teeniezimmer – besser gesagt, den Menschen in ihr – mit vielen Tränen und einem Zettel auf dem «Danke für Alles, aber ich kann nicht mehr» stand, verlassen. […] Das war nämlich so: Nachdem ich in der Bravo gelesen hatte, die Kölner Domplatte sei DER Punkertreffpunkt schlechthin, beschloss ich, ebendort Punkerin und heroinabhängig zu werden. Und schlussendlich mit 30 an einer Überdosis zu sterben.

Idee von Lorenz‘ Ich-Erzähl-Jugend- und Kinderbuch-Story läuft auf das Märchen der Gebrüder Grimm hinaus, nämlich das „Von einem, der auszog das Fürchten zu lernen“, und in der Tat erlebt Elisa, die Ich-Erzählerin Fürchterliches. Sie zieht alles durch, und indem sie alles durchzieht, durchschreitet sie es auf ihre Weise und kommt zu einem sehr selbstbewussten und klaren Entschluss, als ein Bekannter von ihr an einer Überdosis Heroin stirbt:

Alex S. war der zweite mir näher bekannte Mensch, mit dessen Tod ich konfrontiert wurde. Alex S. war der erste Mensch, mit dem ich Sex hatte, mit dessen Tod ich konfrontiert wurde. Er würde nicht der letzte sein. […] Rückblickend stellte Alex S.’ Tod einen der Wendepunkte für meine Psyche dar. Es war nicht mehr alles nur fun and games. Der Tod hatte sich dazugesellt. Meine Ängste und Zwänge wurden sukzessive schlimmer. Was, wenn ich einen Herzschaden habe?

Die Selbstzerstörung durchschreitend, besitzt Mit dir, da möchte im Himmel Kaffee trinken völlig andere Vibes als Maria Kjos Fonns Heroin chic, das formal, sprachlich gesehen komplexer agiert, psychologisch brutaler wirkt und der Drogensucht eingehender auf den Zahn fühlt. Bei Lorenz, trotz des Themas, bleibt irgendwie alles Eitel-Sonnenschein. Was anfangs disparat wirkt, schließt sich im Gang der Lektüre mehr und mehr zusammen und wirkt perspektivisch klar und wohlaustariert. Die Verengung, die Schwebung, das Loslassen und Durchhalten rundherum Mascha Kalékos Gedichten gleicht, wie dem gleichnamigen von Canetti, einem Buch gegen den Tod:

Wie soll man das aushalten, habe ich mich gefragt, bevor ich lernen musste, es auszuhalten. Nun kann ich mir also selbst antworten: Du musst dem etwas entgegensetzen. Müssen ist hart, das ist kein Imperativ, das ist ein Automatismus. Du musst dem Krebs das Leben entgegensetzen. Indem du es lebst.

Sarah Lorenz‘ Mit dir, da möchte im Himmel Kaffee trinken wirkt wie eine intellektuell durchdachtere Version von Caroline Wahls Erfolgsromanen und eine geläutere von Kathy Ackers einst indizierten Titel Harte Mädchen weinen nicht. Es nimmt den Erzählstil von Joseph von Eichendorff in Aus dem Leben eines Taugenichts auf und dreht ins Moderne, Schwarze, Heftige der postmodernen Großstadttristesse, aber überzeugend, obgleich eben formal einfach, teilweise zu kurz, zu wenig geduldig, aber dafür mit viel Verve und Erzählkraft.



