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Stromlinien

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Wie schwer wiegt ein Geheimnis? Ein großer, sensibel erzählter Familienroman über Lebensentscheidungen, die uns auseinandertreiben können – oder für immer miteinander verbinden.

Enna und Jale sind in den Elbmarschen zu Hause. Sie leben im Rhythmus von Ebbe und Flut, beobachten Kormorane und Austernfischer – und zählen die Tage, bis ihre Mutter Alea aus der Haft entlassen wird. Doch als es endlich so weit ist, verschwindet nicht nur Alea spurlos, sondern auch Jale. Entschlossen durchkämmt Enna auf der Suche nach ihnen das Alte Land, ohne zu ahnen, dass dieser Weg sie für immer verändern wird.

»Atmosphärisch, naturnah und packend wie ein Krimi!« Simone Finkenwirth, Buchhandlung stories!

512 pages, Hardcover

Published March 26, 2025

22 people are currently reading
465 people want to read

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53 (15%)
2 stars
14 (4%)
1 star
1 (<1%)
Displaying 1 - 30 of 69 reviews
Profile Image for Paulina.
93 reviews13 followers
April 1, 2025
4,5⭐️. Eine sehr mitreißende, kraftvolle und atmosphärische Geschichte.
Anfangs war ich überzeugt, dass es sicher auf 5⭐️ hinaus laufen wird. Jedoch war mir zunehmend alles etwas zu überdreht und in manchen Aspekten weniger realistisch. Die Lektüre hat sich aber definitiv gelohnt.
Profile Image for Dunja Brala.
595 reviews41 followers
April 22, 2025
Beim analysieren dieser Lektüre kam ich mir vor, als würde ich vor einer Waage stehen, in die eine Schale kommen. Die guten Dinge in die andere, die die mir nicht so gut gefallen haben. Das Zünglein zeigt am Ende genau in die Mitte.

Erst bietet die Geschichte von zwei Schwestern, deren Mutter lange im Gefängnis saß, die Zwillinge sogar dort geboren hat, welche nun sehnsüchtig auf die Entlassung warten, einen außerordentlich kreativen Plot! Es verschwindet nicht nur besagte Mutter sofort, sondern auch eine der Schwestern wird vermisst. Die Frage danach, was geschehen, ist, bestimmt die Handlung auf vielschichtige Weise.

Dann wird der Roman in den allermeisten Besprechung hochgelobt, als spannender außergewöhnlicher und atmosphärischer Pageturner. Dem stimme ich zu, und das, obwohl er mit einer Länge von über 500 Seiten zu den dickeren Büchern gehört.

So sieht es gar nicht aus, doch die Seiten sind reichlich, wenn auch dünn und wunderbar anzufassen! Nicht nur diese überzeugen durch eine angenehme Haptik, auch der Einband und das Vorsatzpapier haben es mir angetan. Da hatten die Designer des Verlags einen richtig guten Tag.

Nachdem ich nun alles, aber auch wirklich alles weiß, was in diesem Plot versteckt ist, macht sich in mir ein Gefühl der Unzufriedenheit breit. Zuerst möchte ich aber all das loswerden, was ich so richtig gut fand: Die Landschaftsbeschreibung der Elbmarschen sind 1a mit Sternchen! Wenn sich die Mädels ins Boot „Sturmhöhe“ gesetzt haben, Fährten gelegt und Spuren gefolgt sind, konnte man den Bug förmlich durchs Wasser gleiten hören! Wenn die Mutter Culture Club gelauscht hat (ich liebe diese Band und das Lied ist mein All Time Favorite!) hat mein Herz gehüpft. Wenn ich versucht habe, die Charaktere zu ergründen, war ich richtig gefordert – im guten Sinne! Und auch das Nachempfinden der Schiffsunglücke, die im Nachwort noch mal genauer beleuchtet werden, fand ich gut gelungen. Zumindest zwei Drittel des Buches war ich gefesselt und in freudiger Erwartung der Auflösung.

Irgendwann begannen meine Augen ganz von alleine in Richtung Schädeldecke zu rollen. Die Überfrachtung an schicksalhaften Ereignissen, aber vor allem die überzogenen Emotionen nahezu aller Protagonist*innen wirkten auf mich immer häufiger überzogen und von sehr weit hergeholt. Das Verhältnis der Schwestern zueinander, mag ja noch im Bereich des Möglichen liegen. Die Unterschiedlichkeit und was mangelnde Kommunikation bewirkt, wurde gut herausgearbeitet. Dass man die aber dann schon erwachsenen Zwillinge immer noch vor der Wahrheit beschützen will, und dass diese zwar danach fragen, sich aber damit zufrieden geben, keine Antworten zu bekommen, halte ich für schwierig in der Durchführung. Ich hätte definitiv immer wieder nachgefragt und wäre meiner Oma auf die Nerven gegangen, hätte recherchiert oder andere Menschen im Ort befragt. Henrys Art war zwar widerlich, aber solche Typen gibt es leider. Auch Stalker gibt es aber der war mir ein Problem zu viel.

Ganz abstrus fand ich den Grund und das Verhalten der inhaftierten Mutter. Eigentlich hätte sie unter Jugendstrafrecht fallen müssen. Es wurde aber nicht erklärt, warum das nicht passierte. Eigentlich hat sie die Strafe nicht verdient, aber aus irgendeinem überzogenen Schuldgefühl heraus hat sie es auf sich genommen ihr Leben im Gefängnis zu verbringen. Und ihr Umfeld hat zwar reagiert, aber auch ganz schnell resigniert. Ich meine, sie war ja fast noch ein Kind und die meisten haben geblickt, warum sie vor Gericht so reagiert – und niemand hat da nachgehakt? I don‘t know🤷🏼‍♀️

Es gibt noch so ein paar Banger, wie den überaus perfekten Influenzer der gerecht m, romantisch, ehrlich, fröhlich - und für die queere Komponente das Kind zweier Mütter ist. Bitte nicht falsch verstehen, ich mag Romane mit bunten Personal. Aber hier wirkt es dann doch, als hätte jemand von außen gesagt: Hier muss noch irgendwas lgbtqmäßiges rein.
Auch das Ende war mir Too Much! Warum nimmt wieder jemand die Schuld auf sich für etwas, was die Person nicht getan hat und dann so endgültig?
Generell wird hier viel geschwiegen aus einer Ängstlichkeit heraus, die keine Relationen steht. Andererseits kippen mir ständig Emotionen über Bord. Es rollen Tränen, es wird gemotzt und vor allen Dingen grundsätzlich impulsgesteuert agiert . Leider ist das Bauchgefühl der Protagonistinnen kein guter Berater.

Einfach so weglesen kann man die Geschichte nicht, die 5 Zeitebenen mögen zwar von manchen höchste Konzentration erfordern, doch das war es nicht, was mich ab und an verwirrt hat. Bei mir waren es die außergewöhnlichen aber doch sehr ähnlichen Namen : Enna, Jale, Ayla, Alea, Elani-das hat für mich eindeutig Verwechslung Potenzial. Dem gegenüber waren die Allerweltsnamen der Jungs (Henry -Niklas -Luca) gerade zu banal.

Mein Fazit: Eine gutes Buch, das man erst nicht aus der Hand legen möchte, das spannend und atmosphärisch ist und eine bunte Palette unterschiedlicher Charaktere bietet, das aber zunehmend mit Schockern zu beeindrucken versucht und an manchen Stellen sehr konstruiert wirkt. Es hätte an einigen Stellen sicherlich gekürzt werden können. Auch eine gewisse Vorhersehbarkeit hat sich bei mir eingeschlichen. Von den nicht erwartbaren Wendungen habe ich nicht so viel gespürt. Manch einer sah in dieser Lektüre ein Jugendbuch. Und tatsächlich wurde das zum Ende hin immer deutlicher. Eine ungewöhnliche Geschichte die mich als Skeptikerin nicht vollends überzeugt hat.
Profile Image for Julia.
659 reviews
March 31, 2025
Es war mir in vielen bereichen zu "drüber". Die lange Inhaftierung der Mutter, die vielen Verbindungen zwischen Personen. Das Ende (Jale, 17!)... Nee, irgendwie möchte ich zumindest etwas Glaubwürdigkeit in Büchern.
Profile Image for auserlesenes.
364 reviews16 followers
April 14, 2025
Enna und Jale Eggers lieben es, mit ihrem Boot unterwegs zu sein. Die 17-jährigen Zwillingsschwestern aus dem Alten Land sind gerne in der Natur und zählen die Tage, bis ihre Mutter Alea aus ihrer langen Haft entlassen wird. Seit Jahren leben sie im Ungewissen: Was hat ihre Mutter verbrochen? Wer ist ihr Vater? Und warum machen Alea und Ehmi, die Großmutter der Mädchen, ein solches Geheimnis um die Antworten? Als endlich die Entlassung entsteht, sind plötzlich sowohl Alea als auch Jale verschwunden. Enna ist geschockt und begibt sich auf die Suche nach ihnen…

„Stromlinien“ ist ein Roman von Rebekka Frank.

