Als Ferdinand von einem "Sommer auf dem Meer" sprach, hatte Nora etwas anderes im weniger abgelegen, weniger beruflich. Auch Franziska ahnte nicht, worauf sie sich einließ, als ihr Mann Kilian einen Urlaub zu siebt ankü mit seinem Chef Walter Bronstein, Ferdinand Mattern, seinem größten Konkurrenten, den drei Ehefrauen und Walters Sohn David. Auf der luxuriösen Superyacht in den Philippinen mangelt es ihnen an nichts, es könnte eine entspannte Zeit sein, aber die Gäste Bei diesem Trip geht es um mehr, um etwas Großes. Nur worum genau, das scheint keiner zu wissen. Wieso hat Walter die beiden Kontrahenten und ihre Frauen eingeladen? Zwei Paare in den Vierzigern, die Kinder aus dem Gröbsten raus, die Eigenheime abbezahlt, die Karrieren steil – die der Männer, versteht sich. Alle zeigen sich von ihrer besten Seite. Es wird strahlend gelächelt und gekonnt konversiert. Eheleute, wie man sie sich nicht glücklicher ausmalen könnte. Aber nichts ist, wie es scheint. Sie alle spielen eine Rolle in dieser Inszenierung. Aber für wen? Und wer führt Regie? Anne Freytag beobachtet präzise und deckt schonungslos auf, was sie sieht. Sie erzählt mit großer Dringlichkeit von stillschweigenden Übereinkünften, die aufgekündigt werden, Erwartungshaltungen und Enttäuschungen, Bedürfnissen und Begierden, Konventionen und Geheimnissen.
Ich würde Anne Freytags Schreibstil unter hunderten Büchern immer wieder erkennen, weil mich niemand so sanft, atmosphärisch und behutsam durch eine Geschichte tragen kann wie sie.
„Blaues Wunder“ ist ein Zusammentreffen aus Machtgefälle, Feminismus, Sexismus, Geheimnissen und Intrigen, die eine spannende und wichtige Geschichte vereinen.
Ich empfehle das Buch an 2-3 Tagen im Sommerurlaub zu lesen. Wenn dir folgende Filme gefallen haben, wird dir das Buch gefallen: She Said (2022), Blink Twice (2024) und Wunderschöner (2025).
Ein Sommerbuch vom Setting stark angelehnt an Anna Katharina Fröhlichs Die Yacht und Martin Mosebachs Krass mit der Leichtigkeit einer Johanna Adorján aus Ciao und von der schriftstellerischen Komplexität in der Machart von Kleine Probleme Nele Pollatscheks. Im Grunde aber wie ein Agatha Christie, nur leider nicht ganz so verstrickt und verwoben. Drei Paare befinden sich auf einer Yacht in der Philippinischen See:
Ich trinke noch mehr Bellini, der Kater morgen ist mir egal. Im Moment ist mir alles egal – was die anderen denken, ob sie überhaupt etwas denken. Die meisten kreisen ohnehin nur um sich selbst. Ich bin da nicht anders. Irgendwo auf den Philippinen, eine exklusive Arche Noah, wo nur die an Bord dürfen, die das nötige Kleingeld haben. Mit Leuten, mit denen mich außer Geld nicht viel verbindet, die ich kaum kenne, die mich nicht kennen, vor denen ich vorgebe jemand zu sein, die ich nicht bin. Und vielleicht nie war. Ein endloses Fake it till you make it, weil ich es nie geschafft habe.
Freytag lässt ihre erfrischend schonungslos mit sich und der Welt ins Gericht ziehenden Frauen, Nora, Franziska und Rachel, über die Männer, Geld, Beruf und die Selbsterniedrigung reflektieren. Sie kommen hierbei nicht zu besonders originellen Resultaten, dafür aber peitschen sie sich umso enervierter und intensiver in Richtung Selbstbehauptung und Selbstbefreiung. Walter, ein Typ wie Mosebachs Ralph Krass, nur betagter und sadistischer, hat ein sehr eigenwilliges Assessment-Center ausgerufen: Ferdinand und Killian sollen ihn überzeugen, um weiter in der Karriereleiter aufzusteigen. Die Frage lautet: wie weit gehen sie?