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Details – ab hier Spoilergefahr (zur Erinnerung für mich):
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Inhalt:
●Hauptfigur(en): Elisa, Ich-Erzählerin, 39 Jahre alt, Ex-Punkerin, Ex-Heiminsassin, Buchhändlerin und angehende Akademikerin, noch im Studium begriffen zur Erzählgegenwart. Szenerie: kleine geliebte Stadt, große Stadt (Berlin), Hafenstadt (Hamburg), Köln und die verhasste Stadt (Süddeutschland – München?).
●Charaktere: verwirrte, leicht infantile, naive Ich-Erzählerin
●Zusammenfassung/Inhaltsangabe:
1.) mit Elf ins Kinderheim, aus der mütterlichen Fürsorge und die Pistole auf die Brust: der Vater oder die Mutter. Trauer um den Verlust der Mutterliebe. Mutter hat sich erschöpft. Jugendhilfeeinrichtung, enges kleines Zimmer. Letztes Treffen mit 21, Ich-Erzählerin 39. Mit 21 mit aufgeschnittenen Armen vor der Mutter, die ihr Einsamkeit prophezeit. Mit 12 ½ versuchte es die Mutter nochmals mit ihr. Es ging schief, und die Ich-Erzählerin beschließt im Alter von 13 mit 30 Jahren an einer Überdosis Heroin sterben zu wollen. (10%)
2.) Mit 14 trifft sie den Jungen, 17, mit den Augen, Silberblick, als sie beschließt Punkerin auf der Kölner Domplatte zu werden, mit dem Buch Christiane F. im Rucksack. Hat das zweite Mal Sex mit ihm. Hat Kontakt mit Ute, ihrer Sozialbetreuerin, 25 Jahre lang gehalten. Mit 18 zieht sie mit Natalie in die Mäusewohnung, in ein Haus voller Punker. Holt ihren Jugendschwarm, den Silberblick-Jungen ab. Mit 19 ½ trennte sie sich von ihm, wegen seines Alkoholismus. (18%)
3.) Clara, die Freundin, die sie mit 21 aus der Küche der Mutter abgeholt hat. Natalie als Freundin blieb ihr. (20%)
4.) Beziehung mit Jannis. Cousin von Clara, Jannis studiert in Leipzig am Literaturinstitut. Wilder Sex, Waschbeckenzerstörung, Auf und Ab, sie schneidet sich. Wilde Beziehung hielt nur 1 Jahr. (24%)
5.) Beziehung mit Holger. Im Antiquariat kennengelernt. Er Intellektueller auf der Suche nach seiner Muse und Retterin. Kaufte sich ein Gedichtband von Mascha Kaléko, da hat sie ihn angesprochen. Trennung nach 6 Monaten. Sie genügte ihm intellektuell nicht. Er beging Selbstmord (Sprung in eine Erzählzeit, eigentlich sitzt sie noch im Zug, um Kalékos Grab zu besuchen, an dieser Stelle hat sie es schon besucht – das Präsens-Präsens). (29%)
6.) Freundin Judith kann nicht mehr. Beziehung mit Finn, in Berlin. Die Beziehung endete sie per SMS. (32%)
7.) Sie wird schwanger von Finn, treibt ohne ihn zu fragen ab, Lottchen hatte sie die Tochter genannt (ohne zu wissen, ob es ein Mädchen wird). Sie empfindet ihre Lebenssituation zu unstabil, und Finn auch.
8.) Tod des Vaters, als sie 37 ist. Die letzten Jahre, ein gemeinsames Urlaub. (39%)
9.) Geschichte ihrer Mutter, sie war 15, als sie mit ihr schwanger wurde, der Vater 26. Trennung als sie zwei Jahre alt ist. Dann nochmal der Versuch in der verhassten Stadt (München?), geht auch schief, Vater Hippie. (46%)
10.) Geschichte, wie sie Punkerin wird, mit dem ICE nach Köln. Erste Nacht unter einer Brücke. Wird sofort befummelt. Sie versucht Heroin aufzutreiben. Irgendwelche Schlafgelegenheit bei Typen, die sie sexuell ausnutzen und missbrauchten, während sie die meiste betrunken war. Sie lernt Caecilia und Melanie kennen, beide 17, 3 Jahre älter. Melanie bereits heroinsüchtig. Bekanntschaft mit Erich, aber sie entschließt sich danach, nicht ihren Körper für Geld zu verkaufen. Abschnitt über üble Männerbekanntschaften. (51%)
11.) Kennenlernen von Verena. Reiche Tochter, völlig am Ende, gehen Essen, danach zu Verena, kuscheln, große Schwester-kleine Schwester Dynamik, spritzen Heroin, nach drei Tagen wird Verena von der Polizei abgeholt. Sie hat sich selbst wegen Suizidgefahr angezeigt. (55%)
12.) Erfahrungen mit der Polizei, Sozialpädagogen. Verabredungen mit Kumpel Pinsel, die nicht stattfindet, weil beide von der Polizei aufgeschnappt werden. (59%)
13.) Verschiedene Diagnosen, Vorschlag zum Vater zu ziehen, als sie 16 Jahre ist, lehnt aber ab, um die Möglichkeit zur Rückkehr zu Mutter nicht zu verunmöglichen. Flieht aus der Psychiatrie, landet wieder auf der Straße. Sie erhält eine eigene Wohnung mit 16.
14.) Beziehung mit Manuel. Auch Alkoholiker, gewalttätig. Waffennarr, etwas unklar, wann die Beziehung stattfand, wohl nach der Episode mit den Silberblick-Jungen, zwei Jahre, die endete, als Manuel sich der Polizei zu widersetzen versuchte, mit Waffe. (69%)
15.) Erster Sex, Freundschaft mit Milena, im Jugendheim mit 13. Fußfetischist. Gras-Dealer Dariusz, 16, mit dem sie Sex hat. Lesbische Erfahrung mit Stefanie mit 16. Homosexualität, Kalékos Sohn Steven. (73%)
16.) Thema Tod. Der Tod von Alex S., heroinsüchtig, den sie kannte. Wendepunkt in ihrem Leben. Sie hat keine Lust zu sterben. Versöhnliches Treffen mit den Großeltern kurz vor dem Tod des Großvaters in Hannover. (78%)
17.) Ich-Erzählerin erkämpft sich das Abitur nach 23 Jahren und 10 Schulen. Kleine Orientierung, Hauptschule, Junge mit Silberblick, Realschule, Jannis, danach wohl Holger? Manuel wohl zwischen den ersten und letzten Begegnung mit Silberblick-Jungen. (84%)
18.) Beziehung mit Nick. Wie sie zusammenkommen, zusammenbleiben, dann Krebsdiagnose von Nick. (87%)
19.) Chemotherapie, Hoffnungslosigkeit, Remission, erneute Metastasen. Widerstand. Leben unter ständiger Angst, dass der Krebs wieder ausbricht. (93%)
20.) Brief an ihr jüngeres Selbst, und auch an andere. Es gibt Liebe. Sie kann gefunden werden. (96%)
●Kurzfassung: Eine Ich-Erzählerin fährt von Hamburg nach Zürich, um Mascha Kalékos Grab zu besuchen, u.a. auch, um sich über sich und ihr Leben klar zu werden, zumal ihr Vater kürzlich gestorben ist und ihr Lebenspartner eine fatale Krebsdiagnose bekommen hat.
●Ereignisse/Szenen: mit Verena in der Wohnung; aber durch die Eskalation, als Punkerin zu leben, mit Heroin und Obdachlosigkeit, ziemlich intensiv.
●Diskurs: Homosexualität, Kalékos Problem damit, dass ihr Sohn homosexuell gewesen ist; Kapitalismuskritik ? … wie Männer Frauen behandeln
… Vergleich zu Kathy Acker „Harte Mädchen weinen nicht“, welche Parallelen: Mutterlosigkeit, Schwangerschaftsabbruch, Sex mit jungen Jahren … brutale Erfahrungen auf der Straße, Übergriffe, Erfahrungen mit der Polizei, aber alles lakonisch erzählt, abgeklärt, im Rückblick. Es wird immer klarer, dass es sich um eine Art Märchen handelt, ein Abenteuer, die, die hinauszog, um das Fürchten zu lernen. Verwandt in diesem Sinne auch mit Eichendorffs Taugenichts. Es geht auch um die Unzerstörbarkeit des Körpers, um die Unzerstörbarkeit der Neugier, der Lebenslust. Grenzerfahrungen. In diesem Sinne gibt es einen klaren Erzählgrund, und der Plot hält bei der Stange: erst die Sache mit der Mutter, dann das Leben als Punkerin, dann der Tod des Vaters, dann die Krebsdiagnose des Freundes.
--> 4 Sterne

Form:
●Wortschatz: eher Alltagssprache, kein Schriftsprache
●Stimmige Wortfelder: ja, keine Abstraktionsebenen-Vermischungen
●Type-Token-Ratio: 0,166 (mittlere narrative Komplexität)
(Musil 0,23 - Genre 0,11)
●Satzlängen-Verteilung-Median: 11, Standardabweichung 9,2 wegen sehr langer Sätze (85, 78, 64 Wörter)
●Anteil der 1000 häufigsten Wörter: 78,4%
(Musil/Mann <70% - Genre >80%)
●Wortartenverteilung: Adjektive 7,6% - Adverbien 5,7%
(bei Musil: Adjektive 13% - Adverbien 7%)
●Verhältnis Nominal-/Verbalstil: Verbalstil klar dominiert, handlungsorientiert
●Satzstrukturen: einfach, sehr unmittelbar
●Wiederkehrende Motive/Tropen: keine
●Innovation: keine
… von der Wortwahl eher unterdurchschnittlich, aber die Sätze, das Schreiben, sehr melodisch, rhythmisch, daher --> 3 Sterne

Erzählstimme:
●Reflektiert: nicht wirklich reflektiert, eher naiv, eher absichtlich gedankenlos, flapsig, schnell und rhapsodisch, kleinmädchenhaft.
●Situiert: ja, Ich-Erzählerin befindet sich im Zug auf der Fahrt nach Zürich, und zurück nach Hamburg.
●Perspektiviert: ja, auf sich selbst, auf das eigene Leben, die Lust am Leben
●Erzählform: Ich
●Erzählstandort: räumlich wie zeitlich – klar, Gegenwart 2025, Zugfahrt.
●Erzählsicht: Innenperspektive, ohne Spekulation
●Erzählverhalten: kommentierend (auktorial), auf ihr Ich- und das Kalékos bezogen
●Erzählhaltung: naiv, kindlich, unbesonnen, aber 39jährig.
●Erzählverfahren: Brief ähnlich, Brief, Gespräch mit Kaléko
●Erzählstil: nivellierend
… durchgezogener Jugendroman, im Jugendromanstil à la „Fänger im Roggen“, sehr ähnlich auch zu Caroline Wahl „Windstärke 17“ oder „22 Bahnen“
--> 3 Sterne

