Ein Buch wie eine persönliche Begegnung, ein Hörbuch wie eine private Live-Lesung. Benedict Wells erzählt von der Faszination des Schreibens und gibt einen tiefen Einblick in sein Leben, von seiner Kindheit bis zu seinen ersten Veröffentlichungen. Anhand eigener und anderer Werke zeigt er anschaulich, wie ein Roman entsteht, was fesselnde Geschichten ausmacht und wie man mit Rückschlägen umgeht. Ein berührendes, lebenskluges und humorvolles Buch – für alle, die Literatur lieben oder selbst schreiben wollen.
Benedict Wells was born in Munich in 1984. At the age of six he was sent to a state boarding school due to family and other problems at home. Following his graduation from high school in 2003, he decided not to go to university but instead moved to Berlin to pursue his writing. He made a living doing odd jobs. His fourth novel, ›The End of Loneliness‹, spent more than a year and a half on the Spiegel Bestseller list, was awarded the 2016 ›European Union Prize for Literature‹, among other awards, and has been published in 38 languages. After several years in Barcelona, Benedict Wells now lives in Zurich.
Three current book recommendations: "Girl, woman other" by Bernardine Evaristo. "Effingers" by Gabriele Tergit. "Tomorrow and Tomorrow and Tomorrow" by Gabrielle Zevin.
Mit „Die Geschichten in uns“ von Benedict Wells halten wir ein Buch in den Händen, dass es so nie geben sollte. Aber warum? Nach seinem letzten Roman „Hard Land“ wollte der Autor eigentlich erstmal ein Pause einlegen - aber während seiner Lesetour zum Buch gab es so viele Fragen zum Schreibprozess, dass er sich überlegte einen informativen Text auf seiner Homepage dazu zu veröffentlichen, auch aufgrund der Pandemie, aufgrund derer viele Menschen seine Lesungen nicht besuchen konnten.
Statt der geplanten Schreibpause erfahren wir nun von Wells’ Schreibwerkstatt: Woher rührt seine Faszination und Magie des Schreibens? Wie geht man mit Schreibkrisen um? Wie erweckt man Romanfiguren zum Leben? Wie gelingen lebendige und lebensnahe Dialoge? Und vieles mehr. Auf jeden Fall zeigt er uns, wie schwierig das Schreiben sein kann und wie glücklich es ihn trotzdem macht.
Erstmals handelt es sich nicht um Fiktion, sondern wir erfahren viel Persönliches über den Autoren und Menschen Benedict Wells. Doch was macht den heute 40-jährigen zu einem Ausnahmetalent, das bereits mit 19 Jahren sein erstes Buch schrieb?!
Fest steht, begeistert jedes Mal aufs Neue - ich habe fast alle seine Bücher gelesen und bin jedes Mal aufs Neue in einer Art Sog. Wells schreibt Pageturner, die man nicht aus der Hand legen möchte.
Wir kehren in „Die Geschichten in uns“ auch in seine Kindheit zurück und erfahren viele Aspekte seiner persönlichen Entwicklung - von der Kindheit über die Adoleszenz bis ins Erwachsenenalter. Sechsjährig wird er in einem Heim untergebracht und verweilt 13 Jahre in bayrischen Internaten. Er liest schon immer viel - sogar als Kind nachts heimlich auf der Toilette.
Eine ebenso schwierige wie liebevolle Beziehung zu seinen Eltern prägt ihn - ein chaotischer Vater und eine mehrfach in der Psychiatrie untergebrachte Mutter erschweren sein Leben, aber ebnen ihm auch den Weg in die Literatur.
Auch Themen denen man mit einer gewissen Schwermut begegnen könnte, schildert Wells mit einem Augenzwinkern, locker und leicht.
Ein großartiges Buch von einem Autor, der nicht im Mittelpunkt stehen will, für mich aber genau dort hingehört - in das Zentrum der Deutschen Literatur, zu den ganz Großen, wo er längst angekommen ist.
"The Stories Within Us" is a hybrid: in the beginning it is primarily about Benedict Wells' autobiography, more specifically his childhood and youth, but later the book becomes a kind of guidebook for authors. As writing is something very personal, this combination makes sense and Wells' advice all the more credible.