Wir hatten einen Deal, mein Mann und ich. Er wollte es sich überlegen. Ich denke darüber nach. Jetzt ruft er: »Ich zähle bis drei!« Ich, ich, ich. »Eins!« Ferdinand zittert. Ein kleiner Junge im Körper eines erwachsenen Manners. »Zwei!« Der Ozean liegt unter ihm wie ein schwarzes Loch. Wie ein Schlund, der ihn schlucken wird. Ein Nichts, in dem es vor Kreaturen nur so wimmelt. Eine Dunkelheit, die alles verschlingt. Ich würde nicht springen. »Drei!«, schreit Walter.
Blaues Wunder lässt sich eher als Hörspiel bezeichnen. Es eignet sich hervorragend mit eingesprochenem Stimmenwechsel, die Enge, die hitzige Atmosphäre, das etwas Laszive zwischen David und Nora, die sich langsam findende Franziska und die aus dem Dunkel heraus kommentierende Rachel. Als Literatur, konzentriert gelesen, wird vieles viel zu schnell klar und die Überraschung bleibt aus, und die Sprache selbst trägt keinen Eigencharakter. Sie wird wie ein Vehikel durch den Plot gepeitscht. Dennoch entwickelt Blaues Wunder eindrückliche Momente, die nicht lange bleiben, vielleicht sogar verhallen, aber im Moment des Lesens amüsieren und das Buch in einem freundlichen Gedächtnis zurücklassen.
--------------------------------- --------------------------------- Details – ab hier Spoilergefahr (zur Erinnerung für mich): --------------------------------- ---------------------------------
Inhalt: ●Hauptfigur(en): Walter und Rachel Bronstein, die zwei Pärchen auf eine Yacht eingeladen haben; ihr Sohn David ist mit von der Partie. Die beiden Pärchen heißen: Nora und Ferdinand Mattern, sie haben eine Tochter Antonia (nicht dabei); Franziska und Killian Dannenberg, sie haben Zwillinge (nicht dabei). ●Zusammenfassung/Inhaltsangabe: Die Situation ist unklar am Anfang. Es wird aus der Sicht der Frauen berichtet (Franziska, Nora und Rachel). Ein Wettbewerb findet statt. Nach und nach wird klar: Es geht um die Nachfolge von Walter. Er testet die beiden in Frage kommenden Kandidaten. Jeder der drei Paare hat Leichen im Keller. - Rachel, die das Unternehmen eigentlich führen will und auch die Erbin des Unternehmens gewesen wäre, hätte der Vater nicht nur Walter berücksichtigt. Sie führt und kontrolliert das Unternehmen im Geheimen, ohne dass es Walter mitbekommt. Zudem schlägt Walter sie. Das blaue Wunder soll am Ende er erleben. -Killian ist heimlich homosexuell. Franziska hat ihn erwischt. Sie nimmt ihm das Theaterspielen übel, will sich rächen, hat Gewaltphantasien. -Ferdinand hat an den sogenannten Incentives teilgenommen, Partys, die Walter für Partner schmeißt, mit Drogen und Prostituierten. Er hat Nora betrogen. Die Handlung ist nun die, wie diese Handlungsfäden zusammenlaufen. Nora erfährt von Ferdinands Untreue und rächt sich durch eine Affäre mit David. Franziska wusste von den Incentives, Killian hat ihr davon berichtet, und merkt, was für ein ehrlicher Mann er im Grunde ist. Sie versöhnen sich. Rachel bringt, bevor ihr Mann die Leitung an Ferdinand übergeben kann, ihren Mann um und zwar durch einen allergischen Schock durch Meeresfrüchte. Da Walter sowieso schwer krank ist, Bauchspeicheldrüsenkrebs, wird sie kaum verdächtigt, und Nora und Franziska halten, obwohl sie Verdächtiges mitbekommen haben dicht. Daneben gibt es kleinere Handlungsstränge, wie die Prüfungen, die Walter sich für die vier ausdenkt, kleine Quälereien wie, dass Ferdinand ins dunkle Wasser mitten in der Nacht springen muss; oder, dass Franziska 100 000 Euro angeboten bekommt, sich nackt auszuziehen, und dafür, dass sie sagt, sie sei nicht käuflich, 200 000 Eure erhält. ●Charaktere: (rund/flach) – leider sehr klischiert, wenig einfallsreich, dafür nicht weniger realistisch, dennoch eher holzschnittartig und holzhammerhaft. ●Besondere Ereignisse/Szenen: schon, die Situation, wie Rachel Walter nicht hilft. … leider etwas vorhersehbar dadurch, dass Walter eine finstere Gestalt ist; es wird sehr schnell klar, dass sich die Frauen an ihn rächen, am Ende ist es die geschlagene Ehefrau Rachel selbst, die die Genugtuung erhält. Etwas unrealistisch erscheint das Vererben des Unternehmens allein an den Ehemann – und auch, dass der Tod eines millionenschweren Unternehmers nicht von der Polizei eingehender untersucht werden soll. Das überzeugt nicht. Der Plot hat dennoch eine Sogwirkung, die das als Hörspiel ganz passabel und konsumierbar werden lässt. --> 4 Sterne