Die Struktur des Romans ist komplex. Er beinhaltet 57 Kapitel, zwischen denen sich einige mysteriöse Einschübe befinden. Erzählt wird aus wechselnder Perspektive, vor allem aus der Sicht von Enna, Jale, Alea und Gunnar, dessen Verbindung zu den Mädchen erst später klar wird. Immer wieder gibt es große Zeitsprünge, die chronologische Reihenfolge wird nicht eingehalten. Die Handlung umfasst 100 Jahre: 1923 bis 2023. Sie spielt vorwiegend in Hamburg und im Alten Land.

In sprachlicher Hinsicht hat mich der Roman begeistert. Treffende, teils ungewöhnliche Metaphern und Vergleiche sind an vielen Stellen zu finden. Besonders atmosphärisch und anschaulich sind die wunderbaren Naturbeschreibungen, die nur an manchen Stellen etwas ausufernd geworden sind.

Das Personal des Romans ist umfangreich, aber nicht zu zahlreich. Im Mittelpunkt stehen die Zwillingsschwestern Enna und Jale, wobei Erstere besonders viel Raum einnimmt. Ihre Gedanken und Gefühle lassen sich gut verfolgen. Die andere Schwester bleibt deutlich blasser. Nicht immer hat sich mir das Handeln und Denken von Enna, Jale und Alea in Gänze erschlossen. Die Figuren sind allerdings mit psychologischer Tiefe und in sich schlüssig dargestellt.

Aus inhaltlicher Sicht bietet das Buch vor allem zwei Aspekte: Sie ist einerseits ein interessanter Generationenroman und andererseits eine gleichwohl spannende wie bewegende Kriminalgeschichte. Gut gefallen hat mir, dass die Autorin nicht nur eine fiktive, sondern auch zwei historische Schiffstragödien eingearbeitet hat. In einem ausführlichen und lesenswerten Nachwort erklärt sie unter anderem die tatsächlichen Hintergründe dieser Ereignisse und erläutert, was ihrer Fantasie entstammt und was nicht. Auch politische und gesellschaftlich relevante Themen wie die Elbvertiefung sind eingeflossen und verleihen der Geschichte zusätzliches Gewicht.

Im ersten Drittel nimmt die Geschichte nur gemächlich Fahrt auf und enthält Längen. Danach ist der Roman jedoch zunehmend fesselnd und unterhaltsam. Unerwartete Wendungen und eine Fülle von Einfällen machen die Handlung unvorhersehbar. Das geht leider ein wenig zulasten der Glaubwürdigkeit. Insgesamt wirkt die Geschichte zudem stark konstruiert.

Das hübsche und kreative Covermotiv passt außerordentlich gut zum Roman. Auch der prägnante, zweideutige Titel ist eine hervorragende Wahl.

Mein Fazit:
Mit „Stromlinien“ ist Rebekka Frank ein empfehlenswerter Roman gelungen, der in mehrfacher Weise Unterhaltungswert besitzt und mit sprachlicher Schönheit glänzt. Nur was die Glaubwürdigkeit der Handlung angeht, hat mich die Geschichte nicht völlig überzeugt.
Profile Image for Ellinor.
758 reviews361 followers
May 30, 2025
Zunächst einmal: das Cover und die Gestaltung des Buches sind einfach der Hammer! Ich liebe die Farben und ich liebe auch die Haptik. Für mich das schönste Cover des Jahres,
Auch den Ausgangspunkt der Geschichte fand ich super gelungen: Zwei Zwillingsschwestern fiebern seit Jahren dem Tag entgegen, an dem ihre Mutter endlich aus der Haft entlassen wird. Als dieser endlich da ist, erscheint die Mutter jedoch nicht wie erhofft am Tor. Es stellt sich heraus, dass sie bereits zwei Wochen zuvor entlassen wurde und nun verschwunden ist. Gleichzeitig verschwindet eine der beiden Schwestern ebenfalls spurlos. Beide werden von der Polizei verdächtigt, für den Tod eines Mannes verantwortlich zu sein, dessen Boot in der Elbe versunken ist.
Nach und nach wird nun das Geschehen der vergangenen Jahre aufgedröselt. Das liest sich zunächst sehr gut, besonders die Landschaftsbeschreibungen sind ganz toll. Nach einiger Zeit zieht es sich jedoch etwas und erst nachdem endlich aufgelöst wird, warum die Mutter denn nun so lange im Gefängnis war, nimmt die Geschichte dann richtig an Fahrt auf. Dabei geschehen dann leider ein paar Dinge, die ich dann doch ein wenig zu weit hergeholt fand, auch wenn sich alles sehr spannend liest.
Vieles der Handlung basiert darauf, dass nicht oder zu wenig kommuniziert wird, immer etwas, das mich stört. Ich kann beispielsweise nicht nachvollziehen, wieso die Zwillinge mit fast 18 immer noch nicht den Haftgrund ihrer Mutter kennen. Dass sie sich als Kinder noch mit Ausflüchten zufrieden geben ist verständlich. Doch als Teenies hätten sie eigentlich nachfragen müssen oder es irgendwann von jemandem in der Schule hören müssen. Auch finde ich das Verhältnis zu ihrer Großmutter merkwürdig, die einerseits ihrer Tochter verspricht, sich liebevoll um die Kinder zu kümmern, sie gleichzeitig aber teilweise fast vernachlässigt. Daneben gibt es noch ein paar andere Charaktere, deren Verhalten ich schlichtweg merkwürdig finde, ganz abgesehen von den sehr klischeehaften wie Luca.
Stromlinien hat mich dennoch gut unterhalten und ist ein wunderbarer Schmöker, der nur leider an der ein oder anderen Stelle ein wenig zu dick aufgetragen ist.
Profile Image for Julie.
312 reviews24 followers
April 20, 2025
Ein soghafter Familienroman in dem ich sehr gut versinken konnte.
Man merkt dem Roman an, dass die Autorin mit der Natur und der Gegend sehr vertraut ist und in meinem Kopf sind wundervolle Bilder entstanden. Da ich auch mal in einer Reederei gearbeitet habe, war auch dieser Teil der Geschichte ein Punkt, der mich in seinen Bann ziehen konnte.
Ich habe mit den Familienmitgliedern gelitten und gehofft während sich die Fäden der Geschichte langsam miteinander verbunden haben und wir am Ende endlich alle Aspekte des Puzzle zusammen führen konnten.
Auch die Vertonung war unglaublich gut und hat mir sehr viel Freude bereitet.

Please remember Reading is subjective.
Profile Image for Sarah Sophie.
279 reviews259 followers
June 2, 2025
Ein kraftvoller Familienroman mit tollen Naturbeschreibungen - angesiedelt in der Elbmarsch.

Die Autorin nutzt die Natur und ihren Wandel als Metapher für die Entwicklung ihrer Protagonisten. Dabei bleiben die Naturbeschreibungen gekonnt eingewoben in die Geschichte. Wechselnde Perspektiven, Zeitsprünge und echte historische Ereignisse werden zu diesem außergewöhnlichen Plot verknüpft. Es lohnt sich sehr auch das Nachwort zu lesen!
Ich habe die Figuren sehr in mein Herz geschlossen beim Lesen und konnte sie zum Ende hin kaum los lassen. Für mich immer ein Indiz dem Buch volle 5 Sterne zu geben.
132 reviews5 followers
March 20, 2025
4,5 *

Go on and cry, Ophelia

„Stromlinien“, der neue Roman von Rebekka Frank, erschienen 2025 im S. Fischer Verlag, hat mich vom ersten Moment an gefesselt und bis zum Ende nicht losgelassen.

Rebekka Frank erzählt uns die Geschichte der Zwillingsschwestern Jale und Enna, die darauf warten, dass nach 38 langen Jahren in Haft ihre Mutter Alea entlassen wird – doch als die Stunde Null endlich eintritt, taucht nicht nur Alea nicht auf, nein, auch Jale ist verschwunden. Enna bleibt allein zurück, geht auf Spurensuche – und gerät dabei in einen Strudel, der den Strömungen der Fahrrinne in der Elbe nichts nachsteht und bis weit in die Vergangenheit führt.

Die Handlung spielt auf drei Zeitebenen 2023, 1983/84 sowie 1923. Diese sind gut sortiert und Überschriften sowie Personal lassen die Lesenden den Zeitsprüngen leicht folgen. Die Haupthandlung liegt schwerpunktmäßig im Jetzt des Jahres 2023. Immer wieder eingeschoben sind zunächst rätselhafte Passagen ohne Jahresangabe in Kursivdruck. Frank schreibt großartige, nahegehende Figuren und Begegnungen, extrem atmosphärisch bringt sie uns die Elbmarschen vor Augen mit immer wieder wundervollen Landschaftsbeschreibungen, die Handlung ist durchweg packend und oft zerstörerisch, immer mehr ist man mit gefangen mit den Menschen, die durch die Stromlinien mäandern.