Of course, he has not reinvented the wheel, but explicitly refers to numerous poetological texts by renowned authors, resulting in a kind of "best of" tips. And these are certainly helpful, motivating and comforting for writers. It's not about dogmatic rules, but rather possible assistance that can make the creative process easier. The whole thing is enriched with illustrative examples from contemporary and world literature, from films and from his own works, but also with entertaining anecdotes and reading tips.
Wells' style makes the book easy to consume - it is not a dull, pretentious guide, but an almost conversational - but nevertheless profound - manual on how writing can succeed. And at least Wells' success proves him right: this is not a writing coach who has failed as an author trying to impose something on you from above that you don't buy, but someone with the relevant experience speaking at eye level. A worthwhile book, especially for those who write themselves - or want to to try it.
Balsam für die Seele, obgleich man es als Schreibratgeber oder semi Autobiographie sehen will. Benedict Wells Worte sind voller Magie und können Berge versetzen.
„Ich habe Geschichten erfunden, weil ich meine eigene lange nicht erzählen konnte.“ – Dieser Satz von Benedict Wells bringt auf den Punkt, worum es in seinem Buch ‚Die Geschichten in uns‘ geht. Es ist ein sehr persönliches Buch, in dem Wells von seinen Erfahrungen als Autor erzählt. Dabei spricht er offen über seine Schwierigkeiten, sein Scheitern und seinen langen Weg zum Erfolg. Besonders für Menschen, die selbst schreiben wollen, ist das sehr inspirierend.
Der erste Teil des Buches ist sehr persönlich und erzählt viel über Wells’ Leben. Ich konnte die ersten 150 Seiten kaum aus der Hand legen. Wells gibt uns Einblicke in seine Gedanken und Gefühle, die ihn als Menschen greifbar machen. Zum Beispiel schreibt er: „Vielleicht hatte ich kein richtiges Zuhause, aber ein emotionales, als Hort für Tagträumereien und Heimweh.“ Das zeigt, wie sehr er sich schon früh in seine eigene Welt zurückgezogen hat.
Im zweiten Teil des Buches geht es dann um das Schreiben selbst. Hier wird das Buch besonders wertvoll für Schreibanfänger_innen. Wells erklärt, wie er beim Schreiben vorgeht und welche Techniken ihm geholfen haben. Er zeigt, dass Schreiben viel Arbeit und Geduld erfordert. Der vielleicht wichtigste Satz lautet: „Beim Schreiben sind wir oft allein. Entscheidender als die Frage „Bin ich gut genug?“ Ist daher: „Bin ich gut genug im Durchhalten?““
Wells gibt auch Beispiele aus der Literatur, die ihn selbst inspiriert haben, wie die Bücher von Kazuo Ishiguro, Donna Tartt und seinem großen Vorbild John Irving. Diese Werke zeigen, wie wichtig es ist, andere Autor_innen zu lesen und von ihnen zu lernen. „Lesen ist eine Eintrittskarte zum Schreiben, es hat mich als jungen Autor oft gerettet.“
‚Die Geschichten in uns‘ ist also mehr als nur eine Biografie von Benedict Wells. Es ist ein Ratgeber für alle, die selbst schreiben wollen. Besonders für Schreibanfänger_innen ist es wie ein „Erste-Hilfe-Kasten“, der zeigt, wie man die Hürden beim Schreiben überwinden kann. Wells macht klar, dass Talent allein nicht reicht, sondern dass man dranbleiben und viel Durchhaltevermögen haben muss.
Insgesamt ist ‚Die Geschichten in uns‘ ein tolles Buch für alle, die schreiben möchten. Es bietet eine Mischung aus persönlichen Geschichten und hilfreichen Tipps, die motivieren und Mut machen, den eigenen Weg als Autor_in zu gehen oder zumindest zu versuchen.