Form: ●Wortschatz: eher alltagssprachlich. ●Type-Token-Ratio: 0,14 – relativ häufige Wiederholung. (Musil 0,23 - Genre 0,11) ●Satzlängen-Verteilung-Median: 9 Wörter, Standardabweichung 6. (bei Musil: 28 Wörter mit Standardabweichung 19 Wörter) ●Anteil der 1000 häufigsten Wörter: 81% (Musil/Mann <70% - Genre >80%) ●Wortartenverteilung: geringe Dichte von Adjektiven 6% (Adjektive - Musil 13%, Adverbien 7%) ●Verhältnis Nominal-/Verbalstil: Verbalstil vorherrschend. ●Stimmige Wortfelder: keine Abstraktionsentgleisungen. Krimiatmosphäre. ●Satzstrukturen: Sehr einfach gehalten. Arm an Varianz, eher parataktisch. Hohe Frequenz an isolierten Hauptsätzen. ●Wiederkehrende Motive/Tropen: nicht bemerkt. ●Innovation: keine, Sprache als Vehikel fürs Erzählen. … durch die klare, schnelle, unumständliche Form, schnelles und spannendes Lesen möglich, aber keine Symbolik, rein instrumentell. --> 2 Sterne
Erzählstimme: ●Eindruck: multiperspektivisches Erzählen einer nicht reflektieren Erzählinstanz, der Wechsel selbst wird einfach so vollzogen. Dadurch: Episodenhaftes Erzählen, modern, unumständlich, aber literarisch wenig nachvollziehbar, eher voyeuristisch. ●Erzählinstanz (reflektiert, situiert, perspektiviert?): gar nicht präsent, Erzählinstanz als eine Instanz im Hintergrund, die die Fäden zieht. ●Erzählverhalten, -stil, -weise: undurchsichtig. ●Einschätzung: langweilig, wenig kohärent, wenig aus sich heraus glaubhaft, daher --> 1 Stern
Komposition: ●Eindruck (szenisch/deskriptiv/Tempiwechsel): als Konstrukt, die Isolation im Raum, gelungen, spannend, leider sind Nora und Franziska kaum zu unterscheiden, und Killian und Ferdinand auch nicht. Das erste Drittel des Buches ein wenig redundant. ●Extradiegetische Abschnitte: Nein, reine Immersion. ●Lose Versatzstücke: Nein, alles klar auf den Höhepunkt der Handlung ausgelegt (Mord an Walter, Sex mit David). ●Reliefbildung: Ja, durch die verschiedenen Paaren und deren verschieden gelagerten Probleme. ●Einschätzung: Als Komposition klar perspektivisch auf das Feindbild Walter hin ausgelegt, deshalb kommt auch keine Spannung auf, weshalb sie auf dem Boot sind. Walter wirkt von Anfang wie ein Sadist, der sein Spielchen damit treibt, wer welche Privilegien erhält. Kompositorisch hätte das ein wenig verspielter, verschachtelter sein können. --> 2 Sterne
Leseerlebnis: ●Gelangweilt: nein ●Geärgert: nein ●Amüsiert: schon, die Situation, wie Rachel Walter nicht hilft. ●Gefesselt: mehr oder weniger, aber ●Zweites Mal Lesen?: nein. --> 4 Sterne
Als Hörbuch gehört. Ich habe mich sehr gut unterhalten gefühlt. Anne Freytag ist eine der wenigen Gegenwartsautor:innen, die für mich trotz eines arg konstruierten Plots und keiner all zu ernsthaften Abarbeitung an den gesetzten Themen gut funktionieren. Sie hat einen rasanten Stil. Der ironisch-sarkastische Ton trifft und erzeugt genug Spannkraft. Die Frauen definieren sich über ihr Äußeres und ihre Fickbarkeit. Das ist dann auch ständiges Thema der Ehekonflikte. Natürlich werden sämtliche Machtspielchen, Erwartungshaltungen, sich Fügen in eine Rolle, Karriere, Identität etc. angesprochen und oberflächlich gestreift. Man darf aber nun wirklich keine komplexe Auseinandersetzung damit erwarten, wie es ist ein Vorzeigeweibchen eines erfolgreichen, reichen Mannes zu sein. Oder die Strippenzieherin und eigentliche Intelligenz der Beziehung. Ich weiß, wie fest viele Menschen in ihren Zwängen, der Ausrichtung am Anderen und in triefender Erniedrigung um Anerkennung vor sich hin zombinieren, allerdings erscheint mir das hier doch arg überreizt. Es gibt eine Kartenspiel-Situation, die mich dann doch ehr an Saufabende in Ausbildungszeiten erinnert hat. Da wirds dann dünn um die Glaubwürdigkeit des Plots. Aber wurscht. Ich kann es als gute Unterhaltung empfehlen, vor allem wenn man gerne Damen dabei beobachtet, wie sie sich und ihr Leben reflektieren, analysieren und zur Tat schreiten...hehehe.... Nachdem ich neulich daran erinnert wurde, eigentlich mal wieder ein Bumsbuch lesen zu müssen, bin ich auch mit der Sexszene äußerst zufrieden.