Apropos Stromlinien: Auch Optik und Haptik des Buches begeistern einfach, das Cover passt perfekt und die sichtbaren Stromlinien lassen sich auch erfühlen – wunderschön. Sehr elegant auch, wie Frank mit dem Ophelia-Motiv spielt, das auf bedrückende Weise Sinn ergibt.

Es ist ein Roman, der sehr tief in Beziehungen und Familien blickt und dabei durchweg Komplexität aufzeigt. Einfach superdicht geschrieben und konstruiert, es hat mich sehr berührt, irgendwo ganz tief.
Das Nachwort der Autorin hat mich dann noch einmal umgehauen, wie viel echte Historie in diesem Buch steckt, das macht es noch einmal besonders hart. Das war insgesamt ein sehr rundes und großartiges Leseerlebnis, genau wie ich es mir erhofft hatte, auch wenn es kleinere Ungereimtheiten gibt – die verzeiht man jedoch gern und wünscht sich zum Ende des Buches, es hätte noch mehr Seiten, damit man es nicht beenden muss. Irgendwie gerät man beim Lesen quasi in die Fahrrinne der Elbe und dann zieht es einen rein und man kommt nicht mehr raus. Unbedingte Empfehlung, sich der Strömung hinzugeben.


Ein großes Dankeschön an lovelybooks.de und den S. Fischer Verlag für das Rezensionsexemplar!
Profile Image for janasbuecherwelt.
304 reviews21 followers
Read
April 30, 2025
Rezension zu "Stromlinien" von Rebekka Frank

Stromlinien ist ein Roman, der aus wechselnden Perspektiven geschrieben ist, mit Zeitsprüngen ohne chronologischer Reihenfolge (daher meine Empfehlung wirklich das Buch zu lesen und nicht das Hörbuch zu hören). Die Handlung spielt zwischen 1923 und 2023, sie umfasst also 100 Jahre und die Geschichte spielt überwiegend in Hamburg sowie im Alten Land.

Sprachlich konnte mich der Roman voll und ganz überzeugen. Die Naturbeschreibungen sind sehr anschaulich und atmosphärisch. Es gibt viele Protagonisten, aber nicht zu viele um sich die Geschichten und Hintergründe nicht merken zu können. Sie sind mit viel Tiefe und authentisch dargestellt.

Rebekka Frank verbindet einen Kriminalroman mit einem Roman, der viele Generationen beheimatet. Durch die Spannung und die vielen Hintergründe sowie Zeitsprünge hat mich die Geschichte sehr gefesselt und ich konnte oftmals das Buch nicht aus den Händen legen.

Ich möchte Stromlinien von ganzem Herzen empfehlen. Es ist seit längerem wieder ein Buch, welches mich wirklich in seinen Bann ziehen konnte, welches ich selten aus der Hand legen wollte und welches mich wirklich sehr begeistern konnte mit der Vielfalt und Fülle der Geschichte.

Buchdetails: erschienen am 26.03.2025 im S. Fischer Verlag - 512 Seiten - gelesen als Hardcover (24,00€)
Profile Image for Wiktoria.
209 reviews4 followers
July 13, 2025
-Hörbuch-

Ich muss zugeben, dass ich etwas länger gebraucht habe, um in das Buch reinzufinden. Denn hier kommen seehehr viele Personen zur Sprache, mehrere Zeitebenen und somit mehrere POVs. Und alles und jeder hängt miteinander zusammen, das bekommt man aber erst raus, wenn man dranbleibt und die Geschichte weiter verfolgt.

Muss auch zugeben, dass ich es ein wenig bereut habe das Buch gehört zu haben als zu lesen. Ich glaube hätte ich es von Anfang an gelesen, hätte ich nicht so viel länger gebraucht, um mich einzufinden.

Das Zentrum der Geschichte bilden die Zwillingsschwestern Enna und Jale(17).
Deren Mutter sitzt seit 38 im Gefängnis. Die Mädels wissen aber nicht wieso. Als der Tag kommt, wo ihre Mutter aus der Haft entlassen werden soll, fehlt von Jale jede Spur und auch die Mutter der Mädels - Alea - taucht nicht auf. Daraufhin begibt sich Enna auf die Suche nach ihrer Schwester.

Dieses Buch wird oft als Page-Turner beschrieben und das zurecht. Der Schreibstil von Rebekka Frank ist wirklich süchtig machend.
Ein wirklich atmosphärisches Buch voller Spannung und sehr sehr vielen Familiengeheimnissen.
Ich habe mitgefiebert, mitgerätselt und konnte nicht aufhören das Buch zu lesen.

Es ist definitiv ein Highlight und eine klare Leseempfehlung.
Profile Image for Maria.
252 reviews29 followers
July 20, 2025
Viel Spass zu lesen, aber Teile der Storyline sind etwas konstruiert.

spoiler:

spoiler 2:

spoiler 3:
Profile Image for Fruggielicious .
629 reviews4 followers
June 24, 2025
Stromlinien von Rebekka Frank / Rezension 💙

Ich kann mich zum Glück kurz fassen, leider war dieses Buch gar nichts für mich. Ich musste es beenden, weil es tatsächlich erst auf den letzten 20 Seiten spannend und aufgelöst wurde. Ich musste wissen, wie es ausgeht, ihr werdet gleich verstehen, warum.

Darum geht es in Stromlinien:

Die Schwestern Enna und Jale warten darauf, dass ihre Mutter Alea aus dem Gefängnis entlassen wird. Am großen Tag sind dann aber sowohl Alea als auch Jale verschwunden.

Schön war das Setting in der Elbmarsch, der grundsätzliche Schreibstil war auch in Ordnung. Ansonsten ging für meinen Geschmack die Handlung überhaupt nicht vorwärts. Es gab viel zeitliches Hin und Her Gespringe, was an sich spannend sein kann, aber war es nicht. Es war leider nur verwirrend. Bei vielen Charakteren habe ich lange nicht verstanden, wer sie sind und was sie tun.

Für mich war aber das größte Problem, dass ich das Buch insgesamt nicht einordnen kann. Genre ist unklar, die Geschichte wollte überall mitspielen und das ist gefährlich.

Die Haupt Storyline spielt in 2023, aber durch die altmodischen Namen und den eher altmodischen Schreibstil fühlte sich die Geschichte sehr alt an und ich glaube, jemand hat es im Vorfeld gemerkt, so dass die Schwestern immerzu Billie Eilish gehört haben, damit auch alle wissen, dass wir in modernen Zeiten unterwegs sind 😅😅😭😭 I have no words.

Zum Glück hat auch dieses Buch sehr viele Fans, deshalb lasst Euch nicht aufhalten und macht Euch gern ein eigenes Bild!

2/5⭐️⭐️

11 reviews
July 6, 2025
Das Szenario war zum Teil doch sehr konstruiert und nach der zigsten Wendung wurde es dann sehr realitätsfern. Als Norddeutsche hab ich mich im Setting aber sehr wohl gefühlt und das Buch hat mich trotz allem sehr unterhalten. 3,5 Sterne!
Profile Image for nachtbibliothekar.
68 reviews30 followers
April 26, 2025
Spannend erzählte Familiengeschichte, in deren Mittelpunkt ein Zwillingspaar und ihre Mutter stehen. Fast 40 Jahre hat die Mutter im Gefängnis Hahnöfersand eingessen. Als sie endlich aus der Haft entlassen wird, wartet Enna, eines der Zwillingsmädchen, vergeblich, denn sowohl ihre Schwester Jela als auch ihre Mutter Alea sind verschwunden. Nebenheldin dieses lebhaften und realistisch-plastischen Romans ist die Elbe. Heimatliteratur 2.o mit einprägsamen Naturbeschreibungen. Am Ende wird es etwas kitschig, aber dafür wurde ich über 500 Seiten lang gut unterhalten.

Als Ergänzung: Auch Katharina Hagena liefert mit ihrem Roman "Flusslinien" Hamburger Heimatliteratur 2.0.
Profile Image for Desirée.
44 reviews1 follower
March 16, 2025
Große Leseempfehlung

Große Leseempfehlung für diesen packenden und atmosphärischen Roman von Rebekka Frank! Die Autorin verwebt gekonnt die Geschichte einer Familie mit einem Kriminalfall und historischen Tatsachen, und wählt als Hintergrundkulisse die Elbmarschen.

Ich bin nur so durch die Seiten geflogen und konnte das Buch kaum aus der Hand legen. Die Geschichte rund um die Zwillinge Enna und Jale sowie ihrer Mutter Alea war ausgesprochen spannend und das Schicksal der Frauen bzw. der Familie hat mich sehr berührt. Insbesondere die verschiedenen Zeitebenen und Perspektivwechsel haben mir spannende Lesestunden beschert. Der Aussage, dass Stromlinien "packend wie ein Krimi" sei, kann ich mich an dieser Stelle absolut anschließen.