„Weil wir an Wahrheit interessiert sind und wissen wollen, wer wir sind.“
4,5 Ich war nie ein Fan von Benedict Wells. Freund:innen seichter Unterhaltung hatten mit seinen doch sehr repetitiven Romanen stets mehr Freude als ich. Weitere Skepsis bereiteten mir diverse Buchinfluencer:innen, die sich, so scheint es, nie zu schade dafür sind, ein Rezensionsexemplar in die Kamera zu halten und mit zwei, drei von übertriebener Positivität geprägten, oberflächlichen Sätzen ihren Soll zu erfüllen. In diesem Fall wurde ich jedoch positiv überrascht.
"Die Geschichten in uns" ist kein Roman; Wells wagt sich hier an einen Spagat aus Autobiografie und Schreibratgeber. Und dies ist ihm wunderbar gelungen. Der autobiografische Teil ist intim: die Alkoholsucht des Vaters, die mentalen Probleme der Mutter. Viel zu früh war er mit den unfairen Seiten des Lebens konfrontiert und musste sich inmitten dieser Widrigkeiten dem Erwachsenwerden stellen. Ein Ausweg aus der häufig tristen Realität? Die Literatur.
Der zweite Teil des Buches beschäftigt sich mit dem Schreiben. Ganz anders als die meisten Schreibratgeber, die generisch daherkommen, ist der Autor hierbei nie bevormundend. Wells wirkt eher wie der gute Freund, der schon die ein oder anderen Rückschläge und Erfolge im literarischen Sein erlebt hat und dir nun, gestützt durch seine Erfahrungen, mit Rat zur Seite steht.
Einzig negativ ist hierbei der Preis. 26 € sind für ein Hardcover im Kleinformat nicht zu rechtfertigen.
Also: Lohnt sich, trotz nerviger Medienpräsenz, schon und wäre noch viel geiler, wenn die Kommerzialisierung der Kultur nicht wäre.
Mit „Die Geschichten in uns“ hat Benedict Wells ein ermutigendes Sachbuch für alle geschrieben, die schreiben, ihre Versuche in die Tonne treten, mehr über den Autor und seine Romane erfahren oder verstehen wollen, wieso sie so gerne lesen.
Wells gibt viel Persönliches preis, das Buch liest sich wie ein heiteres Gespräch auf Augenhöhe - und spornt nebenbei an wie ein Trainer, dessen Erfolg davon abhängt, dass wir dranbleiben und nicht hinschmeißen.
Dieses Hörbuch wird von Benedict Wells auf eine Art vorgetragen, dass man manchmal meint, er könnte bei einem im Wohnzimmer sitzen. Hier erzählt er von seinem frühen Wunsch Schriftsteller zu sein. Dazu schildert er auch seine persönlichen Lebensumstände, die ihn zu dem gemacht haben, der er ist. Nicht immer war es einfach in seiner Kindheit und Jugend. Vielleicht hätte er das eher spießige Vater, Mutter, Kind, das man selbst in seiner langweiligen Normalität erlebt hat, in manchen Augenblicken gerne gehabt. Er erzählt auch, von den vielen Fehlversuchen, den Gedanken aufzugeben und dem Durchhalten. Letzteres hat bekanntlich zu einigen sehr lesenswerten Büchern geführt.
Vielleicht überlegen schon einige sich an einem Roman oder auch überhaupt am Schreiben. Doch nur wenige schaffen es. Was hebt diese von den anderen Vielen ab? Der Wunsch, aus dem Wille wird, sicherlich und auch das schon angesprochene Durchhalten. Ob ein Hörbuch als Schreibratgeber taugen kann, ist sicherlich ungewiss. Es fehlt die Möglichkeit des Blätterns und Markierens. Dennoch schildert der Autor seine Schreibprozesse auf anschauliche Weise und kommt dabei auch immer wieder darauf zurück, was ihn wohin geführt hat. Ein sehr schöner Moment ist, wie er zu seinem Verlag gekommen ist. Ein Traum, an dessen Erfüllung er kaum zu glauben wagte.