Ein böses Kammerspiel, das mich herrlich unterhalten hat!
Ferdinand und Nora folgen der Einladung seines Chefs Walter auf dessen Luxusjacht.. traumhafte Strände und glasklares Wasser versprechen einen herrlichen Urlaub.. als Bonus lockt die vakante Stelle des CEO im immensen Unternehmen des Chefs, auf die sich Ferdinand insgeheim Hoffnung macht.
Doch auch Kilian und seine Frau Franziska sind eingeladen.. als die Jacht ablegt beginnt ein perfides Kammerspiel..
Aus abwechselnden Perspektiven der 3 Ehefrauen erzählt, ergibt sich für den Leser nach und nach ein Blick hinter die Kulissen. Und in jeder Ehe gibt es Abgründe und Geheimnisse.. Anne Freytag schreibt kompakt und ohne Schnörkel - so herrlich boshaft, dass ich mich sehr gut unterhalten fühlte!
Habe eine leichte Lecktüre erwartet, doch eine spannende Geschichte bekommen. Habe es in einem Rutsch durch, wollte unbedingt wissen wie es weiter geht. Die Charaktere sind toll umschrieben. Der schreibstill ist sehr gut, witzig und die Autorin 'nimmt kein Blatt vor dem Mund'.
Liest sich gut weg, allerdings recht vorhersehbar und das Setting ist eigentlich gar nicht meins.
Die expliziten sexuellen Ausführungen hätte ich nicht gebraucht, groß gestört habe ich mich aber auch nicht daran.
Ich glaube, es hätte noch interessanter werden können, wenn auch die Perspektiven der männlichen Figuren eingefangen worden wären. Andererseits ist das auch der Charme und die Kraft des Buches, das unabhängige Innenleben der von ihren Männern abhängigen Frauen.
//////SPOILER/////// Ist das nicht fast schon ein Buchfehler oder soll ich wirklich abkaufen, dass Walter nur ein Testament hat und das genau mit auf ein Boot genommen hat, anstatt ein weiteres beim Anwalt seines Vertrauen zu lagern? Das wäre doch ein interessanter Plottwist oder zweiter Teil. Blaues Wunder und der Erbrechtsstreit danach.
„Er sagt, ich bin am besten, wenn ich improvisiere. Als wäre unser Leben ein Scheißtheaterstück. Und irgendwie ist es das. Eine Inszenierung, eine Farce, und doch muss ich zugeben, dass ich den Schein mag, ihn und das Licht, in das er mich rückt.“
Wer Disclaimer mochte, wird Blaues Wunder lieben.
Mit messerscharfem Stil, kurzen, treibenden Kapiteln und einem Gefühl von unaufhaltsamer Spannung zieht einen dieser Roman sofort in seinen Bann. Kapitel für Kapitel scheint man der Wahrheit näher zu kommen – und trotzdem bleibt alles offen. Man glaubt, zu wissen, was als Nächstes passiert, doch dann schlägt die Geschichte eine andere Richtung ein. Es ist diese ständige Unsicherheit, dieses Spiel mit Erwartung und Wirklichkeit, das Blaues Wunder so fesselnd macht.