Was mir neben den verschiedenen Zeitebenen und der konstanten Spannung besonders gut gefiel war die Einbindung historischer Tatsachen, denen sich Rebekka Frank in ihrem Nachwort noch einmal näher widmet. Hier habe ich einiges an Wissen mitgenommen.

Im übrigen bin ich kein Fan von ausschweifenden Naturbeschreibungen. Rebekka Frank hat jedoch genau das richtige Maß an Naturbeschreibungen gewählt und die Elbe als raue Schönheit eingebunden, die der Geschichte einen wunderbaren Rahmen verleiht, sich aber nicht in Vordergrund drängt.

Fazit: Ein toller Roman und eine große Leseempfehlung!
Profile Image for Seitenmusik.
382 reviews19 followers
March 31, 2025
Ein Roman über Familie, Geheimnisse und die Kraft des Wassers

Die Autorin, Rebekka Frank wurde 1988 in Kassel geboren und wuchs auf dem Land zwischen Wiesen und Wäldern auf. Nach ihrem Studium der Theaterwissenschaft und Germanistik zog sie in die Großstadt, doch die Natur blieb ihre wichtigste Inspirationsquelle. Heute lebt sie mit ihrer Familie in Nordhessen und verarbeitet in ihren Büchern die Verbindung zwischen Mensch und Natur sowie die Geheimnisse, die unser Leben prägen.

Worum geht’s genau?

In "Stromlinien" stehen die Zwillinge Enna und Jale im Mittelpunkt, die in den Elbmarschen aufwachsen. Ihre Kindheit ist geprägt von den Gezeiten, dem Rufen der Austernfischer – und der Abwesenheit ihrer Mutter Alea, die seit Jahrzehnten im Gefängnis sitzt. An dem Tag, an dem sie endlich entlassen wird, verschwindet nicht nur sie, sondern auch Jale. Enna macht sich auf die Suche nach den beiden und gerät dabei in ein Netz aus familiären und gesellschaftlichen Verstrickungen. Dabei wird schnell klar: Manche Entscheidungen trennen Menschen für immer, andere bringen sie auf unerwartete Weise zusammen.

Meine Meinung

Schon mit den ersten Seiten konnte mich das Buch fesseln. Der Schreibstil ist modern und zugänglich, dabei aber emotional tiefgehend. Besonders gelungen fand ich die wechselnden Zeitebenen, die der Geschichte eine besondere Dynamik verleihen. Die atmosphärischen Beschreibungen der Elbmarschen erinnerten mich an "Der Gesang der Flusskrebse" – eine ruhige, aber intensive Naturkulisse, die die Erzählung perfekt unterstreicht.

Die Charaktere sind facettenreich und glaubwürdig. Alea, die Rebellin mit einem tragischen Schicksal, war für mich eine der spannendsten Figuren. Ihre Entwicklung und die Enthüllungen rund um ihre Vergangenheit haben mich tief bewegt. Enna ist die typische Kämpferin, während Jale sich nach Selbstbestimmung sehnt. Auch die Nebenfiguren sind hervorragend gezeichnet: Luca, der feministische TikToker, und Oma Ehmi mit ihrem eigenen, konsequenten Sprachgebrauch stechen besonders hervor.

Was mich besonders beeindruckt hat, war die kluge Verbindung von individuellen Schicksalen mit gesellschaftlichen Themen. So thematisiert das Buch soziale Ungleichheit, die Folgen von Umweltzerstörung durch die Containerschifffahrt und feministische Fragestellungen. Besonders die Szene mit der Hausdurchsuchung und den Auswirkungen von Armut hat mich nachdenklich gemacht. Der Roman stellt unbequeme Fragen – etwa, wie wir mit Schuld umgehen und wer in unserer Gesellschaft als Täter:in gilt.

Die Story hält viele überraschende Wendungen bereit mit vielen Schlüsselmomenten. Die WhatsApp-Nachrichten zwischen den Figuren lockern die Handlung auf und geben dem Buch eine moderne Note. Besonders das Ende hat mich emotional mitgenommen. Die zwischenkapitelartigen Reflexionen über „den Körper im Wasser“ bekommen eine völlig neue Bedeutung, die mich zum Nachdenken angeregt hat. Auch das Nachwort der Autorin war aufschlussreich und hat den Bezug zur Realität verstärkt – nicht nur die beschriebenen Umweltprobleme gibt es tatsächlich, sondern auch viele der anderen im Roman angesprochenen Dinge basierend auf wahren Schicksalen.

Fazit

"Stromlinien" ist weit mehr als ein Roman über ein Familiengeheimnis – es ist eine tiefgründige Geschichte über Verantwortung, Zugehörigkeit, die Auswirkungen unserer Entscheidungen und Schuld die über Generationen noch auf der Familie lasten und diese belasten kann. Durch den einfühlsamen Stil, die vielschichtigen Figuren und die gesellschaftlich relevanten Themen hebt sich dieser Roman von vielen anderen ab. Ich kann ihn uneingeschränkt empfehlen. 5 von 5 Sternen! ⭐⭐⭐⭐⭐
1,397 reviews7 followers
March 26, 2025
Eine spannend erzählte Familiengeschichte

Klappentext:
Enna und Jale sind in den Elbmarschen zu Hause. Sie leben im Rhythmus von Ebbe und Flut, beobachten Kormorane und Austernfischer und zählen die Tage, bis ihre Mutter Alea aus der Haft entlassen wird. Doch als es endlich so weit ist, verschwindet nicht nur Alea spurlos, sondern auch Jale. Entschlossen durchkämmt Enna auf der Suche nach ihnen das Alte Land, ohne zu ahnen, dass dieser Weg sie für immer verändern wird.

„Stromlinien“ von Rebekka Frank ist eine spannend erzählte Familiengeschichte.
Schon alleine das Cover ist ein Hingucker, man muss das Buch unbedingt in die Hand nehmen.

Die Zwillinge Enna und Jale leben bei ihrer Großmutter Ehmi, da die Mutter Alea im Gefängnis ist. Warum, das hat man den Zwillingen nie gesagt, darüber herrscht in der Familie Schweigen. Enna und Jale zählen die Tage bis ihre Mutter endlich aus der Haft entlassen wird. Doch als der Tag endlich da ist, ist Jale plötzlich verschwunden. Enna muss alleine zum Gefängnis und vor dessen Tor auf die Mutter warten. Doch auch die Mutter verschwindet, ohne Spuren zu hinterlassen.
Enna ist verzweifelt, sie hat eine sehr enge Bindung zu ihrer Zwillingsschwester und eigentlich erzählen sie sich auch alles. Enna macht sich auf und durchkämmt das Alte Land, in der Hoffnung eine Spur von ihrer Mutter und ihrer Schwester zu finden.

Rebekka Frank entführt ihre Leser*innen in die Elbmarsch. Die Beschreibung der Handlungsorte und der Natur ist so intensiv, man kann die Schönheit der Landschaft richtig vor seinem inneren Auge sehen. Wir begleiten Enna wie sie auf einem Boot auf der Elbe und der Lühe fährt und die Ufer absucht. Wie sie durchs Alte Land streicht um ihre Mutter und ihre Zwillingsschwester zu finden.
Dabei erfährt man so einiges von der Landschaft und von den Strömungen der Flüsse und von Schiffsunglücken. Diese interessanten Informationen werden ganz nebenbei vermittelt.

Die Charaktere sind gut gezeichnet, sie sind recht unterschiedlich und wirken alle richtig lebendig. Alle sind auf eine gewisse Art sympathisch. Die Familienmitglieder über verschiedene Generationen gesehen, sind allerdings alle etwas distanziert. Es gibt keine enge Bindung zwischen den einzelnen Personen.

Die Geschichte hat verschiedene Zeitebenen. Als Gegenwart ist das Jahr 2023 festgelegt, dann und gibt es Rückblicke in die 1980er Jahre und in das Jahr 1923. Die Leser*innen lernen verschiedene Familienmitglieder kennen, erfahren mehr von Alea als junges Mädchen und von ihrer Inhaftierung. Vor allem herrscht in der Familie Schweigen. Es muss weit zurück in die Vergangenheit geschaut werden, um das Familiengeheimnis Stück für Stück zu entblättern. Dabei liest man viel von Tragik und von Schmerz. Immer wieder ist von einer Toten die Rede, die im Fluss treibt. Was es damit auf sich hat und was genau in der Familie verschwiegen wird, kommt nur langsam zu Vorschein.

Rebekka Frank erzählt die Geschichte recht spannend. Ich konnte nach einigen Seiten das Buch nicht mehr aus der Hand legen. Der Schreibstil der Autorin ist flüssig und gut verständlich. Die Autorin nimmt ihre Leser*innen mit auf eine Reise durch die Erbmarsch und in vergangene Zeiten.