Komposition:
●Verhältnis Dialog/Beschreibung: im Grunde ein innerer Erinnerungsmonolog
●Tempiwechsel: durch Gedichte, Zeitsprünge, melodisch raffend
●Extradiegetische Abschnitte: nein, keine
●Lose Versatzstücke: auch keine
●Reliefbildung: dynamische Ortswechsel, Akzente, Strukturbildnisse, Motive … ja, alles vorhanden, intensives Zwiegespräch mit Kaléko, Rückbindung, Weiterführung, Exorzismus gegen den Tod, deutlich kompositorisch auf die Perspektive, Grab abgelegt, endet mit Brief an das vergangene Ich, und ein zufälliges zukünftiges.
--> 4 Sterne

Leseerlebnis:
●Gelangweilt: nein
●Geärgert: nein, manchmal ein wenig zu kindlich
●Amüsiert: nein, zu heftiges Thema
●Gefesselt: mehr oder weniger, teilweise zu durcheinandergewürfelt
--> 4 Sterne

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Profile Image for Marion.
164 reviews59 followers
December 22, 2025
Elisa, die Ich-Erzählerin, steht im inneren Dialog mit der wunderbaren Lyrikerin Mascha Kalèko ( Das lyrische Stenogrammheft). Sie erzählt ihr von ihrem katastrophalen Leben.

Von der Mutter ins Kinderheim abgegeben sucht sie Liebe in ständig wechselnden Beziehungen. Elisa, gerade mal 14 Jahre alt, verwechselt Ausbeutung, Zerstörung und Sex mit Partnerschaft. Anhand eines Protokolls oder Tagebuchs hakt sie ihre Erfahrungen ab: erster Drogenrausch, erstes sexuelles Erlebnis, Vergewaltigung und vieles mehr, was ihrem Verständnis nach zum Erwachsenwerden gehört. Ihr Ziel, Tod durch Heroin.

Ein Leben, das geprägt ist von der Sehnsucht nach Liebe, Hoffnungslosigkeit aber auch Hoffnung. Ein Leben in ständiger Angst, Traumata, und mit einer schwierigen Kindheit (immer Christiane F. im Schlepptau), aber auch ein ganzes Leben voller Bücher und die Liebe zur Literatur!

Sarah Lorenz verbindet Schwermut und Heiterkeit.
Ein Buch " wie eine Therapie " und ein Hoch auf das Leben.

Ehrlich, berührend, sehr emotional und stark autobiographisch gefärbt.
Es geht um Missbrauch, Drogen, Obdachlosigkeit, Gewalt und den ständigen inneren Kampf des Heranwachsens und auch um Selbstfindung.

Durch das Voranstellen einzelner Gedichte von M. Kalèko, welche die Kapitel einleiten, hat das ganze Buch auch etwas poetisches.

"Mit dir da möchte ich Himmel Kaffee trinken" ist ein Coming of Age Roman, normalerweise nicht mein bevorzugtes Genre und trotz des teilweisen einseitigen Konsens, der Liebe zur Mutter und Vater, hat mich
der Debütroman von Sarah Lorenz überrascht und beeindruckt.
Von mir eine Leseempfehlung!
Profile Image for LeserinLu.
322 reviews38 followers
March 21, 2025
Für mich ist „Mit dir möchte ich im Himmel Kaffee trinken“ bisher das Lesehighlight dieses Jahres – nicht zuletzt, weil ich Mascha Kaléko als Dichterin, um die es im Roman auch geht, ohnehin sehr liebe. Im Zentrum des Romans steht jedoch Elisa, die der Dichterin ihre eigene bewegende Lebensgeschichte erzählt.

Elisa fühlt sich von Kalékos Gedichten verstanden, seit sie sie mit Anfang 20 entdeckt hat, und vertraut ihr ihre Gedanken an – über ihre schwierige Kindheit, ihre Zeit im Heim, ihre Liebesbeziehungen, immer auf der Suche nach Geborgenheit, die sie lange nur in Büchern fand. Und trotzdem ist der Roman nicht düster, sondern voller Sehnsucht, Hoffnung und Poesie. Mit großer Leichtigkeit wird von den schweren Dingen erzählt, beim Erzählen über Freundschaft, der Liebe zu Büchern und der großen Liebe wird es aber auch schon auch mal ein bisschen pathetisch. Diese Mischung hat mir einfach richtig gut gefallen und ich habe mir Vieles angestrichen.

Besonders gelungen fand ich auch die Struktur des Romans: Jedes Kapitel beginnt mit einem passenden Gedicht von Mascha Kaléko, das Elisas Erlebnisse und Gedanken spiegelt. Das hat mir die Gedichte noch einmal anders näher gebracht und ich habe jetzt richtig Lust auf mehr. Insgesamt ist der Roman damit eine literarische Liebeserklärung – an Kaléko, an die Kraft der Worte und daran, dass wir selbst in den dunkelsten Momenten Trost finden können.
Profile Image for Franziska Nyffenegger.
213 reviews49 followers
March 23, 2025
Ich weiss nicht, wie ich auf die Idee gekommen bin, ich könnte zur Zielgruppe dieses Buchs gehören. Vielleicht wegen Mascha Kaléko. Weil der Vater sie so mochte. Weil wir an seiner Beerdigung ihre Gedichte gelesen haben. Weil er manchmal fehlt. Vielleicht auch wegen dem Blurb, der eine perfekte Mischung aus Punk und Poesie versprach. Naja. So etwa war das Buch für mich. Eine Sprache, wie ich sie hier persifliere. Mag ich halt nicht so doll. Und der Rest. Eben: Zielgruppe bin ich nicht. Gönne der Autorin den Erfolg. Hat sie verdient (für ihr Leben, nicht für das Buch als Buch). Ich such mir mal eins der Kaléko raus. Tschüssikussi!
Profile Image for Paulina.
93 reviews13 followers
March 21, 2025
Definitiv ein Jahreshighlight!❤️‍🔥
Profile Image for Sandra.
201 reviews49 followers
August 11, 2025
Ach, ich kann schon verstehen, warum Menschen dieses Buch mögen. Trotzdem, ich leider nicht so wirklich. Die Autorin erzählt, so scheint es, autofiktional. Da geht es schon los. Autofiktion mag ich in der Regel nicht. Mich interessiert einfach nicht, was die Autorin für harte Zeiten in ihrer Kindheit hatte und wie sie von einer schrecklichen Beziehungskatastrophe in die nächste stolpert. Es sei denn, es hätte sprachlich wundervolles zu bieten oder die Tiefsinnigkeit, in der vom eigenen Leben erzählt wird, erzeugt eine allgemeine Gültigkeit, aus der ich für mich was mitnehmen kann. War hier, in meinen Augen, beides nicht der Fall.