Was das Buch besonders macht, sind nicht nur die raffiniert gesetzten Wendungen, sondern vor allem die Sprache: Die Dialoge sind schlichtweg brillant – pointiert, echt, manchmal schmerzhaft und immer auf den Punkt. Dazu kommen die inneren Monologe, die Gedanken der Figuren – sie sind grandios. Roh, klug, widersprüchlich. Man ist nicht nur dabei, man ist mittendrin.
„Diese Wahrheit ist wie ein Schmerz, der ihn mir atmet. Der manchmal da ist und dann wieder weg.“
Welche Wahrheit das genau ist? Das müsst ihr selbst herausfinden – Seite für Seite, Atemzug für Atemzug.
Habe dieses Buch an einem Tag durchgehört - die Vielschichtigkeit der Charaktere, die Entwicklung der zwischenmenschlichen Beziehungen auf diesem engen Raum, die überall angedeutete Gesellschaftskritik gepaart mit subtilem Sarkasmus. Und der Schreibstil - perfekte kurzweilige Unterhaltung!
„Diese Form von Stärke kenne ich nur von Frauen. Frauen wissen, dass man durch manche Situationen einfach durchmuss. Dass es kein Später gibt, kein Verschieben, kein 𝘐𝘤𝘩 𝘩𝘢𝘣𝘦 𝘬𝘦𝘪𝘯𝘦 𝘓𝘶𝘴𝘵.“ S. 157 ⠀⠀⠀⠀⠀⠀⠀⠀⠀ Eine Luxusyacht treibt vor den Philippinen im Wasser. An Board sind drei Pärchen und ein Sohn. Walter Bronstein ist der Chef, er hat alle zu diesem schicksalhaften Trip eingeladen. Mit dabei sind seine Frau Rachel und ihr Sohn David. Franziska und Kilian sowie Nora und Ferdinand sind auch mit von der Partie. Für sie geht es hier um viel - wer kann die heilste Welt vorspielen? ⠀⠀⠀⠀⠀⠀⠀⠀⠀ „Blaues Wunder“ ist ein herrlich-bitterböses Kammerspiel, das eine hervorragende Unterhaltung bietet. Starke Frauen, (überwiegend) schwache Männer und der ständige Kampf um Perfektion, die über alle Makel hinwegtäuschen soll - aber einfach nicht existiert ⠀⠀⠀⠀⠀⠀⠀⠀⠀ Für mich haben Schreibstil und auch der Aufbau des Buches sehr gut funktioniert. Die Kapitel sind eher kurz, was ich generell sehr liebe, und der Autorin gelingt es wunderbar, die Spannung aufrechtzuerhalten. Es hat ein ganz wenig gebraucht, bis ich im Lesefluss war (das lag aber wahrscheinlich eher an äußeren Umständen), die zweite Hälfte habe ich dann an einem Stück durchgelesen. ⠀⠀⠀⠀⠀⠀⠀⠀⠀ Große Leseempfehlung! Ein Highlight für mich! ⠀⠀⠀⠀⠀⠀⠀⠀⠀ 4,5/5 ⭐️
Der Klappentext und die Rezensionen klangen vielversprechend, aber leider war ich bis zum Ende hin nur enttäuscht - die Charaktere wirken flach und oberflächlich, die Geschichte langatmig, überzogen und berechnend. Vielleicht habe ich auch einfach keine Lust mehr, über alte weiße Cis-Männer zu lesen, die ihre Privilegiertheit und Macht gegen alles und jede:n (vor allem Frauen, queere und marginalisierte Personen) ausspielen. Davon gibt es in der Realität schon genug.
In this household, we support women's rights and women's wrongs.
Ein bitterböses Kammerspiel auf einer Luxusyacht. Hassenswerte Männer und drei Frauen, denen man am liebsten eine Mordwaffe in die Hand drücken möchte. Ich war bis zur letzten Seite köstlich unterhalten.
„Er sagt, ich bin am besten, wenn ich improvisiere. Als wäre unser Leben ein Scheißtheaterstück. Und irgendwie ist es das. Eine Inszenierung, eine Farce, und doch muss ich zugeben, dass ich den Schein mag, ihn und das Licht, in das er mich rückt.“
Walter Bronstein lädt zwei seiner Mitarbeiter mit ihren Frauen zu einem Urlaub auf seiner Yacht ein. Nicht ohne Hintergedanken.