Nachdem man dieses Hörbuch abgeschlossen hat, könnte man dem Autor durchaus etwas näher gekommen sein. Auf sympathische Weise schildert er Momente aus seinem Leben und auch aus seinem Schreiben. Wenn er Beispiele nennt, wenn ihm ein anderer Schriftsteller persönlich oder durch seine Bücher weitergeholfen hat, ertappt man sich möglicherweise bei dem erfreuten Gedanken, dass sich die Lesegeschmäcker durchaus überschneiden. Da werden Erinnerungen geweckt. Auch wenn Benedict Wells an seinen eigenen Werken erklärt, wie er an das Schreiben herangeht, freut man sich über die Romane, die er dazu heranzieht. Schließlich hat man manche selbst gelesen und war teilweise hin- und auch mitgerissen. Und auch wenn der Autor seine Hörer anspricht, gibt einem das ein gutes Gefühl. Ein sehr schönes Hörbuch, das durch den Vortrag des Autors noch gewinnt.
Eigentlich wollte Benedict Wells kein Buch schreiben, daher nennt der Die Geschichten in uns den „gescheiterte(n) Versuch, erst mal kein Buch mehr zu schreiben“. Dass dieser Versuch nicht funktionierte, davon profitieren wir nun alle. Die Geschichten in uns ist nämlich ein ganz erstaunliches Buch, dass mich in mehr als einer Hinsicht überrascht hat. Zum einen ist das Buch unglaublich persönlich. Ich würde Benedict Wells eigentlich als einen eher privaten Menschen bezeichnen, der wenig von sich preisgibt. Das Buch zeigt nun eine Seite von ihm, die vorher nur bruchstückhaft bekannt war. Er berichtet von seinen Eltern, seiner Kindheit in diversen Internaten und seinen ersten Schreibversuchen. Die Erinnerungen schwanken dabei zwischen tragisch bis tragikomisch und dann wieder sehr lustig (vor allem der Teil in Berlin). Benedict Wells gibt dabei Einblicke, die ich so nicht erwartet hätte. Im zweiten Teil des Buches geht es dann um die Entstehung eines Romans. Dafür hat Benedict sich durch einen ganzen Kanon an Werken zu diesem Thema gelesen. Daneben zeigt er auch an sehr vielen Beispielen aus seinem eigenen Werk, wie sich Texte über die Zeit verändern. Was mich an diesem Teil besonders fasziniert hat, war, wie lebendig er dies beschreibt. Es liest sich extrem spannend und lebendig und keinesfalls wie eine trockene, langweilige Beschreibung. Es ist unglaublich, wie lange er teilweise an manchen Werken saß, wie viel Arbeit in einzelnen Abschnitten steckt. Am Ende hält man ein wirklich lesbares Buch in der Hand, von dem man denkt, das sei doch einfach so aus der Hand geflossen. Dass dem eben nicht so ist und dass es aber gleichzeitig nicht nur einen, sondern ganz viele verschiedene Wege zum Ziel gibt, zeigt Benedict hier sehr eindrucksvoll.
Wie persönlich und emotional dieses Buch für Benedict Wells ist, zeigte sich auch bei der Lesung dazu. Als er im Publikum zwei ehemalige Lehrer entdeckte, standen ihm die Tränen in den Augen. Auch bei manchen Passagen musste er sich zwingen weiterzulesen, da sie ihm derart nahe gingen.
Wie sympathisch willst du sein? Benedict Wells: Ja. 💁♂️
Jetzt mal im Ernst, habe ich jetzt, in Zukunft geplant oder auch nur mal ganz kurz in der Vergangenheit darüber nachgedacht, ein Buch zu schreiben? Nope. Hab ich dieses Buch darüber, wie man ein gutes Buch schreibt, trotzdem verschlungen? Sehr.
Vielleicht als Hinweis für alle, die (wie ich) noch nicht Benedicts Gesamtwerk gelesen haben: es geht schon auch viel darum. Er versucht, nicht zu spoilern, schafft es aber nicht überall. Im Nachhinein hätte ich „Spinner“ und „Becks letzter Sommer“ gern vorher gelesen, um wirklich alles nachvollziehen zu können. Hat dem Ganzen keinen Abbruch getan, ABER „Hard Land“ und „Vom Ende der Einsamkeit“ zuhause im Regal stehen zu haben, ist in meinen Augen die Mindestanforderung.