Wie gesagt, verstehe ich aber zum Teil, die Begeisterung anderer für das Buch. Wäre ich nicht Sozialarbeiterin und hätte dadurch nicht regelmäßig selber mit den "Systemsprengern" der Jugendhilfe zu tun, hätten mich möglicherweise zumindest die Geschichten über Kindheit und Jugend mehr interessiert. 

Also, I'm the problem, it's me. Autofiktion ist nicht meine bevorzugte Art von Literatur und doch lese ich diese Bücher immer mal wieder, lasse mich von der Begeisterung anderer dazu verführen. Wie nennt sich das noch mal, wenn man immer wieder das gleiche macht, aber andere Ergebnisse erwartet..? (:

Zwei Sterne, weil mich immerhin die letzten zwei oder drei Kapitel gut gekriegt haben.
Profile Image for Maren.
273 reviews6 followers
October 17, 2025
Elisa ist 39, Buchhändlerin, ehemalige Punkerin, ehemalige Heiminsassin.
Auf einer Zugfahrt von Hamburg nach Zürich, unterwegs zu Mascha Kalékos Grab, blickt sie zurück auf ihr eigenes Dasein mit viel Schmerz, Exzess, Sehnsucht, Überleben.

Mit elf verliert sie das Zuhause, mit vierzehn die Unschuld mit dreißig beinahe das Leben.
Ihre Jugend spielt sich zwischen Heimen, Straßen, heruntergekommenen Wohnungen und den falschen Männern ab.
Trotzdem hat sie einen erstaunlicher Wille zum Weitergehen.
Der Text ist kein Elendstagebuch, sondern das Porträt einer Frau, die trotz allem auf Menschen, auf Bücher, auf sich selbst neugierig bleibt.

Elisa erzählt lakonisch, mit einer Sprache, die ungeschliffen wirkt und gerade dadurch berührt. Da ist kein Selbstbemitleid sondern ein manchmal trotzig-kindlicher Ton.
Man liest die Sätze und spürt, dass sie geschrieben wurden, um zu überleben.

Das Buch besteht aus Erinnerungsfragmenten, die sich zum Teil im Zuggespräch mit Kaléko ordnen.
Orte (Heim, Köln, Berlin, Hamburg, Zürich) und Menschen (Natalie, Verena, Jannis, Holger, Nick) tauchen wie vorbeiziehende Landschaften auf.
Die Gegenwart: der Tod des Vaters, die Krankheit des Partners.

Stilistisch bleibt der Roman nah an der Alltagssprache, er wirkt fast wie gesprochen, mit kurzen, klaren Sätzen. Darin liegt seine Stärke.

Am Ende, im Brief an ihr jüngeres Selbst, klingt etwas an, das ich kaum erwartet hat: Milde. "Es gibt Liebe" schreibt sie. Und man glaubt es ihr, weil sie es nicht behauptet, sondern sich das Gute und Schöne erkämpft hat.

Ein Roman über das Überstehen und das Staunen und über die Weigerung, über all' das schwierige Erlebte bitter zu werden.

Vieles von der sympathischen Autorin steckt zwischen Zeilen, Hut ab vor Dir, liebe Sarah Lorenzen.

4 Sterne
This entire review has been hidden because of spoilers.
Profile Image for SusanneH.
512 reviews39 followers
April 21, 2025
Ich liebe die Gedichte von Mascha Kaleko und deswegen musste ich sofort dieses Buch kaufen.
Elisas Geschichte berührt und mit dieser starken Frau würde ich gerne Kaffee trinken.
Profile Image for Armin Klica.
138 reviews28 followers
May 17, 2025
„Es war so trostlos, so trostlos. Trostlos ist der ultimative, superlativ vertraue ich, dann wohin mit sich, wenn man ohne Trost ist?“
 
Schon der Titel Mit dir, da möchte ich im Himmel Kaffee trinken hat mich sofort angesprochen. Dieser wunderschöne Satz bleibt im Kopf und macht neugierig auf das, was kommt.
 
Die Geschichte spielt während einer Zugfahrt von Zürich nach Hamburg. Wir begleiten Elisa, die sich in einem inneren Dialog mit ihrer großen Heldin, der Dichterin Mascha Kaléko, befindet. Elisa bewundert Mascha Kaléko zutiefst, und durch diesen imaginären Austausch lernen wir nicht nur viel über die Protagonistin selbst, sondern auch über die Kraft der Poesie. Elisa denkt zurück an ihre Kindheit, an ihre Mutter, an die Zeit im Jugendheim und an den Jugendheimleiter, den sie nur „Onkel“ nennt, an ihre erste Liebe und an viele weitere prägende Momente ihres Lebens.
 
Besonders gelungen finde ich das Konzept, dass jedes Kapitel mit einem Gedicht von Mascha Kaléko beginnt. Diese Gedichte geben den Ton für das folgende Kapitel vor und werden von Elisa in ihrem inneren Dialog direkt aufgegriffen. So entsteht eine sehr persönliche, poetische Atmosphäre, die die Liebe der Protagonistin zur Lyrik und zu Mascha Kaléko spürbar macht.
 
Das Buch ist sehr gut strukturiert und lässt sich leicht lesen. Es gelingt der Autorin, auch schwierige Themen wie Einsamkeit, das Aufwachsen im Heim oder das Gefühl von Heimatlosigkeit mit Leichtigkeit, aber auch mit Ehrlichkeit zu erzählen. Elisa berichtet von ihrer Sehnsucht nach Geborgenheit, nach Liebe, nach kleinen Wundern im Alltag, und von ihrer Hoffnung, dass alles möglich ist.
 
Mit dir, da möchte ich im Himmel Kaffee trinken ist eine literarische Liebeserklärung an Mascha Kaléko, aber auch an das Leben selbst mit all seinen Höhen und Tiefen. Es ist ein Buch, das Lust macht, selbst wieder zu Gedichten zu greifen, und das zeigt, wie Literatur Trost und Hoffnung spenden kann. Für alle, die poetische, ehrliche und lebensnahe Geschichten mögen, ist dieses Buch eine klare Empfehlung!
 