Das Buch hat mich überrascht und begeistert. Erzählt wird die Story aus der Sicht der drei Ehefrauen, was ich ein richtig tolles Stilmittel finde. Die vermeintlichen Nebenfiguren wechseln ihre Rollen. Und wie. Starke Frauen, starke Gefühle. Das Buch nimmt eine tolle Wendung, die ich zwar irgendwann erahnen konnte , was meine Lesefreude aber nicht gemindert hat. Das Setting ist auf den Philippinen angesiedelt, hätte aber tatsächlich jedes x-beliebe Meer sein können. Der Schreibstil ist super rutschig zu lesen und hat mich durch die Seiten fliegen lassen. Uneingeschränkte Leseempfehlung.
Das ließ sich weg bingen wie nichts und ich war die ganze Zeit sehr unterhalten und begeistert. Es war nicht weltbewegend, aber hat unglaublich Spaß gemacht und das war heute perfekt für mich!
Anne Freytag erzählt die Erlebnisse aus Sicht dreier Frauen, deren Leben ähnlicher sind, als es zunächst scheint Es geht um die Folgen von Demütigung, Erniedrigung und Kontrolle sowie von - freiwilliger oder unfreiwilliger - Abhängigkeit.
Eigentlich 4.5 — das war ein wilder Ritt. Ich lieb‘s, wenn Bücher nicht den Zaunpfahl rausholen, um das Patriarchat zu kritisieren und genau das passiert hier. Lustig und unterhaltsam.
Wahnsinnig fesselnd erzählte Geschichte aus der Sicht von drei Ehefrauen, die mit ihren Ehemännern einen (Arbeits-)Urlaub auf einer Luxusyacht im Pazifischen Ozean verbringen. Es geht um Macht, Sex, Drogen, Tango... und die Spannung steigert sich zu einem furiosen Höhepunkt, bei dem - ohne zu sehr zu spoilern - der eine oder die andere sein *Blaues Wunder* erlebt. Mein bisheriges Jahreshighlight!
Der Anfang des Buches hat mich nicht so gecatcht; ich fand Franziska und Nora zu Beginn arrogant und dem typischen Klischee reicher Hausfrauen entsprechend. Aber nach der Einstiegsphase, in der dir Handlung immer mehr Schwung aufgenommen hat und die Charaktere differenzierter gezeichnet wurden, hat es mich gepackt. Der Schmerz, die Entwicklungen und das alles aus den drei weiblichen Perspektiven fand ich toll. Der Autorin ist hier ein großartiges Kammerspiel über weibliche Selbstermächtigung gelungen,das bis zur letzten Seite spannend bleibt und mitreißt.
Ich habe das Hörbuch zufällig entdeckt – ohne große Erwartungen. Umso mehr hat mich “Blaues Wunder” überrascht: spannend, durchdacht und voller kluger Beobachtungen. Drei Protagonistinnen, jede mit eigenem Antrieb. Der Plot ist trotz kleiner Vorhersehbarkeiten absolut unterhaltsam.
Anne Freytags Stil ist präzise, mitreißend und so auf den Punkt—ich werde definitiv noch mehr von ihr lesen.
Anne Freytags Roman "Blaues Wunder" erzählt von einem Urlaub auf einer Superyacht, bei dem sich das Leben zweier konkurrierender Unternehmerpaare und deren Familien entblättert – eine Geschichte über Macht, Lügen und die komplexen Rollen, die Menschen im Alltag spielen. Die Autorin, die ursprünglich International Management studierte und als Grafikdesignerin arbeitete, hat sich mit ihren tiefgründigen und vielfach ausgezeichneten Romanen einen Namen gemacht. Ihre Werke zeichnen sich durch psychologische Präzision und starke Frauenfiguren aus.
Worum geht’s?
Nora, Franziska und Rachel leben mit ihren Ehemännern Ferdinand, Kilian und Walter – alle erfolgreiche Geschäftsmänner, deren Karrieren im Mittelpunkt stehen. Auf Einladung von Walter reisen alle zu einem gemeinsamen Urlaub auf den Philippinen. Die scheinbar harmonische Idylle auf der luxuriösen Yacht trügt: Unter der Oberfläche brodeln unausgesprochene Konflikte, Erwartungen und brüchige Beziehungen. Die Frauen sind alle mehr oder weniger Gefangene ihrer Rollen als Ehefrauen, Mütter und Gesellschaftsdamen, die stets perfekt funktionieren müssen. Die Geschichte zeigt, wie viel Druck hinter der Fassade schlummert und wie schmerzhaft es ist, sich selbst in diesen Rollen zu verlieren.