Und, Achtung: wer eh schon eine lange To-Read-Liste hat, der wird sich nach „Die Geschichten in uns“ mit einem noch unbezwingbareren Stapel an Büchern konfrontiert sehen. Danke für nichts! 😄
Der biographische Teil gefiel mir gut. Der Ratgeberteil ist für Menschen, die wirklich planen zu schreiben, evtl. hilfreich. Insgesamt mag ich aber die Romane und Kurzgeschichten von B.W. viel lieber.
Dieses Buch ist so viel mehr als ein Schreibratgeber - Benedict Wells lässt uns einen sehr privaten Blick in seine Kindheit und seinen Werdegang als Autor werfen. Im ersten Teil des Buches schaut er auf den Weg und die Weichen, die es brauchte um erfolgreicher Autor zu werden, auf seine Erfolge und Misserfolge und wie er auf die Ideen für seine Geschichten kam. Dabei wirkt er sehr ehrlich, sympathisch und bodenständig.
Im zweiten Teil beschreibt er die Schreibprozesse der verschiedenen Werke und das „Handwerkszeug“, das man als Autor zum Schreiben braucht. Mit handfesten Tipps und Tricks für Autoren und solche, die es noch werden wollen, beschreibt er den Schreibprozess auf sehr humorvolle Art und Weise.
Ein unheimlich sympathischer Autor, den man einfach nur mögen muss.. auch als Hörbuch (von ihm selbst eingesprochen) ein absoluter Genuss!
Benedict Wells lesen fühlt sich immer ein bisschen an, als würde jemand einem eine warme Hand entgegenstrecken. So auch dieses Buch - obwohl es kein Roman ist. Es verwebt Wells‘ eigene Geschichte als junger Autor mit langen Passagen über das Schreiben an sich, wobei der Autor großen Wert darauf legt, dass es so einfach eben nicht ist. Neben seinen eigenen Tipps, die in einen Werkstattbericht am Ende des Buchs münden, waren die Lesetipps und gelungenen Beispiele aus anderen Werken sehr inspirierend. Wer selbst schreibt, könnte durch Wells‘ schonungslose Ehrlichkeit (und stellenweise auch seine echte Härte mit sich selbst und seiner Arbeit) Mut fassen.
Benedict Wells kann einfach gut schreiben. Der erste Teil wären für mich 5 Sterne, da er mir so nah kam in seinem Erzählen über sich. Danach habe ich viel gelernt und werde wohl in Zukunft Bücher und ihren Aufbau ganz anders betrachten
Also ich weiß nicht recht, warum das alle gar so hoch loben/raten. Vermutlich aus insgesamter Verehrung des Autors. Wenn auch nett und gut geschrieben, war mir das ohne eigene Ambitionen, einen Roman anzugehen, doch bald sehr langweilig.
„Wenn schon scheitern, dachte ich, dann lieber mit etwas, das ich liebte.“
mit dem geschichten schreiben (im kopf), habe ich angefangen, bevor ich richtig buchstabieren konnte. mit zehn stand für mich fest, dass ich autorin werden will. mit zwanzig blicke ich von diesem buch auf meine ersten eigenen versuche und verstehe auf einmal, warum sie sich noch nie ganz fertig angefühlt haben.
ich weiß, dass benedict wells nicht wollte, dass man alles in „die geschichten in uns“ eins zu eins auf sich überträgt, sonder kritisch hinterfragt. und das tue ich. dennoch hat mir selten ein buch so sehr die augen geöffnet oder mir gezeigt, dass da noch ein langer, steiniger, aber schöner weg vor mir liegt.
es ist ein sehr persönliches werk und es hat sich angefühlt, als würden benedict wells und ich eine unterhaltung führen. zwischen einblicken in sein leben und schreiben liegt zwischen den worten wieder die poesie, für die ich jedes seiner bücher, ohne auf den klappentext zu achten, in die hand nehme.
es ist sicherlich nicht für alle etwas, sondern vor allem die menschen, die an benedict wells und seinem handwerk interessiert sind oder sich für das schreiben interessieren (egal, ob man es schon tut oder noch den „richtigen“ anfang sucht).