„Stromlinien“ ist ein Roman, der mich schnell in seinen Bann gezogen hat. Ich habe die gut 500 Seiten an zwei Abenden gelesen.
Profile Image for lauras_garden_of_books.
401 reviews13 followers
March 26, 2025
„Und in diesem Moment wusste ich, dass mit ihm nicht nur mein altes Leben, sondern auch mein neues unterging: All unsere Pläne und Träume einer verheißungsvollen, glanzvollen Zeit, die auf die Stunde null folgen sollte, versanken unaufhaltsam in den Tiefen der Elbe.“ (S.24)

„Stromlinien“ ist sowohl ein Gesellschaftsroman, als auch ein Krimi und Historischer Roman, mit Einschlägen von Coming-of-Age

Zwei Schwestern - wie Ebbe und Flut - ein Familiengeheimnis, das 100 Jahre zurückreicht und das Leben der nachfolgenden Generationen beeinflusst hat.

Jale und Enna sind Zwillingsschwestern und unzertrennlich. Mit ihrem Motorboot „Sturmhöhe“ machen sie die Elbe unsicher, und erleben die Natur der Elbmarschen.
Sie sind nicht nur Schwestern, sondern beste Freundinnen und haben keine Geheimnisse voreinander. Oder doch?
Seit sie denken können, sehnen Jale und Enna die Entlassung ihrer Mutter Alea aus der Haftanstalt Hahnöfersand herbei - doch als es soweit ist, ist Jale aufeinmal verschwunden und Alea ist nicht am Treffpunkt aufgetaucht. Und ein Boot ist auf der Elbe gekentert und hat einem Menschen das Leben gekostet. Von jetzt auf gleich ist Nichts so wie es mehr war; Enna steht allein da, das erste Mal ohne ihre engste Vertraute, ihre Großmutter schweigt über die Vergangenheit und die Polizei verdächtigt Ennas Mutter eines erneuten Verbrechens. Enna bleibt nichts Anderes übrig, als sich allein auf die Suche nach der Wahrheit zu machen. Einer Wahrheit, die ihren Ursprung weit in der Vergangenheit hat und mit der Geschichte ihres Urgroßvaters beginnt…

Von der ersten Seite an haben mich die Naturbeschreibungen hineingezogen; man hat richtig das Gefühl man ist vor Ort, so intensiv und schön beschreibt Rebekka Frank die Flora und Fauna der Elbmarschen. Wir begleiten vorwiegend Enna, die sich auf die Suche nach ihrer Schwester Jale macht.
In zahlreichen Rückblicken, die zurück bis ins Jahr 1923 reichen, erfahren wir nach und nach die Ereignisse, die die Weichen für die nachfolgenden Generationen gestellt und alle weiteren Ereignisse ins Rollen gebracht haben. Enna ist eher eine Einzelgängerin, sie hat nie mehr gebraucht als ihre Schwester; doch nun bekommt sie Hilfe von ihrem Klassenkameraden Luca, die sie erst nicht annehmen möchte. Schließlich bleibt ihr aber garnichts Anderes mehr übrig und ihre harte Schale fängt an zu bröckeln. Luca war für mich der Star des Buchs; sein Charakter hat mir am besten gefallen, ich fand ihn schlichtweg toll! Der Spannungsbogen wird durchgehend aufrecht gehalten und ich war stets animiert weiterzulesen. Am Ende waren es mir ehrlicherweise ein paar Verwicklungen und Wendungen zu viel - manchmal ist weniger mehr - das war mir letztendlich ein bisschen zu überladen. Nichtsdestotrotz ein sehr spannendes und fesselndes Buch, das auch ökologische Fragen aufwirft, und das ich durchaus weiterempfehlen möchte!
„Auf dem Rückweg schwiegen wir über all die Verletzungen, die meine Familie sich in Folge dieses Unglücks zugefügt hatte. Und immer war die Elbe da, verband uns, hielt uns trotz allem zusammen, ließ niemanden von uns los. (…) Immer wieder lud diese Familie Schuld auf sich. Immer wieder hielt sie verbissen daran fest. Ich stand am Abgrund, sah hinab und spürte den Schwindel in meinem Kopf, die Übelkeit in meinem Magen.“ (S.339)
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March 16, 2025
Die Zwillinge Enna und Jale leben in den Elbmarschen. Sie sind bei ihrer Großmutter Ehmi aufgewachsen, da ihre Mutter Alea im Gefängnis ist, wo sie ihre beiden Töchter auch zur Welt gebracht hat.

Enna und Jale zählen schon seit sie denken können die Tage, die Stunden und die Minuten, bis ihre Mutter endlich aus der Haft entlassen wird.
Doch, als der Tag dann endlich gekommen ist, wird alles anders als erwartet.

Jale ist in der Nacht vor der Entlassung ihrer Mutter spurlos verschwunden, keiner weiß wo sie ist und es gibt keine Spuren und keinerlei Hinweise darauf was geschehen ist.

Also bleibt Oma Ehmi am Morgen der Haftentlassung zu Hause, für den Fall das Jale zurück kommt oder sie sich meldet.
Enna fährt alleine zu dem Treffpunkt, den sie mit ihrer Mutter verabredet hat um sie abzuholen.
Doch es geschieht nichts!
Ennas Mutter taucht nicht auf.

Als Enna dort jedoch auf ihre Mutter wartet, sieht sie, wie auf der Elbe ein Sportboot untergeht. Diese Zufälle sind sehr seltsam, Jale verschwindet, Alea kommt nicht aus der Haft und ein Sportboot versinkt und fast alles zur gleichen Zeit.

Es dauert nicht lange, bis heraus kommt, das Alea schon zwei Wochen früher aus der Haft entlassen worden und untergetaucht ist.
Aufgrund der Geschehnisse gerät Alea ganz schnell in Verdacht schuldig an dem Bootsunglück zu sein.

Enna begibt sich auf die Suche nach ihrer Mutter und ihrer Schwester und deckt nach und nach ihre eigene Lebensgeschichte und die Geschichte ihrer Vorfahren auf.

Dieser Roman verdient es mit voller Aufmerksamkeit gelesen zu werden, da hier jeder Charakter immer wieder vorkommt und eine entscheidende Rolle hat.
man kann sich das vorstellen wie ein 5000 Teile Puzzle, man beschäftigt sich damit, sucht, vergleicht, denkt nach, guckt, wo passt dieses Teil hin und nimmt das nächste Teil.
Ein unbeschreiblich guter Roman den ich sehr sehr gerne gelesen habe.
Die Charaktere würde ich jetzt nicht unbedingt als sympathisch bezeichnen, allerdings ist hier jeder einzelne überaus gut ausgearbeitet und ein Volltreffer als Person, mit allem was dazu gehört.

Besonders gut gefallen haben mir auch die Kapitel, die eher kurz gehalten sind. Zwar lese ich auch mit Vorliebe dicke Wälzer, lange Kapitel mag ich jedoch überhaupt nicht.

Ganz besonders positiv möchte ich die einzelnen Kapitel noch bewerten, da die Kapitel aus mehreren Personen und zu verschiedenen Zeitpunkten erzählt werden, was für mich persönlich, den Lesegenuss nochmal auf ein besseres Level anhebt.
Hier ist es auch wichtig sich darauf zu konzentieren welcher Zeitpunkt, bzw welches Datum gerade ist.

Die Zusammenführung und die häppchenweise Auflösung aller Personen und Geschehnisse sind so toll gemacht, da fehlen mir die richtigen Worte um das beschreiben zu können.

Das Cover möchte ich hier gerne auch lobend erwähnen, das es nicht nur optisch toll geworden ist, sondern auch die Haptik, da hier die Stromlinien ganz wundervoll hervorgehoben wurden.