Meine Meinung
Obwohl ich schon lange ein weiteres Buch von Anne Freytag zuhause habe, ist "Blaues Wunder" mein erstes Werk von ihr, das ich gelesen habe – und es wird definitiv nicht mein letztes bleiben. Das Buch hat mich emotional sehr mitgenommen, ich hätte es am liebsten an einem Stück gelesen, so stark war die Sogwirkung. Die Autorin schafft es, die verschiedenen Perspektiven der Frauen sehr authentisch und differenziert darzustellen. Jede der Protagonistinnen steht stellvertretend für unterschiedliche Facetten weiblicher Selbstwahrnehmung und gesellschaftlicher Zwänge.
Besonders beeindruckt hat mich, wie Freytag das Thema Rollenbilder und Erwartungshaltungen thematisiert. Sie beschreibt das „Hungern“ nach Anerkennung und Begehren, das die mind. eine der Romanprotagonistinnen ihr Leben lang begleitet hat. Es geht dabei nicht nur um das körperliche Hungern, sondern um den Hunger nach Aufmerksamkeit, nach Wertschätzung. Der Druck, immer perfekt auszusehen und sich so zu verhalten, dass ihr Mann in der Gesellschaft gut dasteht: „Ein Mann seiner Stellung braucht die passende Frau“ (S.16). Dieses stille Arrangement, bei dem die Frau zum Accessoire des Mannes wird, ist bedrückend und wurde sehr realistisch beschrieben.
Auch die innere Zerrissenheit, die eine der Romanfiguren beschreibt, weil sie nie wirklich begehrt wurde, ist ergreifend. Sie war stets die „andere“ Frau – die Schulter, die verlässlich ist, nicht die Geliebte, die alle wollen (S.54). Die Szene, in der erstmals wirkliches Begehren spürbar wird, ist ein zarter, aber auch schmerzhafter Moment (S.82), der zeigt, wie lange die Protagonistin sich selbst verleugnet hat.
Das Thema häusliche Gewalt wird in der Geschichte nicht ausgespart, sondern sensibel und eindringlich dargestellt: Rachel muss Walters Wut in Zaum halten, um nicht die Gewalt zu provozieren (S.108). Diese Passagen sind schwer zu lesen, aber wichtig, um das Tabu zu brechen und auf die Realität vieler Frauen aufmerksam zu machen.
Ebenfalls bewegend ist die Reflexion über das Aufgeben der eigenen Identität. Eine der Frauen beschreibt ihre Ehe als eine Art Dressur, bei der sie ihre Wünsche und Träume hintanstellt, um den Erwartungen anderer zu entsprechen (S.69). Sie fühlt sich wie eine Puppe oder ein Sportwagen mit Sonderlackierung, der Begehren weckt, aber innerlich leer bleibt (S.175). Dieses Gefühl, nie ganz anzukommen, diese „Reise“ durch das Leben ohne Heimat (S.191), spricht für viele Frauen, die in festgefahrenen Rollen gefangen sind.
Anne Freytags Stil ist dabei klar und unprätentiös, aber voller Tiefgang. Die Mischung aus inneren Monologen, Beobachtungen und realistischen Dialogen macht das Buch sehr lebendig und nahbar. Die Figuren wirken komplex und widersprüchlich, was die Geschichte umso glaubwürdiger macht.
Fazit
"Blaues Wunder" ist ein eindrucksvoller Roman, der mit viel Empathie und Schärfe die Zwänge weiblicher Identität und die Komplexität moderner Beziehungen beleuchtet. Die Themen Rollenbilder, Selbstermächtigung und gesellschaftliche Erwartungen werden authentisch und schonungslos dargestellt. Ein sehr lesenswertes Buch, das mich emotional bewegt hat. Von mir gibt es 4,5 von 5 Sternen.
Drei Ehepaare auf einer Superjacht in den Gewässern der Philippinen – was zunächst nach einem Traumurlaub klingt, entpuppt sich rasch als subtiler Schlagabtausch zwischen drei Ehepaaren. Walter Bronstein, vermögender Unternehmer, lädt seinen Rivalen Ferdinand Mattern mit Ehefrau Nora sowie seinen Mitarbeiter Kilian mitsamt Franziska und (erwachsenem) Sohn David zu einer exklusiven Reise ein. Doch der schöne Schein trügt.