„die geschichten in uns“ hat zweifel aufgegriffen, mit denen wahrscheinlich alle menschen, die schreiben, nachts wachliegen. mir hat das buch mut gemacht und mir einen spiegel vorgehalten, vor dem ich mich lange weggeduckt habe.
noch ein paar stellen, weil es einfach zu schön war:
„Ein Teil von mir wollte damals Schriftsteller werden, einer musste es, einer war es bereits - und einer zeigte allen drei den Vogel.“
„Das Einzige, was man selbst in der Hand hatte, war das Durchhalten.“
„Es gibt kein Ende der Einsamkeit, sie ist in den Stoff unserer Seele gewebt und gehört zu uns. Man kann nur den Umgang mit ihr ändern. Auch das Schreiben hat kein Happy End, es kann das Loch im Inneren nicht auffüllen.“
„Wir sind die Geschichten in uns; nicht nur die, die wir erlebt haben, sondern auch die, die wir anderen und uns selbst erzählen.“
E-Leseexemplar via Netgalley, ewig lange angefangen, jetzt endlich beendet, inklusive abgebrochenem Buddy-Read. Benedict Wells beleuchtet anhand einiger Kurzgeschichten und seinem literarischen Werk wie Schreibarbeit von statten geht. Sehr interessant, gut geschrieben, überaus sympathisch und ehrlich. Mein erstes Buch von Benedict Wells. Absolute Empfehlung.
Dieses Sachbuch über das Schreiben (und eigentlich auch über das Lesen) habe ich vor allem nachts gelesen. Ich habe 2-3 Nächte im Monat, in denen ich aufwache und meistens direkt weiß, dass ich nicht schnell wieder einschlafen werde. In den Momenten fange ich gerne neue Bücher an - so hat sich das Wachliegen wenigstens gelohnt. Und wie passend war es dann bei diesem Sachbuch, dass der Autor laut eigenen Angaben selbst viele Nächte durchwacht? Wells schreibt im ersten Teil über sein Aufwachsen und, wie er zum Schreiben kam, so packend, dass ich den Teil in einem Rutsch gelesen habe. Dass ich außerdem Vieles zum Entstehungsprozess von meinen Lieblingsbüchern „Hardland“ und „Fast genial“ erfahren habe, fühlte sich fast an, wie alte Bekannte wiederzusehen und endlich mehr über sie zu erfahren. Der zweite und dritte Teil gehen dann auf Theorie und Praxis des Schreibens ein. Dieser Teil ist gespickt mit Zitaten und Beispielen berühmter Schriftsteller:innen sowie eigenen Textpassagen. Die Zitate und Weisheiten wirken manchmal plakativ, andererseits habe ich den Teil auch als gute Fundgrube für den Literaturunterricht empfunden. Sicherlich hätte hier einerseits die Auswahl der Beispiele noch diverser sein können, andererseits erhebt der Ratgeber nie Anspruch auf Vollständigkeit und Wells ist so selbstkritisch, dass ich selbst nachsichtiger wurde. Alle Teile sind - typisch Wells - flüssig erzählt. Menschen, die gerne schreiben und/oder lesen, werden Freude an diesem Buch haben!
Ein bisher ungekannt intimer Einblick in das Leben von Benedict Wells und in seine Schreib-Werkstatt. Lohnt sich für alle Fans seiner Literatur — und natürlich für alle, die kreative Prozesse so faszinierend finden wie ich.