„Weißt du, Mascha, was ich schon immer hatte? Einen festen Willen und ganz viel Sehnsucht.“
Profile Image for Great-O-Khan.
467 reviews126 followers
April 21, 2025
Elisa blickt auf 39 Jahre Leben zurück. Sie tut das in einem langen Brief an ihre Lieblingsdichterin Mascha Kaléko. Die einzelnen Kapitel dieses Berichts beginnen jeweils mit einem Gedicht von Mascha Kaléko. Sarah Lorenz ist damit ein hohes Risiko eingegangen, das für mich nicht aufgegangen ist. Die Gedichte überstrahlen den Text, der vor allem sehr düster ist. In der Triggerwarnung im Impressum heißt es: "Dieser Roman erzählt u.a. von verbaler, physischer und sexualisierter Gewalt sowie von Suizid." An einer Stelle schreibt Elisa an Kaléko: "Ich finde Widersprüche faszinierend, das ist es auch, was ich an deinen Gedichten so schätze, du verbindest das Schwere, kaum zu Ertragende mit einem Witz und einer Leichtigkeit, die zunächst konträr erscheinen. Dabei sind sie das gar nicht, sie bilden das Leben ab und spenden Hoffnung." Die Analyse teile ich. In den Texten außerhalb der Gedichte gelingt es aber leider nicht, dieses Prinzip umzusetzen.
Profile Image for Re.
130 reviews19 followers
March 9, 2025
Wie erwartet ein zauberschönes Buch, das mitten ins Herz trifft und dort ab sofort verweilt. Eine Hymne an die Liebe, das Überleben, an Freundinnen und Bücher.
Buchi, du talentierter Mensch, Danke! Du hättest kein besseres Debüt schreiben können ❤️‍🔥🥹
Profile Image for an Anna Blume.
150 reviews12 followers
November 6, 2025
Das hatte ich nicht erwartet.
Natürlich sind die Gedichte von Mascha Kalecko der literarische Höhepunkt des Textes. Mit ihnen hangelt sich die Protagonistin in einem inneren Monolog, Mascha adressierend, an den Fäden ihrer Geschichte entlang. Ein Gespinst, das ständig zu reißen droht, ständig reißt. Die Geschichte einer Frau, die erinnert, wie hart ihre Kindheit und Jugend, wie groß ihre Liebe zum Vater, an die ewige Suche nach Liebe, die sie vielen Männern schenkt, zu ihrem nicht geborenen Kind, die sie plötzlich von ihrer Mutter nicht mehr bekam. Von niemandem dauerhaft bekommt. Und dann doch findet, die aber in Gefahr schwebt. Deprimierend und endlich auch berührend.
89 reviews4 followers
April 30, 2025
Ein absolutes Jahreshighlight für mich! Thema, Schreibstil, Tempo, Dynamik, Spannung, Liebe, Abstürze und Drama ☕️
Profile Image for Annina.
392 reviews86 followers
December 21, 2025
Ein wunderbares Buch mit einer sanften aber eindrücklichen Sprache. Elisa erzählt ihrer Lieblingsdichterin Mascha Kaléko von ihrem Leben, dass einer Achterbahn ähnelt. Von den Hochgefühlen neuer Partnerschaften und den Tiefschlägen durch Drogen, Missbrauch und Tod. Eine berührende Geschichte; eine Ode ans Leben.
Profile Image for Sarah.
148 reviews12 followers
February 17, 2025
"Trostlos ist der ultimative Superlativ von traurig, denn wohin mit sich, wenn man ohne Trost ist?"

"Jetzt sollte, jetzt konnte es richtig losgehen (als wäre nicht davor schon genug für mehrere Pubertäten los gewesen)."

"Man braucht nur eine Insel
Allein im weiten Meer.
Man braucht nur einen Menschen,
Den aber braucht man sehr.

Mascha, ausnahmsweise muss ich dir widersprechen.
Man braucht mehr als einen Menschen. In so ein ganzes Leben passt ja doch einiges an Last, verteilt trägt die sich besser. Denn, sage mir, wie bloß soll ein Mensch allein den Kummer, die Trauer, die Angst, die Wut, die Sehnsucht und die Unsicherheit auffangen, die man so mit sich schleppt?"

"Man muss sich das mal vor Augen führen. Wir alle wandeln auf dieser Welt herum, unwissend, weshalb irgendwas existiert, wie lange es existieren wird und ob dieses Irgendwas, das unser Alles ist, reiner Willkür oder einem Plan entspringt. Und inmitten dieser unsicheren Ahnungslosigkeit treffen wir auf Menschen, denen wir das Beste wünschen. Mit deren Sorgen wir Verstecken spielen und deren Freuden wir teilen wollen. Da soll nochmal einer an der Existenz von Wundern zweifeln."

"Ein wenig Schuld trifft aber auch die Literatur, denn ich hatte, kurz bevor Jannis in mein Leben trat, das Buch „Wahnsinn, der das Herz zerfrißt“ gelesen. In diesem Roman fand ich folgendes Zitat Byrons, in dem ich mich wiederzufinden meinte. Wie das eben so ist mit Anfang 20: «Der wesentliche Sinn des Lebens ist Gefühl. Zu fühlen, daß wir sind, und sei es durch den Schmerz.» So ein Unsinn. Dem ersten Satz stimme ich immer noch zu, für den zweiten empfehle ich eine Therapie."

"Je mehr Jahre, desto mehr Struktur, um sich zu erinnern, ja nötig."

"[…] und eine Freundin, die keine mehr ist und der ich noch so viel sagen möchte, mit der ich noch so viel lachen möchte. Die vermisse ich. Zehn Jahre vermisse ich die schon. Sie wollte mich nicht mehr. Ich war ihr zu viel. Meine Tränen, aber auch mein Lachen, meine Bedürftigkeit, ebenso wie meine Verlässlichkeit, mein Immer-Präsent-Sein und das Gleiche von ihr zu fordern, das alles war ihr zu viel. […] Jetzt muss ich weinen. Nach der ganzen Zeit noch, Liebeskummer in Freundschaften wird unterschätzt. Der romantische vergeht eines Tages. Immer. Die Wunde über die fehlende Mutter, den fehlenden Vater, die Freundin, die keine mehr ist, diese Wunde bleibt."

"Die große Stadt und die Liebe passen deshalb so gut zusammen, weil beide viel versprechen und meist wenig halten. Trotzdem probieren alle es immer wieder. Für so viele gibt es einfach nur die große Stadt als Option, an einem Ort zu leben, der ihnen erlaubt, sie selbst zu sein. Na ja, gab, weil jetzt kann sich's niemand mehr leisten, da zu wohnen."

"Einen jener Sätze, die bleiben. Für deren Erinnerung es Radiergummis geben müsste oder Löschpapier, Tipp-Ex, Hauptsache, weg mit denen. Wir alle haben solche Sätze zu hören bekommen, die wir nie vergessen werden. Als wäre ihnen Unterschlupf in einem kaum genutzten Hirnareal gewährt worden, und an besonders schlechten Tagen, da machen sie auf sich aufmerksam. Genau dann, wenn wir sie am allerwenigsten gebrauchen können."

"Vor meinem eignen Tod ist mir nicht bang,
Nur vor dem Tode derer, die mir nah sind.
Wie soll ich leben, wenn sie nicht mehr da sind?
Allein im Nebel tast ich todentlang
Und laß mich willig in das Dunkel treiben.
Das Gehen schmerzt nicht halb so wie das Bleiben.
Der weiß es wohl, dem gleiches widerfuhr;
- Und die es trugen, mögen mir vergeben.
Bedenkt: den eignen Tod, den stirbt man nur,
Doch mit dem Tod der andern muß man leben."

"Ich möchte stets vorbereitet sein, darauf, dass jederzeit alles passieren kann. Weil Sicherheit ist nur eine Illusion, das hat das Leben mir beigebracht."

"Was rede ich eigentlich von Unterstützung? Väter sollen nicht unterstützen, sie sollen Sorge tragen. Sind sie doch ebenso zuständig, tragen sie doch ebenso Verantwortung für ein Wesen, das noch vollständig von ihnen abhängig ist."