Mein Fazit
Ein unbeschreiblich toller Roman mit einer ausgesprochen spannenden Familiengeschichte die in kleinen Einzelteilen nach und nach zusammen gesetzt wird. Lesempfehlung ja oder nein? Definitiv ein JA!!!
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March 26, 2025
In den Elbmarschen warten die Zwillingsschwestern Enna und Jale sehnsüchtig auf die Entlassung ihrer Mutter Alea. Doch als der erhoffte Tag kommt, sind Alea und Jale verschwunden. Entschlossen macht sich Enna auf eine Reise durchs Alte Land. Dabei lüftet sie die dunklen Geheimnisse ihrer Familiengeschichte, die ihr Leben für immer verändern.
"Stromlinien" von Rebekka Frank ist für mich ein literarisches Feuerwerk, das die Seele berührt und lange nachhallt. Die Autorin schafft es, die Schicksale der Frauen über drei Generationen hinweg so eindringlich darzustellen, dass man fast den Herzschlag jeder einzelnen Protagonistin spüren kann. Es ist, als ob man durch ein Kaleidoskop blickt, in dem jedes Fragment – jede Erfahrung, jede Tragödie und jede zarte Hoffnung – ein essenzielles Puzzleteil des großen Ganzen bildet.
Besonders fasziniert mich, wie Frank das unermüdliche Spiel von Verantwortung und Schuld in den Familienlinien beleuchtet. Ihre Schilderungen zeigen eindrucksvoll, wie wir im jugendlichen Leichtsinn Taten begehen, deren Grausamkeit uns oft erst später bewusst wird, wenn die unerwarteten Konsequenzen unbarmherzig zuschlagen. Dieses Handeln, das aus einer unüberlegten Impulsivität heraus entsteht, hinterlässt nicht nur Narben, sondern führt im Buch auch zu einem schuldhaften Schweigen, das die Frauen einmauert und deren persönliches Wachstum hemmt. Es ist, als ob die unausgesprochene Schuld wie ein schwerer Schleier über die Seele legt, der den Weg zu Freiheit und Heilung versperrt.
In diesem Kontext gewinnen die Schicksale der Zwillinge Ehmi und Greetje sowie ihrer Enkel Jale und Enna eine besondere Bedeutung. Die Zwillingsfiguren verkörpern die doppelte Last der geteilten Geschichte: Während Ehmi und Greetje als erwachsene Frauen in einem moralischen Strudel um ihre Entscheidung um Alea gefangen sind, kämpfen deren Töchter Jale und Enna mit den nachhaltigen Auswirkungen dieser vergangenen Taten. Die unbewussten Wiederholungen und das beharrliche Schweigen, das über Generationen hinweg anhält, zeigen eindrucksvoll, wie sich Verantwortung und Schuld wie ein roter Faden durch das Leben ziehen – und wie schwer es ist, sich von ihnen zu befreien, solange die Wunden nicht aufgearbeitet werden.
Rebekka Frank gelingt es meisterhaft, den Leser:innen nicht nur eine fesselnde Geschichte zu präsentieren, sondern auch einen Spiegel vorzuhalten – einen Spiegel, in dem sich jeder in den komplexen Gefühlswelten der Frauen wiederfinden kann. Die Verbindung zwischen persönlichen Erlebnissen, gesellschaftlichen Strömungen und der schmerzlichen Realität, die aus jugendlichem Leichtsinn und dem anschließenden Schweigen entsteht, macht das Buch zu einem unverzichtbaren Werk. Es fordert uns heraus, uns mit den Schatten unserer Vergangenheit auseinanderzusetzen, um Raum für Heilung und persönliches Wachstum zu schaffen.
"Stromlinien" ist ein literarisches Meisterwerk, das die zeitlosen Themen von Schuld, Verantwortung und dem Drang, sich selbst zu befreien, auf eine Weise beleuchtet, die aktuell, relevant und zutiefst menschlich ist.
Danke an Lovelybooks für das Leseexemplar!
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746 reviews24 followers
May 1, 2025
Eher 3,5 Sterne

Dieser Roman ist alles mögliche ein Familienroman mit vielen Geheimnissen, ein bisschen Krimi, ein bisschen Coming of Age, ein bisschen Romance gibt es auch, ein bisschen von Vielem. Manchmal gefällt mir das dann nicht, manchmal funktioniert die Mischung dann aber recht gut. Das war bei Stromlinien definitiv der Fall. Ich habe den Roman wirklich gerne gelesen, auch wenn ich am Ende ein paar Abstriche machen muss, würde ich ihn daher trotzdem weiter empfehlen.

Besonders mochte ich dabei die größeren familiären Zusammenhänge, die zum Teil auch dazu führen, das weitere Fehler gemacht werden. Dabei springt die Autorin in verschiedene Zeitebenen, die zum Teil bis in die Urgroßelterngeneration reichen. Hier hätte ich mir aber an ein paar Stellen etwas mehr gewünscht, weil eine bestimmte Entwicklung dadurch nur angedeutet wurde, aber irgendwie wirkte das nicht zu Ende gedacht. Dafür mochte ich, wie sich nach und nach Aleas Geschichte entfaltet. Auch wenn ich dann fand, das ihre Geheimnisse ein bisschen leicht durchschaubar sind, wenn man als Leserin allwissend ist, wärend ihre Töchter erst spät die Hintergründe erfahren.

Auch die Beziehung der Zwillinge zueinander fand ich interessant, aber gleichzeitig hätte ich mir gewünscht, das es nicht ständig auf dieses "Jaa ihr müsst euch endlich mal von einander abnabeln" hinausgelaufen wäre. Irgendwie hat mich genau dieser Punkt gelangweilt, weil es so moralisierend wirkte. Ja, die Dynamik der Schwestern sorgt mehrmals dafür, das nicht über alles wirklich gesprochen wird, aber gleichzeitig hat das eigentlich mehr mit den Geheimnissen und dem Großen Schweigen über das Leben ihrer Mutter zu tun. Ich hätte mir hier gewünscht, das dieser Punkt stärker herausgearbeitet worden wäre. Immerhin sind die Schwestern mit einer Mutter aufgewachsen, die im Gefängnis saß. Es wurde mir zu wenig gezeigt, wie sich das wirklich anfühlt und im Alltag eine Rolle spielt.

Bei einigen Geheimnissen die dann ans Licht kommen, fand ich dann die falschen Fährten zu leicht durchschaubar. Die Gefühle und Wut der Figuren war zwar glaubwürdig, aber gleichzeitig wirkte alles so konstruiert und irgendwie aufgesetzt. Zu sehr auf Drama. Das hat mich dann eher genervt und nicht von sich überzeugt. Ich fand das manches für die Handlung nicht notwendig gewesen wäre. Anderes war dann eigentlich total interessant, führte aber in Sackgassen, die dazu führten das ich den Punkt rückblickend eher als Füllmaterial empfunden habe.

Das Marschland spielt eine zentrale Rolle. Ich war in diesem Gebiet noch nie und kenne nur Hamburg^^ (die Stadt kommt immerhin als Setting auch mal kurz vor). Daher hatte ich da eher wenig Bezug für mich. Da würde mich tatsächlich interessieren, wie das jemand mit Kenntnis von Land und Leuten empfindet.

Insgesamt hat mich Stromlinien also nicht in allen Punkten überzeugt, ich habe aber wirklich sehr gerne weiter gelesen und war auch richtig schnell durch. Ich werde auch mit Sicherheit weitere Bücher der Autorin lesen, ich bin sicher das sie sich noch steigern wird!
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March 3, 2025
Elbmündung auf der Höhe der Halbinsel Hahnöfersand auf. Von klein auf sind sie mit der Landschaft direkt am Flussufer vertraut und lernen von Ehmi den Umgang mit ihrem betagten Motorboot „Sturmhöhe“. Die Mädchen kennen – ohne Kontakt zu ihrem Vater – kein anderes Leben als allein bei Ehmi aufzuwachsen; ihre Mutter Alea absolviert in der Justizvollzugsanstalt Hahnhöfersand seit ihrem 19. Lebensjahr eine Haftstrafe. Mit ihrer Zwillingsschwester als einziger Angehöriger hat Ehmi sich überworfen. Da die Großmutter völlig absorbiert von ihrer Tätigkeit als Biologieprofessorin wirkt und nur das Nötigste spricht, haben die Zwillinge keine Chance, etwas aus ihrer Familiengeschichte zu erfahren und sich z. B. in Familienähnlichkeiten wiederzuerkennen. Ehmi fällt jedoch damit auf, dass sie Polizei und Justiz grundsätzlich misstraut und sich mit ihrem 80er-Jahre-Slang zum Thema eindeutig positioniert.

In der unmitttelbaren Gegenwart soll Alea 40 Jahre nach Haftantritt aus der Haft entlassen werden. Zum angekündigten Termin ist sie jedoch längst entlassen worden und untergetaucht. Dass kurz zuvor ihre Tochter Jale verschwindet und zeitgleich ein Sportboot mitsamt dem Bootsführer kentert, wirft die spannende Frage nach möglichen Zusammenhängen auf. In Rückblenden treffen wir auf einen Jugendlichen, der 100 Jahre zuvor eine Strafe in Hahnhöfersand verbrachte, ein dramatisches Ereignis Mitte der 80er und erfahren, aufgrund welcher Tat Alea damals verurteilt wurde. Die Frage, weshalb die Strafe für deutsche Verhältnisse so hoch angesetzt wurde und wer der Vater der Zwillingsschwestern ist, wird in der komplexen, spannenden Handlung zunächst abgelöst vom Grübeln darüber, wie sich die Schwestern im Temperament unterscheiden und ob sie über das Schicksal ihrer Mutter evtl. einen unterschiedlichen Wissensstand haben könnten.