Ein Text für Leser:innen und Schreibende, den ich zwischen Essay, Autofunktion und Schreibwerkstatt kaum einzuordnen wage, ist mit seinen biografischen Einschüben und dem bewusst subjektiv präsentierten Darlegungen von Erfahrungswissen (und Eigentheorien) von einen auf mich sehr persönlich wirkenden Erzählstil getragen. Wer sich von diesem Sound angesprochen fühlt - überhaupt scheint mir die parasoziale Interaktion bei allen Texten, die mit autofiktionalen Stilelementen arbeiten für deren "funktioniert" nicht unwesentlich zu sein - wird das Buch mögen und als Einladung verstehen, um über das Ringen der:s Autor: innen zu reflektieren. Es ist überhaupt ein Plädoyer für Literatur an sich (wenngleich kein philosophisches). Ja, es gibt viele Zitate und auch immer wieder Allgemeinplätze und Binsenweisheiten. So wie Benedikt Wells aber präsentiert hat es mir jedenfalls Spass gemacht. Achso: Bitte streicht das jedenfalls aus dem vorherigen Satz unbedingt aus euren Gedanken.
Letzten Herbst '24 ist ja Benedict Wells Buch "Die Geschichten in uns"erschienen, da bin ich jetzt ein bißchen late to the party, aber ich wollte meinen Leseeindruck zu dieser lohnenswerten Lektüre unbedingt noch festhalten. Sehr gefesselt hat mich seine recht ungewöhnliche und auch ein bißchen traurige Biografie. Aufgewachsen ohne elterlichen Rückhalt, die Mutter psychisch krank, musste Wells mit sechs Jahren in ein Internat. Viele Schulwechsel folgten. In der schwierigen Adoleszenzphase hat er im Schreiben Trost und eine Art safe space gefunden. Doch das Buch ist keine Biographie im herkömmlichen Sinne, sondern eher ein Schreibratgeber, wie ihn Steven King verfasst hat (Das Leben und das Schreiben) oder Peter Stamms Bamberger Poetikvorlesung "Die Vertreibung aus dem Paradies". Ähnlich diesen beiden gibt uns auch Wells in einzelnen Abschnitten Werkzeuge an die Hand, um einen gelungenen Text zu verfassen. Es geht darum, einen Funken zu finden, der das Anfangsinteresse entfacht, die richtige Sprache für den Inhalt zu wählen, den Text selbst zu lektorieren und Szenen wieder herauszuschneiden (kill your darlings). Manches fand ich etwas zu auserzählt, zum Beispiel die vier Seiten darüber, warum ein Notizbuch wichtig ist, nämlich damit die eigenen Gedanken nicht verloren gehen. Beeindruckt hat mich hingegen, wieviele Querverweise und Autor:innen vorkommen, wie belesen Wells ist. Alles in allem ein sehr gelungener Schreibratgeber im klassischen Wells Sound, leicht und gut verständlich und auch inspirierend. Das Persönliche, was Wells hier offenbart, war für mich sehr wertvoll und lesenswert.
Empfehlung für Benedict Wells Fans oder Menschen, die gerne über das Schreiben lesen.
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Well, nach über einem Jahr bin ich dann auch mal durch 🌚
Den Großteil habe ich 2024 kurz nach Erscheinen gelesen, darum zähle ich es auch zum letzten Lesejahr dazu, aber irgendwie haben mir noch so 80 Seiten gefehlt, für die ich, warum auch immer, keine Zeit und/oder Motivation mehr hatte. Dabei habe ich es durchaus so im Kopf, dass ich es sehr gerne gelesen habe, die Themenauswahl und die Herangehensweise angenehm fand, mich für's Schreiben motiviert gefühlt habe.
Der Wiedereinstieg fiel mir jetzt allerdings ein bisschen schwer und, ehrlich gesagt, ist an konkreten Tipps aus dem Hauptteil auch kaum was hängengeblieben. Aber durch das Hörbuch - sympathische Autorenlesung - konnte ich es dann doch noch beenden und habe jetzt eigentlich Lust bekommen, alles (oder Teile davon) nochmal komplett zu hören lol. Vielleicht dann nächstes Jahr.