"Mit 14 meint man zwar bereits alles zu wissen, alles bereits verstanden zu haben, doch in echt, da weiß man noch fast gar nichts."

"Ein jedes Leben besteht aus Warten. Sehr viel Warten.
Worauf ich schon so gewartet habe: auf Anrufe, auf Briefe, auf Nachrichten, auf zwei blaue Haken, auf die erste Liebe, den ersten Sex, Ruhm, Busse, Bahnen, Kellner*innen, ein Zuhause und auf den ersten Schuss Heroin."

"Unglaublich, wie viel Gegenwart man aushalten muss, bis sie Erinnerung wird.“

"Dieses ununterbrochene Fühlen, es geht mir oft maßlos auf die Nerven. Wenn ich Musik höre, tanze ich entweder durchs Zimmer, singe mit und bin von einer Fröhlichkeit und Lebenslust besetzt, die einmal im Leben zu spüren Menschenrecht sein sollte. Ist die Musik jedoch melancholisch und drückt einen Erinnerungsknopf, dann bin ich ein Häufchen Elend und tue mir selbst außergewöhnlich doll leid. Diese Emotionen werden binnen Sekunden ausgelöst und es dauert, zumindest beim Elend, dreifach so lange mich da wieder rauszuziehen. Sich an Kleinigkeiten erfreuen zu können wie ein Kind, wenn es das erste Mal auf einem blinkenden Jahrmarkt steht, ist ein Geschenk. Trauern, ohne zu wissen, worum, ist eine Bürde."

"Alles pathologisieren zu wollen, ist die Mode meiner Zeit. Eine misogyne Mode."

"In Lilli Palmers Biografie meine ich gelesen zu haben, das Beste daran, Aufregendes zu erleben, sei ja, es danach mit Freund*innen teilen zu können."

"Eines Morgens, Mittags, Nachmittags, Abends, Nachts wird es so weit sein. Einmal werde ich das letzte Buch gelesen, das letzte Mal Zuflucht in aneinandergereihten Buchstaben gefunden haben. Einmal werde ich mein letztes Ich liebe dich verschenkt, mir das letzte Mal den Bauch vor Lachen gehalten haben. Einmal werde ich meine letzte Träne vergossen, das letzte Mal in anderen Armen gelegen haben. Einmal werde ich die Fenster das letzte Mal streifenfrei geputzt, den letzten Buchstaben in meine Tastatur getippt haben. Einmal werde ich das letzte Mal Furcht vor dem Unbekannten verspürt haben. Dann nämlich, wenn ich mich aufmache, das Unbekannte kennenzulernen."

"Meine tiefste Überzeugung ist jene, dass es sich immer lohnt, Hoffnung zu haben."

"Denn solange ich Bücher an meiner Seite weiß, werde ich mich niemals ganz alleine fühlen."

"Die Andern sind das weite Meer.
Du aber bist der Hafen.
So glaube mir: kannst ruhig schlafen,
Ich steure immer wieder her.

Denn all die Stürme, die mich trafen,
Sie ließen meine Segel leer.
Die Andern sind das bunte Meer,
Du aber bist der Hafen.

Du bist der Leuchtturm. Letztes Ziel.
Kannst, Liebster, ruhig schlafen.
Die Andern ... das ist Wellenspiel,

Du aber bist der Hafen."

"Es ist mein Schicksal, alles zweimal zu erleben. Das erste Mal, wenn man es in Angst vorausahnt, und dann das zweite Mal, wenn es geschieht."

"Drei Gefühle, die mich seit jeher begleiteten, sollten noch mehr Platz in meinem Leben bekommen: Wut, Angst und Liebe. Sie verhalten sich dialektisch zueinander. Sie widersprechen und bedingen einander."

„Jage die Ängste fort
und die Angst vor den Ängsten.
Für die paar Jahre
wird wohl alles noch reichen.
Das Brot im Kasten
und der Anzug im Schrank.

Sage nicht mein.
Es ist dir alles geliehen.
Lebe auf Zeit und sieh,
wie wenig du brauchst.
Richte dich ein.
Und halte den Koffer bereit.

Es ist wahr, was sie sagen:
Was kommen muß, kommt.
Geh dem Leid nicht entgegen.
Und ist es da,
sieh ihm still ins Gesicht.
Es ist vergänglich wie Glück.

Erwarte nichts.
Und hüte besorgt dein Geheimnis.
Auch der Bruder verrät,
geht es um dich oder ihn.
Den eignen Schatten
nimm zum Weggefährten.

Feg deine Stube wohl.
Und tausche den Gruß mit dem Nachbarn.
Flicke heiter den Zaun
und auch die Glocke am Tor.
Die Wunde in dir halte wach
Unter dem Dach im Einstweilen.

Zerreiß deine Pläne. Sei klug
und halte dich an Wunder.
Sie sind schon lang verzeichnet
im großen Plan.
Jage die Ängste fort
und die Angst vor den Ängsten."

"Mit einem Besen möchte ich sie jagen, die Ängste und die Angst vor den Ängsten. Die ist sowieso die perfideste überhaupt. Jederzeit kann alles geschehen, es stimmt. Alles Schlechte, aber eben auch alles Gute.
Drum gräme dich, jammere, jauchze und strahle vor Glück."

"Dein Wecker wird klingeln, die Zähne wollen geputzt, das Bett gemacht, der Körper bekleidet werden. Jeden Tag aufs Neue. Halt dich an der Liebe fest, die du bekommen hast, sie trägt dich, bis eine neue kommt. Manchmal musst du sparsam sein, das stimmt wohl, vielleicht kommst du auch mal kurz ins Minus, aber im Großen und Ganzen wird dein Liebes-Saldo immer im Plus sein."
Profile Image for Bêrî.
38 reviews
August 17, 2025
ich sehe, dass das buch viele leser*innen begeistert. für mich persönlich hat es aber von anfang bis ende nicht gepasst.
das buch ist eigentlich eine mischung aus autobiografie der autorin und roman und das wirkte für mich unpassend.
die autorin verdient unheimlich respekt dafür, all diese ereignisse in ihrem leben gemeistert zu haben (!) und einige stellen haben mich trotzdem berührt, besonders die passagen über ihren vater, aber als ganzes habe ich das buch nicht gerne gelesen. daher 2 sterne
Profile Image for Sarah Sophie.
277 reviews263 followers
April 19, 2025
Nach dieser berührenden Geschichte, in der die 39jährige Elisa Introspektive hält, möchte ich einen Gedichtband von Mascha Kaleko lesen!

Mit sehr viel Lebensweisheit erzählt uns die Protagonistin von der schwierigen Kindheit, den wenigen Lichtblicken aus dieser Zeit und ihrer immerwährenden Suche nach Liebe. Dafür wird sie Missbrauch, Gewalt und Suizidgedanken ertragen, bis sie dem Einen begegnet, Nils, ihrer großen Liebe.