Durch Figuren aus insgesamt vier Generationen, wechselnde Zeitebenen, Schauplätze und Erzählstimmen (Icherzählerin Enna und Focus auf diverse Personen) werden wir als Leser:innen lange über den Ablauf der Ereignisse im Unklaren gelassen. Oft hatte ich den Eindruck, dass Rebekka Frank sofort ein neues Geheimnis hervorzaubert, sowie eine offene Frage geklärt ist. Mich hat „Stromlinien“ durch die Atmosphäre am Fluss und im Marschland beeindruckt, wie auch durch die besondere Beziehung der Icherzählerin Enna zu dieser Landschaft. Für eine Figur, die mit dem Fluss aufgewachsen ist und ganz selbstverständlich mit dem Boot die Fahrrinne der Elbe quert, war mir Ennas Sprache etwas zu landrattenhaft, hier fehlt mir ein strengeres Lektorat. Mit einem Nachwort, das Fakten und Fiktion sortiert, sowie Quellen nennt, ein spannender Schmöker mit Marsch-Atmosphäre.
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March 26, 2025
Vergangenheitsbewältigungen

Das erste Mal, als Enna und Jale mit ihrer Oma Ehmi auf die Gefängnisinsel Hahnöfersand gekommen sind, waren sie fünf Jahre alt. Zwölf Jahre sind seitdem vergangen und nun zählen sie die Tage, die Stunden und auch die Minuten, denn bald ist es so weit. Ihre Mutter Alea wird aus der Haft entlassen. Enna wartet auf sie, aber niemand kommt. Und als ob dies nicht schon schlimm genug wäre, ist Jale schon in der Nacht aus dem Haus gegangen, auch sie ist nirgendwo zu sehen. Ihr Handy ist aus, Ennas Nachrichten an sie gehen ins Leere.

Enna und Jale, die beiden so unterschiedlichen Zwillingsmädchen, leben im Einklang mit der Natur. „Schon früh waren wir wie Ebbe und Flut. Jale wusste immer, wann wir uns zurückziehen, wann wir leise, still und ruhig sein sollten. Ich hingegen konnte gut vorpreschen…“ denkt Enna. Und genau diese Eigenschaft hilft ihr, nicht locker zu lassen. Sie ist mit der Sturmhöhe, dem alten Boot der Familie, unterwegs auf der Suche nach Mutter und Schwester, streift durch das Alte Land, die Gegend hier mit ihren Apfelbäumen, das Obstanbaugebiet, das anschaulich beschrieben ist.

Rebekka Frank erzählt auf drei Zeitebenen eine Familiengeschichte, von 1923 über 1984 bis heute, bis zu Jahr 2023. Für die jetzt 17jährigen Zwillinge Enna und Jale wäre es wichtig gewesen zu wissen, was damals geschah, warum ihre Mutter seit 38 Jahren im Gefängnis sitzt. Ihre Oma Ehmi schweigt beharrlich, sie ist überhaupt sehr wortkarg. Als dann Alea und Jale an dem Tag, der eigentlich ein freudiger sein sollte, spurlos verschwinden, stößt Enna bei ihren Nachforschungen auf Geheimnisse, die über Generationen schlummern, die all die Jahre verschwiegen wurden und deren Ausmaße sich erst nach und nach offenbaren.

Das Nachwort gibt Aufschluss auf die Fakten und die fiktiven Anteile dieses sehr lesenswerten Buches. Enna und Jale sind fiktiv wie auch Alea, Oma Ehmi und deren Zwillingsschwester Greetje. Sie sind sie gut getroffen und auch den Nebenfiguren nehme ich ihre Charaktereigenschaften ab. Schiffsunglücke aus vergangenen Zeiten werden in das Geschehen gut eingebunden, was das Drama um die Familie, das bis heute nachwirkt, nochmal versinnbildlichen.

„Stromlinien“ hat mich innehalten lassen, sowohl die Handlung und der so intensive Erzählstil als auch die hier agierenden Personen, allen voran Enna, haben mich ans Buch gefesselt. Die einzelnen Erzählstränge bewegen sich aufeinander zu, bis alles klar wird, bis alles sichtbar ist. Ein starkes Buch, ein lesenswertes Buch.
133 reviews
March 26, 2025
Die jugendlichen Zwillinge Enna und Jale können es kaum erwarten: morgen wird ihre Mutter Alea nach jahrzehntelanger Haft aus dem Gefängnis entlassen. Doch als es soweit ist, sind sowohl Jale als auch Alea verschwunden und keiner weiß wohin. Zudem stirbt ein Mann bei einem Bootsunglück auf der Elbe und nicht nur die Polizei fragt sich, ob das alles etwas miteinander zu tun hat. Enna beginnt auf der Suche nach den vermissten Angehörigen ihre Familiengeschichte zu durchleuchten und immer mehr Geheimnisse geraten an die Oberfläche.

Kurz: ich finde Stromlinien großartig! Am Anfang hatte ich meine Schwierigkeiten - die verschiedenen Charaktere sind mühsam, teilweise haben sie nicht sonderlich viele sympathische Eigenschaften, aber genau das ist es, was mich im Laufe der Zeit an diesem Roman begeistert hat: die Figuren sind eben nicht nur schwarz oder weiß, sondern sind mit ihren positiven sowie negativen Marotten authentisch und glaubwürdig. Die Geschichte springt in verschiedenen Zeitebenen und man fragt sich lange, was die unterschiedlichen Protagonist:innen eint - nach und nach fügen sich die Handlungsstränge zusammen. Die Erzählweise ist ebenfalls unterschiedlich: während Enna in der Ich-Form berichtet, wechselt der Erzähler in anderen Kapiteln in die 3. Person. Das erzeugt Spannung, bietet Abwechslung und ausreichend Raum für Spekulationen.

Einen besonderen Stellenwert nimmt in "Stromlinien" auch die Landschaft um die Elbmarschen ein. Detailliert und mit Leidenschaft erzeugt Rebekka Frank lebendige Bilder der Natur, seien es die Flusslandschaften oder die unterschiedlichen Tiere - mit den intensiven Beschreibungen fühlt man sich direkt in die Landschaft versetzt. Die Sprache generell ist bedächtig und langsam, was zur Folge hat, dass ich mich oft in der Vergangenheit fand, obwohl das Geschehen in der Gegenwart spielt. Wenn dann Enna beschrieben wird mit ihren grünen Haaren, Piercings und Tätowierungen und zeitgenössische Wörter eingesetzt werden, irritiert das oft, macht aber auch den besonderen Reiz dieses Romans aus.

Die Geschichte selbst ist mysteriös, voller Geheimnisse und Ungesagtem und blättert sich nur peu a peu auf, doch zum Ende werden alle Stränge plausibel zusammengeführt und aufgelöst. Einiges bleibt offen, anderes macht traurig. Aber das wohlige Gefühl mit der Gewissheit, dass alles irgendwie weitergeht, tut gut. Es tut gut diesen wundervollen Roman gelesen zu haben!
1,044 reviews9 followers
March 2, 2025
Der Fluss die Elbe ist der rote Faden in diesem Roman, was hat dieses Gewässer schon alles gesehen, gehört und erlebt. Er wird wie ein lebendiges Wesen beschrieben. Eine Lebensader für die Tiere und Menschen die an ihm und seinen Seitenarmen leben.
Jala und Enna leben bei der Großmutter weil die Mutter im Gefängnis ist. Männer gibt es in ihrem Lebensbereich nicht. Da sie es nicht anders kennen so zu leben, haben sie sich daran gewöhnt Außenseiterinnen zu sein. Durch die Umstände sind sie sich genug, Schwestern, Zwillinge und Freundinnen in Personalunion. Dann verschwindet Jala und die Mutter die entlassen werden soll, ist ebenso weg. Wohin sind die beiden und die wichtigere Frage warum? Warum hat die Mutter über ihren Entlassungstag gelogen? Warum ist Jala ohne ein Wort an ihre Schwester weggegangen? Enna ist verzweifelt und sucht nach ihrer Schwester, am Fluss, auf den Inseln, überall vergeblich.
Die dramatische Geschichte liegt nicht in den Taten, sondern in der Vergangenheit, am Unverständnis, in den Folgen von einem schweren Unglück.
Die Autorin springt in ihrer Erzählung von einem Zeitraum zum Nächsten. In der Gegenwart begleiten wir Enna, in der Vergangenheit erfahren wir Details über das Leben ihrer Großmutter und ihrer Mutter. Warum die Mutter eine Haftstrafe verbüßen musste wird lange nicht erklärt.
Das ist das einzige Manko an diesem Buch, auf einer Seite sind die Mädchen auf TikTok aktiv und in anderen sozialen Medien, auf der anderen Seite haben sie nie nachgeforscht warum ihre Mutter zu so einer langen Haftstrafe verurteilt wurde. Ich würde es wissen wollen und wenn meine Oma es nicht erzählt, mit dem Argument es sei Aufgabe der Mutter etwas zu sagen, dann würde ich im Internet forschen und ich glaube da wäre ich nicht allein.
Die Erklärungen für alle Geschehnisse und die daraus resultierenden Folgen kommen zu spät. Die Fragen stören den Lesefluss, vor allem weil die Erzählung an sich immer wieder ruhige Abschnitte hat, wie die Beschreibung des Flusses, der Wildvögel und ihren Lebensraum. Genau so wichtig ist der Autorin das Thema Umweltschutz, durch die Elbvertiefung geht Lebensraum verloren. Das Gegenüber stellen von der dramatischen Handlung zu den Themen Umweltschutz, Feminismus und Natur ist nur teilweise fremdelnd. Es passt durch die jungen Menschen und ihre Sorgen um die Zukunft.
135 reviews
March 16, 2025
Eure Mama ist eine Mörderin!“ Dieses Wort hatte sich uns schon früh eingebrannt. Mörderin.
Seite 118

Die Zwillinge Enna und Jale sind unzertrennlich. Bis Jale spurlos verschwindet, genau den dem Tag, als ihre Mutter Alea aus der Haft entlassen wird. Als sie weder Schwester noch Mutter finden kann, macht Enna sich auf eine verzweifelte Suche durch das Marschland, ohne zu ahnen, was sie bei dieser Suche alles finden wird.