Von Anfang an liegt eine unterschwellige Spannung über dem luxuriösen Setting. Die traumhafte Kulisse steht im krassen Gegensatz zu den frostigen Gesprächen und der aufgesetzten Vertrautheit der Gäste. Anne Freytag inszeniert ein Kammerspiel, das unterhält, fasziniert und erschrickt.
Im Fokus stehen die komplexen Beziehungen der sieben Erwachsenen – und hier trügt wirklich bei jedem der Schein. Jeder trägt seine eigenen Narben, Wünsche und Täuschungen. Und da alles aus wechselnden Perspektiven erzählt wird, entsteht ein fein gesponnenes Netz aus Halbwahrheiten, emotionalen Brüchen und versteckten Interessen. Dabei bewertet die Autorin aber nicht, so dass man sich als Leser bzw. Hörer ein eigenes Urteil bilden kann.
Die Figuren sind nicht unbedingt Sympathieträger – zwar erklärt sich manches Verhalten aus Ereignissen der Vergangenheit, einzelne Motive bleiben jedoch unklar oder auch ambivalent. Trotzdem war ich gefesselt von dem ganzen Szenario und wollte immer unbedingt weiter hören. Das liegt vor allem an dem Schreibstil, der diese subtile Spannung sehr gut einfängt – die ganze Zeit spürt man, dass etwas in der Luft liegt, dass etwas passieren wird; was es dann ist, ergibt sich erst im letzten Viertel des Romans. Ich habe das Finale sehr genossen, auch wenn ich nicht alles gutheiße – aber die verschiedenen Auflösungen haben mir sehr gut gefallen.
Die Sprecherin Sandra Voss hat eine ruhige, eindringliche Stimme und hat damit nicht nur die latente Spannung sehr gut eingefangen, sondern auch den Figuren Leben eingehaucht - man fühlt sich wie ein stiller Beobachter an Bord.
Mein Fazit Ein intensives, literarisch dichtes Werk voller Zwischentöne. Ein Kammerspiel mit drei Ehepaaren, bei denen der Schein trügt. Es herrscht die ganze Zeit eine untergründige Spannung, die mich sehr eingenommen hat. Ein zwar leises, aber dennoch kraftvolles Buch, das einen in die Abgründe menschlicher Beziehungen schauen lässt – sehr zu empfehlen.
Anne Freitag schreibt mit einer Leichtigkeit, die fast wie ein innerer Monolog wirkt – angenehm zu lesen, ohne an Tiefe zu verlieren. Besonders stark finde ich die Perspektivwechsel-Struktur: Dieselben Situationen aus den Blickwinkeln der drei Frauen wirken weder repetitiv noch langatmig, sondern eröffnen neue Facetten und Spannungen. Das titelgebende Kapitel bringt einen feinen Twist und verleiht der Geschichte zusätzliche Wucht. Themen wie Patriarchat, Klassismus und Reichtum sind prägnant und klug gezeichnet, ohne belehrend zu wirken. Auch die Rolle der Frauen in diesen Macht- und Gesellschaftsgefügen wird eindringlich, nahbar und sehr reflektiert erzählt. Einzig das Ende bleibt etwas dünn – zu vorhersehbar, um die Spannung wirklich zu tragen. Trotzdem ist Blaues Wunder ein sehr lesenswertes Buch, das sicher allen Freude machen wird, die Serien wie Sirens, White Lotus oder Succession schätzen.
Blaues Wunder hat mich überrascht. Ich hatte ja schon einen einen erfrischenden Debütroman erwartet, bekommen habe ich zusätzlich eine kluge, fein eingewobene Kritik am Patriarchat.
Anne Freytag schreibt über Frauen, die in sehr unterschiedlichen Lebenssituationen mit unterschiedlichsten Privilegien stecken und trotzdem alle dasselbe patriarchale System aushalten müssen. Alle Frauen waren mir durchweg sympathisch und gut gezeichnet. Zusätzlich hat mir sehr gut gefallen, wie das Thema der sozialen Herkunft und der ökonomischen Abhängigkeit bearbeitet wurde.
Der Roman liest sich leicht, bleibt aber inhaltlich scharf ohne Bla Bla. Er hat mich gut unterhalten und hat gleichzeitig etwas zu sagen. Für mich ein wirklich gelungenes Debüt.