Die Sprache dieses Romans ist oftmals rau und bissig, trifft aber mitten ins Herz und wird dabei sanft und heilend… wie Elisa im Leben gebeutelt und geschubst wird, es tut weh.. aber sie trägt so viel Potenzial in sich, ihre Sicht auf die Welt ist modern und klug, witzig und poetisch! Sehr kunstvoll hat die Autorin die Werke von Mascha Kalenko mit ihrer Heldin verknüpft.
Profile Image for Mona.
43 reviews1 follower
May 25, 2025
Leider kein Buch für mich, obwohl ich es bis zuletzt gut finden wollte.

Elisa sitzt im Zug aus Zürich, wo sie das Grab der großartigen Dichterin Mascha Kaléko besucht hat, zurück nach Hamburg, heim zu ihrer großen Liebe Nick. Auf der Reise lässt Elisa ihr 39-jähriges Leben Revue passieren und erzählt Mascha wie einer neuen besten Freundin von ihrer schweren Kindheit im Heim und der noch schwereren Jugend als obdachlose, psychisch kranke und von Männern mißbrauchte Punkerin auf der Kölner Domplatte.

Ich fand die Geschichte stellenweise schwer zu ertragen, dann wieder seitenweise uninteressant. Die Sprache ist naiv und ungelenk, und es hat sich mir nicht erschlossen, was die Geschichte von Elisa denn nun mit Mascha Kaléko zu tun hat, außer dass Elisa Mascha sehr verehrt und versucht, Parallelen zwischen ihrem eigenem Leben und dem der Dichterin zu finden, was aber aus meiner Sicht herbeigeredet und konstruiert wirkte. Warum war Elisa eigentlich in Zürich, noch dazu ohne ihren geliebten Mann Nick? Wir erfahren es nicht.
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Profile Image for Claudia - BookButterflies.
567 reviews315 followers
August 9, 2025
YouTube: https://youtu.be/iroVFNAKPcs?si=SVF7h...

Elisa hat kein einfaches Leben – um ehrlich zu sein: Es ist ein ziemliches Trümmerfeld. Und trotzdem erzählt sie davon mit einer fast schon poetischen Leichtigkeit, die manchmal schwer auszuhalten ist. Denn hinter dieser Leichtigkeit verbirgt sich eine Vergangenheit, die geprägt ist von Schmerz, Missbrauch, Obdachlosigkeit und Verlust.
In Mit dir, da möchte ich im Himmel Kaffee trinken spricht Elisa – in einem literarischen Zwiegespräch – mit der Dichterin Mascha Kaléko. Sie wendet sich ihr an wie einer vertrauten Freundin oder einer Art innerem Anker. Dieses ungewöhnliche Stilmittel macht das Buch besonders und gibt dem Erzählten eine fast intime Nähe. Dass es autobiografisch inspiriert ist, verleiht der Geschichte zusätzliches Gewicht.
Elisa wuchs ohne Liebe auf, wurde von Institution zu Institution geschoben, landete schließlich auf der Domplatte in Köln und kämpfte sich durch ein Leben voller Schmerz, immer begleitet von ihrer Sehnsucht nach Zugehörigkeit – und Cappuccino. Bücher und kleine Alltagsfreuden retten sie immer wieder über dunkle Zeiten hinweg.
Das Buch spricht viele schwierige Themen an, darunter sexualisierte Gewalt, Drogenmissbrauch, Depression und Suizid. Zum Glück gibt es eine Triggerwarnung vom Verlag – und die ist auch nötig. Manches davon ist schwer zu ertragen, weil es sehr direkt, schonungslos und ehrlich beschrieben wird.
Trotzdem hat mich das Buch nicht völlig emotional mitgerissen. Elisa blieb mir – bei allem Mitgefühl – persönlich recht fremd. Vielleicht, weil ich mich wenig in ihr wiederfinden konnte. Gleichzeitig habe ich großen Respekt davor, wie offen Sarah Lorenz Teile (oder ihre gesamte?) Geschichte erzählt. Und sprachlich hatte das Buch viele schöne, fein gearbeitete Bilder. Die Metaphern sind oft sehr gelungen, sodass man gerne genau liest und auch mal innehält.
„(…) die tröstliche Frage „Weißt du noch?“ In dieser Frage steckt so viel Verbundenheit. Sie enthält das Wissen, nicht alleine auf der Welt zu sein, weil es jemanden gibt, mit dem man ein „Weisst du noch?“ teilt.“
„Der Tod ist ein Dieb, ein Nimmersatt, eine der wenigen Sicherheiten, ein Notausgang, ein Trost, eine Bedrohung, eine Mahnung.“
Was mir besonders gefallen hat, ist der Kontrast zwischen der Härte des Lebens und den kleinen Lichtblicken – dem Reetdachhaus, dem Kaffee, dem guten Buch. Und diese Mischung aus Überlebenswille, Hoffnung und einer gewissen Naivität, die fast kindlich wirkt, hat mich nachdenklich gemacht.
Ich vergebe 3,5 Sterne – für eine mutige, literarische und ungewöhnliche Erzählweise. Es ist ein Buch, das entweder nachhallt oder langsam im Gedächtnis verblasst. Was davon zutrifft? Ich glaube, das zeigt sich erst mit etwas zeitlichem Abstand.
Profile Image for Jenny-007.
59 reviews5 followers
March 16, 2025
Bücher von Ex-Twitter*innen zu lesen, birgt auch immer ein kleines Risiko - zumindest ich für meinen Teil bin da durchaus schon enttäuscht worden. Hier bleibt aber nur eins übrig: die Liebe. Vorab aber: Danke, lieber Rowohlt-Verlag, dass ihr mir das Buch als Rezensionsexemplar habt zukommen lassen!

Nun denn:
Der Erzählstil dieses Buches hat mich eingenommen, wie kaum ein anderer. Es ist das erste Buch seit Wochen, das ich in einer für mich sehr stressigen Zeit beenden konnte. Der Grund ist ganz simpel: Sarah Lorenz, unsere Buchi, begeistert mit einem Erzählstil, der zwischen Exzess, Wut, Trauer und so viel Liebe nie weiß, wo er bleibt, immer in Bewegung ist und mich so leicht mitgerissen hat. Die Briefe an die Dichterin Mascha Kaléko, an die die Protagonistin Elisa in diesem Roman schreibt, skizzieren 40 Jahre einer Lebensgeschichte nach, die nie zur Ruhe kommt und von der Protagonistin viel Resilienz und viel aushalten verlangt. Ich folge der Autorin seit vielen, vielen Jahren und kenne einige der hier erzählten Geschichten, die Tiefe & die Zusammenhänge, die in diesem Roman erzählt werden, hätte ich jedoch nie antizipieren können. Sarah Lorenz schreibt fürs Herz und genau dieses, was in einem Lesemoment vor Freude hochschlagen kann, kann ebenso beim Lesen dieses Buch schnell wieder in den Bauch vor Trauer und Schreck rutschen. Das Talent, eine Lebensgeschichte so inspirierend und ergreifend erzählen zu können, haben wenige.