„Wenn ich an deiner Stelle wäre …“
„Bist du aber nicht.“ Doch eigentlich fühlte es sich gut an, dass er es sich zumindest vorstellte. Ich wollte ja selbst nicht an meiner Stelle sein. Und noch weniger, wollte ich allein meiner Stelle sein.
Seite 120

Der Einstieg in das Buch ist mir nicht so sehr leichtgefallen, der Stil, der Figuren, die wechselnden Sichten … ich kam leider nicht so gut rein. Aber ich bin unglaublich froh, dass ich drangeblieben bin, denn hier entwickelt sich eine Geschichte, die ich so nicht habe kommen sehen.
Neben Ennas Perspektive, die sich auf die Suche nach Antworten macht und dabei Unterstützung von ihrem Schulkollegen Luca erhält, gibt es noch einige andere Perspektiven, darunter von Alea, der Mutter der Zwillinge und auch von Jale, der verschwundenen Schwester. Aber das sind nicht die einzigen Perspektiven, denn die Geschichte dieser Familie reicht weit zurück und ist unglaublich verstrickt.
Obwohl immer wieder Antworten eingestreut werden, bleibt die Spannung bis ganz zum Schluss erhalten. Ich finde es wirklich bewundernswert, was die Autorin hier für einen Plot auf die Beine gestellt hat!

Es wechselt zwischen Familientragödie, Teenagerdingen, gesellschaftlichen Problemen und wunderschönen Landschaftsbeschreibungen aus denen unglaublich viel Liebe spricht. Das Cover passt einfach perfekt zu diesem Buch und zeigt Enna, die auf der Suche ist und dabei so viel mehr herausfindet, als sie es sich je zu träumen gewagt hätte.
Die Auflösung fand ich super, ich konnte das Buch irgendwann einfach gar nicht mehr aus der Hand legen. Tolle Figuren, die sich nach und nach entwickeln und ein großes Gesamtbild schaffen, das unglaublich durchdacht und überraschend ist. Große Leseempfehlung, mit dem Tipp dran zu bleiben – es lohnt sich!

Würdest du ein Geheimnis erfahren wollen, auch wenn du wüsstest, dass es dich zerreißt?
Seite 401
126 reviews
June 1, 2025
Inhalt siehe Klappentext.
Ich habe von Rebekka Frank bereits „Das Echo der Gezeiten“ gehört, „Stromlinien“ ist somit ihr zweites Werk, das ich sehr genossen habe.
Das Titelbild zeigt das Boot von Alea, Enna und Jale, die „Sturmhöhe“, die das türkise Wasser teilt und ins blaue Wasser reinfährt.
Man liest in der Gegenwart, 2023, von den Zwillingen Enna und Jale, deren Mutter Alea 38 Jahre im Gefängnis saß und nun, nach der Entlassung verschwunden ist. Hat Jales plötzliches Verschwinden, ihr Eigenleben gegenüber der Zwillingsschwester, damit zu tun? In Rückblicken in die Vergangenheit, 1978 und 1984, geht es um die jüngere Alea, die sich mit Henri anfreundet, dem Sohn von Rudolf Wilke, der mit Gunnar in den 1920ern im Gefängnis war und dem er seine Stelle auf dem Schiff zu verdanken hat. Gunnar ist Ehmis Vater, Aleas Großvater; Ehmi ist die Grossmutter von Jale und Enna, sowie Aleas Mutter. Erst bei etwa 40% des Buches beginnt sich der Kreis langsam, aber noch nicht vollständig, zu schließen, wer in welcher Beziehung zu wem steht. Vorher waren es viele Namen, aber die Verbindung fehlte. Die Kapitel halten keine zeitliche Reihenfolge ein, das macht aber nichts, denn durch die Datumsangaben und die wechselnden Hauptpersonen kann man der Geschichte gut folgen.
Man erfährt viel über die „Sturmhöhe“, die schon einige Jahrzehnte hinter sich hat, über Wasser im Allgemeinen, die Elbe und die Lühe im Besonderen. Landschaftlich schön beschrieben, auch die Vielzahl an Wasserlebewesen und Vogelarten im Alten Land wird anschaulich dargestellt. Zum Ende hin wird es nochmal richtig spannend, als weitere Geheimnisse gelüftet werden und nichts scheint so zu sein, wie man dachte. Dass so viel Krimi dahintersteckt, hätte ich nicht gedacht, aber bin begeistert vom Buch. Es gab sympathische Personen, dann auch welche, die mich nicht so angezogen haben - am besten selbst lesen und sich ein Bild machen.
Sehr hilfreich, wichtig und lesenswert, am besten erst im Anschluss an die Geschichte, ist das Nachwort, dass nicht nur über die wahren Schiffsunglücke, sondern auch sonst über tatsächlich Stattgefundenes und Bestehendes berichtet und von persönlichen Erfahrungen der Autorin erweitert wird. Mir hat das Buch mit seinen 512 Seiten sehr gut gefallen und ich empfehle es gerne mit 5 Sternen weiter.
209 reviews
June 20, 2025
ich wollte es mögen


" Stromlinien " von Rebekka Fraunk ist ihr zweites Buch und schon ihr erstes Buch hat viele positive Stimmen erhalten.
Als nun "Stromlinien" erschien und ein wahrer Hype das Buch begleitete, habe ich es mir auch gekauft und ging voller Vorfreude ans Lesen.

Zu Anfang begleiten wir Enna durch die Flusslandschaft der Elbe. Schöne Landsschaftsbeschreibungen sorgten dafür , dass Bilder in meinem Kopf entstanden und ich voller Freude weiterlas.

Wir erfahren , dass das Zwillingspaar Enna und Jale, die bei ihrer sehr wortkargen Großmutter aufgewachsen sind, während ihre Mutter auf einer nahe gelegenen Gefängnisinsel ihre lebenslange Haftstrafe absitzt, ein sehr enges Verhältnis haben und kaum andere soziale Kontakte.
Sie fiebern auf den Tag hin , an dem ihre Mutter entlassen werden soll. Als der Tag endlich da ist, verschwinden sowohl Alea, die Mutter, als auch Jale, Ennas Zwillngsschwester. Gleichzeitig geschieht ein Mord in dem Ort, den die Politzei mit Alea in Zusammenhang bringt.

Enna macht sich auf die Suche ihre Schwester und Mutter zu finden und stößt dabei auf ein Familiengeheimnis.

Das Buch ,das Familiengeschichte und Krimi zugleich ist, wird auf zwei Zeitebenen erzählt, die Rückblenden zeigen, um die Zusammenhänge des Familiengeheimnisses zu klären.

Wie gesagt, war ich zu Anfang wirklich begeistert von dem Buch, den Landschaftsbeschreibungen und die geheimnisvollen Atmosphäre, die das Verschwinden von Schwester und Mutter hervorrief.
Doch im weiteren Verlauf der Geschichte zog sich das Geschehen immer mehr in die Länge, wirkte konstruiert und für mich manchmal nicht mehr nachvollziehbar.Warum wurde man für eine linksmotivierte Tat lebenslang eingesperrt und warum wurde nie mit den Kindern über ihre Mutter gesprochen, auch nicht als sie älter waren ?

Die Liebegeschichte, die nebenherläuft, scheint mir eher für jüngere Leser geschaffen, mich konnte sie nicht in den Bann ziehen, ebensowenig konnten mich die einzelnen Figuren so faszinieren, dass ich ihnen so richtig nahe kommen konnte. Der Erzählstil ist flüssig, aber der Inhalt hätte komprimiert werden können, dann wäre ich wahrscheinlich dran geblieben, so habe ich viel quergelesen.

Alles in allem eine Geschichte, die man lesen kann , aber nicht muss und durch die ich mich manchmal wirklich quälen musste. Schade !!
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