Mal ein ganz anderer Wells - autobiograohisch und bisschen wie ein Sachbuch oder eher auch ein Sammelsurium von guten Empfehlungen eines 40 jährigen, der einiges durchlebte. Es fühlt sich an, wie eine Zusammenfassung und Entstehung, der früheren Welten und Protagonist*innen, nun macht alles Sinn, der durchzogene Faden der Einsamkeit. Im biografischen Teil sind viele seiner Blogeinträge der letzten Jahre eingewoben. Es geht ums Schreiben, Prozesse, die so unglaublich individuell sind, aber auch das erste Mal direkt um Wells selbst. Wir erhalten das erste Mal persönliche Einblicke, auf die wir Leser:innen sehnsüchtig warteten, die einem Helfen zu verstehen. Als Person die selbst ohne Eltern aufwuchs, viel auf sich alleine gestellt war, hilft mir das mir persönlich zu verstehen, zu schöpfen, gesehen zu werden. Pointiert und sehr sympathisch verfasst. Ebebso typisch für ein Buch von Benedict Wells; auch wenn es kein Roman war, das man verschlang! Ich las es an einem Sommertag auf meinem Berliner Balkon und nicht in einer Bruchbude im Kellergeschoss ;)
Ich finde auch überhaupt nicht, wie am Ende Wells' Befürchtung; oversharing. Sondern er teilt seine und die Geschichten ins sich - mit - uns.
Für ein Mal kein Roman, dafür das bisher wohl persönlichste Buch von Wells, in dem er viel von sich preis gibt, mit berührenden Einblicken in sein Leben, seine Arbeit und die Entstehung seiner Romane. Interessant für Vielleser ist vor allem die übergeordnete Frage, was einen guten Roman denn eigentlich ausmacht, was Wells anhand zahlreicher Werke anderer Autoren aus unterschiedlichen Epochen kommentiert und veranschaulicht. Schon allein die Literaturliste im Anhang ist ein Kleinod für sich. Inspirierend, erhellend und berührend von der ersten bis zur letzten Seite.
Die Geschichten in uns ist kein klassischer Roman, sondern eine Mischung aus Autobiografie und Schreibratgeber.
Im ersten Teil erzählt Benedict Wells von seinem Werdegang – seiner Kindheit, Jugend und den Erlebnissen, die ihn zum Schreiben gebracht haben. Dieser Abschnitt ist persönlich, fesselnd und liest sich fast wie ein Roman, was wohl auch der Grund ist, warum ich das Buch in diesem Teil kaum aus der Hand legen konnte.
Der zweite Teil widmet sich dem Schreiben selbst und ist deshalb etwas zäher. Wells gibt Einblicke in seinen kreativen Prozess und teilt Erkenntnisse, die sowohl für Anfänger als auch für erfahrene Autoren spannend sind. Wer sich noch nicht viel mit dem Schreiben beschäftigt hat, findet hier sehr viel wertvolle Inspiration!! Ich habe schon einiges über das Schreiben gelesen, aber auch für mich gab es neue Perspektiven und interessante Einblicke.
Besonders berührt hat mich, wie ehrlich Wells über Selbstzweifel und den langen Weg zum eigenen Stil spricht. Das Buch fühlt sich dadurch an wie eine Umarmung für alle, die schreiben. Ich habe mich zumindest weitaus weniger einsam gefühlt mit meinen Schreibproblemen und Zweifeln.
„Alles erfunden, aber alles empfunden.“❄️🐅 - ich schreibe zwar selber überhaupt nicht, aber kann (und werde) dieses Buch jeder Person empfehlen, die in irgendeiner Weise (z.B. durchs Malen) kreativ ist, weil so viel Gesagtes übertragbar ist!! Ganz ermutigende Worte, tolle Buch- und Filmreferenzen und interessante Hintergrundinfos zu den von mir geliebten Wells-Romanen (ich find übrigens, er ist etwas zu harsch ggü. „Spinner“, ich denke ziemlich oft an dieses Buch und an Jesper).
Ich war ganz und gar positiv überrascht vom Erscheinen dieses Buchs, da Benedict Wells sich ja eigentlich aktuell in einer Schreibpause befindet. Dieser autobiografische Schreibratgeber ist perfekt für Fans seiner Bücher, die mehr über den Autoren erfahren wollen, aber auch jene, die sich selbst im Schreiben versuchen möchten. Ich jedenfalls konnte viel daraus mitnehmen und sehe auch den Diogenes-Verlag nun mit neuen Augen.