Was ich als neurodivergente Person liebe:
-die Schnelligkeit & die spontanen Wendungen ob der vielen Gedankensprünge - im Buch gibt’s keine lästigen Pausen, es ist genau so erzählt, wie Sarah Lorenz und viele andere neurodivergenten Menschen wirklich denken und genau das empfand ich als unheimlich angenehm
-die Schilderung der ganz realen Diskriminierungserfahrungen, die Frauen im psychiatrischen Bereich erleben
-die Beschreibung all der intensiven Gefühle, die man so gleichzeitig fühlen kann, die für alle anderen immer „zu viel“ sind; da fühlt mich sich ganz schön gesehen. 🫶

Ich habe keinen Abschluss für diese Rezension, warum auch? Das Buch war ohne Untertreibung eins der Lesehighlights meines Lebens und ich hoffe, es war noch lange nicht das letzte von Sarah Lorenz. 💘
Profile Image for lina.
170 reviews18 followers
November 21, 2025
Elisa sitzt im ICE von Zürich nach Hamburg und lässt gedanklich gemeinsam mit der 1975 gestorbenen Dichterin Mascha Kaléko Teile ihres Lebens Revue passieren – ihre Jugend in Jugendhilfeeinrichtungen, die Jahre als Punk, ihre chaotischen Beziehungen.

Ich kannte die Autorin vorher nicht, hatte ihren Namen noch nie gehört, und bin (wie sehr oft) einfach blind in das Buch eingestiegen. Während des Lesens kam mir immer wieder der Gedanke, dass sie hier wohl eigene Erlebnisse verarbeitet – und nach der Lektüre und ein bisschen Einlesen habe ich festgestellt, dass dem tatsächlich so ist.

Um ehrlich zu sein hätte ich aufgrund der Gestaltung des Covers und der inhaltlichen Verwebung mit Mascha Kalékos Gedichten nicht erwartet, dass ein großer Teil des Buches Themen behandelt, die ich in dieser Wucht so geballt zuletzt in den Jugendbüchern der 2000er konsumiert habe: irgendwas zwischen "Asphalt Tribe" von Morton Rhue und "Höhenflug abwärts – Marie nimmt Drogen" von Jana Frey. Dementsprechend ist die Triggerwarnung zu Beginn des Buches auch angebracht.

Während die Schilderungen von Elisas Kindheit und Jugend interessant sind, hat mich das Erzählte dennoch auch befremdet. Es wird relativ anekdotenhaft aus der Vergangenheit erzählt, sodass man nie ganz in die damalige Elisa, ihre Gefühle und ihre Situation hineinfindet. So dachte ich mir beim Lesen oft: Ok, krass, aber warum genau möchtest du als 13-Jährige jetzt nochmal unbedingt Heroin nehmen?

Für mich persönlich wurde die Art der Aufbereitung der dahinterstehenden Komplexität nicht gerecht – ich denke aber, genau das war auch die Intention. Es sollte eine schwierige Jugend rückblickend mit einer gewissen gewonnenen Leichtigkeit erzählt werden. Die Art, wie es in diesem Buch passiert ist, in Kombination mit dem Schreibstil, waren jedoch leider nicht ganz mein Geschmack.

Ich bin froh, dass sowohl Elisas Geschichte als auch die der Autorin sich letztendlich zum Besseren gewandt haben – auch wenn wir als Leser*innen auch hier die Gründe und Gegebenheiten nur erahnen können.

2,75 ⭐
Profile Image for Cookie.
92 reviews22 followers
April 9, 2025
Elisa ist 39 Jahre alt und großer Fan der Schriftstellerin Mascha Kaléko. Auf einer Zugfahrt erzählt sie ihr in Gedanken von ihrem Leben.

Eine berührende Geschichte, mit wunderbaren Gedanken zu Liebe, Leben und Tod. Elisas Geschichte, ihre Kindheit im Heim, ihre Jugend zwischen Drogen und "Christiane F." und dann dem Erwachsenenleben mit seinen Problemen hat mich an einigen Stellen ziemlich bewegt – während mich andere Momente, ich gestehe, gar nicht erreicht haben. Gerade, wenn es um die Momente mit Männern geht: "Philosophiere doch lieber noch ein bisschen, das will ich doch alles gar nicht so genau wissen", hab ich da gedacht.
Tod und Trauer sind aber auch große Themen und das ging mir dann manches Mal wiederum ein bisschen zuuuu Nahe ...

Sarah Lorenz hat einfach eine wunderbare Art zu erzählen und ich finde es schade, dass ich ein Bibliotheksbuch gelesen habe, weil ich gerne richtig viele Sätze angemarkert hätte. ❤️
Profile Image for Carina.
1 review
April 2, 2025
Nur Liebe für dieses Buch. Ich möchte mich in die Sprache einrollen und eigentlich jeden Satz unterstreichen. Highlight!
Profile Image for Andreas Riedl.
140 reviews1 follower
March 31, 2025
Interessante Ansätze, wenig originelle Umsetzung

„Mit Dir, da möchte ich im Himmel Kaffee trinken“ hätte ich so gerne viel mehr gemocht. Es ist ein Buch, dessen Autorin ich gerne in den sozialen Medien lese und mich deshalb sehr auf diesen Roman gefreut hatte. Am Ende habe ich den Zugang zu diesem Roman nie vollends gefunden. Elisa erzählt der von ihr bewunderten Dichterin Mascha Kaleko die „Highlights“ ihres Lebens. Es ist nicht besonders schlimm, dass ich mit dem Dialog zwischen Elisa und Mascha Kaleko und der Lyrik von Mascha Kaleko nichts anzufangen weiß. Dies ist ja nur ein kleiner Teil dieses Romans.
Was mich dann mehr bekümmert, ist meine Teilnahmslosigkeit bzgl. des Rests der Romanhandlung. So richtig Spannung wollte da nicht aufkommen. Ich fand die Personen auch nur bedingt interessant. Und insgesamt war die Lektüre dann auch manchmal eintönig und langweilig. Aber ganz schlecht war dann alles auch nicht. Ich kann den Hang zum Ausbruch und zu Punkkultur nachvollziehen und habe diese Teile sehr gerne gelesen. Hier verbirgt sich vieles, was in der Nuance sehr gut gefallen hat. Insgesamt hat mich das Gesamtpaket aber nicht überzeugt. Ich wünsche dem Buch, dass es andere so berührt, wie ich es für mich selbst gewünscht hätte.
Profile Image for mitchelangelo.
24 reviews2 followers
March 13, 2025
Buchi hat ein Buch geschrieben? 5 Sterne sowieso!
Nein, aber Gefühle werden hier lebendig beschrieben, Humor steht viel Grausamkeit gegenüber und die passenden Gedichte von Mascha Kaleko, sowie die Liebe zu Büchern, runden die Sache für mich ab. Gern wieder (:
Profile Image for Leyla.
62 reviews29 followers
September 28, 2025
Once again, wer hat Männer erschaffen und sie auf uns losgelassen??
Profile Image for Foks.
111 reviews3 followers
Read
July 14, 2025
„Denn solange ich Bücher an meiner Seite weiß, werde ich mich niemals ganz alleine fühlen.“
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